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Full text of "Der Brief Pauli an die Römer"

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Btkf ^mU m bie 91^«»«, 



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I^IBRARY. 



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in btt Univerfititös^ud^l^anMung von & $, SB int er. 

18 3 1. 



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2ß,r 



mir Um ^nWt Uv 9t6e( l^iiildnfllfcii Mannt ge« 
worben ift, um ober ben 3^^^ berfelben üc^ ein Urt^eU 
}u 5it^en/ t^er erfennt biefel&e Ieic()t fitr eine 6amm(un9 
von @(()riften/ mld)e benimmt tfi/ ünenfc^cn »erfc^iebener 
dilbnng unb S^lfuno^rrafr/ oerf(6iet>ener ganzer un^B^i' 
ten/ S3ete&rund m ertOeilen^ u5er Die n)icl)ti()|ien SInqe» 
legen^eiten Der SRenfc()f)eir. @ie ert&eitt aber igten Un» 
terricbt ntcbt auf eine n)ijfenr(()aftii4)>f9Üematifd)e SBeife/ 
fo M einzelne 6(()rifren nur Den Slnfdiiaern beflimmt xoa^ 
ren unD von Diefen vollfontmen tonnten oerflanDen n^er« 
Den / anDere Dagegen tl^rem Qanim l^nlgaU nad) Denen oer« 
^dnDIic^ fepn mußten Die ftd) Durd) Dad StuDium Der 
erlern Daju vorbereitet Odtten : vielmehr entUlt icDe eiU' 
seine Derfelben voaß 3eDem auf feinem. 6tanDpunf te forDer» 
Udi werDen (ann. SlflerDina^ jinD einige Diefer 6d)riften 
faf ii(6er aU anDere unD jum iTOeil felDü nad) Der auäDrucf» 
Ud)en Semerfuna igrer S9erfafier megr Dem S3eDurfni$ Der 
9(nfänoer annepa^t/ anDere megr benimmt Den ©euDtern 
unD ©eforDerten tiefere 3(uffd)lu{fe }u ertfjeilen/ meUtes 
feinetilioea^ Darf iiberfe&en loerDen : aDer Dennocli finDet Da^ 
®efaftte audi auf Diefe feine SlnwenDuna* 3a nidit feiten 
if Derfelbe &ai^ Der Den Anfänger mit Den erften (Siemens 




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95ticf ^auli an i>ic fütmct, 



erläutert 



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in ber Umv(rfit<ltö«^u^I)anbIun8 von & $. SOBintcr. 



18 3 1. 



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33 t t < t) e. 



2ö.r 



mit Um 3fnl^ait ^er Sibel l^inldnslicd (efaitnt ge« 
worbett ifi/ um itter ^en Btvedf t)erfel6en fic^ ein Urt^eil 
{tt bilizn, bei* erfennt biefel&e leicht für eine 6anim(ung 
t)on @(i)riften/ n)el(i)e beüimmt ijl/ SRenfc^cn toerfcftiebener 
Silbnnci nnb Saifung^f rafc / oerfc^ieiiener gdntier unto 3^i' 
Un, SJeleJ^rung {tt ert(}etlen>t Ü6cr t)ie n)i(t)ri()|len '^Inqe^ 
legen^eiten ber SRenfcg^eit. 6ie ert&eilt aber igren Un* 
terricbt ntcbt auf eine n^iifenfc()afrlic6 * f^ftematifcOe SBeife/ 
fo M einzelne 6(6rifren nur ben Anfängern beffimmt xoOß 
ren unb t>on biefen t)oIIfommen tonnten oerjlanben mt» 
ben / mUvt bagegen il^rem ganjen ^n^alt nact) benen t)er« 
Üdnblic^ fepn mußten bie (idi burct) ba^ 6tubinm ber 
erfiern baju t^orbereitct Odtten : bielmegr entgdit jcbe ein« 
{eine berfelben wai 3ebem auf feinem. 6tanbpunrte forber» 
lic6 werben fann. SiOerbina^ ftnb einige biefer 6cbriften 
faf lieber a(ö anbere unb {um !ll)ei( fel6$ nad) ber au^brucf» 
liegen Semerfung igrer Sßerfafier megr bem S9eburfni§ ber 
9infdnger angepaßt/ anbere mel^r beflimmt ben ®eubtern 
unb ®ef6rberten tiefere Sluffcbliiffe ju ertgeiieu/ mUi)Z9 
(einecliüegä barf uberfegen werben: aber bennocg finbet ba^ 
®efagte auify auf biefe feine SInwenbung. 3a nid^t feiten 
1^ berfelbe &o$ ber ben Sinfdnger mit ben erften Siemens 



IV 

ttn bet SBa^r^eit (cfannt machen foD iugleidb 6efiimmt Um 
®eu6tent SKittet ju tieferer @rfa|fuiifl berfel6en {u mtltn. 
9(11(6 ifi ei$ bie Srfa^rung jlebe^ fiefonnenen imb wafitMt* 
fud)enben6d)riftforf(6er^/ baf fortgefe^teö/ mit Slnwenbung 
be^ ©efimbenen auf ba^ £eben vcrbunbene^ 6tubittm Ut 
(Sd^rift in aSen igren !l()eilen aDmaglig igm früher nid)t 
93erifanbenc(; erfAIoffen / »ereinjelt i^m ^ajle^enbe« im 
3ufammenr)an(ie getetgt/ ba^ feine (Sin|i(()t jtufenweife ge* 
Wonnen Uit an Umfang / liefe nnb Sinßeit 

6^ (ann bemnac^ feinem 2^^^M auSgefe^t fevtt/ ba$ 
jene (Schriften t)erfd)iebener ^rflarnng^weifen beburfen je 
müi bem seijiigen @tanbpunfte unb Sebürfniß ber Sefer/ 
unb ba§ bie ^ovberuna einer aOgemcfn oerftilnbii^en / aK' 
gemein gültigen nnb für aOe 3Hten unb ^nbit^ibuen gentu 
genben 9Iu6(egung ttwai Unm6gli(6ed in fic^ begreife. Sßir 
9iOe foifen von unfern oerfcl)iebenen ®tanbpunften ani ad* 
ma^lig binnngebilbet werben jn ber mdnnlictien Steife unb jur 
SScOid^rigfeit ber SJoOenbnng in Sgriffu^; (Sp&ef. ^/ iäj 
ben @rn)ad)fenen aber gebührt flarfe (Speife/ fo wie snilcfi» 
ben Äinberm ($e6r* 6, i^K 14; i Äor. 3, 2.) Son einer 
b6cb|len/ feinet Bn^^^N me^r fabigen (Srfenntni^ unb 
$(neignung be$ Sbriffentbumä aber fann / nacb ber 9latur 
beffelben/ niebt bie^SRebc fepu/ weil fein 3W ein unenb* 
lid)e^ ift/ wa^ alfo 9liemanb/ fo (ange er S)2enf<6 ift/ 
crrcicben fann, wobei aöer^eber/ je naber er ibm fommt/ 
um fo mebr gewinnt an Smpfanglicbfeit unb 9lufa|fung$« 
Permogen für baflfelbe. 

!Da^ Sbriffentbum ndmfi(b funbigt Heb nid)t an alß 
eine 6ammlung pon ^enntnijfcn bie man in fidb aufnebmen 
unb perarbeiten/ nod) al0 eine SSSiifenfcbaft / burcb bereit 
6tubium ber SRenfcb feine wabre 93ef{immung erreicben 
t&nne unb foUe: e^ IfeOt Pielmebr ji^b bar a\S eine geijlige 
^raft / beilimmt ben ganzen SRenfd^en in feinem innerileti 



SBefftt m iut^Mnm unh tim)ttwa«belit / W atfp xotUt 
tann fiiei<6fam von einer ^alfte De^ metif(6U<6en ®iiil(i 
wUUn^Q aufgefaßt unb tvtannt werben/ fonbern beifen 
SBirfUcfiifeit nnb SBefeii bann erji erfaßt niib flewurbigt 
werben tann, wenn ed in bent SDIenfcben feI8fl 4um Seben/ 
tttr i^raftanlerung gebieten ift; notf) beffen ^irfung in 
irgenb einem ^titpuntu M menf(6Ud}en Seben^ fann opU« 
enbet werben/ weil fein 3wetf i|i/ ben SRenfcben iur ®otN 
aNU<bfeit ^inanjubilben* d^ti^nS bergei^t ba^ ^nnewer^ 
ben ber @6tt(i(b(eit feiner Segre nidit bent/ ber biefel0e 
äuferli(^ betrachtet nnb in S^erftanbe^begrife auffofet/ 
fonbern bent/ ber bie Sluijübung berfelbeti jnr SIngelegenbeit 
feinet innern ßebentf macbt. — * 9lid)t nnpafenb fann 
barnm in üerfri^iebenen Weiterungen Hi Sbrilientbum ber 
^unfi t>ergli((>en werben. @o wie ndm(i(b 9liemanb bnr<b 
blo^e S5etrad)tnng nnb !l&eorie f!cb inm ^oOenbeten ^ünH« 
1er beranMIbcn nnb von bent innern SSefen ber Snn^ 
fcgopferifd) erfüDt werben tann, fonbern ber aOein ium 
wlrClicben unb au^üben^en ^ünjller wirb/ ber bie erlangte/ 
wäre e^ anfangt au<b nur auf ba^ SBort bed S^eiflerjg 
angenommene/ Siegel anwenbet unb baburd) {ur (Srfaifung 
unb 31 ueübung ber bobern SRegel ftd) vorbereitet / eben fo 
gef<biebt e^ im (^btiflentbume. Unb fo wie iur (Erlangung 
unb 3(uöiibung ber ^unfi an(b 9laturan(age / @enie er^ 
forberlicb ifi / obne wel<be^ aUe erlernten 9tege(n obne 
Slu^en bleiben/ eben fo verbalt e^ fi(t) aucb bier. 2)ied 
wtberfpri(bt (eine^wege^ ber Sittgemeinbeit unb Sffiwtrffam' 
feit W ebrifientbum« bie ibm iufommen mu$ wenn eä/ 
wie eö von fi(b au^fagt / eine gbttlicbe Seranffaltung ium 
^eil aOer SRenfcben fevn foO. S>enn e£ bebauptet/ ba^i 
biefe SInlage ft(b in aOen SDlenfcben befinbe/ aber gewedft 
werben mn^t, unb eä jeigt ^Un baburd) fid} aU aKgemeiU/ 
^$ aucb biefe Sßetfung von ibm ausgebt« SP bem aber 



VI 

ülfo/ fo fle^t cNtt boraud auäi ^rvor wie b€r|inii|e/ hi wefcbem 
tiefe Einlage no(6 f(6f nmmert / au(fi bei fottji fc^ott anici^t* 
hüMm Serifanbe bennoc^ ba^ d^vifttntftnm tiiAt tu er« 
fidifett unb }u beuttOeilen verm6(|e / xoit ba}tt fAarfer Ser^ 
jlanb ttnb ©ele^rfamfeit niAt ^iiirei(den( fepn rönne: eben 
fo wie ein mit liefen an^gerüfleter SRenfA auäi (n fünft» 
ferifcben J^ert^orbrin^nnsen unb {ur Sßdrbigunci ber j^unf 
loöDig ttnf&^i<} fe^n fann. — Sßer nun <iuf einer fo(<6en 
6tnfe im (S^riftentlnm fi<f> wirf li<6 befinbet / baf er t>on 
ber SSal&r^eit feiner SinfafTang / feiner 9ludIeAttna ber bM^ 
iifytn ®d)riften / fic() uberieugt galten barf / ber wirb aUert^ 
bingä baburd) ni^t fl<^ irren ober gar jur ä^ertaufcbung 
feiner ^ö^ern 3lnffaffung gegen eine niebere ü<^ bewegen 
laifen / ba§ 9(nbere / nnb feoen fie noib fo febr mit ®elebr» 
famfeit nnb ScNrfflnn begabt/ a» ber feinigen ficlf ni(bc 
erbeben tonntn, fo wenig al^ ein in bie ^nnji Singeweibe» 
ter bie SSabrbeit ber j(nnfl bejweifeln wirb/ weil e6 SJlem 
fcben giebt bie feinen 6inn für fie bttben ; ober fo wenig 
aU bie Sfnnger Sbrifii; nacbbem ibr Steifter ibnen ben 
tiefen (Sinn eineö im SoKe oorgetragnen ®(eid)niife^ 
erfcblojfen batte/ bie Sßabrbeit feiner Deutung barnm beswei» 
fein fonnten/ weil bie SJIenge/ aucb bie 6(briftg€kbrten 
nnb 9b(>rif&er / ed ni<|t eben fo auftufaflen ober bie 3Babr« 
beit mi eigner ^raft sti ftnben oermod)ten. 2Beil ober 
tbeil^ bie @rfabrnng lebrt/ U$ audi btejenigen/ welcbe ftd) 
einer wabren nnb grünbli^en (Srfenntni0 be^ Sbriüen« 
t^nmi ti^mtn, bocb unter einanber in nicbt ttmMfenttid)en 
6tncfen abweicbeu/ roai alfo aud) bei foli^en bie 9R6gItd^* 
feit M 3frrtbum« oorani^fe^t; anberntbeit^ ba^ Sbrifiem 
tbitm felbft mi m immer tieferer 9(ufafung aufforbert/ 
fo bleibt e^ eine b6d)fl wicbtige $rage: welcben 3Beg wir 
ein}ufd)lagen baben um ju biefer ju gelangen / unb wie 
wir mi nberieugen f onn^n / ba^ ba^jienige wa^ wir felbfi 



vn 



Hf&t Hatten / ober mi wu 9l»Utn M fohge uui Hu 
seSoten wirb/ nid^t auf Xäufcdttitd berulge/ fonbertt ber 
SBaSrl&ett/ fo weit wir fie un^ aniueianett »erm&fleit/ dettidf 
fe9 ? 60 wie eii tidmlicb auc^ eine SBt{fenf(()aft ber Mni 
siebt bie (elbff ben (Eingeweihten forbern/ t^n M (Erlang» 
ten gewiffer mad^en nnb »er Sl&weqen bewahren fann , fo 
Id^t eä ^<6 erwarten/ ba0 wir au<f> auf bem retigiofen 
®ebiete bnr^ (Srfabrnnd nnb SRacbbenfen nn^ ümi a^n» 
liegen @ewinneä werben {u erfreuen baben. 

(Sine Unierfnd^ung iiber biefen wiibtigen ©egenjlanb 
wirb Jbier um fo mebr an ibrer 6teIIe feort/ ba bie <5cbrift 
U6 %ppM^ $auiuä felbü/ beren @rlduteruna xoit btabddi* 
tigeu/ S^egrunbuns einer tiefern Slnficbt beö (Sbriffentbumd 
2um 3^^^^ d^t/ eben biefelbe aber fett lonse auf fo oer» 
fd)iebene nnb tum ilbeil ficb wiberfpreibenbe 9irten gebeut 
tet worben iji / ba0 baö wa^ jur (£iniguna bienen foOte 
bie bebeutenbiien 6paUungen oerantaft bat; ba§ S3ie(e 
nidbt nur be^ unfd)d^baren ©ewiniiel oerlu^ig gingen ben 
jte barau^ bdttcn Rieben (önnen/ fonbern üatt bejfen in 
grobe/ bem @eiüe beä Sbriilentbumä ooOig wiberfirettenbe 
3frrtbumer verleitet würben / unb Hi 3i»bere/ um dbn« 
lieben 3^rrwegen )u entgeben / eei geratben bielten einen 
Zl)M M {oillicben 3nbaltä biefer 6cbi'ift ganj jtnbenu^t 
|u laffen. — 3nbem wir in bem ^olgenben unfere Sin* 
M)ttn über Slu^legung ber biblifdKU 6d[)riften überbaupt 
in ber ^iirie bariegen / werben wir tngleicb am bejien e^ 
beutlicb macben (onneu/ für welcbe ^laife von Sefern un« 
fere ürbeit iundcbü benimmt id« 

3ebe 9RittbeiIung be« @ebanfens an SDlenfcben bnrcb 
tai «Organ ber SKebe / oon wem fie aucb anögeben mag/ 
bebarf notbwenbig ber (Eintleibutig; baä ©ddtge/ ber ®u 
baute / muf wn Um SKebenben gletcbfaut oerllirpert uob 



«Ott Um $6retibett wteber eittf 6r))ert werben ttttt {tt feittem 
®ei$e stt fielandfn. Sßer wirftid) i^h^tni tnitjut^eUctt 
^at / tittt^ fiib ^eraMaffen {u bem Gtanbpunf te Ui 93er' 
tte^ntettben ; er barf biefettt {ttnd<^|f nur qebtn wai er im 
6t<inbe if{ ben in i^m f(t)on t)or6anbenen Segrifen unb 
3fbeen anjnrei^en; unb bie Sinfieibung/ ben Xhvptt feiner 
9lebe wirb er ani ben ©egenffdnben unb SSorfieOungen 
Igernel^tnen bie betn ^orenben gewM^nliA finb/ bie 2>ar» 
feOung iDirbSeit' unb Crt gemaf/ national feon mujfen; 
S)er Sefer ober Siu^leger einer in früherer 3^it \>erfa0ten 
6(6rift wirb alfo notgwenbia bie 69ra(^e / S3i(ber / S^e^ 
fitife jener 3^(t (ennen müifen um ben 6inn berfetfien 
auftufaffen/ unb fo if{ bie firammatifd^e unb l^iforifc^e 
SRucfff^t bie unerläßliche erfle ^ebingung jeber richtigen 
«uÄIeguna* — 

9lber biefe lOerticf fid&tiaung ber Sprache/ ber 3eit unb ber 
SBer^altniife beö 6c6reibenben {u benen für weiche er {unad)^ 
iäivkb, iil nid)t ba^ SBefentticge/ fonbern nur 93or5ereituna. 
9Bir verfemen un^ baburc^ / fo oief e^ tgunlicg i|i / }nru(f 
in bie Umf{dnbe berer an n)el((}e bie dlebe unmittelbar ge* 
richtet toar^ unb baifelbe wai jenen ju t^un iibris blieb 
um ben ®eijf ber 9lebe fic^ anjueignen / baä bleibt audb 
uni übrig nadgbem jene gelebrte ^Sorarbeit ooOenbet ifi» 
3a fie fann nicgt einmal wUtnttt werben ogne bie geifrige 
9iufafiitng unb gebt mit biefer |)anb in ^ani. ^tnn wenn 
Wir burd) ba^ Sefen ber 6(6riften irgenb timi S)enfer^ 
un^ mit feinen 9(n|iä)ten/ mit feinem 69fiem befannt ma* 
ifytn wollen/ fo tonnen wir nid)t anberö aU ani bem 6in» 
seinen unl aOmdblig ein ®anitB bttUn, xoai bann/ je 
richtiger ti aufgefaßt if um fo fieserer un^ wieber Hi 
einzelne nnb bie 9ebeutung ber gebrauchten ^lu^brucfe auf« 
fcbließen wirb« — Sermdcgten wir aber auc| und gani 
surucf iu »erfe^en in ben 6tanbpunft berer für weldfe eine 



BiBtifd&e 6(l&riflt wmM Mtfaft mtUn , fo wvivU i^t 
eintrucf bcnnod^ je^t/ eben fo wie lamcAi, auf bie Sin» 
seinen »erfc^ieben fe^n. 60 wie tHi^ am ^üngitfeff äJer« 
lünbi^te auf Die ^6rent>en ben aOer^erfcbiebenlten Sinbrucf 
ma<!^te/ obgleich woK bie S^eiffen r>on i^nen ben w&rtU(()en 
(Sinn be^ ®erebeten auf gleiche SBeife »erüanben / fo wie* 
berSoIt ji(& unter mi nod) tagticti biefetb^ (Srfd)einung auc6 
unter folc^en benen gleiche 3Ritte( }um dufern ^erfldnbnife 
}tt ®ebote (feiern ^er ®runb bauon (ann ofenbar (ein 
anberer feQn aU ber i>erf(()iebene innere 2^^an\> ber Ser« 
nelgmenbeu/ benn wdre biefer bei aDen gleidli^ fo mti§te ti 
ttotgwenbig au^ bie SBitfung feon. $ier tritt un^ nun 
bie wichtige ^rage entgegen : ^(1 e^ bie tDenffraft be^ 
!DIenfd)en allein bie ba^ aH 666ere SBa^rgeit (Dargebotene 
annimmt ober perwirft/ ober iji no(6 eine anbere aufne^' 
menbe unb prufenbe ^raft im SDlenfc^en vorganben ? m\> 
weld^e^ iii bie ric()tige 3(nwenbnng berfelben bei biefen Un« 
terfuc^nngen ? 

tDa^ §l^riftent(}um/ wie wir fcgon angebeutet ^abeu/ fe^t 
npäi eine anbere aneignenbe ^raft tm 3)lenf(&en borau^/ 
itnn H beweifet ni^t ani ben @efc(en be« ^enfenä ba^ 
!Dafe9n ©otte^ unb einer geizigen 2BeIt/ fonbern f^vidfit 
biefe SBal^r^eiten aU für fi4) fefiffebenb anif reb»t von ^6^ 
9erem al6^ allem !Denfen fo wie wn einem unmittelbaren 
Seugnii be^ @eiM ; aber eö nimmt aud^ bie ^enf fraft be^ 
aUenfcben in ^nfprud)/ }. S« wenn $auluö aufforbert 
Me« }u prüfen unb baö ®)tte ju bebten/ ober wenn 
$etru^ wiK/ baf jleber bereit fe^n fofl 9{e(benfcbaft iu 
qtbtn wn ittn @runbc feiner ^of nung / waö obne SInwen« 
bung Ui !Denfen^ nicbt moglid) iji. SBenn affo wn dinls 
gen behauptet wirb/ bie Vernunft babeÜberaO feine Stimme 
in Sfngelegenbeiten be« @(auben^ ober ber 66r)ern Ueber* 
' ieugang/ fo mu9 biefe Oebauptung/ wenn jie anberä uberaO 



Ut S5erii(rf{(&t{dtttt9 wert6 feon foOy etwa^ Mhmi fa* 
gen lODOeii/ aH H$ W 2)enf$efe9e bei ber Sltt^Ieguns 
ber 93i(e( unb Der dteligion ufterl^aupt gar nic^t foOen in 
Sintvenbung ge&radit werben. S>enn biefeä würbe ber 
S3i6c( fel(^ nnb auib ber menf<$(ic6en Slahtr wiberf^re« 
^ett/ bie bad !Denfen fid) nidit unterfagen noc6 ttwai 
ben ^enfgefe^en SBtberfprec^enbeö al^ SBa^rgeit annehmen 
fann* 2)er 3rrt6um'fc6eint mir unf ejiDeifett barin {u 
iieflen / baf man bie Stefnltate M rein.en ^enf end t)erweī 
feit mit ber SIntoenbung ber 2)en(gefe^e auf gegebene ©e^ 
fienflanbe* Sine genauere Cinterfucbung wirb un^ jeigen/ 
ba$ wir burc^ Betrachtung be^ reinen Denfen^ nnb feiner 
SRefuttate / fo wie M xoivllidim 9Renfc|)en wie bie @rfa9' 
rung i^n unä jeigt/ bie üon bem @6rijlent6um loorau^ge' 
fe^re SBa^rl^eit Defldtigt ftnben/ ba^ nod> auf er ber @ewi0« 
(eit bie wir burd) Hi teufen erlangen etwa^ bem S!)len« 
fcben unmittelbar ©ewiffeä/ nodi eine anbere ClueKe ber 
Srfenntnif/ t)or6anben iji/ unb bieä wirb un^ ©etegengeit 
geben ju erfenneu/ mlditi bie rid)tige 3(nwenbung bed 
2)enfenä fep auf bem ©ebiete ber ^o&ern SBalirl^eiten. 

!Die ©efe^e be^ !Denfenä finb aOgemein / finb @igen« 
t^um ber 9)lenf(l)r)eit/ |a @igentbum ber gefammten gei«. 
iligen 2BeIt. ^(1 glei(6 Ui S3ermögen il^rer SInwenbung 
bei ben einzelnen 9)len|iten t)erfd)ieben / fo finb fte felbfl 
bocg nur ^in^/ unb rid)tig angewanbt auf benfelben ®e^ 
genjianb/ auf biefelben ^rdmiifen/ fonnen üe barum nur 
gleichartige 9lefuttate liefern. SBenn alfo baö reine SDenfen jtcg 
bie Slufgabe fegt/ wn aHm abflrabirenb wa^ eö nic6t in 
jtdb felbfi jinbet/ bie SBelt gleid)fam pernic^tenb/ fie ani 
feinen eignen IStementen aOein wieber aufüubaueu/ uub bie 
t)erfc6iebenen 3)enler bie btefe 3iufgabe ju i6fen mttxna^» 
mm, bei rid)tiger 9(nwenbung ber S)enrgefe9e/ nid^t iu 
gleichem 9tefuUat gelangten/ fo fann entweber biefe 



XI 

/ 

S3evf:^(i>«n6eUi »uv tkt ft^inSare im Ut in b<t m* 

fo Iia§ «dt 09#«n iwar ^ortaHbung ttnb ^rtveiternitg b<ä 
aiilxtit fe9it tanu/ ii^r t«<d& Sbeneität t)e^ dettKinfam Slulde' 
arittdtctt ^ütt findet/ mM%lti^ W Stdcdtveifung Hefer Stien» 
tUht bur^ @itB0itttticneit {wie iR Ut fSHat^twatit) eine ^6(6(1 
i^nMerige Knfgafe fe9> nwrbe ; ober a Der bie gefundenen 
9}<fiiirate ^nb wicffi^ 9ecf<|ieDen mit einander wiberfpr«« 
äiwi, nnb bann fann of eitDai* bev ®rttnb ber SJerfcdiebenOeit 
nur baria liegen/ baf bie verfdEiicbenen 9(](iome von benen vhm 
Aii^()«g(i«8en i# itm ^eil aul einem onbern ®e&iet entlehnt 
warben ol^ bem be^ reinen S)enfenä , alfo bie Unterfml^n> 
den/ aSe ober b0(& nur mit 9(uäna§me eine« @injt|ien/ De* 
wtift ober HttbeWtt^t i^rem oDerjten @runbfa^e ni^t g^ 
treu geDIieBen finb. 3m jweiten ^oRe m&iu, U ofenbar 
mir eilt $99(m Hi M reinen SDenfen^ fe^n fann / auHt» 
mitUU ober nadlfiewiefen werben mldai biefeä ^9 / tmb cm 
biefem/ nnb ebenfo im erffereti SaDe ber Sf^^otitat oder/ 
mtifte ber ®el&a(t be« ©efnnbenen depräfl unb m^is^ w*^* 
ben / ba^ e^ 49irni(6 aBe SBa§r§eiten entölte bie bem 9)ten< 
fidlen irgeubwie gewif finb / iinb nur wenn bie^ aewiefen 
w4re thuntt 6c9dtt9tet werben / \>a$ aOe menfc^Ii^ SBa^r» 
leit im (Denfen wiirile. 

S}ie £6f«ni biefer fdgwierigen ^fufgabe lige bemienigen 
06/ ber feinem €Q^em be^ reinen S)enfen^bie ^aein^errfi^afic 
(i(()ern woOte. Sßir fdnnen natiirUcd mi auf foI(§e Unter« 
ju^unsen l^ier ni<6t einlaffen; glutHic^erweife aber bie« 
tet fi^ utt^ ein einfa<derer SBeg bar um m ©ewi^^eit 
n5ev baljenige (u detangen worauf e^ l^ier nni anfommt» 
!Da wir e^ namlid^ nur mit Sefern in t^un ybtn, in 
tKM% ba$ S3ewu^tfein wn ®ott wie bie 6<6rift 35n unl 
rennen k^vt, ali beUfdbjtanbigen/ felbjtbewuften Urgrun« 
Ui Ui %a, beffen SSefen Siebe iji/ lebenbig geworben ift, 
unb bie jebel 69jiem wa^ ni<^t tu biefem @ott ainfulrt tu 



XII 

»erwerfett iti(I)t umßiii f6nnen/ fo Ihmtn tvir W vorritt 
(lufgeffeate ^tm : od Die ^Denffraft im SDtenfc^en aSein 
baö a(^ folgere SBa&r^eit ^argeaetene annehme obet ver* 
werfe? iit tiefe t^emanbeln : o( jlenel Setvuftfein von 
®ott un< tnrd^ (ie ^enffraft aOein gewor^n fep itn( in iQv 
wursle/ ober in no(ff etioad Hinterem? 

9Biv 9a(en vorl^in gefagt/ taf t)ie ©efe^e Ded ^enfen^ 
allgemeine^ Sigent^um t>ec snenf^^eit nnb nBer^aupt Uv 
geizigen SSelt jint>. !D{ed flnb |ie unleugaar / a&er lai kH» 
tere nid^t in Um 6inne al^ 06 in rein geizigen Sefen/ 
efien fo wie M Mi, S3egriif/ Urtlgeil/ 0<&(u§/ ot>er Ur« 
fa^e , Strf ung n. f. W. getrennt waren unt> ftd^ {eitlic^ f»(* 
gen müften. SBir UIH/ im ®egentN(/ machen fc^on 
Erfahrungen Die un^ seigen/ baf / je geifiiger wir werben 
nm fo me^r au(^ bei und blefe S^itfolge f(^winbet unb bal 
2)enfen unb ^^anbeln unmittelbarer wirb. Ser i. ^. einen 
wijfenfc^aftlic^en ©egenffanb oollfommen burc^fiauet/ bet 
Wirb ni(^t burc^ mugfamed ^ombiniren/ fonbern mit einet 
gewiifen Unmittelbarfeit }u bem 9lefultat gelangen waö ein 
minber ©eübter erji bur^ langet Slat^finnen l^eraudbringt 
Sn wem bie Siegel bed fUtditm in gegebenen fallen leben« 
big geworben if{/ ber wirb unmittelbar ia$ Unre^te ber« 
werfen / obne auf bem SSege bei 9la^benCenl unb ber Un« 
terfu^ung ft(& überzeugen m mülfen/ baf ti unrecht fep. 
3)iefe Knnd^erung }ttr Unmittelbarfeit / wotn wir auf Uv 
6tofe ber SRenfc^geit auf mannid^fac^e Seife ^inangebilbet 
werben/ mac^tbur^ SInalogie und anfc^auli^er^ wovon wir 
vermöge unfrer rein^en äl^orffellungen bon ®ott o^ne^in 
f<^on gewif fnb/ baf bei ®ott n{(^t S3etrad&ten/ Ueber* 
legen/ (Sntfcblief en / Sfudfugren auf menf(^li(6e Seife M 
folgen / fonbern (Sind fep. Bir I6nnen aber in tiefe nn* 
getrennte Einheit in ©ott und and nnferm menf(j&Ii(9en / 
getrennten/ Su^anbK ni^t verfemen/ fonbern müften edganj 



XIII 

auffielen ii5er ^n in UnUn tvenit wir mi hitft Trennung 
in @e(atifen ni(6t tvlaubm woKUin SBenn wir abn HM 
nie verseifen biirfen , H$ biefe S^^I^S^nd feinet SSSefen^ in 
Si^enfd^aften nur 9tot6&e6elf unfrer menf(fi(id^en Sd^wac^e 
iü/ fo ifl 1)0(6 au(6 genoiir nic^t nur ba^ wir @ott feine 
Sigenfc^aften beiteaen thnmn, wovon wir ni4)tein 3(nalo^ 
QOtt in nni feibfi ünben/ foni^ern auä)f hai wir bieM 
Slnalogon irgend eineä ®uten ni4it in unä fmitn thnnttn 
wenn ti nicbt in feiner 2Befen6eit in ®ott wäre. SBir tk« 
nen Da^er and) ^ar nicbt um^in ®ott in flewiifem (Sinne 
ein 2>en(en beijuiegeu/ xoaS wir^etwa Hvdi Slflwijfenl^eit 
unV 9UlwcJ^()eit bejeic^nen/ unb Vie @ef^(te beö (Denfen^ 
von ^btn a6iu(eiren. Unb wenn wir t6 verfucbten miß 
einen nid^t benf enben ®ott vor jujfellen / fo würbe (Sr auf' 
Igoren @ott ju fevn / @r würbe mm blinben Saturn wer» 
ben. 316er bat? bleibt ein wefentlicl)er Unter fc^ieb iwifcben 
bcm (i6ttli(()en S)en(en unb bem menf(l}Iic6en/ iafi Hi ^m 
ttn ®otM unmittelbar l^ervorgel^t ani feinem ganjen SBe» 
fen unb nie getrennt bavon gebac^t werben barf: 6ein 
Sefen ober ifl Siebe / atfo ifi 6ein !Denfen andi ewid nn* 
{ertrennbar von ber Siebe; W menfcglidte S)en(en binsegen 
fann Uiitbtn aucb ol^ne Siebe. Sßir fennen ni(bt aOein 
ein 2)enCen obne Siebe/ fonbern xoai wir eigentlicb fonbernb 
S>enfen nennen l^at nicbt^ in ftcb von ber Siebe. Unfer 
2>enfen alfo iü ein ani ber Sinbeit gefaUene^/ aber benno<6 
and ®i>tt ; unb bamit e^ bem göttlichen agniicb werbe mn^ 
e^ notbwenbig wieber jicb vereinigen mit ber Siebe / wo}n 
wir eine Sinnagerung in jebem unmittelbaren / ber Ueber* 
iegung nicbt me^r bebürftigen 93erwerfen M Unrecbten 
Ünben. 

^ieburcb nnn ift unfere obige ^rage voOfommen 
beantwortet. SBBie wäre ti möglich / U9 wir burc^ ba^ 
einfeitigc/ ifoHrte S^erm&gen be«!Dett(en^/ was bie Siebe 



mt in 1{« mUt^t, &m, b. ff.Mt ikU itlHf erfaffen 
foOten? \>a überall ttui; hai @Iek^rtige fi<6 oerffegett/ an> 
lUQeii/ erfaffe«/ . ^r^^brinsen fonit; 3( voOfornmener un« 
ier S)enfen ein rein menf<6li<6e^ / 1>. 9. je gefc^ifdener e^ 
900 (er aitit ift, um fo weniger wirb ti im &ant>t fepn 
bie Elemente M ®htai(bta, aifo ter do^ern Wa^v^it, 
aai f i (^ f e 1 b ft 1^ e r } u n e 6 m e n. Unfer @otteä6ewttf t« 
feon alfo wurjelt nic^t im Renten/ fcnbern in einer anbern 
Xtaft unfern ®tifM, in ber £iebe. SDarnm im ^o^annti, 
„bie igiebe iü au^ ©Ott / unb wer liebt iü mi ®ott g^ 
boren unb (ennt ®ott. SBer nicbt Itebt ber fennt 
@ott ni<bt, benn ©Ott iH bie Siebe." (i^o«. 
^/ 7. 8.) :Darum erflart ^aulu^ bie Siebe, (m H^ 
ütniQ rein ®6ttH(be) für ^ einiis S^letbenbe/ Swise/ 
Hi nimmer aufhören fann wenn aM $(nbere anfrört/ 
( 1 j^or. 13.) wenn oOeä SEBiifen unb cMt iSenntnif aufbort/ 
b. ^. auf66rt etwa^ 3ffo(icte«/ für idi 8e(^ebenbe($ su fevm 
Unfer S)en(en felbü nnb äffe feine ^robucte muffen in ber 
SJoUenbund innis M oerf(bmeI)eo »nb ^in^ werben mit ber 
Siebe. 

{>ierna(|| nun {dnnen wir nid)t langer üni barnber 
wunbers/ ba§ bie 9emubungen berer W bttr<b reinem 
S)enfen ior SBabrbeit felb^ in gelangen futfiten ni^t Un 
gewünfcbten Erfolg gebabt bnben; wir feben oielmebr beut* 
li(b/ ^a^/ U treuer üe fi(b felbjt blieben/ b.b.je weniger 
üe 9(nbere^ al^ wa^ in bem reinen teufen ftlH liegt in 
ibre eofteme aufnabmen/ üe um fo weniger ü(b ber abfo* 
toten SBabrbeit näbern fonnten. SRocbte bie SveeulatioR 
bie ibrer 9etra(btung baliegenbe Sielt all wirfiicb ober 
al^ 6^ein unb ildufcbung anfebeo; mocbte fie in ibrer 
9(b#ra<tion bei bem inbioibueflen !Den(enben lieben bleiben 
ober aUe inbioibueU S>enfenbett in einen abfolut ^enfenben 
vereinigen; ober miKbteüe itlift, t>on bem SDenfenben unb 



Um 0e(a(6ten ühflra^itttA -, jtim reinen 2)enfen fel6{f }ii 
gelangen fireften unt) \n Mefem >en wahren ®runb ober 
bo(d ben wahren Svpn^ Iti &tni anffn^en: immer 
fonnte fle nnr einen triigerifcfien 6^atren Der Sßa9r6eit 
er^afclen ffatt ju i^r feißjl au anlangen / fo lange i^r ein« 
tige^ Clement Mi S)enren blieb/ in welchem Weber bie 
f(fiipferif(be ;$raft nod) bie Siebe entbftUen iff. 3fa biefe 
Gvecttiation fdnnte bocO lutmftgli^ }u ber Sorjleaunii Iti 
reinen 3>enren^ gelangt fe^n/ wenn ni<6t bem (Denfenben 
ein ©egenjlanb beä JDenfeti^ gegeben mxz, bie 2BeU; fo 
wenig al^ bie 3)or|ieanng be^ 6e^enä entHanben feon tonnte 
obne 6ebenben unb ®efe^ene#« SBa^ aber bürgt bafur / bai 
bie bem iDenfenben jtir Serracbtung oorliegenbe SSelt/ unb 
wenn er jie ancb mt benu^ um Mi biefer bie formen be^ 
fpeculitrii^en 3>en(en^ ju entnehmen unb baran^ bie wabreu/ 
gottfi<()en ©efe^e be^ &txflxi, \mi bürgt bafür ba^ bie vor» 
banbene SBeit bie 6cb6))fnng ©otte« in i|rer Urfprnnglicb« 
feit ober 93o8enbung ijl / t>on ber aSein bocb bie wabren 
g&tt(i(6en ©efe^e }u entnebmen finb? — SBSenn/ na<6 
Izn 9inbentungen ber belügen 6(brifr/ bie urforungticbe 
6(b69fttng ®otted burcb ^iA barin en t ff an bene S^ife/ 
atfo bem wahren ®ott (Sntgegengefebte / (beffen (Sntüeben 
in einer von bem aOein ®uten erfcbafenen SSelt aOcr 
menf:bH<ben ^orfcbnng nocb ein SKät^fel geblieben ifi) eine 
wefentUcbe Seränberung erlitten \iat, unb bie 9ße(t/ fo 
wie fie jlebt unferer Setracbtnng of en liegt / bon ®ott fb 
georbnet iji/ ba§ bur^ unb nacb l^inwegftbaf ung bei 
^rembartigen / be« Oftfeu/ bie wat^ren gottlicben ®efebe 
Heb in ibr erff rein au JfpreAen foOen / wie fann bann bie 
6pecttiation mi ber SS^eÜ wie fie Hebt ijt jene wabren ®u 
febe erfennen? Ober vermag fie ju beweisen / baf bem 
tti<9t fo fep? Cber vermißt ber 6peeulirenbe ficb gar, mA 
biefer entarteten Sßelt/ ber er felb^ ange^irt/ aiil tigner 



XVI 

Dunft ber ®ot(§eit felb^? oDtt aui it(^ fel&^ bcn waS* 
ven SStfiriff bet ®ott(eit {u (ntne^men? Se^t nic^t 
baä vorauf/ M er mdi Hebe dl(<<6 ®ott? nnb t^d« 
er baö / wie (ante er baiti ein Z^ül biefer Mi ber Siebe 
fiefaUenen SBelt {u fepn? 

^ann mtn ba^ reine 2>enten/ wie wir gefeben ftahta, 
ni<bt )ur SBabr^eit gelouden weil ibnt in feiner einfeitigen 
9{i(btnnd iai wi(|tiAJ{e (SIement ber Sßabr^eit gebricht/ 
fo folgt/ hai mih feine Stefuitate nidDt sunt ^robeffein 
US a\i göttlidie SSa^rbeit 2)argebotenen fönnen angewen« 
bet werben. SSenn aber baä ^mttn, feiner $lufga6e 
gewaf/ f!(b immer rein erbaUen bitte wn ädern was ti 
niebt in jitb felber finbet/ fo würbe e^ biefen negativen 
Stufen für bie SSabrbeit baben / bai feine bon allem ®6tt« 
liiben leeren SRefnltate ben !Denfenben felb^ uberjengten/ 
H$ iaS in i^m tum geben gelangte @dttli(be unb feinem 
@eiile nnum^i^licb ©ewijfe/ weil tS nidbt aüi bem !Den« 
^ f en felb^ berborgegangeu/ eine anbere CtueHe baben rnüife/ 
Wel(ber nacbiuforfcben ibm mebr al^ alled 9inbere obliege, 
^ie berrii(be i^raft be^ ^enfeni würbe bann, nacbbem 
üe auf biefer 6eite aüti geleitet wa^ von ibr tu er« 
warten war/ fi<b ba^in wenben wo ibr no(b ein fo gro* 
^tS ^elb Ofen iff. 3n ber Hbat/ fo naturli<b unb notb* 
wenbig e^ bem menfcblicben @ei0e war/ feine i^rdfte au^ 
in biefer 9ti(btung tu berfuAeU/ io twingt ibn bo(b ni(6tl 
in berfelben t» berbarren. ^enn fo lange ni(bt ber 
SRenfcb bur^ einfeitige 9li<btttng feine^ @eiM gleicbfam 
(inen 2:beit feiner felbf aufgegeben bat/ i# er bur<bauä 
ni<bt t» ^<>^ 93orau^fe9ung gen&tOigt/ bai bie ^h(f)fit 
Sßabrbeit anS ben ©efeben M 3)enfen6 felb^ ober nur 
vermittelt berfelben müije gefnnben werben Ihnnm, unb 
bai %fM all unwabr t« verwerfen fe9 mi ni<ibt onö 



XVII 

I 

tiefer ßiitwldfjunä fofge* 9Jlelme5r /ordert jeticiJ aiibeve 
unuiittelDar ®zvoi^t, wai e&en fo )t)or)( ^igent^um Uv 
9Jlenfc^l^eit iff alä bie !Den(gefe^e/ kiJ 23emu^tfei)n loon 
@ott unb geiüifler @);iilen}/ SieDe/ @ewi|feit/ uttD ade^ 
tamit äiemaitbte/ bicfeI5e 'iUmUnnnnq, unt) madjt ftcf)/ 
and) wenn eö unterbrücft wirb/ früfjer ober fpdtei» not&* 
ipetibig geltenb. SlOer tiefe 6c&eitund teä ung ani jener 
antei'n Ouelle iiinuittelCar ©ewijfen wn Um reinen 
IDenfen/ nnb fetgfl Die $(nevfennun({ ir;rei* 91ot()wenbid(eir/ 
iji feineo^wege^ Icidjt. ^ein 932enfc^ ndinlid) iji ganj ofjne 
jleneg ^ewu^tfepn @otM unb te^ ©ottlic^en/ o^ne jene« 
{Weite \)on Dem wir geredet IjaUn , o6wor>( \>ai SBieDiel 
wai$ ba^on in jetem (Sinjefnen tum Se6en gelancit iH Dei 
Den 9J?enfd)en eöen fo Derfd)(eDen ift wie Daö 9Wa^ Der 
2)enffraft/ waö jeDem ^injetnen }u S:&eil geworDen. UnD 
geraDe Diefeö ifl H mi Die Söejfern unter Den ©enfern 
anfpornte einer grögern ©ewi^fjeit üDer Daffelße nac&jtt* 
jfreßen. Son jefjer (luD ®ott unD UnflerDlicöfelt Die wicö^ 
t<gj?en ®eflenfl[dnDe Der menfd)lid)en 3lad)fDrf(I)unfl aewe* 
fen* .Un))ermeiDlic() war ti aitv, fo lange man Die ©e« 
Wi^^eit Darüber al6 in Dem menfd}lic()en ^enfen Degrun« 
Det t)orau^fe^te / Die anDerS wo^er entüanDene ©ewi^Oeit 
aU ani Dem !Denfen rjerDorcteganoen ju Detrad)ten/ we(d}e 
SSorau^fe^uns Iei(6t DaDurcö entjianD nnD unterf)alten 
wurDe/ Da§ andb jene^ ni(6t Durd) Dad S)enfen entjian« 
Dene ©ewijfe Dod) nur Durc^ Seil&uife Deö 2)enfen^ in 
mß tum menfd)li eigen ^ewu$tfeon gelangt iinD Da 
f((6 g{eid)fam mit Dem iDenfen t)erfd)miUt. SDiefce ^rr« 
tr)um u6er Die OueKe Der @rfenntni§ iii a5er &od)fi ge» 
fdörlidö* 3)er IDenfenDe ndmlicö/ Der Durcfe Daö ^iniißer* 
jie^en Der fremDen Elemente in DaS @eDiet feinet Sen^ 
feng nnD Diefe in fic^ verav^eitenD {u einem igm einiger^ 



xTni 

mafeu gcHugentien SRefuUat gelangt in welrfiem W wichtig' 
flen ©egenfianbc/ ©Ott; UnfferMic^feit u. f. w. au<6 i^reii 
9)la^ gaOeti/ t)etrcblieft auf (iefe SBeife (eidkt fi(6 felbüge^ 
nugfam gegen Me jCUieOe beren Sor6ant)enfe9n außer Um 
2>enren ev nic^t auevfennt. ^a er tann, »et! in feinem 
69iteme Ü4) man^e^ bem (Sgriüent^um Serwanbte ober 
9ie6nl{(6e iDicber finbet/ ober er t>en n)id)t(gffen äSa^rl^eiten 
l)(ifel6en eine au^ feinem 69lfeme entnommene ^orm anju« 
paifien oermag/ (id) felbjl unD 91nDere in benSfrrt^um fuOreu/ 
baei Sgriffent^um ger)e in feiner SSSefen&eit in oerebelter ®e» 
jtalt ani bemfelben ßeroor / ober feo In ber ?&at ibentifc^ 
mit bemfel&en. ®egen biefen l)h(bft gefa&r(i(f)en ^frrtgum 
}tt warnen ifi l^eiiige $f{i(&t. 3R6ge iilfo ^olgenbeö/ als 
gani im Slflgemcinen unb nid)t etwa 61od in S9e)ie&tuig auf 
irgenb ein einjelneä beffimmt ^erborgetretened 69Üem ge» 
fagt/ ber ttnpartOeiif((}en Prüfung unb 89e6eriigung em» 
9fo^(en fepn. 

S)a^ S^rifientgum tritt / aU unmittelbar ®6tt(i(()e#/ 
a(^ eintigen SBeg jur SSBaOr^eit ftc6 anfünbigenb/ ein in 
eine fc^on vor^anbene 2Be(t / wenbet ftcö an eine i^raft im 
SRenfd^en bie ni(6t mit feinem tDenfvermögen ibentifd) ober 
baraul (ervorgegangen ifi/ wecTt in biefer ^raft Hi i^rem 
innern SBefen nac^ ilgr eimoobnenbe aber unterbrtitfte 3)e« 
wuf tfeon beö ^aimß timß felb^bcwuf ten unb ani eigner 
9lad&tt)oQfommen(eit/ b* ff. naäi ben eignen ®efe^en feinet 
SBefen^/ wirfenben^otte^z aU ber legten Urfadge aOe^&ic^t» 
baren unb Unfid^tbareu/ fo wie M SDafeon^ einer geizigen 
SSelt/ n)etd)er ber !9lenfd) feiner wahren Statur na^ ange« 
l^5rt; unb erft na4)bem jlene einfi fd)(ummernbe ^raft ge« 
toeift worben iü unb Sebenö^drfe erlangt Utf unter« 
nimmt e^/ ani itn geijfigen Elementen in benen ber dJlenfc^ 
nun (!(( leb^nb ftiblt unb beren SSorbanbenfei^n ibm <ilfe 
,ni6it erfi barf bewiefen werben /^ bie geifiige SBelt bem @t^ 



tnk^ Ui Wltnfdbtn in beiti waMm lodifcfien ^^liammrn* 
Uhz ju {eigen/ fo ipie t»ie 3lrt unb Urfac^e M Sufamimn« 
^anged Ut geijligen SSelt mit ber irbifc^en. -— 3ü a(fo 
iai (&bvi9tntf)um Ui wofür eci jt(() giegt/ fo fann ej nidjti 
i^h^mß ftir ben snenfc^en geben/ A> fann feine ntenfd)Uc^e 
SBeiä^eit neben ibm ober gar über ibm nod) einen anbertt 
SSeg seigen/ fo fann alfo toabre menfcblic^e Sei^beit fein 
anbere# 3iel baben M bied ©egebene in feiner iliefe }tt er^ 
fafen unb bem menfcblicben Sewu^tfeon anfcbauUcber sn 
müifytn. — 3>ad 6bri^entbum (ebrt ferner/ Hi^ ber snenfcQ 
jle^t/ mebr ober weniger / ficb in einem 3u|tanbe ber 3krftnp 
fierung feiner 93ernttnft befiiibe (xoai ber Unt)erdnberlid)feit 
ber S)enf gefe^e felbjl Uimßxomß toiberfpricbO ; U^ biefe 
einer ^ulfe von ;Oben beburfe um }ur SSabrbeit ju getan» 
gen ; (einer ^intoegrdumnng ndmiid) ber ^inbernijfe we((be 
ber 3(ttfnabme ber bocbffen ©egenffdnbe beö 2)enfenä unb 
ber Slufflnbuug ibre^ Iogifd)en Sufammenbange^ im 28ege 
j{eben) unb baf / jur Erlangung unb 9(neignung berfelben^ 
Sinerfcnnung ber ^ülf^bebnrftigfeit / bemutbige Eingabe an 
hn $e(f$nben von 9l6tben fep. 2)cm abn* ber biefe ^iiife 
glaubenb ergreift unb burd) frdfttge Slnwenbung ber ibm 
bargebotenen 9Jlittel fdbig wirb ju einem itbm in ber wab^ 
ren gbttiicben Örbnung / in einer reinen geiffigen e0mf 
oerfpricbt ti in inbivibueOer ^ortbauer ewigem feltgeä iv 
im. — ^eine ^büofopbie alfo bie jenen bobern ISinjIu^ 
(urttifweifet/ bie 93ernunft in ibrem iebigen 3uiianbe jur 
üuffinbung ber Sabrbeit aOein binrei^enb unb unfebibar 
erfiart/ ben snenfcben }ur (Srreicbung feiner 33eüimmung 
auf eine ^raft verweifet bie fie ibm nicbt m ertbeiien oer» 
maq I tfttb von we{d)er H% (Sbriflentbnm au^fagt / \^^^ jie 
nicbt ba}n geniige/ unb bann gar bie Snbivibualitdt bed 
SRenfcben mit feinem leibllcben lobe oerfd}Winbett Id^t/ 
fann ibentifcb fe9n mit bem Sbrifientbum. ^ie in allen 



XX 

6tatiorten wefentlic^ t)etf(f}iebenen SRefuUate {eisen utileus* 
iat, H^ nitf}t Inväi ilv^ 6u&i}ttutionen Hi @ine fatin 
auf Ui 3Int)ere }ttru(f gefügt t werben« 

Sind bem loorgin ©efagten erfldrt f{(6 ancg bie SDlog» 
Iid)feit beg 9lc6eneinQnber6e|ie&en^ fo Derfd)iebeiter 69ilenie/ 
bie jid) fämmtlicg für reine 9}ernunftp(}ilDfopl^ie aniQtUn. 
9lid)t in ben-unperdnberlicden 3)enr9efe6en liegt bie SJer^ 
fd)iebengeit / fonbern in bem worauf biefe angewanbt wnv^ 
ben. Die 93ernunft eine^ SDlenfcgen namlicg/ in bem ein}i^ 
gen 6inne in bem wir baä SBort gier anwenben fonneu/ 
iü bie 6umme beifen waiJ igm auö ber fjogern Srfenntnif:' 
dueDe wagre^ @igentf)um aewoiben ifi/ aufgenommen unb 
vereinigt mit feinem 2)enf)oermogen. S)a a5er biefe^ bei 
jebem S)enfenben ein S)2cgrered ober fSlinberes ifl/ folglid) 
au<6 bei 3ebem minber ober megr 3f^rtgum jurndbleigt/ 
fo rönnen audi bie au6 t)erfd)iebenen 3i);iomen ober ^rdmljfen 
l^erDorgegenben SRefuUate nicbt anber^ ali verfdjieben fei^n* 
3ebe^ (annSBagrgeiten entgalten / abernicgt bie SBagr^ 
geit. 

Da eä alfo in ber Zljat nicgt eine menfcg(id)e S3er« 

nunft giebt/ fonbern biefe felDü bei jebem Sinjelnen nid)t 

ein 9}o(lenbetei$ feon fann^ fonbern nur ein SBerbenbetf ^ fo 

fiegt man wie fcgwanfenb bie allgemein au^gefprocgene 

Sorberung ber Prüfung gogerer SBagr&eiten burcg bie Ser«» 

nunft iH/ unb wie fegr fie einer nageren iBefiimmnng be^ 

borfe. SSeifen 93ernunft foOte haß allgemeine anaf fe^n? 

^lato'ö/ ober 6pino{a'^/ ober ^anf^? ober meine 

eigne? unb biefe fo wie üe je^t iji/ ober wie fie i^or {egn 

3agren war/ ober na(g jegn 3fagren fepn wirb ? — SBie 

f&nnte je iai S^erdnberlicge 3)laf fm M ttnberdnberlicgen 

unb ewigen? — 60 wie ba^ einlegen eineä folcgen uer« 

dnberli(gen SRafe^ ali einej unverdnberlicgen nur gervor« 

gegangen fepn (ann anß bem 9Ri$(ennen ber wagren SRatur 



XXI 

uitb t)er SBürbe US ®egeti1?ant)eö / fo mad)t e^ aiid^ notf)« 
wenDii) einfeitig unl) Defcf)tanft weil ti f{d) reiA bunft in 
feiner Slrmutf)/ ber freiflromenben Cuelle einen 3)amm 
entgedenfe^t/ unb Hß feiner 91atur nad) Sebenbige unb 
ewig Sac^fenbe in ein ZoiM , 6tiflfle^enbe^ «emanbelt 
91itr {u fe^r l&at bie^ bie nd(^f( t)ergangene 3^it Sejidtigt 
( mocbte fie büc^ t)oiIid oergancien feon ! ) burd^ SSerfennung 
unb Seracgtung ber Ooc^jfen snitt^eüunaen / bitrdi ^erab« 
iießung beä ^immlifdien in ben 0taub ber @rbe/ fo wie 
burd) bie unfeligen folgen welche not^wenbig am fo ber« 
feOrter SKic^tung 6ert)or9e^en mußten. 

SBa^ bleibt nun / nad) aOem ©efagten / baö ®efd)dft 
beä S)enfend/ atö ifolirte ^raft betrad)tet/ bei ber Prüfung 
be^ atö l^ögere SBabvbeit dargebotenen? — ^mn biefeä 
3)enren/ wie wir gefeben Oabeu/ bie SBabrfjeit nid}t er« 
jtnben / fo vermag e^ für fid) aud) nidit bie bargebotene 
SBagrgeit a(ö folcbe su erfennen» SBie wdre e^ m&glic^/ 
ba^ ber fcbdrfjie !Denter/ in bem (eine ßiebe (ebte/ bie 
eiebe/ wenn er von ibr b6rt/ wenn fie ibm gezeigt wirb/ 
für Hi wa$ üe iji erfennen foHte? 6ie Idft jldi bemSSer« 
flanbe nicbt bemonfiriren , weil ber SBerffanb nicbtiJ ibr ana« 
(ogeö iji. (Sin folcber (Denfer würbe m^ bie ficbtbarifen 
SSirfungen ber Siebe für 6(bein/ 93erj!eDung ober 93e* 
f^rdnftbeit bed 93erflanbe< balten müfen. SBenn aber ibm 
bie snertmäle/ bie Sigenfcbaften ber Siebe gegeben finb/ fo 
wirb er ttnterfud)en tonnen ob in benfelben etwaä üdg SSi« 
berfpredienbeS vortomme ober nid}t. SBeif eiv ba^ bie Siebe 
fanftmutbig i% nid)t ba$ 3bre fud}t/ fo wirb er bann aviii 
von einem Sonnigen unb @igenfud)tigen au^fagen mufren 
baf fr nicbt ein Siebenber feo ; aber ba^ SSSefen ber Siebe 
wirb er bamit nl(bt begreifen- 55iefeö ©efdidft beö 5ßru* 
fen« aber / wad nur Ui ^cb felbjl in feinen tSterf malen 
SSiberfpred^enbe verwerfen/ aber nicbti; wirKicb Sepenbeö 



XXII 

aU iolditi nfetmen utit) jid^ aneignen T&nnte/ xo&vit ein 
iiemlic^ leered ^ebanfenfpicl/ ein Slofed SRec&nen mit nn< 
benannten Ballen (leiben/ fo lange bem !Denfent)en t^a^ 93e^ 
Seic^nete ein ((of ed ®et)an(ent)ing D(ie6e/ unl) er ntc^t bad 
igm fet6f{ vermittelfi ber f}66ern @rfenntnif<inelle ®ett)if^ 
geworbene aU ©ebanfe nieberjulegen vermochte; auf eben 
bie SBeife wie bie reine snat&ematif o^ne Sinken für bie 
SSett in ber wir je^t leben fepn würbe/ wenn ti ni((}t 
wirKicfie @egenjtdnbe gdOe bie jic^ i^ren Formeln untere 
legen liefen/ jla o^ne welche jene nic^t entftanben fe9n 
würbetu 60 wie aber bie reine SRatgematiC/ rid)tig am 
gewanbt auf bie @egen|{dnbe ber S8elt ber Srfc^einunct/ 
nict)t allein unä befähigt bie UnJ^aUbarfeit irrig audge« 
bac^ter 28eltf9ffeme nadbjuweifeu/ fonbern andi iuv SitmU 
ni$ bed wahren &r)^mi in gelangen / unb Hß ju seigeit 
worauf wir unfere ^(ufmerffamfeit {u ric^tett ^aben um 
barin immer größere SSoUfommenfjeit {u erreichen/ fo wirb 
bie richtige Slnwenbung US 2)enlend auf bie und wirflicg 
SU ZW geworbenen SBabrbeiten nic^t aOein und in ben 
6tanb feigen iai ^rrt^ümlicbe in ben 699emen angema0« 
ter SSeidl^eit riad)iuweifen ^ fonbern audj unfere wa^r^af^ 
ten ^enntnijfe tu ber (Sinßeir ju wtbinUn, welche aufstt^ 
finben bie snatur unferd ©ei^ed miß antreibt/ unb {u erfen« 
nen wad nod) }u erringen mi übrig bleibt (Sd (at auf 
unferm menfd^Iic^en 6tanb))unfte bie ^obe 9(ufga;be/ baö 
®ftttii(6e mß jn vermenfcblic^en ol^ne feiner l^immlifcliett 
dlatur Sibbru^ }u t^m, inbem ed felbfli {u gleldjer 3eit 
unb tim baburc^ immer gimmlifc^er wirb* X)amit aber 
badS)en(en biefe feine l^be Seffimmung ttoltenbe mu$ 
ed/ wie wir gefeiten gaben/ ald ifolirte ^raft betrad)tet/ 
aOmdblig untergeben / um in boKigem Sindwerben mit ber 
Siebe jur Unmittelbarfeit ju gelangen. •— 3e noger ein 
SDIenftig biefem 3^^ tommt/ wad aber gier und itnercei^bar 



XXIII 

D(e{&t/ U^o megr ijf et unmitMbM; 8(eid)fam imdi einen 
^o^ern geißigen ^nffinft/ ^ &* iuvify M 6e9n in Der 
'Steigeit/ (ewafjrt vor Dem S3(ent)merf M 3frrt6um$* 

^nbem wir fo bie ^raft tie^ !Denfen^ tiidn aU eine 
f(()opferifite / fonbern aH eine orDnenDe/ auf Dem menfcg^ 
Ii(()en 6tant)pnnfte vermittelnde/ erfennen/ tonnen wir 
aQein ite i^rer wa^vm SSejiimmung genial anwenden ol^ne 
W jtt fo l^orjem 3wecf nn^ gegefiene mi^fcnnenb Qera6}tt» 
wurbigen/ no(6 ^e/ t)ie enbli^e }um UnenMicgen/ bie 2>ie^ 
newU tnr ^errfd}erin ju erf^fien. 

3n wem nun ba^ S^ewuftfcon von ®ott aU Um feI5' 
iidnbigen unb aUcinigen Ur^e^er M M Icbenbig geworben 
iji unb bamit au^ bie Ueßerjeugung / H9 biefer Url^eSer 
aUein Swecf unb innern SufAmmenl^ang M M ani (id^ 
felbfi (enneu/ ba^ @r bie alleinige iQuelle ber SBalgr^eit 
fevn f onne ; wer bamit von bem watjulinnigen @ebanf en 
fern iil/ U^ ber Zl)tH ber SBaQrrjeit ben er jet^t Beji^t unb 
ber allein ißm ani jener Ouelle (ann jugeHolfen fe^n / feine 
Srfenntnif ber g&ttlid)en g(eid) gema(()t r;a5e nnb er bamit 
bie ganje SBagr^eit in (\d) felDer Beft^e/ ber wirb nid&t 
allein Ui feinem fernem ^orfc^en nad& SBagr^eit feinen 
S3Iicf auf biefe aUeinige idueRe richten / fonbern er wirb 
attcg eingeßelgeu/ U^ biefe il^m unb anbern auf anbere 
SBeife ftd) ergießen (6nne aU auf eine von fßlmfdm audge« 
bad)te/ i^ren unvoOifdnbigen Segrifen unb 3)orfleDungen 
erfennbare SBeife« 3»^ reinere unb würbigere S3egrife er 
^at von ienem @ott/ ber ein®ei|{ iü unb ber in einer rein 
geiffigcn SBelt lebt/ in einem Sid)te m bem Sliemanb fom* 
men fann ; je Harter er ben ©egenfa^ fu^It von jener gei# 
jiigen ©otteäwelt unb ber ffnnlid^en mit SrrtSum unb S9o* 
fen giemifditen SBelt ber (Srfd}einung/ je megr er inne wirb/ 
H^ has Unreine unb Ungottlic^e in unS gerabe eä iü mi 
mi an ber (Srtenntnif ber SBar^rfjeit Iginbert/ mib er fo 



XXIV 

bie ^raft ber 2Bovte S^rijli erfetiitt/ ba0 nur bie ^eU 
nen ®6tt/ t)ie OtteDe ber SBalgvl^eit felDfi/ fd}atten tonnen : 
beflo mer)v wirb er uDerjeu^it iDerben / H$ noify etwaiJ 3{m 
bere^ al^ tai S)enfen baju gebort um jur SBa^r^eit ^u 
gelangen/ ba$ nid)t baiJ 92iebere baä lO&ere an^ eigneir 
SWacöt an f{d& reifen fonne/ fonbern ba^ öftere ba^ Slie* 
bere (dntern unb ju jtc6 ergeben muffe/ bamit tpagre 99er* 
einignng jtatt ftnbe. @r n)irb/ eriDagenb baf lieber bie 
Betrachtung ber 9(u§enfeite ber !Dinge iN 3Iuffc()Iu$ geben 
(5nne üDer ha6 innere 6e9n berfeiben/ nocb baf ein snenfcf) 
ibm SSJabrbeit geben fonne/ wenn er fte nic^t ani ber 
einigen ClueKe berfelben empfangen bat/ 9tiemanb barum 
iurücfweifen unb bes Sinboren^ nicbt ivertb acbten / weit 
biefer fagt/ baß er bonöben gefanbt worben feo umSBabr* 
beit in nerfünbigen unb ben SBeg ju ibr iu geigen. 

SWit bem Safepn ®ottcö unb einer geifligen SQBeU, 
wel(ber berSTlenfcb feinem innern2Befen nacb angebort ntib 
}u welcber er binaufgebilbet werben fod/ i|} aber ni^t 
aßein bie 2n5g(i(bfeit fonbern aucb bie >notbwenbigfeit ber 
Öfenbarung gegeben/ wenn wir namlicb von biefer aOe 
unwurbigeu/ finbifcben S^orffedungen fern balteu/ un\> bie 
snittbeiiung berjenigen bem SDtenfcb^n jnr Srreicbung feiner 
S5ejlimmung unentbebriicben SBabrbeiten barunter verfieben/ 
bie er nid)t m^ ber SInfcbaunng ber 6innenwe(t unb beti 
S)enfgefe^en felbil fcbopfen lamu Mti ndmticb wa^ im 
S)lenf(ben gewiß ifl Ü5er bie geiüige SBelt fann nur aui bie* 
fer felbji ibm geworben im/ weil ti fonjl nirgenbä mm^ 
trefen iji/ unb ijl atfo Ofen Dar ung im weitern 6inne/ aucb 
Ui wai er von baber a\ß SDlitgabe bei feinem Eintritt inS 
menfcblicbe ^afe^n fcbon erbaUen Ut/ gleid)fam im ^eime 
unb nocb ber @ntwicf(uug im snenfd)enleben bebürftij 
^ein fSlenfcb (ann ganj obne biefe snitgabe im/ M gi 
b6rte er ber geiji^igen SBelt überaH nicbt an , unb (6nnte 



XXV 

alfo attc^ nid)t bttrd) Hi Seaett für biefe(5e ge6i(t)et wer« 
ben / weil iiid)td in i^m Dorrjanben wm mvM iai i^ni 
ferner ju ©rt^etlenbc ff(6 onfcftUe^tn fönnte. ©iefe SJlit^ 
gaße a(er ifi bei t)en t)erfi&iebenen !9lenfc^en ji(6t&arli(6 
pc^fl t)erf<tl)iel)eti / «nb fo ijl baöjenige »aö ber rei^ßer ba^ 
mit Slui^^eifattete ben anbern auf eine SBeife mittl^eilt: bäf 
fte eö ficö aneignen fonnen; für biefe wirflic^e »eitere g6tt«^ 
lid)t ÖfenDarting* SJon ber SRegel aber nad) weldjer biefe 
91u<Jfiattung gefd}iebt rönnen wir n{d)t$ wijfen/ fo lange wir 
Ulm ^unbe f)a6en bon ber SJefcftafenßeit beö menf(&l(d)en 
©eiffeö bei feinem föintdtt in bieSMenfd»beit/ fo lange wir 
ben ©funb ber unleugbaren J6atfad)e ber a3erfd)iebenbeit 
ber Einlagen ader 3(rt womit wir in iai menfd)lid)e !Da< 
feon treten nicbt nadiiuweifen im &mU ftnb* 6^ foDte 
alfo «nö gar nic&t befremben wenn \>U beilige 6d)rlft bon 
gcwiflfen S5?enfd)en fagt / jte fmn erfüllt gewefen mit bem 
ßeiltgen ®eijl \)om SMutterleibe an. — 2Bir jinb aber fei* 
neöwegö bered)tigt bie gelftigen SJlittbeilungen ober offen* 
barungen auf biefe eine $(rt berfelben ju befcbränfen« (Der 
feiner 9latur nad) ber getfiigen SBelt angegörenbe ^Dlenfcg 
mu§ notbwenbig mit berfelben / md) wdbrenb feinet irbii 
fcben Seben^/ in irgenb einer S3erbtnb~ung fitUn, wenn 
gleich er Heb berfelben nidjt anfd)auenb bewuft ijf. ^S ifli 
barum nid)t allein benfbar/ H^ biefe S3erbinbung unter 
befonbern Umjldnben ildrfer öerbortreten unb bem SJIen» 
fd)en fublbarer werben thmt/ fonbern eö laßt fid), fcbon 
\)or aHer ©rfa^run^ / erwarten / baß eö fo feon werbe bei 
ber fo großen 93erf(biebenbeit ber geizigen Einlagen unb 
ibrer $(uöbilbung unter ben Snenfcben. $(ber aucb bie @r* 
fabrung fpricbt bafiir bon ben dlteüen 3^i(en W auf Un 
gegenwärtigen SfugenblicT/ unb e^ wdre wabrlid) febr g e g e n 
bie ä^ernunft fold)e @rfabrungen barum bejfreiten jti 
woffen / weit Hi abff racte ^enfen / weld)eä wie wir ge* 



XXVI 

feigen 9a6cn nni niäit einmal ba$ S>afe(m ber ^tüHm 
2Belt beweifen fann/ tiefe SDlanifeflation berfelben nic^t 
na<6attweifen oDer ju erCldren im 6tant)e iii. isiiv ^aUn 
aUt ta&ei eineä !l()eil^ gar ni4)t an eine 3(uf^e(uns ber 
M)n @ott felDji geordneten Statnrgefege )n benfen/ an SSun^ 
bec nad) ben f inbif(6en SSorjieaungen ber ^m^t i fonbern 
on SBirfungen rßen biefer ©efe^e bie aber unfere 9latnr(e^re 
no(fi uic^t in evfldren im 6ranbe ifi/ weil jie bie Slvt bee 
83erbinbund beä ©eiffisen mit bem körperlichen ni(^t (ennt* 
$(nbern ^l^eil^ müifen wir nn^ fc^r bagegen verwahren aKe 
foli^e 3uj{dnbe al^ gleich/ nnb aOe^ barin SBalgrgenom« 
xcmi für wa^re SJlicfe \xi bie aeiflige SBelt / ober für gött^ 
li^e iOifen5arnng jn galten. 2)enn/ aucg abgefe()en von 
obitc6tli<bem betrüge nnb bon ben manni(6fa(6en SBirfungen 
(ranfer $9antafie / ifi fa Diel von felbjl dar/ %^% SRiemanb 
tum wahren geifligen Q!>^w.tvi gelangen fdnne ald nad) 
SRa^gabe feinereignen geijiigen 9lein&eit (bie aCer wieber 
ni^t nad) gen)Hnlid)em menf^lid}en 9na$ fann gefd)d6t 
werben) nnb bai felbji \>^i geifiige fiidgt gebrochen nnb loer« 
bnnfelt werben müjfe burc^ bie irbifc^e ^(tmofp&dre be^ wie^ 
ber SHitt^eilenben wie be^ |)5renben. 3e fd^werer e£ aber 
if{ in fol(6en S)ingen %^% SBa^re bom ^alfd^en ju untere 
fc^eiben nnb je gefdbrlid)er ber ^rrt^nm/ 4tm \!> großer 
xm^^ nnfere SSorüd^t fepn bei SSeurt^eilnng foldgei: (Srfc^ei« 
nnngen. Slber aufmerffam mad^en foUten ffe nn^ wenig» 
^ixA auf ba^ wirdi^e Sor^anbenfepn einer 93erbinbnng ber 
geijf igen äBelt mit ber ftc^tbaren ; nnb ungeachtet ber gro« 
fen unb wefentlid)ett 93erfc6ieben6eit folc^er Erfahrungen 
von wirflic^er Srdf nung be^ geifligen 3(uge^/ von wirtlicher 
göttlicher Cf enbarung i foKten jene ba)u beitragen un^ jtt 
bele&reu/ baf "t^xi £eugnen ber snöglic^teit ber Settern nid&t 
0tt$ Srei&eit bon 93orurt6eil l^erborgelge / fonbern gerabe 



XX vn 

hn (Segettt^eil SJefandengeft M Urtl^eKd ttnb einfsitfde 9li(6« 

3ltfO/ of enen &inn (u I^a6en füi* t)a^ aH ^httM ^ar« 
deßotene/ ed unUfmm ju pvufen nad& bem 9Ra$ ber ttnö 
Sereitä Aeworbenen / (n mi UitnUn SBal^rOeit / mit Ut 
Stnerfennung/ baf biefe^ fDla^ fetbfl nid^t ein für immer 
tttib für Mt gültige^ unb genugenbeä fe^n fAntie/ fonbern 
bd^ cß feiajl wacbfen mufe fo wie bie SSal&r&eit in un^ fi^ 
t)erme&rt/ bied iii bie wefentnd&jie SSebingung ju einer tl^* 
tigeiT nnb wurbigen SfufSUgung ber ^i&el !Diefe^ 3)la$ 
iiuu/ um eö in wenige SBorte sufammeninfafen/ iü fein 
aubered aH für jeben (Sinjelnen ba^ in i^m (eBenbig 
geworbene Sewuf tfet)n uon ®ott* 3febem fann 
nnr ^aß OfenOarung im eigentlid)en 6inne be^ 2BorU^/ 
^orbernng ber 2Baf)rf)cit in i^m im/ wa^ Hi in il&m m 
n^a^rem Sefien gelangte SSewu^tfep wn @ott ali bem 
macf)ti9fien / weifeften / lieaevoSlien SBefen no(6 tx^h^tn, 
erweitern/ DerooOifdnbigen fann trnbbaburd)t&n 411 freierer/ 
wahrerer / leDenbiger SBeUanfd^aunng Einleiten. Mti xoai, 
wenn er es annehmen mUttf jene^ S3ewuf tfet)n txnitn, Ut* 
ah^immm, erniebr igen wnrbe/ fann für i^n nid^tjOfen« 
barting fepn/ er mu$ eä t)erwerfen/ fe9 e^ ba$ ti 
ihm üH menfd^Iidje 9Beii$r)eit ober aU toorgeBIic^ gottlid&e 
lOf enbarung entgegentritt« Sa^ biefen feinen 65(6|ten ^been 
nicßt wlberfpriÄt, jleöt aber no(6 nicöt jur @rl&66ttng ber* 
felben bamit in i^m fi^ verfcgmeUen wiH / barf er weber 
amtegmen noc^ verwerfen / fonbern bie (Sntf^etbung bar« 
über einer f ünftigen 3(it/ wo tln ^b^tvti SJlaf iN gewor« 
ben fe9n wirb/ oorbc^atten. — 60 alfo f6nnen nnb mnf* 
fen verfdriebene fnbjectibe Sinfafungen ber SSafjrl^eit {it 
gUi^er 3elt jl^att ftnben / bie aber bennod) auf berfeibcn 
S5aüä ruben nnb alfo ber £)b|ectibitdt feine^weg^ erman* 
de(n* 



xxvni 

Ba^vMt S)araefiotenen ifl Die tium tWi^z Sinweitbutig 
(er 3)ei*nunft in ©edenjidnbeit t)iefer ^rt/ beim fie legt 
tti(6t Den irDifc^en 9)}a$iia6 an Da^ UebeiirDifc^e / fonDern 
mift ba^ ®5tt(id)e mit feinem eignen 3naf ; aaeiDins^ mit 
Dem m\v, Daö i^r jle^t jn 70ei( geworben/ benn wie fönnte 
fie ein anbetet anlegen ? aber inbem jie biefeä S}lai für 
ficg anlegt / ftnbet fie afleä wai fie je^t ju ftnben im Ötanlt 
ijl ; unb ba fte biefeä anaf ali ein wac^fenbeö unb ni(6t ats 
ein t)0(lenbete$ aneitennt / fo verwahrt jte fid^ bor bem 9(6« 
fd^lie^en nnb für boOenliet Igalten bejfen wai feiner 91atnr 
nac^ nnbegrantt ifi unb alfo von (einem S)lenfd)en barf 
abgefcglcifen nnb für tooOenbet erfiart n>erben. 

!Damit ifi bann aber and^ bem 9(utoritdt^ » tinb Sud^« 
üabenglauben vorgebeugt / aU im {weiten wv bem man 
H^ f mM ber verf eierten Sinweubung bed Senf en^ / bei 
ber 3(ufaifung unb S(u^(egung beä $of)ern su t^erwa^reti 
l^at. Ser Sfutoritdtöglaube nam(id) legt ofenbar menfcf)« 
li(()e^ ober bocb frembeö / b. b* bem @ei9e be^ S}leffenben 
ni(I)t eigentbüm(i(I)e^/ ^a$ an ba^ ®ottIid)e / unb wa^ er 
barnac^ ermißt ober ficb anzueignen glaubt/ (ann unmog« 
li(b fein wabreä geiflige^ ^igentbum fe^n. (Denn ba bie« 
feö aWaß nicbt'baö bem 3nbioibuo felbjl angeb^rige/ ni(l)t 
ba$ ibm unmittelbar unb unüerau^erlicb ©ewiife iil/ fo 
fönn eö ibm, fep eö burcb wabre ober fcbeinbare Slrgu^ 
mentation / entrljfen werben/ unb mir bem snafi fdUt notb* 
wenbig bann auöi bad ©emejfene/ mit ber 93afi^ ba^ barauf 
gegrünbete @ebdube; ml wenn bied audb nidbt du^erlic^ 
wirflid) erfolgen fottte, fo ijl bennocb tlax, txi^ ia^ fo 
erlangte, in biefer ©efabr beftdnbig fcbwebenbe, nicbt Wirt 
lieber öejiß ijl/ fonbern 6(beingut. 2)ie SSBabrbeit beö 
©efagten bejldtigt bie tdglid)e ^rfabrung* — 9ldbme j» 
85» 3emanb baö ßbrijfentbum nur auf bie 5(utoritdt ber 



XXIX 

S3t6el für ml)t ttnb gSttlic^ ah/ fo w&vUUvftlU SKenfdg 
unter anbern dit^ern SBerOaitnijfen ben 3^^lam eben fo für 
n)a()r unb QbttUd) angenommen U^m/ mb weil er bann 
baS Unwafjre für SBal^rl&eit genommen l^atte/ fo fan'n auc^ 
t^aß Wa^vt roa^ er au^ biefem ©runbe annimmt für 
i t) n nic^t 2Bar)r6eit fepn. Stimmt im @egentl&ei( ein SQu» 
l&amebaner biejenigen SBal^rOeiten bie an^ ber vtAjUn 
dueOe in ben ^ölam übergegangen ftnb barnm aU göttliche 
SBaßrgeiten an/ weil fie ftdg ir)m innerlid) aH fo(d)e ae# 
Yoeifett/ feine 93orjlelIungen oott @ott erlio^en unb iHnbem» 
fe(6en nd^er 5ringen/ fo ifi babur4 il^m wirflic^e gott(icf)e 
Ofenfiaruhg ju Z^l geworben. — ©er ecfite 25i6elfor* 
fcfcer alfo wirb »on feinem früheren Seßrfojfem/ »on feinen 
menfd&Iid)en !!)?einungen jtc^ gefangen neOmen (alfen* Sei 
ber ö^bü6renben Wnerf ennung ber 2Jerblenjle früherer SSBaßr* 
(Kitöforfcßer wirb er nieDergefiett/ ba§ ble SSa^röeit not&^ 
wenbig bie ber jlebeämaligen 3^it angemejfene ^.orm an» 
nimmt/ H^ jebe ^orm aber/ als ^robuct ber ^üt, »er* 
ganglicb feon mu0/ bie ewige^ai&r^eit aber Ü5er aOe $orm 
er&aben ijf* — ©ine ganj aßnücfie Sewanbnif aber öat 
iß unleugbar mit ber auf ben Snc^flaben / auf bie andere 
SSeieic^nung unb nid^t auf iaß 93eieicfinete/ ni^t auf ben im 
SBorte niebergelrgten @eiji/ gegrünbeten SReinung / benn 
biefer iü nur Sleu^erlidgeS / SBanbelbareS / unb f ann baget 
unm&glid^ ^af be^ Ewigen unb Unwanbelbareit fep. S>en 
im SBorte gebunbenen ©eijl alfo in erfennen mu§ mß in 
boppelter Se{ie6ung widitig feon / tMU baluit wir nicf]t/ 
iaß 3^i(^^n für bie (Saäic nebmenb/ in 3frrt]&um geratigen; 
tbeilä bamit wir ni(btf an ber SSeteidönung 9(njlo$ nel^menb/ 
ttor bem barin enthaltenen ©eiüe »orübergel^en or)ne i^n ju 
erfennen* SBerln e« j- 85. ^eißt/ ber ^err rebete mit 
üRofeö auß einem feurigen S3ufd&/ unb3femanb glaubte mit 
ber {)u(&iiab(ic&ett $(nna&me biefer Gegebenheit unb be^ @t^ 



XXX 

reMen UM bie SSa^rOeit {u Deuten/ Ut UUnU 06 bttr(6 

folc^e Slnna^me feütem ©eifie wirfücge 91a6rurtg jugeftil^rt 

ift/ 06 fein innere^ ®otMbmu$tiim babur(6 er^o^et m\> 

erweitert werben / 06 fein S5Ii(f in ba$ göttliche SBalten 

babtttd^ deOer geworben/ feine Siebe |u ®ott nnb ben ^10 

menfclen babnrdi 3ttwa(6^ gewonnen ^at. 3[il bem nic^t 

fo/ fo W er nic6t!J gewonnen burd5 biefe^ für wa^r galten/ 

xt tann babei nicgt nur in bem ^n^ern Sfrrtlgnme Derlgar^ 

vtn, fonbern fogar bem Ungottlid^en in i^m babitr(^9)al^rting 

geben ba$ er biefeä nid^t^forbernben ^urwa^r^alten^ wegen 

^(b ik beffer |dlt aU 9(nbere« — SBenn aber 3fenmnb 

auf ber anbern 6eite / inbem er fi(^ an ber ^orm ber 9Rit^ 

tl^eilung 950t/ ba^ snitgetbeilte nnbeadrtet ld§t ober gar 

»on fid^ weifet/ fo gerdtl^ er in @efaOr etwaig iai, ridbtig 

»erftauben nnb geizig aufgefaßt/ i$m fdrberlid) feon f6nnte/ 

aui Sinmafung nnb Sornrt^eii w Verlierern 2)er ttn^ 

befangne 3Babtbeit^forf<^er alfo wirb/ bie Ginfieibung von 

bem0ebanfen trennenb/ nnterfud&en ob nicbt jene für bie 

S^ilbnngi^iittfe nnb ben ^beenfretä berer in welcben gerebet 

würbe/ bie geeignete war um ibnen \>tn @ebanfen ju« 

gangli^ }n madjen ; ob ber fo niebergelcgte ©ebanfe jenen 

fDlenfc^en nic^t wirflic^ SSermebrung beö ©otte^bewufitfeon^ 

Werben tonnte, nnb ob er atid^ für ibn e^ wentgftenö auf 

bie SBeife werben fann / ba§ er ben fortfcbreitenben @ang 

ber (Sntwicflung M menf(blid}en ®ef(b(e(bt(J unb alfo Un 

innern Bufammenbang ber ©efcbidite be^ mettfd)li(ben ©ei» 

(leö unb ber Srlöfang ber 2yicnfcben »om !3rrt6um barin 

erbljcft. — SBcnn ferner tion (Sbriflfuö Ibaten erjdblt wer* 

ben bie wir SSBunber nennen / weil wir ibren Buf^^^nt^n« 

bang mit Un mi befannten Slaturgefe^en ni<bt nacbjtiwei« 

fen im 6tanbe flnb/ unb ^femonb bloö biefer ersdblten XH^ 

ten wegen Sbriftu^ für ben ©ottgefanbten balten woüU, fo 

würbe bur^ biefe 9(nnabme fein ®ei$ burd^au^ nicbt SSa^r« 



XXXI 

0eit dewotitreit Uhm. S)ertn er f&uttte nid)t nur aud^ einen 
falfd^en ^^rop^eten wn welchem af^nUäit ZWm Uvi^ttt 
würben für einen maleren galten / fonbern er f 5nnte m^ 
jle^t Mranlaft werben einen S)tenf(&en/ ben er »ermige 
ber ^nwenbung t)on 91aturfräften bie i^m unbefannt finb 
ifjtn Unbegreijlicfie^ hervorbringen fabe/ für einen Sßnm 
bert^ater unb ®ottdefanbten ju balten* Unb fo wie ber 
©laube an ben Septem Itm benommen werben würbe wenn 
3emanb ibm htn natürlichen 3ufammenban0 be^ ©efd^ebe* 
nen begreiflich macbte/ fo fknte ein fotcber ®(anbe an 
€brifftt^ au<b burcb vermeinte (Srfidrnns ber SBnnber/ 
ja burd^ ilo^^i SSerbdcbtigmacben berfelDen/ umgeüofen 
werben/ nnb auf jleben ^afl bütte fein innere^ SSefen bur<^ 
einen folcden ©tauben nitf)t^ gewonnen. ~ 2Ber bingegen 
barum wn Sbriflu^ 9^ wegwenben wollte/ weil von j^^m S3e» 
geben^eiten eriablt werben bie er unbegreiflicb finbet/ ber würbe 
nic^t aOein be^ |)errlicb|{en veriuffig geben xoai jle ben 
ÜRenfcben bargeboten worben / fonbern er würbe inbem er 
vernunftgemäß ju banbeln glaubte gerabe vernunftwibrig 
Verfahren/ weif er bac! ibm ttnbegreifiicbe für unm5gli^ 
txllattt, nicbt bebenfenb/ ba§ aOe menfcblicbe @infi^t in 
bie wabren JSrafte ber Slatur unb in ibren innern ^^fanu 
menbang nocb bocbü ntangelbaft ij!/ unb H^ ti eine gei^ 
ffige / bdbere 9}atuif unbe geben Conne / nacb we((ber jlene 
wunbervoDen !lbaten bennocb Un dlaturgefe^en gemdf/ 
aber Un b6beren/ geijligen/ bem bloä von irbif<ben äBabr* 
Kcbmungen au^gebenben 92aturforf(ber unburcbbringticben 
©efe^en gemäß / ju erllaren ftnb« ^er ecbte SBabrbeit^« 
forfd}er a(fo wirb feinen S3Iicf sunacbii auf Un @ei^ unb 
ben innern Sitf^^ntmenbang ber Sebre unb be^ Seben^ 3fefu 
ri<bten« SSenn bann vorber f aum geabnte SSabrbeiten ibm 
entgegentreten bie alß wabrbaft g&ttlic&e ^ ibm erweifen 
inbem fie fsine früheren äJorffeOungen von ®ott unb b(m 



XXXII 

gNtlic^enSfBalten ergoOeti/ feine Siebe / feitt 93ei1ratmi unh 
feilte Eingabe t)ermef}ren uttb feiner SRitburgerf^ft in 
t)em ()eitlifien ®Dtte^reic()e i^n immer gewilfer macf^tt; 
wenn an igm t^ad S^erfpredjen ftcg evfuKt/ (a0 mit $(uS' 
4(ttns Uß (Süfannten aud) 6inftd)t unb innerer ^rieben 
iunel^men / fo wirb er aOmä^lit) {u ber ©ewipeit gelan« 
gen bie burd^ nlAjti ^leu^ere^ me^r fann tvanfenb gemad)t 
werbe»/ weit jie auf nic(it^ 3(eu$ereä . (id) jio^t Unb wenn 
er fo/ von ber @6ttlid)feit ber ÜueOe gewi^ geworben/ 
audi wei^/ ba^ au^ berfel6en CamUt nicgt )i|cileic6 3frrtl^um 
ttnb SBafjrgeit fliegen lann, fo wirb er/ immer f&intlcU 
bung unb ©ebanfen wo^l unterfd)etbenb / flatr mit 3lnbern 
von ber SBagr^eit ber SBunber auf bie Sßarjrßeit ber Se^re 
itt fct}Iie^en/ umciefe^rt bie innere SBaljr^eit ber @rjdf}iund 
ni^t megr (ejweifeln f onnen / fel6il e[)e eine genügenbe @r^ 
fldrunfl ißm barüfter geworben ijl» — Unb wie anberö 
aU auf biefem SBege ber ^r^ebung }u wahrem @eiMle(en 
ifi e^ benf aar / bag je ber Süd und erof net werben (6nne 
in ben geijligen Buf^mmenl^ang ber 9tatur? ©Ott i^ 
6(6opfer bed 6id)t5aren unb bed Un|td)t5aren/ alfo if{ 
noti^wenbig and^ Bttfammen&ang iwif($en MUn ; aücr auii) 
bie 9taturgefel^e finb geijfige ©efe^e weil jie von ®ott jinb 
unb @ott ein ®ei|f 1% Stffcd alfO/ au^ baiJ 6ic^taare 
unb beifen ©efe^e/ unb i^re wal^re @r(enntni$ mu$ vom 
®eiife audgel^en. 

^ 6oId)e Äunbe tonnen wir aber nur aU in ber geijfi* 
gen SBelt notbwenbig vor^anben und vorteilen unb nic^t 
aU bcm i!)l^nfd}en auf feinem jetzigen 6tanbpunfte erreich' 
iaVf am wenigflen burd) eignet S^emuben. Unb bied fübrt 
nni auf Ui britte waS bei bem 6treben nadi SBabrbeit 
unb M ber (SrHarung ber S3ibe( forgfdUig ju vermeiben 
ift* ©er 3werf beö menfd)li(6en ©afevnö ijl nid)t/ gleiÄ^ 
fam mit Ueberfpringung ber ©egenwart/ ft(^ in bad^^ünf« 



XXXIII 

(ige tu »erfe^»/ fmUvn burc^ weife dorBcrettttitfl botu 
linseleitet {u wer^en. SBer a(fo üatt etneö gebend Ut 
Mimitunq l^ier fc^on ein Se6en Der S^oOenbuns führen 
itt (onnen Alau5te für wel<^e^ er nodi tiid^t gereift ifli/ Der 
»ürDe einem ®(6üler gleichen Der mit 93erna(^(dj]ß0nng Der 
vorDereitenDen ^(aifen fogleid^ jid^ Die $&6eren ^i^cipUnen 
dnjueignen verfuc^te* @r wnrDe in ®efa&r gerat^en Durc^ 
®e6i(De Der $^antajie Da^ erfe^en m wollen wai er auf 
bcm SoDen Der @rfaOrung unD De^ kadMnUn^ eintufam^* 
mein veraDfäumt ^dtte; er würDe/ flatt jnm (efonnenen 
@eiileäle6en {u gelangen/ in ein nnjicgere^/ fcgwanCenDeö 
®efü§(äleaen geratl^en nuiifen. SBeldje Slac^t^eile/ mldiz 
Siafu^rlic^feiten eine foicbe Stiftung an(b in Der SiDel^ 
audlegung gerOeifül^ren muife liegt am iTage* 2)er gei« 
üigüe 6inn Der (Schrift ifl aderDing^ Der waSrjfe / aber 
M ifi für Den S)lenf4)en e6en Der gei^igjle/ Der Die 93er« 
fniipfung Def ^rDifcOen unD ®eif{igen/ Die aümdgüge $in^ 
leitung auil Dem @riiern {u Dem Settern aufö ^a^lictifie unD 
@enugenD|{e nad}tveifet. 

2)amit wir a&er wxDer Denjenigen {u naf)e trettn 
Die und ju feji ju Nten f(()einen am S3u(l)ilaDen / m Der 
SinfleiDung/ nod^ auf Der anDern 6eite Denen/ n>eld)e Die 
genommene geizige SRic^tung wie ed und etwa »orfommt ju 
einfeitig »erfolgen/ müifen wir }unäc6|{ DeDenfeU/ Da^ja 
eDen Dad 6tre6en Dad 3uDiel auf Der einen Seite su »er* 
melDen lei<fit auf Den entgegengefe^ten SIDweg fü^rt; unD 
Dann / Da$ Die 6tanDpunfte unD SeDürfniife Der 9)lenfc()en 
fo verfc()ieDen fmD/ Da§ Dem @inen Dasjenige jle^t not§« 
wenDig fepn tann, wai Dem SInDern nid^t me^r oDer 
no(6 nid)t notfiwenDig ifi/ mancher alfo Den für iN 
rechten Sßeg ge^en fann o()ne Da0 ed Darum Der allein 
redete wdre* S3efonDerd aaer mujfen wir DeDenfeu/ Da$ 



XXXIV 

Ui f(6einaar großer 93erfd^{eben6dt bod) innerHcg sleidy. 
tteierieugtutd iiatt ftnbcit fonne. 3)enn nic^t allein gang, 
bie dunere 2)arf{e0und$n)eife tio(6 von et\t)aä anberem a& 
a(iJ wn bei* innern Ue6er}eu(iung/ fonbetn aud) ba^ S3e^ 
bürfni^ unb bie @a6e ber dufern IDarffeHung ber innern 
Uefierieugung ii{ l&5({|j{ t)erfc6ieben. ^inben wir bod) fel&il 
unter ben Slpofleln M ^tvtn , bie ja aDe von bemfel6en 
(i5ttlid)en @eiife erfuttt \mtm, biefe 93erfc6iebengeit / waß 
wir fileidjfad^ ali eine weife SeranflaUung ber 93orfer)ung 
}u «reifen ()a5en/ bie UHvd) Gebern ©elegen^eit geben 
woate {id) iumdi^ berjenigen ^orjieOung^art an{ufc6(ießen 
itnb baburcg tum |)o6ern geführt ju werben bie feinem ia^ 
ntaligen 3ttfianbe bie angemefenjie war ober nod& ijl. 
SBd^renb bie meiifen ber S3er(unbiger M Evangeliums ftd) 
nd^er anfd)(iefen an bie religiofe SSorfleHungoweife iOrer 
Seit unb biefelbe mdi unb md) erweitern ut^ vergeiüigen/ 
unb biefeS 3(nfc()lie§en bei (Einigen me^r eignet S3eburfni$ 
iü/ bei Slnbern ^erablajfung ju bem ^eburfnig ber ^oren« 
ben / lebt ein ^orjanneS fo gauj in geijfiger Slnfcfiauung/ 
ba^ er für ftcb felbjl faum me^r iai S3eburftu§ iu f)abtn 
fc^eint ber du§ern Sarjiellung burd) {>ulfe menfd)(id)er 
S3egrife unb (ogifcber SIneinanberrcibung: westjalb Unn 
aud) 'fielen fein 93ortrag bunfel unb uniufammenr)dngenb 
fegeint/ wdbrenb er i^m verwanbten®ei|}ernumfo(5i{lid)ern 
unb unmittelbarem ®enu§ bereitet. 9(e]^n(id}e SJerfdiieben^ 
Ibeiten ber du^ern iDarjieOung ftnben wir wieber in ber 
ganjen gefcbid)t(id)en @ntwicf(ung M egtifientbumS: aOe 
biefe formen aber gaben bienen f6nnen unb mujfen )um 
innern ^ortfd)reiten unb {ur war)ren S6rberung berer bie 
in ieber berfelben iai ^aOre unb ®6ttli(be auffucbteu/ wie 
bieS bie Erfabrung beweifet unb wie wir andi gar nid)t 
umbin tonnen eS fcbon im 93orauS in erwarten / wenn wir 
anberS wabrbaft an @ott glauben / ber bie Siebe i^, unb 



« \v Witt ba0 UUm geholfen werbe unb 3lffe jur (Srfenntni^ 
oci* SSa^rlgeit fommeii/ ber alfo/ mnn e^ nur @ine$lrt 

' ber dttferit 2)ar{{eauna gdbe bie }um 3ie(e führte/ bafur 
d^forgt gäbe mü^te/ ba$ Mtn biefe einsis f&rbernbe itt* 
gdncilic^ wdre. — !Diefe SSirfung be^ ®H^ti in fo oer^ 
ftdiebetien 'formen mu$ vor aOen fingen unS belegrei?/ 
ba^ bfe aDttit(6en SBagrigeiten nicgt baburd) allein unfet 

« tt>al&re£ Sidentgum tverben / ba^ wir burc^ ^^iilfe ber ^e^ 
flerion fie jtttm beutli(ben menf((}Ii(6en Sewu^tfepn unb 
mit unfern übrigen ^enntnijfen in logifcgen ^^fammm^an^ 
bringen. 3)ieienigen gdttlic&en Sßa^rgeiten finb unfer &l* 
gentium bie unferm SBiOen eine gottlidie dtic^tung geben/ 
mi int @Htfagung / jum S3er(aifen beä eignen 2^ , mit 
einem SBorte jur Siebe antreiben/ m^ wenn wir nicbt im 
<Stanbe finb ben getfiigen ®runb unfern |)anbelnö in 
du$erm 3ttfammenbange nacbjuweifen* 916er bie innere 80^ 
gif febit ba gewi$ nicbt wo wir wabrbaft in ber Siebe Un^ 
Mn, benn tUn in ber Siebe/ in ©Ott/ ifi ber bocbfie unb 
wabrfte innere 3ufammenbang« 

9(ber bennoc^ muf eine 9(rt ber 9(nfaifung unb S)ar» 
fteOung bie t)or}tigIicbere fepn für ben fDlenfcben / ali auf 
bem SBege M ^ortfcbreitenS unb ni(bt auf ber 6tufe ber 
f({)on erreichten ober na^m S3olIenbung gebacbt / biejenige 
ndmiidt)/ welcbe ben ganzen S^lenfcbeu/ na(b feinem IDenf^ 
vermögen fowobi a(^ nacb feinem geizigen 9infcbauung$^ 
vermögen/ in 9(nf9ru(^ nimmt unb beibe menfcfilic^e @r^ 
fenntnifweifen }u ber urfprunglicben @inbeit »erbinbet obne 
Wel(^e ber SMenftd ni(bt ali (Sin ®aniti gebacbt werben 
tonnte* ®ebort ber fDlenfc^ feiner 9latur nacT) einer geif 
jiigen 3BeU an unb lebt in biefer fort anib wdbrenb feinet 
irbifcben Sebenö / fo ifl nid^t« SBiberfpredgenbei^ bariU/ baf 
er iu biefer geijtigen Sßelt ^cb erbeben f ftnne / unb 6cbrift 
unb ^rfabrung beiiatigen blefe^ ; unb ifi ber 3wetf feinetf 



XXWI 

iiMfc^ctt itUni 9cfä6i(iun$ {um itUn in (er deÜfigen SSett 
-»— unb welcfier ^öftere 3wecf ttnntc gebaut »ertcii? — fo 
Wirt) aitd) berjcniae jel^t fctiott fid) am meiiien bajn ergeben 
rennen ber Mefem 3icl^ om ndd)fien (lefommen ifl* 6oa 
aber ^ai ©efcgauete igm felbfi alä 9)lenfd)en nnb Sintern 
f6rter«<& werben / fo mu$ e^ auf erlieg bar()effeRt werben 
bem snenfcgen fa$(id)/ in fotiifdjer 93erfnüpfung. 2)arum 
ff eilt aud)$aulnä bie ®abe be^J geijfisen 6(gauen« fegr ^odh 
erfldrt aber bie ®abe ber 3lnälegttn() für etti notbwenbig 
^in^ufornmenbe^/ bamit Sinken gefliftet werbe in ber @e« 
meine/ nnb weifet eben babnrcg bem Slu^Ieger feinen^tanb» 
yunft M. 

3)er SIpoffef ^auini (um t)on bem bi^ber aU SSorbe» 
reitun^ @efac|ten unferm ©efienftanbe näber ju treten) \)er* 
einigte in einem bewunbern^würbigen @rabe W ®abt be^ 
geizigen 6d)auenö mit ber ber menfd)iicb faf (icben ^at^tU 
iung be^ bon ibm felbfi unb 91nbern @efd)aneten; er if{ utt* 
ter ben Slpojieln berienige ber am meinen eä ficg angelegen 
fepn idft bie ()&tt(fd)en SBabrbeiten (ogifcg iorbnenb bem 
menfcbiicben Saffung^Dermogen ndber }u bringen/ iai SRu- 
jler aller bie ein gleicge^ Sebürfnif in ^tf) füblen* 3)ietf 
wirb 3feber be^dtigt finben / ber hit SSegebenbeiten unb bie 
Gebriften beä auferorbentlicben S)lanne^ mit gebübrenber 
9(ufmerrfamfeit liefet unb erwdgt« @d)on al^ 3fungUng 
batte er {{d> eifrig angelegen feon lajfen bie SReligion feiner 
Sdter in aOen ibren 2:beilen unter bem geprlefenßen Sebrer 
feiner 2^Ü genau ttnmn ju lernen/ unb/ au^geräflet mit 
aKen ^enntniffen bie er ftcb ju ' berf<bafen ®elegenbeit ge^ 
babt batte/ würbe er ein eifriger Serfed&ter befen wai H^ 
mala igm SBabrbeit fcbien. 9(ber fein ®ei|{ gatte bie reebte 
SRicbtnng nocb niebt genommen/ fonbern war befangen in 
ben S3orurtbei(en feiner Seit* Gr erfattttte(8ott/ aber «i^t 



XXXTII 

* 

Den ®ott Ut mit gleidjer Siebe äffe SHettftgen umfaßt/ foit# 
bertt eitteo jirengen/ jjüMfcOett Slationalgort ^ Der auf feine 
etflne (Sgre / auf (ie genaue bui!bUbUdlit SJefolgung feiner 
dtt^ern ©efe^e Oaitenb / ein S^olf jld) mtn @iaentl^um mi^ 
erCogren ^atte/ mä er mit Scrnac&laififlung aller. übrigen 
aeolttifen woUte. $aulnä ^ofte auf einen SReffia^/ aber 
auf einen folc^en t)er bie $lane feinet ®otted mit feinem 
fßo\U irbifc^ loerwirdicbcn ioUtt, unb ben bereite erfdbiene^ 
nen / burcb 6anftmutb ntib ^mnt^ Siffe {u ftd) einlaben^ 
ben/ burd) @ntduf erung feinet gottlicben @ian{e^ Riffen fidb 
m^ttnUn i burdb bimmlifcbe Sebre unb bimmtifcben itrofi 
Stdc iure(btn)eifenben unb beglticf enben /^ t>ermoc()te ^r nodb 
nicbt SU erfennen. @r bielt e^ für ^flicbt ben nicbt Sr* 
kannten unb feine S3e(enner su t)erfo(gen jur @bre feinet 
etngebilbeten Slationalgotte^* S)a brang / auf wunberbare 
SSeife/ pl56li(b ein &id)t0rabl in feine @eele; wie 6c(]up' 
pen Hei ti von feinen $(ugen/ bie l^inberniiTe waren ent* 
fernt bie biä babin ibn abgebalten battcn SSabrbeit ju 
fcbauem — SBir wiffen nicbt weicbe S3orbereitungen in bem / 
@emtttbe beö Sipojlelä biefer S^eranberung porangegangen/ 
meldte "^mi^ü in ibm porber aufgeftiegen / wel<be ^dmpfe 
er be^anben baben mocbte ebe eine Umtpanblung ^c&tbar \ 
^erportreten Umtt, bie ibrer SRatur nacb immunem be^ ^ 
®tmkU nur üufenipeife erfolgt. Sir permogen audb 
nicbt bie 9Iatur be^ Siebtel SU befcbreiben wa^ ibn umleucb' 
tete/ $aulni$ felbjl permag ii nicbt/ Hi Unfebbare fann 
nid)t gefdtilbert/ ba^ Unborbare nicbt in S)lenfcbenfpra(b€ 
au^gebrtitft werben* @r felbfi toei^ nicbt ob er m MU 
war ober au^er lixa Seibe. SBar bie Srfcbeinung m6i be« 
gleitet mit einem irbifcben ®\amf ba^ irbifcbe Sidgt war ti 
nicbt waä ^ai S)un(el feinet ©elftem serflreuen unb ibn 
SSabrbeit fcbouen lafen tonnte. 3(ber bie SBirfung biefer 
Srlettcbtung jeigt mi bie g6ttlic()e 9}atur berfclben. sber« 



wan^e(t ift in ber SorfieSung Iti ^auluj bei! 9lationa(' 
gott in ben aOgemeinen ®ott/ beu Ue6cnben Skatet aOeif 
feiner ji^inber ; iux^btod^m ble 6d}eiben)anb bed 92atiO' 
nalDorurt^eitö: nic^t ^uben aMu/ fonbern aRenf(l)eii auß 
aüm SoKern follen !ll^eilneNer iDerben beä Sj^effia^rei« 
d^ed; t^erfdliwunben iü i&m ber irbiftf) glaHtenbe 9)2efM 
unb 9at SRaum gemad^t bem ^^i^imf befcn 9teicl^ nicgt 
von biefer 2Be(t ifi« 3(u^ bem #oIien ^darifder iff ein 
befd)6ibenei; Sel^rling berer geworben/ bie er (ura vorder 
nid&t an{ur)&ren gewürbigt (aben würbe; and bem SSer» 
fotger ber @6rifien ein eifriger/ iDlnl^feligfeiten uiib ®e* 
fahren für ni^ti acgtenber S^erbreitet ber dimmlifc6ett 
SBa6r§eit — ^ler erfennen wir j!(6t6arli* alle SÄerf* 
male wal^rer göitUcger Ofen^arung: Serme^rnng ber 
@otte^erfenntni0/ SJerid^tigung ber SBeitanüc^t/ SJerlaifund 
beä eignen ^6), SBac^ötgum ber Eingabe unb Siebe ju 
®ott unb ben Srtibern. SBelcOer loetnunftige ©rnub wdre 
alfo vorbanben bie ©ottlicbfeit biefer £)fenbarung ju be^ 
SWeifelU/ ober bie SBabrbeit ber du^ern fDarileUung ber^ 
fclben? SBelcbe anbere aU eine g6mi(l)e ^raft fonnte 
fot(^e g6ttlid)en SBirfungen l&ervorbringen ? 

3|uf bie SBirfung ber g6ttlicben Offenbarung in ^au* 
M alfo muffen wir a^ttn, um bie SBabrbeit berfefben/ 
aber ancb fo viel e$ und moglicb iü ibre 91atur (ennen ju 
(erneu* SBar ber !01enfcb ^auluß baburtf) gieidgfam ver* 
nicbtet unb in einen anbern umgefcbafen worben? 6inb 
bie ©runbiiige feinet Sbarafterd/ feine vormaligen &t^ 
innerungen verwifc^t ? diibtt er fortan ali ein willen * 
unb gebanfenlofed Organ ber @ottbeit? Ober finb ibm 
atte menfcbli(ben 93erbditniife plo^Iicd flar geworben? SitU 
nedweged. (Sr UM wirb gleid) unmittelbar an Wim* 
fcben verwiefen um von biefen ^etebrung tn erbalten über 
iai md er iundcbü tbun foD. @r überlegt fvdterbin für 



XXXIX 



9(6 utib mit ben atAmx 9(9ofle(n bie {ur 9(ti^6feitntts 
be^ 66rif{ent|utttö unb jur (Sinric^tuna ber ©emeinen )tt 
m^mnUn ^Sla^regein. 6eine S9riefe fd^reibt er fo wie 
bie S^eranlaifun^ baju iOm intdj bie Umlldnbe cntfiebt; 
er ((treibt ^e Ali berufener 3(pofiet aui feinem vom d6tt« 
liegen ®ei0e erlencbteten ©emtitb ; aber nie fagt er/ ba§ 
3Bort nnb 9(uäbrutf ibm t)om beilig^ft ®ei|ie eingerieben 
fe9 ; er unterf^eibet bad ibm alä qhtüidn SQ3abrbeit ®u 
wife von feiner eignen aReinung nnb 3lnfi(bt; fein früberer 
Sbaractet; fein forf(benber/ feuriger ©eifi fpri(&t ftcf) in 
allen feinen 6cbriften / nur unenbticb t)erebeU nnb erbobet/ 
beutUcd a»l; er bericbtigt früber geäußerte ^nffcbten^ 
f<brettet fort in feiner menfcbiicben ISrfenntni^. 60 in 
ber ZW mn^te e^ feon / wenn bie ibm geworbene QbtU 
li(be SBabrbeit ibm fe(bf{ unb 3(nbern m6(iUd)f{ forbernb 
fe9n foOte. SBie b4tte er fefbH/ aU hm dn^erlicb tbdtige« 
£)rgatt ber @ottbeit/ an SKeinbeititnb ^rfenntnif gewin» 
neu/ wie bdtte burcb ein foId)eä Organ bie reine/ ali 
folcbe Un 2)leHf(ben untugangficbe SBabrbeit ibnen sugdng« 
lid) gemacbt werben fonnen?— S>ie unmittelbare gottlidbe 
SRittbeilung fann ibrer Süatttr nacb nur rein geiitig feon 
nv!b nur ®ei|Uge« betrefen; Ut irbifcbe ^uUt, bie Seit'* 
nnb Ott f gemäße ^nf ieibung (ann fte nur burcb SRenfcben 
erbalten* 3)arum vorjuglicb / aber mä^ weil wir gar tei^ 
neu @runb baben m erwarten / ba^ ©Ott über ba^jlenige 
ben SDIenfcben unmittelbar belebren werbe {u beffen (Srfor^ 
f^ung ISr ibn mit 93erflanb begabt unb mit dufern 9Rit^ 
teln verfeben batte/ bereu ricbtige 9(nwenbung ein grofe^ 
unb nnerldglicbej ?6rberung^mittet audb feinef innern ^ort* 
fcbreiten« febn foUte/ ^nb wir nie bereebtigt in ber £)fen« | . 
barung rein Dbbjifatifcben unb bÜüorifcben ttnterrid)t {u j 
fttcbeu/ fonbern miiifen biefeu/ aucb wo er wttommt, nie I 
«ii lehrten Swetf/ fonbern immer nur «Ai 9Rittel ium ^h^ 



XL 

(etn MxadiUn. 9lUt auät dlaturf entttnif unb ®if<6tAtc 
werben erü xoa^v, wenn fte bnrd^brnngen fnb »ont g^tt« 
li(6en ®eii{e/ unb nur vom fiti^im fitanbpunCte aui 
fann ba^ SBefen aud^ ber andern SRotur erortfeu/ ^er 
6inn be^ 93ergangenen erfannt unb hai Seüor^e^etibe 
ent^ünt werben* — &o wirb e^ unä erfennbar wie audi 
^ultt^ bie reine SBadrgeit geizig i^amn unb bur A bie^ 
feö 6(|iauen t)or geiffiger 2:anri$und bewahrt bleiben/ wit 
er itt ber geiffisen Sttibeit gelangen tomtt, bte in äffen 
feinen 6Ariften it<d an^fpricbt unb bie H^ 6iegel ber SBagr» 
Öeit i9/ wie aber bennod) bie Sfnwenbung unb ^(ar* 
nia(6ung berfelben in menfcbücben Serbaltnijfen/ wie feine 
SßeUanficbt flc^ erweitern unb t)ert)oOfommRen fonnte. 
3fbm iü ein neuer 9Rafftab geworben für aSe S3erbdir^ 
niffe/ iai %ltt iff ergangen/ eine neue SBelt liegt vor 
feinem 3iuge feit er in eOriüuä iff/ (2 j(or. 5; 16. 17J 
aber er felbft/ al^ Sftenfcb/ mu§ biifen W(iU(ii anwen« 
ben / mui jtd) menftblicb orientiren in btefer neuen SBelt/ 
mu0 forfc()en unb prüfen/ wie er 9fnbere/ von benen er 
bafielbe fogt / jum ^orfcben unb ^tüfm auforbert« 

2)iefe feine wm gottlicben @ei^e au^gebenbe aber in 
ibm/ hm snenfcben $aulu^/ burd) Srfabtung/ Stocbben« 
fen unb Beobachtung gereifte SBeltanficbt fprkbt ber 9(p0« 
#e{ am beutlicbflen unb beftimmteiten mß in feinem Briefe 
an bie 9tdmifcbe ®emeine. 3u biefer üanb Vaulu^ nid)t in 
bemfetßen Serbaltniffe M }u ben von ibm feibfi geflifte* 
Un gemeinen / an welcbe feine übrigen Briefe gerichtet 
finb/ würbe alfo nicbt bnrdi befiimmte äiorfaOe/ 9e> 
bürfniffe ober 9(nfragen veranlagt von einjelnem an^u^ 
geben unb baran feine Betebrungen tu fnüyfeu/ fonbern 
(onnte in feinem Bortrage gan) htm eignen ©ebanfen« 
gange folgen. !Die Slbmifcbe 0emeine {i6tte viek fd^on 
weit geforberte SUtglieber/ (w<e bie« mi bem Eingänge 



JLLl 

itnb iml^rerett 6te0ett Ui S3t{ef<d erl^eBO oott beneit viele 
itm ^pb^ti mßtilidi Mannt waren (waä bie vielen noi» 
mentlic^en ®ru$e am 6cb(uife {eigen) nftb manche wa^t^ 
f<6einU(^ in @ried)enlanb feinet miinblicf^en Unttvtldm 
ii(^ etfrent Ratten, liefen ben $ian ber o&ttli<^en (Sr# 
lofung be^ nKnf(bli(6en @efd)ied}t^ bur<{i S^riüuö nacd 
feinen dufern unb innern Sesief^ungen vor Singen jn ffel« 
len/ ma4)t ber Stpojiel ü(^ in biefem Briefe jur StufgaDe* 
er lofet ^e mit betvunbernäivürbiser Sebrwei^fjeit/ inbem 
er 33oturt6eiI nnb S^rrt^nm gerabe in berjenigen ^orm 
htlmjßft, in wel(6er jie bamal« ber Slufajfund ber SBaOr# 
dett feinbUcd im Sßege fianben; nnb fO/ fl(eid)fam eine 
2)e<fe Mdb ber anbern 6inn)eg)ief)enb / ßefarjiqt er feine 
eefer bie SBa^r&eit in bem Siebte nnb bem 3ufammen« 
^ange jn erblicfen ber i^rem bamaligen 6tanbpunrte am 
gemeifen war* — ^er jle^ige SfuiSleger biefe^ S^riefeä nun 
mu§ vor atitn fingen bnrcli flei^igeä ^orf(^en unb gei» 
Üigeö @rfaifen ber fdtmntlic^en Scbriften Ui Slvofiel^ fid^ 
mit bem ®ei|le beffelben vertraut gemacht nnb bur^ Ser* 
gleic^ung mit ben nnmittel&aren 3(nefvrtic()en ^Oriflti fid 
lebenbtg äaerieugt Hf>^n, baf e^ ber @eift ber SBa^r^eit/ 
ber g&ttlid)en Ofenfiarnng i^ ber in igm wo$nt; er mnf 
bie beuttied ani^gefproctfenen nnb feiner SRi^bentnug fd§f^ 
gen ®rnnbwal^rt>eiten {um fid^Itiifel gebrand&en ber 
fcbwierigern SIrgumentationen; er mu§ ben (Stanbpunft ber 
bamaligen ^tit berucfficbtigcn nm bie ^orm ber ^atfttU 
Inng nnb ba^ menfc6tid)e 69ftem M Slpoftcl^ jn erfenne». 
SBeil afier nid)t biefed/ fonbern baS geifiige 69<fem/ l^aupt^ 
fa<6e i^/ fv mnf er vom 85i1be {um SEBefeu/ wm Sefonbern 
litm SlOgemeitten nnb 9lbfoInten üc^ in ergeben fu^eu/ im^ 
met geleitet von ber einen ©rnubwagrl^eit be^ ISvangefium^: 
la^ ®ott bie £ie6e i^; er mu^ ^anluS beuten wie biefer 
bie ec^riften bed Elften iCefament^: immer fefi^altenb W 



XLII 

auf ere ^rm^ Unmdi Qani fte erfajfenb mäi i^rem innttn, 
fleiffigen ßinm. @v muf / (erüif jicgtiaenb W Stufafrungö^ 
weife unb ®ebanfeti formen Ut je^igen Seit/ baö ©efunbene 
mit biefen {ufammetiNIten / um fo t)iel möglich e^ f lar iu 
machen wie$aulu^biefe(6enSBa^r^eiten je^tunb fiit unfern 
6tanbptinft auöbrucfen tüurbe/ womit er feinesu^ege^ Ue 
^ei&auptung auäfprid)t/ baf bamaiö $an(uö in benfeI6en 
formen wMUöi 8ebad)t &a6e* ©elangt er auf biefem^ege/ 
immer treu bem burcgauä confeouenten ©ebanfengange ttß 
9lpofttH folgenb/ unb felbji beifen SBorte in i^rer e(nfad)ffett 
unb naturlid)f{en S3ebeutung beibel^altenb/ }u einer SBelt^ 
anficht bie me^r ali jebe anbere be^ ®otte^ ber 
SieSe/ ben iai Spangelium und fennen legrt/ 
wurbiQ ifi/ {u einer SSeiägeit bie ben begeiferten SiuS* 
forucd bed 9(poile(d re^tfertigt/ baf jteunenblic^ me^r fep 
üH 9)lenf(6enweiä^eit/ ©otte^fraft/ ge&eimnift)Olle ®otte^^ 
weiöjieit/ (i Äor* 2, 5 — 7.) fo fann er gewig fepu/ wenn 
auc^ ni(dt ben SIpoflel PoDfommen perftanben v \>odi jfc^ fei^ 
nem Sinne gendfiert unb nic&t il^m eigne $lnftc6ten untere 
gefcboben ober ign }um ilrdger eigner ^tm gemacht sn 
l&aben. !Denn ber ^rrt^um geffaltet jid^ mannicßfad^ unb eö 
bebarf ber ieitgemdf en SJlittel i^n in feiner jlebedmaligen ®t^ 
ifalt }u erfennen unb aufsußfen : aber bie göttticfie SBagr^eit 
iff nur (Sine unb ber SBeg m ifjr nur @iner : S^rif ud. — @o 
mug ber$(ud(eger jjeben^rrt^um ber igm nod^ blieb auf ifc^ 
felbjl nebmeu/ aber bieSBabr^eit bie ibm }u {eigen vergönnt 
war geb&rt gans ber OueOe Mß ber aOein jle fliefen (ann^ 
unb bie bem 3(pofie( fo reic^lid) fid) ergog* 

|)iermit bat ber 3)erfaifer ber porliegenben @rlduteruttg 
pgleid^ ed audgefprocbeu/ welcbed 3M feinem 6treben bor^ 
fiefcbwebt bat. 3)af er ti nid)t erreichte/ babon fänu/ nadb 
oBem borbin®efagt^n/ 9liemanb lebhafter überzeugt fepn aH 
er felbfl ; H9 er aber f d^ ibm gendbert Igabe/ bafur tragt er in 



XLIII 

M (t\H t>aä timii mwlUtipttä)li^t Setidttif * 3» einem 
mannic^fad) Um^tm SeSen ^at DaS waö i^m SSa^r^eit ge* 
WDvben unb wa^ er l^ier nu^ t)oDem fersen niederlegt/ ißn ge« 
tragen/ (ewagrt/ unter Seiten (efeligt in |)of nung. Unb ni^t 
SSenigen/ weli^e bie SJorfegung iN na^er füfjrte/ id burd) bie 
gleiche Slnfc^auttns ber SBaOrljeit ein gleidjer Segen m X^til 
geworben. 2)a§ bieö 6ei nod^ SOlegreren ber ^aO fepn mbifytti 
biefer SBunfc^ ijl einjige 93eran(a(rung jur SJefanntmad^ung 
biefer @d)rift. 6ie iji nid)t irgenb einem 6tanbe ber Bürger» 
ließen ®efeDfcI)aft o«öf(6Iießenb gewtbmet/ fonbern Sitten bie 
m^vMt US S3eburfni§ l)aim bie trennenbe 6cl&etben)anb 
iWifc^en SBiifen unb (3lauUn, fo viel eä auf i^rem Stanbpuufte 
möglid) iü/ ^intt)egiuf(()af en ; bie H^errlid^en SQBa^rl^eiten ber 
g6ttlid}eniOifen6arung im @inf lange su erfennen mitben nn* 
abweielidjen ^orberungen i^rer Sernunft/ unb i^r ganje^ SQSe^ 
fen tu ber ^ingeit ju gejfalten/ ol^ne welche bauernber triebe 
im Innern nid)t benfbar iß. @^ i|f barum nacb 3)l5gf idjfeit 
Mti Dermieben werben toai irgenb einem benfenbeu/ gebltbe« 
teu/ unbefangen nad) SEBal^rßeit fragenben Sefer ein ^inber^ 
iii$ §dtte werben f innen. S3ei aOem 6treben nacb ^Deutlid^feit 
aber (onnte ber SSerfafer unmöglich jebe ^bee/ wo jte jum er|{en 
9Ra(e jlcg au^fpricCit/ al^ in bem ©anjen not^wenbig begrünbet 
nad)weifen/ weil er nid}t ein 6QÜem fcßreiben müU, fonbern 
Srlduterung eineä poriiegenben SBerfe^/ bem er 6d)ritt für 
6<dr itt iu folgen verp jlidjtet war* S)arum wirb man bie S3itte 
(ittigftnben/ über mancßei^ @inte(ne/ waö ifolirt betrachtet an« 
fangä 9(n|fo§ geben tbnnU, nic^t eber absuu rtbeiien biß beffen 
3nfammenbang mit bem®anjen am 6cbluffe uberfcbauet wer« 
ben (ann. 

3fn 9lüd(tc6t be^2:e);teä bat ber S^erfaifer fuib ber treuejfen; 
fo Diel mogiid) wktli^en Uebertragung beßijfen. Uitt Hi 
SBort felb#/ aH foldbe^/ la$t oft verf<biebene 9(tif afungen {»/ 
nnb ni(6t feiten fe^t bie Uebertragung/ andf bei bem eifrigsten 



XLIV 

SentNl^ftt ben SfBort^nit wiebet* m d^^^»/ f<^)ott in einem ^emi 
fen ®rabe Die Speoefe \)oraul 3)arum ifi in t^en wenige 
fpra^lic^en Slnmerf uit^en (mlc^e/ wie man (eid)t fe^en tolr 
feine^wcgi^ iam fiefiimmt ftnbben atuDirenben \)onüdnbide 
fogenannte Kommentare entbe^iUcf) m macl)en) tgeilä an tij 
megvfad)eS3et)eutun8 t)er SBortet/tie iii ber Ueferfe^ung nt 
wiebergegeßen werben fonnte/ erinnert worben ; befonbej 
aßer foOten (h, bti 3l6weid)nn8en t)on 3(nt)ern/ bie ©runbe M 
fel5en barlegen* ißur 6in unb wieber finb fonil fpracT)!!^ 
Semerfungen/ bie ber SSeacgtung nidjt nnwert^ fcbicnen/ ^1 
Sugefugt/ aucbSinigeä in biefe 92oten t)erwiefen werben waS 
ber fortlanfenben Sridttteruns ^dtte fl6renb fepn fonnen« ^ 
biefer ifi n<^d) 3)l&glid)feit bafurgeforgt/ baMefer t 
ber gried)ifd^en@prad)e ni d)t tun big finb bttt 
tteberfcSUduna jener 9loten ni(6tö fnr fie SB 
fentlicOed verlieren. ' 

S3on Um waä fonji in Einleitungen al)()c6anbeft ju w 
ben pflegt fjat ber SSerfafer Dorgetogen ba^ igm^9l6t()i3t)] 
(enbe im S3ud)e fel5^ ba beizubringen/ wo bie naturlic&jle Si^ 
anlafung basu entilanb. t>a es nidbt feinem Swecfe getv 
war (\(b auf bie !D2ittl^eiIung unb einjelne Prüfung ber ^ 
nnngen 3lnbcrer einjulaffen/ fo t)erweifet er in biefer J^infi 
auf bie befannten Kommentare/ namentfid) auf ben in mand 
^inüd)t fc^d^baren beS:^rn.Dr.2;öoIucf/ aufweichen/ < 
im neuefien unter ben auSfu^rlicbern/ er Igin unb wieber beff 
bere 9liidfid)t genommen bat. — ©ine porlduftge lieber fii 
beö Anbaus bat er barum nid)t geben woHeu/ weil bieS iiii 
gefcbeben f onnte obne StufHeOung einer eignen Slnftcbt : 
ift aber fein porjuglicber äBunfcb/ ba^ ber Sefer; fo Piel ml 
lidb obne aOe vorgefaßte sneinung/ feine Slnjicbt auS b( 
93ortrage beä 3ipo^eI^ felbji entnehmen m&ge. 

SDloge benn biefe Slrbeit bon 93ielen mit bem @ei|?e tw 
Siebe aufgenommen unb geprüft werben / ani Um fie b( 
vorgegangen iji. 9l0gemeine ßujfimmung erwartet ber ^t 
faifer gewiß nid)t/ anß @runben bie Ui S5tt(^ felbjl en 
wicfelt; bielmebr wdre eine fold^e/ wenn jtem6glidb wm, tt 
(rdftig^e SBiberlegung ber barin aufgejieaten ^auptanfid 

^eibelberg/ m 3i« S)ec 1830. 






^vlduterung 



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Hill* 

itiß 

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ntiJ 

^^^ttefe^ ^auli an i)ie fH5mer. 

)infil 

en/f 

btif 

dit;» 

\tt: 



I 



erfle($ Kapitel. 



8.1—7'« ^mluif Xntdii 3cftf e^rifti/ bttnUntt ^IvofttU 

2 (cHeOe )nm 9)ien^ am (Si^anscnnm ®ottc</ mcicfiet er 
notier verfSniigt bat butct feine ^rop^cttn itt bcn itiiU 

3 8C0 64^riftett / ' »on feinem 6obne ( ber oon bem ße- 

4 f4(e<6t 3)a9ib< <iammt na(( bem ^Uifd , bem @eiile ber 
i^eingreit na4^ aber frSftig emiefen iii aM 6obn @onef 
boret bie Xnferitebnng i^oo ben Sobteo) Sefn« ebtiftn« 

5 ttoferm iS><rrn / ( bnr((> melden mir 0nabe nnb Mpoitelamt 
erlangt b^ben/ tu [oerbreiren] ®eborfam be< ®(an6en« 

6 nnter aOen SSSIfern nm feinet Ramend ttiOen / ' nnter 

7 beneo aucb ibr feib; berufene Sefn Sbrijli ) ' VOen ®o 
liebten ®0tte«/ bie jn 9lom ftnb/ ben berufnen {^eiligen: 
@oabe fev enc^ wxl ®ott onferm SBater nnb bem i^errn 
3efo« Sbriilnl 



i) d(p<op»(fiivo( ftc(t auf bie »irllicbe fltitcOun^ / ern« 
tutig« ®. 3C. (B. 13/ 2. — 5) Xapi( beidcbnet batf flagcmetnc/ 
»atfafl€(BUuMaa<morb(nrn rmpfAiidftt büben. -r änoatok^^v tl^ 
i>nano^v itltrx%m(; STpoScUmt/ brffen 8»<<f <A: Cblanbette« 
tiebotram/ ^9\%UmUit bat(b ®fattbcn<fiberi<aauna. — ^^ Ttaai 
«. I. SOe ^6fret namltd» im Ocdcnfab gracti b«< SSbff brr Subr it 
gcbaAt. S)<r «utfbrutf brteiAnr t bal ebrtüentbum aU ®<mctn0ut 
bcrJDVrnfcbbfit im dr^^cnfab einer '^MixtM^i^ti^ Sn bem ^^^e 
vov hv6^fAyo(; aixov He^t/ ber 9)aine/ b. i. bie Straft nnb 
S3efenbeit (Sbrifti fep ®egcnftanb fomobi afd (9runb betf corauben^. 
^te ^erbcrrlicbung betf dlamen^ Cbridi unter ben iC^enfAen if) 
nid>e er0er Sibecf/ fpnbern n^tbwenbi^e ^ofge« 



4 Aap. h 1—7. 

3n biefem votten unb reti^^aCtigen Sinflange funbi^t ^aulud 
pd^ ate einen Jtned^t Sl^rifti an, tnfofern er ft(^ bewußt ift. Feinen 
anbern SOBtUen ju i^aben, att ben 9)efet)( feinet J^crtn )u ücU^ie^ 
i;en« Uebrigen^ ful;(t er aICerbingd fid^ aK einen (So(;n M ^lu 
fed / ber ba n>ei^ / ma§ ber Jg)err t()ut* Sr nennt ftd^ einen :8c« 
rufnen , ju feinem SCmt )>ort)erbefHmmten , ba xl)m aUed / n>ie er 
e^ nad^I^er audbrudf(i<^ (e^rt, aK genau nad^ bem ))or()er6efHm« 
nienben Spillen ®otM erfolgenb, nid^t \>on mcn\^üi)tt S3cfHm« 
mung abl^dngenb/ erfd^eint 9Cud^ baburd^ o(fo ftd^ert er bie 
Sßurbe feinet Stmteft« — {Da§ Stjangefium ifl ti)m eine tancjft >)ör* 
t)erbeftinimte unb burd^ bie ^ro))(;eten im 93orau6 angeFunbigte 
äSeranftaltimg ®otMf nidl^t gleid^am ein neuer @ebanFc ober 
9tati)fd^(u^ @otM i bie ganje $-u(;rung unb Srfcfung be§ menfd^- 
Itdl^en @kfd^(ed^tö ift i(;m ein ))on 9(nf ang befKmmter $(an unb 
@ebanFe @otte§« 3n biefem ^(ane lag aud^ bie menfd^fid^e S(b« 
ftammung beß J^eifanbe^ aud bem ®efd^Ied^t ^a\>iH ; ba^ er aber 
bem ®eifh nad^ auA @ctt ftamme, ba$ er ein @ol;n @otted bem 
©eifte nad(>, nid^t ein felbft ber grftfung beburftiger Sölenfc^engcift 
n>ar / bie§ ift benoiefen burd^ bie Sraf t @otte§ , aU beren SBirFung 
^au(u6/ ftatt alfed anberen, feine SrmecFung \>on ben liebten (>er« 
verliebt. S§ ift fet)r bemerFen^mert^ , ba^ ^./ um ^f)riftud aü 
®ol)n ©otted bem ©eiflte na(^, bartufteKen / ftd^ nid^t auf beffen 
reinen SBanbel/ nid^t auf feine gbtttid^ ße^re, nid^t auf bie man« 
nic^fac^en grweifungen feiner ftraft beruft, fonbern Furj unb cinjig 
auf feine 9(ufern)e(Fung uon ben lobten. SBe((^en (;of)en SQBerti; 
ber Sfpoftel auf blefen ©egenftanb fegt, gef;t au§ bem ganjen 
3nt)alt feiner ©d^riften unb fd^n auft fielen einjetnen ©teilen 
unleugbar l;ert>or. @o fagt er (SRöm lO, 9) "JBenn bu mit 
bcincm SDlunbe Sefum aU ben J^erren beFenneft unb in beinem 
Jg^erjen glaubft, ba^ ®ott \\)n t)on bpi Sobten erwcdPet I)at, fo 
wirft bu feiig.'- Unb (i gor. i5, i4) /^Jjjft e(^riftu« nid^t auf« 



crftanbcn^ fo tft unfere 8e(;re nid^ti^/ fo tfl au^ euer @(aube 
nt^rig«" 3n ^mrt#t M bcn ^au(ud in unferer ® teile avA bet 
9(ufier(lel;ung QjrijK (hergenommenen 95en>eifeft fetner l)bl)ctn gei« 
ftigen Slatur/ tft ed au(^ befonberö iu bemerfen/ baß berfelbe in 
feiner Siebe in ber @ii^u(e ju Sfntiod^ien (SCpcflelgefc^« 13^ 35_37) 
fo auibrucnid^ bie 9QBorte M i6« ^fa(md 93* lO. '/S)u loirfl 
nid^t iugeben/ baß betn ^eiliger bie 93enDefung fei^e/^ auf (Et^rtftud 
ann>enbet/ wie ^etruft (Slpoftelgefd^* 2/ 2?« 31.) t>or ii^m e$ 
getf^an l^atte* 9)lag ber S3erf affer jened ^falm^ tiefe Sßorte auf 
bcn 9Dteffta^ bejogen traben ober nic^t^ gen)iß ift e§ ha^ fpaulud 
fie auf ii^n bejog unb ba^ er bie Ueberjeugung (;arre: ber @of;n 
©otted/ ber a(d Crlofer ber 9)lenfd^()eit IjerabgePommene ®etft, ber 
nid^t Yoie ein gen>6()n(i(l^er SDlenfc^engeift in bie SGBelt ber (ürfd^i» 
nung eintreten fonnte/ {ünt 1/35) i^abe auc^ nid^t biefelbe 
loie ein gen>6()nli<^er 9)lenf(l[^engeift Kriaffen Fonnen/ fep nid^t 
biefer S&ebingung ber ©unbt^aftigfeit unteriDorfen getoefem ^ ) 
@en>iß ift e^ nid^t ^au(u^ ÜReinung^ €briftud fep erft feit feiner 



•) Üflerbing^ fanh nlAt ßefcfcloffeii »erben: Qebcr ber »o« ben 
Sobten ertvecft mth, %9 ein ®eift einer bdbern öVbnung; fonft 
niä§te aucb i^ajaru^ ba|u gerecbnet werben: tvobi aber umge« 
febrt: @tn ®eift ber böbern Örbnung fonnte nicbt bemfelben 
efebeibungdproieffe unterworfen feou/ fonbern mufite/ na(b 
boberen ^latnrgefeben/ feinen Körper onf anbere ^eife ver« 
lajTen. £aiarnd mufte »ieber Serben unb fetn Körper Perwefen; 
niibt fo ber ^err/ ber/ obmobi er feinen irbifAm Jtörper/ 
beffen er fi<b nacb fetner Sluferfiebung nocb bebiente/ hti iBof* 
lenbung feinet ilcbtbaren Sfufentbalttf auf ber ^rbe iuräcTfaifen 
mugte — benn fein irbifcber Körper fann eingeben in H^ 
9tet(6 ber heißer/ unb etf gut aucb in btefer ibintt(6t/ ^ai 
3(e<f(ft unb Q3rut t>ai 9?ei(b ^ottetf niebt ererben (i Sor. 15/ 50) 
— bO(b nid)t pon neuem ffarb/ fonbern obne 2:ob unb ^er« 
wefung bte i^fiOe perlie§. — S)iefer ®egenilanb fott bei einer 
anbern ®e(egenbeit mit 18e|ie6ung auf $au(utf te^re Pom 
acofia nvtvfiaTixdv erSrtert Werben. 



6 Aap, I- 1 —7. 

S(uferftcl}ung aU ^i)n ®otM Umhnbtt^), er fteUt i^n M» 
mAyc, cbenfo n>U 3ol)anne6 uberaU/ unb ^ettud (i ^et 1/ 20*) 
a(d ben bar^ bur^^ ii!>€((^en @ott baö S3er( btt ^(ofitng von 
SInbeginn brfcf^Ioffcn unb einiig au^cfu^^rt i^at ()« fö* Sibm. 
it6, 25. $)»b. 1 / 4* 3/ 9 fO SIKerbindS befrad^tct f^auluS €(>ri« 
ftu^ poriug^mrifc in bem Sid^te bei deiftigen ^etrfd^erd ^ unb beffen 
auftreten aü 9Renf(^ if^ ihic^ feiner ^c^n Xnftc^ nur eine 
^eriobe bei Srlofungön^erfi, aber eben bamm ift £f)rifhi6 t^ni 
@of)n @otte§ \)or/ n)d()renb unb nad) feiner irbif(i^en Srfd^etnung* 
— S>ag ^dulud ftatt aller Srafternoeifungen ©ottei in bem £eben 
S()rifH nur bie 3Cufern)e<FuHg nennt/ ift ein 93eif|Mel bei / jur 93er« 
tneibuni) \>on 9){i^eutungen fo fei;r bea(^Mtn9in>ert()en/ ©yrad^ 
gebraud^d: burd^ J^r9orl;ebung einei Jg)aii)>tinomentö ober Utn» 
ftanbei bai ©anje froftig ju bei^id^em ®o ftd;t 951ut/ Xob 
(£l)rifti ftatt bei ganzen gebend/ ber ®efamnitn>ir(ung bei Srioferi* 
<^ SBefc^neibund ftatt 9)lofi)itf(^i @efe|/ jubifc^ei S3o(f u. cu 

IDurd^ ben J^errei;! felbft ift ^au(u$ bie ©nabe ber ^Berufung 
unb bai 9())oftc(amt ju Si^eil geworben/ tpie er au<^ an anbern 
(Stellen biei auibrudPlid^ fagt/ ( ®aU \, u ) ni^t bur<^ menf^ 
Ilc^fe ©eranftaltung. ©er ^xoid feiner ©enbung ift: ©nfobung 
ber 33birer ju gläubiger Sbierfennung bei 9lameni/ ber ^afe unb 
aBefenl;eit (Efjrifti/ ju »ertrauenitJoUer 3Cnnal;me ber burc^ C^riftui 
t)argebot()enen ^u(fe. %n Wk, bie er att Sieblinge ©ottei be» 
jeid^net, — nid^t a(i I;abe ®^tt i^nen befonberi unb partl^eilic^ 
feine Siebe juaemenbet/ fonbern n>ei(Sr bie liebt/ bieS^n erfenneu/ 
3f?m folgfam fmb — an alle ju jRom anivefenbe/ grenibe wie 
(l^int)eimifd^e/ rid^tet er feinen ©rufi* ^rufene nennt er fte/ ali 
fotd^e/ bie jeftt fdi^ig n)aren/ ben ergangenen Stuf ja oerftel^n/ 



) 'R4 ävaotd<rta(; vßxffaif btüt olfa bier nicbt fe|h/ fonbern 
i> u r (b fnnc ^ uferflrdung/ nU tann Ix bäu^ UtUf&t^€iUün% iat. 



mie bi(A in bct ^dge fidj^ re^^mi^ imib; ^Hge^ nadf^ bem 
©prad^cbraudS^ be« a(fcn iteftamcntS/ a(d fold^z bie @(ieber beft 
a3o(f&€>otKd gtmorbcit fmb^ 2;i;ci(nd;met an dncr jut J^eittgfcit 
beftimmtcn föortcdgemeinbe. — @nabe tft e^^ n»a6 ber 9D2enf(^ 
ber t>or ber gbttlid^n ßered^tigfeit vi^t beftc^cn lamt/ bebarf/ 
itnb baburd^ 9fi^^<n/( gbtrltd^n Sroft unb iBerui^igung/ unb ft< 
jtnb bcr bcbcutung^wilc @lrui M Up^^Mh an bie ©emcine @lorM* 

8 — 15. Set «Bi» lanfi tA iiKinein €lort bttrc^ 3<(M 

S^rlKUtf rnre? aOcr mttn, Hi euer €Uaitbe in ber danken 

9 SeU fnnb wirb. S>too @0tt ift mein Seuge/ bem i4 
in meinem Oii^ biene on bem e^angenum feinetf 6o(ne(/ 

10 bafi i4 unab({iffia enrer gebenfe^ nnb immer in meinen 
®cbeten bie 83iue «ortrage / ci mSge einii Mtfi bem iSiffen 
Oottef mir bie gfrenbe merben/ jn enefr ttt gelangen. 

11 !Denn mic^ »erlangt feftr end^ in fe^en/ um encb {u eurer 

12 6tSrfung geiftige (Saht mit}n^t^ei(en : baS (eigt/ um 
burcb ben gemeinfamen ®(an(ett / euren mie meinen / mit 

13 ett4 erftticft ^n merbem 3f^r foOt nfim(i<ft miifen/ Sbxü^ 
ber/ bag ic6 Dft fc^on mir t)orgenommen iaht in eu4 in 
(ommeu/ aber bi<l^er ver^inbert morben bin/ um anc^ 
unter eu4 tini^t ^tn<bt tu fammeln# fo mie unter anbern 

14 IBoIferm ®riei$(n unb 9Cu((inbertt/ 9Beifen »ie Unmeifeu/ 

15 bin Id) midft feibil f4n(big/ * unb fo iil etf/ fo i^iet an 
mir liegt/ mein feftnUc^er ißttttf4/ aucl euct» in 9lom 
batf (Soangelium |u bcrfuiriiigen« 



äbergebe. — 3^^ li^cFoi) X^fttrTo« »r il Da0/ mofttr leb ^anfe^. unb 
on<b/ M iAbanft, Uin^ettii; wtii unfrre a^nic iBe^ubung 
|K (»•» burcb CbrWtttf gegeben tft, — 9) iv t^ »y««^aTi 
fiov oon ganjer 6eele/ mit «einem ganten SD^fen* — lo) 



erfleö Kapitel. 



9. i— r« ^uluif Stntdt^titi ^f^tiftii betnUntt VlvofitU 

2 Ufttüt itim 3)ienfl am Svangcliom @ottcf / »c(4c( er 
vorder vcrffittbiflt bat ^urcfr feine $rop|ieteii i% htn 1)tUU 

3 gen 6(6riften/ '»on feinem 6olftne ( ber oon bem &t' 

4 fcdlecbt S>ai9iM üammt na(( bem gleifcb / bem @eiüe ber 
i£>eili8feit nac^ aber (rSfrig ermiefen iü aU 6abn ®aue< 
biircb bie SCnferitebnng von ben Sobten ) 3eftt< ebriftnf 

5 noferm f)errn / ( bnrc^^ welchen mir ®nabe nnb Kpoftelamt 
erlangt b<iben/ w [verbreiten] ®eborfam be< ®(an6en< 

6 omer aOen SßSItern nm feinet 9tamen« iviOen / * nnter 

7 benen au(b ibr feib/ Vernfene Jefn Sbtitli ) ' VQen ®e« 
liebten ®otte</ bie an SRom ftnb/ ben bernfnen ^eiligen: 
@nabe fev tn^ von ®ott nnferm iBater nnb bem |)errn 
3efn« Sbtiftnl 



1) dt^osfKfiivo^ arbr anf bie wirfliAe SintcOun^/ een« 
band« & 21. (B. 13/ 2. — 5) Xdfiq ht^ti^intt hai M^tmeintf 
tOAl atte ®(Attb<0d<morbinen r mpfaiiorn baben. -r änoaroXiiv ilq 
'tnaxoiiv nlarrtoiq 9lpoftc(Amt/ brfen Snecf if: CBCanbrne« 
geborfam/ {fol^famfrit butib (Biauhtn^ühtt^tu^nn^, — Ip naa^ 
V. L Sfle ^aifcr namlt<b im Üt^tnhi ^racit b«^ 9bff brr Stibr it 
gcbaAt. ScrVumutf brictdbnet bal ebrttcntbnm ale®emrtnfittt 
bcrjanrnfcbbrit im 0r(|cnfab einer ^olftfretidiom 8n bem ^nk^ 
%oi 6p6ftayoq air9v lie^t/ ber fftome/ b. i. bie Straft nnb 
SEDefenbeit Cbriffi feo Oegettüanb fowobi aU ®runb bee OHaubentf. 
^ie ^erbcrrlicbuna betf dlamrnd 6brt0i untrr ben iDtenfcbcn i() 
nicht er#rr SwecT/ fonbern notbioenbi^e Soig^« 



10 Aap. I. 8--. is. 

ftd!^ äu^ernheti Rauben (^ i^ 3—7) mit i^nen geftdif t unb crqutcft 
ju toctbm* — Sd iflt ettoaft @roM um biefe d^rifUtd^e @emctnfd|Ktf 
um tiefen ^u^tonfd^ ber irinerfUn S(nf(|auutidcn mtb ^rfai^rungen 
beft fleifHgen Seben^ / unb ber entbef^ri 9ie( / bem bie(e^ abgc(;t« 
fffietbingd fann unb foU bie Ueberjeugung M Sinjelnen fo feft 
nocrben / ba^ et aud^ in einer 9QBe(t bed Unglauben^ tsnb bed 9)}iß« 
i>erftanbed nid^t n)anft/ unb ben)unbernSn>urbig ift berjenige/ ber, 
aud^ menn et fi(^ allein glaubt in feinet Ueber jeugung ^ loie 
Slia^/ bod^ ntd^t manft« 9(bet bi^ mit bai^n gelangen , ift bie 
@emeinfc^aft htt tlebetjeugung ein ()etrlid^ed ^tbetung^mirtel unb 
fie ift n>eit ^erfd^ieben^ menn fie ted^tet Sftt ift/ unb ein aud 
Steinigung , 9ladf)benfen unb Stf al>tung ()en)otgegangenet 3uft<uib 
beS ©emutf)^/ «)on bem blinben SCutotirdt^glaubeu/ au& bem frei« 
lid^ fein ermdrmenber/ ert>eUenbet unb beiebenber ® tratet auf 
anbete ®emuti)er uberge()en Fanm — SCucf^ afö $oIge ber iOtit« 
tl^eifung felbft ettoatm bet Sfpofitel eigene ®tarf ung / benn aud^ 
ba§ ift ba^ J^errlid^ bet geiftigen 9)litt()ei(ung / ba^ bct @ebet 
babutd^ nid^t armer mitb^ fenbetn Teidf)et/ inbem^ n)d(;tenb et 
gibt/ aud bim Sid^tmeet bet SBai)tf)eit/ unb but<^ ButudFfttal;(ung/ 
fifym tmmet neue& Sic^t juftrömt Slbet fein J^aupt)n>e(( ift bod^ 
it^itffam $u fe^n in bem it)m gemotbenen 9$etufe« (St gef)0tt/ 
ate (Dienet bet aOBai^t^eit/ nid^t mct)x pd^ fetbft an, fonbetn ift/ 
eben bobutd^/ ba^ et ()ar maft et mitrl>ei(e/ aud^ fcbulbig mit« 
{urteilen* 9ltt ongefteKtet .i^u&t>a(tet ift et oetf^flid^ret ju fpenben« 
99id^ um Soi^n in biefet ober ei^et künftigen SBelt/ fonbetn et 
(ann nid^t anberd« SQBef>e mit/ fagt et an einet anbetn ®reUe/ 
wenn i(^ ba6 (Evangelium ni^t ))etf iinbigte ! — @o tveit eft 
an i(;m liegt/ fo fetn e& auf i(;n anfommt unb nid^^t etii^a )>on 
(Sott anbete befd^loffen ift/ ift et beteit aud^ ju Stom bad Svan« 
gelium iu ptebigen / n>ie et bi^i^et untet @ebilbeten unb Ungebilbe« 
ten get^^an t)at unb iu tl)un fd^ulbig ift.^ 



Aap. L 16- 17. 1! 

16 — 17. ^tnn idf idt'imt mic(^ M ^umtüumi ( fiktW) 

ntAt : benn cd it eine :Kraft ®orte< ittm ^til itUm ®(atu 

17 beuten/ Um ^uUn iuttt, nnb bem ®rie((en. 3fn i^ 
nfinlic^ loirb bie iittlidt ®erect)tiflfeit ani ®Iait6en tum 
&laubtn offenbar; tüit ae^rieben üebt: ber ®ere4uivirb 
(eben burct^ ben ®(anben. 

S)ad (St)ange(utm/ tpte ^au(ud anberdn>o fagt (i Sor>i,25)/ 
toax t>ie(en unter ben 3uben ein 9Cerjemt$/ n>ei( fte ctiten irbifc^ 
inad^ttgen iSReffiaS ermartet l;atten/ unb t)ie(en unter ben ©ried^n 
eine 2^^crl;ett/ ein ©e^enftanb M ®}ßonttf toeit fte ed tiiäft )u 
uercinigen xou^tm mit il;ret eingebäbeten irbifc^en 2Beidl)eit* SBoti 
ber 93erFunbi9ung beffelben fonnten @oI(l^ a(fo^ bie s>on feiner 
innern $raft unb SQSa^tKit nod^ nid^t burd^brungen n>aren/ burd^ 
$ur(^r 9or äki^gung noie *^or SBibertegung unb 93efdS^muns 
burc|^ ^gebtlbete SBeife/ iurudfgefdbrecft toerben. 9iid^t fo ^u(u<i^ 
ter e^ erfannt fyattt afö eine ©otMÜraft ^ur S3efeiigung berer/ 
bie eft smt innerer/ lebenbtger Ueberjeugung ftd^ anzueignen wxß 
mögen ; atö bie gei;eime / verborgene 9Beidl>eit ®otte6 / n>eld^ (BoU 
Derorbnet l;at wx ber SBdt ju unferer|J^err(i(|^feit (t CortS^?)* 
3(^m alfo ift bie ä3erfmibigung M Soangeliumft/ fo mie ^lidb^/ 
fo l)of)tt 9lul)nu — 3um J^eil gerei<l^t eö ben fötaubenben unter 
ben 3ub€n )uerft^ nicbt afö ob ti biefen befonberd beftimmt n>dre 
^ benn er fagt audbrudPlid^ \)m, nne fpitttf bc^ e^ allen BhU 
fern befHmmt ift — fonbem weit ed i()nen }uerft bargeboten tpor» 
tien/ n>ei( ed in bem gottlid^en ^(ane (ag/ bai ba^ (S^angetium 
werft in 3ubea befgnnt »erben foUte,5 — Äraf t @otte> ift i^ 

16) Inaiax^yonai ({(^ f*dmeit/: f*(ie§t oud) brn ©cflriff betf 
<i4 9üt(btta9/ fi<6 (SntMf6rn$/ In lieft/ i»fe Med |. 03. au6 2. 
fCimf 1/8 cr6<0ct. M^ ovy inaiaj^vv^'^q t6 fiapTvpioy 
Tov xv^iov i5pcoy , n)o unmittelbar »orbergebt ov yäf Id^xey 



12 Aap. I. 16 — 17. 

I 

€t>aii9elium (um J^eil: benn a offenbaret bie aottftd^e @ere(^tt9' 
Fett in i(;rer wHen aBefenI;ett, jetgt nic^t nur worin fie beftel^c, 
fonbern maäft (Ic oud^ fi^tbar in i()ren 2BirFungen« — ©er Sfu^^^ 
bnidP: s^ttlid^ ©erec^tigfeit (iixaioavvji ^iov) ift t^ier oon bcp« 
))etter SBebeutung. '3uerft bejeic^net er biejienise ©ered^ttsf eit ^ aß 
menf(^(i<i^ (Sigenfd^aft gebadet/ bie oor ©ort allein SBertI; l;at/ 
bei 3()tn ^(nerfennung finbet, bie dt \>on ben 9)lenf{^n forbert/ 
ndmlid^ bie^ n)e{d^e aud gläubiger SttierFennung ber ^u(fe ®ot^ 
Mf avA tmbiiä^tm SCnfd^IieM an ^t)n, ()er9orge(^c unb in ftcb 
fe(bft immer me{;r ®t&vU unb ^raft gewinnt; im ©egenfa^ 
gegen bie menfd^lii^e ©ered^tigfeit/ bie auf ber fBeobad^tung ge« 
wiffer @efe^e unb Siegeln beruftet ^ unb bk, felbft wenn biefe 
iBeobad^tung ))OltFommen toaxc, boä) nur ))on ber bem Ueber« 
treter angebro()ten ®trafe befreien/ nic^t aber jur l^od^ften ©lucf« 
feligfeit/ jur Z\)Älna\)mc an bem ©otte^reid^e ful;ren fonnte; bie 
aber überbem fo (eic^t in ®e(bftgefdUigfeit unb ®d(^eingered^tigfeit 
ausartet (jiut 16/ 15« 18/ 11)« S>ann aber bejeid^net jener ^u^ 
brucf aud^ bie ©ered^tigCeit afö Sigenfd^afr ©otted gebadet/ meldte, 
wie ba§ (Eoangelium und M)tt, nxdft g(eid(^ ber menfd^Iidf^en @e« 
red[^tigfeit ein ftrenged 9(bwdgen ift oon (Strafe unb 93e(ol)nung 
gegen bai ä3erf)alten bed iDleufd^en, bei weld^er Fein üRenfdg^ t>or 
©Ott befte^en Fonnte^ fonb^m ))ielmel)r gndbige @rtf)ei(ung beffen, 
toa^ ber 9)lenfd^ notI)wenbig bebarf/ um t>or ^l)m befte(;en ju 
Fonnem — Sben fo liegt in bem bei ^au(u& fo bebeutung§t>oUen 
SBorte ©taube ( nlcrnq ) i)ier ber jwiefad^e iBegriff ber SCneig« 
nung t)on ®eiten bed 9)tenfd^en unb ber £reue unb 9Ba(;rl;afrig^ 
Feit ©otted: wie bied alUi fid^ in ber $otge beutli<^ 
jeigen wirb. Slaturlic^/ ha^ ^auIuS^ inbem er in wenige 
SBorte ben ganjen 3n()a(t feiner* Sef)re jufammenbrdngt/ babet 
a\x^ m6) feiner Frdftigen 2Beife jebem SBorte ba5 m6gli(^fte @e« 
wid^t ert{;ei(t 



Äaj). I. 16. — ir. 13 

^ufud tft etfuKt )>on bem grogen ©ebanFeti/ ba§ bet 9){enf(|^ 
üon ®ott beftimmt fe^ jut ltf)ei(naf)me an einer geifttgen/ ghtt* 
üiftn @emetnf(^aft^ }u bcm »on (ü)ti\tM vcrfunbigten ®otre6« 
reid^/ weld^e^ ^autud felbft alh eine J^ertfic^feit \^ltttt, gegen 
n>e(d^ bte Seiben bie mir erbu(ben muffen um bal;tn ju getan« 
gen/ für gar nid^tö ju ad^ten {inb. Unb gen)tß fii^webte biefe^ &oU 
te§reid^ feinem geiftigen SCuge vor , n^enn er bie @emeine C^rifti 
unter bem SBifbe eineS geifKgen ÄorperS barfteUt , n)e(d^er nur ba* 
burd^ iu ber i)b^\tm @tufe bed fiebenS unb ber @(ü(f feligfeit ge^r 
langt/ baß jebed einjelne ®(ieb von bem äSenoußtfepn burd^brungen 
ift/ e6 bepnbe fid^^ auf ber von @ott felbft if)m angewiefenen StcHe 
gerabe ba / n)o e^ felbft/ unb eben fo jebe^ Unbxt, ju feiner unb 
jebed (£in jetnen unb bed ©anjen @(u(f feligf eit am meiften ivirfen / 
folglidj^ aud^ be6 I)od^ften @rabed ber ©eligfeit tt)ei(l>aft n>erben 
fonne unbmujfe*— 9(ber eben fo ift feinem @emutt)e aui) ber^all/ 
bie ®unb()afrigFeit M ganzen menfc^Iid^en ©efd^fed^td gegentvdr« 
tig/ unb eg ift ii)m geiviß/ ha^ ber 9)tenfd[^ aud bem funb()aften 
guftanbe/ morin jcber Sinjelne/ n>ie baS ganje @efd^(ed^t fid^ be« 
pnbe, iu jenem fdigen S«f^önbe, ber atte§ ungottlid^e SBefen not()* 
roenbig auefd^Iießt, unmbgiid^ gelangen Fonne burd^ eigne Äraft, 
fonbern ba^ baju eine gbttlid^c .§ülfe unb öeranftaltung nbtl;ig 
gewefen \tt), unb biefe eben fep e§, bie bem menfd^Hd^en ©efd^ledj^t 
burd^ Sf)riftug ju Zl)(H gemorben : fo t>a^ ba^ (SvangeKum nid^t 
b(o6 2ef;re unb Unterrid^t jum J^eif , fonbern Äraf t (Sottet felbft 
jum ^ei( gen>orben- fep / aud n>e(cl^er/ na(|^bem un§ bie lieber jeu« 
gung ber eignen @unbI;aftigFeit unb ^ü(f(ofigFeit gemorbeu; juerft 
ber $Cnfang eineS Finblid^en 3Cnfd[)(icßen^ / einer vertrauensvollen 
Jg)ingabe an @ott/ ober @laube/ ()ervorgef)e/-meld^er bann burdf^ 
$ortfe|ung ber ndmlid^en gbtttid^en SBirFung immer mel^r $raft 
gewinne unb ben 9)lenfd[^en aud (Stauben in ©tauben / von ber 
erften ®tufe M ©tauben^ aUtndl)lig ju ber l;bd^ften/ unb bamit 



f4 Xap. I. 16— 17. 

ittt i)bd^ft<n aSoHenbutig unb ©eligFctt t^nfuf)re* 9)o4 vettftinbiger 
faffm mir aber n>ol>( ben ®tnn ber SSiorte ^^au^ @(aubcn guni @(au« 
bcti'v tiKntt wir unter bem StuMnidF^Iauben ba^ erfteSOtal bie 2:reue 
@orf(§ / feine unemtubet ttebeooUe 8ettung t)erfte()en> burd^ 'tDe(d^ 
ber 9)lenfd(^ )um @(au6en/ jur SCnerf ennung unb freubigen Srgrei« 
fung biefer J^u(fe gefui^rt n>irb« — !Da^ ber 9Nenfd|^ nur burd(^ ®ott, 
in t)ertrauent>oUein 9fnf(^lie^ an 3t)n/ Stettung ftnbe/ nid^ 
burd^ eignet Zf)nn unb @e(bft()u(fc, fugt ^auluft f)iniU/ fep aud^ 
fd^on fr&^er angebeutet morbeu/ in ben SBorten (^ah.2,k)>f^ct 
®ered^e mirb (eben burd^ ben ©(aubeu'^: wo ni<^t bem ^ulfe tKr« 
iKtfien whrb^ ber ber bro()enben ©efa^r (u entfiie^n fudj^t/ fonbem 
bem / ber in it)t fid^ auf @ott wxli^t. 

SDiefe i)o(;en/ in bem ®emut()e be^ Kpoftefö (ebenben SBa()r« 
(weiten entmicfett berfelbe in bem SoIgenbeU/ inbem er befonbere 
gtudffid^t nimmt auf bie ä3crurti}ei(e feinet JBoIf^^ auf eine )>oViß 
ftänbige aber nid|^t ftreng f9ftematifd(^e SBeife* ^ortgeriffen t>on 
ber %iiVLt feiner ©ebanfen unb @m)>finbungen Id^t er (umeKen 
erft f)>dter geioiffe Sinfd^rdnFungen unb Ergänzungen eintreten, 
ober überlast e§ bem Sefer felbft/ fie ft(^ auS bem ©efagten ju 
^ntn>icfe(n« 

93erfe^en mir un6 in biefe @emutI>^fHmmung bed 9(poftefö/ 
fo mirb und ber Uebergang unb bie ®cbanCent>erFnu]^fung auf 
fofgenbe 2Beife ganj naturlid(^ erf^einem IDer \)ort)in au§gefpro« 
c^ene @ebanf e : 2Beber f alfd^ ®(^am nod^ unjettige $urd[^t Fonnen 
mi(^ 9on ber 93erFunbigung be§ @t^angelium§ ab(;a(ten/ beim ed 
ift ©otte^Fraft, fu(;rt il)n naturlid^ auf bie Setrad^tung bed gu« 
ftanbed b^rcr, benen bad Evangelium 2:t)ori;eit unb $Cergerni^ mar, 
bie burdt^ i()P^ 93erFe{)rti)eit unb 93erberbtt)eit ber 9Ba()rt)eit, bem 
9lei4ie ©otteö, gleid|^fam einen S>amm entgegenfe^em S&cA t>er« 
mag ii)r o()nmdd^riged S)rot)en gegen bie ©otte^Fraf t ? mad if^re 
eingebilbete 28eid(^eit gegen bie iStad^^t ber SBai)r{)eit ©otted ? 



ÄttJ>. I. KT/ 17 — 18. 15 

3n ber ticfften @cde bcn ©cgcnfo^ empfutbent gtoif^ tem 
@ottcdfei<i[^e/ mc^u ber fDtenfd^ beftimmt ift^ unb bct gretticnfofen 
£after()af tigfcit ber SKenfd^H / ttwt)on er untit 3uftcn unb Jg)eiben 
Slugenjeuge war/ duffert er fid^ mit alUeftamentlid^r Strenge unb 
in ottteftamentltdlKn Sfuibrucfen über fte/ ober me(me(>r über t^re 
Safter: S>er jSom Ootteö offenbaret fic^ ober ade Ungered^tigfett 
ber 9)Ienf<^n/ alfo über aHe Ungered^f eit^ glet^^vtel ob t)on 3uben 
ober ^tben begangen« 9iber fein SBßrf t>em>ei(t nic^t bei feinen 
gettgenofen/ fonbern erl^ebt fid^ ^glet^E^ auf alle frut^eren jS^iten 
unb SMIf er / b^n t>on je^er t)^x ee S56fe^ gegeben auf Srben / 
(;at boift ®(l^e^e fid^ em)>brit gegen ^oA &\xtt , f^at eft £amt»f 
geführt gegen bte 9Säl;t{)eit» S>te aSerberM^ett beft menf<^(td^ 
®efd^(e(l^§ fte()t t)or feincfl 9(ugen. Sr red^tigt gleid^am tm 
an^gef))ro^nen gorn ®^iM. S)enn/ fagt er/ oi)ne Ausibe von 
@ott f{nb fte ni^t gebfiebeti« 93on Kubeginu/ fo lange eQ SDten« 
fd^ auf Srben gtb^/ t;at (Sott fid^ ii;nen in feinen SBerfen offen« 
fcnbart^ unb bennod^ finb fte in $tbgotteret unb Safterl>afrig(ett 
t>erfunfem 

18 ©enn ber 3orn®oued Dom i^imme( offenbaret fic^fibcriebe 
@ottIo{tgftit unb Ungere(()ttgfe{t ber 3J{enfc^en/ mW bte 
®al&r(^ett in Ungerec^tigfeit (emmen. 

©a^ unter gorn ®ottel J;ier \><kh ganjltd^e iDtigfallen ©otte^ 
am SBofen / bie ))ol(ige ltn)>ereinbarfeit be§ $6ofen mit ber 9tatur 
®otte§ , verftanben fep , unb nid^t eine Scibenfd^af tlid^feit in ®ott, 
bebarf faum ber €rn)d(jnung» ®(^on ba§ alte Scftamcnt, obwot)t 
e^ in feiner lebenbigen äuöbruct^weife (Sott ßeibenfd^aften beilegt. 



.18) dM^ta i« bite ba« 90«bve im Bo4fien Ciniie/ U^ ^<Ut^U 
ftcbe/ bdtf Oleicb ®ott(^/ fo wie eM0utf fa^t: ^tx aud Ux 
©obtbeit ift!/ 66tt meilte etimme. 8o6. t8/ 37; Cr iMi<bt 
beßaabfii in ber SSBobrbeit 8/ 44 unb Sftcr. 



16 Stap. l. 18/ 19-23. 

ma^t bod^ aufmerffam barauf / ba§ btefe nid^r tme mcnfiliHi<i^^ ^i* 
benfd^aften ju bctrad^ren finb« ®o ^^t eft ^f* ii / 9 '' 34 ^oa» 

ftredPe ni<^t mdneS 3orne^ @laü), !Denn ©Ott bin i^ 

unb teilt SDtenfd^r^ Unb 4 9)tof« 23 / IQ ''@ottiftnid^ ein 
SHenfi^nfinb / baß i()n ttwa^ fleteue^v obn>oi;l eft t SDtof* 6/ 6 
i)^t: e^ reuete ii)n/ baß er bieSDlenfd^ gemad^t f)atu*'.— Sttfo: 
ber Sbfe/ bet Ungbtüxife, tarn att @o(i^ unmogU^ $^( l^oben 
an bem Stetere ®otM unb bet n)a(>ten ©(ucffeUgfeit/ benn ba6 
tlngotdid^ ftel^t mit bemfefben in offenbarem SBtberfprui^« jOffen« 
bar ifl ba^ 9)lißf aUen @otte« am SSofen fd^^on baburd^ , ha% ed in 
fid^ fetbft unl)ei(bringenb ift ^ offenbar burd^ bad ®efe^ , n>eld^d 
SBeftrafung brot)t; am offenbarften bur^ bie SDerFunbigung bed 
Stei<i^ beft $riebend unb ber SBa()r^t/mit weld^em e^ burdf^auft un« 
vereinbar ifh iDenn badSife l^emmt g(ei<^fam baft 9leid^ ber SBat;r« 
l^it/ in jebem einjelnen mie in bem ©anjeu/ miberfe^t fid^ bem 
flöttlidlKn ^(ane ber SSefeligung be« menfc^Iid^n @efd^(ed^t6/ t)iU 
beffen (Srfd^einung auf* — !Dlan l)ute ftd^ vootfl, t)orau§ittfe|en/ 
^aulud rebe ()ier von ben Reiben feiner B^it ober uberl)au))t von J^ei» 
ben im ©egenfa^ gegen 3uben/ n>obur(^ man ben x^Un ©eftd^tö« 
punf t fe()r verrudC en n)urbe» Cr rcbet von bem ganzen menfd^tid|^en 
@efd^(ed^t/ n)e(d^m vom erflen 9(nbeginn hcA große 2BerC bed 
@d|^6pfer5 iur SBetradf^tung vor Stugen geftanben I;abe» 

19 — 23 2)a0 n&mü(b ®ott erretiuBar ifl/ iü an i^nen fidEitbar ; 

20 benn ®ott iat ftd^ t|inen ofenbürct: 2)cnti fein ttnfi^tba^ 
rei fSefett ifl feit ber 6cbSpfutig ber Sßelt btircl Stac^ben- 
fen an feinen iSerfen ficttbar; feine emige Xraft nSwHd^ unb 

21 iS)ertnc(fett: fo baß fte ftcff ni(6t entfcfmlbigen fünnen« üi^ 
weil aber fte®ott tannttn, verehrten fie i(n oiebt aMOott 
itttb banften iN ntdtf fonbern in i^rem SßSl^nen derie^ 
ti^en fte in J8erre|irt|icit / nnb i(r unmüSubige« 0em6t( 



Stü9. I. 19 — 23. 17 

22 vctfttiitcrte ü(9. Sfnbem fic fl4 ffir SBeife ait<gd(eti / »tir« 

23 Itn fIc to S^orcii/ nnb fie ll(ertiii0eii bie <^(rc M nnfltth 
Üfbtn (3ottti auf Ra^MIbttngeo Ittthli^tt 9letif(ten / nii5 
CSgel / vicrffiftflcr Stfiore titib ®c»fiirme. *) 

Ski^ Me SRtiifd^, mify in t(;rfm {(foHmni/ fMtib(;afi<ti 
Buf^anbe^ «ine flmtffc ^tnninif Mn &oH 1)abm thnntn, boi 
(ie / itngcadj^tet i^ret CEntf omung oon &ctt, UmMif mift fo fom 
oon U;nt ftnb/ bai St ii^m ^unbt gan) mriogcn märe/ iia leigr 
{i(^/ Witt ber %fc^ü fagen/ an ben iWenfil^ felbft 2^ ber 
X^at finbet fid^ fein fo venoilberM Sott auf ber dtbt, baß flwr 
feine Sft^nung cineft gottltdKn SBefenft bei ii;m aniutrcffen toim. 
SBore cd moglid^/ baß bie SDlenfd^z bie bodj^/ wie ^aultid fa«t 
(3(* ®« 17/ 2a)/ gittli<bm ©efd^ted^tö/ sbttli<l^ Stlbftammiiiig 
ftnb/ fid^ fo toeit t)on ifyxtm Urfprunge flirten entfernen {önncR/ 
baß atte ®))ur biefer t^ol^^t aScnDanbtfd^ft in ii^not voBig er« 
lofd^n märe/ mie märe eft bann bcnfbar/ baß (ie je tonnten bo« 
(^ iuru(fgcfu()rt merben ! W)ct fo tief ftnb fie nic^t gefunfeti/ 



19) 9 tS)ag (99tt crfcnnbat iS/^ oder aucb/ »dttc (g€»<ir<) 
it<nntn<fi Gottes "/ Denn tb yvmcxov ift fowoM Krnntni§/ 
oll »a# Crfcnnkarc. 91m »cnidffcn mb^tt iA flierfcM : n ^«^ 
loae anenfcben von 9ott crfcnnen fonncn/ ol^er »ie oid von 
<tm üe erfennen fönnen"*/ denn da würde ücb nac6 dem Tiol^tn^ 
Un ia elc» rrgeWn/ dafi ße wett<g oder n\^%i oon CBott dnrdft 
dlo§< Oetracbtung der 9latur erfennen fdrnien. Senn 9au(u$ 
redet doct) bier oon der Snafe derSüenf^en/ nic^t oon Q^inielnen/ 
Ne |v einer bi^^crn Crfinntntß geUngteii. Vttr fcbeint daber det 
Spoßel dfotf fagen |u »oOen / „ daS fiderdaupt die SRenfdicn dii 
HWdfeit baden/ ®ott |u erfennen/ iß an idnen iicbtdar.'' 9(uf 
Me ffeMge frufraffnui dicfcr «tefle fommt oielee on. -• 8o) tA 
dtf^axa dae Unff^tdare/ nt4>t mit den (eidlieben Ginnen 9D«6r# 
nebmdare. — Anh xxloxt&q feit der 6c6dpfung und durcb 
Mcfelbe* vaovfLtva dttt<b Stiubbenfen erfannt« 

*) 4W wird Hiebe Ader^ilfßg Uwt ß<b bier |u erinnern/ doß die 
dttden in diefeide Srt der Serfebrtbeit nnd dee mabnßnnidüen 9i>en« 
dienßetf gerietben/ von dem bicr d^tedet wird. $f. 106/ 19—20« 

2 



18 Stav. U 19-23. 

ba# nidft tw^ ein 9«nlc ber ^etrtcrfctinmt^ ^ bk mv» 
akbingung (lur 9lu<ttel;r ~ in i()ncn gtonune, ber nNcter onfe- 
fod^t iu tocrben pmndg» Um bkfm Junten UNcbcr oniufoc^ 
l)at- @ott fid^ aud^ ben am defftcn @cfmifctt<n, fo nxir e^ it>r 
guftonb mbglt^ mad^te, offenbart in feinen S&cttnu — ®eit ber 
«^^ng/ atfb fb lange eft SNenf^ auf (Erben gfbt, l^t ®pn 
fttird^ bie ®<l!^it^fimg il^rem mdt ein aSert bev JKroft unb SRo^ 
jeftif «or SCuoen defMlf/ bnrd^ befm Setrad^tnna |te «MJ^fcnb 
iii ber Ueberjeuguni) )>on bem £)afe9n einer «erbergenen/ un{t<^« 
boren SKodl^t gefn^rt werben foBten/ bie bot oHed (Kn>ersebrad^ 
iHkt S>ie fiil^bare firaftau|kruns foHte unb mn^tt ben SNenf^ 
<mf bie unfi^l^re Sroft/ auf @ott f^infuf^ren/ ifyn fonnte unb 
fMde er juerf^ nur afe ben m^j^tigen unb majeft^kif^ ttnntn 
fernen. SBeßig et^n« @ruttb a(fo würbe jemonb bie 9)}enf(^ 
fMif^ed^ unb bie ®^ulb ber @otti)Ät beiiAeffen, M 6b t^efe 
^tetloffm f^obe / ben ^enfc^ eine tbtterwetfung in geben burc^ 
bie fk t^tn beffer geictfer werben f^nnen* ^m, @ort i;at ft<^ 
nie »fibcteugt gektT^U/ (Er (^at 9on SCnbeginn feine 9)ta(|t unb 
©re^e ii;nen in ber Statur offenbart/ aber aud^ biefe feine erfte 
£^ffenbarung vermochten fiC/ in bcm guftanbc ber ä3erfinfterung 
in weldtKn fie twt^f ben @unbenfaU gerat()en waren / nid^t rein 
in ft<^ auftunef)men. @ie erfannten wof;( einen @ott/ eine un« 
^tbax wa(tenbe firaft/ aber ftatt — wie d und natürlich f<^nt 
baß ed i;itte gefd^el;en mu(fen — biefen®ott ju \md)tm unb in 
3()m ben ®eber aSed i(;jien )u £I;etl werbenben &»lxn )u erleimen 
unb 3(^nt iDanF barjubringen / gerietf)en fie in t(>origten Sffiol^n« 
3(>r Bttf^<utb/ ben bie ®dl^rift burd^eg M ben be^ $ofM be« 
iri^Mtet unb jwar eined fefbftoerfd^ulbeten (9l6m* 5, iSL) -« wie eS 
bei einer wurbigen ^orfteUung r>on &M aud^ m^ onberd gebadet 
werben Fonn — itft guftonb war ein fdä^it, baß fie ni<|^f t)er« 
moi^ten^ ben ®trah( ber £)ffenbarung @otted rein in fid^ aufiu« 



ÄiiP. I. 19 - 23. J9 

nüfmmi tt wurbe gefnrod^ mi oerfitifitert htxt^ bU t(tinfl«))l^e 
U)t^ unreinen ^jen»« X>er j^t^tfhrid!^ fiel auf bae eemcrt^, 
aber bufrft bfieb nid^ erlcndS^et ^wtt^ ben mfj^iMlUfym &ba^ 
fonbern t)erfd^fog ftd^ bagegen , wie bad «uge gegen einen Stü^e* 
ahm) ben e* tMft )u errragen t^ermag« — ©er SfttSbrndF «iJ^t 
Qkmuri)/ U)t SSerftonb tKrfinfrerte fid^'i ift ni<^r fe ju tKrfireiKn 
afö fey bd6 bi$ bo^n l^tt gewefene @emtii^ bomofi ato biefft 
@tra^ ber £)ffenbarung &otM burd^ bieSlaeur anf boffelbc fiel 
crft vcrfinftort nn>rbem 2Bie n>äre bct^ Umtbat, ba bk ^xi^t 
bm %qSI M metifdS^if^ &^käft^ nid^e nftd^ ber Ofenbiirung 
burc^ bie 9)atur an bie SRenfi^^en tH>n benen ^S^auhi^ t)kr rebet 
fe|r^ fonbern frui;er^ bie ä3erfinfterung affo fd^^n in ti>nen nxnr» 
@onbern ^ulu§^ bef (^retbt ben ^dergang wie er einem gitfil^uen« 
ben erfd^einen mu§* SSkr jemanben eine fSkii)tt)Ät nritgetl[)ei(t 
l^at, benft fid^ benfelben afö im äSeß^ biefer SOBabr^n SBenn 
nun biefer/ unf&i;ig jene S&af)tt)dt rein in ^ onfitmet^men/ pe 
mir feinen unRaren unb mange((;aften @eifte^äfren auf feine 
99kife in {i<^ verarbeitet (diaXo^^t^eTo») unb etwa« ^n) adberc« 
unb f(l(|i(e(^tere6 herausbringt/ fo wirb eS fpdterbin bem aKittl()ei« 
leiten wrf ommen atö I;abe ber S3erftiinb ober bte Senntni§ jene§ 
9lenfd(Kn abgenommen/ aber in ber Zt)at war biefer nad^ wie vor 
berfe(be/ unb ber SDIenfd^ iyattc bie 6rfenntni$ nie befeffeii. (Die 
Senntni# fonnte in feinem @ebä(^i^ / in feinem intern S3ec^ 
ftonbe fe^U/ aber ju innerer/ lebenbiger Srfenntni^ war fie nie 
geworben« — S>aS @emüt(^ jener SDIenfd^ii/ fii;rt ^aufui forty 
war fo verfinftert/ ba^ fie in ii^rer ä^erirrung nod^ fM^ weife 
bunfteu/ unb in biefem vemunftlofen S)iinfe(/ unfM>ig bte^&raft/ 
beren SBirfungen fie wa()ma(;men a(g geifKg unb gottltd^ anper» 
tcnnen/ w^ten {ie bie ^roft felbft im 8tei<^e M @id^baren )« 
erfennen unb übertrugen bie 93ere(;rung/ bie allein ber @i)ttt)eit 
gebuf^rt/ auf ^Iber m&d^tiger Wlmfäfm, ober gar auf £{)icre 



ao Aap. I. 24-83. 

teccti SSirfangni i^nm fwc^tbat wutm unb btc fk hmäf Ktibc« 

fkkit in fecti itKiI)nfitini#m tfixrsfaubni unb @6|€nbtenfi^; 

34*— 32. $>atnm giA ftc att<( e^tt i» bcn iittn i1>M f)er# 
ic«« bir Vlntndft b<n^ bag fic i^rc eigenen Xitptt ttnrer 

25 einanbet fc^Snbeten/ üe He bie Vüoitfuit &ttM in £nse 
9<tt^tt<n, nah Ui 9(f((9pf mitttun »nl vm^un ffatt 
tti ekbüpfe««/ welcher ft« (o^fldofit in etoitfeit, «men. 

26 iDarnm [f«g i(f»] g«» ®ott fie f^SnMic^r SBoOnfl (iH/ 
ttnii {(re 9Bei6(r «(rtaur^Kii ttn natfirn^ttt ®(no6 segco 

37 taturwilfiden; unb c^enfo ixriiefen ^i( asänircr »cn ti<irSir< 
üdttn 0<Btff (ed 98<i6(«/ (iit(v<uititen in i^nt Scgietbe 
flCfloi (inanMrf intern «Dtanner mit aRfinnern 04anb( ttiu 
Ua, wa mp^ntn an |i(^ f(»(r »en gcN^renten go(n 

28 i^rtt »erimtBji«. ttnK fo wu fJ< <tf nt*t »<trj gta^wt 
»aNn ior ^tfcnntnif ®ott(d sn seratt^en ^ fo ga» ®ott fie 

39 Mtt in nttWoUm einn jn t^nn wa« vtttt^tt ift: voUMn 
tittimmiUit, pütttti, fS>oi^tit, i^iün^t, mtUvtx&di' 
tiittit, wü 9t<ib/ motm9f UKt, 9ltim, Sücfe; 

^mm<f ^tmtifütf in S^mt ^rftntcHf««/ Un 
31 eum Unfl<(orfame/ • ®taifftnloi< , Zmtoft, iMtoft, 
33 Uv9ttüHli^t, etUmviHiWci t>it, a fie gfeic^ lAi 
®cf(9 &mti »ifcn; tau tic folc^el t^un »t( <tob(« 
»fitfeifl fin»/ ^(ttno(^ ni^t nur um ti titnn, fonbmi 
att(^ an ^nUtü W ti t^nn SBoMacfaOen (a((n. 



85) AX^deta to« »toe h^tuM «flcrbittd« b<n w«6rctt 9«t»/ f« 
»i( im Offlenra^ ^sv8o( hit miitn, tit <r(o«ciicti 9iUa. Wtt 
d&tttt ntd) »irb itt 9tHnh iut<b Ut n6ttUdit tlciMtcaflung. 
6ie Mtn tU ^«(ritit eotu«, int mlftt/ »tUntUOit, itijtidt, 



Srr 4(^aii)>fgctati(f vkU^ Mgtt SnMitflttiHi iuiti Ortniic 
liegt/ tft folgender/ ber fid^ htm gei(iljgett ScobMJ^ ittwict.ott 
S&afye^t MIAtigm toitb* Wk wefmflui^ CrTenntnt^/ (nk^ 
aber Möge 93erftanbcif ainm$ ) ju bet ber SRenfd^ gelangen f ann, 
fielet in bem genauefloi 93erl;d(tntf )u feinet @otteierfcnntnif ^ 
{finein tnnem ^eftciben^u^efe^n (ni(^ feinen ®|)efttiottoaen übet 
eiott) uttb wirb buri^^ biefe bebingt SSer @ott M bie (e^e 
Urfad^e o^e* S>afe9nft erfenne^ ber wirb on^ bei feinen gorfc^nngen 



gdtiltcbe 9teicb*)/ bie urfprfingfiAe giulicbe Orbnuig/ ver* 
»angelt in ^ai intiä> Ux Wfbti^Uit unb M €d)rtnrtf/ ber Uit« 
»efentHAfeJi un^ itüqe. Co »tc i&Xi^deia pft bai aflein S^ibtc 
anb SSefentlicbe/ Hi 9lelA ®om0 bebentet/ fo ^iftv^o^ Hi 
CBegentbeil/ hü$ i)?eicb betf IBdfen nab 91tcbttden* — na^ä %hv 
^xiaatxa pmeter/ glei^fam mit ®9fbei<)e(ittng be0 0(b09ferl. 
$7) nXdpji, iBerirrung/ 6änW/ Vbfall* LXX. 6|e(b. 33/10. 
28) ovx Ic^oxi^uaay xbv ^ehv t^eiv Iv iniyr^aei, ^ONipcU 

i*tr i^rüfen/ bie 9fe<btbeit e<nrr 6a(be untetfutben/ bann att 
grprfift annebme»/ anerfenncii/ Mbltn. Slfff: 6iebabe8 nictt 
geprüft/ baben bie nacb ^. 20. <bnen }ur 63etrod)tung porge« 
legten Werfe ®otte^ nicbt beadjtet um boburcb |ur Srfenntnig 
betf »Abren ®otM {u gefanieit/ baben ttt<bt HAcb C^ott geforfcbl' 
ober ge baben etf nicbt geacbtet/ tn tbrem 6tunipfünn ntcbt ber 
SHöbe »ertb gebaften/ gur ®otte<lcrfrnntnif gn oelangen. iBeibe 
SorfteOunfien f<bmel|en in eine gnfammen. — not^idiautv a^xoh^ 
6 ^$bg Blq ädoxniov vovv. S)er vovq bei iD2eiif(ben fod prA« 
fen; »enn er bae nicbt tbnt/ ni4)t fann/ fo iü er fe(bü nicbt 
mebr tibi/ probe(aUig/ t# Permerfliib. Slber offenbar ift er 
barum a(e nnecbt gu permerfen/ neil er feine Sigenfcbaft beg 
frfifentf perloren b^t (gleicb einem Vrobierffein ber feine frfibere 
firaft nicbt mebr beffbt* ) Sllfo liegt in bem ÄM»i(io( , Mg 
9anlul bier ber ^aronomaüe n^egen gebraucbt/ aocb »enn man 
^ai 90Dort in feiner getpdbnticben SBebeutung unecbt/ nicbt 
probebaltig/ pern>orfen (nie faifcbt snfinge) nimmt/ ben« 
nocb ber 6inn: ber nicbt mebr prüfen fann/ dumpf. Ocb babe 
etf/ na^o^menb/ bnrcb toertbtotf flberfebt/ worin ber iBegriff 
0umpf / |am 9rfifen unffibig mit liegt« 

*) 9lei<b 0otteg n4mli(b in bem Sinne ber nrfprflnalt^en 
6cbiPfttttg Sottet ebe fe burcb ^^^ entüanbene iBife oernnftaltet 
»urbe: bae mal 0e fepn n»tirbe menn bie (Stfcbaffenen gut geblieben 
mlren« 



23 j|«r. I. 34 — 32. 

» « 

Aber Me 9laettr auf Sfrn alle jttoft unb ^He tool^ff^iigen SSirfun« 
gcft bfr ftatitr luxtiä^rtn ; iver 3i>n md^t bafur crfcimr^ bcr 
mit enHDCbir/ bk fid^tbare jtroftilu^crung mit ber uitfli^cbareti 
jtrftft tKvn^ebib/ bei einem SRittelgliebe in ber gro^n fiene ftei)en 
MHben/ tmb fo ju einer tobitn, mtd^anUfi^ SBellonflc^ geCaiv* 
0en ; ober er nnrb iN>n feiner tt^nnng geiftiger/ unbefannfer ftrifte 
)tt t(berg(aiiben unb <9i^bienft t>in((etriebem «.- SEBer &ctt att 
ein aBit>eife§ SBefen ttttnnt, ber wirb von bem @runbfa^ ge« 
leitet werben/ ba$ aUe§ a3or(;anbene (u ben nmfeften Bwecfen 
georbnet fet^/ unb baf 3Hi)th o()ne fo(<^e ba fepn fbnnc; n>et 
3l>n nid^t atö fold^eft erfennt/ ber n>irb aud|^ bie loo^re Drbnung 
ber fflaUxY niäft erFennen/ mandl^ed noirb it^n {wedPfoft bunfen^ 
mand^ft iwccfmibrig , nnb er noirb ber jOrbnung bie er ni(^ an« 
erfennt/ Pd^ aud^ nid^t fugen« .^ SBer @ctt att ein l^eilige^/ 
gütige^ SQBcfen anerfennt bem atted Unred^t bur(^au6 (umiber ift^ 
unb boS bat SSBo()( aUer feiner Q^efc^opfe beabfid^tigt/ ber n>irb 
bamir an(fy getot^ fcpn, ba^ fein ©enup gur fc9n (ann ber mit 
Unred^t/ auf Stoftcn be6 SBof^^ Slnberer^ a(fo gegen ben ^(an 
ber Sndiebe erfangt wirb; er wirb nad^ biefem ^lan ber föebe 
forfd^cn unb in ttm Singel)en in benfelben bie 9tid^tfd(^nur feiner 
J^anb(ungcn unb einjige SBefriebigung finben; er wirb bie SQßelt 
braud^ fo baß er fie nid^t mißbrauche« 9Ser ®ott ntd^ att 
ein fo(d^e5 SSefcn ernennt/ unb bamit ©einem 9lei4^e/ ®einem 
^ane fem bleibt/ ber wirb/ unbeFummert um bad SQBobI 9(n« 
bercr unb um ben wal>ren S&ttti) ber IDinge/ nur bie SBefriebi» 
gung feiner irbifd^en SBunfd^e unb @enuffe fu(^b/ ben »erberb« 
lid^n ^(anen feiner ©efbftfud^t folgen/ unb burd^ unerlaubte 
SCneignung/ wie burd^ {wecFwibrige 9(nwenbung ber @&ter unb 
S3erl)d{miffe biefed Siebend / ftd^ felbft unb $(nbern Unfrei! bereiten« 
^urj: bad »ottige 93erFennen @otted flte(;t in unmittelbarer 93er« 
binbung mit »Miigem SScrfcnnen ber £)rbnung au^ im Seben/ 



bie ^ffi^e (Srf entittiiH b(6 n>a(^en <SctM mir JBebm in ber Qt^ 
nung ^tM* SMe ttidtt$d()ofte Crfmntnif Oottcö gibt aud^ 
ntan^d^afre SMtaikti^ unb {DtoroTttit* -*« SDie SKtnfd^ veit 
benen ^ouM i^et rebtt fkKr tt bar afS in mtm Buftanbe ber man* 
gdf^of^efitn unb t)crfef)rtefhn @ottcdct^ntntf|/ bc^ wd^nfinnigfkn 
Stberslaubend* üKtt «tnem feld^ S^^nbe ftcUe er dfo ^ik^ dU 
naturftd^ nnb unatrtMeftS^ tKrbunbcn^ cbtt mlm^ ate ibm« 
tif(^ bar eine t)crM)rre Stid^ng be6 Berftonbed nnb 99ßiUen^/ ein 
üottiged ÜRi^fennen bed 2Bertf)e9 itnb gmecfct atid^ ber 2u§em 
Syinge/ unb bamtt ben SRanget ber morafifil^ %t6fyAt, ber fi<[|^ 
im Sebunbenfepn be6 ebferen ®efu()(6/ in ber fna\>if<l^en Hnrer« 
merfintg unter flnn(i(l(^e Sterben offenbart* B^^^ f(^itbert er 
M $o(ge ber SCbtDeid^un j üon ber gottlii^en £)rbnung/ M glei(l^ 
jettis mit bem iDligfennen ®otte§ unb bed {i(^ ^inmenben^ }um 
@o|enbienft/ bie SJerfemtung bed obtttidbcn BmecPd ber (B^dfit^ 
ttt, unb ta^ 93erfinfen in bie natum>ibrt#e^ graufeni)afteft« 
9Bottuft IDann iÄgt er n>ie biefen ^tumpfftnn ber SDlenfd^ 
gegen bie (Srfenntni^ ©otted aud^ @tum}>fflnn gegen bie (Srfennt« 
nt$ aUe§ ©ottlid^n/ alter iDrbnung notl)n>enbig begleitete unb bi^ 
Sfn^brud^ aOer ®<^eu6(t(l^feiten unb Safter bat>ün bie 9<>(9^ )'^><^ 
ren, beren (Sraufen erregenbe* Öerjeic^niß er mit bem furd^et^ 
fiüj^en t)on SCUeu/ mit ber ^eube am 93ofen felbft afö it>iSfm/ 
befd^ieflt/ bie von viel größerer 93erberbti;dt jeugt a(6 bie Sut^ 
nbung be6 $Bbfen bie avA SBegierbe jum ®enu{fe i;eroorgel)t. — 
®ott (>at fie bem ICHen (eingegeben ^ fagt er^ er l)at jugegebetv 
baß au§ ber verberbten SBurjel all ba^ Sbfe i^ervorfeime unb 
jh^or werbe* - IRi^t ate ob ®ott fie it)ttt a3erberbtl;eit unb 
beren unauÄbfeiblid^en folgen für immer f^rei* gegeben l;Ätte* 
^n fe9 jeber fold^e ben®ott ber ßiebe ttftembe®ebanfe! ^u* 
Itt« verfunbigt ja eben anü) ben fo tief ©efunfenen bie »otl^fi^ 
ber gbtttid^n SBeranf^altung ju i()rem ^ei(* (Sr jeigt eben n>ie 



34 »ap. I. 24^33. 

ft^ Sine Mcfer SUttttofl beturfm unb tok fic fftr oDc bcmut fa^ 
%u^ md^ ali ob ©Ott ftüf^cr ft<(^ bcr iDlenfil^ iit(^ angoiomtiicit 
|)4tte« SBtc n>drc bo» bcnibat ba Wk btifd^ fmim SSitteii auf 
bcr ^tufe bor SRcitfcl^t fte^K^/ unb Don i(^m niur bo^ftn gcftelte 
{eyn (onntm um btf& crnjige @ut nnift bei @ott SBertI) (>at iu 
erlaoflen/ toad pe aber (u aQen geiten oi)ne (eine Jg^ulfe ntifK 
crlaisgen btititem ®o wie er iu aHcti geiim feine @onm über 
SfUe ifot f^Kinen taffm, fo aud^ bie ®oniie fme^ geiftigen Stdf^teS, 
|a o()ne biefe n>dre bie ®abe ber erfiteren of)nt SBertf^ Sfber f i^ 
ber 9){enf<l^ bie ®tra]!^en bief^r geiftigen ®omie in fid^ aufnei;mett 
Connr bebarf er ber S3orbereitung / bie anäf gbuSjäft 4^»(fe ift. 
$t biefem ^tanbe ber äSorbereitung, ben ^tt(ud bie B^ ber 
tUm>iifen()eit nennt (SL ®* 17, 500/ befinbet ftd^ jeber SDIenfi^/ 
be)(^or er bie i;bl)eren $Be(el^rungen in fid^ aufiitnef)men vermag» 
9Bar efi nid^ eine fold^e äSorbereitung in ber Q^it ber Unwiffen' 
i>^t woburd^ viele ber 9(tt)entenfer / nid^t (U^ber Srfenntni^/ \^^ 
ys ber 3((;tutng M unbekannten @ottei gelangt lüaren, woran 
f^aului^ bei benen bie fte in ber Ztyu unb nid^t in 90($orten fyattm, 
feine £el)re von bem n)al;ren ©ott anfnu)>fen / unb fo fie (um 
f&i^mx fuf)ren fonnte? 2Bar ed niü)t eine fotd^e Vorbereitung^ 
tpoburd^ €orne(iu§/ unb aUe J^eiben^ bie bat (Evangelium wafyv^ 
i^t amtabmeu/ ba^u fdl;ig geworben waren? — SBenn^ubtt 
e* f|)dterf)in au^brudPHdS^ (;ervorbebt/ ba^ ©ott anif ber .Qeibm 
©Ott fep/ mui Sr/ ber Unverdnberltd^e/ ed nidj^t ju aUen geiten 
gewefen fe^n? -* SBir würben wa(;r(id^ groien a)lange( an wa(^« 
rem ©otte^bewu^tfeyn verratl;en/ nid^t nur wenn wir beiweifeben, 
bai ©Ott iu alten Seiten f(d^ aller SDlenfd^n ami\)mt, fonbem 
oiid^ wenn wir glaubten er tl;ue bied nid^t auf fo(d^ SBeife wie 
e> jebem (Einielnen cim forbernbften unb t)ei(famfiten iß: di wdre 
Bmifei an ber ^Uweiftli^it ober bliebe ©otteft« ®e(bft biefe» 
^f nad^ ^aulu» SCu^brucf^ ©ott bk fo tief fte()enben SOtenfd^ 



Xü9. I. 24 — J2« 25 

haJfym $ff(Am, bajjl fk an fUl^ fcOfl toi fiofyn jtytti Sktimingcn 
tmp^m, bof {ie Den ten pevbeiMkl^ ^fgcn bor ®nitbl[^afti|i' 
Edt biml^ fd^merti^ftc (Erfaf^nsng uNi^gt würben/ td)kt jn 
jcmr a)9r6er«ttung« Unb xm (bnnfe rt anberd fe9n? ^^ Sefr^ 
nmd feinet IRatifir nad^ Ut^Ktl finngenb tft/ fonntc €telt mi|^ 
ttnfd^bßd^ madN/ er t)im fot^t/ n>ai nnmogltd^ ifi/ feine ewU 
flcn 6kf(|e dnbcrn muffen* ®oUre et etiva jene üRenff^ in 
f oU^ Sagrt unb Skr^4(tntffe fe^ / b«ß fie ntdl^e funbigen fonnten/ 
baju feine Qieiesenl£)eit l(^alten? ^nn wdren fte fettft bife geHie» 
ben/ wie iwoot, unb wären aud^ nid^ auf biefem 99Bege bet 
äMef^rung einen (&fyntt weiter gebnimem S>enn nid^t wa6 bet 
SKenfd^ wtrHtd^ 9oU6rinst, befHmmt feinen innem SBtrtfy, feinen 
SBertf) 9or ®ott, fonbetn bad woS er ift/ wo^ er t^m würbe, 
wenn er iaf/a ©etegen^eic l;ärte* £>ber foUre ©Ott burd^ anbem 
Untemd^t/ anbere £)ffen6amno atö bie wetd^ iSr il;nen ju 2:()eiC 
^H.« (iei/ fte ium SBeffern geful;rt traben? — @ie bie ni<^ 
einmal f ^ifl waren «ermittelft ter ;Dff enbaruQg bie if^en ju Sf^eil 
wwtb, lu ber erften @tufe ber @otteterfenntnip tu gelangen? ~ 
9(111^ Ijfier gilt bad SBort Si^rifti/ Igoren fie SKefen unb bie ^hn>« 
|>^eten nid^t, fo würben fie aud^ nid^t I;6ren/ wenn iemanb t»n 
ben £cbten auferftanbe/ b« I> frenu^en fie ben Unterrid^t nid^t ber 
nod^ gotKid^ SCnorbnung i^nm ju £t)ei( würbe/ unb ber e6en 
barum ber für fie geeignetfte toat, fo würben fie nodi) t>ie( weniger 
fo^^ig fepn eine t^b^re ;Offenbarung ju faffen unb iu ii^rem 4^«i( 
anjuwenben* *^ ^avAvA nennt l>ier frei(id|^ nur bie £>ffenbarung 
burd^ bie Statur/ weil ed )cbem x>m fetbft mkui^Ut, baß biefe 
oUen 9)Ienfd^n iU aUen geiten ju SOei( geworben ift/ unb bat 
war i^ (u feinem jgwedfe genug* Sr leugnet bämit aber feinet« 
weg»/ ba^ ben SDlenfd^en von 3(n(eginn nid^t aud^ anbre 99e(ei;« 
ntng geworben fe9 / wat feine ^bfid^t nid^ fevn f onnte« 9lad^ 
bem erflen JBud^ SDlofed würbe 9Cbam fetbft burc^ ©ott be(et;rt/ 



36 Jtap. I. 24 — 33« 

imb mim bkfe (Krj^uiid Mif auf eme» S)or)it{lftnb b€gogcn 
mit/ bcr mit beut ter fi»Jit«ni 9Rntf<^n viäft in ttmnitft^rct 
SSertinbimg ^anb, (o miib to<|^ au^ 9toal)/ bcT/ tiad^ bcr SXo« 
fotfi^ CtiAt^S/ bcr ®eaimin>at«t aVer fo^mben 0cf<|(<d^ 
mar/ ott bcfontercr gotttt«^ SBelcf^rung flemurtiget bargeftclff/ 
mcU^e 99e(c(nrmid ftil^ tarnt auf bi( 9la<^fommeii/ fo fern {i< fic 
auf|und>mm fd^ marcu/ forct>pani<n tonnte» — glauben mir 
mai^oft an @ott/ ber bte Siete ift/ unb feinem emifl «m^erdnber« 
(i<^ SSBefen nad^ immer geii>efen fepn muß/ fe g(au6en mir ba« 
mit aud^/ baß (Br ^u alten Reiten, jebem tk 93e(e^rung t^abe ju« 
fommen taffm/ bie fein innerer Snftanb erforberte* 

3^ ber biSiKrigen Crlduterung M »ortrafl* ^«fi wn »♦ 
19—32 i^aben mir bie S)ar{teauns bedtCpofteCd fo aufgefaßt/ mie 
fk bem ber gottii<^ 9Bat^f)eit iugdngttc^n / aber felbfi^ in ber 
9Be(t ber (Erfd^nung begriffnen SKenfd^ am Nftigften entge« 
gen tritt/ unb mie fte am geeignetsten ift auf aUe (u murfen bie 
fid^ iu einer objectioen Snfd^auung ju er(;eben ni<^t ba< SBeburf« 
niß f(tt)(m. ®Mi einfad^ unb nat&rlii^ ift e»/ H^ ^avAia für 
iene ^H f» barftelUe äÜ i)abe unb bejeuge er 9Ri#faHen an ieber 
eintebien bifen J^anblung, unb belege biefelbe mit befKmmten 
Strafen; unb eben fo ben 9Kenfd^en/ att i^&nge e§ wn if^ ab 
in lebem einzelnen %a\k fo ober anber» ju i^nbeln* Unb gang 
mtfeugbar mirb biefe 9rt ber SDarfteUung / meldE^er bie Sibel ft(^ 
fo f^dufig bebient/ unabdnberlid[^ beibe{>a(ten merben muffen megen 
ifynt großen ^aiü^t^t unb baraut ^eroorgeI)enben (ebenbigen 
SBärffamfeit auf 9Ue/ bei unoerdnberter innerer 9Sat;rl>ein Senn 
bie objective 2Ba()r()ett me((^ auf biefe SBeife audgefprod^n mhrb/ 
bleibt gan) biefelbe/ ftemirb nurg(ei<^amiiberfe|t au$ber®pra(^ 
ber geiftigen SCnfd^auung in bie ®))ra^ ber Sße(t ber Srfi^nung 
unb fid^tbaren SutmicHung* — Um aber ben tiefen ®inn bed 
Stpofteto fo oie( M moglid^ ift aufjufaffen / unb aud^ um fd^n« 



Xav. 1. 24~32. 27 

bare iEBibcrftnrud^f aufsuf^cftcn / muffen voit }n bcr obic<th)cn tCti« 
fid^t bei Stpoftete unS ju crimen bemu(>cm 9ta(^ Hefer nun ift 
ba§ iDtifIfaHen ©ottei am ^ofen / ober bte ^inffidfc trn))eretnbar» 
fett beffefben mit feinem 93kfen abfotut/ unb ba ftt tKrmbge feiner 
SfUmiffeiti^eir/ ia^ ganje Snnre M 9)tenf(l^en t>on jef^er burd^fd^attef/ 
(®. ^f. 159, *6 "ÜReinen Äeim faf^en beine Stufen, unb in bein 
SJud^ war oHed verjeic^net; meine ICage würben beftimmt, bevor 
dner t)on if^en war« ; unb 3^» * / 5 / wo ®ott fprid^r : '^Sfje i<^ 
bi<^ biCbefe im S)hitterleibe , fannt' id^ bid^, unb d;e bu Ijerwr* 
flingft au6 bem ©d^oof wetfjete id^ bi^* '0 fotglid^ ®ott nii^t bie 
Sntn>i(f(un9 be^ ^tenfc^enlebend abjun^arten brandet/ um ben 
SEBertI; be« SDlenfd^en ju erfennen unb ju rid^ten, fo f)at SrSBoJ^U 
gefallen an bem iOtenfc^ ober ÜRi^faUen / je nad^ bem jebe^ma« 
it^en Buftanbe^ber itmem 9tein(;eit beffelben, nid^t aber je nad^ 
ber IDarfteltung biefeS ]8uftanbe6 burd^ äußere J^anblungem — 
!Diefe abfotult gottUd^e ^emttniß aber be§ innern SQ3eftf)et beft 
SDtenfd^n fomie feiner iußern a3erf)4ttniffe, in bie ®ott felbft i()n 
in ber ftd^baren SBe(e gefegt f)at, fc^Iieft offenbar auc^ bie9Iotf)« 
menbigfeit ber menfd^fid^en ^anblungen in ber SBelt ber Srf(^ 
nung in fi<^* 9Cu(^ (e(;re ¥au(u6 in bem ^-ortgange biefeö iBriefeS 
aii«bru(f(id^ (^ap* 9, 16), bag nid(^tS anf baftSBoHen befielen« 
\äfm antommc, fonbern iCRed auf ®orte6 Crbarmen ; unb eben fO/ 
^^i ber üRenfd^ 9(nfang unb 93oIIenbung ber (Srttfung nur ber J^ulfe 
CfirifH verbanfe« Unmbg(i(^ aber Fann er in unfrer ®re1Ie/ 
tue er ben SDlenfc^en von benen er fprid^t bad SSermögen eini»« 
rdumen f<^nt ®ort avA feinen SBerfen ju erfennen / etn>aft fagen 
wollen f bem er in ber $o(ge miberfpric^r* Unb menn wir be» 
benfen wie fd^er ed felbft ben 9Q3eifeften unter ben Reiben würbe 
iu ber Aenntniß ber &nt)c\t @otted ju gelangen ; wie fd^wer ben 
3uben/ biefe iljnen burd^jOffenbarung ertljeilte Äenntnl^ f^jw* 
falten; ja wenn wir fel;en/ bag felbft in unfren Sagen ba^ eif« 



38 St^V. h 24 --33. 



iiri(feiif<mtti<!^ ®tut)bim ber 9latur mift immer tu bcc 
iSnmtmi M mof^rcti QhtM i}mftt(;rt: fb muffen mir mol^I ein* 
9efM;en/ ba$ bie drlai^img jener mic^rigften aOer ^emitmfe nt<^e 
9on bem bloM SBoUen M äRenf^K» ab(^&ngt/ fonbem einen 
gegeben guftanb M ®eifM oorauSfefet — SCKertit^d ftreitet 
biefe £el^re mit ben gemoi^nUd^ SSorfteUungen i»on ber menf^i' 
iftn 9reil;eit; ja {te erf^eint onfang« mid fe(6ft furd^tto/ ober 
in ber S()at ifl fie ed ntd^t/ fte tfltuebnei^r/ mie in ber^olge fk^ 
ergeben mirb/ ber einzige 2Beg mn ju ber befefigenbften Crfennf«» 
ni$ unb )tt einer einzig eonfequenten 2Be(tanft<^t ju geliuigen« 
S9$0 eft aber fiil^ um fo ©rofied (Hkubelt/ ba burfen mir mebcr und 
munbem im 9(nfiange auf ©d^ierigfeiten ju fto§en/ noc^ (onnen 
biefe ben iurucFfd^redPen ber emfUid^ SBai;ri^t fud^t 

93erbinben mir nun mit bem @efagten f ba$ ^aulud im iSten 
SBerfe/ gemi§ nx<l^t o^m tiefen ®runb, ben Born @otteg au^ 
f))rid^t/ nic^t über bie ^Im^dfm felbft/ nid^t über i1)x innerfted 
aSefen^ vocA, meil ed gtolid^ SCbftammung ift (^ @* 17/ 28) 
un))erSnberItd^ ift, unb ab @ott vermanbt/ nie 3(;m jumiber feyn 
fann; fonbern über bie @ottIo{tgfeit unb Ungered|^tig(eit/ bie afö 
etmad ^embartiged fid^ biefem SQBefen jugefeUet/ in it)m feine SSi>()« 
nung aufgefd^Iagen i^at; (mie ber %^ftd av^äf [Stap. 7, so] fagt: 
menn id^ 93bfe6 Ü)m, fD ift e« nid^t mein eigentlid^ 3d^^ fon« 
bern bie @unbe bie in mir mof^net ) unb bemerfen mir femer 
ba§ ^au(uft ben i8ten mit bem igten 93erfe burd^ bie ^artifcl 
(dtoTAssd^'OfTisseoquod) inbem n&mli^, ober finte- 
mat ober baburdj^ ba$ in 93erbinbung unb betbe in ein <Eau« 
fal9er()ii(tni§ fe|t, fo ergibt pd^ ganj einfad^ ber folgenbe ®inn : 
!Die dinjfiifc Unvereinbarfeit M (äbtüidfm mit tm SBofen im 
8Rcnfd^ mirb baburd^ offenbar , baß bie SDlenfd^n in bem 3u. 
ftanbe ber @unbl;aftigfeit, obmol;t bad Vermögen @ott ju erfen^^ 
nen in il;rem innren mar (benn moiu l;dtte @ott ir;nen bie£>ffen« 



jt«9. I. 24-32. 39 

ioniiis bat§Actl)tn, wmn fte überall feine Cin)>fAngftd^l: ifof&r 
9a)o6t i^lten ? ) unb otooi)( 9ott if^ret Settod^tung feine 9Ra^l 
unb 9KaiefMt in bet Statut wt 9Cugen (egfe/ ( fo baf fk nid^ 
fagen fbnnm 00te l[)abe eft tf^nen can ^elegen^t fei^(en (aflpm, 
fonbem baß ber $ei;(er ganj an ifnrer ®ette n>ar.) fle ixoax iSett 
fennen (ernten/ aber nid^t ben wofytm @ott/ bem unfer ^ret^ unb 
unfer S>anC sebul)rt/ fonbem nur eine bunfte/ furd^tkirt Slad^t 
bic fie in ä>rer 93erb(enbung in ftd^tbaren ^ngen auffud(^ten/ unb 
btefen bann abergldubtfd^e SBeref^rung joUten« ^efer guftanb ber 
Serftnfterung beft / gletdS^fam mit einer irbif(^en Jtrufte uberioge« 
neu/ gbttfid^ ^njipd in if^neu/ in n>eld^ fie ben watytm 
&ott itt erFennen unfä(;ig geworben n>aren / i;atte fie )ug(eitf^ aui^ 
unfal;ig gemad^t bie @efe|e ber moroltfd^ SBe(torbnung ju er» 
fenncn/ unb fie waren noti^wenbtg ben KuSbrud^ ber rol^eften 
Seibenfd^fien unb if^en furd(^ter(td^en %oldtn ba()ingegeben« CaS 
93ofe in i^nen mußte/ nidbt burd^ eine befonbre göttli^ 93eran» 
ftaltung/ folgern fetner Statur nad^/ noti^wenbig fidj^ an if^neii 
Ott imiHtlbringenb in feinen folgen bemdf^ren« 

@o f(^lbert a(fo ^aulud tah gefaUne menfd(^ttd^e @efd^(e<^t/ 
(oi;ne auf bie Urfad^ be6 ^aUe^ i^ier etniuje()en) in einem 
jäuftanbe ber Unfa^Hgfeit jur tpat)tm ®otte^erfenntniß unb juc 
&ictlid|^(eit/ unb fagt fd^on tjitt, befonber^ burd^ bad ^^bai^inge« 
beu" baffdbe/ nur feinem Bn>edfe gemäß auf anbre 2Beife unb 
9orberettenb / n>a6 er f)>äteri;tn (Sap. ii/ 32) in ben SEBorten 
audbr&dPf: ''@ott i^at alle« befd^(o{fcn unter bem Unglauben« v 

9Kag immeri^in biefe ®(^(berung ber naturlid^en @unbl^af« 
tigteie M SRenfd^n feinem ®to(ie ein 9Cergerniß unb ein ®tein 
be^ Sfaifitoßet fe^U/ mag er in fetner eingebifbeten 99Bet6f^eit ed 
ni^t Mretubar finben mit ben Sigenfc^ften @otted/ fo nne er ii^n 
fid^ benFt/ boß &ott bte 9)IenfdKn fo l^obe au« ber J^anb ber 
9tatur l^orgeiKn (äffen : e» ift un(eugbar Sei^e ^ault, un(eug« 



30 X«p, L 24-* 32« 



bar ücfyti btt fiotitm i;ctii^ ®(l^« ®(^i>ii ik ÜMf^m Uu 
Cuiibcn beginnen ifytt (SnhDtcfiuiiglgcfd^uj^ M mmfd^IM^ ©c 
f4^c(|^^ mit einer ({riä^img 9on bem ^oUe beffelbeiT/ unb alle 
9L U ^Zitjftift^UUtt beiiel)en (id^ barauf* lDat>ib fagt : 3^ @d^u(b 
bin idf^ fl4>0()ten / meine SRutter \)at micb in ©onben empfuidett 
(^f* 5i/ ?)/ b« (^* fd^on M i<^ 9)tenfd^ tourbe war i(^ ein 
funbll^afeeft SEBefen. (£tNrif<tud fagt^ ber SDIetifd^ muf e 9pn 9Icuem 
gebot^ren werben um tnd SUi^ &om^ iu gelangen^ muiJe fünc 
alre 9tAtttr ablegen unb eine «)oUig iHm)anbe(re erlangen/ n>a§ 
nid^t nod^ig fe9n fbnnte/ wenn nid^t bk alte ungottlie^ ober 
^inbbaft war* Unb ^aulu^: iBon Statur finb wir £inber M 
^mi ; ber naturttil^ äRenfc^ vernimmt ni<|^ vom @eifte @ot^ 
tfi u* f* w« 

SCber glücHid^ SBeife tft btefe Seigre/ ofyn we(d^ Feine ri<^ 
ttge SCuffaffung be§ (Sbriftentl^urnft möglich tft/ aüc^ auf^ voU« 
lommenfte vereinbar mit ben ^orberungen ber wahren äSernunft/ 
ja fie ift biefer unentbe(;rli(^* @ie wirb ßd^ aud^ und-/ wie wir 
bereite angebeutet traben / in ber $o(ge vollfommen red^tfertigen* 



3 n) ( i t e ö Si ap i t tl 

1 _ li. iDarum biil bn ntcbt }o emfcbulbigett / 9Reiif4; 

»er bu auü^ fepil/ ber iu Hebtet / benn inbem bo beo 
aobern ri4^teit# verbammfl bu bidd UM, beun bti tbnft 

2 baffetbe ber bu ricbteil. mt miffeii ober ^ bat 0tite< ttr« 
ibitt im4 bff Sßalrbeit ift aber bie^ bU ioUtitt tbttn« 

3 gSdnü btt benu^ aiUn^ ber b» bte ruiMcft bie (Mcbe« 
tbnti/ itiib tbufl boiTcibe/ ba| bu tm ttrtbeit ®atte« eitc# 

4 flicbeti tbcrbtd? ober beracbtcü btt bcn 9iet44l^itt» feitur 



StüP. H. 1 — II. 31 

s Ooiu« ®fite Mcft ittv etoiKiJliitcrMfl trcMt? tt«4 Iclmr 
SBcrilotft^tt iHik ukm uuiii4ftttittn ein» Mufft ta Mr 
fcifeft Bot« auf ^ctt S«g »<0 3orti< mib »er Offenhinuit 

6 tc« tctc^fcn ecri^tf 0^te</ ><v ctecm leHn »orgclKii 

7 ivirt 1104 feitun SBerfcti; Umu wWHß btftattüHt im gittw 
Vkttf m4^ miwitegli(»c« 9tn#iii «iii» 9^t tttttn, tmi^ 

8 ge< Scteo; ktn SM^rf^toftigiii alcr «Hb Ut SBaMtit 
Unflc^^foNieii mt» bct UiHim<(iig(cif gf0lgc»»<it/ ttiiitt«^ 

9 tmb S^tnl - Sfatnmev un» Xoflft fiter H%li^tu ttcnfitctt 
tcr imfl seJiU üH, bie 3«»cii itmM^il/ tM Mt Oricc^t 

10 nUt e^rc/ $reii» ao» i^i( jcbem Ut bat Oste fiit/ Nu 

11 Sttb<o ionücM ttflb ^11 Sriecftenj iCcwi tei eoti ift (ciir 
^tiM>tn in Verfall* 

S(ii6 bct aUdemdnctt @untf)afttaFett be$ mcnfd^Kd^cn @c« 
f(^(^ti, hV ^aulud in bcm S3or(;crgei)enbcn ()c(et)rt f;at/ unb 
hct gdtt)Kc^n tln))erdn6arfeit biefed SuftanbcS mit @ofr unb 
(Hurffrftd^ci'f/ crt)etlet unmittcftar bic 93erPel;rrt;cit betet wcfd^e 
{i<^ fe(bft »on btcfem Buftanbe audnef)men obet n)af)nen/ ba^ fut fie 
feine tmfeltgen ^ofgen batauft (^cn^ot^el^en n^ctben^ ^Uiäfml ob biefet 
Sßal;n auf \)etmeinte dufKte obct innete 93otiU()e/ auf falfc^c 
^ofgeningen M 93etftanbei/ obct auf teligiofe 93otutti)ei(e ftd^ 
fKi^t iDtefe 93etre(;td;eit fprid^t am aKet befHmmtcften ftd^ auft 
in ber fo aUdcmeincn 9tei()un9 bct ÜTIenfc^en jum Stiften unb 



t »f^ro'(hittx«Ta«ptvei, (enn offcnSar fann nic^t t)on htoitxVtnx^ 
tteUmt Ut i$tUlim%tnHnbaa Ut tte^r fron« 7) S)eit/ MtiflQ l^cf# 
bnn^rtten/ do$a xal T&fc^ ift/ nüA btbxMtbtt Vrt/ »ald^^a^ 
ala galt hei lihUttM biniu^tfHt 8) xolt; l( l^i^e^ag 
ciii<«tII4l tcnrn / hit |u ker ® eflcnvartbei srbdten / bie olfo Ut 
SBSabrbeit/ bcm (Söttlidben ioib€rifre(€n/ bagc^en tmpM Ünb« — 
ÄXit^im j0 »icbrr bae CDottHAe/ bae ttei4 ber SJaftrbeit/ 
iSmla M Oesent^eit U^$n. 



33 Süp. IL 1 ^ U. 

ikntrt^ieti onbcrer, Me ja t>orau«fe(^ bai bet 9lU|^(nbe fi(^ 
fUfeft für beffer ober feine« eigenen 9Bert^ i^(6er wn ber @otr« 
^1 begunfUgtar l)d(e att bte SCnbem ; tft olfb ein Serfennen be« 
eigenen Buftanbed/ wie M Qmtdth be« irbtfd^n gebend/ todäftt 
Mn onberer ift att Steinigung unb ^Befreiung von ber ®unbi)af* 
tigfeir« S>enn nne fbnnte berjenige anbere oerbammen ber ha 
nmp/ bau er mit il^nen in gieid^ Sage ^^ befinbeT/ ober bo<^/ 
ba^ er feine )e|ige beffere Sage nid^t eigner £raft unb eignem S3er« 
bienfte oerbonft/ fonbem aOein ber 4^u(fe ®otte»? fOtr STpofM 
«id^er barum gleid^am feinen Stngriff gegen biefe t)erfel;rte Stei- 
gung tum Skrbammen Stnberer, unb jwar juerfl, mie e« bie 
««hir M @e^enftanbe« forbert, ganj im »ttgemeinen* S)af er 
m^t tixoa beftimmre «rten bed 8li<^enS im ©tnne l)attc, ober 
beffimmte ^erfonen in ber Sttmifd^n ®emeine, unb ebenfo, ba^ 
er nid^t tixoa polemiflrenb auftritt gegen J&eiben unb Suben an 
bie fein SBrief nic^t gerid^tet tvar (mie man baö aUe« n)o(^ geglaubt 
fyat) gef)t beftimmt l)mot au^ ber {(Ugemeinll^eit be» SCudbrucfö 
(oergL 2, i mit 1/ i8) unb namentlidj^ au^ bem gebraud^ten 
©u, bejfcn ber Stpoftel fi(^ bebient, wie wir in ber ^olge öfter 
fel;en werben, wenn er feine JRebe nic^t an (Einidbte richtet fonbem 
fie Deraltgemeinert Um beutlid^ften aber folgt eft au« ber gongen 
Senbenj bed äSriefed/ mld)€ feine anbere ift atö feinen cl^rift« 
(id^en, unb wie wir aud bmi Eingänge unb aud mtf)tmn ^ttl" 
len M »riefe« feigen, geforberten fiefem einen tie^ unb 
umfaffenbern Unterrid^t über ba^ 2Befen ber Srlofung be« menfd^ 
lid^n @efd^'(e(^t6 burd^ (S^riftu« ju ertl^eilen, wo^u er ben ©runb 
legt, inbem er bie (Srlbfungdbeburftigfeit 9(Uer unb bie 9<Kdi^ti^eit 
ber atUn 83orurtf;eife bartl>ut*> 



*) «Ser ®. 18-32 brtf erffeir «apItcM «Kein «uf Me Reiben 
beiiebt/ bingegcn IB. i ti* f. tr«^ ftoeiien ITapite» ^Mn auf hit 



Stap. II. i. — 11. 33 

S>arum fdgt ber 9(po^t^ nxtl ta^ sanit mmidfüSfc @^^U^t 
unb jeber Sttiirine von Statur in btefem Buftanbe ber ®iinU;afttdfdt 
ift / t)Cit nkmanb bad SRed^ u6er SCnbre ein aSerbammunsduref^eil 
auöittf)>re(l^« — ^au(u& bebau))tet bamit feineSme^^/ ba^ aUe 
iDlfnfi^m unb ju allen i3eiten gleid^^ lafteti^aft finb. $(6et an<^ n>et 
ctma }e^t beffer ift att ein anberet ift e§ nidl^t burd^ eigene $taf t 
gemorben^ baalle 9on 9latur funbt)aft ftnb/ unb foK tpegen be6 i(;m 
begebenen—- benn mad f)at betSDlenfd^ n>aiS etr nid^t empfangen 
f)dm ? (1 £on 4^ 7) ~ {id^ nid^t üM^^mu Unb aud^ bet SBefte tft 
nid^t rein oor @0tr , beftef)t nid^t 9or ii)m fo lange er SDIenfd^ tfl« 
SBer aber t>oUenb9 anbre t>erbammt/ ber {rigt eben baburd^^ ba^ er 
t)on bem Qihttli^n, t)on ber Siebe/ nod(^ fern ift unb biefe (Entfernung 
oon ber Siebe ift eben bie ®unb{)afrig(eit/ mag fie fi(^ unter biefer 
ober jener dufkrn ^eftalt offenbaren* 2^bem alfo jlemanb «er* 
bammt begei)t er eben bie ®unbe/ gleid^viel ob biefelbe dugere 
@unbe über bie er ba§* Urtt^eil f))rid^t ober eine anbere^ er t^\xt 
baffelbe n)a6 er oerbammt/ benn inbem er uerbammt/ funbigt er 
felbft/ ^etgt fic^ atö einen ber fern ift t)om SRetd^ @otte^ unb 
iiffi^t fo über ftd^ felbft bah Urtf)eil au^* — @en>ip aber ift ed 
und/ ba$ bai \kü)alf ^ @d^d|ung ©otted / gemäß ift ben un» 
t)eränberlid^ ©efe^en feine§ 9leid^/ mit meldten Feine %tt bed 
Unred^tS als t)ereinbar gebadet merben tann, t>on wem unb unter 
weld^ $orm eS aud^ begangen werben möge. Unb ba biefeS 
unumftbßlid^e 2BaI)rt)eit ift^ wie fannft bn fetbft funbl()after aber 
anbere verbammenber SDlenfd^ n>dt)nen/ baß in SRudFfld^t beiner 
boS noti^menbig n>af)re unb unpartf^üfd^e Urtl^eil ©otteS eine 9(u$« 



Suben / ber legt itiAt aQettt gatt{ wiaffibrltcb bem 90ort Wltntfy 
in ber erflen &Uüt bie fBebeutung f)etb< unter unb in ber imci« i 
tett bie iBcbeutnng 8ube/ ronbern er lägt aucb ben Slpo0c( hitj 
Ungereimtbett fageo/ bag ber dube Un Reiben bar um nicgc 
rieten burfe w e t ( ber i^eibe im ii4>fltn ®rabe (afierbaft fe9 1 

3 



1 



34 Stap. IL 1 — 11. 

ttaffim mad^tn, baf beine @ttnbt>afrigrett/ ben ftüigen @efe^en 
bet 99Bai)r^tt iitiDtber^ für bi<^ ni^t t)crber6(ul^e Solgeti ^abtn 
loetbe? 3lft nid^t biet ein t>öai9e^ SRt^Fenmn ber 2Bege unb 
Slbft^ten ®ottc§, bet but(| bie fanfteften 9)lineC iDeld^e bie S3e« 
fii^ffen^ ber S9lenfd^en iuli^t ^Clle im Srfenntniß tf^rer @imb« 
l(>aftidfett/ jur SBefferung unb bamU jur ®{u((fe&g!ett t)infu{)ren 
nnU? 3ft ed nidl^t ((^nobe fBerad^tung ber unenbKd^ reid^en Stebe^ 
@ebu(b unb Sangmuti^ &ottt^, rnenn bu bod bir, ungeadj^tet beiner 
@unbf)afrtgMt^ geiDorbene manntc^ad^e @ute atö eni>a§ beinern 
Skrbienfte ge6iit>renbe$ (etrad^teft/ unb nid^t als einen 3ug ber 
Siebe/ bie bid(^ auf bie fanftefte 2Beife jum SBeffem ()in(en(en mod^te/ 
ba bu/ fta(t beffer ju fepn als ber über ben bu in r()orid^rem 
iZBalbn bidl^ eri^ebft/ «ieUeic^t nod^ fo tief unter ii^m ftef)ft/ ba^ 
bie f(^nbar l>ärtere a9e{;anb(ung bie jener erfät)rt bid^ «Mtig er^ 
bittern unb t)on beinern n)a()ren ®(u(fe l^inweglenfcn würbe? 
Äennft bu fo wenig bie SBege ©otte«, ba^ bu nid^t einfte()ft, &ott 
fttljre bid^ auf bie mogfid^ft gelinbe 8Crt ju ber jum »a()ren ©lürf e 
unumgdnglidS^ notl^igen ®inne6dnberung ? 3ft nic^t bie6 ein 3u« 
ftanb ber SöerftodPtfjeit, ber Unjuganglidl^Peit, ber mä} ber ewig 
unt>erdnbet(id^ £)rbnung C9otte6 nid^t anberö afö unfelig in feinen 
Solgen für bid^ fepn f ann ? ®tatt bi(^ (o^iumai^en t)on ben 
gef^lern »on benen bu, oermoge ber Sage worin bie ®uu ®otte§ 
bid^ je^t tjerfeftt fyit, bid^ freimad^en foHteft um fo mit erieidS^terter 
»urbe einer anbern Sage entgegenjugef^en in ber eine anbere SCuf* 
gäbe beiner wartet, nimmft bu bie alte Saft mit bir fjinuber in 
bie neue Sage, wirft bort gteic^fam eine geboppelte Saft ju tragen 
[;aben, ba bu nad) bm gütigen JEBiUen ber ®ctrt;eit bie erfte Saft 
f4>on ()atteft t>on bir werfen foUen. ©enn jeber abgelegte geJ)Ier 
ift offenbar eine eriei<|iterung unferer Saft ©u felbft atfo ()dufft 
bie Uebel weld(>e bie ®ute ®otte6 fo gern \)on bir nd(>me : benn e§ . 
ift bie giatur bed »ofen, e^ ift gleii^am ba^ baruber au^gefprod^ne 



Xap. IL 1 — 11. 35 

geredete UrtiKir @oUe6/ ba# ed unl;d(bringenb ift in feinen %eU 

gen; fo n^ie e6 bie 92arur be^ @uten/ ^at oud^ baruier au^de« 

fproc^ne Un()ei( ®otte§ ift^ ba^ e^ i)etibiritigenb unb befeligenb 

ifl in feinen S'olflen in alle etviflfeit ©enen atfo, melil^e be* 

f)attli^ ftnb im guten 2Berf^ n>e(cl^ in unaUäffigem ®treben 

nod^ bem J&6(^ften ba6 SEBetf, bie Aufgabe if)re6 gebend treiben 

unb üben/ ftet;t en)ige6 Seben/ bauernbe^ unenblid^ ®etigFeit be« 

Dor* S>enn fte ()aben bie Srfenntni^ @otte^ unb i()re§ CErtet» 

feto wn n>elcl^er g|;riftuö fagt, bog pe b<kg ewige ßebai ift» (3oI> 

17/ 3.) ^Diejenigen aber/ n^eld^e in if^rem SfbfoU vom 9teid^e 

®otte§ be(;arren/ meldte tm emigcn Siegeln ber 9!Bai)r(;eit unge« 

^rfam ber ®timme ber Suge folgen — if^re Aupere Sage unb 

Stellung in ber SBelt fep n)el(^e {ie toolU — fie finb unb biet« 

ben im 9leid^e ber Suge/ unb alle folgen ber ä3erfel)rt()eit er« 

märten fte* ^^mmer unb SIngft ifit notl;n>enbig bad Sooft eineft 

jleben ber baf 93bfe übt/ im 93bfen be()arret/ er fet) 2inbe ober 

@ried^e« Sfber J^eit unb ()immlif(l^r triebe erklärtet jebeu/ bet 

bad @ute liebt unb übt/ er fe^ 3ube ober ©ried^e« !Denn fern 

Don &ott ift iebe ^artt)eili(^feit/ jebe aSorliebe für irgenb eine 

9)ation ober Beit 2Ber ^i)n fürd^tet unb ated^t tt)\xt, ber ift 

3l;m angenel;nu 

®o ml im SfUgemeinen über biefe ©teile. 2Bie n>ir bie 
wn ^auluft angemanbte S>arftellung @otte§ alö eineft )u @eri(^t 
©i^enben aufjuf äffen traben / bieS n>irb .ficl^ beutli(^er nad^ ben 
nid^ftfolgenben 93erfen jeigen/ in benen ber Sfpoftel biefe S>ar« 
flellungöweife nod^ beibel^ält 

3n ben legten SSerfen ber eben erttarten ©teile unb ber ju« 
nad^ft folgenben menbet ^auluft ftd^^ fpeciclter gegen ben fo tief 
gen)ur$elten unfeügen jübtfd^en 9Baf)n : ber 3"be fep fd(|on feiner 
Stbftammung unb beft il^m gegebenen @efe|eft megen ®ott ange« 
nei^m unb bürfe mit ©tolj auf bie übrigen SDIenfd^en ()erabfe()en« 



36 Xav. 11. 1—11. 

Sbit 9VUifiiitnt bkfer Stnmaßuns srunMk^ bar)ur(>tin imttte bem 
9f))ofte( befonberft totd^rig fe^ti/ toett chtcr rt4^tt(|en ^(uffaffung 
M Sßefen« bed (Ei^nftentiHimd tiid^tö mei)t im .99Bege fki^en 
fonnte aK bie SRetnung/ @ott ^abe eine 9tarion patH^ettfd^ be« 
S&nftigt S>ie ef)emaU(|tn3uben bnnten/ fo lange bdd a(te!Bor« 
urrt)ei( ni(^t ginilid^ t^emid^tet toav, feine grunblic^e Ueberjeugung 
f^aben felbft t)on bet 9lot()n>enbi8Feit bet t>erfunbigren ^ttanftalt 
aud^ für fu/ unb vo^btt fte nodS^ bie el)emaltgen J^eiben fonn ten 
bi^ bal;in eine rid^tige SCnftc^t gen>innen t)on bem maleren Qwcd 
unb SBertt) ber jubifd^en 9te(igion/ bie bo(^ aK n>ai^r unb gott« 
(id^ angefel;en fepn unb bleiben foUte^ nod^ \>en bem a3er{)d(tntf 
bevfelben jum St)riftentt)um« ^au(ud la^t fid^ alfo jundd^ft an« 
gelegen fe^n ju jeigen/ ba^ ber dunere 93efi$ biefer SReligion t>ot 
®ott gar feinen fSkttt) gebe, fonbern ba^ bie SSBurbigung @otte§ 
unb bod funftige ©d^^icffat be§ 9)Unf<^n unabt)dngig fe^ von 
allem S(eu^erli<^n/ a(fo ber 3ube in biefer ^inftd^t feinen SOorjug 
i;abe vor bem ^bem Bugfeid^ aber giebt er bebeutenbe SBinfe 
)ur beffern 93erftdnbigung bejfen^ wa^ er voriger über ben natur« 
ütfytn Buftanb ber ÜRenfc^en im SCUgemeinen gefagt l)ane^ tnbem 
er batti)\xt , noorauf e& bei bem gottlic^n Urtt;ei(e über bie SJten« 
fd^en einzig anfomme« 

12—16. SBe(4e oi^ne @efe$ fänbigte»/ bie mcrben o^ne ®e« 
fee elenb fetxi; welche aber unter bem ®efe0 ffinbigten/ 

13 »erben nacb bem ®efe$ geridSitet »erben/ benn nicbt bie 
^'ixtx lii ®efe$ed {inb gerec(^t vor ®ott/ fonbern bie bai 

14 ®efe$ befolgen werben gerechtfertigt 90enn nnn ^tiltn, 
bie batf ®efe$ nictit (abeu/ i^on 9tatttr t^un »a« Ui ®e^ 
fe$ forbert/ fo finb biefe^ bie ba« ®efe$ nicOt dabeu/ fic^ 

15 felbjl ®efee/ ' unb bereifen/ baß Ui SBefen Iti ©efe^ei 
iti iftren Herten gefcf^rieben \^, tnbem i(^r ®emtfFen i^nen 



SCah n. 12 — 16. 37 

SetisniS aMegt ttitb ^rnad!^ if^tt &tHnttn fid medftfeU 
16 fettig auflagen ober entfct^uIMgenf ' an bem Sage/ wenn 
Oott ba&S^r(orgtne bet 9R<nf(^n ridftten »itb/ na4» ntei# 
nem evangelinnt/ bnrc^ 3efttm Sbrtünm. 

fpaulud fd(;rt fort @ott ate Un Slid^tenben bat)ufteUen/ unb 
giebt jundd^ft eine wettere 9(u^fu()rung be§ unmittelbar t)orl;et 
au^gef))ro(|^enen ®a$e^: bei bem un))art(;eiifd^en Slid^ter gilt fein 
9(nfe()n ber ^erfon. — 2Bir tüolUn juerft ben ©ebanfengang 
in ^inftd^t auf ba§ gebraud^^te i5i(b auf juf äffen fuc^eu/ um bie 
Sonftruction bed ganzen ®a(e^ ^u \)erfte(;en« S)ie/ n>e(d(^en bad 
@efe^ nid^t gegegeben xoat, iDerben aud^ nid^t nadl^ biefem @e« 
fe^e beurti;ei(t: funbigten fte/ fo n>erben fte aUerbingd t)erurt(;ei(t, 
aber nid(^t nad^ bem it)mn fremten @efe^e« SBie fcnnte ber 
un{>artl;eiif(^e 9iid^ter nad^ einem ©efe^bud^e richten, xoai bem 



12) Avo^i&q ohnt unter bem mofaiffben (Befe^c iu fe^n. iBergl. 
1 (Sor, 9/ 21« ^ anoXovvTat unglucfltcb/ elenb werben. 2)a6 
Mefe CI3rbeutun0 bAufid fe9 ift befannt« LXX. Sir. lo, 3: 
§aaik$h^ dnald%vToq davoXst tbv Xabv a^rov ein unver» 
ftänbifler Äönig brinflt fein SJoIf in Unfllücf. — 13) dUaioq 
in 9}ä(fitc6t ottfd ®efe( ift olfo bier nicbt^ »rUer ali Uraflo^. 
diJcato^^aoyTa» f{c werben för ftra^o^ erfidrt/ freigefprodkcn 
werben/ tm 6inne etnetf SlngefCa^ten. — i4) <^vaei.oon 9la# 
tur/ inSofge ibretf bermaltgen ftttli(ben 6tanbpunftetf. — 15) 
t6 t^yov Tov yö^o« bie Sfttfflabe be^ <9efete0/ ba$ watf etf 
bewirten fofl/ woiu ed ba ift/ bad®efe( fein;m Stoecf unbSDe* 
fen nacb. So wie nfimli<b ber Sube ^cb am ®efe|^ Dräft / U 
ber ftetbe am QewifTen. — ypawTiv ^y -ral« nap8Latq ai&« 
Tcay iß mebr aU auf 6tein gefcbrieben/ befeicbner a(fo eine 
grö§ere ©oflfommenbeit. ©ergl. 2 Äor. 3, 3. — avfiyLafTv 
fovan^ airav %ni ^rvvidnatoq inUttt ibre innere Cftimme 
ibnen be^endt wad 9te(bt i0 unb tüa€ nicbt/ unb barnacb/ vor 
btefer ©limme/ ibre ©ebanfen n. f. w^ — 16) ^*ä 'Iijcro« 
X^iaTov, ancb bier fpri(bt $au(u0 bon Sbriftu^ aU bem/ wel« 
(bem hie ^anie i^eitung unb fBoOenbung M menfcbUcben Ol» 
fdftleebt^ Abertragen tfi. 



3S Xah II. 12—16. 

ju äitd^tentcn nid^t befannt mar? -^ S>te^ gel^t Q^^m bte . 
Feierte Stnftc^t vieler Suben^ a(ft ob bte J^etben fämmrtid|^ t>em>crir 
fen n>erben mußten, n>et( fie bad ®efe| ntd^t Ratten unb a(fo 
aud^ nid^t befolgen fonnten« — !Dte aber unter bent @efe| fte(;en 
werben nad^ bem @efe^ gerichtet« ©unbtgten {te gegen ba6 @e« 
fe|/ fo werben fte beftraft/ funbtgten fie nid^t bagegen^ fo n>er« 
ben fte frei fepn von ber ©trafe^ ber fie fonft anl;etm gefallen 
waren* SQBte fonnte ber unpartl^eiifc^e fRiäfttr bte Uebertreter 
ben S'olgfatnen gtei(^ ftellen? — ©te§ getjt gegen bie verPeljrte 
Sfnfid^t^ M ob ha^ bloße ^aben bed @efe|e6/ ba^ bem SSoIfe 
ber Sf^aeltten 9(ngel)6ren/ jur @ortn>ot)(gefdnigfett f<^on f^tn:* 
retd^e« — 2Benn nun Jg^eiben^ bei ermangeinbem {>ofiriven ©e» 
fe^e/ bte innere @ttmme/ ba^ @en>i|fen/ jur Stid^terin i()rer J^anb« 
lungen mad^n unb i{)x gemäß ju (eben ftd^ bemühen^ fo vertritt 
bei' if)nen ba^ ©ewiffen bie ®tel(e be§ @efe^e§, (fo wie im Sebeu/ 
fo aud^) an jenem ©erid^t^tage^ an weld^em fte eben fo mi) 
tt)rem ©ewiflfen beurtl^eift werben foUen, M bie 3wben nad^ i^« 
rem ©efeg. ®o wie ber 3ttbe/ in fo fern er bah ©efe^ erfüllt 
l)at, fi(^ gleidE^fam barauf berufen unb ein mtfbered Urt(;et( er«» 
toattm fanu/ fo fann aud^ ber «^eibe^ in fo fern er feinem ©e« 
wiffen gemäß gelebt t)atf ftd^ gkid^^fam barauf berufen unb ein 
milbered Urtt^eÜ erwarten an bem Sage, wo ©ott burc^ Sbrifhtm 
nad^ bem verborgnen Jttnern viä^tm wirb, wo alfo feine ©d^ein«» 
grunbe unb fa(fd(^en Sntf(^u(bigungcn gelten« SCuf biefelbe SQBeife 
wie fßaulud in ^inftd^t be§ ^uben ba§ ®unbigen am ©efe^ bem 
befolgen bed ©efe^ed entgegenfteUf^ fteUt er in J^inftd^t bed ^ei« 
ben bie fi(^ vor bem eigenen ©ewiffen anf(agcnben ©ebanfen ben 
ft(^ entfd^ulbigenben entgegen« 

8Cuf biefe SBeife erfJärt ft(^ bie ganje ©teile einfach in ber 
naturtid^en 9leil)enfo(ge ber ©ebanfen, unb wir f;aben gar nic^t 
nott;ig ben isten bid i5ten äSerS aK ^arentf^efe ju betrachten« 



jtap, II. 12 — 16. 39 

"^^tbtm %m aber fo ben i6ten äSerd unmittelbar an bta xBtm 
«toupfni/ fmb tx>it todt entfernt berSOteinuns berjenigen StuUeger 
betjutreten/ xoiMf^ bie§ ntcfyt anber6 tfym ju tonnen glauben/ aU 
n>enn fte annei;nten/ ba^ @emiffen u>erbe bie J^eiben erft am Sage 
bed @ertd^t$/ a(fo menn eö )u fp^it ift/ ober bod^ bann ^ycr^ü^iiäf, 
anffagen* S>enn offenbar rebet i^ier ^au(ud/ um ber ))erf eierten 
9)tetnung ber Suben , nad^ toü^tt oXU J^en t)erworfen werben 
foUteu/ re^t beftimmt entgegen ju treten^ ium 93ortI;et(e ber J^t* 
ben inbem er fagt^ ba# aud^ für fte etma§ t)orI;anben fe^/ mcA 
im ®fx^t $u tf>ren @unften reben fonne« (Sr fpri^t nur t>on 
fold^^en / bie n>irRid^ ber @timme if^red ®e»>iffend ^olge gu letften 
ft(^ beftrebeu/ unb n>enn er aud^ von biefen SBeffern fagen mu^/ 
ba^ fte an bem @eri(^tdtage/ n>o ©elbfttäufd^ungen t>erf(l^)9tnben/ 
nidf^t alle it^re ©ebanfeu/ 93en)eggrunbe if)rer J^anblungen^ wt i(;« 
rem eignen @en>iffen n)erben re^^tfettigen tonnen / fonbern t>iele 
berfelben aud^ atö Sldger gegen fie auftreten n>erben/ fo fagt er 
bamit tn Stucfftd^t ber Reiben nid^td ftarFere§ / aU n>enn er t)on 
ben 3uben bet)au))tet / ba^ feiner ba^ @efe^ ganj erfüllen (onne^ 
feiner alfo oor bem 9U4^terfJtui>Ie vöQige ^reifi^red^ung ju erwar«^ 
ten bered^gt fep« — Hi^t man (hingegen ^auluö^ ganj btm gi^ 
fammenl;ange jumiber/ fagen: ba& ®en>iffen ber J^eiben n)erbe 
bann erft red^t erwadfKn menn eö ju \pit ift/ nur bamit fte fid^ 
uberjeugen mogeu/ fie würben mit 9led^ »erurtt^eilt/ fo ii$t man 
bamit tf^ grabe bm t^erfef^rten 3uben ba^ SQBort reben unb i()n 
tDiberlegen wah er bemeifen n>itt : ®ott fe^ un))artl(Kiif<^ / ntd^t 
bie ^erfon an(ei)enber IRid^ter« 

99$tr muffen un$ xiber n>oi)l t>orfel)en / a\a biefem ganzen 
IBortrage be§ 9()>oftete feine anbern Folgerungen ju iie(;n/ afö 
n>eld^ ata bem gwecfe* beffelben unb bem i3ufammeni;ange ftc^ 
red^tfertigen / ni^t alfo etuoa annet^men^ ^auluö woUe be(;aup« 
ten/ ba^ funftige Uril^eit @otted über bie StRenfd^ werbe fein 



40 Äa^ II. 12-16. 

antered Wt^ f)abeti^ att fut ^e Suben ba§ mofcrifd^ @cfe$/ 
für bie ^ibm ba$ eigne ®ewiffetu S>af bted ntc^t feine 3^lei« 
nung feo ert>eUet beuttid^ auf folgenbe 9Crt 9Ba9 bie^nben be« 
triffr^ fo la^t nnlmglbat bet SCpofhl nn oUen feinen ®d^fren fld^ 
angelegen fepn ju geigen ^ ba^ nid^t au6 ber bud^fläbüd^-SBefoI« 
gung bed @efe$e§ für fie ®ottn)ol)lgefdUtg{eit unb @e(igfett f)er« 
9orgel)en fbnne/ fonbem aUein aud bem @Iauben/ au6 ber gan« 
Jen Stid^tung bed @emutt)ed }um ©ottlid^en; ba^ i^terauf attetn 
ber gbttlii^ SBeifall berul}e* Sr mu^te alfo f«l^ fetbfl ooUfom« 
men uHberfprec^en / wtnn er I)ier bet>aui)ten wollte ^ noenn ber 
eine 3u^e bod @efe( in einem gemiffen SRaße erfülle/ aber bM 
auh f!(at)ifcl^er ^urd^t wr ber ®trafe unb oI;ne hai fein ^erj 
it>n baju antreibe; ein anberer in bemfelben äußern i9^§e/ aber 
attd innerm Sriebe feinet J^erjend/ au6 ^reube am göttlid^n @e« 
fe^/ ba^ bann beibeoor @otr gfeid^n 2Bert(; i)aben/ ober ba6 
Urtt^eil be^ allein nad^ bem 3nnem rid^tenben @otted über beibe 
gleid^ fepn merbe!— 2Bad aber bie J^eiben betrifft/ fo mürbe/ 
wenn bie Uebereinftimmung ber ^anblungen M S)tenf(^n mit 
feinem @eiDiffen ba6 einzige WU^ M gottttd^n Urtf^itö fepn 
foUte/ notl;n)enbig folgen/ ia^ ber iDtenfd^/ beffen ©ennfen fo 
ftum{>f ober t)er^drtet wäre/ ha^ er aud^ bei ben )>erabf(^ung6« 
wurbigften J^anblungen (eine inneren SSorwurfe em)>fdnbe/ bod 
allergunftigfte Urtt)ei( ju eruKirten l)abe. S>enn wot^I niemanb 
wirb bei)au)>ten wollen/ ba^ ba6 @ewiffen bei allen SDlenfd^ 
urfprungtid^ gleidl^ unb ^oUFommen fe^/ unb erft unb allein bur^ 
bie eigne @d^u(b f(d^ abftumpfe; er würbe bamit nid^t nur ber 
allgemeinen (Srfaf^rung/ fonbem aud^ ber SBibel wiberfpred^/ bie 
bem iDtenfd^n wal;rli(^ nid^t bie ®abe ber feinften Unterfd^ 
bung bei @bttlid^en motu Ungbrtlid^en in feinem natürlichen gu» 
ftanbe iuf))rid^t/ ben fie im @egentt)ei( einen Buftanb ber Ber» 
finftrung unb (Entfernung von ®ott nennt ä3ie(me^r fteigert 



Äa^ II. 12 — 16. 41 

fidS^ Ni jebem Sinjdnen biefe ®abe in htm 9)taf C/ note er fefbfl 
burd^ Uebitng im @ttten fortfd^reitet^ unb cf)m btefe ©tei^erung 
ber Unterfd^eibung^gabe unb bed äSemuf rfe^nd/ ba^ Uebereinftim« 
mung feinet SBiUend mit bem (Erfannren äSebingung feinet iti» 
nern liebend fc9/ ol)ne ©teigeruns be& @en>iff<n$/ n^dre fein 
moralifd^ed ^rtfd^retten benfbar. tinb eben bie^ ift aud^ Sef^re 
ber 33ibe(« 3n bem Briefe an Jg^ebr« 5^ i4« l^eißt ed: ^^^tarfe 
(geiftige) @peife ift fnr bie Srnnid^fenen (93oHfommnern) beren 
(innerer) @inn bmäf fortgefe|te Uebung gefd^ärft n)orben ift jur 
Unterfd^bung be6 Siedeten unb be§ Unred^tem*' -^ ^eilidS^ mirb 
berjmige^ ber, otjne bie n)al;re SBefd^affenJ^eit M SRenfd^en unb 
bie SBege (SotM ju fennen, bennod^ ftd^ ein Urt()ei( über biefe 
anmaßt, e§ unbegretftid^ finben /ba^ @ott überall ben fSHmfi^ 
richten f onne menn Sr if)m/ n>ie er fi(^ einbilbet, nid^t baft 8id^t 
unb bie £raft gegeben t^abe, ot)ne n)e(d^e er bem gbttlid^en SBiU 
(en nic^t gemi^ (eben fonnfe* W>tt bennod^ n>irb aud^ ein ®oU 
d^, menn er nur ba\)on eine 9(l)nung tynt^ ba$ wofytz, bauernbe 
®(ti(ffe(igfeit unm6g(i<l^ ftatt finben fonne ot)m®uU, eingeftef)en 
muffen/ ba$ ein f(|^(ed^ter SDlenfd^, mie er aud|^ immer mag fd^Ied^t 
gemerben fe^n , in einem t)on ber SSBelt be^ ®d(Kin§ gefonberten 
Men/ unmoglid^ g(udP(id[^ fepn fönne. Unb f|)au(u6, auf beffen 
Urti;ei( e6 und i^ier aHein dtitommt, erHdrt au§br&(f(id|^: mer 
ol;ne @efe^ gefunbigt I;ar/ mirb e(enb fe^n ; Jammer Itnb SIngft 
über jeben 9Renf(^n, ber bai^ SBbfe ubtj! SRur t)on blH SBeffern 
unter ben Reiben fagt er, ba§ biefen bie Uebereinftimtiiung il^rer 
^nbtungen mit it^rem ©emiffen n^erbe ju @ute ger^d^net n>er« 
ben, ba$ fie Ü)t Uref)ei( g(eid^fam milbern werbe; teineSmegd 
ober/ ha^ jeber ftraffod ober gar g(udF(id[> fe^n werbe) htm fein 
©emiffen feine jQonourfe mad^n 

SBeld^ed aber mirb ba^ fffta^ fe^n, mornad^ @ott bai f änf* 
tige >0<^idffal be§ ä)?enfd^en beftimmt? £)ffenbar fein anMred 



4^ Stap. II. 12—16. 

<itt ba§ bet tnnem Stetiif^eit/ M getfHgen &^alt^ unb SBerM;^ 
M 9)t(nfd^tu ^t bet gom ©otteft^ loie ^auivA fagt (i, 18), 
ofenbar über aOe @unbe unb Ungerec^ttsfetr/ b* t> ift bad Sbfe 
burd^u^ unb für immer unt)eretnbar mte®ott> a(fo auc^ mit @e« 
liflfeir/ fo mu^ am Sage bei 3omd unb berÄ^ffenbarung bed geredeten 
©erid^tö ®otte^ (2/ 50 b. I> wenn biefe Unt>erein6arfett be^ SBbfen 
mit @ort unb ®eIiflCeif ftd^ im (^eljlfUn Sid^te barfteOen wirb/ ber 
SBofe nott^wenbig au(^ fern bleiben t)on &ott unb ®eIigPeit; 
3ammer unb 9(ngft mu§ fein So«^ feQn* ®o mufi aifo/ oer« 
m&ge ber Statut bed £bfen felbft^ wie atx^fy immer e^ mag in 
bem 9Renfd(ien entftanben feyu/ unb wie er glauben mag ftc^ 
baruber entfdf^ulbigen ju tbmm, ber im 93bfen a3ef)arrenbe elenb 
fe9n/ we^lb au<^ ^uIuS fagt/ bafi wer oi)ne ©efe^ gefunbtgt 
f)at elenb fe^n werbe/ bo^ e^ ijf)m gleid^fam nid^t jur Sntfd^ut^i 
Mgung gereichen (onne/ bad @efe^ fe^ it^m unbelonnt gewefen. 
^enn e6 ift unmpglic^/ ba§ 6)ott ben SBefeu/ fo lange er bofe 
ift/ feiig mac^e/ b« t> ba^ ©Ott bie ewigen Qkfe^ feinet SBefend 
umftoße. Unb eben fo wirb bie S3efo(gung be& @efe|ed/ be^ 
^d^riebeuen wie beö im innern S&ewu^tfe^n ftc^ au^fi^re^Knbetv 
ein miibernbeft Urtt^eit jur $oIge {;aben: weil eben bie Stnerfen« 
nung bei @efe^ed fd^on einen be(fern innern guftanb bei SDlen» 
f<^n )9orattife^t« — %uf ber anbern ®eite ift aber aud^ bie 
Statur bei (Butm, ©ottdl;nIid^en/ ©(utffeligfeit / wie,@ott im 
^jd^ten @rabe gut unb feiig ift/ unb barum wirb ber tDaI>r» 
t)aft @ute/ eben ber dlatur bei @uten gemd§/ an^ fettg feQn; 
weit^alb aud^ ^aului benen bk, bei^irrlid^ im ©uteu/ nad^ un« 
t>erg&ngli(|^et)t fRuf)m unb (H)xt ftrebeu/ ewigei fiebeu/ t^od^fte ®e» 
Jligfeit ^tti)(A^u 

aOBenn alfo baf^ wai ^aului ()ier ©eridi^t ©ottei nennt 
a(i etwai aui ber 9Iatur bei ©uten unb SBöfen unmtt* 
telbar l)er«)orgei)enbei erfd^int unb wir bal;er bie Säuberung 



Stav. II. 12-^16. 43 

b€i ®mi^ii aHerting^ alh bilbfid^C/ bcm 9(uffaf|^ng<t)mnbgen 
be§ ftnn(t<i(Kn 9)tenfd()en gcttid§e S>arfttnund betrad^^ten fonnen; 
ii^enn wir fagen. f bnncn ^ bie ©d^eibttng be& @uren unb, SKofen 
gefd^et^e uitaufi^brttd^ im geben' unb nid^t etn>a b(od an einem 
baju beftimmten Sage; n)enn wir St^riftu^ Stu^fpmd^ — ^/met 
ntd^r glaubt^ beriftfd^on gerid^tet/ benn er glaubt nic^t'« 
(b. 1> wer ni(^ mit finblid^m 93ertrauen an (Sott fid^ an« 
fc^tie^t unb in if^m (cbt/ ber befinbet fid^ eben babttrd(^/ ba^ er 
in einem 3#Anbe ber Entfernung von @ott ift^ aud^ in einem 
guftanbe ber Unfetigfeit ) — anfut)ren fönnen, um ben 9Ud^ter« 
f)>nid[> nid^t a« einen funftigeu/ fonbern ate bereite gefd^et>en 
bar^ufteUeU/ ia menn wir felbft au§ biefem 9Cu&f))rud^ £[)rifti/ 
unb ber ®d^i(berung ^au(t. (5^ ^^ f* i* unten) t>om Sntftei)en 
ber ®unbe unb brnt, aü audgefprod^enem 93erbammung6urti)eUf 
iuglet<^ baraud i)en)orgegangenen 6(enb/ ben ®d^(uf iiel)eh (bnneii/ 
ber SXenfd^ get^e nid^t einem @(enb bad erft neu entftei^ foHe 
entgegen/ fonbern er beftnbe fi(^/ fo fem er bbfe ift/ n>efent(i(|^ 
fd^on barin: fo ift bo(^ auf ber anbem ®eite aud^ gewi^z ^^^ 
in ben 93ert)abniffen bed gegenwärtigen gebend ber SMitf bes 
ÜRenfd^n ju fet)r auf bie Gegenwart unb bie 9(u|ienfeite ber S)inge 
gerid^tet ift M bai^ er immer bah 93efeligenbe bei ©uten, baft 
Unt>et(bringenbe be§ ä36fen ernennen f bnnte : ba§ barum ber 93ife/ 
obgleich feinem SBBefen na^ ung(ucf(id^y bod^ oft f(^eitibar gtndFltd^ 
ift; ba^r betäubt 'oom 9(eufiern/ nur wenige bad bereite aud» 
gefproc^ene Urtt)ei( oemei^men; ba^ aber jebem eine S^t 
bet)orftet)t / wo bie £)e<fe ber ä){aterie fd^winben unb aUe6 fi^ 
bem geiftigen 9(uge in bem \>om irbifd^en @d^ein gefonberten 
Sid^te (eigen wirb* 10er 9ugenb(idF nun^ wo ber SDtenfd^/ gemd^ 
ber gottlid^n £)rbnung/ fi<^ fetbft unb fein S3er(;d(miß oi>ne Sdu« 
f<^ung fd^aut unb bah ®efu()( feiner @e(ig{eit ober UnfeügFeit 
eind wirb mit feinem wat^ren innern SBertt) ober Unwertt> (ann 



44 »ap. II. 12—16. 

gewif nt^t treffenbet t>ardfi(l^m toerben att mit mem Bii^tct* 
fprud^e @ctted. ^ ift me()r a(6.99t(b/ (6 ift fa^fid^e fubjecti)M 
S^arfteUung bet l^bd^ten 2Ba()rl)dn 

(SS ercitebt fid^ aber jebem 9lad^ben(enbcn auft bcm ©^ag« 
ten f(^on t>cn felbft bafi bUfeS ©erid^t; rnelc^ ^auttiS f<I^Ibcrt, 
frineSwegd ein foI(^eS ift tpaS ben tux^ unvoUtbmmen unb funb« 
i^ft t>or baffelbe l^ingefteUren SDlenf<^^ in @tmi^t)dt ber in 
feinem geben bei^angenen J^anbtungen tu einem enngen f߀t1)ax* 
ren in einem if)m angemfefenen gufitanbe vttixtÜ)AU^ aifo jebe 
fernere (Entmicfelung beS ®uten in it)m unmöglich mad(^ : iDenn 
eine fold^e J^mmung beS @uten von ®eiten bet ®otti)ett not* 
berfprid^t ieber äSorfteUung/ n>eld(^e wir ber i)ei(isen @d^rift ubtt 
baS SBefen ®otteS verbanden/ unb $au(uS fagt nid^t ein SBort 
was uns ju einer fold^n SDeutung bered^ti jte* iRoc^ n>eni9et 
aber fpriS^t ber SC)>ofte( von einem fogenannten jungften @erid^t 
mi^ ben ^Begriffen einer engt^erjigen/ ben &ott ber Siebe t>erFen« 
nenben Sud^ftabeiibogmatif/ xo^läftf alte £aufenbe 9on SDliUionen 
SKenfd^eu/ ot^ne 9liufft(^e auf bie fo gro^^ fd^on unfmn'$(uge 
ftdl^tbare S3erfd^iebenf)eit if^reS innem 2Berrf)eS ^ if^rer ®eligfeitS« 
f4l;igVeir^ in )n>et £f)ei(e ti)ei(t/ unb bem einen St)ei(e ewige l)h^t< 
®eIigCeif> bem anbern ewiges unnennbares Stenbjufpridl^t! ^)au* 
hiS (ef^rt nid^tS bergleid^en. ^iefe auS bem tobtenben SBuc^ftoben 
hervorgegangene SKenfd^enfa^ung war bm burd^ ben ®eift (eben* 
big gemad^ren $C))ofte( voUig fremb/ unb wer fie Üym beilegt^ ber 
fann nid|^t anberS atS feinen ganzen fo(genben 93ortrag grobtid^ 
mt^verftef)en/ weS^atb eS fet^r ber SDtur;e wertl> ifl fidi^ l;tentber/ 
e(;e man weiter gel;t/ t>6Uig inS 0are ju fe^^em 

SQSoUte man ndmlid^^ im ©egenfa^e mit bem waS wir vori;in 
barget(;an traben/ bet)au)>ten/ eS fe^ bie 9Reinung beS SCpofMS im 
12. unb 13. 93erfe/ bai bie ^ixbrn^ ot^ne 9lu(fji(^ auf t(>ren 
innern SEBerd)^ auf bie JQueUe U^ttt Jg^anblungeu/ nad^ bem 



Xap. II. 12—16. 45 

SitilMikitoi bt^ Qkfe^ gertfl^et werben foUeti/ unb fottie boftUn» 
ti)et( enlwebet ouf eiDtge ®ettgFett ober emtge Serbammung (au* 
ten, fo tourbe folgen/ ba nad^ ^aulud au^brudFfid^ &e()re nie» 
manb bad ®efe$ gan) erfüllen/ ntetnanb bur^ gefe|(M^e Seifhin« 
gen geredet iverben (ann/ ba^ aKe oi;ne 9(u6na{)me bie unter bem 
@efe| ftonben/ en)ig »erbammt merbcn mustern Hbct, abgefei)en 
tawn, ba^ fßaulud fo ttwah 9on feinem 93o{(e/ beffen er im« 
mer mit fo i)eri(i<^ 2:t^ei(nai>me gebenft / wn bmi 93off e ®oU 
ted/ unb aOen au^geseid^neten ilRinnem beffelben/ unmoglid!^ (ann 
fügen motten / mie Fbnnte er t)on einem ©erid^te / bah alle o()ne 
Unterfdj^ieb verbammt/ fagen/ ed fep ein un^^artl^ifd^/ jeben 
mäf feinen Jj^nblungen rid^tenbeS @eri(l^t ? Unb ba ^oufitö bie 
Reiben nid^t allein nid^t fann im ©anjen t)ol)er fteSen moQen att 
bie Suben/ fonbern aod^ t)on il^nen nid^ mel)r fagt/ ald ba§ ba^ 
@enHJfen bei if)nen ftatt be( @efe^e6 gelten foHe/ fo mürbe aud^ 
ber ©t^rud^ über aHe Reiben )ur äSerbammung (autem SBie 
(onnte er ober bann mieberum ein fofd^ed (Scrid^t ein unpar« 
tt^eiifd^ jkben nad^ feinen ^anblungen ric^enbe^ nennen? 

SkA (Sm^t entfdiKibet bemnad^z mie e§ {i(^ aud^ t>on biefer 
@eite jeigt/ nid^t nad^ ber blofen UebereinfHmmung ber ^nb« 
(ungen beö 9)lenf(l[^en mit ber irgenbmie il)m gegebenen Siegel bet 
93ertKi(tenA/ fonbern ed berudffid^tigt bie @efmnung/ ben @runb 
moraud bie ^anMungen l)en)orgegangen/ ben innern ]3uftanb be^ 
SKenfdJ^m SBeburfte e§ nun nod^ eined Semeifed bafur/ baS 
biefer innere B^^nb bei verfd^ebenen 9)lenfd^en t>erfd^ieben ift/ 
fo burften mir nur bie SBorte @()rifti anfui)ren (aRatti>5/52if«) 
''3i>t (;abt ge(;brt/ ba§ ju ben SUten gefagt ifl/ bu foUft nid^t 
tobten/ id^ aber fage euc^/ mer mit feinem Sruber jurnt ift bei 
@krid^td fd^ulbig^' u* f m« @efd^&i;e btefe 9erfd(^iebene Deutung 
berfelben Siegel nid^t gemäfi ber t)erfd^iebenen StuffaffungftCraft ber 
SRenfd^/ t)dtten bie Sttten bie (>bi;ere S^eutung fd^on faffen f on^r 



*46 Äaj). !!• 12-16. 

mn, xoatnm wiu fie ti>tten/ afö bie ht^m, tiu^ f<l^ii gegeben 
loorben? (Da^ aber bie SCuffaffungftfraft/ affo bie ttmere 93e« 
f<l^ffent)ett bet ^lenfd^n/ nxd^t blöd nad^ ben Seiten oerfd^ieben 
fe9, fonbem aud^ ju berfelben geU/ betpeifet (£fyc\\tt 93erg(eid^ung ber 
9Renf(l(^en mit SUferlanbe von t)erf(l|^ebener Sauglic^feit jur S(uf« 
naf^me beffetben @amenB unb ium $ru(l^ttracien. 3ft aber ber 
innere Suftanb, worauf bei. bem ©eric^te 3lücffK|>t genommen 
n>irb/ bei t)erfd^iebenen iDlenfc^en verfd^ieben^ fo foI(i( auc^/ ba^ 
ber UttlKitöfprudl^ über bie äSerfd^tebeneri / bad ®d^(ffal ber Der* 
fd^iebenen SDlenfc^en nad^ bem Xobe^ aud(^ )}erf(^ieben feyn werbe/ 
unb nic^t entn>eber l)bi^\it @e(igfeit ober größte Unfetigfeit 
Sßenn (» S5« "ocn in>ei i9?enf(^en ber eine \)on Um ®amen beö 
@eboti>e^: S>u foUft nic^t tobten / nur fo »iel m fic^ aufnei)mcn 
(ann: bu foUft (einen 3)lorb begei>en (ober fallet er ein J^eibe 
tft/ wenn fein ®ewiffen ii^m baffelbe fagt)^ ber anbere aber bie 
^M;ere 9lege( anerf ennt : bu barf ft aud^ beinern ä3ruber ni(^t jur« 
nen; unb nun ber erftere bennod^ tbbtttf ber. {weite aber/ unter 
gleid^en Umftdnben weld^e jenen jum SNorbe rei^reti/ fid^ fo weit 
vergibt / bai (omige ©ebanPen gegen feinen S3ruber in i{>m auf« 
ftetgeu/ mih nun in bem ®emutl> beiber ein 3n>i^fpcUt entftet^t 
wegen ber \>er(e^en 9lege(/ ober ein gwiefpalt im ©ewiffen/ foU 
bann bah Urr^eil beiber gleid^ fevn? S>ie unfeligen $o(gen M 
gwiefpattd em)»finben/ ein Urti;eU empfangen werben fie beibe/ 
aber ein g(ei(^e§ ? SBer f bnnte fo^etwad auc^ nur einen Stugen« 
b(i(f glauben ? !Der feinem trüber Burnenbe (ann / bei fel)r jar« 
tem ©ewijfen/ ben Baiu^P^U in feinem Innern viel tiefer empfin« 
ben M ber aRörber/ unb benn^^/ ja eben haxum, ift er in einem 
Suftanbe t>ie( gtöierer 9iein()eit unb ®elig(eit6fil;ig(eit afö ber 
anbre. — ;Dber ober/ wenn ber erftere jwar nidj^t tebtete, aber 
bodl^ gef)4f{igen Qkftnnungen gegen feine ä){itmenfd^en 9laum gab, 
ber jweite aber bei $6e(eibtgungen immer getaffen unb liebevoll 



Stäv. II. 12 — 16. 47 

6(i€b/ foH bann ttt Suftanb betbet nad^ bem Scbc/ bcr bi>(^ im 
geben fo t)etf(|^ebe« war, berfelbe fet)rt , weil beibe jeber feiner 9le« 
gel ober feinem 6>en)iffen folgten ? Äann er e§ fe^n ? — Crfenni 
etwa (lf)riftuÄ in bm bef annten ©leid^niffe ben beiben^ecl^ten wn 
bcnen ber eine mit einem ^funbe fünf, ber anbere jefjn gewoni 
nen fjatte , gleid^en 8ol;n ju ? ober t)erurtl)ei(t er gar bm erflern, 
fo wie ben faulen Äned^t, weit er nid^t eben fo wel ate ber anbre, 
niAt ba* J&fed^fte gefeiftet t)ütu'i — Unb toa^ bered^tigte un6 bei 
»Pauluft eine fo r>erfel;rte SÖleinung t)orau$jufe|en ? @agt er nid^t 
oieImef)r auöbrürflid^, (25* 5) ha^ (Sott jebem vergelten werbe 
nad^^ feinen SBerfen , b* (> t>a^ jeber auf ber ©tufe ber ©eligfeit 
ober Unfeligfeit ftd^ befinben werbe, bie mit bem Buftanbe fcined 
3nnern/ nad^ we(d[Km®ott allein urtf)dle, unb weld^er burdj^ feine 
JBerfe ober fein 5Ber()alten ftdS> an ben Jag fegt, in Uebereinftim- 
mung fielet? iDffenbar aber würbe nic^t jebem vergolten na<l^ 
feinen SBerfen, wenn ba^ 8oo^ l)öd^ft SSerfd^iebener gleid^ fe^n 
foUte^ 5Kur von fotd^en fagt ber Slpoftel (»♦ 7) bai iljnen ewige* 
Seben, im f)6(^ften @inne bei SBort^ unvergänglid^el ®lucf unb 
J&errttil^feit bevorfteI)e , bie unabldffig nad^ Jbem J^od^ften preben; 
beren Snnereft alfo in bem Suftanbe ber l)öd^ften 3letnl;eit unb 
®ott4t)nlidl>feit ift bie ber Sötenfd^ l^ier erreic^n fann* (©ie« fmb 
biefelben von benen ©;riftu§ fagt (fiut 20, 35) ba^ fie wutbtö 
befunben werben jene« Seben« unb ber Sluferftebung*) Unb eben 
fo verfunbet er nur benen ben l}b^^tm (ärab be« Sammer« bie 
wiberfpenftijl gegen ba« ©ute fwfy jeigen , (»♦ 8) alfo in eimni 
Suftanbe ber t)b^Un entfermmg vom ®ottti<^n ftd^ befinben: 
unb jwar verfunbet er aud^ fold^en nid^e ewige ©auer be« Un» 
glu(» , fonbern begnügt fid^ il>nen ju fagen , ba^ m fold^ il;rer 
warte, wie benn ba« offenbar nid^t anber« fe^n fann* 3m i2ten 
»erfe nun rebet ber «poftel allgemein von J&eiben unb 3uben/ 
unb iwar gan$ befonber« von benen bie auf einer mittlem ^tufe 



48 Stap. II. 12 — 16« 

pd^ 6eftnbem S>enn/ ^ei^t ed wn bcn 3tt^n/ bte n>e(d^ bad 
@efe^ erftlfUen/ n>erben t)oti bet ®trafe frei gefpro^n/ bie bem 
Uebertreter brol^t / noerben für fttafifoft ct{Urt 9Hfo nur ®traf» 
loftgfett/ ntd^t t)ö(l^fte ©etisCeit n>trb t;ter ^ol^m \xri)eiM bie 
baS @efe^ erfuUf i^abeti/ n>orai)§ beutlidj^ ^rvorgei^tV bai fo((^ 
in einem mittlem ^uf^^^^nbe fid^ beßnben/ wie ei benn aud^ bie 
au^brucFlid^ Seigre ^auli ift/ ba§ burd^ baS @efe| niemanb jur 
I)bd^ften ©digfeit gelangen fbnne« S>ie0 beutet atfo unn»iberf)>red^ 
Ii(^ auf t)erfd^iebene gnftanbe ber no(^ Unt>oUenbeten nad^ bem 
Sobe. 

S>a$ Unwurbige/ @d^db(id^e unb SBiberfpred^nbe in i^r Wx^ 
fid^t nad^ meld^er alle auf gleid^e SBeife t>er bammt n)erben foUen 
bie bem mä)t ©enuge (eifteten n>a^ fie felbft a(d 9lege( anerfann« 
ten/ jeigt {id^ im )>oUften Sid^te/ n>enn man bebenft/ ba§ barnac^ 
ber a)lenf<^ nid^tö gefdf^rlid^eree tt)m (onnce/ atö ftd^ um rid^tigere 
(Srfenntni^ M gottßd^en SBiUend/ um tiefere Sinftd^t unb fd^är:« 
fere Unterfd^eibung ^mifd^n jRed^t unb Unrecht, um ®(^drfung 
fetned ®en>iffend unb Sunbe beS f)bt)cm @efe^ed ju bemühen/ 
n)ei( er bamit — ba bem t)hl)ttn @efe^e ^u genügen fd^nmrer ift 
ate bem niebern — offenbar in größere ®efat)r ewiger SBerbamm« 
ni^ gerieti)e! Unb bodj^ tann, na(^ ^au(u6 SBorteu/ nur ber 
I;bd^te ®elig(eit erlangen/ bejfen ©treben unabldfftg auf bad 
J^od^fte gerid^tet ift! 

9Ufo: ba§ funftige ®(^idPfa( eine§ 3eben mirb gemd^ fe^n bem 
inneru/ @ott offenbaren Buf^<^9be feinet ©eifM bei feinem 2:obe/ 
oi^ne patÜ)Äi\äf( äSerudfftd^tigung dp^erer Umftdnbe^ bie nid^t wn 
bem 9)lenfd^n abf^ingen* Unb nun fdt)rt ber Sl)>ofte( fort: ber 
innere guftanb foldj^er unter bm J^beu/ bie \>ermoge ii)rer Statur^ 
it)rer innern 93efd^affen()eit/ unb ol)ne ba^ ein du^ereö @efe^ fte 
boju auforberte/ unftrdf(id^r (eben aü biejenigen unter ben 3u« 
ben bie/ ungead^tet biefe^ ii;nen bargebot()enen ^rufung«mitte(^ 



XaV. II. 12 - 16. 49 

i^tet ^önMungen, l)tnter jenen jurudfbßebcn, ifl offenbar bcffcr 
ate ber innere guftonb bcr (entern, folglldj^ wirb aud^ il;r fünftt jeö 
©d^irffol beffer feijn* ®ofel^e Jg^eiben beweifen , \i^% baft 2Befen 
bcS @efe|ed/ badjenige wad burd^^e ©efe^ beabfic^^tigt ift^ bereits 
in tl;ren J&erjen flef<brieben ift, bcnn i(;r ©ewiffcn unb bie ^ru» 
fung if^rer ^anb(ungen oor bemfelben {eigen, \i^% fte bie 9lege( 
tf^reS 93eri)altend in ftd^ felbft babem ä3ie( f)ot)er ober fitei)t ol^ne 
^age berjenige, ber bie iRegel f(^on in pd) felbft bot, in beffen 
JHJefen pe begrunbet ift, atö ber pe erft \>on SCußen emjjfangen 
foU. 

IDiefe merhpurbige (Stelle beftdtigt jugleid^ auf§ beutlid^fte 
iDaö lütr t>crt)in über ^oA al(mdl;(ige ptt(i<^e ^ortfd^reiten beS 
SDtenfd^ gefogt {)aben. ?tad^ ^au(u§ &e()re fann aud^ ber J^eibe 
fortfd^reiten im 93effern o{)ne ba^jenige n>aS xoxc im engern ®inne 
Offenbarung nennen , obgleich nid^^t o()ne gbttltdE^e ^u(fe unb SOtit« 
wirFung bie ber iDlenf(l(^ in Feinem 9(ugenbIi(Fe feinet SebenS ent« 
beeren Fann» ©enn ber 5CpofteI rebet ()ier t)on J^eiben bie fcl^on, 
aud^ t)on 5Jlatur, in einem m\ b6(;ern Swftanbe ber @itt(id^Feit 
ftd^ bepnben aI6 berjenige ift ben er \)orf;in atö ben aUgemeinen, 
urfprunglid^en, naturlid^en S^ftanb be§ SDtenfd^en gefc^itbert ^at 
Sann unb witt er freili(^ tjon ben J^eiben nidj^t fagen, \i^% pe 
ebne jeneS befonbere SDIittel n^ad er \)erFunbigt ju ber l;od^ften 
@rufe ber @ottn>o()lgefäUigFeit unb ©etigFeit gelangen Fonnen, 
majB er aber t)on ben 3uben eben^fo n>enig fagt, fo fprid^t er bod^ 
il;nen eine vorbereitenbe 3(nnd(;erung ju biefer ®tufegu, t)erbammt 
nid^t in alle SmigFeit bie n>e(d^e biefe l;od^fte ®tufe nod[^ nid^t 
erreid^ten, nid^t erreid^en Fonnten, fonbern geigt it)r Funftiged 8oo6 
viel vorgugltd^er atö \i^% Soo§ berer bie im 93cfen bef)arren* SBeit 
entfernt a(fo bie großen SDUnner bed SCftertbumd ju ))erFennen unb 
gu \>erad^en, bie mit regem Sifer an if)rer eigenen ptttid^en ©er- 

9oUFommnung wie ^n ber i()rer B^i^d^noffen arbeiteten unb berer 

4 



50 Aap. n. 12 — 16* 

SSemuf)ungcn unter bcr Seitung ber aSorfel^ung oud) für bie ^taif* 
n>elt unb für m^ fegendreid^ gemorben ftnb unb ju fepn fort« 
fal;ren/ ertlKitt er ti;nen t)telmef)r ba^ größte ISob tnbem er, ber 
oQeS nur mif bem 9){aß ber SOBirffamFett im Steid^e &ott^ mi$t, 
xf)mn bad Sob erlangter innerer 93en)oUfommnung unb größerer 
©eltgfelt*faf;igfeit iufpridj^t. 

SBa§ nun aber jene6 jur Srlangung ber i)6(^ten ®eltgFett 
selten, J^eiben wie Suben, notl^wenbige ÜJKttel betrifft, DOn 
n>eld^m ^aulud rebet, fo ergibt ftd^ t>on felbft ha^, tvmn ed ein 
fold^eö ift n>a§ 3^ber bur<^ felbfttl;atige§ Srgreifen unb ^eftf^aften 
ftd^ aneignen muß, e^ aud^SCUen, ju irgenb einer Beit unb irgenb» 
n>ie muffe bargebot(;en n>erben, ba^ a(fo StUen, bie in if)rcr ber« 
maßgen irbifd^en Stiften), nad^ bem t)on @ott felbft georbneten 
@ange ber (£ntn>i(f(ung bed menfd^tid^en ®efd^(ed^td, ni(^t bie 
^efegent^eit f^atten unb {)aben foUten biefe^ i9ltttel fennen ju lernen 
(nne foUen fie glauben, ma§ il^nen ni^t ^erfunbet mirb ? £. io,i4) 
biefe @e(egenf)eit in einer künftigen Soften} muß gegeben n^erben* 
©onft wäre ®ott nid^t ber Unj)artl;eiifdf^, ber alte feine ®efd^opfe 
mit g(eid[>er Siebe umfaßt £I)origt märe ed, bagegen einjumens 
ben: weit ®ctt im 93orau^ miffe, n>eld[^e SRenfd^en hai @t>ange(tum 
nid^t annel)men werben, fo entjielje er biefen nic^tö wenn er e§ 
\i)nm nid^t \)erfünbigen laffe. Sttlerbingd weiß ©Ott bie^ im S3or« 
au§, aber eben fo weiß er aud^ ben ganjen Sebenilauf jebed 
9)tenfd^en im SBoraud (alte unfere Sage ftnb auf fein 93ud^ ge« 
fd(^rieben, ei;e nod^ einer berfetben warb ^f« 139, 16) unb'braud^t 
ni^^t ben Sebenölauf eined iOtenf(^en abzuwarten um bamad^ ju 
beurtl)ei(en ob er jur ©eligfeit tauge ober nid^t; er fennte alfo 
jeben ber feJig werben foUte fogfeid^ in ben J^immet oerfe^t ^aben, 
ot)ne ii)n ber 9)lul)fe(ig!eit bed ßrbentebend ju unterwerfen, wenn 
Qi^t (6en biefeft (Erbenteben felbft eine notf)wenbige Sntwtcffung^ 
))eriobe wäre burd^ bie er — nid^t von @ott geprüft, fonbern 



jtap. ir 12 — 16« 51 

okU auf bem ®ranbpunfte ber S!)?enf<l^i;eit ^^ivt funbf^aft tft utib 
@unbe unb @e(idMt unt>crctnbat fmb — gereiniat unb ju t)ö^ercm 
®(ucf e b€f d()i9r n>erben foIC — ®oU aber / toer nid^r jur @eit^ 
Uit gelangt/ bur^ fein itbtfd^ed Seben nut ju ber @e(bftuber^ 
jeugung gebtad^t werben / bafi er @trafe verbtcnt t^abe unb ha^ 
Urt(;et( ®otM über i()n geredj^t fep/ fo müßte ja gerabe einem 
fo((^n jlebe ®e(egenf)eit jur 93e{ferung gegeben n>orben fe^n/ fonft 
mußte er notf^n^enbig fagen: wdre mir ba^St>angcliumt)erfünbigt< 
fo mbd^te id^ e^ angenommen i;aben« Unb mer moUte ftd^ erbrei« 
ften }u fagen / \>on allen ben großen unb eblen ^Idnnern be^ 9((tcr« 
t^um^ fe9 aud^ ni<|^t einer fd()ig gen>efen ba^ @oangeIium anju« 
nei^men/ n)enn e6 il)m DerFunbigt n)orben wdre? 

Jg>inmeg a(fo mit ber eben fo unbiblifd^en a(§ unmenfd[^(id^en 
Sei)re berjenigen bie über 9)tiUionen il;rer SJrüber^ bie metteic^t 
ium 2:l;ei( oiel l)bf)a ftei)n afö fte felbft / ba& graufenl)afre Urt{;ei( 
f dllen ! 9)i6gen fte bebenden baß/ nad^ ^aulu^ au§brudFIid^en SBcr« 
ten, wer anbere oerbammt über fid(^ felbft b^ö gleid^e Urtfjeil au§* 
fprid^r« @ani unmoglid^ fann @otr irgenb einen :äeim beß @uten 
ber bi$ bal;in aud^ nur angefangen l)at fid^ ju entmicf ein / ferner 
unentn)idFe(t laffen* @eine 2Bei^(;eit unb Siebe n)irb ju red^ter 
Seit biefen ^anjen neued Srbreid^ / neue @onne unb n>o(;(t(;dri' 
gen Stegen geben/ ba^ fk ferner f(d^ entn>idfe(n unb jur fd^onften 
93oHenbung gebei(;en! 

S)er 9bfo^d iie(;t nun aud ber bargeti)anen 9tid^tigFeit ber 
SCnmaßungen ber 3uben auf it)re t^ermeinten SSorjüge bie ^ofge«' 
rmigen n>e(<^e aud ber gefd()rtid^en Sdufd^ung über ben eigenen 
Suftanb [td) ergeben, 

17 — 24. üBenn bo nun einen ^nitn U<b titntttü, unb oerifiit 

18 bi4 attf ba« @tUi}/ ttnb rü^med bid^ @otte«/ > unb f ennft ben 
S^iOen [Sottet] unb »eißt/ (»elcftrt huvöi batf ®cfe«/ vx un^^ 



52 Aap. 11. 17 — 24. 

i9 tttid)tiUn\ mntft Ut w ein Seiut ber S3Iitiben tu feQti/ 

20 ein Siebt berer bie int ^inüern finb/ ein Untermeifer ber 
Uni^etfifinbigen/ gelter ber UnmifTenben/ ali ber bie &c^ 

21 itaU ber SrfenntniS nnb Sßa^rbeit <m ®efe( befi^e ; nittt 
ober ünbete belebrft nnb bic6 UM nicbt/ prebigefi man 

22 foOe nicbt Helfen / nnb ilieblff ; fpricbtl man foOe nietet 
ebebrecben/ nnb bricbil bie Gbe; ^erabfc^eneit bie ®S$ett/ 

23 nnb fcbänbeft bat i^eilige: fo entebrfi bn^ inbem bn Ui 
;®efe(e0 bicb tü^mtfi, ®ott UM bnrcfi Uebertretnng »e« 

24 ®efe(e«* SBie flefc^rieben fiebt: »bnrcb encb itirb ber 
9tattie QotM befc^impft nnter ben Reiben,'' 

SDBenn bu nun *), »crbfenbct burd^ bcine \3ermcinten du^crn 
SSotjuge/ ba^ SCßcfen bed @cfe|e& mi^Fcnnft unb ein bemfctbcn fo 
iuwiberlaufenbcö geben fu()rft, fo — ^aulu^ brücft ()ier bie ^-oU 
fletung bie pd^ au§ bem SBorljergeljenben von felbft erflibt: fo ftel;ft 
bu riefer al§ ber ^eibe/ l)aft größere SBerantmortlid^Feit afö er^ 
auf eine nod^ ftdrfere SHJeife auS — fo enrt;eili9ft bu ben 5Wamen 



iT) inovo^d^r;, mit Qlnmagunfl/ ebne ti votUntUö) (2, 28. 29) 
)u feijn. iöergl. Apoc, 2, 9 nuh S, 9. — ^«ayawa^jj xo 
vofiG) fifii^eft/. trifft Dieb tarouf/ bafi bu ein (Scfel^ baft. — 
xav^daai iv &e<p/ al^ ttenn er btr unb beinern 55oCfe befon» 
berd Aiid(b0re. — 18) doxi^d^ei^ xä diatpi^ovxa t9Ct(tef)ü 
bicb barauf feine UtitecfcbetbunAen iwifcben (Erlaubtem unb IXn* 
erlaubtem ^u maAen. — 19) oJj^yö« »ergl. SWattb. 15/ 1 4. — 
20) ^(5p(|>o<nv T^^ YvSaewq glaubft bie erfenntnifl unb Söabr» 
bcit leibbaft |u befi^en. ^aufu^ debrau(bt batf «Bort feine^tvea^ 
in einem t)erdd)tn(ben ^inne/ er crfMrt vielmebr felbß bte 
flnofaifcbe ^tU^ion ffic einen Debatten/ einen 9(bri§ be« ^db« 
ren ; fein Xahtl gebt baraup/ ba§ bie Suben an ber Sform hai 
«eDefen fe(b0 iu bellten glaubten unb in i^rer ^elbfliufrieben'i 
beit Aber ber Sorm ber 9QQabrbett bie 9IDabrbeit feibß oernacbHf^ 
4aten. 22) Onbem bu ^bfcbeu autffpricbft a<0cn, batf matf bem 
^eiliden entgegen in (bie ®oi^tn), fcbänbeft bu felb^ bat^^ei^ 
lige« SBergl. snattb« 21 / 12. 13. 

*) S>. b' 99enn nun ber Snbe le. 



ah U. 25 -29. 5i 

&otM, begeJjfl ba§ furd[iterlid^ftc SSerbred^, tnbem bu ^ben baft 
©efc^ beffen bu biä) ru(;mcft, bencn bic e§ nid^t fennen burd^ bdn 
Sebcn ofö ein folc^cä barfteltft baS unter feinen aSerel)rern jebe 
SCbfd^eutid^feit bulbe ober üieUeid^t gar begunftige« ^urd^ eud^z 
fugt er jur SeFrdftigung/ mit 95ejie()ung auf ©teilen be6 alten 
£eftamentd l^inju , butd^ eud^ mirb @otteS Slame befd^im))ft unter 
ben 93oIFern ; if)r tragt bie @d^u(b / \ia% ber ©efe^geber verfannt 
unb ))erad^tet n)irb/ beffen @efe$/ n>ie fie au^ euern fiaftem 
\Scßz%tXi, fold^e ^rud^te trägt l — ;D modE^ten aud^ je^t Wit bie 
f(d^ Si^riften nennen^ bie ben Flamen (Sl^rifti aber nid(^t feine Siebe 
ju fremben äSoIfern tragen / fo n>ie aOe bie ju ^aufe burd^ Seben 
ober Seigre ^ta gottKd^en 9){eifter befd^impfen , f id^ biefe 3nt)a(t« 
fd[>n>eren SBorte gefagt fepn faffen ! ' 

25 — 29« S)ie S3efcbneibun8 i|l aOetbingd nit$I{c9/ tDentt 
btt bad ®efe^ beobac^teji; biil bn aber ttebertretev bei 
®efe$ed fo ifl betne SSefcbneibung jur 93or(^aut geworben. 

26 !Benn nun bie 93orbaut [ber Unbefd^nittene] bie ^orberun« 
gen bei ®efeße$ beobacbtet/ foOte nicbt feine Vorbaut M 

27 93efcbneibung gered^net roerben? - Unb fon)irb/ mat t^on 
9tatnr 9}or^aut itl aber batf @efe$ mi^^ii bic& richten 
ber \Vi v^\\. 6((irift unb SSefcbneibung tiebertreter bed ®e# 

28 fe$e0 bijl« S)enn nic6t/ ber e« Suferlicb tfl/ iil ein Snbe; 
»04 ifi bie äugeriicbe/ am ^(eifc^e/ bie 93efc(ineibung: . 

29 fonbern wer innertidE» ein Sube iff/ unb bie 93ef(6netbung 
lii i^erseni/ bem ®ei|le/ nicbt bem 93ucb|}aben nacb^*) 
beren Sob nicfit t)on SRenfdden ifl/ fonbern oon ®ott. 



25) TsepiToft)} (Befdtneibung bier ftatt SaDentbunt/ smofaifcge 9te« 
fifiion/ <&xpoßi7aTta Vorbaut / $elbrnt6um/ bie Reiben. ' (Stf 
i0 febr n)t4)tig auf biefe autfbrucftfvoQe Aurie in ber SBe^eicbnung 

*) 5 SMofe« 10/ 165 30/ 6j Äol. 2/ 11; <P6ir, 3/ 3. 



Si Kap. II. 25 — 29. 

StKerbingft/ fagt ^aulu^/ ift eft ein 3iextl)til, einem SQoIfe 
Aniu^e()oten/ bent ein sctrlid^eft @efe^ befannt i^t, (n>te er bie§ 
{u $(nfans bed sren :Sopirete wettet oudeinanbetfe^e ) aber nur für 
ben ber biefem @efe^e gemd^ lebt; n>er anberö lebt, ber fd^eibet 
baburd^ fid^ von feinem fßelttf wirft ben i^m bargebotenen 93or« 
t(^il ))on ftd^ unb mirb {um Reiben« @o wie nun ber ba^ @i» 
fe^ ubertretenbe 3ube bem SBefen, bem innem 2Berti)e nad^ ba« 
burd^ ium J^eiben wirb/ foUte nic^t eben fo ber ^be, ber htm 
SBefen be6 @efe|e§ gemdf lebt, eben baburd^ tm SBefen na(^ 
)um 3ttben werben? Sticht allein wirb er ba6/ fonbern er fte()t 
no^ über bem 3uben/ weil er aui innerm Sriebe, t)ermo9e feinet 
innern ©tanbpunfteS bad (eiftet/ tocA ein fofdj^er ^nbt, ungeail^tet 
ber ii;m bargebotenen dußern 9)}ttte( ni(^t leiftete« S)enn nidft 
auf dunere Dramen unb 3^i<^cn Fommt e6 an, biefe l)aitn i>or 
©Ott feinen SBertf)/ Fbnnen Im iDtenfd^en Feinen wahren Sffiertf; 
geben/ fonbern bad innerlid^e ^aben unb 93eft^en beffen, wot)on 
la^ ^eußere nur Stame unb 5ei(^en ift/ bie innere 9leini^eit t)at 
aticin be6 göttlichen SSeifaUd ftc^ {u erfreuen« 



iu o(bten / battiit man Ainl<(6e energ^fcbe ^uihxüttt bit oft mi§« 
oerffanbeit »erben/ aU ta^ betf Q^ertAttf/ $o&ci^rt<flertbttm/ 
83tut @6r<0{ u. a. nacb ibxtx »abten/ geiAtgen S23(t<utang/ un5 
ni(bt nacb bem IBucbßaben auffoffe. — 27) «pivcl tfcb ricbten^ 
b. b. bicb befcbfimen/ beffer aU H befunben tDerbem — en 
^vagfoq bft Augern i^oge/ ber ®ebnrt naA. 8n *** ypafi- 
pQTo^ X. T. X. lifgt: roA^renb bu im S3e0b bi0/ otfo c0 be« 
nu^en fdnnteff/ aber bie^ bernacbUfltgtf. S)iere Q3ebeutnng von 
^lä c. g. wirb binreicbenb gerecbtfertidt bnreb 9tdmec 4/ ii; 
2 Hot. 5, 7 unb 10 u. 0. eteOem Unb aucb: burei ®efe( 
unb QSefcbnetbnng. S)er iSucbftabe gibt btr SBeranlaifnng unb 
^orwanb t>tn ®e{0 M (ScUiti btntaniufe^en. — 29) oi u* 
litit lieb auf 3ube unb iBef<bneibung. 



XüV. III. 1 — 20. 55 

S)rttteö $ av i t t l 

1 —20« Sa0 (^at nun aber ter Subc vorauf/ ober wai tu 

2 »er 9Itt(cti bcr S$f fcdneibnng ? — 93ie( in aOct i^infic^t. 
S>if< boc^ i)or aOen IDinficti/ bag bie 9iu<fprttc6e ®otte9 

3 i^ncii ünntttantt ftnb. S)enn tote? toetitt einige ittd^t ge^^ 
fllanbt Men/ foflte t(r Unglaube ®otte<®(anben aufbeben? 

4 S)a< fet) ferne! Sber fe« ®ott [aOein un0] wabrbaft unb 
aOe SRenfcben faffc6: wie gefc^rieben Hebt ^lai in gerecbt 
befunben n^erbeil in betnen Sorten unb obftegefl menn man 

5 mit bir rechtet." 3fl tt aber fo/ bag unfere Ungerec^tig^ 
feit ®0tte« Oereclitigfeit intf Siebt fe^t/ mi foOen »ir 
bann fagen? (Stma: ®ott ift ongere4e toenn er 6trafe 

6 verbSngt? ( icb rebe auf menfcf^Hcbe Steife. ) ■ !{)<ii fe« 

7 fern! 3)o4mie fönnte benn®ott bieSSeU ricbten? ' S)enn 

menn ®otte0 3Babrbaftigfeit burd^ mtint ^alfdbbeit tu 

« 

feinem Slnbrne m(i voUfornrnner ttidftint, mie merbe i4 

8 bann noät ald6tinber t^erurtbeilt ? — S)ann ttmi*) (mie 
man nni i^ertSnmbet unb Einige bebaupten wir tebren a(fo) 
»Saffet untf SbiUi tbun auf iai QnM barautf fomme?'' 3)a 

9 bo({^ 0o(cber 9$(ilrafung geredbt iff* — SE^ie nun? baben 
mir nod einen S&ormanb? 9(uf feine iBeife: ^tnn mir ba« 
ben oorbin gefagt iai SiQe / 3fuben mie ®riecben unter ber 

10 @tinbe ünb. 9Bie gefcdrieben ift: deiner ij{ gerecht/ 

11 auct^ nicbt einer; feiner ift meife/ feiner fucbt ®0tt, 

12 9Cae iinb abgemict^eu; aOe (ufammt ftnb untaug(icb gemor«' 

13 ben ; feiner tbut Ui SRecbte/ aucb nicbt Siner. (Sin of ne0 
®rab ifl ibr 64(uttb/ mit ibren 3nmn reben fte !lrug/ 



*; uAmiicb fagen. nOUt foOen xott cma fagen'' u. f. w. 



56 Ä«p. lir. i— 20. 

14 Ctterngift ift ottter iftteti Sippeti / i^r Slnnb iü doO ^ivob 

15 un( Sitterfeit. 6c6nea fttib i^re ^üße ium 93Iuto(rfli<« 

16 Seit/ SerffSrung unb $ßerterben iit auf i^rcn Vfabcn/ 
17- IS ttnb bcn SBej b<d Sriebeti« fcnneti fte Hiebt ^nt<bt 
i9 ®ottti tu nictit ))ot t^ren SCugeti. — !Sir totfTcti aber/ ba§ 

aOcS/ wa« ba0 ®efe( ivtidt/ bcnen gcfagt it^ bte ntiter 
bem ®cfe(e finb; fo Hi jebcr {Dlunb oerflummcii unb aUt 
20 S[^e(t ftrafbar crfc^etneti muS oor ®ott: SBei( burc^ iai 
®efe9 bc« 4)aiibctttt fein ettxUidttt oor ibm geregt 
\oiti. S)etin burdft ba$ ®efe( tommt Qthnntmi ber 
6ttnbe. 

^au(u6 i^aete in ber erften ^ä(f te bed in>riten ^aptteß / um 
einem gefd()r(i(l^en äSorurtt^üe entfc^teben entgegen ju treten / ftc^ 
einiger 9(u§brucfe bebienen muffen bie fo fonnten mipbeutet merbcn 



2) 9rp6ÜTov iiiv ift iti(bt (Sr0H(b/ fonbertt: iBor aflen Singen, 
(Sbcn fo £af. 12/ l wpÖTOv 7r^oa£;^eT« lavTOt^; 1 2:im. 2/ t 
wo in beiDen (SteOen hin hWtiM folgt. 9lud> batf biningefugte 
piv bcrecbttgt untf tii(bt aniuncbmen bog $au(ul mebrere S)inge 
babe nennen ttoQen unb ti oergefen iabe, benn aucb 9tim^ 1/ 8 
fagt et wpßTov yiiv xoo fein jwrUe^ folgen foll. — 3) nicTiq 
®(o0be/ tn bem 6inne »ie wir fagen: ein SDIann i^on Xxta 
unb^Iauben/ ber Glauben t^etbicnt/ luoerldjfig ift. — 4)S)atf 
fivia^a i9 berniutbliA bur(( hai t)orbergebenbe p^ /iyoiTo 
oeraniafit. Sern feo icner ®ebanfel ^be toir fo etwatf an^ 
nebmen / feo un^ im ®egentbeif (SoU ber aDein SuDerMfTige/ 
unb aUt SnenfAen im Srrtbum* ^ iv %& xgivta^aL ae. ^au* 
lud Yoiü obne S^rifel fagen/ hai bie S^cnfcben/ »enn üe im 
@tanbe »Aren bie ^ege ®otte0 ber ^abrbeit gemfig |u bcur« 
tbeiien/ immer ftnben wütUttf bag ®ott 9lecbt babe. — 5) 
deov ^ftxatoavyi? bie ©erecbtigfcit/ bit (9öte unb Suortidifid« 
feit ®ottetf in (Srfuanng feiner ^^erbtjgungen, S)icd folgt au$ 
bem im 7. 5ßerfe im gleichen @inne gebraucbten ^orte <itX^- 
&8fa. — 6} ^Tret brutft bier/ n>te bdufig am 9(nfange einer 
grage auf bie man eine »erneinrnbe Slnttoort erwartet/ bte SBe« 
}tebung auf Hi frubere au$/ »oraud bte S^erneiitung folgt. — 
7) \]/6vafia ifi Ui (Segentbeil oon 2:reue unb SuoerlAffigfeit 
unb überbauet beo ®dtt(i<ben. ^ s) tiefer iBerl b<)t bie Su^ 



ÄftV. m. 1 — 20^ 57 

afö t>ebe er allen Unterfd^iet jnoifd^en 2!uben unb J^etben auf« 
@><3en tiefe 99{t§beutung t)atre et freilid^ fd^cn im 25ften 93erfe ftd^ 
yyevwol)xt, mo et bet ^ubifd^en Steßgion altetbingö einen 92u|en 
juf prid^t ; aber et l^atte nid^t allein ben SRu^en jenet IReligicn t)on 
bet tidS^ti^en ^uffaffung unb SBefo($ung berfelben abl^angi^ ge« 
madftf vok bah fd^n ©d^tiftfteltet M 9I(ten Seftamentö get()an 
I^atten/ f entern et (^atte au^btucflid^ t)iniudefe^r/ bä^ bet bIo9 
äu^etli^e 3ube/ bet feinet SReligion nid^t gemd^ lebt/ in bet 2:f}at 
ein ^ibe fe^/ unb eben fo/ ba^ btx ^eibe bem 2Befen nad^ ein 
^utt fe^n tonne, o()ne eö dußetlid^ ju feyn» (£§ wat if)m bat)er 
tDid(^rig unb notl;n)enbig ju jeigen / n>otin bah SBefen jenet aud^ 
t)on il)m a(& gotrlid^ unb f)eili() t)etet)tten Steliciion beftet^e, unb 
loeld^en ©enoinn bie 3(ni)dnget berfelben auh Ü)x jiel^en fonnten; 
iugleid^ abet batiut(;un/ ba^ nid^t allein biefet n)a(;te ä3ottl;ei( 



U^tt Uix befc^fiftigt ; tcb deftede aber H9 aUt mit befattnt ^e« 
»Offenen ^erfucbe Die eonSructton au erfl^cen mir nic6t oe« 
nfioen. (@. Dr. tl^oladi Somm.) &oüu ba$ ft>7 ju Srnfan^e betf 
@al^e0 terneineti (in welcbenr ^aOe man obnebtn ov erwarten 
»örbe) fo mufl notbwenbig Hi ju erdänjenbe 93erbum im Sotti. 
ßrben; unb auf feinen $afl (iegt n>arum barin unb mitgte aucb 
fupplirt werben, ort fann nur^n^übrund^partifel fei^n, »egen 
be^ folgenben 6ons. SDIir fcbeint etf am einfac60en tinb f9ra(6# 
0emä§eSen SU feiyn / biefet fii} al^ Srageparttfel / num, su be« 
trachten/ eben fo mie bai pif im 5. ^erfe (ft^ (2dftxo^ d ^e6q) 
VDO ei burebautf ni(6c^ ^nhtti fepn fann/ unb ba$ porber^ebenbe 
Iqov^bv in beiben Stellen §u fuppliren/ n)oburc6 bann aucb ba$ 
nai SU einfand betf sten ^erfetf feinen rechten 93)ertb brfommt* 
9aulud i}efit swei tbori^te Sofderunden bit ficb au« bem aufge« 
gellten tbörigten @a(e ergeben in Srageform auf/ unb fo mie er 
bie erffe bur A fi»? yivoixo juröcfweifet/ fo bie swette burcft &v (berer 
bie n>irt(i(6 fo (ebren unb banbe(n) to x^/fia ivdtitdv iorn. — 
9) iirf oe;(öfi6!^a ^ baben wir (ba^®efe^) oor un^/ gUicbfam aU 
einen 64)itb und su beefen? ober bient ti mx$ lum Q3orn)anbe? 
gtebt etf und gleiAfam ein ^orreAt ? — ^rpoT^Ttaaafi&^a wir 
6aben oorbin (gleic^fam) bie Oefcbulbiguno ober Slnflage ge« 
fäbrt. 



58 Aap. HI« 1 — 20« 

ben ^ttben bUibC/ noenn jenes 93orurtI;ci( aufgegeben toitb, fon« 
bern ba^ umgeFe(;re/ n>enn eS afö S&af)xl)üt geltlh foUe^ bte 
@rttnbn>a()rl)eit bet iubifd^ 9te(tgton felbft/ @otr fep J^ unb 
geredeter fRiä^m ber 2Be(t/ ju SSoben faUen mu^re* S)anitr tft 
benn jenes 93orurt0ei( a(S t>cHtg unl)a(tbat na(|^gen>iefen / unb 
^au(uS f ann fogfeid^ iu bem ©(^(uffe et(en : ba SCKe/ 3uben n>ie 
^^eibeu/ ©unber^ ©trafrDurbige ftnb^ unb bet ^ubi meber burdj^ 
t>a^ bloit Jg)aben beS @efe^eS 9or @ott geredet n>irb/ hod^ bur(^ 
(SrfuUung beS @efe^eS/ burd^ J^anb(ungen ftc^ @ered^rigFeit er« 
n>er6en tann, fo beburfen $CUe/ 3nben n>ie ^^eibeu/ einer ganj 
anbern ^utfe/ welche baS Evangelium fennen k^vt unb bar« 
bietet« 

SS (ag~ bemnad^ nid[)t in ber SCbfidl^t beS SCpoftelS/ bie ä)or« 
iuge ber 9}{ofaifd^en 9ieligion etnieln auf ju)df)(en / fonbern er 
nennt baS SBid^tigfte^ morin alleS Rubere begriffen wirb/ unb n>o« 
butify fte iug(ei(^ atS n>efentli(^ ju bem ganzen gottlid^en f)>(ane 
ge{;6renb ftd^jeigt: 3n i()r fmb bie gbttlid^n SCuSfprud^e/ 9tnbeu« 
tungeu/ 93erf)eifiungen niebergelegt^ fie ent()d(t n>aS ben für SSat)r« 
l)üt Sm))fdng(i(^en ju i()r I)inful;ren/ i(;m n)a(;rf)aft forbertid^ 
fe^n fann« ®ie ent(;ä(t bie ben 9)lenfd^en fo n)id|^tigen Ttac^mei^ 
fungen über ben Sinen @ctt/ ben ©d^bpfer unb J^errn beS 
5Ctt ; über ben Urfprung beS SD?enfd^en unb feinen gefaUenen gu* 
ftanb; fie giebt i(;m SebenSregeln ^ burd^ beren ^Befolgung er ftdj^ 
eines f)hi}V[n @(u(feS fäi;ig machen fann; fie giebt i(}m bie trb« 
ftenbe 93erl)ei$ung/ ba^ bntä) gottlid^e ^u(fe bie (Gefallenen nne« 
ber aufgerid^tet unb jum J^eil gefuljrt werben foHenl 3tft«S nid^t 
ein großer ©ewinu/ biefen @runbriß ber SOBa{)rI>eit m beft^en 
unb benu^en ju f bnnen ? — SBenn n>ir {wei SDlenfd^en auf gleu* 
d^er @tufe beS innern 2Bettt)eS unS benfeu/ beren einem biefe 
9la^meifungen gegeben ftnb / bem anbem aber ni^t, f (^ e i n t 
bann nid^t ber crftere ber Segunftigte iu fepn? cbglcid^/ aud^ nad^ 



Stav, IIL 1-2Q» 59 

^au(ud au^brucHid^et Sef)re^ fein SOlenfdff patt^^^ t)on @ott 
bem anbern lotgejogen ift? ^at nx^t jener^ falte et ed benu^f/ 
ein iPtrRtd^eö'^ut/ n>a6 i(;n jur SDanCbarfeit gegen ben ®ebet 
)ocrpf(t<l^tet/ obgleid^ er nid^t ju uberfd^auen ))ermag/ marum grabe 
il)m bte6 @ut7iul£(^i( geworben ift/ unb anbern ntd^t? ®o 
tDie auä) bie SBeffem unter un^ bad @ute jeber $(rt/ n>a^ fte von 
@ott em))fangen unb oor anbern t>orau$}ut^aben fd^eineu/ banfbar 
annehmen unb benu^en/ obiDol^t {ie n>iffen/ baß fie e6 nid^t H)^ 
rem eignen SSBertt)e t)erbanfen/ unb baß ber unpart()eiifd^e ®M 
in W&at)tf)tit benen nid!)t§ entjie^t/ benen er bied @ut \>oriuent« 
l)altm fd^eint ? — 9Ufo / groß ift unleugbar ber 93orti)ei( bed 
3ubem ^f)m ift gegeben / n>ad / n>ot)( angewanbt / xfym i;eilfam 
unb forberlid^ fe^n muß. 

Stber wie? fii)vt ber Stpoftel fort, ©oHten wir etwa fdf^ßc* 
ßen muffen: Sßenn bie $Cu§f)>rü(^e/ bie 93eri^eißungen @otte6 fid^ 
nid^t an aUtn ^uben erfuHen, wenn ed um berfelben theill^ifttg 
iu werben ni(^t genug ift, ein ^nt>t )u fepn, fo fe^ bamitfbie gu« 
^erläffigfeit biefer Bufagen, bie Streue @otted aufgeI;oben? --r. 
9timmermei)r l 

SBa§ für eine äSorfteUung wir und aud^ 9on ber 9Crt bet 
9Rttti)ei(ung jener 9lad^weifungen ober ber ;Dffenbarung mad^U/ 
immer ift e6 gewiß , baß nur fold^e iDlenfd^ {le wal;rl^af t em« 
l>fangen, b* t). in fid^ aufnei)men/ I;aben unb beft^en fonnen/ bie 
in einem fold^n guftanbe ber 9leinf)ei(/ ber [$(uffaffungöfdt)igfeit 
M J^(;ern {l<^ beftnben , baß {ie bad S>argebott)ene für bad n>cA 
eft ift wirftid^ ernennen* SBenn nun ®ott / ber allein b^n innern 
Büftanb ber 9Renf(^en fennt, grabe biefem 93o(fe einen @runb« 
riß ber flBaf)xl)tit, fo wie er ber Seit unb ben Umftdnben ange« 
mejfen war, mittljeilte, fo ift offenbar, ba^ unter biefem öolfe 
fid^ fo((^e bf finbm mußten , bie fällig waren bie mitgetl^eifre * 
9QBai)ri^it ftd^ anzueignen, benn fonft l)&tUn fte nid^td befcffen an 



60 I Stap. III. i — 20. 

bJefcr Offenbarung, ®ott l)im in ber Zt)at ft(^ i(;nen nid^t offen* 
baret gSenn aber unter biefem SBoIfe aud^ foCd^e waren, bie bie 
SBa()r()ett nid^t in ftdf^ auf june(;men t^ermo^ten , bte bci^ geiftig 
gemeinte irbifd^ auffaßten unb felbft bie fS&a\)xl)Ät in fiuge ver* 
wanbelten, bleibt barum bie aGBaf)rl;eit,^ bie ewig un\)eränberlid^c, 
nld^t 5BBal)rl)eit? 2Benn bie ©ert)eißungen , bie an Steini^eit beS 
J^erjen^, an völlige Eingabe in ben SQBillen @otte§ gefnupft unb 
but4| biefe' notf)n>enbig bebingt finb, flc^ an benen nid^t et» 
fuUen, bie nid^t reineft ^erjend, bie o(;ne biefen ©lauben ftnb, 
f)at bann ®otte§ SBai^ri^eit, bie Su^^I^ffigfeit feiner S3ert)ei§ungen 
auf gel;6rt ?. Sern fet; ein fold^er @ebanfe ! @ott ift n>af)r unb 
treu feinen ä^erl^eißungen, nur auf ber ®eite ber ÜRenfd^en liegt 
bie Unn>af)rf)ett unb SreuIoftgFeit — IDer ©ebanfe fd^Iiegt fic^ 
ganj an ben fru()ern : nid(^t ber äußertid^e 2!ube ift ber S3ert^er 
ber 99$al^r()eit unb ber 93erl;eifiungen , fonbern aQein ber, n)e(d(^er 
innerlid^ fo befd^affen ift, wie ba^ 3(eußere fpmbolifd^ e5 anbeu« 
uu 9)ur ein fotd^er ift, wie ^aulu§ fpdter fagt, ein wat^rer 
@o()n 9(bral;am6« 

S)ie 9Baf)rI^aftig(eit ©otted beftel)t a(fo \>oUFommen bamit, 
ta^ ber Seft| be§ ©efe^ed nid^t jur @ottwol)Igefäaig{eit unb jur 
Sriangung M {)od^ften ©(u(fe6 genügt — 2Bad aber würbe 
au6 ber umgere()rten 3(nna{)me folgen ? 9lel^men wir an , fagt 
9au(u§ , (wie ja biejenigen tl;un , we(d(^e xo&fymn , ®ott werbe 
feine 93erl;eißungen an un^ , b(od weit wir Suben ftnb unb un« 
gead^tet unferd gefe^wibrigen SebenS, erfüllen) nel)men wir an, 
ba% unfere Ungerec^tigFeit bie ®vXi unb 9Ba()rl;afrigfeit ©otted 
red^t in§ JSid[)tfe^t, ober mit anbern SBorten, foU bad eben ber 
S5ewei§ ber ©ute ©otted gegen un6 unb ber jBuoerldffigFeit feiner 
S3erl;eißungen fe^n , ba^ er fte an un§ erfuUt, ungead^tet unfrer 
Untreue unb unfrei Ungei;orfam6 , xoah bleibt und bann ^u fagen 
übrig? ^oQen wir fagen, ©ott fe^ ungeredj^t, (wenn wir und 



aj>. III. 1-20. 61 

ertauben/ auf fo menfd^Iid^e SSBetfe t)on ^i)m ju reben) inbem er 

feinen gorn u6er bte ®unbe au§fprt(^t/ hm @unber [traft? — 

^crn fe9 ein fold^er @ebanfe! ~ 2Bie aber Fbnnte benn @ctt/ 

n>enn jener @runbfa^ gtlt^ bad %6fe beftrafen oi;ne ungered^t ju 

fe^n? S>enn wenn bie SDBa(?rl;afti9feit (ber 25er()ei#unflen) ®ot* 

f e^ burd^ bte ^alfd^i^eit/ bte ©d^Ied^ttgfeit bct 9)tenf(l(^en fetbft Der« 

f>errli<l^t n^irb^ ftd^ in noc^ t)6i)erem ©tanje ^eigt aU eS ber ^^It 

fe^n nourbe/ n>enn fie ber 2Baf)r()ett unb bem ®e()orfam gegen 

3(;n ftd^ iun>enbeten/ n>ie fonnte benn (Sott trgenb jemanb att 

einen ®unber richten/ vs>k fbnnte er bad mißbilligen unb beftra« 

fen, n>aß ju feiner aSerfjerrlid^ung gereid^te ? ©a aber ®ott ge» 

re(^t ift/ unb er bod^ ba^ SBbfe nid^t [trafen Fonnte cl^ne unge« 

red^t ju fepu/ n>a§ bliebe bann und ju [agen übrig? SDIugten 

n>ir nidl^t [agen: Saffet und So[ed t()un/ bamtt (3uM barauß 

werbe? bamit@ott t>erl)errlid^t werbe? — SBer aber fufjltnid^t 

ba^ SBal;nf[nnige unb ©trafbare eine§ fold^en ®runbfa|e§? ^^ 

hinweg alfo mit jenem 2Bal;ne/ ber bie @runbwal^rf)eiten ber 

SRetigton auff)ebt/ ©ott [eineS SBeltrid^teramted ent[e^t/ unb aller 

moraIi[d^en 2Be(torbnung J^ol)n [prid^t ! 

SlBa§ folgt nun au^ bem ®efagten ? Tonnen wir aud bem 
ä3ortt)eil ber und geworben ift/ 3!nl)aber ber gbttlid^en 9(u§[))rud^e 
iu fe^U/ einen SQorwanb aum ®to(j ober gar jum ®unbigen 
l)ernel^men? J^aben wir, weil wir baft,@e[e^.befi^en/ ein aSor« 
red^t vor tm Jg^eiben? ®ewi^ nid{>t ©ie fruljer auSgefprod^ne 
Sfnflage mmlidf, ber äSorwurf ber ®unb{)aftigFeit gei)t auf Wie, 
trifft 3uben wie J^eiben* ©enn a^nltH)z SCudfprud^e atö bie 
im i[ten Kapitel von bem allgemeinen äSerberben bei; S!>{en[d^en 
gegebenen, enthalt aud^ bie ©d^rift/ bie bo(^ eben ju hm ^uben 
rebet; fte erfldrt alfo aud^ bie[e für funbf)aft/ ta^ bemnad^ feiner 
ftd^ audne{)men fann, jeber ftd(^ afö gegen @ott verfd^ulbet be» 
fennen muft* 3[t aber ber 3ube ©unber wie ber J&eibe, unb 



62 Aap. Hl. 1—20. 

tft ade ®unbe/ g(€i(!^t>ie( von mm besangen/ &ott burd^it^ 
juwibet/ fo^ folgt/ bafi aud^ ber 3ube/ obgleid^ er ba^ @efe| lyat^ 
in ber @d^u(b bleibt: »eil — feftt ^auluft bebeutenb l)injtt — 
burd^ ba§ @efe^ be6 J^anbeln§ niemanb \>or ©ott geredj^tfertigt 
nnrb, feinet bie ©ered^tigfeit erlangt, bie t)or @ott gilt* ©a« ®e* 
fe| fonn nur und uberfu()ren/ ta^ mir fiinb^aft finb/ th ^at 
aber nid^t bie Sraft von ber ®unbe und frei ^u mad^en* — 

<£d ift fe()r bemerfen§n>ertt)/ ba^ ^aulud, nad^bem er mit fo 
ftarfen @runben ba6 SBorurtl^eil n>iberlegt t^at: ber £eft$ bed 
@ejfe|ed genüge jur ®ottn)ot)lgefaUigfeit / nid^t aud^ auf dl;nlid^e 
2Beife ba^ anbere beFdm)>ft: fie fonne burd^ (SrfuUung be6 @efe|ed 
erworben' werben* 3<^ fi^be aud^ barin einen SBeweid gegen bk, 
ol)nel;in ganj unbegrunbete, Slnna^me/ fpaulud« i)abt fi(^ l;ier 
einen l;artnd(figen 3uben att @egner gebadet« Sinem fol(^n nodre 
ja, nad^bem er jugeben inu^te, bad J^aben bed @efe^ genüge 
nid^t/ nad^ feiner Säkife fet)r confei)uent ju fagen übrig geblieben: 
S>ad J^alten bed @efe|ed mufi genügen, benn wie fann id^ ben» 
f en / bai ber geredete @ott ein ®efe$ follte gegeben i)abm , boA 
niemanb erfüllen i a n n , unb bei bem menigftend bie etwanigen 
Uebertretungen ni(^t fonnten burd^ bie t)orgefd^riebenen £)pfer aud« 
geglichen werben ? 3^ er i^dtte ben 9Uiftfpru(9 iOlofeS auf feine 
SBeife für fid^ anfut;rei:i fbnnen: SSkr b^h @efe^ tt)ut, ber wirb 
baburd^ leben. (3 9S*i!)lof.i8/5.) (Sin ))l)arifdifd^ werA^eiliger 3ube 
wdre alfo l;ier Ceinetoegd wiberlegt« — lDa§ erftere 93orurt()eil 
fonnte bur(^ blo§e 93emunftgrünbe beftegt werben, bie jebem ein« 
leud^ten mußten, ber an ©Ott ald J^errn unb gered()ten Slid^ter 
glaubte. 9(ber nid^t auf gleid^e Sßeife fonnte ber jur 9legr&nbung 
bed ef)rtfFentf)umft fo notI)wenbige ®a^ bewiefen werben, @efe^ 
erfuUung, J^anblungen uberl;au))t, gen&gen ni^K jur ©ottwol)l« 
gefdUigfeit. S>ie ©runbe worauf er berul^t finb nur für ben über« 
jeugenb, ber fd^n bal)in gebiel)en ifit, ©ott atö ein l?eiligei SBBefen 



Stap. III« 1 — 20. 63 

innetßd^ }u ful)(en unb oniuerfenneii/ mit iDetd^em aHe ®unbf)af» 
tigfeit im ©egenfa^ ftc^t (SBetsL ba6 o6cn @* 21 f. Oefadte.) 9H« 
9)tenfd^en in btefem Buft<^nbe nun fonnte ^au(u^ ftd^ feine i^riff« 
(id^en Sefer aQerbing^ benfen« 3()nen atfo fMU er jenen ®a| t^ier 
atö &el;rfa$ auf/ unb begrunbet if)n fpätert)in (im 4ten Stapitel) 
butd^ bie ©efd^d^te 9(6rat)am§ unb burd^ $Cu§f))ru(l^e S>at)ib§ / im 
SBerfoIfl M SBriefe^ aber (befonber* im 7ten Äapitel) burd^ tiefe 
93(icfe in bie menfd^fid^e 92atur unb in ba^ SBefen ber gottlid^en 
Srlcfuncidanftalt/ alfo auf bie einjig mögliche genugenbe/ aber nur 
bcn ©eforberten iugänglid(^e SSJeife* 

DbQUiä) ^au(u§ junäd^ft ta% i9lcfaifd[^e @efe^ im ®inne (;af te/ 
fo gebraud^t er \)m bod^ abfid^^tlid^ ben em)eiternben Studbrucf^ 
©efeft ber J^anMung, unb be(;auptet ))on biefem/ ba^ fein fc^roa* 
i)cr, l>u(f§beburfriger IDlenfd^ (fein %iÄ\dji) hixtdf baflfelbe geredf>t 
n>erbe^ Unter ®efe§ ber J^anblung t)erftel?t er ba§ ©efe^z in fo 
fern e^ du^ereö iRid^tmaf unferer ^anbtungen ifi> 9lege(/ n>orna(l^ 
mir unfere ^anMungen ^u beftimmen fyahttu iDiefe^z fagt tt, 
giebt und ^cnntni^ be6 Unred^td/ nic^t aber Araft M ®uten^)« 
offenbar rebet l;ier ^au(u6/ in fo fern er unter bem SCudbrucf baö 
3}tofatf(^e ©efeft verfteljt, t)on bem ganjen Swbifd^en ©efej be§ 
^anbelnd/ unb nid^t/ mie t)iele geglaubt f)obzn, nur t)on bem Se« 
remonialgefe^/ benn n>äre irgenb ein 2:f)ei( be6 ©efe^ed im ©tanbe^ 
bem üRenfc^en 93oIIfommenl)eit ju geben^ fo beburfte ja ber 3ube 
nic^td n>eiter/ unb ^aulud n>iberf))ri(l^e ftc^ felbfl« ^SCber fetbfl 
9)tofeft f)at f<^on ein t)6l;ere6 ©efe^ aufgefteUt/ aß ba^ betn lieber« 
treter ©träfe brot^enbe/ bem Srfüller ©traffofigfeit ober jfelbft 
einen * gen)iffen Sol^n jufid^ernbe ©efe|^be§ ^anbetnd/ namlid^ 
ha^ @efe| ober bie Siegel ber ©efinnung : ^'©u foMfl ben JJerrn, 
beinen ©ott/ lieben ))on ganzem J^erjeu/ t)on ganjer @eete unb 



') Setgl. (BaL 3/ 21. 



64 Aap. III. 1 — 20. 

Y)on allem 93ef m6^n ^^ ( 5 9)lcf* 6/ ^ ) ^^^ ^^^ batavA fid^ oon 
fdbft ergebenbe: ''Siebe beinen Sldd^ften xok bid^ felbft««' (siDIof* 
19/ 1&) 93011 biefen aSotfd^riften fagt Si;riftuö/ bai fte ber 3n« 
l)alt bed ganjen ©efe^ed unb ber ^ro)>t)etcn fmb^ (iDlatt{> 22/ 4o) 
fo iDie er ben ®(l(^riftde(ef)rten unb ^I)artfdem t>onoirft/ bai fte 
ba§ 95ebeutenbfte im ®efe|/ ©ered^tigfeit / iOlitleib unb ©(auben 
t>erna<^(dfft9en« (^'lattf).25,25.) Unb aud^^aulu^ nennt bie Siebe 
bie $uKe beö ©efe^eö (13/ lO«) J^ierauS gei)t beutlid^ [;en>or/ 
bai ^au(u§ in unfrer ®teUe bah ©efe^ be§ ^anbe(n5 bem ®i* 
fe^ ber©efmnun9/ ber Siebe/ entgegen fteUt 3^ned gebietet unb 
verbietet ^anblungeu/ e$ noilt beh au6 ber prbnung gemid^enen 
äKenfd^en ju biefer jurucffut^ren/ unb baburd^ ii^n für bah ^of^te 
em)>fdnglid^ machen; aber feine !Dro{)ungen unb äSerfpred^ungen 
vermögen nid^t bah innere bed 9)tenfd^en umiun>anbeln/ fte I;aben 
nid^t bie Svraft/ ben 3irbifd^en in einen Jg^imnfilifd^n umjufd^aff em 
®o (ange biefe Umn)anb(ung nod^ nid^t gefd^et)en ift/ mag ber 
9)tenfd^ alte ^rberungfen biefeS ©efe|e6 erfüllen: immer bleibt 
er ein Srbifd^er ; bie $rud^t feinet ©et)erfamö n>dd^ft au§ bem 
unreinen Soben ber ®e(bftfud^t/ ber S^urd^t vor ®trafe ober ber 
J^offnung auf Soi)n i^ervor/ murmelt nid^t in bem {;imm(ifd^en 
SBoben ber Siebe* ©er SöienfdE^ f ann / unter bicfem ®cfc| fid& 
beugenb/ tt)o\)l biejenige 3(rt ber ©ered^tigfeit erlangen/ n>ie ^au« 
(u§ fru()er fagte/ bie it)m gleid^fam vor betp Slid^ter/ btm ^anb^ 
i)aber biefe^ ©efe^eä/ ®traf(ofigfeit für feine J^anblungen ju« 
ftd^ert; aber unmoglid^ tamx bah ©efe^ ben ©runb feinet Uebeß/ 
bie ®unbI)aftigFeit/ in i(;m auf()eben/ unb il;m bie 9ieinl)eit bch 
Jg^erjenS ertl)ei(en/ bie allein vor ©ott SBerti) l)at, unb bie b^n 
iDlenfd^en fd()ig ma^t, ©enoffe bed feiigen ©eif^erreid^ed ju n>er« 
bem — 5Ridi>t ate ob ber 9)lenf(^/ fo lange er unter bem äußern 
©efefe ftet)t/ barum unfd(;ig wdre/ f(d(^ bem Jg>6{)ern ju ndl)ern 
unb burd^ baffelbe angezogen iu merben* 2Bir mußten fonft von 



Aap. HL 1—20, 65 

ben gch^tm SDtdnnern beS alten SBunbe^ fogen/ ba^ fte ganj irbi^ 
fd^er 9latut gcbltebm iDoren; unb uberi)aupt/ tDoju foKte bcn 
3uben bah J^l^crc t)orge()a(ren unb Ancmpfof^Ien fc^n/ loenn fu 
tl^m gat nid^t t;dtten fid^ nd])ern Fonnen? 3(u(^ loirb in bcn 
©(eilen bei 9C(ten 2:eftamcntö/ bie ^ului anfuf^rt^ um iu jetgen^ 
ba^ aUe 2^ben gleid^^faltö unter bet ®unbe finb/ nid^t be{;au)>« 
ter^ ba^ Wit auf gletd^e 2Beife ben abfd^eulid^en Saftern ergeben 
n>dren/ bie bort aufgeidt)(t werben« S>a ^auM r>oxl)in ben J^ei* 
ben ein ^ortfd^reiten in ber ©eftnnung^ jum «f>bt;ern/ auibrudfli^ 
^ugefprod^en (lat/ wk foHtc er e5 ben ^ubcn abfpred^en n)oUen? 
lDa§ aber wirb ()ier auf SIKe belogen ^ ba^ ber 9)7enf(l^ ni^t ift 
wie et fepn foUte« %ü^ n\6)t (Einer ift geredet/ wie ©ott ed for» 
bert/ feiner (;at bie n)ai;re S&det^eit; alte finb ^oon ber ^a(;n 
gewid^eu/ aUe finb t^erberbt/ unbraui^bar geworben für i()re 
t)6(^fte SBeftimmung« 9lebet a(fo g(eid|^ ^au(u&/ inbem er biefe 
©teile aud^ auf bie "Snbm 6ejiel)t^ ))on ber allgemeinen ®unb« 
l;aftigfeit/ unb geftefjt eine 83erf^iebenl;eit bei moraüfd^en ©tanb«» 
punfteö aud^ für biefe ju, fo muffen wir bod^ anneljmen, ba^ er 
aud^ bm 93efern unter if;nen nur eine 9(nnd(;erung ^ nid^t ein 
wirflid^eS ©e^n im SReid^e ©otteö jufprid^t SBdre bie§ anbcr§, 
fo fönnte aud^ @t)riftu§ ))on btntf ben er für großer al^ alte ^ro^» 
p()eten erfldrt/ ber aber bei aller ä3orjug(id)fcit bod) nodl) bcm 
alten 93unbe^ bem ©efe^ ber Strenge angef)orte/ nid^t gcfagt 
I;aben/ ber jileinfte im 9ieid^e ©ottei fet) grofier alg er; wobei 
ed freitid^ Fiar ift/ ba^ (£t)riftui nic^t 'oon einem äußern Sieid^C/ 
))on dußerer ober un\?ollfommener 3(nerFennung feiner ^erfon unb 
&e(}re tcbtt, fonbem oon bem wirFlid^en (Sepn im 9leid^e ©otted«. 
9(ber auf jeben $all war e6 xiiä)t bah ©efe^ bei Jg^anbeln^z unb 
bied ift ed allein wad ^autui I)ier I;en)ori)ebt/ worauf jlened Jg>of;ere 
f)er)}orging« Unb jeber/ bem aud^ nur eine 9(f;nung biefci l;bf)ern 
©efe^ei geworben war/ mußte fid^ t}oltig unfdt)ig füf^teu/ bemfelben 



66 Kap. IIK 1 - 20. 

@enu(|c ju {eiftcm Sknn |cbeft dunere ®efe^ beiid;et {ld|^ auf 
einen gewiffen Suf^^i^^ unb finbet feine JBoItenbung; ha^ ®efc$ 
ber 8tebe ober bqief^t fid^ auf aUe guftinbe/ unb Fann nie wVU 
enbet n^erben» S()rtfht§ fa^t e§ in benSBorten {ufammen: ^r^epb 
9onfommen/ wie euet SSater im J^immet t^oKfontmen ift«, wo* 
but(^ er au6fprid^t/ ba^ bem f^bd^f^en gi^e immer ft^ ber 9)}enf(^ 
nur nat)em, aber e§ nie errei(^ fanm S>iefe tlnmbgfiil^fetr bet 
SrfuUung ber i;6(l^ften ^orberung^ aß eineS gefd^riebenen ®efe^e§/ 
{eigt beutli^^ ba^ ed nid^r Srfuttung/ Sf^un irgenb einer SCrt tfl> 
was nn^ bte ©ered^ttgfeit giebt, bie \)or ©ort flilt, fonbern \>6nt9€ 
llmwanblung be§ irbifd^en ^rin)ipS in und in ba§ gottlidE^e/ in 
ba6 ©cfc§ ber Siebe, unabIdffigeS ®treben na<^ hi^m Jg)6d)flen 
au^ feinem anbern ©runbe ate weil e« ta^ J&b(^fte ift* SDteö 
tft bie 25e()arrIi(^Feit im guten SSBerfe, \)on ber ^au(u§ im 7ten 
93erfe M (weifen ^apiteß rebet: ba^ wellige unb un\>erclujier« 
(icl^c ®ewonnenfei;n für baft ©otrtid;e. 3" ^^^ biefeUmwanb* 
lung erfolgt ift/ ber ift tjerpffanit auS bem irbifci^en ©oben in 
ia^ SRcid^ (SotM, ber ift üom Sobe jum Seben l^inburdf^gebrun- 
gen, ber lebt nid^t meljr ftc^, fonbern bemJ^errn» Studf^ bie Un* 
t)ot(fommenl)eit feiner Seiflungen Pann i()n nid^t mel^r jweifeJf^af t 
madj^cn , benn er f ut^tt, er weiß , baß bie in if)m wirPenbe Äraft 
mdd^tig genug ift, alle J^inberniffe ju beffegen» — 3lber nid^t 
ba^ ©efe^ ber J&anbfungen tjermag bent SDlenfc^n biefe (;6l;ere, 
gotttid^e ©ered^tigfeit )u ertt)ei(en* ßS bebarf baju eine« anbem 
Siebtes, einer anbern Äraft, unb biefe ift €(;riftuö. föah Svan* 
gelium, l)at ^au(uS fru()er gefagt, jetgt ntd^t nur, wah bie gort« 
lid^e ©ered^tigfeit fet^, fonbern e§ znA)Ut aud^ bie Sraft fie unS 
mitjutljeiJem — JEBeld^e Stufe beS t;6ljem Sebend bie SD?en* 
fi^en ))or bem fic^tbaren ?(uf treten €()rifti aud^ erreid^en mod^ten, 
immer war e$ nid^t ba^ ©efe^ bedM^anbelnd, xoah fte baju er« 



Aap. III. 1—20. 67 

l;ob, fonbetn Wc eine crlofenbe Äraft ®crte^ (wöL iÄor.io,4) 
unb tiefe tft ber ©egenftanb beö e^andeKtiml« 

£){fenbar aber tft Mt& wa^ i;ter t)on betn @efe^e M J^anbeht« 
flefaflt ift, auf jebee @efe| De« J&anbeln6, auf jebeö iöiorarf^ftmi, 
wel^e^ Urfprung§ e§ aud^ fcpn maä, anmenbbar* Äcined fann, 
ber giatut ber @ad^e nad^, bie «raft be§ SSoBbrinöen« in ficl^ 
l;aben, unb no^ weniger ben alten SRenf^en in ben neuen um- 
tvonbelm 

21 - 26. Seet aJer ifl ojine ®efe$ bie flötriicöe Oerccfetigfelt 
. ofenkr werben/ Don ber bai ®efe$ unb bie $ropbeten 

22 geieuor baben: bie oöttlict^e ©erecbtidfeit nämitcb burc^ Hn 
manicn 3efö Sbrifti in aDe unb fiber aüt welcbe glauben. 

23 iDenn e« ift ^ier fein Unterfctiieb. ' 9lCe nämlicb traben ge- 

24 funbigt unb ermangeln ber SSurbigfeit uor 0ott / ' »erben 
aber umfonft/ burct) feine ®nabe/ gerechtfertigt bur* bie 

25 (Sr(öfung in Sbtiftud S^fui/ meieren ®ott l^ingefteOt ^at aU 
entfünbiger burc6 ben ®iauUn in feinem 93(ute: moburc^ 
er feine ©erecbtigfeit erweifet burcb Ueberfeben ber frö^ier 

26 begangenen ©änbeu/ ' unter ber Wact^ficbt ®atted: um je^t 
feine ©erecbtigfeit alfo »u erweifeu/ H^ er felbft gerecht 
tft unb ben an S^riftutf ®(attbenben gerecbt mac^t. 



22) ^lÄ nlaxeaq Ii^aor XptaTov. 9Sarttm <c6 biel »drtli* burcb 
©Ittuben 8cfu eöHftf ö6crfebe wirb ftcb unten itic^tn. — 2S) 
8* babe IkaaTn^iov bnreb (Sntrfinbiger »lebrrgegefifn / weit 
ta^ 90Dort/ aU oentr. adj. ftatt be^ 6uliftantiotf betrachtet unb 
ha€ ^b9t. fM eoner. genommen, obne S'rage fo auf^efagt 
»erben fann/ unb meit/ wenn ^aulutf bier ein t&ilh gebraucbt^ 
bietf boeh unbeimeifeft ber 6tnn beffelben iif. &o htHlt aucb 
Tt^otötTo ftint Oebeutung: er ftebt U/ ft^tbar für aüt/ in 
feinem Q3(ute (»ergl ®o|. 3/ l. )/ unb iv r^> ai>Tov atfiaxi 
bebAlt feinen einfaebßen 6inn unb braticftt nicbt in el<; to al/ia 
oerwanbelt |u werben. ^t& Tif^ ntaTco^ fann man niä^t^* 
beftoweniger auf bie SRenfcben belieben/ weif bie gUubige 9ln« 



6ä Stü9^ HI. 21—26. 

^aulu^ Ut)xt nun/ nad^bem er au^fuf^rfid^ batseti)an/ baß 
alle 9}{enf(^en i()rem naturtid^n guftanbe nad^ unter ber ©unbC/ 
unb fo(()It(^ im Slenb fmb / unb ba^ alle einer ganj anbern ^ulf e 
beburfen um jur @ottoo()(gefdlU9feit unb ®eligfeit ju gelangten 
att ber in it)nen felbft liegenben ^raft unb bed @efe^e^/ ^u bem 
(urucF/ n>own er (i/ 16* i?*) ausgegangen ifh !Die ^u(fe 
toeld^er alte beburfen ift t>or()anben in *S()riftu§ für {eben ber "oct" 
trauend wU fie annimmt! — Scfet ift, unabl^dngig t)om ©efe^, 
bteienige gbttlid^e ©ered^tigfeit offenbar morben, morauf ®efe^ 
unb ^ropf)eten l^ingebeutet, worauf fte »orbereitenb gemirFt l)obm : 
bie gbtttid^e @ered^tigFett ndmtic^/ n^eld^e ftc^ funb tt^ut burd) bie 
in S()riftu§ un§ geiüorbcnc J^ulfe, weldf^er wir burd^ gldutige, »cr- 
traueng))oUe S(nna(;me und erfreuen* ällle n)aren funbl)aft unb 
baburd^ unfdt;tg jur ®eltgfeit, unb alte noerben oI;ne äiudPfic^t 
auf eigene o()nmdd[^tige Seiftungen, nid^t burd^ eigene^ 93erbicnft, 
fonbern aud freier @nabe, geredet gemad^t burd^ bie Srtofung in 
Sljriftuö. 



ttabnte tnimrr Q3ftitt0ung brr $it(fr bleibt; icb nidd)te aber etf 
lieber biet auf Sbrif^um be^Uhcn (f. bie folgenbe Erläuterung): 
burd) feine mit feinem 18(ute beiledelte £reue 0e6t er ba a($ 
Sribfer ber S^enfcben. — Uebrigentf iü ti gar nicbt unroabr« 
fcbeinltcb ^ ba§ $au(u^ bier an hie i5unbe^fabe bacbte / ttclibe 
am idbriitben ^crfdbnungtffefte ber ^obeprtefter/ aU 8eid)en ber 
58erfabnnng/ mit Q3(ut befpren^te. ^GDooon ienetf tai @ombol 
trar^ hai ift Sbriftu^/ befpren^t mit feinem eigenen (Blute/ 
»abrbaft. Mt^ pafit auf biefetf SBilb voOfommen/ unb etf »ar 
gan{ an feiner reebten @tefle / H $(tu(ud ju ebemaltden guben 
rebcte/ ober §n folcben bie bit ifibifcfic dteligion fennen gelernt 
batten» — ^brtftu^ unter bem Q3tlbe einetf £)pfer^ ^u benfen/ 
fcbcint mir bier am »enigften paffenb unb auf ieben {faO un« 
nötbig. $aulutf gebraucht bie ®erg(ei(bung aQerblngd (€pbef. 5,2) 
aber nicbt aU fQilb ber erldfenben ßraft, von tveldter Wer bie 
9lcbe ift/ fonbern ber bingebenben Eiebf/ auf biefelbe ®eife aU 
er (9tom. 12/ 1) frine Q3röber anfforbert ft(b fetbft ®ott {um 
Opfer barjubrtngen* 



Aap. III. 21—26. 69 

aOBir i}ahm t)kt auf iwricrid befohöerö unferc.Sfufmcrtfamfeit 
gu rid^ten/ auf bad noa^ gbttUd^c @ere<l^tigFdt i;ier 6ebeute^ unb 
auf ben @$nn bor SBorte "®Iau6cn 3^fu SI)rifK''* 

guerft »oUen wir bic SBorte '/ ©lauten 3efu S()rtftl /' nd()er 
6etra<l^ten/ n)e((^e eine jnoiefa^e ^Cuffaffung ju(atJen je nad^bem 
man hm @(au6en entwebet atö Sigenfd^'aft <St)rifH ober a(6 Sigen^ 
fd^fe beS SDlenfd^en anftef;t unb in (e^rerm $al(e ''@(au6en an 
3efu6 Sf;riftud'/ überfein ©aö SQBort @Iau6en ( nlartq ) ndm« 
(id^ bebeukt e6enfpwot)( Sreue/ ^uKrlafft^feit/ afö Stnerfennung/ 
innere tleberjeugung; unb aud^ im neuen Seftament wirb e$ in 
hit erften SSebeutung oft auf ®ott angewenben — 9GBoUten wir 
l>ier nun @(auben in ber (entern Sebeutung ne()men unb bie 
SQBorre ''bie gbttlid^e @ered^tig&ir burd^ ben @(au6en Sf;rifti'' fo 
))erftel)en : bie ®ered^riöFeit, al§ menfd^Iic^e (gigenfdjaf t betrad^ter, 
bie r>or ®ott SCBerrt) t)at unb bie ber 2)lenf<^ erfangt bur^ hm 
®fauben an Sbriftug, fo mu^tc man notJ;wenbig fragen, wad 
folt ber SDlenfd^ gfauben 7 unb wie foH er ju bem ©tauben gelan^ 
gen? — @oU ber 9)knfd^ glauben, fo muß eine Sl^atfad^e wr* 
ausgegangen fepn, eS mu^ ein ä3orI)anbene§ fe^n, xoa^ er glauben 
foIL ©ied nun eben ift bie Zl)at Sf^rifti, ober ba^ ))on i(;m jum 
J&eil ber 3)ienf{^J)eit SSoUbrad^te. ©c^on barum alfo, weil fonft 
ber 9C)>oftel biefen ©egenftanb beS ©(aubenS l;ier ganj unbe)eid()net 
ließe/ ift eS wal^rfd^einlid^, ba^ er i()n eben burd^ bie Sreue 
S(;rifti, burd^ baS xva^ feine £reue. unb 93e()arrlid^Feit \)oUbrad^t 
bat, bejeid^nen will, um fo mel)r ha er fjinjufe^t, ba^ biefc 2f)at 
erft wirffam werbe für ben iStenfd^en burd^ beffen gläubige 9(n« 
eignung berfefben. @otlte (hingegen unter ©laube @()rifti ber 
©taube an S()riftuS t)erftanben werben, fo I;ätte ^auluS eine 
wid^tige ®a^c weggelaffen unb bagegen eine anbere, ben ©lauben 
beö 9)?enfd^en, olme 9lu6en iweimal genannt« — tlnb ferner, 
wie fotl ber äRenfd^ ^u bem ©lauben gelangen, ba^ Sl;riftu6 fo 



ro Ä«P. III. 21—26. 

@tofit^ (u feinem S^'xl getl^dn i;a(e? ^avAvA fd^Ibett ko^ ben 
SRctifc^en al6 t>on IRatur t)on ®ott eittfrembet/ a(ft unfäf^ig bad 
föbttüd^e uberi)au|>t unb olfo au^ btefe 9ctt(t(^e Sf^at )u t)frfte()eii 
unb [i^ aniuetgnen. !Da nun bte Sf^at S(;rifH felbft nur unter 
ber iBebtngunj i;etl6rin9enb für ben Sfflenfc^en fet^n foU< tonin er 
fie gMubig ft(^ aneignet < n>te bte^ offenbar aud^ nid^t anberd fepn 
tanu/ n>et( ein für bte 9(nerfennung nic^t tnipfitisliiä^ ®emut(> 
unmcgltc^ f il)tg Ware ©eßsfett ju genießen ) fott er bie ^(^gfeit 
gum @(auben bur<l^ eigene Jtroft erlangen? S>tff i(it na<^ bct 
ganzen @(^(berung be§ 9()>ofteK unm&gtid^. 6< nourbe folgen / baß 
ber SDlenfd^ bie eine Raffte ber Srföfung fld^ felbft verfd^ffen 
mußte/ unb fonnte er ba^/ i^itte er in feinem naturßd^n Qtiß 
ftanbe in fi(^ felbft baS 93ermbgen baft @ottIi^f^e anjuerfennen unb 
{id^ anjueign^U/ fo beburfte er in ber Zt)at gar feinet Srlbferd* 
Snfo muß aud^ ber ®(aube/ a(§ hai SBid^tigfte/ bie ^auptbebingung 
feiner ^©eligfeit, H)m burd^ frembe Jjutfe erft werben^ SCber »ie 
onbere afö burd^ (£l;nfti ^ülfe? S>a bod^ S<)riftu& un^ bargefteUt 
n>irb aU ber einige (Srlofer ber gefattenen 9)lenf<^(^it/ xotU)a1b 
er au(^ fef)r bebeutenb ber Slnfdnger unb SOoKenber beft ©tauben^ 
genannt wirb* ( Jjebr» 12, sl »ergJ. Spt). 2, 8. ^^if. 1,6.) 
SUfo fd^ließt bie f)ier bargefteUte ®efammtn)ir(ung St)rifK au^ notf^ 
menbig bie 95efd()igung jum @Iauben in ftd^/ unb ber @inn un« 
ferer (Stelle ift: bie göttliche ©ered^tigfeit offenbart fi(|^ burd|^ bie 
Ireue (Eljriftt, burd^ bie unabWfflg treue 5Bir!famfeit beffelben. 
®eine eribfenbe ;Sraft bringt in a((e unb t)erbreitet ftd^ über alle/ 
(gewinnt 9laum in^^bem in ben fte ftd^ ergoffen/ unb tj«rbreitet alt« 
mif)Iig ft(^ über ben ganjen SDtenfd^en) mirft in unb über aUe ^) meM(K 
glauben. 2Ber ba glaubt/ ber glaubt burd^ bie 2Birlutig€^fH**^> 

^) £i( ndvTag xal snl ndvToiq 

**) ^an OfrgUicbe ^a^ weiter unten (iu 8/ 35) üUx ben Sutf* 
brurf ciyaiii? to6 Xfiaxov gefagte. 



ÄdJU ni. 31-36. 71 

man wtf^ nk^ bodegcn an, baß bei bufer 9Cnftd^t bk 
^d(Ktt tttib ^®e(bftri)ättgfetr bed SNenfd^n wUig aufgegeben unb 
ber SDlenfc^ iu einer ^en außen bearbeiteten SDZafd^ine gemad^^ 
werbe« Slidf^d mentger. 3ft ber $lenf<l^/ n^ie bie $Btbe( Iei;rt/ 
g&ttltd^ Xbfunft/ fo fann er but<^ gottßd^ SBirfung nie iur 
9Kaf(^e werben / unb foUte er niift^ weiter atö ba§ fepu/ fo 
bebinrfte e& wa]()r(t4^ nid^ fDld^er goltlic^n SSeranftaftungen itjm 
baju ju ma<^ fßidm^t ift ba^ eben ber Sn>e(f ber erfbfung, 

baß bie ei0enti)um(i(l(K/ fiottlid^ Sraft im ÜKenfd^/ weM^z wie 
^auluß fpater fagt/ ven ber ®ttnbe gebunben gef)a(ten wirb/ 
wteber jur £l;(itigfeit unb eigenen ^raftdußerung gelange/ unb 
in bem SOlaße wie bied gefd^ei^en ift/ ift ber HSlm^ gtaubenb 
geworben« Unmog(i(b f ann bie§ gef(l^i)en/ obwo()( bie 4?u(fe einzig 
)>on bcm Sribfenben au§get)t/ bei ))ottigcr Untf^dtigCeit ))on leiten 
be§ üRenfd^n/ fonbern bie entbunbene Sraft muß fogleid^ eine 
mitwirf enbe werben« — SBir fönnen/ oI;ne vorjugreifen/ uni 
}d^t ni^t weiter über btefen Skgenftanb verbreiten« ^ier fommt 
eö barauf atif ben ®inn M Stpoftetö voHftdnbig )u ergreifen« 

S>a§ ©efagte bai^nt un§ ben SBeg jum S3erftef)en beffen, 
toM unter gbtt(id(Kr ©ered^tigfeit/ ober tobxtii^, ©ered^tigfeit 
®otte^ gemeint fe9« SCUerbingi^ bejeid^net ber 9(udbrucF l;dufig bie 
Sefd^affenlKit bed SOtenfd^en/ )>ermbge weld^r er ®ott angenei;m 
ift/ unb wir Fbnnen aud^ biefe ^ebeutung i)ier gelten (affeu/ aber 
ber ®inn unfrer <ZtcUt wirb nid^t baburd^ erfd^o)>ft/ wir'burfen 
a(fo nii^t bobci fte(;en bleiben« "Sm 20« S3« l^tte ^duIuA gefagt: 
nid^t bur(^§ ®efc^/ ni^t burd^ J^anblungen wirb ber 9Renfd^ 
gered^ffertigt« 4^r jeigt er woburd^ biefe Sted^tferrigung gefd^el)e: 
SCUein bur^^ ba6 toa^ @ott in Si;riftu6 für bie iDIenfd^cn get()an 
i)at; aHein burd^ bie 2Birfung @otte§« (Daß @ott ftd^ bem ganzen 
menfd^li^en @efd^(ed^t burc^ @enbung M Srrettcr^ l;u(frcidg^ unb 
gndbtg bejeigen wölk/ i^aben fd()on 9)lofe& unb bie $ro|)(;eten 



72 »av. III. 21 — 26« 

aitgebeutct; ba$ bki )e^t a^fd^f^en fe^/ taß ®oet fid^ in feiner 
Sigenfd^f r 0(6 gnäbig ^etfcnbcr gcjeicit f^abe , M)xt ta^ St>an« 
gelium* *) 

S>ad (£)Kinge(ium jeigt nnh aller bing^, mie wir befdl^dffen 
feyn foUen um ®ott ju gefaßeit/ aber n)e(;e und n>enn ed nid^t 
mel)r tl^ite! 6$ jeigt und aud^ wad @ott in (£t)riftu§ für und 
gett)an l)at, unb vermonbett baburd^ bie altteftamenMic^ ä3or« 
fteUung ))on ber @erecl^tig(eit ®otted/ att eined ftrengen $(bn)dgend 
unb ä3erge(tend/ in bie einer t>dter(id^en @d^nung unb ^intei« 
tung )tmi J^eiL & jeigt und^ ba^, obivol)( n>ir alle funbt)aft 
uttb n>ert()Iod ftnb/ &ott altein aud @nabe unb o(;ne alled ä3er« 
bienft y>on unferer ®eite/ und burd^ bie erlofenbe :Sraft Sl^rifti juc 
@eligFeit l)infuf;re« 2!n {wiefad^'r @efta(t erfd^t und f;ier biefe 
Sigenfc^aft @orted/ jueift ald 3la^[i^t, ba er bie frui>em ®üw 
ben gleid^fam uberfiet)t ^iefe £)ffenbarung fetner @ere(^tigfeit 
aber »urben wir, fo ^ol>lr(}dtig fie für und ifi:, böd^ niä^t atd 
©ered^tigPeit auerfennen f bnnen ; wir würben nid^t )>erftef)en wie 

• 

fie vereinbar fe^ mir ber J^eiligfeie @otted; bie 9lad^{td^t @otted 
mit Um @unber würbe und im SBiberfprud^ ju ftef)en fd^einen 
mit feinem SSSefen; 3t^t aber offenbart \i^ und bie ®ered|^tigFeit . 
@otted/ in bem (Sntfunbiger ber SBelt/ bennod[^ ald @ered^tigFeit/ 
aber ald ©ered^tigCeit einer f}6t}ern 3trt/ auf eine SBeife bie mit 
ber ^iligfeit Q)otted t)pll(ommen 6eftei)t/ Ja ii^rer einzig wurbig 
ift* ^id)t hm ®unber fui^rt @ott jur @e(igFeit^ wad ber Statur 
ber ®ad^ nad^ ganj unmöglich wäre/ fonbern er' entfunbigt i{;n 



^) ^9ÜU man au(6 hi^ Hiin unter Smaioavvn ^bov bit 
i8<fcbaifen()eit be^ sncnfcben \>etütbtnf fo iü t>M tocb im 25. unb 
26. 93erfe ganj utijuMffig. '2{ud) fagt $aurii0 im 26» ^ttfo ®ott 
ern^eife ütb aU ^cNato^, er legt i6m alfo bie Si^cnfcbaft ber^iKoto- 
at&v>7 audbrucfltcb bei. S)aiTelbe batte et fcbon im 5. iBerfe getban 
unb bort öcjetöt/ wie bie ^xiottoaipv)? Ä6oi5 ffcb nicbt crweife: iUt 
ieigt er im @egenfa^ n^ie 9t iicb ertteifet unb morin (u IftMt. 



StAp, III. 21-26. 73 

burd^ tnc erlofenbe 2Btr{famfeitC^rtftt/ mod^t if^n f&f)ig ittt ®rit9>f 
fett/ tinb ertl;d(t fie ii)m fobalb er im ®tanbe tft fic ju befi^^ 

Unb ba/ je^t tvie e|^ematt/ jebet üRenf^ o()ne.9(u6nai)me, 
toenn auäf met^t ober tDeniger funbi^aft/ bo^ immer funbt^aft in 
fein Je^ed Seben eintritt/ fo bebarf aud^ jeber t>on un6 biefer 
Mterlid^en !Ra<i^fi(^t mit ben fru(;er begangenen ( el^e er ju ber 
(SrFenntni^ ber für i(;n \)ot{)anbenen J^(fe unb jur @rgreifun(| 
berfe(6en gelangt/ begangenen > @ttnben/ unb n>ir ti^äten fel^r 
Unred^t/. wenn mir biefe geit ber 9tad^ft(l^t ©otteft auf bie Seit 
^ot ber fid^tbaren Srfd^inung Sf>rtfti bef(^rän!en unb nidS^t fte 
aix^ auf un^ h^iz^m tcoUimr 

SCbeT/ fonnte man M(fy fragen/ marum nennt ^autud bie 
CSigenfd^aft @otte^ ©ered^tigfett/ bie mir mcl)t geneigt fepn mürben 
©nabe/ Siebe ^u nennen? S>arum mei( er ))on ber altteftament« 
(i<ben äSorfteUung ausging / in me(d^er bie 3bee ber Strenge bie 
))orf)errf(l^enbe mar unbfe^n mußte/ unb — mei( aUe SSorfteUun* 
gen \>on ben verfd^iebenen €igenfd^aften ®ottci nur 9tott)beiK(fe 
menfcl^Itd^er ®d^ma(^()eit fmb/ bie alle fd^inbeu/ fobalb mir l)\t\ß 
geful;rt merben/ mie >)>au(ud I;ier un§ l)ix\jixi)tt , )u ©ött in feiner 
2Befent)eit* ®ott/ in feiner SBefenl)eit cttannt, beft|t nid^t (Sigen« 
fcl^aften mie ber fc^mad^e @terblid^e fce ifyax beilegt/ fonbern jebe 
SDtanifeftation feinet SSBefend/ bie mir mit bem Stomen einer <£igen« 
fd^aft bqd(i)mn, erfc^eint im Sid^te ber 2Bat)ri)eit atö Siebe, benn 
— bie§ ift bie ®umme bed neuen Seftamentft — ©Ott ift bie 
Siebe! 

@o a(fo/ Mcl)xt und ber 9(pofte(/ ern>eifet fld^ bie ©ered^tig« 
feit ©otted ( unenb(t(^ »erfd^ieben t>on ber menfd^U^en ) inbem 
©Ott bie frul)er begangenen ©unben ( bie aUerbrng6 fo lange ber 
SKenfd^ funb(;aft bleibt in i(>ren 2Bir(ttngen nid^t anberd aU un« 
i;ei(brihgenb für U)n fe^n fönncn) nii)t nod^ mit befonbern @tra< 
fen belegt ober gar . ben ©ef aUenen für immir t)ermirft/ fonbern 



74 »^9. III. 21 - 2& 

mit Roi^i^ imb f<|otttnb(r Siebe trdflt/ unb gnAbig i^ btird[^ 
Ct>rifht§ t»on ber ®ttnbe utib bereti %clitn frei nuH|K« @0 )etge 
(i# ie^^r im« btt eered^rigfdt @otM im (;M^ftoi Si<^, inbem 
@oU, bem vermöge feiner ^eifigfeit iebe ®utibc burd^uS tmoiber 
ifl (1^ 18 ) unb ber a(fo gant nnmhiüdf baft feinem innerfteti 
9BBefen nad^ Unvereinbare vereinigen/ ben ®unb()of^en in feine 
Oemeinfc^fe/ in fein {Reid^ oufnelj^men fann/ i()n biirdl^ bie J^ulfe 
(Ei>rifti von ber ®Jnibe befreiet mib ben boburc^ ®e(igfeii^^t3 
geworbenen tI)etf(H^ ma#t beS Jj^^ften^ etvigm ®(u(f eft* ®o )etgt 
leftt (i<l(^ mi« bie goMid^ @erMKig(<it aiK^ alt 2Bai>r(Hiftigreit unb 
Sreue in Erfüllung feiner 3^<^d^v im ^bifftm Sidl^te» IRtd^r fo 
erfuUt @ott bie feinem Ißolfe gerinnen S[kr^|ungen/ baß er bad 
SBerfproi^ne beneit gäbe bie burdl^ ©ef^eSerfuUung ftd^ eftva ein 
9led^ bardttf envorben l)ittm, benn ba6@efe^ im l^bd^fteh ^nne 
fann niemanb erfüllen; ja burd(^ tmi %tt von Jg^anMungen unb 
Qctfhtngen hm ber SKenfil^ ^u ber innern ä3ef(^ffeni;eit gelangen/ 
I9el<|^e no^menbtge äSebingung ber i^od^ften ®etig(eit ifl^» 9lod^ 
viel weniger aber erfülle @ott auf bie 9QBeife feine S3erJS)eigttngen/ 
bau .er ben Suben^ bIo6 mei( fie $Cbra()amft SRad^mmen fmb/ 
o^nerac^et Ü^fft fortbauernben @iinbl;aftigfeit/ bie (^od^fte iSlüd^ 
ftligfeie ttüfüitx (onbern in uberfd^mengUd^ 9)ta§e erfüllt er 
bie SDeriKt^ungen / inbem er burd^ bie £raft 3efu (^)rifti ben 
Sidm beft S5ofen verrUgt unb baburi|^ mh bef4i)igt bai ä3er(^ei^ene 

)tt em))fangen unb ju befi^en. 

» 

3n ber Zt)at, menn mir bebenfen^ ba$ bofe fe9n unb 
glucffclig fepn einander voUtg mibcrfpred^enbe ^Begriffe finb/ bie 
fo(glid[^ in einem 3Befen bürdend nidft mit einanber (onnen ver» 
einigt werben ; hai^ bai SBofe unb bie UnfeligFeit atö Urfa^^c unb 
SBirfung ttni^nreiitt(id|^ verbunben finb/ unb mefentti<|^ (Sing and» 
mad(^en; ia^ olfo ber äRenfd^/ fo viel er no(^ bbfe ober migott» 
lid^ ift/ in bemfelben SNa^e aud^ unglu(f(id|^/ fd(^on je^t iwat/ ober 



Stüp. III. 21—36. 78 

S&ng(id^ in «inet getfKgen C^enj; wo lEfofc^ng mi &ifmß 
g(uc( fd^n?tnben$ ftf folgt unn)tberfpred^t<l^/ baß Xkrgebung^ Cr^ 
Ibfung/ 3retf)>re<|^un9 / ^ctigmad^ung ganj unbenfbar fe^/ oi^nc 
J^nn>egnel()mung/ Sifgung bed 93cfen fefbft bt6 auf ben tnnerften 
Aetm be{fe(6en* SSBte benn aud^ bte ®^rtft/ obgletd^ fle oft in 
bt(bli(^cn 3(u§bru(fen baruber rebet/ bod^ bte Sriofung burd^auft 
afö S3ertt(gung be^ 956fen felbft barfteUt ^^a^ 93Iut Sf^rifti/ 
bdft i^ctßt / bte ericfenbe Araf t Sf^riftt / mad^t und rein von 
alter ©unbe^' (i3<>f)*i/7)*)^. . 6r ift treu unb gered^^ baß 
er unS bie @ünbe \)ergtebt unb reinigt und t>on aOer Unge« 
rei^rigfeit (Sbenbaf» SB. 9) **) 3(?r wiffet, ba^ er (ff()riftuS) 
erfd^ienen ift/ auf baß er unfere @ünbe i;inn>egnef)me« 
(3, 5) ***) ©aju ift ber @of)n ®otted erfd^tenen , baß er bte 
SGSerfe beft Jeufett (hai^ »ofe) vernid^te* (3,8)»«^) — 
SRenf^ti^ S3ergebung (ann nii^td tpeiter fe^U/ a(S Crlaffung 
ber oerbienten Strafe^ fte Fann ben Uebertreter ntd^t befreien wn 
ber 9Ieigung tum SBofen^ Fann ntd^t t^eri^nbern/ baß er t)on 
neuem fel;te unb fhrafn>urbig merbe* S>ie göttfid^ SBergebung 
bleibt nid^t babei (leiten/ fte iD&re fonfl unvoUfommen wie bii 
menfdl^d^e« ®te tf^ut unettblid^ mel;r/ {ie jerftort ben ^eim beft 
Sofen frfbft im ÜKenfd^ gen)innt i^n auf immer für bat ®httß 



^^f» 



**) ^tardq Inxi xal Slxaiogf iva Aip"^ i^^iiv xäq dbfiOKp* 

U^t bitt hit (iiTtatocrvvn ^iov^ fo »ie 9au(u0 in unfrcr &ttUt/ 
in ^üfbüd^t mit ben begangenen €)finben/ unb in £i(gnng bet 
efinbbaftigfeit/ nur bafi $aii(iitf/ feinem Swecfe gemlS/ i»on ben 
fr aber begangenen 6unben im SIQgemeinen rebet/ bte ®ott gleiA* 
fam mofle btngeben (aifen/ (nafelpai) gobanne^ btngegen von bew 
nen/ bte ber ff?enf<b erfennt unb bereuet/ we^balb er an<b beu 
i^Arfern ^tutfbrucf A^ilvai gebraucbt. 



76 SCap. IIL 21— 26. 

li^, für bie ®disfrit !Da^ ift ba§ 3BetP unb bie $i>(ge bet 
(Eriofung Sf^riftt! S>a§ ber SmeiS ber ©ered^tigFeit ®om§ an 
bm i^uIfSbeburfttgen iDlenfd^enl 

27- 31* 9Bo iUibt nun bad Stürmen? IS« iff ba^in! S)urc6 
weld^etf ®efe$? ®er i^aubtungcn? Stein! fonbern burcg 

28 iai ®efe$ bei ®(aubend« 2)enn mir ba(en erfannt/ tag 
ber 9nenf($ burcd ben QiaiiUn gerecht »irb/ oftne bai 

29 $efe9 ber i^anblnngen. Ober i9 ®ott nur ber Suben 
®ottf nnb nicfit aucb ber i^eiben ? 3<> aucft ber Reiben, 

30 ba ia nur ein ®ott ifl/ ber bie Kefcbneibung gerecht mac^t 
burc6 litt (SlanUn unb bie Sjor^aut mittelii bed ®tau' 

31 ben0. — (SntfrSftigen mir nun bad ®efe$ burcb ben ®ian* 
ben? ^i<iti meniger; bielme^r beflätigen mir <i. 

fBk f(l^n[>inbet nun^ ruft ^au(u§ feinen 93o(fdgenoffen unter 
ben 9l6mifd^en Si^ttften jU/ ber ertrdumte/ eingebtfbete 93orjug/ 
befjfen n>ir und rf^orid^t rut^mten^ in fein 9U(l^t6 iitrucf ! :Sonnen 
noir nod^ l;offen/ butdf @efe^ederfuUung un§ bah ^dl ju ermer« 
bcn^ ober gar burd^ ^artf^eilid^fett ®otM für unfer 93o(C cd ju 
erlangen ? SBie fc^noinbet bie engl^eriige äSorfteUung^ bie n)ir )>on 
@ett und mad^ten/ ald fep er audfd^Iießenb ber ®oft unfcrcd 
aSolfed, ))ox bem großen ©ebanfen bed Stjangellumd: ®ott um* 
faßt mit gleicher Siebe bcih ganje menfd^Iic^e ©cfd^iec^t! — Sr 
forbert nid^t/ n>ad ber SDtenfd^ nid^t ju (eiften Ktmag ^ fonbern 
giebt aud freiet ®nabe Stilen , of)ne Unterfd^ieb, wad fle bebürfen, 
forbert nid!)td ald gläubige/ finblid^ fromme 9(nnal;me feined un« 
enbli(l)en ©nabcngefd^cnfcd ! — SBie ern>eitert unb erf;bl)ct fi(^ 
nun/ burd^ bie SrFenntniß biefed allumfa(fenben Srlofungdplaned/ 



28) loylio^iai idb jirbe btn @(blu6/ hie ^olQtxvLti^; ob^r aud)/ 
tcb Mn gerotg/ wie diöm. 8/ lo; 2 5ror. 10/ 7; ^tbt, U/ 19. 



Xav. III. 27 — 31. 77 

au<^ bte iBebcutung unb2Burbc unferer Stdigton! (bc§®cfe$e6) 
jQdhm wir nod^ ju bcfurd^tcn , ba§ fie burc^ bte neue 8el;re att 
ettoa^ Unnu^ed/ au^tt bem ^(ane @otM fitegenbcd erfdl^einen 
wetbe^ nad^bcm n>it ben tiefem @inn bet barin nieberge(egten 
c^otdid^en $Cu§f)>rud^e {unb a3erf)eißun9en (5, 2) ^) erFannt l)aben? 
3ft e6 nid^t ber eine/ unwanbelbare ^lan ber @ottbeit/ ber bort 
im ©runbri^ gegeben würbe/ unb ben wir je$t in feiner ganzen 
3(u^be()nttn9 erbtidPen ? @ei)en nid^t bie bort gegebenen gbttlid^en 
93erf)eißungen wal)rf)aft in (SrfuUung/ aber auf eine unenblid^ 
l;6f;ere, ber ®ottJ)eit wurbigere SBeife aU wir fru(;er/ befangen 
in 9lationaIwa(;n/ e§ ju fajfen Krmoil^en ? — J&ebt nun ber 
@(aube t^ai^ @efe$ auf? ober fteUt er nid^t t)ie(mei;r e$ bar in 
feiner ganjen SBurbe unb l)ol)m SBebeutfamfeit? — - 



^ i c t t i i ^ a V i 1 1 l 

1 — 8. Unb toai fönnen mir too^l fagen / Hi tinfer 93atet 

2 ^bva\)am bem ^Uiidt nac^ erlangt dabe ? S>tnn / »enn 
Slbta^iam feiner i^anblungen tt)egen für gerecfit gatt/ fo Ht 

3 er Stu^m/ aber nid&t bei ®otr. S)enn mi fagt bie (Schrift ? 
9(6raNtn glaubte ®0tt/ unb bie$ warb i^m ali ®erec{itig'» 

4 feit angerechnet. @incm 9(r6etter aber wirb ber Sol^n nic6t 

5 ali @nabe angerechnet; fonbern alt 6c(iulbigfeit. 3bm 
(hingegen wirb / nidit ali einem Slrbeitenbeuy fonbern ali 
einem an ben @(attbenben/ Ut ben ®ottIofen geredit macf^t/ 

6 fein ®laubc ali ®erec(irig(eit angereddnet. — &o wie auc6 
S>a^i\> ben 9Renfcl&en fe(ig preifet/ bem ®ott ®ere((»ttg(eit 



') Xiij'ta Tov ^eov. 



78 Aap. IV* 1—8. 

7 anreihet o^ne S^anUanitn. nixU Untn/ UttnVltUxttt^ 

8 tttiiflcii miici^ett/ Ux<n &ünUn itUdct fm^ ^tii Um 
SRantiC/ Um Ut ^txt bU 6finbc«i oi^i wttd^m.^ 

^e lauJflefprad^ene, jur Srfajjung beö S()tiftenrt)uni§ in fei* 
ncr tiefen 93ebeutung fo n^ic^ttge 2Bat;ri;eit/ baß ber SDtenfc^ ntd^t 
burd^ J^anbfungen ober Seiftun.qen in bm guftanb gelangen Fonnc/ 
woju bie ©ottljeit H)n beftimmt Ijat, baß'er ®eligfeit ntd^r burc^ 
eignet SSerbienfl fldj erwerben fonne, fonbem fle nur \>erträuen6< 
»oR fid^ anjueignen i;abe att freiem @ef(l^f ber gcMi^Kn ©nabe^ 
bie gan) unabf;clngig fep t>on Sefd^neibung ttnb ®efe|/ betoeifct 
unb beftdtigt ^autu^ an bem ben 3uben fo wtii^tigen SBeifpiele 
be6 leiblichen Stammvaters if^rer Station/ M geiftigen @tamm^ 
t>aterS unb 93or6i(be§ aller @(äubtgem Sonnen mir/ fagt ber 
Stpoftel/ n)enn mit bie ©efd^ic^te 9Cbra()am6 prufenb betrad^ten^ 
etma fagen/ baß er baSienigt/ n)a6 i()m ju S(;ei( n>urbe/ ndmlid^ 
ben 93eifaH ©otteS unb bie barauf gegrunbete 93er()eißung / er« 
fangt (^abe naif f fetfd^üd^er / irbifd^ $(rt? auf bie SOBeife noie 
irbifc^e SWenfd^en t)on SWenfd^en ctxoa^ erwerben ? — ©er SluSbrucf 
bem ^(eifd^e nad^^ in fo fern er bem bem ©eifte nad^ 



S) Tip 81 p4 l^yaioyilv^ wirb man oüerbing^ anfonö« geneigt 
fepn/ fAr tiiitn aflgemeinen €fii> s« Mten; wie batf t^orber« 
gebenbe Tip 81 i^faioytiv^. SDurttiti <(b etf benoiKb ( mit 
e<b0tt u. a«) auf ^brabam brjiebe/ wirb outf ber (Srffdrung er* 
beOen. j^ier bemerfe icb nur/ baS »cber hai fi^ blefer tSe« 
}iebung im VSege üebt/ (man »erft(. 2 JTor. S, 2i; unb 2fi«r. 6/ 
9/ wo b(i^ fi^ aucb auf beftimmte Vrrfonrn gebt) nocb H9 praes. 
Xoyiiexai flatt ht$ aor., in bem febboften fflortrage. frifo: 
T^ dk^ fi^ ^p^a^ojAfy^ «. T. X. gbm aber/ abtabam/ »trb 
in bem DorHegenben ffaQe nicbt j^anbfung/ fonbem (Sfaube altf 
fl^erbienft angeredinet — Siebt inbefi jemanb ti vor iu Aber« 
feten »Cinem/ ber ai^t arbeitet/ fonbern flankt »• f. »./ f0 
tbirb er/ wenn er meinen fodter mitgetbeilten ®rdnben beio^icb« 
Utf bittjubenfen mfiffen: [unb ein fo((ber war Sbrabam] unb 
bann ift ti im ^Defentlicben baffelbe« 



Aap. IV. 1 — 8. 79 

entgegensefelt ift/ 6e)ei(^ner tie au« htffd|Nem Stoben tm^ä^t 
C^ftnnutig unb au« fol^ (Kn^orsegangenen ^nMungnt/ beneit 
bcr fBfltnf^ e6(ii bantm ritt SBcrbimft bcilegr: im ®f9cnfa| ber 
im @etfle^ in ber Siebe wutietnben @e{iiinuna^ UKidK beit 4^nb« 
lungen bie batau« ^Kn>otgclKn gar Fein eigne« 93erbien^ nUfyt 
beiiufegen im ®tanbe ifk ^ 2Bar 8(bra()am g^ed^e in feinen 
inenfd^ii^n S3er()i(miffen (ba« SSort nid^^t einmal in feiner ein« 
Sef<li^rdnf ren SBebeutung genommen/ mar er felbft gu% ti>ei)lü)i* 
tidf ebel in feinem SBetragen gegen anbre), fo ermorb bie» i()m aUer^ 
king« äRur^m bei Slenfd^, er »arb att ein geredeter, ebfer SKann 
geac^et unb ge)>riefen/ unb geno^ billig alle bie fOoxtfytik, bie 
loie t)9n felbft SBegleifer eine« fo mol;I gegrunbeten Stufe« fmb : 
aber SRul^m »or @ott/ befonbern äSeifall ®one«/ Fonnfe er ba« 
bur<^ unmoglii^ erlangem S>enn ma« mire in einer fold^en 
$anb(ung«n>eife einer befonbern gottlid^en 9(nerFennung unb SBe^t 
(ot)nung SBurbige« ? j3^ gefd^meigen^ ba§ fte felbft au« ganj irbi« 
fd^n 93en>eggrunben (^roorgei;en/ ba« ^robuFt F(uger/ ben eignen 
93orri;ei( moI;( beredl^tienber Ueberlegung unb barau« ()erge(eiterer 
unb eingeübter ÜRaEimen fe^n tann, bie bann, aud^ a(« etmo« 
in gemiffem ®inne ®ute«/ aud^ i()ren natürlichen So()n unter 
9)]enf(^en ftnben: fo ifl bie 9led!^tfd^ffenl)eit im 93etragen/ felbft 
menn fte au« bem geifligen SBoben ber Siebe I)ert)ormdd^{it unb 
frei ift t>on allem Sigennu^/ bennod^ nid^t al« ^robuFt^ att 
äu^erlid^ IDargeftellte« betrad^tet/ ein @egenftanb be« g&ttlidS^en 
SBol^Igefallen«/ (fonft mä^fe ®ott h^n 9){enf(l[^en am meiften lie» 
6cn / ber bie meifte ®elegeni;eit gel)abt t;dtte , feine guten @efui« 
mmgen in 4u(lerli<|Ktt ^nblungcn an bm £ag ju legen/ ba 
bo^ bie ®elegeni;eit offenbar nic^ü \>on bem SDlenfc^en abi)dngt/ 
fonbem von: ber in^ttn Sage/ morin @otr H}n gefe^ ^ot) *> fon« 



*) Sergl. Snarf. 12/ 43. 



80 Aap. IV. 1--8, 

bem fie tft ®ott einjig angene()m^ in fo fem fic auft ber cinjig 
n>al[)r€n/ gottttd^en/ (tebenten ©eftnnufig i)er))org<I)t^ ober mir an« 
htm SBottm, in fo fern fie ait^ bem ^iauhtn fommt — ^au« 
hid beruft ft<l^ atif. baft aufbrucfliil^ S^^d^if ^^ ©d^rifr/ n>dd^ 
feinet^n>ed6 t>on irgenb einet ^nblung Ubxa\)anC^ fagt^ ba^ er 
burd^ biefdbe fid^Iben ä5eif aU @otte& ermcrben t}aUf fonbern ein« 
iig biefen 9(udf)>ru(l^ t^ut: Sr glaubte @ott/ unb bied warb tf>m 
M ©ered^tigfeit angered^et S)er @Iaube aber/ allgemein be« 
tradl^tet/ ift ©efmnung/ nid(^t J^onblung; unb felbft ber 9(udbru(t 
"e6 n>arb i^m ate @ered^tigfeit angered^net" {iXoyLa^n a^x& 
el( 8ix.) jei^t/ baß einzig von ber @efmnung/ bem SBiUen bie 
Siebe ift/ feine6toeg6 t>on ^Ubrad^ter Zt)at; baß aud(^ ba/^mo er 
feine @e{tnnung.nid^t burd^ $anb(ungen an ben 2:ag legen Connte/ 
i(;m badjenige^ ma^ er gett)an i^aben mürbe menn bie @e(cgen()eit 
\>orl;anben gemefen xoix^, \)on ber 6(06 auf ho^ innere fdbauen« 
ben @ottl)eit i(;m eben fo angerechnet mürbe/ afö t)abe er e6 
mirflid(^ i>oI(brad^t* 3Cbra(;am glaubte @>ott/ er ad^tete auf bie 
(Stimme @otted in feinem Innern / unb mußte biefe ju unter« 
fd^eiben von ber (Stimme ber 2Be(t unb feiner eTgnen liieiben« 
fdl^afreu/ unb biefe Siid^tung feinet ®emutf)ed/ biefed vor @ott 
manbcin unb fromm fe^U/ mar ber ®iauU, ber it)m ben ScifaU 
@)otte§ juft(|ierte« S)iefer ®(aube mar nid^t ein für mai;r t;a(ten 
von S>ingen/ movon er feinen Ueberjeugungdgrunb l)atu, xoai 
ja bei bem @ott ber 2BaI)ri)eit unmoglid^ 2Bertl; l)abert (onnte^ 
e& mar vie(mel)r eben bie alter innigfte unb (ebenbigfte Ueberjeu« 
gung in feinem @emut(;e von b<m &bul\i)m, bie if^rer 3nnigfeit 
unb Unmittelbarfeit megen gar feiner @runbe von ^ußen met)r 
beburfte: e6 mar fein bemußte^ geben in ber 2Be(t beS ©eifte^. 
Sin fold^er ®(aube ift bleibenber/ aber mad^fenber/ SwftÄ"^ be§ 
@eifte6/ unb meit verfd^ieben von einer momentanen (Sgaltation 



Xap. IV. 1 — 8. gl 

M &tmüti)^f bie ju uncrf)brren Zt)atm i^inm^r« !Die btm %bra« 
l)am gefd^d^ene S«f«9^/ ^ä§ in feinem 8f(tet i^m nodj^ ein @o()n 
geboren werben foUre, felieb ^<it)tt lang unerfüllt, unb bennoc^ 
xoanttt fein ®(au6e nid^t 3^^ a(^ t()m ff)dter()in bie größte @(au« 
benSprobe auferlegt warb _ mifyt, wie eö in ber finblid^ 
@)3rad^e ber alten Urhtnbe I^ei^t/ bamit @ott @ewi§t;eit erlange 
über hm @lauben 9ibxal)axn^, fonbern bamit er fetbft fi<i^ feiner nod^ 
gewiffer werbe/ unb bamit ber Slad^welt ein erf^abened SSeifpiel 
baftel;e ~ ha fe()en wir i()n «nidl^t mit aufgeregtem @emutl) bie 
2:i;at t)olliief^en/ fonbern befonnen unb mit innerer ^eftigfeit ftc^ 
barauf t)orbereiten« Unb nur babur(^ wirb biefe ^anblung er« 
t)abcne§ ä3orbilb/ ba^ fte au^ ber lebenbigen Ueberjeugung I^er^« 
vorging, ed feo ®otte§ Stimme bie ju it)m rebete, unb ©otted 
ewig liebevollen/ weit über geit unb ©rab ()tnau§gel;enben $lane 
muffe ber voat)t\)cift an il;n glaubenbe SDIenfd^ t)ere()ren/ aud^ 
oI)ne fte ju begreifen* J^dtte nic^t biefe @ewißf;eit in 3tbra()amd 
@eele gelebt/ fo wdre bie £i;at nid^t gottli(|^ gewefeit/ fonbern 
fanatifd^« 

S>a^ bie von ^aulud angefu()rte @(l()riftfteUe "9(bral;am 
glaubte @ott/ unb bie^ warb ii;m atö ©erec^tigfeit angerechnet" 
nur auf bie ©epnnung bejogen werben fonne, nid^t aber auf 
J^anblungen, beweifet ber Stpoftel mit einer tunjugefügten 93e« 
merCung« einem Slrbeiter/ fagt er/ giebt man ben verbtenten 
Sol;n nid^t aU &t\4)mt, bringt ü)m benfelben nid^t att @nabe 
in 9lec^nung/ fonbern man beia(;lt if^m bamit nur/ toa^ man 
i()m fd^ulbig ift« Unb fo würbe aud^ 3lbral;am/ wenn er ha^ 
\f)m ©eworbene ftd^ aü Sol>n feiner Seiftungen verbient f)ämf 
bie^ nid^t atö ©nabe fonnen angered^net werben. 3N aber eben 
wirb feine getljane Slrbeit vergolten/ von if)m wirb bei ©elegen^ 
f?eit biefed 9(u«fprud^ed ^ar (eine J^anblung bcrid^tet/ fonbern lebig^ 

6 



82 Aap» IV. 1 — 8, 

lt(^ fein ®(aube getut^mt/ tinb \)on btefctn gefacht/ ta^ er tt)m 
alft innere @D(t gefäHise £()ae angere^net n?urbe^>* 

©otdid^e ©nabe aber mar e^ atterbing^, unb ntd[^t 93erbienft 
S(brat)amd^ ba^ feine ©efinnung/ fein@(aube/ obgleid^.er unmcd« 
Ii<^ \>o((fominen fe^n fDnnte^ it)m bo^ — naäf menfi^üd^er %u^* 
brucfönoeife ^ atö ooßbmnten in jRedf^nung gebrai^t tvurbc« 



*) S^tcfem nfl(ft jlnb ttir offo ^««'rttflt/ ben 5ten ©er^ auf 
^hvaHm su belieben/ unb ihn ni<t^t üU einen bei bufrr (SeU^en* 
bett au^gerDroc^cnen aflgemetn gültigen @a^ su betracbtrn/ n?a£f er 
obfr bctnungrdchtet bleibt €r gebort notbnenbtg iur ^ervolltiän' 
bigung bed i»on $auftt$ }u fübrenben SBeweifc^; ai^ aa^rmetn autf* 
gefprod)eiier 6al^ »Are er nur uberfliifßöe 9Öieber6oIunq beffen/ 
ma^ frfiber au^fübrliA bargetban n)dr/ unb bier butd) ifbrobam^ 
^eifotel benötiget Ti^ccben foQte. S)te bagegen gemacbte (iinwcn« 
bung/ bflfj ^e ben Porten »einem an ben ®Iaubenben" ober „wer 
«n ^tn glaubt * btn§ugefugre iBeiKmmuna n ber ben ®ottfofen ae« 
recbt macbt'* (9iiaTevo>Ti ^^ Inl tov Sixaiovvra xbv dasß^) 
nicbt 0uf ^brabam angemenbet merben fonne/ netl in bent i^on^au« 
lud etn^Abnr^n C9fanben^aft hti ^atrtordien e^ fid) gar nfelt \>on 
bem Glauben bejTelben on bte red^rfertigenbe (Bmhi ®otted banbfe/ 
fd)eint mir üon feiner (gtb€Hirf>feit nu fcpn. ©ö ilb tt>ie »tr ge» 
feben b^bcn/ öberaO von feinem etn^etnen ®fauben0aft91brabam0-b<< 
9?ebe/ fonbern i^on bem 8u0an4)e feinet ®emutb^.> S>iefer (Sc* 
miitb^SutlAnb / biefer ©(aube war rcd)Ur ^rt/ benn er n^ar @ott 
röoblgefdOtg/ obgfetcb er nicbt hie JTenntnig ber 9{otbfd)Ittffe (BotM 
in 0(6 fd)lie6en fonnte/ bit ecff nacb Sabrtaufenben fidb biftortfd) 
entraid'eln foOten. SIber ungead)tet biefer fcbeinbaren bogmatifcben 
Smangelbaftigfeit M (ShuUnß 9lhxabami tonnte unb mugte ber* 
felbe ho^ hit Ueberieugung ber eigenen @linbbAftiglett unb ber Q3e» 
freiung von berfefben oOein burd) gdttltd^e $ü(fe in <id) fcb^egen/ 
(benn ein bocbmfitbiger M felbft ffir vollfommen baltenber 9lbra# 
bam b^tte unmogUeb ®oU gefallen fönnen) alfo btn QUuben an 
benf ber hen 6unber gered)t mad)t; unb tbat er hai/ fo fonnte 
er bje ^rt unb 9S)eife biefer i^ölfe getroH ber gdttfiAen ^ti^ieit 
ttnb £iebe öberfafem unb nar um f» »aflfommener/ ie unbrbingter 
er Ue^ tbau — tlnfer ®{aube/ hie wir 6brißutf fenneu/ mu§ 
freifid)/ n)enn er tediter Sfrt ift/ aucb bie Ueberseugung in lieb 
fcbliegen / hai bie gottlicbe ibdife u»^ burcb (Sbriftutf gemorben ift. 
Sfbrabami ®Caube fonnte ha^ nid^t unb braucbte etf nid)t/ benn et 
bewirf te/ fo wie er war/ hai wai ber rechte ®(aube irgenb bewir^ 
fen fann: 9teebtfertigung oor (Bott 



ap, IV. 1—8. 83 

^ral)am mar \)on 9latur ein fc^ad^/ fünbt;after 9)?cnf(1^/ mie 
oUc/ er n>ar aber ju ber Seit wo bie ©efd^^te t()n und \)or» 
fui;rt, fd^on ju einem ()ot;en @rabe ber 9ieinl)ett unb be§ @>otU 
vertrauend geforberr^ -(unb aitd^ biefed bur<l^ fruf)ere göttliche 
J^u(fe^ benn n>te n>äre e§ o(;ne biefe mogCicl^?) aber \)oUenbet 
n>ar er nod^ nid^f/ fonft I^dtte ed fe(bft ber gottUd^en SCufforbe« 
rung nid^t mel;r beburft/ ^ox 3i)ni }u n)anbe(n unb fromm ju 
fe^n* S>aß alfo fein immer nod^ un))oHfommner ®(aube alg ein 
»oUfommner gercd^net würbe, war ®nabe« — SDtan fottre alfo 
aud^ nid^t fagen, ba^ Ubxat)amh ©taube i(;m fep ))ergo(ten 
werben burd^ bie 93erf)eif3un<)/ benn W)tal)am lyattc fo wenig a(d 
ein anbrer 9)lenf(^ @ott etwaS ju9or gegeben, wad i(;m Fonnte 
wieber vergolten werben, fonbern aud^ bie S3erf)eißung war ©nabe, 
ber 9larur ber göttlichen liÜebe gemäß, bie jebem ha^ gtebt, xt>a^ 
er im eigenriid^ften @inne ju empfangen fällig x]t— S((fo nic^t 
in bem (Sinne warb 3(bra()amd ©(aube für t)ol(fommen gered^« 
%\ct, ba^ @ott \i)n nim aU einen S3oI(Fommnen be(;anbe(t, babei 
aber H)n in feiner Un\)onfommen(;eit gelajfen hatte , wad nadt) 
bem $ru()ern unmög(id^ ift, unb be§ fpater $*o(genben wegen nid^t 
außer S(d^t ge(aflfen werben tarf. ©onbern ba^ ift bie 5Watur 
ber erlbfenben ©nabe, ba^ fte auf jeben Seim be§ ©6ttnd[)en im 
ü)Ienfd(^en itjre belebenben unb erwdrmenben ®tra()len fenbet/ um 
i!>n ferner ju entwirfein unb ju venjoüfommncn» JDarum ent* 
faltet ber ftdl^ ftd^tbar met;r , in welchem fd>on mi gottlid^er 
@ame aufgegangen if^, unb barum ()eißt e§ ^'wer ba hat, bem 
wirb gegeben, auf baß er bie $uQe f^abe*'« 

©aß auc^ ©a))ib (ebenbtg uberjeugt war, ber 9)tenfcf> f onne 
nur burdl^ göttliche ©nabe unb ni(^t burd^ eigne§ IBerbienft jur 
©lurffeligfeit gelangen, fugt ber «pcftel l^inju, gel^t aud bejfen 
SCudfpruc^ f)ert)or, wo er nur biejenigen feiig preifet, beren lieber- 
tretungen t)erjiel)en, beren ©unben bebedft ftnb unb nidf^t weiter 



84 Aap. IV. 1 — 8; 

ondercd^net tüctbcn* Unter btcfcm 93ebe(fcn ber @unben »er« 
ftel;t er c^eiDi^ nid^t ein ä3ert)uUen bei^antiener ©unben bei fort« 
befte{)enber @unbl)aftigFeit/ benn bamit n>äre (SeligFeit un)>ereinbar^ 
fonbern er ))erbinbet mit bem SBer^eif^en ba^ 93ebecFen^ um bie 
gbttlid^e 9(rt M 93erietl;en& fräftig ju btitidfmn, bie, n>ie ^au* 
lu§ und be(ei)rt (;at/ in SÜdung ber ®unbt)afHgFeit fe(bft befte^t^ 
unb ber a(fo ein »cUige^ mib emiged ä5ebecfen unb tOergelJen 
be§ Skrgangnen not()n)enbid folgt ; eine SUgung ber ®unbe unb 
aller i^rer unfeligen folgen/ gleid^ atö ob fie nie begangen 
iDare» 

93on biefem Bn>if(l^enfa^e M)vt ^au(u§ fog(ei(^ ju bem 
J^auptgebanfen jurucF/ um an S(bral>amd 93eif))ie(e auc^ biefe^ 
nod^ ju jeigen/ ba^ bie IRed^rfertigung/ ober me(mel)r bad «Sintre« 
ten bed IDtcnfd^en in ba^ redete/ Finblic^e 93erl;ä(tni^ ju @ott/ 
n)o\)on jene nur ber SCu^brucF ift/ unabt)ängig fei; t>on SBefc^nei« 
bung unb @efe^« 

9 — 17. S)iefe 6elTgpreifung nun/ ge^t fte auf bie f&tidtnitu^ 
neu/ ober mliit Unbefc^nittenen?— SSit fagen ia, ba§ 
Slbrabam ber ®(attbe ali @ere4tigfeit angerechnet toorben. 

io Sßie aber matb er tbm angerechnet? alt er in ber $&e' 
fctineibnng mar ober in ber S^or^iaut? Üticdt in berSSe^- 

11 fc^neibung/ fonbern in ber 93or(^aut. Unb bai 3eic(^en ber 
93efc6neibung ttiitU er aM 6tegel ber ®ere(^tigfeit [®ott^ 
tDoi)Igef£aigfeit] bti ®(aubentf/ ben er in ber 93or{)aut 
ifatici bag er SSater Uv aOet/ bie in ber SBor^aut glauben 

i2 (bagatt(bi(^nen®erec()tigfeitfoa angerechnet merben)/ * unb 
iBater ber S^efc^neibung / berer bie nicdt allein in ber 
9}efc(^neibung fmb/ fonbern aucf^ »anbeln in ben ^ngfiapfcn 
bed ®Iauben0 ben unfer SBater SibraNm (atte »%enb 

13 er in ber 93or^aut tuar. S)ettn nicdt burc^d ®efet; war bit 



Aap IV. 9 — ir. 85 

93er^(tiittig an 9l(ra(iam oUt feinen 6amen/ ^ag er \>ai 
^cttlicbt (eft^en foOe/ fonbern butc^ ®erectitigfcit (ed ®(an' 

14 beni$. S)enn foOen t>U ®efe$(id£^ett 33ef)$er fe^n/ fo ift ber 

15 @(au&e entCräftei unb bte 93er Neigung it^altloi: I2)enn Ht 
®efe$ bemirft 3orn; mo aber fein @efe$ i\}, H iil ancd 

16 feine Ueberrretuns» i&arnm burc6 ®(auben/ fo iai antf 
®nabe/ auf bag bie SBerbeigung fefiftebe für aDen eamtn, 
nic^t aOeitt für ben ani Um ®efe$/ fonbern aui^ für ben 
ani bem ®(aiiben Slbra^amd/ melc^er unfer aUer 93ater 

17 iß:' (n?ie gefc^rieben fie^t: „sunt Sparer oie(er 9Jölfer Me 
i(b Ud) gemacl^t^) oor ®oit/ Um er glaubte/ ber bie 
Sobten (ebenbig mat^tf nnb ber wai m<i)i itl mit 9tamen 
nennt/ ali fei) ti. 

©urd^ eine l;6(l^ft einfacl^e, treffcnbe Strgumentation jcigt 
«|)aulu§ nun an bem Selfpict 9(bral;am§, ba§ bie \)on S)a\)ib 



12) ^tx Slutfbrucf 3«al ^rare^a ne^ixo^ri^^ Tolq oi>x ix nt^i" 
Toyiriq ^ovov äXkä xal %o%g aroi^ovtn x. t. %, fann nid^ti 
an^rrd bei§rn aU: Q3atfr Derer unter ben iBefcbnittenen/ bte 
Sug(et(ft gläubig ünb/ benn ba§ ^brabani SBater ber gUubt^en 
Unbefcbntttenen feon foGte^ ift unmttte(bar oorber gefilmt. Cf* 
fenbar iü bier t^on Stbrabam^ getfftger ^aterfcfoaft bie 9leb^; 
bf)6ge man nun biefe auf ailt iBefcbnttteneu / fo n^fire Ha^ im 

^tberfprucb mit 2, 28. 29. — 13) ^Xtifoyo^io^ xoafto«. — 

Köafiog bebeutet befanntltcb ^uerO Crbnung/ Harmonie/ Sier/ 
d^bre u. f. w. ; (aU 6e6mu(f tlebt eö 1 $etr.3 / 3; Sef. 49< 
195 61/ 10; Str. 32/ 6. ©ergl. 1 3rtm. 2/ 9.) unb bann ertl 
bie ^elt/ in fo fern Ite ber 3(u$bru(f bed bdcbAen orbnenben 
(Stiftti iü. — ^ag ^brabam ober feine 9^ac()fomnien Q3r<lber 
ber SlOelt fepn foOten/ iß nirgenbtf oerbei§en n^otben; 93aulud 
bat ;ca()rfd)einli<b 1 SPlof. i5/ 7 int @inne/ »0 '2IbrabAm bev 
®eßb be^ iganbe^ Sanaan oerbei§en wirb/ ncfched b^uß^ a($ 
Xnvvi^ bed $imme(d/ ber 9S)obnttnt3 ber €^e(tgen galt/ unb 
woran hie Xbeilnabme benen juftebt/ n)eK1)e ^ix. t^? Tiiaxco^ 
babfn. 9lun ift e$ ni<f)t ungewobnitcb / bag hit ^vo\Ul fo(d)e 
Seppen mit anbern 90Dorten wiebergeben/ eben um {u {eigen/ ta^ 
iie nicbt »ilctlicb foilen genommen werben / unb fo fdi^eint $au* 



86 Aap. IV. 9— 17. 

auftgcfpr^d^ene @dt(|))rctfung bcr v^n ®ott SBecinabigten fid^ fei« 
ncdn>eged einfeirig auf bie ä3cf(^ntrrenen beiiei^e / fonbem auf aUc 
9Kenf(^en ol;ne ttnterfd^ieb tveld^e 9(6rai)am im @>(auben if^ntid^ 
fmb. 9(6taf)am( ®(aube ift i(;m afö @crcd^tigFcir angerechnet 
ate er nod^ ein Unbefc^nirtener n>ar/ baft jeigt beutlid^/ fogt ber 
SCpofi^el/ ba^ Unbefc^nittenen ber @Iaube (bnne atö @ere(^tigfeit 
angered^net »erben» 10a§ B^^ ^^ 25ef(^neibung aber erhielt 
$Cbrai)am ate ein bebeutung§)>oIIc^ @iegc(» fDem ©eifte^mann 
^au(u§ ift alleft t>oU geiftiger Sb^beufung/ wie benn gen>i^ andfy 
feine SSerorbnung ®otteS anberft aß ))on geifKger 5Bebeutung 
ft\)n fanm IDie ^efd^^eibung am $*(eif(^ beutet auf äSefc^neibung 
be^ ^er^enö/ wie fßauluft ba^ t>ort)in (2, 28) f(l[^on fehr be« 
ftimmt iu erfennen gegeben J^at: fie ift du^ere§ B^ifm beffen^ 
n)a6 innerlid^ gefd^et^en folL @ie war aud^ bei 9(brat)am n\^ 



Iwi, ber offenbar hie Q3er6ei§ung gan} im geitltgen @tnne 
nimmt unb fie aud) auf liic unbefcbnittenen i^etftigen 9)acb« 
fommen be|tebt/ reebt abiicbtltcb unb bebeutenb itoai^oq |a 
feben/ aU S{udt)ru(f ber t^oOfommenSen Crbirun^ unb Harmonie/ 
ber 90Dobnung ber Zithi unb be^ ?ixitttni. — 91uf äbnUcbe 
9QD(tfe ifi SitaUb. 5/ 5. 7^4 ju Derßeben. — ü) 9(Darum icb ha€ 
iv^titt "yditssidi abetf btngegen/ nebme/ n«irb ou^ber<SrfM« 
rung erbeflen 3n 9^ii(f ficbt bed i^vracbUiben f. Hernn.adVig.p. 
846. (ginige Codd. lefen aucb ^^. — ^ 16) S)er @inn ber 
SG3orte itavTl Tcp aTripfiari, oh x(S ix tov vopov ^ovoVf 
aXXdt xal t^ ix jrtaxeos 'A(Jf. (^ unverkennbar^ benn er 
fann fein anbrer fepn aU ber tm i2ten iOerfe au^gcfprocbene. 
SIber aucb hie (SonOruction i& UiAt/ n?enn man bie CErflärung 
im I2ten 95.^^« iv r^ dx^oßvariif^ bie 9Jau(utf im 6tnne 
batte/ üu 9KiaTeo$ btnjubenft. Sie ^erbeifung fiebt fefi ffir 
alit gfiüu&iocn 9}ad)fommen/ nidtt nur für bie au^ t>tn ^übtttr 
fonbern aucb för hit , tveirbe unter benfelben dufiern Umßdnben 
nie 9lbrabam/ ndmiicb ebne befitnitten |u fe^u/ gläubig (Inb. — 
17) TtaTivavti ov iniQxevae Ssov •= KarivavTi, roif ^eov, 
^ inl<rTiv<TB ift eineSIttraction aenau berfeibenSIrt/ mie ^. CB. 
21/ 16. na^* 9 ^eyia^cD^av Myaoovt Tiy». gcb babe bie 
aani tvortUcbe lleberfebung biefe^ ^erfe^ vorgelegen/ wtil fie 
mir btn fcbdnfien 6inn iu geben fcficint. 



ÄdP. IV. 9— 17. 87 

b(o§ SBeftCdlung ber gbtrticiKn Suf^^d^r fonbern iu^lcid^ Srtnnc» 
rung/ baß aud^ er fclbft/ obn>o(;( er ftd^ bcr gbtrlid^cn ©nabe 
€rfrc.ure/ bod^ nod^ bcr fernem Sduterung bcburfe unb baß bei 
tt)tn unb feinen 92ad^Fommen bte i)od[^fte SrfuHunq ber ä3erl;eißun9 
an 9{ein()ett M ^erjend gebimben fe^* 2ln bem ®inne wirb Sfbra« 
l)am 93ater unb 93orbi(b alter ©l&ubiden genannt/ ba^ Wk, o(;ne 
Unterfc^ieb »on Seiten ^ Stationen unb ©ebräud^eu/ bie an &ott 
gUmben n>ic ber unbefd^nittene 3(brat)am an @ott glaubte/ ftd^ 
axiä) ber red^tfertigenbcn / b* i> ber l^elfenbeu/ lauternben/ erlofen» 
ben @nabe @otteS (u erfreuen t)aben : ba^ fle an 93eifaU ©ottcd 
unb ©lucFfefigfeit geminnen foUen/ mie fle getüinnen an 9teini;eit 
be§ J|>erjen^^ 

S)en 13* S3er§ Oaben me(e (bie ftc^ ^au(u$ a(d gegen ^art^* 
ndrfige 3«ben i>o(emifirenb benPen ) afö ein ncuc§ 3frgument be* 
trad^tet/ baß nid^t ben ^uben au^fd^üeßlic^ bie gcttlicl^e ^cgnabi»' 
gung juPomme/ unb i(}n fo aufgefaßt: Sfud) n)arb nid^t burd^d 
®efe^ ( unter bem ®efe^/ ober weil er ba§ ®efc^ erfüllte ) Stbra* 
l;am unb feinen yia<S)tommm bie 93er()eißung gegeben u« f. w* 
9(llein/ wenn man babei annimmt/ f)>au(u6 wolle biejenigen wiber^ 
legen/ benen ber bloße SSepft be§ ®efe$c§ l;inreid^enb bunfte unb ver« 
ftei;t alfo im i4ten 93erfe unter ben ©efeglid^n bieicnigen bie t>a^ 
®efe^ l;aben/ fo würben biefe ntd^t einräumen, baß bie 25er« 
beißung gel^altlo^ ober \)ernid^tet fet^/ weil fte fie eben nid^t )?om 
®lauben abl;ängig maä)cn, fonbern \)om 93cft$ be6 äußern ®e« 
fe|ef^« ®oQ aber ^aulu^ gegen bierebeu/ weld[^e bie 93erl)eißung 
von Erfüllung bc§ ©efc^eS ab()ängig mad^en / fo ba^ alfo bie ®e« 
fe^lid^en {ol Ix röpov) biejenigen futb bie auf SBerF()ei(igFeit 
il)r aSerbienft grunbcn, fo wdre gegen biefe ber rfufajj "fo ift ber 
@laube entPrdftet'/ eben fo wenig treffenb afö gegen bie erfteru/ 
benn aud^ fte legen bem @laubcn Feine Sraft bei. ©etrojfen waren 
fte freilid^/ aber nid^t wibcrlegt, burd^ ba& S'^Id^nbe : bie23ert;cißung 



6S Ä«P* IV. 9 — 17. 

ifl dei;a(r(oö / vdM nkinanb bem ©efc^ genügen Fanm (@* o6en 
@« 62) Ueberbem aber ftdnbe ber 3uf<^$^ benn n>o fein ©efe^ tft ba 
ift au<l^ feine Uebertretung / nid^t allein ganj mu^ig ha , fonbcrn er 
verleitete aud^ ju ber verfel)rten Sofgerung, \>a^ ^aulu§ ben J^eiben 
barum weil fie fein@efe^ Ijatten/ einen SSorjug ^jor ben Suben ein* 
rdume/ XQa% boc^ ber frut^er ))on i()m auögefprod^enen SBa{)rI;ert 
tpiberfprid^t/ ba^ alle SDtenfc^en von Statur in einem Suf^^nbe ftnb 
an bem @ott nur 9D?i$faUen l)aben fann/ unb e^ feinen Unterfd^b 
mad)en fann^ ob ber innere B^ftanb be^üi)Ienfd^n/ auf ben @ott 
allein ftet)t/ fid^ burc^ Uebertretung eined äupern Gkfe^g an ben 
$ag gelegt ()abe ober vM^i, n)enn bod^ biefer S^^f^^nb fo ift/ ha% 
@ott xoÄ%, ber SD^enfc^ n)urbe ba6 äußere @efe^ übertreten n>enn 
ej il)m gegeben wäre» 

SBir faffen barum ben ®inn biefer ®teUe ganj einfad^ fo auf/ 
\ia% ber 3Cpofte( ben n)id^tigen ®a^: 9(Ued i^dnge )>on ber gläubigen 
Q^efmnung a^i, unb nid^t )>on ben Seiftungen. be§ SDtenfc^en/ nic^t 
))on htm @efe$ be§ J^anbelng/ aud^ baburd^ nod^ befrdftigen n>iU/ 
h(x^ er jeigt/ @ott i)abe bie Erfüllung feiner S3ert;eißung an 
S(bra(;am unb feine 9lad^fommen nid^t abf)dngig gemad^t ))on @e« 
fe^erfuUung. i&ie an 3(brat)am unb feine Slac^fommen getf)ane 
S3er(;eißung^ fagt er/ (autet nid(^t: ®ie foUen 33efi^er fepn/ falfö 
fte ba§ @efe^ erf uUen / fonbern bie 93eri)eißung berul^et allein auf 
©laubenftgered^tigf eit* *) ©enn wenn biejenigen hah 93ert)eißene 



*) S)te^ tft gefcbicbttKcb. ^a$ er0€ g}ort U% j^errn an tt&ra* 
()am/ batf un^ brricbta n><rb (i. il^of. i2/i)/ tu dne Sfufforderung 
in Wn eanb ku \\t%txi ba$ G)ott t6m sHgen unb n^o er ibn fegnfn 
n^tO/ alfo ntd)t ein ®eff(/ fonbern ctn Srnietd ber ®üte ®otte^. 
%\t fofgenben i8erbei§ungen finb o^tte oOe Q3ebtngung/ abecüberaQ 
Setgt 04 bie gläubiGe/ fromme CBefinnung illbrabamtf : er folgt bem 
Sl?ufe ®otte$; er prebigt ben snamen bed j^errn; er bauet ibm 
Slltäre; er tri freigebig gegen Un ^riefier bed bocbflen ®otte^/ 
grogmfitbig gegen ben fiberrounbenen ^einb. 9lu<b bie befiimmtere 
S3tr(eigun0 (it. 15.) gefcbiebt unbebingt; aU nrfa(be %Uxi^\m 



erfangen, fugt ^auIuS l;mju, -bie ba§ ©efeft erfüllen, fo Ift ber 
@(aube,.bcr bod^ einiige Urfad^ unb SBebingung ber SBerf^eißun^ 
war , entf rdf tet ; fo ift aber aud^ bie flanje fBerf^ei^ung niäftid 
mb QitydHc^: benn ba^ ®efe^ fann niemanb erfüllen, e§ be- 
wirft nur Sorn» J^dngt (hingegen ber SBeftfe beö SSertjei^enen, 
für jeben (Sinjetnen, ni<l^t t)om ®efe| ab, fonbem vom ©lauben, 
von ber @ott vertrouendvoU jugemanbten @eftnnung, fo fte{)t 
Der Srfültung nicl^t§ im SEBege: benn ber ®faube I)at fein ®efe$, 
folglid^ fann bei it)m aud^ von feiner Uebertretung bie SRebe fe^n« 
S)emnad^ berui)et bie Erfüllung ber 93er()ei^ung gan$ allein auf 
bem ©lauben, weil fie nic^t Sol)n ift, fonbern freie ®nabengabe, 
unb fo nur fteljt bie SSer^eißung feft für jeben ed^ten 5yia(^fom* 
men Slbraf^am^, für jeben \\>al)xl)aft ®lau6enben, oI;ne Unter« 
fd^ieb bet Station« 3n biefem kirnte ift W)taf)am unfer, ber 
©laubenben, aller 93ater, in biefem ®inne I)eißt e§ von U)m, 
er folte 23ater fcijn vieler SSblfer» §ur ben aSater nid^t blo§ 
l)er ^ubcn, fonbern aller funftig ©laubigen gilt er vor bem ®ott, 



dibt ber i&t^&bUt an: ^tirabam glaubte S^fiooa, unb hai rechnete 
er ibm anvld (9eteAtigfett. S)er roteberif ölten / au^ffibrlicbern ^tu 
bngung (it»i7.) ttixb bin^ugeftidt: fo balte nun meinen <8unb, 
n&mlid^ bie IBefAnetbung ; aUt btefe tff, tüit $autu^ audbrucfUcft 
faot/ ein Siegel ber ^ereebtigfett, affo nicbt ein (9efe&. Später 
n^irb Sebooa aU mit ficb felbfl rebenb etngefäbrt: (18, 18. 19.) 
n^bxaham with ein grofied unb mäcbttcte^ S8o(f werben/ unb bur(b 
ibn foOen grfegnet »erben afle ®ef^le(bter ber Srbe. S)enn i(fe 
wet6 bai er feinen &dbnen unb feinem $a ufe nacb 
ibm gebieten wirb, ba9 fit ben ^eg ^tbot>a^ balten 
unb ®ere(bttgfeit unb l^ecbt tbun, bamtt ^ebo^a auf 
Sbrabam fommen laJTe fDa$ er ibm verbei§en/* Unb al^, nad) bem 
grogen (Blaubenebemeife bei ber befohlenen Aufopferung SfaaN bit 
5Ber6ei6ung auftf feierficbSe erneuert wirb/ wirb binjugefiigt ,|burcb 
bcinen gfamen foOen alle Golfer ber (Srbe gefegnet nierben, barum 
bai bu meiner Stimme gefiorcbet 6aft.« Sllfo ift nirgenbd @eff&ftf# 
erfuOnng sur SBebingung ber Srföflung ber ^erbeigung gemacbt, 
fonbern tiefe ifi freie ®abe, bit aber nur bieienigen befl^en tonnen/ 
bit fit im (Stauben ergreifen« 



90 Aap, IV* 18 — 22. 

(in ben Stugeti ba &r>ttth) bcm et glaubte/ »ot bem Wki Übt, 
audf bte funftigen (Sc\d)Ud)tct, aud^ xoa^ voit tobt nennen/ {int 
20/ 584) bet anäf bte bebten tn6 Seben jurucffu^rt/ t>ot bem 
aud^ bad tft/ n>ad n>tr/ n^eil e^ nod^ nic^t in baft 9tei<^ ber 
®id^tborPeit gctreren, atö SRicbtfepenb beftad^ten; ber aud^ baft 
9tei(^ bed Unftd^tbaren bel)ertfd^t/ unb bie geiftigen 2Befen bte 
(unftig er|l in ber ®i(|^tbar(eit auftreten fotten burd^ unb bmä) 
fennt/ gleid^fam mit 9lamen nennt ^) 

18 — 22. Ue^er i^ofaung (^inau^ iiauiit er mit ^ofFnunft/ 
bag er Sßarer Dieter 9>ö(fer werben miirbe ( nacb bem 3lud* 

19 fpruct^e: alfo mirb bein 6amt feon!) unb nicOt manfenb 
im ®(auben betrnct^tete er nidbt feinen abgelebten Körper/ 
ba er ia\\ (unbertjäbrifl toavf nod^ ben abgelebten Setb 

20 ber @ara; nicbt ung(&ubig bei»eife(te er bie 93eri>eigung 
®otte4/ fonbern »arb ftarr im @(attben/ ®0tt bie @^re 

21 gebenb ' unb fefi äberieugi/ bai ma« (St berfproe^en/ Sr 

22 auct^ m8(9tig ifl {u tiun. Unb barum toaxb ti i^m aU 
@erec6tigreit angerecbnet. 

^aa(u§ ieigt t^ter an einem SBdfpiele bie @rb§e be$ @(au» 
bend ^Slbrat^amd/ bie mdd^^ttge SBirfung feineft @ott))crtraucn§. 



*) S)iefe 9(ufaffung Von naleiv fcbeint mir nod) be^euten^er 
aU bie ^t$ 9?ufentf ind S)are9n/ noelcbe in iener aderbingd aud) 
mit liest« ®ott fennt hit S^enfcbrngeißer ebe fit in H^ menfcb* 
liebe ^arcon treten unb benimmt nacb btefer feiner iSenntnig tbrc 
©ebieffale unb tbren Oeruf. $f. i39/ J6. Qer. i/ s. 

18) 9vap' iX^rtda gebe td» Durcfe barnber binaud = mrbr 
ald/ (oergl. ßuf. 13/ 2) n)eü man mit gegen ben Q3egriff 
betf (Sntgegengefe^ten f bti tinmogltcben i^erbtnben fönnte. ^ai 
ihm t^erfprocben tvar lag ienfeittf feiner ^olfnung/ tvar mebr 
o(^ er/ htm getvöbnlicben £auf ber S^inge nacb/ ^u ermarten 
berecbtifit war. ^btt t^ mar nicbt feiner Hoffnung )umiber/ 
entgeoengefelftt/ nocb unm^gticb. 



Aap. IV. 18 — 22. 91 

!Ri(^t aß ob ba^ Zutrauen/ ma§ 9Cbra(;am in btefem einen $aUe 
in bie äSerfpred^ung @orred ben>ieö / ®runb M 93eifalld @otte§ 
Seioorben man: bie S3ert)ei{lung war eben $clge beS @(auben§/ 
ber fefi^en SCnl^änglid^Feit 9(brai;am^ an @ctt^ fo n>ie hap fefte 
vSertrauen 9(bral;amd aud^ in biefem einen %aUi SCBirFung n>ar 
unb Snoetd feiner feften 9(nt;dng(id^feit an ®ott Sin n^eniget 
@ott ergebened^ weniger üon ber Siebe/ SBeidt^eit unb fOlaift 
@otte6 burd[^brungened @etnutt) würbe ber S3eri)ei6ung QwÄ^i 
entgegengeftdlt f)aben» ©a§ aSerfprodjene ging weit über 2Cbra* 
t)am§ J^i>ffnimg l^inauö« 3n feinem f)ol;en 3((ter unb bei h^m 
älter unb ber Unfrud^tbarfeit ber @ara i;atte er Idingft bie Jg>ojf* 
nung auf 9la(l(^Fommenfd(^aft aufgegeben. SDennod^ ergriff er 
frcubig ()offenb bie 33er{)etßung / erwog nid^t bagegen jwcifefnb 
toa§ nad) bem gew6(;nli(]^n Saufe ber S)inge feinen Jg)offnungen 
mtgegenftanb/ fonbern feine (ebenbige Ueberjeugung oon ber 9QBai)r« 
l)aftigfeit unb SHtmad^t ©otteft erl;ob il)n mdd^tig über S3ered^nun« 
gen beö flugeinben a3erftanjbe§ , er gab (Sott bie ®l)re. 3';"/ ben 
ed^t ©Idubigeu/ Fbnnte nid^tö unmoglid^ bunfen wa§ ubereinftimntte 
mit ber ®ute ®otte§ unb voah nid^t im 2Biberfj)rud^ ftanb mit 
ber von tl)m erfannten gGSefenf)eit ®otte& @o warb tf)m S*f cube 
ber Hoffnung, ^-reube ber grfüHung» ©iefer ®(aube/ biefer 
Suftanb feinet @emut(;§/ warb if)m M ©ered^tigfeit ange« 
red^net^ 

23^25. 9(ber ni^tium feine ttviden aOein »arb ti attfge^ 

24 ^icfinet/ bag ti i^m angerechnet morben/' fonbern aac|^ 
ttm onfertmiaen benen U an(fy foO angereefinet werben/ 
bie wir glauben an ben ber Sefui unfern ^errn oon Un 

25 Sobten erwecftbat/ * welefier ba^ingegeben ifi unferer Ueber^^ 
trctungeti wegen/ unb anferwccfet unferer ßerec^tmad^ung 
toegen. 



92 Ä«p. IV. 23 — 25. 

8Cber ni^t Mo§ ate eine l)tftorif<^ SRad^rid^t, jut ef)re Sttra* 
I>am«, ift un« bte^ mitgetl^eitt »otben, fugt fpaulu« l^inju, fon« 
bern aud!^ ju unferer 95e(et)rung^ ju unferem Srcft 3(u<^ un§ 
bie n>it ©ort glauben xok SCbrai^am it^m glaubte/ foU e6 angered^ 
net merben^ aud^ wir fotten wie et bet @nabe ®otte§, be§ ^o^t* 
f^reitend im ©uten unb ber SrfuUung ber und gefd>el)enen großen 
©erl;etßungen gewiß fepn* Unfer ©laube, wenn er red^ter SIrt 
ift, ein fefte« J&atten an ®ott, fann fein anberer fe^n afö 8(bra^ 
I;amd ©taube/ aber unfere Srfenntniß bed ^(and ber Siebe ©otteö 
fann großer fe^n atö bie feinige unb muß e$ nolI)n)enbig fepu/ 
wenn unfer innerer Swft»^«^ bem feinigen gleid^t» Stbral^am er* 
fannte unb glaubte ben ©Ott ber, bie Sobten erwedft unb t)or bcm 
fein Unterfd^ieb ift jwifd^en bem 3e^t unb Sunftig: aber bm ^lan 
ber unenblid^en Siebe ©otte«/ ber Srtbfung bed menfd^lic^en ©e« 
fd^led^td burd^ St;riftud fonnte er nid^t fennen unb alfo aud^ mä)t 
in feinen ©tauben aufne()men* Un§ ift biefer ^lan \>ov Slugen 
gelegt/ un§ ift t>erfunbigt/ baß ber ^err ber Jperrlid^feit au§ un» 
enblid^er Siebe/- weil fo nur bie ©efallenen fonnten gerettet werben/ 
bie 2Bo()nungen be6 ewigen Sid^ted t>erlaffen unb ftd^ bat;ingegeben 
t)at ben SBebingungen ber @d^wad^i;eit unb bed ZoMf ba^ er 
Oerabgeftiegen ift in ben Werfer um bie SiarO^t ber ©efangenen ju 
Ibfeu/ ba^ er aber wiebererwecft/ befreit t)on ben Sanben ber 
SDlaterie, lebt in ber JHJelt ber ©eifter unb ber 2Bal)ri;eit um fein 
großem 2Berf / bie ©ered^tmad^ung unb 33efeligung ber ©efallenen 
(u ooUenbem S>enn obgleid[^ ba^ SBerf feiner Srlofung nur Sind 
ift unb/ \)on bem ©tanbpunfte ©otteS auS betrad^tet/ ))oUenbet/ 
fo ift e$ bo(^ / ))om menfd^lid(^en ®tanbf)unf te aud betrad^tet/ nod) 
ein fortgef)enbeö. SBir felbft fül)len und/ obgleid^ unfrer Srlbfung 
gewiß/ bod^ nod^ mannid^faltig ge()alten t)on bm ^effeln ber 
<^unbe/ unb eben fo finb e§ fo )>iele mit und lebenbe unb funfrige 
©efd^led^ter* ^ur fte unb für und ift feine erlbfenbe/ geredet- 



StüV. IV. 23-25. 93 

mad^iibe &nabc unaWdffifl »irffam* - 3ft unfcr ®ottrtbctt>ußt* 
fe^iv unfer ®Ioube, unfer innerer Suftanb gleid^ bem be§ 3C6ra* 
l;am§, fo Fonnen wir nid^t anberö al§ biefe l)o\)t Offenbarung, 
in it^rer gottlid^en Einfalt unb SDBurbe bargefteMt, banfbar juver« 
ftd^flid^ un& aneignen. @o menig Uf>val)am ber it)m getf^anen 
JBerfvrec^ung Sweifel M flugclnben SSerftanbeS enfgegenfe^te, 
fonnen wir biefer Offenbarung, biefer a3er()eilittng fold^e ßweifel 
entgcgenfe^en: benn fce mtfyait nid^tö wad unferm reinften, \)bi!^ 
ften ©ortedbewufkfe^n wiberfprdd^e , fte ift t)ie(me{)r ber SCuSbrucF, 
bie un^ erfennbar geworbene Srfc^einung , ber allerl^od^ften Siebe* 
@(au6en wir wie Ubtal)am, fo fu()(en wir anif wie er, ba^ biefer 
gbttlid^en Siebe gar nid^tö unmöglich ift unb ha^ wir in unferer 
©d^wäd^e ben ^ian biefer Siebe nur al;nen unb bewunbernb an« 
beten, aber nie erf äffen tonnen, unb ba§ e§ SBa(;nftnn ift, wenn 
ber gefallene, in taufenbfad^em 3<Ytt)um ftd^ tdg(i(^ begriffen ftn» 
benbe iDtenfd^ fre))elnb fid^ anmaßt ben ^(an ber ewigen SBei^t)eit 
überfeinen unb meiftern ju woUen* 

J^ierauft fe()en wir alfo auf^ beutli((^fte, wad ber @(aube, 
M menfd^Ud^e (Sigenfd^afr betrad^tet, ift, ben ^aulud \)on benen 
forbert, benen er bad Evangelium in feiner Steinbeit oerFünbet, 
ober t)ie(nief)r t>on bem er fagt, ha^ er und foKe eben wie SCbra* 
tyimh @Iaube angered^net werben, ber a(fo not()wenbige S3ebingung 
ift iut wirRid^en Erlangung be6 bargebotenen ^eitö. @d ift ber«' 
jenige ©taube an @ott, bad reine ©ottedbewu^tfepn im 9)lenfd^en, 
au§ bem bie volle , (;eri(id^e $(nerFennung unb Ergreifung ber in 
S(;riftud unS bargebotenen gottlid^en J^ulfe i)ervorget)t unb notf)« 
wenbtg l)en)orge()en mu^, wenn wir bie lautere, unverfdlfd^te 
£unbe berfelben empfangen* E6 ift ber Buftanb M ©emüttx^/ 
in weld^em Ef;riftud Fennen, wenn ed und gezeigt wirb wie 
er wal;rt)aft ift , unb @ott Fennen , eind unb baffelbe ift (3ol> 
14, 7) weil (£()riftud bie ftd(^tbare SBirFung ©otted auf Erben, 



94. Xap. IV* 23-25. 

toeti er mit bem SQatet etn§ ift 9C(fo 3uftanb bed @emur{;e§ i(l 
ber @(au6e/ ni(^t f)tftorifd[^e§ SBiffcn/ unb nod^ me( tDcni^er ^e« 
banfen{ofc§ ^nerfennen t)on SCrtiMn unb ©(aubendfotmcf n , t>on 
SDlenfd^cn au^geba^f* S(6ra(>am tonnte m6)t& »on bem l)iflbortfd[Kn 
St)riftu6 , unb bod^ würbe fein @(au6e i(;m aü ©ered^tigfeir an« 
gere(l(^nct; bie SDtenfd^n/ benen ^aulu6 bciö St)an9eiium \)erFun« 
bt^te / wußten nid^tö ))on @{auben6f ormeln unb Soncitien / unb 
bo(^ fagt er i()nen/ ba^ i()r @(aube ifynm n)erbe angered^net noer« 
beu/ n>ie 9(bral>amd @(au6e il)m angered^net n)urbe* 9(bral)atn 
n>u§te in feinem 2^nern bie ®rimme ©otted von teber anbem 
©timrne ju unterfd^eiben / unb fc forbert a(fo ein red^ter Ubxa* 
1)am^la\\bc eben bai S3em>erfen menfc^lid^er Set^rmeinungen / bie 
an unferm3nnern ftd[^ nic^t atö gctrlid^e ermeifen^ »eil er nnott^ 
einbar ift mit btinbem 9Cutoritdr§ « unb ^urd^tglauben* — Slbra"* 
i)am glaubte / fo mie ol^ne t)crgefd^nebene ®(auben6fbrmeln / fo 
auä) ot^ne t)crgefd^rie6enen Sultuö/ unb bod^ n>arb fein @(aube 
atö ©cred^tigf eit angered^net* Sben fo folt aud^ un§ , wenn wir 
©Ott glauben wie er^ unb wenn wir (£i)riftu$ glauben/ wie er il)n 
würbe geglaubt traben/ wenn er \f)m ()dtte Krfunbigt werben ton* 
nen wie un§ / bei verfi^iebenem äußern Su(tud unfer ©taube aU 
©ered^tigfeit angered^net werben. 3()m fonnte^ nod^ bem dnt* 
wicf e(ungdp(ane ber ©ottl;eit / ber t;iftorif(^e ^riftu^ ntc^^t vertun« 
bigt werben / unb boS) war fein ©laube ber für if)n redj^te unb 
©Ott wobIgefdUige ©(aube. 2Bot)er benn ber abfd^eulid^e 9Baf)n/ 
baß iDtenfd^en/ beneu/ gleid^faltö nad^ bem @ntwi(f elungSpIane ber 
©ottI)eit/ St)riftuö nid^t verfünbigt werben fonnte^ aud^ nad^bem 
er ftd^tbar erf dienen war, felbft wenn fte ©ott glauben unb bie 
i(;nen geworbenen SDlittet jum $*ortfd^reiten rebüd^ benu|en f ben< 
nod^ ewig von ©ott oerftoßen fepn foKen;? ba boc^ ^auIuS an 
bem ;Seifpie(e beö unbefd^nittenen;unb ungetauften SCbralf^am« (ei^rt> 
bü^ aud^ ber Unbefc^nittene unb Ungetaufte btm tmpartf^eiifd^ 



Aap. IV. 23 — 25. 95 

« 

©Ott tDo()(9efälß(i fevn fonne, ber eben fo ber J^eiben wie bet 
3uben unb ber @);riften @ott tft; ba ^edru^ .'erPennt^ ba^ bei ©Ott 
fein 8tnfe()en ber ^erfon gilt, fonbem jeber, ber ®ott furd^tet imb 
Stecl^t t()ut/ ii;m angenet)m ift; ha (Sl^rtftud fagt/ er fe9 tii^t 
<)efommen bie 2BeIt ju richten ^ fonbern ju fud^en unb feiig ju 
ma(^en ba§ S3er(orne* 2Bof)er bie 93erbammun9 berer / bie an 
6()ri|lud nic^t nadf einer gemijfen i()nen unbekannt gebliebenen 
ober unjugänglicl^en S*orm glauben? ia W>taf)am oI;ne irgenb 
fold^e $orm ©ort angenelf^m war; ba St)riftu§ feine $orm be§ 
©(aubend )>orgef(^rieben/ ha er fe(6ft jenen reichen 9on it^m fetbft 
6c(el;rten 3ung(ing nid^t \)erurt{;ei(re/ n>ei( biefer nod^ nid^t im 
@tanbe war^ ü)n auf bie rechte SBeife anjuerfennen / fonbern 
il;n mit tiebenbem SCuge anfat)/ weil jener auf bie »on 
i(;m t>erftanbene SBeife bem ©öttKdlKn nad^^ufornmen ftd^ be« 
mutete/ unb er bod^ unmöglich ben ewig \)erwerfen tann, ben er 
( i e b t. c SDlarf . lO^ 2U) — SBoi^er biefer 2Bat)ng(au6e/ biefed bem 
£i;riften fo wiebert)o(t unb fo ernftlid^ unterfagte Slid^ten? — 
Sann ber im @mft von fid^ urH;eiIen ^ h^n wahren ©(auben ju 
l)abm ber un§ foU atö ©ered^tigfeit angered[^net werben/ ber fo 
ben 2cfytm unb bem SBeifpiet be§ gro^m SDleifter6 ^ot^n fprid^t ? 
unb fann ber wa()re ®(aube/ ber ibm mangelt^ erfe^t werben 
burdf^ tobte $orme(n ober tobte SSkrfe/ ))on benen e5 auibrikffid^ 
l^eißt / ba^ fte nid^t ber ©runb ber ©ottwoi^IgefdUigfeit $CbraI)am9 
gewefen fmb? 

^autud/ ber nirgenbd SSerbammung prebigt^ fonbern im ©e« 
geiltet fo emftßd^ warnt \>or SBerbammung Slnberer^ fprid^t auc^ 
nid^t über bie fo grobUd^ Ü)n unb feinen SDMfter iDtidverftebenben 
hah ä3erbantmung6urtt)eil au$« 9(ber ben ©(auben SCbrai^amd/ 
ben ©Ott woblgefdUigen/ ber att ©erec^tigfeit foU gered^net wer« 
ben/ fprid^t er il^ien ni^t ^vu 3(?nen wirb ber geredete/ aber 
barm^iige iRid^ter bie ®te(fo anwctfen / bie fte / nad^ \S)wn in- 



96 Ä«p. IV. 23—25. 

nem SBertf) / bcr i^m aUetn Mannt tft / etniuncl^mcn fäf^tg finb. 
9(bet iur SBoUenbung eingei^eh / gered^rfertigt im l)bd^ften ®inne/ 
tocrbcn nur bie^ tDcId^e n>a()r(>aft glauben an ben iBott bcr SiebC/ 
ber ba n>tU ba$ SCUen gct^olfen werbC/ unb ber - auf eine SBfifC/ 
bie weit unfere ^affung^fraf t uberfteigt — SCHen I;e(fen n>irb bur<l^ 
ben einzigen (Srlofet 3^fu^ SI;rifhtS. 



Sitnfte^ Kapitel 

i -. 11. ®erect»tferti8t alfo Hxdt ben ®(atiben (aben »ir ^tio 

2 ben mit @ott buret unferti ^mn ^tiniMMni , burc^ 
welchen mir felbft bie |)in(eitnii9 im Glauben in biefer 
@nabe/ morin mir flehen/ erlangt (abeu; ttnb fro^tocfeo in 

3 i^ofnung ber i^errUcbfcit ®otte<. 9li(6t aber biefeft aOein/ 
fonbevn mir itof^lodtn aiteO in b<r Srfibfal / mobl mifTenb/ 

4 bafi 3;r{ibfa( ®ebti(b bemirfet/ ' 0ebitlb aber SSemfidrung/ 

5 aJemfi^rung aber i>oflnnni\ ' bie ^offnnm aber ISfit nicbt 
ttt 6c(^anb(o merben : benn bie Siebe ®0tte< if^ animo^tn 
in unfere ^erjen bnrcb ben ^eiligen ®eiil ber nnd it^titn 

6 ift. 3)enn e^riftu« ii^ ia mir noc^^ (rafth^ maren/ ber 

7 Seit na((^ / fttr ®ottIofe gefiorberi. Unb bodi ftirbt ttic^t 
leiclit jemanb für einen ÜteblidE^en ; für ben !ßo6It65ter 

8 eima mScdte jemanb iidi entfc^Iie^en }n fterben. ®ott aber 
bemeifet feine Siebe tu nni Hintdt / bag (S(»riiht< ffir nn« 

9 jtarb M mir noc^ 6finber maren. Um fo biet me(r alfo 
merben mir nnn/ gerecdtfertigt bnrcf^ fein fSlnt/ bnrcf^ i^n 

10 gerettet merben bom Sbtn« iDenn la mir/ mS^renb mir 
Seinbe maren / mit ®ott an<gefi>(int ftnb bnrdi ben Xob 
feine« 6b^ne0/ um fo met^r merben mir/ Wndgefö^me/ 



Aap, V. l- 11. 97 

11 intib fein &ciin gerettet Uw. Unb nltbt aOein bici, fon^ 
htm ^toftUämit Wbft in ®m $nb mir lnv<b unfern 
i^errn Sfefni Si^rt0tt«# bnrc^ iDCIc^en mU nun Me 9(nd# 
fi>(^nuna erlangt f^aUn* 

2(uf eine betDunbernöwurbige SQBcife jeiflt nun bet Stpoftel In 
wenigen aber inf)altfd)n)eren SSorten bm unenblidf^en ©ewinn, 
ben tt>ir von einer SRed^tfertiöung, einer Srlpfung Ijaben, bie, un« 
ab(;dn9ig \)on unfern Seiftungen/ unabhängig \}cm @efe|/ allein 
auf bem ©(auben berul;et, unb bie n>ir in 2(nfang, Sortgang 
un^ jÖoHenbung einjig ber un§ burd^ 3efu^ geworbenen gndbigcn 
^vdfc tjerbanPen; juglei(^ aber giebt er eine Vorbereitung auf 



2) 35ag ngoqayayii ({et nicßt ali ©tdgrruiig ber cip^v»? Den 
freien fiittrttt |u ®ott/ ben bertrouen^voQen Umgang mtt &Qtu 

. bthtüUf fonbern ganj n^drtHct» unb nacb feiner gen^^bnücben 03^« 
beurung bad <^tn§uföbren/ bte Slnnägerung/ unb üd) auf 
ba^ foic^tnbt xdfiv beliebe/ jetgt ftbr benimmt ber Ctt^etif 
ber eben ald IBemetd Hütbtf H^ tcit Qbtiiwi auch htn ec0en 
9Infat\g ber 9?ettung oerbanfen/ unb ber fonll oftne Sufammen* 
bang mit bem ^orbergebenben unb faü obneiBebeutung ba0($nbe. 
2)iegan}e @tefle 6-J-11 tfi offenbar idcleg ^u ber i^orbergeben« 
ben 1—5. 7) yctp . . r«^ 2^a« eröe 7«? bejtebt ffd) «uf 
feinen begrönbenben 6a^/ ift alfo ia ober becb/ unb e^ foClte 
9i ober aXXd fofgen/ 0att beffen bad ^wtite yd^ Mit n>ie 4/ 
15. — 3)ie ©ebeutung oon ^Uaioq unb aya&o^ in btefer 
^leOe/ bie ben Unitfiegern fo oiel )u fcbafen gemalt bat/ fann 
iDob( feinen Sneifel mebr baben/ na^ bem mad $r« Dr. Xb^*^ 
(ucf in feinem Sommentar barüber beigebracht bat. fBefonber^ 
}u beachten i0 nodi SRattb. 20/ i — i6. ^ort »erfpricht ber 
iS^auAerr/ ben 9lrbeitern ju be|ablen ^ iav ^ Jtxaiov. . Qegen 
bie alfo benen er ben gen)65nlic(>en i^obn au^jablte ivar er 
dftxato^; gegen bie aber/ benen er mehr gob afef fle ivl 
f orbern berechtigt waren/ teigt er fich 9iU einen $freiQebtgen/ 
einen ^IDobitbÄter/ aya^dq, (g?, 15.) — u) xav^^^Ltvoi 
ffeht paraflel mit na%aXKayivrtqx (®iner ©ramm. 1/ i43.) 
^ir finb nicht b(o^ Studgeföbnte/ Ut aU fofcbe feine Strafe 
mehr furchten/ fonbern noch mebr/ »ir (inb i$rob(ocfenbe/ Ut 
§u (Sott f{4i bed befehlen ©Cficfetf oerfeben. 

7 



98 Aap. V. 1 — 11. 

bcn riefern 93ltdF in Me attsemetne gbrtlk^e (Srfofungftanfralt bnxä) 
(El)rifhtd/ ben er un§ in bem Slid^ftfolgenben ercfjfner. 

9)lit tiefer bixxä) ben @(auben erlangren 9lecl(^rferttgun() nun 
befi^en n>ir/ xocA auf feine anbere SSkifc un§ werben Fonnte: 
innem ^rieben im JJ^inblidf auf (Sott, ©er @(au6c felbft fe$t 
un6 in baö rechte 93erl)ä(tntß ju ©ott/ unb bamit ju ber ganjen 
@cl^o)>fung/ benn unfer eigner SSJiKe n>iberftrebr nid^r mef;r bem 
SBiUen @otted/ er ift aufgelbfet in biefen; unb n>enn aud^ bie 
nod^ übrigen ^(emente unferer irbifc^en 9)atur oft nod^ nn^ Im* 
bem^ ben IBiUen ®otte§ ju erFennen unb il^m ganj gemd^ ju 
(eben/ fo ift e^ boä) niäjt mel;r SBiberfe^ung/ abftd)di(be^ SBi« 
berftreben. Unb biefe unfere ^(^n>äcl^e (ann ni^t mei^r unfern 
Rieben mir @ott ftbren^ unfer freubigeö SCuffc^uen ju SOni un^ 
terbred^eu/ benn ba^ ift eben unfere fefte @>(auben^uberieugung, 
ba^ ®ott unfere ^Rettung nic^t abi)in&m l&^t t)on einjefnen 
^anbfungeu/ ))on ber (Erfüllung eined ftrengen @efe^ed/ fonbern 
))on bem ©(auben^ ))cn ber J^inneigung unferS ganzen 3Befen6 
iu 3(;m / unb ta^ @ein @laube/ ® eine Sreue in Erfüllung feiner 
a3erl)ei^ungen unenblid^ großer ift M mx je t)ort)er ed ju at)mn 
vermo(^fem £)enn t)on feiner @nabe gei^r alle^ aud/ t)cn und 
fetbft gar nid)td* ©urd^ 3cfud (£^ftu§/ ben einzig jum CErlefer 
ber gefallenen SBeU ©eorbneten^ (;aben n>ir ben gbttlid^en ^rieben 
erlangt bejfen wir je^t unft erfreuen, boc^ nid^t cttoa fo, baß 
wir fruf;er burd^ eigne ^raft fo weit und gei)o(fen l)ätten, baß 
biefer triebe und ertf)eilt werben fonnte: nein, 3N t>erbanfen 
wir SHIed, felbft bie Einleitung, ben erften ©dj^ritt ju biefer 
@nabe worin wir jefet ftel)en, felbft ben erften «nfang bed ©lau* 
bend, ber @ott jugewanbten@efmnung: Sr ift berSlnfänger unb 
ä3oUenber unferd Glaubend. JDiefe tleberjeugung-ber wn 3l)m 
audgegangenen, von 3|}m fortgefe^ten «i^ülfe, giebt und aud^ bie 
@ewiß(;eit ber SBoKenbung, benn (Er Fann fein gbtrlidJKd 2BerE 



Aap. V. 1 — II. 99 

md)t uii\)oUcnbce laffctu 3» frcubiger J^^ffnun9 jami^jen n>tr 
öuf ju 3()ni, ber un6 SJ?ci(na()mc an einer götrtul^cn, alte ^af* 
fung überftci(jcnben J&etrlid^Feit unb ©lucffeltgfclt »erf)eißcn ()af. 
Unb ntc^r aUetn frot)(ocfcn wir ^troa in SCugenbltcfcn bcr Sedci" 
fterunc) unb ber 93orem)>ftnbun() ber und )>ert>ci§enm @e(igfetr/ 
fonbern immerbat ^ aud^ in ben S(ugenb(icFen irbifd)cr Slngft unb 
Sebrangniß* IDenn xdoI}1 n>tffen n>ir/ ba^ unfere @rlofuno/ ob« 
tooM bem @etfte nad^^ 'oom gotHici^en ®tanbpunFte aud betraf 
tef, \)oUcnber, bennod^, ber S^i^ «ad^^ nod) im 2Berben begriffen 
tft (A, 24* 250 2Bot)t wiflfen mir, baß bai^ ©ünbijafte waÄ 
nod^ und auflebt obn>oI;( burd^ (£t)riftt @nabe bie Siebe gum 
@6tt(tcl^en in un^ bie £^bert)anb gewonnen \)at, nid^f f6nne burd^ 
einen ^lad^t\ptuä) in und t^ertifgt werben, fonbern bafj ed a)i>f 
mä(>(tg fd^minben muffe burd^ unfere Sduterung im Sebcn/ bamit 
wir burd^ praftifd^e (SrPenntniß bc^ Unl^eilbringenben ieber dnU 
fernung )?on ber I^od^ften, gbttlid^en £)rbnung, burd^brungen wer»» 
ben t)on (^eiligem 9(bfd^eu gegen al(ed Ungbttüc^e, unb wir fo, 
mit innerer guftimmung^ ganj unb für immer ba^on erlofet wer« 
bttu ®o ernennen wir ben gotrtid^en gwecf bc^ irbifc^en Sebend, 
unt ber S^rubfal bie wir in bemfetben erfat^ren muffen, unb biefe 
Srfenntntß, bie ber @{aube ba 'JoUenbet, wo bie @inft(^t no<^ 
ni^t t)inreid^t, mad^t und frbi)Iid^ audi) in Seiben, bie unter ber 
gbttltd^en SenFung alle ju unferer SBefeligung l()infui)ren muffen* 
Srubfale muffen bie Fbftüd^e S*rud^t ber @ebulb unb bih 9in^ 
t;arrend in und geitigen : benn wie Fonnte biefe gu unwanbelbarer 
@lu(FfeIigFeit fo unentbel)r(id[)e Sigenf^aft erlangen wer nid^t an ftd^ 
felbft erfal()ren l)dtre, bdi Ungebulb unb SßanFelmütf; unempfdng« 
Itd^ mad)t für bad t)ori)anbtne ®ute, unb unfd()ig jur Srtangung 
bt^ 93et)orfte()enben ? ja wie Fonnte wo()l unfer @(aube wad^fen 
unb gule^t in \)bHige, unbebingte «Eingabe m @ott ftdi) auflbfen, 
ivenn wir nid^t burd^ @rfal)rung inne w&rben, ba^ bad, wad und 



100 jtap. V. 1—11. 

betrübt/ n>a6 n>tr Un$(u(F ju nettncn geneigt finb/ immer nnter 
ber gbtt(t<l^en Settung ju unferm ®egen/ ju unferm tnnern $ort« 
fd^reiten gereicht? — @o aber todd^ft aut ber ©ebufb 93en)äb« 
rung/ ^robel;a(ttgFett i)en)or/ $efHgFett unb Suverläfftgtetr in 
allen Sagen unb 93erl)a(tniJTen M gebend* ®o geübt (emen 
n>ir immer beffer bie ®ttmme @>otted \>erfte(;en/ toiv erlangen bte 
iur @lu<ffe(igFeit fo unentbe(;r(id^e $cfHgfeit im SBoUen unb 
J^anbe(n/ bie aber bann nur red^ter 9(rt ift^ n)enn mir miffen^ 
ba§ unfer SBiHe @otted SBiUe ift 9)tit fold^r ^i^ti^Mt ift aber 
iugtei(^ bie fd^onfte^ nie manfenbe J^offnung begrunbet/ eine J^off« 
nung bie nie ^u (Sd^anben merben (i^t^ uoeil bem gbttlid^en SBU» 
len^ unb alfo auc^ unferm ZBilten menn er gcttlid^ gemcrben ift/ 
nidf^td miberftei^n fanm (SrfuUt t>on ber Siebe &ctttif bie au^ 
gegojfen ift in unfere ^jeu/ fitl;(en mir/ ba# ber SOBiOe biefer 
gcttlidS^en Siebe SCUfeligreit ift/ unb ba§ biefer SBiHe feine Jg»tnber« 
niffe/ (eine ®d^ranfen Fennt @o genießen mir in J^offnung 
f^on bie ©eligfeit ber ä3oUenbung burdl^ ben i;ei(igen/ gbttli(^n 
@eift/ ber utt§ gegeben ift! 

SDiefe )7on bem SCpofM au^gefprodl^ene ()imm(ifd^ Ueberjeu« 
gung beruftet aber auf ber t)ori)in t)on U)m auSgefprod^enen Sßa^r« 
i)eit/ bag mir unfere ganje 9tettung/ aud^ hm erften Stnfang 
berfelbeu/ ber un6 burd^ 6l}riftu6 gemorbenen J^u(fe verbanCen« 
Senn menn mir/ bie mir bo6) alle/ nad|^ ^auluft autbrucffic^em 
]3eugni§/ t)on 9latur unter ber J^errfd^aft ber ®unbe unb ganj 
t>on ©Ott entfrembet mareu/ burd^ eigne ^raft und bid ju einem 
gemiffen @rabe ber @ottmol)Igefä(Iigfeit mieber erl)eben Fonnten 
unb mußten/ bet)cr bie gbttlid^e @nabe burd^ Si^riftud auf un§ 
mirFen tonnU, fo ift nid^t abjufeben/ marum mir mit ber 
jtraft/ bie bad offenbar @d^merfte ubermanb/ nid^t andf ba^ nod^ 
Uebrige uberminben foUten; fo ift au(^ Fein Sroft für biejenigeu/ 
bie Je^r nod^ in ber Siefe bet ®unben(eben6 fid^ befinben / unb 



Aap. V. i— 11, 101 

von leiten mir mi)t miffen Fennen^ ob eigne Straft fie fo nKir 
forbern merbe/ t^a^ fte bie @nabe S(>tifti anjunel;men vermögen/ 
fo ift <£t)riftud nid^e ber aUgemeine (Srlofer. iDarum gel^t ^au(u6 
auf jene 2Bal;r()eit jurucf/ um fie nod^ me()t xnh Si(^t ju fteOen/ 
nod^ fefter ju begrunben. aSon ei)riftu§, Ijat er vort;m flefagt, 
ift ber erfte SCnfang unferer SRettung ausgegangen ^ fo n>ie n>ir 
Fortgang unb ä3oUenbung "^{yaci verbanFen« IDenn/ fugt er be« 
n>etfenb t^inju^ (£()riftu§ ift für und geftorben^ ^ox bie SQBirFung 
fetner erlofenben Sraft an und ermiefeu/ nid^t etn>a ba n>ir einen 
gewiffen ®rab von ^raft jum ©uten / von 9led)tf(l^aff en(>eit unb 
@otttpol)(gefdUigFeit tvieber erlangt t^atten ^ fonbern \i<x noir felbft^ 
ber Seit nad^ / unferer @ntn>icFe(ung nad^ , nod^ völlig Straf tfofe, 
Unvermögenbe/ von 6>ott Sntfrembete/ ja $einbe ®otted n>arem 
SEBie aUe menfd^üd^e äSorftellung uberfteigenb jeigt (;ier ftc^ feine 
erbarmenbe Siebe ! ÖGBeld^er SDlenfd^ entfc^Iieflt ftdf) wobf, felbft für 
einen 9teb(i(^en \i(x^ Seben aufiuo))fern ? 9Dad ^öd^fte^ n>ad 
menf(^{id^e 9(uf Opferung je voHbrad^te/ n>ar J^ingabe be§ SebenS 
für ben ^reunb/ ben SBo()(t(;äter* @r aber opferte fi(^ auf für 
@ott(ofe/ für Seinbe! ©ad ift ber SSeroeid, ben ©ott von feiner 
Siebe und gab: Sf^riftud fitarb für und ^\l mir nod^ ®unber 
waren! — SGBie feft begrunbet ift burdj^ einen foldl^en Sßeweid 
ber Siebe bie @en>ißf^eit / ^^% mir nun nic^t mel)r ben 3orn / \i^% 
9)lißfaHen @otted unb bie baraud notl()n>enbig t;ervorge{)enben $o(« 
gen )u furd^ten traben! ^x, ber unfere 9iettung begann unb für 
und ftarb/ er (ebt für und um fie (u voHenben* 3(ber nid^t nur 
retten n»iU er und/ fonbern l;inful)ren jur (>öd^ften ®e(tgFcit. 
iDarum frot^Iocfen wir in @ott burd^ 3^»^ (£()riftud unfern 
J^errn« 

9tad^bem wir biefe n>id(^tige ©teile im 3ufammen()ange und 
beutUd^ JU mad^en gefud^t (;aben/ wirb ed nöt(;ig auf Sinjetned in 
berfelben iurucFittget^en* 



102 Aap* V. 1 - 11. 

S>a§ ber im 6ten SBerfe gcbroud^te 9(udbru((: €(;rifhtd ftatb 
für firafctofC/ berS^itnad[^/ {naxä n^if6w) für @otttofC/ 
ni^t auf bic gett be6 leib(i(^ ZoM Sf^rifH begogen toerbc^ fon« 
bem auf ben guftanb berer für bie er ftarb/ forbert nii^r aUetn 
bte SQBortfteUun.4 / fonbern loeit me()r nod^ ber ganje gufammen« 
l;an^^ ^au(u^ i;atte gar feine äSeranlaffung t^ier barauf auf« 
merffam ju mad^eu/ ha^ ber (eiblid^e £ob S&rsfti jur red^ren^ ober 
)u ber wn @ott beftimmten Seit erfolgt fep/ iDad an biefer @teUe 
eine gan} uberffuffige 93emerf ung fepn mürbe : e6 tarn ii>m barauf 
an inft Sid^^r ju fe^en^ Cf^rifhtA fep nid^t em>a ©tarfen/ bie fUl^ 
felbft iu t;e(fen im @ranbe gen>efen/ ju J^(fe gefornmen, fonbern 
^af ((ofen , ju eigener ^ütf e Unfoi^igen ; er i>abe nid^t etma bie 
93eg(ütfung fotd^er nur fortgefe^t/ bie bereite n>ieber in einem 
freunbtid^en 93crbd(tni|Je ju @ott geftanben t^ben / ober nie ovA 
bemfeiben gen)i(^en fepeu/ fonbern feine (Srtofung t)abe angefangen 
bei bm in ber tiefften Siefe bed SlenbeS giegenben* S>arum fügt 
er i^ingu : dt ftarb für und atö wir nod(^ @ünber n>aren / atö 
unr noc^ ^^inbe föotted n>aren fot>nte fein Xob mit föott und 
auö* — 

SBer aber {tnb bie, bcnen €f)rifht§ biefe ^ülfe bra^^re? für 
bie er ftarb atö fie no(^ ^einbe @otted waren? ;Offenbar rnc^ 
bie SDtenfd^en allein/ n>e(<^/ gu ber 3^t ha (ii)tiftu& Uibü^ ftarb/ 
atö grobe (Sünber/ atö $einbe @otted auf ber (£rbe lAtm: fonft 
müßten mir annel;men/ ba^ bie bama(§ (ebenben ^eunbe ©otteft/ 
bie 3iunger S()rifti unb fo »tele SCnbere/ t>on benen man / obgleich 
fie ni((>t ju ben unmittelbaren inad^fotgern bed Srioferd geborten, 
bodi> nidfyt fagen Pann, bag fie ^einbe ®otte6 maren^ entlöeber 
biefer Jg)ülfe ni(^t bcburft Wtten, ober ba^ fte i{;nen, gerabe ben 
93effern/ entjogen morben fe^* (Dann müßten mir audl^ alten 
vorangegangenen n>ie nad^folgenben ©ef<|^(e<^tern ben Stu^n bed 
Sobed ®;rifti abfpred^en, ba boO), nad^ bm audbrüdflid^n unb 



Aap. V. 1— it. 103 

toteber(;olten Seuflniffc ber ®ä^ft, bie edbfung eine aUe n fSftmp 
fd^cti (u ^te {ommenbe ift ; (a jcbcr (Sinjctne/ ber je auf (i^ben 
gelebt l;at unb (ttitfrtg barauf (eben wirb, ber Jgiulfe S(;rifti bebarf/ 
itnb jebtm fte (u Sl)ei( werben fett* — 

®o dfo er^iebt fi<^ auf^ UuÜiifiU, juerft ba^ t^ier ber 
2:obS()rifti md)t feinen (eiblid^n l^ob bejetcl^net '"^)* @elKn 
n>tr/ (ur SkrbeutUd^ng/ auf bcA unft. nal;e (ie^enbe 95etf)He( 
SCbrat^amS iurucf, fo liegt am Za^t, ba$ S(|>ral>anf, ju berB«it 
aü Sl)rtftud (eiblid^ ftorb/ nid^t ein $etnb@otte# fe^n femU, 
b€nn er mar fd^on fo lange i)orl^er ein %tcunb @0tred flemefen. 
®i>l( a(fo <£()riftud aud^ für W)xai)am geftorben fe^n / n>ie bied 
nor(;n>enbig ift ba er für 9(I(e ftarb / fo mug bur(^au6 unter ®ter^ 
ben nod^ ctmcA anberei i^ier verftanben n>erben att ber (eiblic^ 
Sob* Unb ha^ bied wirflic^ fo fe^, unb toa^ barunter t>erf^anben 
werbe/ liegt fet)r nal;e/ wenn wir bebenfeu/ ba^ bie (^eiligen 
©i^riftfteller/ unb namentli(^ ^autuö / unter Sob fo ()dufig ba^ 
jenige \>erfteiKn f wa6 bem waf^ren / l^oc^ten / geiftigen Itieben in 
unb mit @ott entgegengefe^t ifh 3l\xn fteUt bie ä3i6e( b<n geifti* 
gen Sl;rifttt§ afö ben bar, ber oor aUer ftd^tbaren S^ettfd^öpfung 
auf§ innigfle t)ereint war mit bcm ©ater, (3of)* 17, 6) ber aber 
au§ unenbUdS^er Siebe ju ben @ef aUenen ben @i^ ber gbttljd^en 
J^errlid^feit unb ®e(tgfeit oerlie^/ unb mit bem [tif oereinigte, waS 
feiner gbtttid^en 9latur ba6 SCtterfrembarrigfte war« SSenn nun 
felbft wir ba^ Slbfd^eiben be§ frommen au§ ber finnlic^en SSeft 
mit SKed^t einen (Eingang }um Seben nennen, wie oie( me(>r 



*) iznan mtgtffrffebe nttcb h nfcbtfo^ M »o0e itb tte 9lotbmen# 
btgfeit unb tiefe fBebeutfamfeit betf (eibfteben Tot^ei dittüi ht 8mi^ 
ffi sieben, ^on biefem tieften afler®e6e<ntntffe wivh n^etter unten 
(nu 8/ 3) hit 9tebe fepn. $ter wtO t4 ^^o^ barauf aufmerffam 
matktti/ ba§ unter bem Slui^brutf ^ob Sbrifti weit nubr no<b 
verffanben werbe/ aU fein (etbücber Xoh. 



lOi Aap. V. 1 — 11. 

muß in ber ©cifMfptac^e ba^ Stntteten M miiftcn oncr ©eiflter 
in bic fmnliij^ 2Belt Zeb genannt werben! — SOBa^ ift ber 
(etbltd^c Srob, felbft ber f^mad^wUfte unb f^merjfHiftefte^ bet 
bod^ jum Seben fu(;rt/ gegen bah 93er(affen be^ feUgften Se6en6 
jum (Jtntntt tn bie Jffieft ber ®finbe*)! — SRid^t ber WbIt<|K 
2:0b be6 SrlbferS alfo tfi ba§ unenbüd^ Sri^abene feinet Stebed« 
c)>fer& / fonbern fein Eintreten in bie 99Se(t ber ®unbe* *- ®o 
ift alfo unter bem SIuSbrucFe Si>r ifti 2:ob feine ganje SBirffam« 
feit in ber materietten 9®elt unb für biefelbe ju t)erftel)en, unb fo 
iDirb e§ begreiflich ^ wie biefe SBirffamfeit notf)wenbig unb rt>ei)U 
fl)dtig fepn Fonnte für alte \)orangegangenen wie nod^ nad^fotgenben 
@ef^(e<l^ter« ^nn biefe SBirffamfeit begann nic^t mit bem fid^t«* 
baren $(uftreten <St)rifti atö ®o{)n ber IDtaria f t)on weld^em bo^ 
aud^ wof)( bie ftrengften 9Cni)dngcr be§ 93u<l^fltaben ni<^t bel^aupten 
werben , ba^ e6 nid^t ein eben fo not(;wenbiger Zt)M feineS Sr« 
f6fungSwerP§ gewefen fetj , atö fein leiblid^er Zob^ ©a§ menf^» 
Itd^ Seben Cljrifri war nur ber für un6 fti^tbarfte Stjeit fetner 
ganzen erlofenben SBirffamfeit / unb \)on biefem wieber fein Sob 
ber auff altenbfte / bebeutenbfte / wirffamfte 9)loment^ barum wirb 
in ber fraftt)oUen/ gebrängten S5ibelfpra(i^e biefer S!)}oment jur 



'*)$nu(ad Qfbraudtt befanntlicb ben Sludbrucf Xo\> oft um 
brtt Uirbcr^ang in einen gati$ anbern Softanb {u bejetcbnen. 'S>€t 
fünbbafte iDlenfd) itl tobt für ba$ &6tt\i6)t/ ber tva^rbaft Getaufte 
tti tobt für tfic @Cinbe. 5£)enfeti n>tr und nun Sbtitlu^ |uer0 aU 
innig ein^ mit bem ^autf ber gann ib^itigfeit/ i^ic^t ifl/ felbft 
obne afle.^unbe t)ont Q3ofen (2^or. i/2i); unb bann aid ben gUi(&« 
fam btefer friner ®ott6ett (ber i&cift<ifett / t)or ber hie ffinblge 
Befc ni<t}t bt'fleben fonnte) fjcb (Sntäugernben/ ber itunbe nabm 
vom Q3ofi*n unb itd) mit bemfelben befogte/ um bie Gef^iOenen ^u 
txloUn f fo itl 6ier offenbar ein ®egenfd$ ber Sutliinbe/ ber ben 
Sludbrucf red)tfertiot/ un^t^^cbtet bd S^rifiud nie tin ^e^enfa^ ge« 
gen (dott/ »ie hti bem funbbaften SDlcnfcbeu/ benfbar i]}/ fonbern 
@r immer mit bem i^ater innig Dereinigt blieb« 



Aap. V, 1-11. 105 

SBejeidl^nung bcö Oünjcn gewil^lt, fo wie baö »lut ®)rlfH jut 
söcjcic^nung beft großen JReinigungSmittctö «Her» 5Wtd^t tad 
inenfd^ttd^e Seben Ctjrifti, fagen n>ir, umfaßt fein (grlbfungtoerf, 
fonbern fo wie, na^ ^auluft auöbrucHid^r erRirung, fein geben 
nadf feiner Sluferwerf ung , (4, 25) fo aud^ fein geben wr feiner 
üDtenfd^erbting« QSr/ ber tjon ft(^ felbft fagt/ el>e ^bral^am war, 
war id) ; t>on bem 3of>anne6' fagt , dt tarn in fein Stgenti^um ; 
(3ol)* 1/ 11*) ber atö ber t>on Slnbeginn SBirffame bargefteUt 
wirb/ bem @ott 9(I(e§ übergeben f)at, nid^t erft feit er atö 9)lenf(^ 
auftrat, (£r Ponnte nie anberS atö wirffam fe^n für fein (Sigen« 
tl;um/ & Fonnte, fo lange e§ SDtenfd^en auf ber SBe(t giebt, b* 
i> fo lange ed ©ünber auf ber $Be(t giebt, nid^t anber^ aU ge« 
gen bie ©unbe ober ba^ Söfe, t>aif ber ©ludPfeligfeit SBiberftre« 
bcnbe, wirFfam fepn, b* (> (Sr fonnte t)on Anbeginn nur wirfen 
aW €rI6fer. @o wirfte er vor feinem 2Iuf treten ate SDlenfd^ (Sr 
war ber geiftlid^e ^ete, weld^er nad^folgte, ifioMO,4); fo toit)» 
tenb feines SBanbefö auf @rben; fo nad^ feiner 3(uferftef)ung; fo 
wirb er wirfen, bis alle ^einbe, alteS SSbfe, ju feinen S*u§en 
tiefen wirb, uberwunben burc^ feine unenblid^e Siebe, unb er 
bann ^a^ Sleid^ feinem S3ater übergeben wirb, unb @ott fe^n 
wirb SCtteS in Slllem* (lÄor* 15,25-- 280 

JBie unehblid[> ^r^jabener, bem ganjen ^ni)alt ber ©d^rift 
gemäßer, beS ®otte6 ber Siebe wurbiger ift biefe äCnftd^t \>on t>im 
2obe, ba^ l;eißt \)on bem weltertbfenben Sebcn beS JRetterS ber 
9)lenfd^()eit, afö bie Stnfid^t berer, weld^e, t^erleitet bur^ eintelne 
bt(b(t(^e — freilid^ tiefe, bebeutenbe — SCuSbrücfe, in benen bie 
freiwillige Eingabe S()rifti mit einem ÄDpfer t>erg(id^en wirb, f(d^ 
Krpfll(&tet f)alten, ben leiblid^en Sob €(^rifti aü iOÜttel ju be* 
trad^ten ben erjurnten ©ott mit ben SDienfd^en auöjufbljnen — 
ba bodj> fd^on baS Sitte Seftament fagt, ®ott jurne ni(^t, fe^ 
ni^t unt)erf6f)n(icl^ , wie SOlenfd^en, (J^of. ii, 9» SubitJ) 8, 



106 «ap. V. 1 — 11. 

13, u« 0.) er l)afce Feinen @efattcn an Opfern, fonbem an JBeffe« 
rung be6 ^er^enft; er looHe nidjK btn Zob M ®unber6/ (wie 
9te( mentger a(fo btn Sob M ®erei^ten) fonbem ba§ er ftd^ 
Mti)Xt unb (ebe; (Jg^efef« 18/ ^) ba <£i;riftu6 und 6H>rt Smnen 
(ei^rt M ben allgemeinen S3ater/ aU bte Siebe fdbft/ unb er 
nic^t feinen jungem fagt; e6 fep il)nen nbt^^ig, ba$ er fterbe, um 
&ott mit it)nen ju t>er(o()nen/ fonbern ed fet; ii)nen gut/ hai er 
(eingebe/ i(>nen bie @tdtre iu bereiten, unb uberlyaupt nirgenbö 
von einer SCu§fot)nung ©otfed, fonbern immer wn einer S(udfbl>« 
nung, eigentlid^ ä3erdnberung , Umn>anb(ung (na^aXkajii) ber 
9)lenf4Kn ju @ott bie Stebe ift; — ober bie ben Sob (£t;rtfti aß 
iur SSefricbigung ber gittlid^n ©erec^igfeit not^n)enbig anfet^en, 
ba bod^ ber )>on menfd^Iid^n 93ert)d(tni{fen entlehnte begriff ber 
@eredS^tigf eit / ber eine @egenfeitigfeit in ben S3eri>dltnitfen t>or« 
audfe|t, burd^auS nid^t auf @ott anmenbbar ift , unb ^au(uS 
un6 bekl;rt (5, 2i --26), bie gotttid^e ©ered^tigfeit beftelK eben 
barin, baß (ix ben @unber funbioö unb feUgleitdfdf^ig mac^e. 

S>a ^auiu6 auSbrudPIid^ fagt/ ^riftu§ fep geftor^n, b. (;* 
er l}abe feine erlofenbe SBirffamteit begonnen für 9}Iettf(^n, bie 
tu ber iSeit a(d er fie für fie begann nodj^ ^ünber, ^einbe @ot« 
M maren, unb ba biefe edofenbe SBirffamfeit a((en9)tenf(^n, 
oi)ne 9lü(f fid^t auf bie 3^i^ '^^t^ irbifd^ bebend, notf)n)enbig n^ar 
unb iugefagt , fo(g(id^ aud^ 9(brabam unb atten benen bie g(eid^ 
i^m ju ber geit il;rc& und befannten menfd^tid^n bebend nid^t 
Seinbe, fonbern Sreunbe ®otted waren; fo folgt jweitend, 
büß ieber 9)lenfd^ irgenb einmal, unb n>enn er mie ^accb a(d 
fiiebling @>otte6 geboren n)dre, att $einb ©otteö mü(7e gelebt 
I^aben« @o überrafdlS^erib unb ju weit getrieben man4^m biefe 
Folgerung anfangt erfc^einen mag: fie i&it ^ nid^ abn>eifrn, 
fie ftimmt mit bem überetn noad ^au(u6 \>on ber oUgemeinen 
narürlidS^en ®ünbl>aftigfeit (c(;rt, unb wir werben 'fie ferner be« 



Xof V. 1 — 11. 107 

ftättgt finbcm 9lvat burd^ fhrenge Sonfequ^ni ftnnen wir/ bei 
unvcrtüanbrcm J^nb(i(f auf ben ^o( ber 9S$af)ri)ctr / f^offen jur 
befcitgcnbm @rfennrnt$ ju gelangen* 

(£nb(i(^/ t>a t>k a&ol)Ui)at ber (Sribfung (St^rtfH bei iebem 
(Sinjefnen beginnt n>äi>renb beffen meiteften Entfernung i)on ®ctt/ 
unb gerabe bie^/ wie fßaulud fagt/ ber größte ä5en>eid ber i^be 
@otted iu un6 ift/ unb ba biefer (Srn>eiS ber Siebe @otte^/ noenn 
trgenb einer/ ©nabe muß genannt n)erben/ fo folgt/ baß Wk, 
n)eld^ burd^ bie Sribfung Ci;rifH gerettet »erben/ wm SCnfange 
berfelben an unter ber ©nabe geftanben t)abm. Die SHJirfung 
©orteS auf bte 9Jlenf(^en ift a(fo t)om 9(nbeginn unb unauf()br(i(l^ 
@nabe/ noie bie6/ ber un))eränber(i(l^en Statur @otte^ naif, au(^ 
nid^t anber^ fci;n Pann» ©er S«f^<Jn^ ^^ ©nabe alfo / wovon 
^auCu§ (S3* 2) fagt t>a^ n>ir ie^t barin fte()en / ift nidj^t ein neuer 
Buftanb in Stucfftc^t auf ©ott/ fonbern (ebiglid^ in Slucfftd^t auf 
ben 3)lenfcl^en/ weiter/ »on bem ^ugenblicfe n>o er für ba&®btt« 
li^e entf(^ieben gewonnen ift/ wo biefe§ bie .Dberf)anb über feine 
friil;ere t>erberbte 9{atur erlangt ()at/ eben biefer in feinem Snnem 
t)orgegangenen 95erdnberung wegen , fd()ig geworben ift bie 2Bir* 
fungen ber gbttlid^en ©nabe auf ganj anbere SBeife in fid^ auf« 
iunet)men unb ftd^ berfelben bewußt ju werben* ®o wie ber 
@tra(;( ber ))I)9f!f(li)en ®onne auf ben (warfen $ett ftd^ ergießt wie 
auf bad frudf^tbare Erbreid^ unb bah in xfym niebergelegte ®amen« 
forn, feine firaft aber an (e^term auf ganj anbere SÖBeife ful^ ftdj^t- 
bar jeigt afö an erfterent/ unb bie 33erf(ll^ieben()eit ber 2BirFung 
nidft an ber iBerf(ü^iebenl;eit be^ @traJ)tö liegt/ fonbern allein an 
ber mei;rern ober mintern .Smpfdnglid^fett be§ beftraf;lten ©egen« 
ftanbe^ : fo ift aud^ ber geiftige @trat;l ber (Snahc (SotM berfelbe 
für 9(lle/ aber feine 2BirffamFcit ift not()wenbig ))erf(^icben na^ 
ber 93ef(^affenl)eit ber menfd^id^en ©emutt^er* Stuf bah eine fann 



lOÄ Stav. V. 12 — 14. 

er ju Nr|elben QAt nur vorftcreirenb tovttm, n>dl;renb er ouf bad 
anbre ftd^tbar f&rbernb mttt, bclebenb/ befelisenb* 

9ta(^bem bcr tfpoftet hmdf bte ^Darlegung ber uberfd^iDcng:- 
Itd^n 8iebe @otM^ bie ntd^t auf \)orberettenbe SittmicHung bed 
SKenfd^n burd^ eigene Sraft x&atut, fonbem au§ freier @nabe 
andf biefe Snnoicflung fetbft beginnt^ und »orbereilet t)at ju einem 
lie^n SlidPe in ha^ &cl)anm\^ biefer loelterlofenben ©nabe/ fÜ)vt 
er fort : 

12 — 14. SBie nSmlicf^ bnrc^ einen SRenfc^en bie 6ttnbe in 
bie Bett Uttif fo burct bie 6unbe ber Zoi; Unb eben fo 
burddbrans ber £ob aOe snenfc^en^ »eil aOe gefünbigt ^a# 

13 ben. Senn bi< tu bem ®efe$ Cb. (^. an(b t>or bem ®efe^] 
ibar bie 6iinbe in ber SBelt. 6änbe aber tpirb nic^t ju^ 

14 gerechnet n>enn fein ®efe$ ift: @d (^errfcftte aber io(b ber 
Zoi bon Slbam bitf auf SRofei ancb über bie n^dc^e nietet 
mit gleicher 9Crt ber Uebertretung geränbigt (matten tuie 
9(bam/ welker 93orbi(b Ui jfunftigen ift. 



12) 0(6 mu6 mtint ^tUt bitten hUU ganüc eben fo fdtüitti^t ali 
n)id>tigc etffle mtc brr grclgten nnbefan^Hibctt ju prüfen / unb 
nt<bt etwa a($ ermiefrn oorautfgufe^en ^autu^ beablicbtioe 
bter tticbttf n^eiter aU eine $araQc(e ju {tcben ivßifdtn 9(^am 
unb Sbritlu^/ babc aber todbrenb brd 6c6rdb(n$ txt^effen ttai 
er eigrnUicb fagcn »oQte unb etf feo tbm erS fpfiter (S8. 18) 
wiebec cin^efaflen; brr SCudbrud* : ^bam fco ^orbilb bctf i^fiuf* 
tigen/ bnfie: Slbam feo ^orbUb Sbrißi u. f. n). — ^a§ ^ie 
gans(iWeitei)Affte be^.9apiteU/ oom i2tenQ[^(rfe atif in genauer 
fBejiic&ung (}ebe |u ber ertlen ^HUtt fdOt in tie 91uden; aber 
tcb fann barum nid)t tugeben/ ba§ biefe jtvette ^filfte eine ifoT* 
gerun^ ou^ ber ecSen feo/ alfo ^t^ tovto autf bem ®t* 
fagten <)ebt beroor bebeute. Wai hatte $ouIu^ gcfagt? 
S>a6 wir ber (SCaubenSrecbtfertigung in Sbritlud aOetn unfere 
6eItQfeit t^erbanfen / bafi ®ott fcbon bamol^ aii mt nocb im 
tieftlen Sitnbenelenb maren und burcb hU ^irffamf^t( 6bri0i 
ben böd)i!en fQtmii feiner £iebe gegeben babe. $?ofot benn 
Hxaui loijifd) notbtvenbig/ ba§ @änbe nnb toh burcb einen 



Aap. V. 12— U: 10} 

^dulud mufte^ md^em er gefagt i)atte/ ba^ iebeiti SKen« 
f(^en bie erlofenbe @nabe Sf^rifti fd^on ju Zl)til oetporbeti fe9 att 
ber iu Sriöfenbe tio<l^ auf ber ticfften @tufe ber ä3erberbti)eit 
ftanb/ a(6 et nod^ ein 9<tnb ®ottc6 loat/ je^t geigen ^ ba^ unb loie 
jebev fid^ einft in einem fotd^en Buftanbe befiinben f^obe« Sr gei)t 
barum in bie Utgefd^iil^ee/ U& iunr@unbenfaUe/ $ur Sntfitet^uns 
ber ®unbe jurucf. !Dtefe^ fd^ierigfte' aller Probleme/ bie @nt)> 
ftei)un<| bc^ SBofen in einer t)on @otr^ bem allein @uten^ erfc^f* 
fenen 2Be(t in ber bod^ %Ued feinem Uri)e6er ä()ntid^ / folgtid^ gut 

SDIenfc^en tn bte 9D((t ^ttommcn Uti/ ober aucb nur (wtnn 
man onnimmt tafi $au(u0 bUU^ M befannt vorau^fe^e ) bag 
Sbrißu^ bu afletn<0e tlrracbe hct XiH\in^ ber 6finbe fro? ^a$ 
U^utc fol0t nicbt au$ brnt Jfotitt CQefaQten/ fonbern iß baf# 
fflbr »A$ bort fcbon mit anbern Porten d^faijt war. 34) nebme 
barum ^la tovto fdr eine nebergangd« unb ^erbinbungdpar« 
UM/ »obnrA ber SlpoOd audbröcfen »iO: 2)ad ©efagte fübrt 
untf SU fof^enber OetraAtung. — *«* ^lä jc. t X. nebme ic6 
mit (Sraemul unb SBeja aU $art(f<( be$ dla^fa^e^ iu So^na^^ 
tDOgegen <{(b grammatifd) ntcbt^ einivenben (dgt unb raatf ber 
Sufammenbang forbert fobalb man nicbt miafttbrlicb Porau^fe^t 
9aurutf feo au^ ber Sanßructton gefaflen. 2)a§ mit biefer ein« 
facben 3Iuffa|Tund6n)etfe hie beliebte $araOefe im\d)tn 9lbam unb 
Sbritlu^ fl(f> ntd)t Dertragen wiü , beraeifet oielmebr \^^ $au(Ml 
on eine folcbe bier nocb ni(6t bacbte. 9lucb bebäft babei/ wie 
man fpfiter feben wirb/ <^iV^vö§ dtvÄpc^wot) feine pofle Oebeu» 
tung. — (Sine fernere ^erdleicbung meiner ^tuffaffung ber gan« 
Jen €iteae mit ben frdbern/ nacb ben barautf (icb ergebenben 
9tefu(taten/ mu§ icb meinen iSefern felbS öberiaffen. — l<^ & 
welAetf eigentlid) bie SBebingung anzeigt unter »e(c6er etwatf 
()ef(f)tebt/ baben £utber unb aOe neuern Sludleger ricbtig bur(6 
loeif tiberfe^t. 9S3onte aber jemanb ed mit ben alren Slu^feoern 
auf ai'^^(&ivot7 belieben/ unc^eacbtet ber meiten Entfernung von 
biefem ®ubiect/ fo fann U bocft fprad}gemfi§ ni<bt burcb Kti 
welchem »iebergegeben »erben/ fonbern etn)a hti n)e((bem/ 
ober auf beffen ^erauUffung/ o^er mit n>elcf)em< 
ober na^ beffen Vorgänge/ unb tebe biefer idebeutungett 
fann meiner na(()fo(genben (SrfdSrung angepaßt »erben. 9ber 
bie Sonfiruction fowobt a(tf ber ®tnn forbern n)ei(/ unb hxtt 
1^ auA burcb 2. ^or. s, k unb $6il. 3/ i2 poQfommen ge« 
recbtfertigr« — i4) tov fi^XXovTo« %^u^ aucb fcbon 6ra^mu0/ 
6bv. @(bmibt n. a. aU Steutrum aufgefaßt. 



110 ÄaD. V. 12 — 14. 

fe9n mußte/ btefe§ ^obknt xoa^ aud^ 6ift id^t feine ^f)t(efo)>i)te 
genu{)enb ju Ibfen im ^tattbc gctDefen ift, Ponnte naturitc^ bem 
mtn^d^id^n ©efd^Ied^te in feiner £inbt)eit nx^ auf eine merapi)!^ 
fifd^e SBetfe gefbfet noerten* 9(ber bennod^ beburfre ba^ menfc^ 
(i(^ ©efd^ed^t einer 9}a<l^noeifung in biefer ^inftd^f/ nämlid^ 
biefer^ hai bai SBbfe/ ol)ne®<|^u(b ber®onfKit/ bur^ freiwitli^e 
9Cbn)ei(l^un9 be^ Srfc^affenen \>on bet gbttlid^n S^rbnung entftan« 
ben unb fo ber Srfd^affne burc^ eigne ®(^u(b in einen 3uf^<^nb 
ber Unorbnun^/ ber {©uubt^afrigreit unb [bamit be6 Ungfucft ge« 
tätigen fep, au§ bem er, ber in bem frühem glürffeligen 8«ftanbe 
fld^ ni<^t einmal txtydUn i^atte, unmbglid^ bur(^ eigene :^aft unb 
ol;ne gctriidf^e J^ülfe fid^ n>ieber erfjeben unb ju bem urfprung(id)en 
fcligen Suftanbe jurucf feieren fann. !Die SBid^tigfeit biefer $un« 
bamentaln)at)rl;eit muß jebem einleud^ten, ber übix bie innere Sta- 
tur M !ü)tenfcl^en unb feine Seftrebungen ernftlid^ unb mit Serucf » 
fid^tigung ber Srfa(;rung nac^gebad^t l;at» S>i)m fie ift Peine n)a(;rc 
^Religion, of)ne {te Peine n)a()re ^l;i(ofo))(;ie mbgfic^/ xok bie§ jebem 
ber 9oh jener 2Bat;rf)eit burd^brungen ift, aber aud^ nur einem 
fold^eu/ beutlic^ fe^n muß. Unb bodl^ gelangt ber fOlenfc^ in 
feinetn gefallenen Swf*^"^^ «i<^t ju berfelben burc^ eigne Äraft, 
ja er ftr&ubt ftd^, menn fie it^m gegeben mirb, not(;n>enbtg bagegen, 
»eil eine golge feines ^alteS au(^ ber @toIj war unb biefer notl;* 
n>enbig fidl^ bagegen empört bie @d^u(b beö ltng(ü(f§/ beffen IDa« 
fe^n er nidl^t Wugnen Fann, auf fid^ felbft ju ncl)men* — ©iefe 
Sunbamenta(ii}at)r()^it nun ift bem 9){enf(^en gegeben, unb ixvat 
in einer ber fiinbf)eit beö @efd^Iec^t§ einjig angemeffnen %eTmf 
fpmbotifd^/ felbft bem ;^inbe faßfid^, unb lo^ genau gemäß ber 
xoal)xm .inneren ©efd^ic^te. ©a6 SBorIjanbenfepn biefer 5E8at>r* 
I;eit unter hm iOtenfd^en , »crauSgefe^t ba^ fte SBat)rt)eir ift, ^eugt 
jugleid^ unwiberfpred^Iidf) bafur baß fte ^on Oben gegeben ift: 
benn menn ber 9}Ienfd[^ gefallen ift, n>ie btefe SBa(;rt)eit eS barfteUt, 



dh V. 12 — 14. 111 

fo wor er c6cn bobutd^ audf unfdfjig biefe 95BaI;rf)clf öu§ eigner 
Äraft (u entbecfen* — ©te alte Urfunbc berid^tet, ber von ®ott 
urfprungltd^ rein unb ol)m grob materieUen Äorper erfd^affene 
3)tenf(^ (beffen Ä6r}3er wir atfo un§ etwa fo ju benFen r;aben, wie 
^au(uö ifioMö* ben fleifHflen Seib fd^ifbert, bejfen wir tiai) un* 
ferer gdnjIic^enaBieberljerfteUung tt)etll;aft fepn werben) fet) burd^ bic 
äSorfteUung einer )yen itjm nod^ ju erreid^enben l)6f)eren SSoUFom« 
tnenf^eie unb @ottd(;n(i(l(^Ceit )9eran(a§t worben , ein it;m gegebene^ 
obrtti(^ ä3erbot ju uberfd^reiten^ a(fo bie gottlid^e Drbnung in ber 
er ftanb/ unb welche nott^wenbige Sebingung feiner baurenben 
@(u(ffe(igfeit war, ju t>er(e|en* ©ie SBeranlajfung wirb, ber gro* 
gern ^a^üdfUit wegen , a(§ eine t^on 9Cußen gegebene bargefteltt 
IDtefe freiwillige SCbweid^ung t)on ber gotrtiil^en £)rbnung mu^te 
notl)it>enbig, eben weil jlene £)rbnung M eine gctr(id>e aud^ bie 
einzig angemeffene war, Unorbnung I)er)>orbringen unb Seiben für 
ben Uebertreter* JDie Urfunbe fagt, bajj ber frü(;er geiftige, un« 
fterbiid^e, 8eib be§ Srfd^ajf enen , materiell, fterblid^ würbe, unb 
ha^ an feinem ^alte aud^ bie ganje dunere Statur Sl^eil naf;m, 
(bie (Srbe warb verflud^t) wie bah nic^t anberö fet)n fonnte, ha 
ber Srfdi^afF ene aß J^err ber Siatur , f olglid^ ate in ber innigften 
85eiiel;ung unb SCBed^felwirFung ju ü)t, bargefteHt wirb*)» 

IDiefe SBaf)r(;eie nun fonnte ^aulud atö begannt unb an» 
erfannt \>oraudfe^en« 6r ruft fie alfo nur in bah ©ebdd^tnig 
feiner Sefer jurucf: SBie hmd) ben Sinen bie @unbe entftanb, 
fo a\x6) burd^ bie Ounbe ber Job* Zob in ber weiteften SBebeu« 
tung ift alfo aud^ l)ier bem reinen, geiftigen guftanbe, bem wal;r« 
l)aften Seben gegenüber, bah @ek;n in bem grob materiellen Stht» 
pa, in ber materiellen 2Be(t, in ber Entfernung \?on bem toat}* 



*) S)<e 18et(age ju Unit ^ti Mfaptteltf gicbt ixhn bai btcr ©efagte 
eitti^c »eitere erlAuterung. 



112 Aap, V. 12-14. 

reri/ gottKc^n Seben^ üon n>el(^cm tann au(^ ber gen>bf)nU(^ fo 
genannte Zob, ba6 ©(treiben bed ©eifted von bem materieUen Sbr« 
f)et, nad^ bem allgemein in ber ^or|>ern)elt t^ertfd^enben @efe^ 
ber SBanblung unb 8(ufI6fung, notl)tt)enbige g^olge iffc — J^atte 
nun in biefcr IDarfteltung jeber iDlenfc^ feine eigne Urgef<^i(^te 
ernannt / l;atte jeber in $(bam ba6 erf annt n>ad er ift/ n>ie ^au« 
(ud fagt/ Z^ifiu^ be§ künftigen/ b. t)* M ganzen funftig in bie 2Be(t 
ber Srfd^einmtg eintretenben ©efd^Ied^t^/ 93i(b iebed Sinjelnen/ fo 
n>dre bamit jebem (Sinjelnen aud^ bie Ueberjeugung gemorbcn^ 
er felbft fep/ fo noie e§ 9on $(bam gefagt toitb, burc^ eigne, frei« 
n>iUige Uebertretung ber gottlid^en £)rbnung in ben B^f^^^^ ^ 
®unb()aftigFeit unb bed ZoM geratl^eu/ in bem er je^t ftd^ be« 
ftnbet/ er t)ärte bie £iuelle be6 Uebetö in fid^ felbft gefunben. 
IDamit n>dre bann auif an jebem ber B^^^ b<^f^^ i!!)nttt)et(ung/ 
«ig^inleitung jur ©elbfterf enntniß / jur S>emut() unb jum ©ud^n 
nad^ ^u(fe/ erreid^t n)orben/ n>ie er nod^ jc^t an jebem erreid^t 
n)irb/ ber baburd^ jur 3(ner(ennung ber eignen @unbf)afttg(eit 
gelangt/ \)ottig einerlei ob er bie 33eg(aubigung ber 2Ba()r()eir 
bed eignen ^-alled au§ ber Siefe feines innern SJen^ugtfeytid 
fd^b))ft/ ol^ne über baS wie ftc^ genugenben $Cuffc^(up geben ^u 
f onnen ; ober ob er im ®tanbc ift baruber ju befriebigenber Sin« 
p^t iu gefangen, ober biefe @rfenntni§ feinen übrigen (SrPennt« 
niffen (ogif<^ anjureit^en* 9(ber/ n>ie n>ir f(^on \>oxl)\n bemerfren, 
ber ®to(i be§ 9D{enf<^en n>iberftrebt Ict 9(nerfennung ber .i(;n 
bemut()igenben fSia\)xl)Ät, unb bie erlofenbe Sraft mu^ lange 
fd^on \)orbereitenb auf il)n gemirFt (;aben/ el;e er bal;in gelangt, 
in flc^ felber ben Url;eber feinet UnglücfS ju erPennem — ©er« 
jenige, in bem ba^ Sen^u^rfepn ^oon ®ott, afö bem ^(tgen, aKein 
@uten/ ium geben gelangt ift, ber ift bamit aud^ (ebenbig über« 
jeugt, bai biefer @ott ganj unmöglich Urt^eber be§ 93bfen fepn 
fonne, unb aud^ bie feinften SCuSftud^te be« menfd^Ii(^en @^rf« 



Aap» V. 12-14* \i3 

fmnft: baft jur SDtantfcftarion be§ @(^6|)fer§ m alten S'ormcn 
bcr Srfd^einuno aui) ber beftimnitefte ©ecjenfa^ notl;n>cnt>i() gc* 
wefen fep; ober^ baß n>aö wir bofc nennen eS nur bem @(f)eine 
nadb fet)/ nid^t bem SOSefenf nad^/ mutJen ab()(ctren an feinem tie« 
fern SetDußtfepn ; unb wer in feinem Snn^i^n ®«>tt afö ben Sie* 
fcenben, ate ben 93ater erfannt Jjat, of)ne beffen SBillen äud^ 
nid^t ein J^aar t)on unferm J^aupte fdltt, ber ift aud) (ebenbig 
überzeugt/ ta^ mit bem 2Bil(en biefe§ SBaterS^ miber bc^m 
äSillen bo(^ nid^t§ gefd^el^en fann/ aud^ nic^t ein fd^on ^^ori^an^^ 
bene§ Sofe ( beffen Sntftef)en überbem aud^ unerfidrt bliebe) fid^ 
btm Srfd^affenen auf bie SBeife nal;en fonnte, baj^ er bemfelben 
fid^ I^injugeben genotljigt gewefen n?dre* ©amit wirb er aber 
aixi) gewiß fetjn, ba^ er felbft 2lntl;eil gefjabt l)a6e an berUeber^« 
tretung bie ba^ Sofe l;er^crbrad^te , benn e§ bleibt feine anbere 
SDlbglid^feit ber Sntftef>ung übrig : unb wenn aud^ biefe il;m un* 
erfldrlid^ bleiben follte , fo ift bagegen jene, nad^ weldl^er ba^ 956fe 
au^ ®ott f^ervorgegangen fetjn mütlte, unmöglich» 10a§ un5 nod^ 
UnerHdrtid^e aber fann waljr fepn, bah Unmoglidt^e l)ingegen 
nic^t^ — 3n wem aber ba§ SSewußtfepn be§ wal)ren (Sottet 
nid^t tebenbig unb alte§ 2(nbere uberwiegenb geworben ift ber fann, 
wenn er über beij Urfprung beö SBofen fid^ Sied^enfd^aft geben 
will, unb er bah in ber SBelt ber Srfd^einung f)errfd)enbe ®efe§ 
ber 9toti)wenbigfeit erTann t l^at, mä)t umf)in in eine ober bie an^ 
bere Sorm be§ tjerberblid^ften 25al)ne§ ju geratf^en , welc^e^ ju 
entwicfeln unS l)kt \)on unferm ©egenftanbe ju weit abfu()ren 
würbe^ 

6§ ift binreid^enb befannt, ju wetd^en Srftdrungen ber bibli* 
fd^en ©efd^id^te bed ^alted man Buflud^t genommen l)atf weil man 
in ber ©efd^id(^te SCbamö nid^t bie Oefd^id^te jebeS Sinjelnen er« 
fannte , nid^t faf) ober nid^t glaubte , ba^ jeber Sinjelne freiwillig 

)>en ber gfettlid^en jOrbnung abgewid^en fep, fo tok e^ y>m $rbam/ 

ö 



114 Ä«p. V. 12 — 14. 

al§ bcm Ur6i(b« $(ller/ ttiifylt roirb. 3n SCbant/ afö bcm (etb« 
li(l)cn @tamm\)ater Sdlcr , fagt man , fc9 ba§ ganje ©efd^tec^t in 
feinem Äeime verberbt unb unäcttlid^ geworben» SDBer nun, o()ne 
an ber ^orm , ber ©d^ale biefer :Sef)re ft(^ ju ftoßen , ju if)rem 
iiern gelangte, ber fud^te unb fanb ntd^td anbere§ in ii)x a(§ bie 
Ueberjeugung ber eignen @unb()aftigreit burd^ eigne @(l^u(b* SQBer 
aber bie Seigre in SSerftanbe^begriffe auftöfete, waS an unb für ^tä) 
nichts 2:abeIn6n)ertJ;e§ ift, ber fcnnte feinen befriebigenben Sfuf» 
fd^(uß au§ Ü)x iie()en/ fonbem mußte ed n>iberftreitenb ftnben feinen 
l)6(^ften aSorftellungen von ber ®ctt()eit , baft burdS^ bie lieber« 
tretung M Sinen fo großem tlnglucf gekommen fet;n fcUe auf fo 
viele iDJiUionen, benen nid^t wie jenem Sinen ber SBorwurf ber 
freiwilligen ^(bweid^ung von ber gbtt(i(l[^en i^rbnung Fonnte ge« 
mad^t werben* 

^auluö fc^neibet biefe verf el;rte SSorfteHung, biefen SBorwanb, 
ber bie eigne @d{)ufb einem SCnbern beimißt, mit ber aDBurjel (hinweg* 
@o wie Slbam, fagt er, bem lobe, befn Uebet, ber SBtaterie anl)eim 
fiel, baburc^ ba^ er funbigte, wie er burd^ freiwillige Uebertretung 
ber gbttlid^en Orbnung auS einem Unfterblid^en ein @terbli(^er 
wmbe, eben fo pnb alle SDtenfd^en bem Jobe anl>eim gefallen^ 
weil fie alle gefunbigt tjabem Äeiner alfo ift barum 
inft Unglucf geratl^en, weil 9(bam funbigte, fonbern jeber barum 
weil er f^lbft gefunbigt \)au JDamit aber bie§ nid^t etwa fo 
mochte mißverftanben werben, ate f)abe Jeber SWad^fomme 3lbam§ 
ftc^ ba^ llngludF burd^ bie ®unben jugejogen/ bie er in ber SBelt 
ber grfd)einung afö SÖienfdl^ begangen (wobei ja immer bie gegrün* 
bete @inwenbung bleiben lt>ürbe, baß ber %o!ti 9tbam§ unb bie 
bamit auf i(;n übertragene @ünbf)aftigFeit iljm e§ unmbglid^ ge=« 
mad^t l;abe ber ®ünbe ju wiberftel;en , fo ba^ immer bie ©d^ulb 
einem Slnbern jur Saft fiele,^ fo fügt ber Slpoftel, um ju bewei* 
fen/ ba^ ieber an ber @ntftel;ung ber@ünbe£()eil genommen l^abe, 



Aap. V. 12 — 11 115 

l)mju : iOenn a\x^ c()c noi) ha^ SDtofaifd^e ©cfe^ ö^Ö^^^ würbe, 
war fd^on ®unbe in ber S&At, unb bo(I^ Fonnte fte bamatö nid^t 
erft entftef)en, benn wo fein ©efc^ if^, ba tann aud^ nicmanb 
bur<^ Uebertretung M ©efe^eö funbJ)aft unb ftrafbar werben *> 
!Dte Sntfte(;ung ber ®unbe unb ber ;® traf barPeit fann nid^t an« 
ber§ gebadet werben atö burd^ Uebertretung ber gottüd^en ;Drb« 
nung; aber ben iDZenfc^en t)on3Cbam btSiOlofe^ war fein gbttli(|^e§ 
®efe^ (wie e^ wn 9(bam bertd^tet wirb) gegeben, burd^ beffen 
Uebertretung fte l)&mn funbf)aft werben Fbnnen. Unb bod^ 
geigten biefe 9)lenf(^en fid^ atö funbi^aft. S>enn ba§ Uebel, ber 
Z6b , ber nur ti^ fe^n Fann , wo @unb()af tigFeit ift, wie fßautuö 
im I2ten aSerfe audbriicflid^ fagt, war fd^on unter i(;nen, bamatt 
eben fo atö nad^bem 't^^ pofitive @efe^ gegeben worben war : @ie 
waren ber J^errfd^af t be§ Sobed fd^on anf)eim gefallen , a(ö fie in 
\i^h menfd^tid^e IDafepn traten , fte würben fdE^oti fterbüdj^ geboren, 
würben nid^t erft fterblid^^, fo(g(id^ aud(^ nid^t erft funbf^aft, nad^ 
bem fte SDtenfdj^en geworben waren* (SSergt* oben ©♦ 300 — ®<^ 
nun bie üDlenfd^en nid^t erft feit fie 9)Ienfd^en waren funb()aft 
würben, unb bod;, wie^aulu^ üort)in au^brucFKd^ fagt, ieber 
burd^ eigne @(^u(b e§ geworben ift / fo folgt , \i^% fte gefunbigt 
haben/ fd^on el;e fte in bie 9)lenfd^l)eit eintraten. @ie f)aben in einer 



*) Unmdd(i(6 fann $aulu^ mit ben ^Sorten „@ttnbe wirb nicbt 
iugerecbnet »p fein ®ef«$ <0/** fagen »öden n@tinbe bleibt unge« 
ftraft, bat feine nadbtbetltden i^ofoen/ wo fein ©efe^ W S>enn 
bte0 wiberfprAcbe feiner frubern S)ac6eaang ber @d)ilberung be^ 
natutlidjen Sufianbetf bed iDtenfcben , unb namentitcb bem 6al^e 
nWelcbe obne ®efeb gefunbigt baben^ bie werben obne C^efe( 
elenb fepn ^ (2/ 12.) Sr fdl^tiegc t>ie(me6r umorfebrt: ^^ au(6 
bteteniaen SDlenfdten bie folgen ber @unbe empftnben , bie nitbt 
ein ppütioe0J9efe6 übertreten haben, fo inu§ten 0e fcbon fänbbaft 
feon, ebe V\t^ pofftibe ®efeb gegeben würbe, murren auf anbere 
SDeife ffinbbaft geworben feon afü burcb Uebertretung btefel pp(t' 
ttoen ®efeM* 



116 Ättp. V. 12—14/ 

ti;rem mcnfd^Hd^en guftanbe t^crangegan^iencn geiftigcn @£tftctij 
bic gofrlid^e Orbnung freiwillig übertreten, eben fo wie äCbam, 
finb ))on geiftigen/ unfterb(id[)en SBefen burd^ eigne @d^ulb ®tcr6^ 
lid^e geworben wie Slbam, ber in biefer ^inftd^t ftatt 3(ller, ati 
Z^u^ aller nad^folgenb in bie 9)tenf(l^()eit eintretenben @cifter 
oufgeftellt ifh 

£)bg(ei(i^ bie Se()re t)cn ber ^rde^iftenj unb bem ^alt ber 
@eifter ftd^ aud bem ©efagten fo ungejwungen/ fo nott)wenbtg 
ergiebt, bai fein Unbefangener fie für eine erfunftelte S*olgerung 
wirb (polten fonnen, fo ift e5 bod^ nid^t anberd ju erwarten, atö 
ha^ fie SSielen, beim erften 9(nblicF wenigften^, anfto^ig fe^n 
werbe, weil fie, fonberbarer SBeife, feit lange für unbiblifd^, alfo 
aud^ für unpaulinifd^ , gegolten t;at; unb ebenfo, weil ä3iele fie 
für un\)ereinbar l;alten werben mit woljl begrünbeter j)l;ilofopI;i* 
f(^cr @rfenntni$* (S§ wirb barum fei)r ber 9)tui}e xocttf) fei;n, 
nod^ Solgenbe^, jum beffern S3erftänbni^, l)iniU}ufugen« 

Unbiblifd^ wirb niemanb jene Se(;re in^bem ®inne nennen 
wollen, afö fet; fie Flaren Slu^fprud^en ber 93ibel, ober unbejwei» 
feiten aud folc^en gezogenen Folgerungen entgegen, beim fold)e 
Slu^fprüd^e finben ftd^ nirgenbd* ä3ielmel)r rebet bie ä3ibel felbft 
t>on bem ^alle ber @eifter, ernennt alfo bie SDibglid^feit nic^t nur, 
fonbern aud^ bie SBirflid^Feit eine^ fold^en $alle§ au^brucflid^ 
an, wenn gleid^ fie nid^t fagt, ba^ unter ben gefallenen ©eiftern 
iDtenfd^engeifter ju \)erftel)en ober mit ju begreifen fmb* SWan 
fonnte alfo \)on jener 2ef)re, in if)rem a5erl;dttniß jur SBibet, auf 
feinen Fall etwad weitere^ au^fagen, aK ta^ fie nid^t au^brücf« 
fid^ in biefer i)orgetragen fe^« 9(ber niemanb wirb in Slbrebe 
ftellen wollen, ba^ ed bem gwedPe ber £)ffenbarung gemd^ feyn 
fonnte, biefe 2Baf)r()eit, wie fo mani)t anbre, nid^t al§ au§brücf« 
lidl^e Seigre ))or}utragen unb gleid^fam jum @(aubendartifel ju 
mad()eii , fonbern fie nur anjubeuten , unb if>re €ntwi(f elung ber 



Aap» V. 12-14. 117 

Seit unb bem Seburfnig ju überladen» £>jfcnbar aber ift bie 
8et;rc t)on ber ^rdcEifteitj m6)t eine fotd^e, beren 8Cnnal)me Se« 
bingung wdre ber SCncignung be^ SBefenrtid^cn im 6(;riftentl;urn, 
unb barutn berut;rt aud^ ^au(u$ fie in unfrer (Stelle nur n>ie 
im SSorbeigef^eU/ überlädt fte l^m eignen Ütadi^bcnfen feiner Sefer, 
ot)ne tiefer in fie einjugetjen* 31:;m war ba^ JEBefenrtid^e in biefer 
Jg)infi(^t, auf weld^eS er in feinem gebrängten SSortrage fid^ 6e- 
fd^rdnfen mußte, bie SCnerfennung ber SBaJjrl^eit: baß jebet 
fOltnii) funbl;aft ift burd^ eigne, unb nic^t burd^ frembe ®d^u(b* 
SCuf bie Stnerfennung biefer S35al;rl)eit bringt er, weil auf i(;r 
bie 5tot()n)enbigfeit ber ßrtöfung berul;et unb bie Slncignung ber 
burd^ €i;riftu§ bargebotenen ^u(fe« 

93efannt ift e§ übrigen^, unb Feine§n>eg§ ju überfeinen, ha^ 
jene Sel;re aud^8el)re ber dlteften Sleligionen ber Srbe war, in 
benen fte, in ber Sinb()eit M menfd^lic^en ©efd^led^teö, wot^l 
fd^wertic^ burc^ Slefle^ion entftanben fepn fann, unb ^on hmm 
fte wa()rfd^einlid^ fd^on in if>rer S3erunftaltung ju ben @ried^en 
überging« 9(ud^ im SCtten Seftamente ftnben fidf) ©puren M 
©(aubend an ^rde^iftenj, unb unter ben Stabbinen l)at bie 9){ei« 
nung ftc^ eri}a(ten , ha^ alle (Seelen einft jugleic^ gefdj^aff en wur« 
ben« $(ud^ im d^riftlid^en 9(ltert(;um tef^rten nid^t allein bie ®no« 
ftifer, unter benen man Sinigen wenigftenö, ungead^tet ber 3nr* 
tl;umer in weld^e fte verfielen , bcd^ ebleS (Streben nad^ @ini}eit 
unb iDurbiger Sluff affung gewiß nid^t abftreiten Fann, ben ^-all ber 
©elfter in einem \)orirbifd^en ©afepn , fonbern aud^ ber fromme 
unb geiftreid^e um ba§ &l;riftentl;um l)od^t)erbiente ;Drigenc§ , unb 
mit t^m viele anbere treffliche ^rdl^enlel;rer , waren biefer Stnfid^t 
jugetljan« ©a& Selb be^ freimut[)igen S'ötfd^enö war hamM 
nod^ nid^t, wie fpiter()in, burd^ firc^lid^e Seftimmungen beengt, 
unb £>rigene§ felbft beruft ftd^ barauf, baß bie Sird^e über biefe Seigre 
nid^tft feftgefe^t t)abe; aud^ ert^ielt fie [xify 3^i;^i^unberte lang in 



IIS Aap. V. 12 — 14. 

bcr (l(^rifHt<l(^en 2Be{f/ ungea^tct bcr (^efftgcn SSerfoIgungcn/ noeld^cn 
OrtgeneÄ, unb nad^ H)m feine 5fn()5ngcr, auSgefc^ waren. (Daß 
biefe iOcrfoI^ungen unb bie enblid^e fßerfe^erung ber £el)ren be^ 
£^rigene§ in ben gemeinften Seibenfc^aften unb irbifd^m 3"^^^^ 
it^ren @runb trotten unb feine^iDeg^ in grunblic^er 9ßtber(egung/ 
ift au^ ber ^irc^engefc^i^re l;inrei(^enb befannt @e^r begreiflich 
aber ift d> ani), ha^ bie einmal t>erb(l^tig gemad^ten Se(;ren fid^ nic^t 
tDieber allgemeinen (Singang \)erf(^ajf en Fonnten in B^^ ^n / <n^o ^^ 
immer gefdf)r(id^er n>urbe ))on ber ()errfc^enben ^artf)ei abju« 
n^eid^en^ unb n>o aui) ha^ bogmatifd^e 3ntereffe eine ganj anbere 
{Richtung genommen l)attt 9l\xd) gerieH; ba(b nad^f^er bie £^rien« 
talifd^e ^irdE^e in grc§e äußere Sebrängntß / unb im jDccibent^ n>o 
jene geiftigeren 3(nf((^ten nie redete SBurjet gefaßt I;atren/ ließ felbft 
ber ©eift ber l;errfd^enb geworbenen ^biIofop()ie fte nid^t auf* 
Fcmmeu/ unb fo ift e§ geblieben bis i)ttab auf bie neueren 
Seiten* 

S§ ift bemna(^ nid^tS t)orl;anben / n>aS un§ aH)alUn tbnnu, 

bie &el)re t)on einer vorirbifd^en geiftigen ®d^6pfung^ ju noel^er 

wir t)on ^auIuS felbft (eingeleitet worben ftnb/ jum ®egenftanbe 

freimütt;iger S'orfc^ung ju mad^en; woi)( aber forbert und/ wie 

e§ mir fd^eint^ ha^ ä3eburfniß ber gegenwartigen S^ sanj bffon« 

ber6 baju auf* ^ !Denn wenn gleid^ baS S()rtftentl)um von feiner 

prafrifd^en <@eire fowobi al6 aud^ in feinem innern B^fammen« 

,(;ange voUfommen fann aufgefaßt unb angewanbt werben oi)ne 

jene Seigre , fo ift fce bod^ wn ber größten SBic^tigfeit jur tiefern 

pI)i(ofopI;ifd^en (Srfajfung beffelbeu/ unb biefe eben ift SSeburfniß 

unferer Beit^ nid^t nur gegen bie 9Cnmaßung ber %ta6)f}Ät, fonbern 

aud^ gegen ben ()of)en 2:on ber jenigen / bie ba6 S()riftent{)um ^war 

gelten laffen / aber nur unter ober neben i(;rer ^l;i(ofopf)ie* Sin 

fold^ed @e(ten(affen aber ift unt>ereinbar mit bem SQJefen unb ber 

SSSurbe be§<St>ange(ium§/ weld^eS ftd^ anfunbtgt aU &taft @otted 



Aap. V. 12 -. 14 119 

iUf ®eüc|feir/ atö bie offenbar getvorbene \)erbori)cnc 2Bd6t)ett 
^ottcd/ unb tie aß fc((i)e in fid^ fdbft 6e(\runbet unb voUcnbet 
f;od^ über alter menfd>(i(^en 2Bei^()eit bafte()en muß. f)>au(u§ 
entnoicfetr biefe t>erbor9ene SCBetöljeit in bem un§ vorliegenben 
f&mfi, unb n>enn n>ir auf ber einen ®eite ju ern)arten bered^rigt 
finb, baß feine Seigre alled in ftd^ fajfen xüctbt, ^^Ci^ ft<^ i^r 
SBoUftdnbigFeit für Mc Seiten bebarf/ fo muffen n>ir auf ber an 
bern/ um fte in i(;rer Siefe aufjuf äffen ^ aud^ jeben SBinf^ ben er 
ba^u gü^btf auf ba^ ©orgfdttigfte benu^en« S>b aber baf> )>ox^ 
itbif(i>e IDafeyn , wie mir eS au§ hcm SBortrage M 2Cpoffre(ö ge* 
fd^Ioffen l^abeu/ ein fotd^er SBinf fei; unb mir bcn 3(pofte( in 
biefer ^infid^t red^t \)erfte()en^ ba^)on un6 ju \)erciemitTern ()aben 
mir fein anbereö 9)?ittel afö ju ))rufen/ ob baburd^ ba^ fonft 
ttn^rftdnblid^e ftd^ und erfd;Iießt unb 9(lle§ ftd^ in einem Sid^re 
geigt , murbig ber erl^abenen SSorfteUung \)on ©ott, bie mir ber 
£>ffenbarung bur<^ 6(;riftu§ verbanfen» ©oß bieö in Dlucffic^t 
bcö bi*l)er bel;anbelten Streite biefed SBriefeö mirflid) ber gall 
fep/ mirb jebem 9tad^benFenben einleud^ten/ unb \)oUfommen eben 
fo mirb e§ ftd^ im 23erfo(ge bemeifen» 

(Sinen t)oQftdnbigen 93emeidr ^cl^ bie ^äe^iften^ aixä) auf 
pt)ilofop(;ifd^em SBege bxixä) Unterfud^^ung über bie meufdlj^lid^e 
%tÄfyzit, ba^ iDafe^n @otte§ ))orauggefe^t/ gefunben merbe^ muß 
td^ einer anbern ©d^rift )>orbet)aIten. Snbeß mirb ftd^ auc^ im 
Fortgänge mand^e @e(egenl}eit ju SCnbeutungen über bie 2Bid^^ 
rigfeit jener Seigre jur Sbfung ber fd)mierigften metapl;vftfd)en 
SCufgaben barbieten* — 3l\xv einer 93ebenF(ic^Feit mutJcn mir 
nod^ Für) ermd()nen/ bie bei ä3ie(en beim erften S&(idF gegen jene 
Set)re fid^ ert)eben mirb: bed gdnjUd^en 9)Zange(6 ber Erinnerung 
an Jenen frui)ern jBuftanb in unferm gegenmdrtigcn. ^ud) biefe 
®(^mterigfeit (dßt ftd^ \)oHFommen (ofem Jg)ier moUen mir nur 
bemerFen/ ba^f je reiner baf> £i(b ift mad mir )}on bem geben 



;a •• 



120 Xap.y* 12 — 14» 

freier unb feßger ©elfter in ber gottKd^en £)rbnunj un§ gu eaN 
toerfen im ®tanH ftnb/ loir um fo met)r erFennen müjfen/ ba^ 
ber guftanb ber au^ jener £!)rbnun() in bie Unerbnung ()erab^ 
gefunfenen @eifter ein fold^er muffe 9eit)efen fe9n, baß mit ber 
9}I6g(id^feit ju benfen n)ie in jenem früheren guftanbe au(^ bie 
beutlid^e SSorfteltung bejfe(ben muffe \)erf(^n>unben fe^n^ auf it)n^ 
(id^ SBeife n>ie ein SOSal^nflnniger, cbgleid^ er berfelbe SDtenfd) 
bleibt, bie Srinnerunj an feinen früJjern S«ftÄW^ ö^"4l«4^ ^^' 
lieren fanm Sefd^reibt bod^ ^auluö (befonberö im 7ten S^apitel) 
ben Suftanb be§ auf ber tiefften ©tufe ftcljenben SDlenfd^n 
aK ben M \)ottiflen ©ebunbenfepnß feiner ebeJften Ärdfte, atö 
eine SSerpnfterung ber SSernunft bie ba^ Srfennen ber ©inge 
in i()rer 2Sa(}rt;eit (a(fo ber geiftigen 3BeIt/ ber mir n^efentüc^ 
angefroren unb au§ ber mir f^erabgefunfen fmb) unmbgtid^ mad^t; 
fotglid^ atö einen Buftanb bed SBal^nfmn^* ÜBenn mir nun bie 
ä3orfteUung eineS ä3erftoßenfe9nd in bie materielle SBelt jur 
®trafe unb 3(6bußung alter @cf)u(b/ bie beS @otte§ ber Siebe 
t>b.nig unmurbig ift/ fat)ren (äffen, unb bagegen unfer je^tge^ Se« 
ben aI5 eine gbtt(i(i)e 93eranfta(tung jur SBiebergenefung betrad^ 
teu/ wirb bann nid^t fd^on jeneö SSergeffen begreiflich, fo mie ba§ 
mit unfrer fortfd^reitenben @enefung mad^fenbe ä^emußtfepn unfrer 
mat^ren J&eimat()? ba^ freilid[^ nad^ unfrer menfd^lid^en Organi» 
fation bie $*orm ber Srmartung eineS künftigen annimmt, unb 
nur feiten fic^ auSfprid^t aI6 bunfle Erinnerung bee^ (Si;ematö* 
Stber get)bren mir nid^t aud^ fd^on jc^t ber geiftigen SBelt an, 
ber mir funftig angefroren merben? {ba^ SReid^ ©otteö ift inmen« 
big in eud(>, fagt Sl)riftu§) unb ift in ber rein geiftigen 935e(t ein 
S()ematö unb 3e^t unb (Sinft gebcnfbar, ober ift nidjrt mlmclyx 
bort alles ©egcnmart? — %ml\^ ftrdübt fic^ ber menfd^lid^e 
©toi) gegen ben ®a$, baß mir SCUe me(;r ober meniger tm 



Stap. V. 12—11 121 

SBal;nc begriffen fmb* S(ber Ul)xt unl ni(^r t^be gewonnene xoitU 
(i(^ dtUnntni^, ha^ n>ir ed waren? 

2Bir fel;ren naä) biefer Jangen, aber mie e§ unl fehlen notfj* 
wenbigen/ Stbweid^ung jurucf* 

S§ bleibt m^ nod^ ju berücfpd^tigen , baß ber Stpoftel, ob* 
XDol)l er jeigt, baß bie ©elfter welche na(^()er afö 2)ZenfdS)en auf- 
traten/ in it;rem frul^ern geiftigen IDafe^n alle burdj^ freiwillige 
Uebertretung ber gbttlid^en ;Drbnung an xfyttm (Slenb unb an 
bem J^erabfinfen ber f)hl)trn SRatur in bie grob finnlid^e ®^ulb 
waren/ bennod^/ ber alten UrFunbe gehidß/ annimmt/ ^a^ \>on 
einem iDIenfd^en ®unbe unb Zob ausgegangen fe^« IDied er« 
Fldrt ftd^ ganj einfad^/ wenn berjenige ©eift/ ber nad^ber ald 
9}tenf(^ %bam genannt warb/ Ur{;eber ber Uebertretung ober Sm* 
porung war/ bem aber alle übrigen fTd^ freiwillig anfd^loffen* 
@o fanu/ bei ber Smporung eined ©roßen gegen ben rec^tmä§i« 
gen ^urfteu/ ber Sine/ ))on bem bie Smpcruna ausging unb ber 
an il;rer ®pi^e ftanb/ mit Siedet att Urheber be6 barau§ l)en)or« 
ge()enben UngludPd betrad^tet werben/ aber ftrafbar finb barum 
alle auf gteid(>e SDBeife / bie oI;ne S^J^^na — wetd(^er in einem 
freien ©eifterreid^e ftd^ nid^t benfen Idßt — mit Ü)m ju gleid^em 
3we<fe fi(^ t>erbanbem ^ier burfen wir übrigens nid^t einmal 
an poftti^e (Strafe benfeu/ benn bie SCbweid^ung »on ber gott« 
lid^n Srbnung fonnte ibrer 92atur nad^ nid^t anberd ald ))er« 
berblid^ für bie Uebertreter fepn* — SBei biefer gdftigen Stuffaf* 
fung/ toAä)z ^auluS und t>on ber alten Sr^if^lung giebt/ bleibt 
übrigens aud^ ber t;ifloufd(^e ^bam unioerdnbert: benn war ber 
geiftige SiCbam ungottlic^ geworben/ fo Fonnte ber 9)Zenfd^ Slbam 
ntd^t anberS alS friner nunmet)rigen unreinen 9Iatur gemäß fic^ 
entwickeln unb l)anbeln* 

®o alfo ^at fßauluS aufS iQollfommenfte bargetban toa^ 
er erweifen wollte* SlUe geiftigen SBefen waren burd^ eigne 



122 Stav. V. 12—14. 

@(^(b in bie Sicfe M S(enM setari;en/ unb ber erfofenbe G^orr/ 
ber ba f(^on aller Slertung begann/ atö et ba^ S()ao6 jum 
®d^au)9la^ ber (SnnDtdPelung unb 9Btebert)erfteUung ber @efaUenen 
orbnete/ I;ae bte 9lettuna etne6 jeben ba angefangen/ wo jeber/ 
ber B^t rndf, noc^ voKig tum @uten ttaftlo^, @unber/ g-einb 
@orteö war*)* 

S>aß/ mä} ber gemeinen 93orfteUung/ burd^ bie (^\xib b^ 
Sinen baft SBerberben auf 9CUe o()ne beren Zl)iilnal)mt an ber 
®d^ulb übergegangen n>are/ ift an unb für fid^ unbenFbar/ ba 
(Sott Weber ben Unfd^ulbigen ^tatt M ©d^ulbigen [trafen / nod(^ 
jugeben iam, ba^ ein von 3N erfcf^offened 2Befen unfd^u(big/ 
ja anberd ald ju eignem SBeften (eibe* 9Iun aber l)aben n>irf(id^ 
Wie Streit genommen an ber @d^u(b/ unb bod^ nimmt @crt/ 
au§ ©nabe/ burd^ ben <Einen (£f)riftu$/ ben erlofenben ®ott/ bie 
folgen ber ®(^u(b von SCQen f)inn>eg/ mie ^aulu§ f(^on frul;er 
gezeigt f)at SBenn a(fo jn>ar/ fo mie urfprungfic^ bie ®4)ulb 
t)on Sinem ausgegangen ift/ fo aud^ burd^ Sinen Slettung erfolgt: 
fo finb bod^ %a\i unb <ig)u(fe nidj^t einfad^ einanber gegenüber ju fteUen/ 
wie bieS gef(^ef>en fbnnte/ tpenn ber (Sine nur eine Uebertretung 
begangen i^ätte/ unb bie $o(ge biefer einen Uebertretung bed di^ 
nen t>on bem Sinen J^elfenben aufge()oben märe* @o aber ift 
bie ®nabe in jmiefacl^er 95eiief)ung uberfd(^meng(id^* S)ie6 fprid(^t 
ber 9(pofteI in folgenben SBorten aud* 

iff — 19. 9ticl&t aber ver(S(t etf fid mie mit ber Uebertretung/ 
fo aud^ mit ber'®nabeugabe* S>enn menn int^ Ui @inen 
Uebertretung bte SBielen gejlorbeu finb / fo ift meit medr 
noä) bie ®oabe ®otted unb bie in ber ®nabe t>ti einen 
SRcnfc^en 3fefu0 SNflud bertiedene ®abe ben iBieten in 



*) eUbt ttr iOeilage am dnht M ^apiteU. 



Aap- V. 15 — 19. 123 

i6 rercbcm 9Rafie iu Xf><\l flcmorbeti« Uitb tiic^t ^tt^Ht e< 
ixcb mit mit Um ani einer 6finbe [entilantenen] fo autb 
mit Ut &aU. 3)enn t)ie6tirafe/ ilt ani einer [6ttnte] 
folgte/ n)ar ter Xob/ bie ®nat)ensa6e aber ffibrt mi Dieten 

17 6ttnben lur ®erec&tmadEinng. iDenn menn burcb bie eine 
Uekrtretunfl ber Xob mittelfi Ui @inen berrf((^te/ um fo 
me^r »erben bie/ meldte bie pQe ber QnaU nnb bie @abe 
ber ®erec(^tifi(eir empfangen/ im geben berrfdi^en bnrd^ ben 

18 (leinen Seftt< Sbrifln«. — eo alio, toit bnrc^ ein 9kt^ 
geb<n fnr aOe SRenfcl^en ißerberben/ fo aocl^ bnrcb (Sint &u 
re<btmac6ung für aüt SDtenfcben SRed^tfertigung betf Seben«. 

19 !Dcnn wie burel» ben Unge^orfam it« einen SRenfd^en bie 
93ie{en ^nnber würben/ a(fo werben aud^ bnrcf^ ben @o 
borfam bed @inen bie 93ie(en )n ®erecbten werben« 

J^dttc nur Siner, Slbam, mä) ber gewbJjnüd^en SSorftcHung/ 
gcfünbigt, fo l)äUt bie I;elfcnbe ©nabe nur bie %oiiin ber ©unbe 



153 x^P*5 fcbeirtt bier öer Sfpoftel auf ® Ott §u bfjieben: hie ^itU 
Oottrtf/ wefctie htv (Srunb bct ©rlöfung tff; ^®p«<^ Me 9lutf* 
fäbrung bnrcb (Sbrifiatf/ tie gnubenooae ^ingabr ditiüi }nm 
$eU Ut ©efoücn^n. — oi noXkoL f{nb obne Sweifel aUe 
Snenfrten/ wie bad «u* autf brm isten ©erfe unwtberfp«*^ 
n(6 bervoroebt; aber barum ntcbt SIHe fcblecbt bin. eUht Me 
foCftenbe (grfCärunö. - 1^8* folge ben Codd. mlAc a^ag- 
Tj^fittTo^ (efett/ utib beten Autorität »oOfornmen fo ^rofi iü M 
btc b<t fibrigen / »ricfee dfia^TjjffavTo« fiabctt 5 eben fo im 
folflcnben ©erfe h t<^ kvL ftatt ^(5 tov evoq, fQci ber ge* 
»öbnUÄ fleworbenen Äffeott nÄmli* btficft bie gonje ©tettc nur 
einen ©ebanfen/ einen ©eöeafa» autf, unb ein« witb fiberffßf* 
(Ige ^tebetboluno betf anbetn. 6o abet ilnb jwei »icbtige ®e* 
genfdje/ auf bie $au(utf aufmetffam madien »oOte/ beutUcb 
beto^rgeboben* tlnb thtn fo «ebt man ni4t watum $ou(u« im 
1 7ten ©etfe bad ^*A '^ov ivoq binaugefilgt baben foflte / wenn 
r>ai öotbetdebenbe ivo^ eben fo wie hai nacbfolgenbe auf 9Ibam 
Mte bejogen »etben, — xaxdx^iyLa 2;obe^urt6ei(/ olfo £:oO/ 
93etbetben* 



124 Aap* V. 15- 19» 

M Sinen gut )u mad^cn c^cffobu SCbcr ganj anberd \)erl;ä(t eö 
ftd^ in ber SBtrRic^Fett ä3ie(e l;aben an ber Uebertrctung bed 
Stncn Sf)d( genommen unb fmb babur^ mit tl;m in ha^ UnglucF 
geratl;en / n>aS unausbleibliche So(ge be6 SBerlaffend ber göttlichen 
jOrbnung toar / unb biefen ä3ie(en tft butd^ bie J^ulfe bed @inen 
[Rettung geworben» — Unb wäre nur eine 5Crt ber @unbe be^ 
gangen worbeu/ fo t>dtte ber @r(bfenbe auc^ nur bie ^-olge ber 
einen @unbe l)inmegiune()men get)abt« $Cber bie ( naturfi^e ) 
®trafe/ bie $o(ge ber einen erften @unbe n>ar allgemeine ®unb:» 
i^aftigfeit/ benn baS ift bie 9latur ber @unbe ober ber 9tbn)ei(l^ung 
t)on ber gottlid^n jDrbnung^ ba§ aud i(;r/ fo wie au§ einem 
@tamme eine iDlannid^fa(tigFeit ))on SCeften unb B^^^d^"/ f^ ^^^^ 
SRannid^faltigFeit t)on ®unben fid^ entwicfett (Da§ t^ielfopftge 
Ungetreuer ber ®unbe/ wie ^au(u§ e§ im erften Kapitel barfteUt/ 
wo er ben guftanb ber gefaKenen 9)lenfd[^f)eit f(^i(bert/ wud^S aud 
ber erften Uebertretung ()er\)or/ unb mit il;r ber bejammern6wert(?e 
Suftanb, ben ber SCpoftel fo treffenb mit bem SWamen Sob 6e« 
ieic^net/ bie gänjüd^e Entfernung ))on ©ott^ im @>egenfa$ bed 
wat)ren SebenS^ be6 ©epnS in @ott« SBie wenn ein auSgefproc^e« 
ne$ 2:obe6urtt}ei( an ben UnglucHid^en t)oI(iogen wurbe^ fo fturjten 
fte f;inab in ben SCbgrunb bed ä3erberben§. — Unb auS biefer 
SDlannid^faltigfeit be§ SlenbeS rettete fie ber @ine/ — @o wie jebe 
firanfljeit auf befonbere SDBeife bie Äunft be§ tjelfenben 9lriteö in 
Stnfprud^ nimmt, fo brad^te ber große SCrjt jebem SobfranEen bie 
befonbere J^utfe beren er beburfte, fo brachte er jeben bem Sobe 
fd^on anl^eim gefatlnen ju Seben unb ©efunbf^eit jurudP* ©eine 
(Bnahi unb SBeid()eit fanb für jebeS Uebe( ha^ ©enefungSmittel/ 
für )ebe ®unbe ba§ üDtittel ber 93efreiung aitS berfelben , ber @e« 
redjjtmad^ung* — 0()ne SBergleid^ grbßer alfo war bie ^ülfe bie 
ber Sine brad^te, afö baß fte burd^ b(oße @egenuberftet(ung gegen 
bie Uebertretung t)on ber ba^ Uebe( ausging fonnte auSgebrucft 



Äaj). V. 15 — 19. 12« 

mcrben. S)enn ber eine Ue6er(retet oerantafite/ baß bte 93te(en 
Uebettreter mürben/ unb bie eine @unbe erzeugte bie ^lann\ä)f(iU 
rigfeit von ®unben bie mit it^ren )>ie(fa(l^en 93erjn)ei9ungen unb 
UmftricFungen ba^ ganje @ef(l[^(ed^t fo (gefangen l)klt, ba^ fe(6ft 
bie (Spur ber e{)emaligen $*reit)eit unb ©elbftftdnbigfeit verloren 
(gegangen toax, ba^ £ob unb 33erber6en ba (^errfd^ten, xüo 
einft, ©Ott d()nli^, bie S'J^eien, ©elbftftdnbigen ge^errfd^t fyattcn, 
bie nun, ber fc^impfßd^ften ©ttaverei (eingegeben, fined^te ber 
®unbe unb be§ Sobed maren. $(u§ biefer SDZannid^faltigCeit ber 
®ünbe unb be& Stenbeö ful;rt ber Sine bie SSielen — nidf^t etwa 
burd^ einen ü)lad^tfprud^, ber bie urfprunglid^e Steilheit f;ätte ver« 
nickten muffen, fonbern inbem er burd^ SenFung ii;rer ®d^idFfa(e 
unb bmö) Jeine I;ulfreid^e Sraft if^nen ®efegenf)eit unb ©Mittel 
gibt jur ©ered^tigfeit ju gelangen — ju b^m Buftanbe ber gott* 
lid^en Steifheit unb ©elbftftdnbigfeit jurudf, ba^ ba wo frul;er — 
m(i)t ein mdd^tiger ©eift, fonbern Sob, 25erberben, SRid^tigfeit 
J;errfd^te — (man füi)U bie Äraft beS 2(u§brudfö) je|t wieber bie 
freien im äSeben, in ber %\i\U bed wahren SepnS l;errf(^en folten 
burd^ 3^fu§ S()riftu^» 3^ »neJjr nod^ foUen fte f)errfd^en atö vor* 
t?in, gewinnen nod^ fotten fie, afö ©ieger I;ervorgeI)en au§ bem 
Sampfe in bem fie völlig unterfegen (matten, nid^t blo^ wieber* 
erlangen ba^ SBerlorne* — Sajfen wir ben ©ebanfen auf in biefer 
%iAU unb 3(u^be{)nung, bann Fonnen wir al(erbing6 fagen: 2Bie 
burd^ Sin 93erge^en 93ie((;eit ber ®unbe unb be^ S3erberben§ ent* 
ftanb, fo burc^ Sine ©ered^tmad^ung 9ied^tfertigung bed Seben^« 
IDenn ba^ 9BerF ber Sribfung ift nur Sine^, eined nur ba^ £))>fer 
woburd^ S()riftuö auf ewig bie ©el;eiligten voUenbet Unb wie 
burd^ Sined Unget^orfam bie 93ielen ®unber würben, fo würben 
burd^ bed Sinen @ef)orfam , burd^ fein unwanbe(bare6 93ei)arren 
in ber einen gbttlid^en Sr^nung, burc^ fein ftetiged SBoUbringen 
bei großen $(aned , bie SBieten ju ©ered^tf n , ju fold^en bie fut 



126 Aap. V. 15—19. 

immer utib oud lebenbigfter Uebcrjeuaunfl bcgrunbet bafteljcn in 
ber einen gbtriidS^en £>rbnung, in welcher oUein n>a()rer %xitb€ 
unb ©eliflfeit n>ot;ncn tantu 

Slid^t of)ne tiefere SCbfic^t fd^cint mir bcr SCpoftel ben 2tu§* 
brudf b i e SB i e t e n ju gebraud^en, ftatt Sitte* X)aß er aUe fOlm^ 
fd^en, ober alle mit bem ginen gefoUenen ©eifter borunter t)er* 
fte(;e, unb baß er bie Sribfung atten biefen ©efattenen jueigne, 
baruber fann bem gebraud[)ten 3Cu§brucf nad^ {ol noX\ol) gar 
feine grage fepm Stud^ fagt er im i8ten aSerfe auSbrucflid^ unb 
unbebingt/ bie Sted^tfertigung be^ gebend fep für alle 9){en« 
fd^en: fo ba^ fein S9tenfd(> ba\)cn fann au^gefd^lojjen werben, 
tt>enn man nid^t ben allerbeftimmtefkn SGBorten be6 2lpoftetö ©e« 
malt antl)un milU S6 ift aber mäft attein benfbar, ba^ nid^t 
abfolut atte geiftigen SBefen, bie eirift mit benen bie gefallen fmb 
in feligcr ©cmeinfd^aft gelebt l;aben, an bem S'^^We 2(ntl)eil nal;* 
men, fonbern bie 9)ibglid^feit beö SBeftel;en6 in jenem feiigen Ur« 
iuftanbe muß notl^menbig eingeräumt werben, wenn anber§ jener 
guftanb ein Bw^^nb maf)rer S-rei(;eit geroefen fei)n fott. SCBenn 
alfo mirflidj) nid^t atte l;erabfanfen burd^ freimillige J()eilnal;me 
an bcr Uebertretung ber gbttlid^en brbnung, ober menn ^aulu^ 
aud^ nur bie^ unbeftimmt laffen mottte, fo burfte er nidjt Stile 
fagen, fonbern bie SBielen, b* l> Sitte, meldte mirflid^ Jf)eil 
naf^men an ber Uebertretung» 

aSBir trotten l;ier nodj^ bemerfcn, ba^ im i5ten SBerfe ^au» 
lu$ ben erlofenben ©ott ben 9)tenfd^en 3efu§ gl)riftu§ nennt, 
obftleid^ Sl;riftu§ in ber ^errlid^feit M SSaterö lebte el)e bie aBett 
n>ar, unb obgleid^ ^autud if)n ni(f)t in fo fern er 90tenfd^ wat 
ald Srlbfer ber SBett betrad^tete. Sluf dt^nlid^e SOSeif^ fonnte er 
alfo aud^ \>on Slbam fagen, ha^ burd(^ einen 9)lenf<^en @unbe 
unb Zeh in bie SBett gefommen finb, obgleid^ er bamit nid^t 



Ä*p. V., 20-- 21. 127 

fajcn meütt, baß btr SKenfd^ %batn (6 war bur<^ bm 
@unbe unb Sob enfftanben* 

20 - 2U iDa$ ®efe( aber tfl {tDifc^cneingerommea/ bamit bic 
6iinbe m&O^Uitv fiervortrSte« 9((d aber bie @tinbe m&diiitt 
l^eruorrrat / ba tourbe bie ®nabe noc^ i>iet übtxmtitnitt : 

21 bamit/ tote bie 6änbe Utti<bu im ZoUf fo Mdf Ut 
®nabe (^errfctie burc^ bie ©erec^tigfeit {om emiflen Seben 
bnrcb S^fu0 C^^rijtud unfern ^emu 

gmifd^en bem guftanbe ber tiefftcn ®unbf)afttc(Fett unb bem 
ber 2Biebcrt;etfteUung mu^te ein mittlerer guftanb/ baö @efe^ 
eintreten / bamit bie 9}tenf(l^en bie @unbe in t(;ren furd^terlid^^en 
Sollen/ in i(;rer ganjen @d^eu^tid^feit ernennen (ernten/ bamit 
Srfenntni^ be^ eignen (£(enb§ unb ber Urfad^e bejfelben fte t)or« 
bereiteten jur SSefreiung. !£)a^ ift ber Bn>ecf bed ®efe^e^ / ba& 
fonnte unb foUte e6: nid^t aber ben ä){enf(l^en jur 93ol(enbung 
fu()ren^ ©er SCpoftel berül;rt biefen ©egenftanb Ijier nur im SBor* 
beige()en/ unt> bet)anbe(t if^n au^fut^rUc^ im 7ten SapiteL ^ier 
n>iH er nur aufmerffam barauf mad^^en^ t>a^ aud^ biefer 3n>i« 
ft^njuftanb äßirfung einer unb berfelben erlbfenben £raft wax, 
eine oon berfelben I;erbeigefut)rte not(;n)enbige S>ur%angöperiobe/ 
unb t>a^ bie ©unbe^ obn>oi;( fie fo fid) in it;rer furd^tbarften 
Snnoiefelung jeigen mu^te^ bennod^ meit überwogen würbe burd^ 
bie mdd^tig i;elfenbe ©nobe* Slu(^ in ber ftd^tbaren SBett mu^te 
bie 2:obe§J)errfd[^aft ber @unbe mdd^tig jperbcn, bamit tjernid^tet 
würbe biefc 2obeö()errfd^aft unb ganj unb allgemein bie ©nabe 
Ijertfdjie, weld^e burd^ ©eredl^tigfeit, buvd) Sluff^ebung unb gänj« 
lid^e ^u&rottung be^ SBofen, jur Srei(;eit, jum waljren, ewig 
bauernben 8eben fui^rt* 



12a Aap. V. 20 — 21. 

JEBelc^ eine ©cene eröffnet I>ier ber SCpoftel unferm fleiftisen 
SCuge! SBetc^e SBeftanfd^auung ! SBie )}erf(^n)inbcr \)or tiefet 
SBirfüc^feit bie ^rfinbung aud^ ber Fuf^nften ^\)ant(i[ic, t)or bie- 
fer @otte^n>ei§f)eit bie in it)rer SCrmfefi^feit ftd^ bruftenbe 2Bei6i;eit 
biefer SBelt! 

Unb ac^/ n)ie ift fie t^erabgejo^en n>erben/ biefe ^immel^ 
%i>af)xl)üt, in ben ®raub ber @rbel 2Bie ift fie t)erFannt biefe 
SHUi^e/ bie ha will ba$ feiner \)erloren gebe^ fonbem ba^ 9(Uen 
gei)o(fen werbe/ unb bie md(^tig ift aud^ ju )}olIbringen toa^ fie 
tpiU! — ^au(u§ leiert/ ha^ wir alte burd^ eigne ®ä)ulh einft 
abwid^en \)cn ber gottlid^en ;Drbnung in ber allein @eIigFeit ift/ 
unb ba^ bie erlbfenbe @nabe und alle, ungead^tet ber eignen 
93erfd^u(bung / einft jurudffutjren wirb ja ^«'dlxit unb l;6l)erer 
@elig(eit« Si^riftud betet nod^ am ^reuj für feine DJlbrber : 93a« 
ter »ergieb i(>nen ! — er ber \)on fid^ felbft fagte : S3ater id^ 
weiß/ bäß bu ntid|^ allezeit eri)oreft/ ber a(fo gewig toat, ba^ 
aud^ biefe SBitte @ri)brung finben werbe. — tlnb SDlenfd^en/ im 
S>ienfte beö 93ud^ftaben befangen/ unfdt)ig bm @eift ber ewigen 
•Siebe ju f äffen/ ber au^gefprod^en ift in bem SBorre toa^ ^Qein 
ber lebenbigmad^enbe @eift ju beuten \)ermag/ iD?enf(^n (el;ren/ 
burd^ bie ®d^u(b eined 9(nbern fep über SOtpriaben geiftiger 2Bc« 
fen Sraftloflgfeit jum ©uten gefcmmeu/ unb bamit aud^ in ber 
fid^tbaren SBelt unnennbare^ dUnb, unb t)on biefen l^ier fd^on 
fd^ulb(c6 Seibenben fepen bei weitem bie iDteifteu/ m^ bmi ewi« 
gen 3latl)fdS^(uß &otM (ber bie Siebe ift!) ju grcnjenlofem/ alle 
menfd^li(^e Raffung, uberfteigenbem / ewigem Slenb im 93orau^ 
unb unwanbelbar bcftimmt! 

SBal^rlid^: fie wiffen nid^t xooA fie tt)um 



129 



^(ita^t jum fünften ^mtcU 

Slnbeutungen über bie ©tofaifd^c ©d^opfun^e^» 

flefd^id&te unb ben ^^H» 

%üt biejcniden/ tpeld^e fid^ bie $rage auftDerfetv ob aud^ bie 
gegebene iDarfteUung fid^ \)ereint9en (äffe mit bem toai xok in 
ben brei erften £apite(n bet @enefi^ über biefen ©egenftanb 
lefen/ fügen toit ba6 ^-olgenbe t)\niUf n>i>bet mir auf Furje 9(n« 
beutungen un6 befd^rinfen muffen / ha eine audfü()r(id^e Srorte« 
rung au^er hm ©ränjen unferS 33or(;abend liegt. ^ 2Bir fe^en 
Sefer t^oraud / bie in jenen alten et;rn)ürbigen Urfunben auf ber 
einen ®eite meber meta)>I)t;ftfcl^en nod^ pl;9ftFa(ifd^en Unterri<l(^t in 
bem @inne unfrer ®d^u(en fud^^eu/ auf ber anbern aber fie eben 
fo noenig für bud^ftdblid^ ju net^menbe ©efd^d^te anfef)en unb ftc^ 
oerpflid^tet \)aUm ju glauben/ bie ©d^opfungdtage fet;en Tonnen« 
tage gen>efen/ obgleid^ nod^ Feine @cnne n>ar/ ober bie ®^(ange 
fep eine n>irF(id^e / aber boc^ rebenbe @d^(ange / bie M ein bofed 
unb htm neugefd^aff enen / unmünbigen 9)^enfd^en )>erberblid^e6 
SBefen t>on ®i>tt f)ert)orgebrad^t noorben, unb bie a(fo/ ot^ne e6 ju 
xoolUtif ©Ott felbft jur Urfa^e be« SSofen mad[)en. — UnÄ 
finb jene Sridt;(ungen l)ei(ige Stimmen ber Um>elt/ bie in ä3i(bern 
ber n)drmften/ begeiftertften !naturanfd^auung bie bem ermad^enben 
@ef<^(ed^te/ wie allen Fünftigen ©efd^fed^tern , wic^tigften 2Bal)r* 
^tm audfpred^en : ®ott ift Urquell alles S)afet)nd ; dt fd^uf 
Sid^t in ber $infterni$ , ließ au^ ber Unorbnung iDrbnung l;er« 
))orge()en ; baS 996fe entftanb burd^ eigne ®d^ulb ber Srfc^aff enen» 
©ottlid^er Unterrid^t fmb fte über Urfprung / Fortgang unb iBe« 
ftimmung M iDlenfc^en^ auftgefprod^en in einer S*orm/ bie l^od^ er» 
(^aben fte(;t über ben etmg wed^felnben^ bem @inf(u§ von Seiten/ Sdn« 

9 



130 S&etfage sum fünften Aapirer. 

bern unb SDtoben unterworfenen 6inf leibunöen menfd^Üc^er 93?ei6« 
f)eit ; »erft5nbli<^ , it)rem SQBefen nad^ , bcm f inblid^en ©cf(f)(c(^t ; 
©egenftanb beS ©potte^ nur bem in feiner Unwijfenf^cit fjd^ bru* 
ftenben Jf;oren; ©egenftanb ber 23erel)ran(i , ßucUe tiefer unb 
tieferer SBelebrung bem ber mit unbefangenem @inne nad) gott« 
lt<fter fl5Betft(;eit fragt* — 

935er bie brei erften Äapitel ber ©enefiö mit $(ufmerffamfeit 
lieft, ber uberjeugt [xü) balb, baf? fie wenigftenö jwei verfd^iebene 
aneindnberi)ereil;ete Urfunben ober Sluffaffungen \)orau$fe^en/ wo» 
wn bie eine vom Slnf ang M i ten bid jum 4ten SBerfe be^ 2ten 
Kapitels angewanbt ift, bie anbere von ha bis ju @nbe bed 3ten 
^apttefö. ®ie erfte beginnt mit ber not(>n)enbi9ften aller 2Ba^r* 
i)eiten : @ott ift erfte llrfad^e alleS i^afepnd ; fe|t bann aber ta^ 
&)aoi, beffen ßntftefjung fie ni(f)t berichtet ober erHdrt, f(^on 
aU t)orl)anben vorauf, unb fd^ilbert fogleidS^, mit tief er« 
greifenber SBaljrljeit, ben fid^ na(;ernben ©ott aß Söringer bed 
&i<^t$/ ©eine erfte ;Sraftdu§erung auf ba6 ^inftei'e atö (S(^ei« 
bung beS Sic^tS von ber ^infterni^ ! @r orbnet bie 9)aturfrdfte/ 
fe|t fle in Jl^dtigfeit ju ©einem großen S^ecfe, unb fo fd;eibet 
fid) ba^ Sbm von beth Unten, bie SBaffer fonbern ftd^, baf> 
ßanb tritt t)ervor, unb e6 entwicfelt fid^, naturgemäß, erft ba^ 
fH^ä) ber ©emäd^fe, bann ba§ ber 2:i)iere, bi§ jule^t ba^ ebetfte 
aller @efd)bpfe, ber iDtenfd^, l)tttüi) auSgeftattet unb beftimmt 
)um ^m\ü)in über ba^ ©anje, aber fogleid^ aU SDlann 
unb 2Beib, bie 3lei()e ber gef(^aff enen SBefen biefer neuen SGBelt^ 
orbnung befcl^ließn @in ©egentf^Nrud^ ©ottel über ba^ neue ^aar 
ift I)ier: ba9f eS frud)tbar fepn, ft(^ meieren unb bie @rbe fuUeii 
foHe. 

3n ber {weiten Urfunbe ober (Sridf>lung jeigt fid^, wenn 
man fie von ber menfd^li(^«prafttf(^en @eite betrad^tet, jundd^ft 
allerbingd bie ©(^ilberung M neuerfd^affeneh irbifd^n SDtenfdjKn 



Sbtila^t ium fünften Xavittl uu 

nadf feinen SCnlagett unb 2:rieben^ bie it^re crfte ^'nttt)icfe(ung in 
feiner SJeftimmung jur Bebauung teS Sanbcd finbcn foUtcn. !Dic 
evfte <Eriiei;ung be§ SDtenfd^en ift ganj analog ber @r)iet)un{) eine! 
toeifen menfd^Iid^en SBaterd/ bet ha xoti^f ba^ auc^ fd^Iimme 
äCnlagen in feinem Sinbe finb/ ber uor 9(Uem @e[;orfam forbert 
t)on bem nod^ Unerfat^rnen/ bed eignen Urtf)ei(d nod^ nic^t $al)igen/ 
unb ben Ungei;orfam fhreng^ aber )um J^eÜ be5 ^tnbed beftraff. 
Und} von biefer @eite enri;d(t bie fDarfteUung bie aUertreffenbfkn 
unb be(el;renbften tnad^^toeifungen über bie Tlatur bed irbifd^eu 
SDlenfc^em — Srmdgt man aber bQti 3nl;a(t biefer UrFunbe ge« 
naueT/ fo finbet man^ t>a^ mit unb unter biefem erften ®inne 
nod^ ein tieferer ))erborgen liegt* ©iefe Urfunbc rebet in ber Sin* 
(ettung nur auf unbeftimmtc SBeife \)on einer einftmaligen ^eriobe 
n)o nod^ Feine ©eipdd^fe ber (f rbe t)ort)anben maren / unb gei;t 
bann, wad n>ot^( ju bemerfen^ ohne \>on ber ®(l^6pfung ber Srbe, 
ber ®en>d(l^fe/ ber St^iere ju reben, fogleid^ ju ber ®cl(^opfung be& 
9)lmf(l^en über, unb i)ier tt)irb ))on i()m gefagt/ ba^ @)ott i(;m 
einen (ebenbigen ;Obem einblie^/ n>obur^ ber menfd^iic^e @eift a(fo 
atö bie erfte unmittelbarfte geiftige .f)cr\)orbringung ©otted in Um 
ganjen Greife biefer (Sd^opfung bargefteUt n>irb, a(fo atö ein 
SBefen »oltfommener 3(rt n>ie ein ©efd^bpf @otteS ed fei;n Fonnte 
unb mu§te. S)er i(;m angen>iefene ®(^aup(a^ feiner 2:()ättgFeit 
wirb auf^ dleijenbfte, obnooi;! unter fmnlid^en SSilbern — n>ie 
foOte er bem fmnlid^en 9}?enf(l^en anberS anfc^autid^ xotvbm ? — 
bennoc^ mit uberirbifc^en Starben gefd^ilbert« !Der SBaum be6 Se» 
bend b(ui;t im ^arabiefe, unb mit if^m ber SBaum ber SrFenntni^ 
$rde 9(uöubung feiner Gräfte unb freier ®enu§ alted ®i)bmn 
unb @uten ift bem Steuerfd^ffenen geworben, aber in ben ©renken 
beroon ©Ott felbft gegebenen t^bd^ften Drbnung muß er ftd^ l)aUm, 
wtnn er oerf)arren mill in biefem feiigen .©enup, benn jcbe 9(bn)ei« 
c^ng t)on ber gbttltd^en £)rbnung ift verberblid^* Sei aller @ott* 



132 S$eilag( }ttm fünften Kapitel. 

&t)nli^Mt, bie bem ®ef(^6})fc vcrfieljen war, fonnte c§ bod) nid^t 
flldd^ fepn bem @<^ö}5fcr, c§ fonnte aU em crfd^affencö SBcfen 
ntd^t b i e Srf ennttüß befi^en , bic ber llnerf<l^affcne allein l;aben 
Fanm flBa^tt ber Srfd^affene mit biefer, wenn nod) fo großen 
bod^ untergeorbneten Srf enntniß , eine neue , eigne Srbnung ein» 
iufut^ren, beren J'^^fflen bic enblid^ Srfenntnig ni^t bered^nen 
fonnte, fo mußten ftorcnbc Sfcmcntc in bie gbttlid^c, aHein 
\)oMfommene , Orbnung eintreten* ©iefe 9GBaJ)rl;eit ift au^gebrucf t 
burd^ ta^ aSerbot , nid^t ju eflfen \>on hmi Saume ber Srf ennt* 
nig» — Unfterbli(^ war ber €rfcl)affene l)er\)orgegangen au§ ber 
^anh ©otte^, benn e8 f)eißt, er »erbe fterblid^ werben, faltö er 
freiwillg uon ber gottlid^en jOrbnung abweid^e* Unb wie anbcr§ 
fonnte bie unmittelbare .§er\)orbringung be6 unfterblidS^en @otte5 
fepn aK il)m af)n(id^? unfterblid^, folglich geiftig, unforpcriidv 
benn aKeS Sorperlid^e ift fterb(id). 3(ud) ber uberirbifd^e ^iifau* . 
}fiaii biefeö uberirbifd^en 933efen§ fonnte nid^t ein materieller fepn, 
fonbcrn ein ju feiner \)hl)ttn 5Ratur in genauer Seiiet)ung ftet^enber» 
SGBie l;dtte ba^ geiftige SDBefen in inniger Sejiel^ung unb 9®ec^fcl« 
wirfung ftef)en fonnen ju einer grob materiellen Dtatur? wie fann 
eine fold^e felbft gebadl^t werben alö unmittelbare J^er\)orbringung 
©otte§, ber nur ®eift ift ? Unb bod^ war biefe innige SBesieljung 
M Srfd^aff enen ju ber bamaligen 5Watur notl;wenbig , wenn er 
£l;2tigfeit auf fie ausüben follte; unb fie ift angebeutet burd^ 
ba§ bebeutung§t)olle SSenennen ber geringern @efd^6))f e, weld^ed 
in bem @inne ber alten ®prad^e ein S3e}eidE)nen nadl^ ber innerften 
SEBefenf)eit M ©egenftanbe^ au6brüdPt, alfo eine genaue fienntniß 
unb 93eiiel)ung t^orauSfe^t, wenn ntd^t nod^ ttxoaf> SiefereS ba« 
burd^ angebeutet werben folL cSfud^ bie JEBorte ^auli, 9lom* 8, 
19 ff«/ baß bie ganje [je^ige] 9latur ftd^ fel^nt nac^ 93efreiung, 
fe|en einen Bnft^nb el)emaliger $rei(;eit ))oraud/ alfo einen f)6(>em 
jBuftanb au6 b^m fte t^erabgefunfem) — 9(u^ bem (Srfd^affeneti 



SScifage {um fänftcit ^aptter. 133 

felbft/ bcr bi^ bal;in nur a(§ @inl;cit gebadet war, wirb ein in>etre6 

3<1^ genommen unb i()m afö @)ei)uffiin jugefuf^rr; beibe a(fc innig 

))er&unben unb in bcr S3crbtnbung nur ein ©anjeS au§mad^enb ; 

eine acrivc^ fd^affenbe^ unb eine pa{fi\>e^ aufnel^menbe^ entn^icfelnbe 

£raft $Ud £^bem bed einen unb unt()ei(baren @otrcd geba<i^t n>ar 

ber (Erfd^affenc/ bem @d^c))fer ä()nli(^/ nurSinS; benn für (Sott 

giebt ed fein 3(u^en baS er in ft(^ aufjune(;men l)ätte« !Der er» 

fd^ffenc @eift aber fann nid^t ungetf;ei(t fd^bpferifd^e ^raft fe^n, 

er mu$ and) aufnehmen ))on außen/ bie^ ift ein norl;n>enbiget 

Unterfd^ieb jwifd^en bem ©d^opfer unb if)m. — (£ö ift bemcr* 

fen§n>errf)/ t>a^ über biefe a(§ jwei bargcfteltre @in{;cit nid^t ber 

®egen ber 9*rud^tbarFeit au6gefprod^en n>irb« IDicfer SCbam 

mar/ toie fj)au(u5 fagt/ St^puS ber 9)2enfd^()eit; n)a6 )}on il;m ge« 

fagt tDirb gi(r t)on allen i()m äl;n(id^en jugleid^ erfd^affenen SOßefen« 

So(g(id^ Fonnte in biefem guftanbe/ voo 3C((e fd^on n)aren / ni6)t bie 

Siebe fepn \>on einer a3ermel;rung wie in ber nac^I;erigen materiellen 

SlBelt/ WO/ nad^ ber oon ©ott beftimmten Orbnung/ ein 9)len* 

fd^enpaar juerft auftreten unb burc^ ^ortpffanjung nac^ unb nad^ 

alten übrigen gefallenen ©eiftern feiner 3Crt ©elegen^eit geben 

follte in bie 9)tenfd^l;eit einjutreten* *— ©a^ in ber gegebenen 

gbtttid^en Orbnung gludffelige unb jum freien SBeftanbe in biefer 

©ludPfeligfeit organiftrte JBefen nal)m oon ©eiten feiner Stuffaf^» 

fungö « unb 93etra(^tung^fdi;igf eit bed ©egebenen 33eranla{fung fid^ 

eine anbete, felbftgefc^affene Srbnung ju benfen unb bar^uftcUen, 

unb überfd^ritt fo ba^ in bem SBegriff beö Srfd^affenen felbft ge* 

gebene gict/ inbem eö unternal)m n>o\>on eö, ^jermbge feiner wenn 

aud^ nod^ fo großen bod^ nid^t unenblid^en (Srfenntniß / bie S*otgen 

nid^t überfeben fonnte/ fie alfo felbft auf fid^ nal)m, UnfereSr« 

iat)(ung giebt und Feine 33eran(affung t)ier barauf einjugel;en/ 

warum ber ©d^bpfer biefe 93?6glid^feit be§ 3^rt{)umd bem Srfd^af* 

f^nen gelaffcn l;atte / unb wie er in feinem feiigen guftanbe \)er« 



134 ä>ci(ade )um fünften Kapitel 

an(vi|lr n)cr&cn Fcniitc nocf^ etiDad anbcre5 ju iDunfd[)en* SBtr 
bcfc^ranfcn unS auf bic SBcmevfunij, ta^ jencft erforbert iDurbc 
lücnn bcr Crfd^affcne aud) bie f)hd)\U ®ottdl;nlicll^feir, tte grdJ^eir, 
fcefi^cn foHtc , unb bafl bei btefcr ber 5rrri;um moaltd^ blieb , eben 
weil bie Srfenntniß beö Srfdjaflfenen nid^t eine unenbticlj^e, ber gött- 
lichen gleiche, feyn fonnte: ba(;er ber Saum ber Srfenntniß von tiefet 
JBebeutung ift. — ©er (Srfc^aff ene pel , unb Unorbnung , Seiben 
waren bie unauebleiblic^c %oUy. ©ie \)on feinem Snnern aitö» 
geljenbe Unorbnung tfjeilte [xdf) ber if)m innig tjermanbten t)bt)^m 
SRatur in ber er lebte mit» Vertrieben ift er au§ bem ^arabiefe 
burd^ eigne SBerfc^utbung, unb nid)t bur(^ eigne firaft tjermag er 
in bajfeJbe jururfiufefjren» 6l;erubö mit ^{ammenfcbiperbtem »er* 
meieren il)m bcn 3lucf tritt — 95eHeibet, in menfd^fic^er J&üBe, 
pnben wir i!)n wieber auf ber Un g-lud) feinet %aUc^ mit iijm 
tl>eifenben Srbe, fdmpfenb unb leibenb in ber l;erabgefunfenen 
SWatur welche 5»>f9^ ^^^ feiner, \)on ber g6tt%en abweic^enben 
jDrbnung; aber leibenb unter ber $Cufft(^t ber U)n immer lieben« 
ben, i(;n nie aud ben SCugen »erlierenben ©ottt^eit/ leibenb ju 
eignem SBeften, bamit er burd> Srfal^rung gel^eilt werte \)on feinem 
Strtljum, bamit lebenbig in i()m werbe bie ju untwdußerlic^er 
@eligfeit notI)wenbige @ewißi)eit/ ba^ Feine £)rbnung gut ift atö 
allein bie g6ttlid)e* ©iefe an ber J^anb unb turd[^ bie :%raft bed 
ßrlbfcrö ii)m geworbene Srfenntnig ift ed, wetd^e bie Sfammen« 
((^werbter ber Sljerubö \)erlbfd^en mac^t unb if)n einful;rt ju bem 
neuen J^immel, in welchem ber Saum M Seben§ blul;et, 
aber nic^yt mel)r ber Saum ber Srfennmtß be^ @uten unb Sofen ! 
(5lpofaL Sap. 22,) 

lleberbenfen wir ba^ ©efagte, fo entbecfen wir leidet folgenbe 
Orbnung» guerft finben wir auSgefproc^en bie große ^wn^^men« 
talwabrl;eit: @ott ift Urgrunb aUe6 ©et^ng. ©ann jeigt und bie 
eridl;lung (n.4— III. ju gnbe) in if)ra- geiftigften Sebeutung bie 



^tiim JUtt» fünften Äapltcl 135 

arifttjc Urfc^bjjfung ©ottee, fdige, freie SOBefen, bi« aber au« 
und nod^ unerfldreen UrfaclE)en burcl^ SDIißbraud^ ti;rer $reii)ete 
l>era6fatleu au& il^rer Jgbt)^, unb bie ()bl;ere Statur mit fldi> l;erab* 
ite()en in il;ren @turj. — g^ entftd;t SBerwirrung , g-infterniß, 
6(jao^, — S>er erlofenbe ©ott naht fic^ bcm e(>aod (I, 2 — 
II , 3 ) unb fein SRaljen bringt Sid^t in bie g-inftermg* ©eine 
3BeiM)eit fd^eibet/ orbnet/ legt ben unbdnbigen ^(ementen bie 
iool)bt)dtide ^-effel ber 9taturgefe^e an, untern^irft alled ber 
!Rott)tpenbiöFeit auf J^offnung (5Rbm» 8, 20), b. I> jum J^eif, 
unb mad^t bie (Srbe jum ®(l^aup(a^ ber orbnung^mdßigen (Snt* 
n>icf etung unb 3uru(fful;rung ber gefallenen geiftigen SBefen* ^ie« 
feibe jtoeite (Sr^dt^Iung (II, 4 — III ju (Snbe) ^eigt und in einem 
leichter ju erfajfenben ®inne ben erften 9}lenfd^en/ anfangt in 
ein ^arabieS gefegt, in metd^em ben noc^ g^jtic^ Unerfa()rnen 
bie freigebige iRatur mit aQem 9tbt()igen ^erfiei;t/ n>o aber ba^ 
feibftgefc[>affene je^t in i(;m (iegenbe §5ofe in bem ber yiotly 
n>enbig(eit Unterworfenen/ fid^ not()n>enbig/ aber unter gbttlid^et 
Seitung ju feinem J^eil/ enttDtcfelt unb er fo bm ?Jluf;feIigfeiten 
bed Sebend ant;eim joXLt, in meldten ber Si>rtgang ber ©efc^id^te 
ii)n un« fc^ilbert« 

iSu biefer 9(uffaffung ber fbft(ic^en ItrCunbe fmb n>ir burc^ 
^au(uö felbft angeleitet n)orben / ber an fo mand^en ©teUen fei* 
net Briefe un6 k^tt, nne unter bem ®(^(eier ber (^eiligen ®a« 
geu/ bei ber \)oItfommnen 9CnerFennung i(;rer l;iftorifcl)en ä5ebeu« 
tung/ nod^ ein tieferer @inn ))erborgen liegt/ ber/ red^t erfannt/ 
un§ einen ®d^a^ gbttlid^er Srfenntni^ auffd^tießt« — ®o ift 
bem SIpoftel/ n>o er \>on ber Ummanblung M irbifd^en 9}lenfd^en 
huxd) (£(;riftu6 in ben t^immlifd^en rebet/ ber t)i|ltorifd)e SCbam 
ber erfte i9tenfd(^ t)on ber Srbe, gemad^t in ba^ naturttd^e lieben/ 
unb ber naturlid^e Seib ber erfte« ( i &ov. i5/ 45 f* ) SBo et 
aber/ mte in unferer ,@teUe/ auf ben geiftigen Urfprung beö S3ö« 



136 S^eilase )itm ffinften Kapitel. 

fen juriicfäcl)t, ba ift SCbam ü}m Jppue bcr ganjen SWenfd^lKif/ 
unb ba fuljrt er it;ren unb feinen S^H ouf ein \>orirbifc^eÄ ©a« 
fepn jurücf» 

9Ber biefe unfere Slnbeutungen bem ©elfte be6 $(poftetö/ bem 
©eifte beS (£i)riftent()um6 gema^ ftnbet/ ber 6enu^e fte mit und; 
n>er aber n\6)t, ber (ege fie bei ®eite o(;ne SInftoß baran ju mf)* 
men. 9{t<i(^t alted ift für SlUe. 



1 — 11. Sßa« foScn wir non fageit? &oUtn mir tu ber 

6iiitbe itUtutif bamit bie ®nabe um fo mefir l^er^ortrete ? 

2 > 3>a0 fe« ferne! S)ie mir ber 6Cinbe geworben finb; mie 

3 fofften mir in i^r no(b Uhnl Ober miffet il^rmtitf 1^9 
mir aUt , bie mir auf S^riiln« Sefud getauft finb / anf fei" 

4 nen Sob getauft ftnb? 6o ftnb mir nun mit iN U^xa* 
ben bur4^ bie Saufe auf ben Sob/ bamit/ fo mie e^riilutf 
bon ben lobten ermecft morben turcö bie i^errlidj^fett Ui 
SBaterd/ alfo aud^ mir in einem neuen Seben manbeln. 

5 S)enn ftnb mir mit iN Sini) gemorben )ur ®(eicl^^eit Ui 
Zti^ii, fo merben mir ed auclf }u ber ber SCuferfte^ong 

6 feDu: 3)a mir miffeu/ bag unfer alter 9Renfcii mit geCreu^ 
}igt morben / bamit ber Seib ber 6ünbe bernic(^tet mfirbe/ 

7 auf bag mir nicdt länger ber 6tinbe bienübar märem S)ettn 

8 mer ilirbt/ ber ift frei gemorben oon ber @unbe. 6itib 
mir mn mit S^riflu« geftorbeu/ fo iS^nUvi mir/ baS mir 

9 autf» mit i^m leben merben/ ' meil mir miffen/ ba0 ber 
bon ben Xobten auferilanbene S^flui nic^t mieber flirbt: 

10 S)er Xob bef^errfc^t idn nic^t mel^r, > ^enn ma< ba flarb/ 



ap, VL i — u. 137 

flart ber ©Höbe einmat fflr immtt; mi aber UU, UU 
11 ©Ott 9«fo attc^ ibt/ {laltet tuO^ tobt für bie 6ätibc/ 
ober UUwh für 0ott in 3efttö SbriUttfl («»fem ^errriO 

Ä6.nnte nun, fit)tt bet SCpofW fort, weif wir gefagt I;aben, 
He ©ünbe (jabe mdd^^tig ()ert)ortreten muffen, bamit bie (Snabe 
itodS^ mdd^tiger fid^ jeige, jemanb barauö bie Sofgerunö iieljen, 
mir bürfen in ber @unbe bel;arren, bomit bie ®nabe um fo 
rndd^tiger werbe? Unmogriii^ Fann ber fo urtl)eilen, ber in ben 
©inn unferer 8ef)re einflebrunden ift — J^dtte «Paulu6 auf un« 
fere 2Beife argumentiren woUen, fo würbe er ettt)a gefagt ^aben : 
S>a @unbe unb 6(enb unjertrennKd^ finb, ftd^ einanber bebin« 



5) (Tv^cpvToi, §ufaititnenöer»ac6fen/ mit ihm »oflig ein« gcwot* 
btn, 2>rä(ft bei mittm me&r ani üli: 6c6<(ffaUgefd(brten. 6inb 
wir »abrgaft auf feinen Xo\> oetauft/ fo finb mir auf« SnntgSe 
mit ibm Detbunbeu/ mit ibm kini gen>orbrn/ unb fo fofgt/ haif 
nie Sc auferffanben ift/ fo auc6 mir/ ein titil feiner fetbff, an 
tiefer SfuferSe^ung Xitü nehmen* ^iti txH&tt and hai Fat 
ladfceda gan$ einfacb : ^er in biefe innige ^crbinbung getreten ift/ 
för Un f U t auf ba« Sterben mit 6bci0u« au(b batfi^eben mit ibm. 
®an| unpaffenb ift e«, tabd an bie fünftige Sluferftebung ju benfen* 
}) $au(u« bröcft 6ier hir} benfelben ®ebanfen au«/ ben er foA<» 
terbin weiter au«fubrt: 9Q3ie ber leibliebe Tab ber leiblichen 
@f(aDerei ein @nbe mactt/ fo ba« ber Sfiinbe @terben un# 
ferer ^ienftoerpfticitung gecjen bie Sfinbe. 9(ifo ftebt hai perf. 
^fdiital&Tai. Weber ftatt be« praes.;-^ fonbern: wer ftirbt in 
QSejiebung auf bit @unbe de^tx. d^r^ Tiiq äfi. tet ift lo^ge* 
ft)rod)en oon ibrem l^ienft/ ift un iBr frei/ eman^ipirt; — nod 
ift bter oon einer göttlteben ffreiforecbung von Strafe ober^tecbt« 
fertigung bie9?ebe/ alfo aud) nt<i^t mit ^intt (®ramm* 1/ io4) 
angtinebmen/ e« fep befreit bin^u jn benfen unb ju überfe^en 
»wirb gerechtfertigt unb befreit ^on ber Strafe ber &ünbt.^ 
Siitaiova^av &^b tt;; äyi. bat bier gan) benfelben Sinn al« 
iXev^e^ovG^ai änb tfiq dfi. im isten ^erfe. — 10) ^ ^a^ 
äntöave . . . S ^h i^, S)a« wa« ftarb pon Sbriftu«, fein 
fterblicber 2Uil/ ftarb u. f. w. 3Sa« aber lebt/ b. i. fein ®eift/ 
lebt ffir (Sott. 



138 Stav. VI. 1 — H. 

gen/ fo l;ie§e ja Wngcr funt)l)aft bleiben »oUen fo t)tel, afe Idn* 
ger e(ent) bleiben n)ollen* Unb ba bie f)err(id^e ^rucl^t ber Srlo- 
fung eben bie SJefreiung )>on ber ®ünbe ift^ unb baburd^ iug(eid) 
bie ^Befreiung oom (£(enb; ba ber $*riebe mit ®ott, beffen n)ir 
ui^ bur(^ £()riftu$ erfreuen, ganj unt)ereinbar ift mit fortbouern:* 
ber J&imteigung jur ®unbe/ fo fol^t ja offenbar, ba^ bcrjenigc 
nüd) nid^t in bem ^)ori)in gefd^Uberten Suftanbe ber @nabe fM)t/ 
ber ba n>ä(>nt in bemfelben fet^n unb bo(^ jugleid^ bie ©unbl^aftigteir 
beibet>atttn ju fönnen: ein fold^er \)ättt baftSßefen biefeS guftan^ 
M nod^ gar nic^ aufgefaßt, n>äre a(fo nid^t felbft bacin, ba er 
bü^ feimr 9tatur nad^ Unr>ereinbare t>ereinigen woHte* ®o n>ie 
mir Dorfnn gefagt i)aben> ba^ feiner baburdE^ ein ed^ter ®ot>n 9(bra« 
l)amft fe9, baß er ba^ dußerlid^e B^^^^ ^^ 3ubentl;umö empfangen 
l;at/ fo ift a\x6) niemanb baburc^ ein Sl)rift ba^ er burd^ bah dugerc 
®9mboI ber Saufe ftd^ ber @emeinbe angefd^to^en t)at. SRur 
berjenige ift e6/ ber, burd^brungen oon 3(bfd^eu gegen bah Ungott* 
lidl^e, fid^ burd^ S()rifH J^ulfe bem ©bttlid^en ganj ju X0Qii)tn feft 
unb für immer entfc^foflfen ifh — ^aulu§ brucft benfelben ®e* 
banfen auf eine \jiel frdf tigere unb einbringtidf^ere 2Beife burc^ 
ein mdd^tig ergreifenbe^ ^ilb aud* S)ie loir ber ®unbe geftor« 
ben, tobt für fie finb, unfere ganje Sjiftenj in Seiiel;ung auf fie 
aufgegeben \)abcn, tok foUten mir in i()r ferner nod^ (eben? 
©d^on ein fotd^er ©ebanfe ift SBiberfprud^ in fid^ felbfh — Slffo 
aud^ umgefel;rt, wer ba mdfjnt bah Seben in ©ott burdf^ S(;riftuö 
mit bem geben in ber @unbe t)creinigen ju fonnen, ber ift nid^t 
ein ©old^er, \)on bem ber 5CpofteI.I;ier rebet* — Sennt xt)x md)t 
bie tiefe '^ebeutung ber S^aufe, burd^ bie mir mit Sf^riftud unh 
vereinigen? SBenn mir eingetaud^t merben (nad^ ber alten Sitte) 
in bah SSSaffer, unb bamit gfeid^fam in bm unh reinigenben @t;ri' 
ftu§ felbft, (el$ x^''^^^^) fo merben mir aud^ eingetau(^t in feinen 
Zob. Sin Zob muß in nnh erfolgen unb ein neues Seben be« 



Aap. VI. 1—11. 139 

ginnen« Sci^raben merben wix mit it)m &ut<i> bie Saufe in fei» 
nem Sobe/ bamit n>ie €l)riftu6 auferftanben tft ju neuem fieben 
bur<l^ ben mäc^ri^ unb l;err(i(^ in il;m mirfenben 93ater/ fo au^^ 
w\x (u einem neuen geben ^ einem \)bnid umgeiDonbelren IDafe^n 
gelanoen« ^uä) S3i(b be§ 93egrabenn>crben& ift ha^ Untertau^Kn 
in ber Saufe/ unb S5itb ber Stufcrftel^ung ju neuem £eben ha^ 
Sluftaud^en aM berfelben* S)enn noenn noir ganj @in§ geworben 
finb mit if^m, ein Sf^eil feiner felbft/ unb wir mit ü)m fterben 
unb begraben merben^ fo (onnen wir aud^ ni<i^t anber^ aM mit 
it)m auferflel^n/ fo wie er ni<l^t einen St^eil feiner felbft im 
@rabe (äffen fonnte« Sterben wir mit (£l;riftu§ unb wie (SfyA» 
ftu6 für bie ®unbe/ fo fonnen wir auc^ nid^t anberd att mit 
il;m unb wie er für ba^ ©otttid^e leben, ©er Sob für bte 
@unbe ift ber 3(nfang be§ gebend für ®ott. (SBer a(fo nic^t 
fc^on je^t in einem neuen Seben wanbeft, ber ift ni<!^t geftorbcn 
für bie ®unbe/ ber^taufc^t fidE^ felbft^ wenn er glaubt wal)xi)aft 
getauft ju feijno — £(;riftud ftarb ben Äreujcfttob, unb fein 
Seben aß 9Renfd^/ ba^ Seben waö er ber ®unbe wegen über« 
nomnten l)atUf worin eo ber Steine/ ber äußern J^errfd^ ber 
®\xnbi unb H)xm SQerfofgungen audgefe^t war, ging mit biefem 
Sobe ju Snbe* ®inb wir nun getauft in feinen Sob/ in feinen 
^reujedtob/ fo ift aud^ unfer fruf^ered Seben^ in weM^em wir ber 
J^errfd^aft ber @ünU unterworfen waren, unfer alter SKenfd^ 
mit gePreujigt unb gcftorben: bamit ber S<ib gleid^fam, in weU 
c^em wir jeneö früf;ere Seben fu!;rten, mit bem wir ber ®unbe 
oer(;aftet/ if^r @igent(;um waren, über wetd^en bie®unbe in un§ 
'xt)t J5errf(^rre(^t ausübte,- wie über ben förperlid^en Seib dfyci^ti 
bie ®ünbe außer if;m/ bamit biefer unfer Seib ber @unbe tKr« 
nid)tet würbe, unb burdl) ben Sob biefeS ber ®ünbe ange(>6rett» 
ben Seibed it^re ^errfct^aft über un6 ein Snbe n<il;me* @o wie 
ndmlid^ ber leiblid^e ©Wa» frei wirb \)on feinem J^errn mit fei« 



140 Stüp. VI, 1 — 11. 

nein MMid^n S^obe unb bejfen Jg^^rfd^aft niifyt übet hm Sob 
t)tnau§rei(l^t^ fo finb toir frei t)on ber @unbe/ emanjiiNrt t)on bet 
J^errfd^aft bte fie über un$ ausübte ^ fo tote n>ir burc^ ben £ot) 
jene^ £eibed bet @unbe (itid^t burd^ ben forperlid^ Zob) von 
i()r fd^ben* 

SDiefe SCujfaffun^ erHdrt ben fo vtelfad^ gebeuteten unb mi^ 
beuteten $(uöbrudF getb ber @unbe, in fo f ern et SBi(b tft> 
voQfommen« Sd f &(tt in bte Stufen , ba^ I)ier burd^aud nid^t t>on 
bem forperlid^n ICobe be6 Forperlid^en Seibed bie SRebe ift^ benn 
tütnn ber 9)lenfd^ burd^ biefen frei t)on ber @iinbe unb geredet« 
fertigt^ Dodiommtn rohtbc, fo nodre ber f6r)>er(id^e Zob unfer 
Stiofet unb nid^t (£l)riftud^ fo würben aUe @eftorbenen^ gleid^ »iel 
lüte fie gelebt unb in weld^em Bufitanbe fie geftorben n>dren/ g(eic^ 
frei t>on ber ®unbe fe^n« 9Cud^ forbert ^autud unmittelbar na^ 
I;er (im I3ten93erfe) bie ber ®unbe @eftorbenen auf^ ii)tc &ik» 
ber; il^ren Shtptt bem X)tenfte @otte^ ju wibmen/ wah ja ein fi^<n 
im ^htptt vorauftfe^t« 

SCUerbingd ift / nad^ bem n>a^ n>ir fmt)ct gefeiten (;aben/ ber 
grob materielle £brper $olge unb ^robuct ber ®unbe^ gebort ii)t 
an unb mu§ \)emid^tet werben tl)z bie Jg^rrf^aft be6 @eifte§ volt 
Commen unb aUgemein fe9n fann* (ä3ergL aud^ unten 8^ lOO 
Siber nid^t burd^ bie blo^e naturlid^e 93em>efung im @rabe fann 
bied gef(^()en / eben weil fonft burd^ bie Trennung beft ©eifted 
wm Körper bei bem naturlid^en Sobe jieber @eift g(eid^ rein n>er« 
ben mü^tt, unb e$ bann in ber Zl)at gar (eine unreinen 
©eifter geben Fonnte* Sd ift bemnad^ nid^t b(o6 ber Körper ber 
ju @ra6e getragen n>irb/ n>a6 ber ®ünbe angei)ort unb ben Seib 
ber @ünbe au^madj^t* 2Bir werben bei einer anbern @e(egenl)eit 
auf biefen ©egenftanb jurucf Fommen ; t;ier ift ed genug ju bemer« 
fen, ba^ a((e^ xoa^ im iOtenfdl^en (Sigent()um bcr®unbe ift, 
weil e6 buti^ fie entftanbeu/ unter bem ßeibe ber @unbe »er« 



ftanben mtt ber mit €(^rtßui gefreuitgt wcxbm , von bem wir 
fd^ciben burd^ bie Saufe in feinen £ob/ um wn bet @unbe ent« 
(äffen ju fe9n. 

2Benn n^ir nun mit S()riftuS (leftorben finb / n>enn / fo wie 
(£t fterbenb ben Seib t)erlie$/ ben et frember @unbe megen dngc« 
nommen (;atte , unb ber barum aud^ eine ^otge ber ®unbe xo^x, 
au<l^ wir jenen eignen Seib ber @ünbe »erlaffen f)aben, fo I;a6en wir bie 
innere @(au6en^gewi§l;eit^ bag wir wl6i mit 3f)ni (eben , mit 3f)m 
in bem er(angten neuen iDafe^n ))er(;arren werben^ in we(d^em ©unbc 
unb lob feine ^X^xicfi weiter über unS Ijaben* 9Bir wiffen nim(id^, 
Xi<x^ ber vom Sobe erftanbene Sl;riftu§ xix^i wieber ftirbt^ bafi X>zt 
2:0b it^n nid^t ferner bef^errfd^t. SBir wiffen ^ \>^% £()riftud/ ber^ 
obwoI;( er felbft rein ))on @unben xo^x, bennodl^ au6 unenb(id^er 
Siebe ftc^ ben SBebingungen be^ 9)Zenfd^en(ebeng fo ganj unterwarf/ 
\i^^ er fe(bft bie J^errfd(^aft ber ®unbe t)on au^en über ft(^ er« 
gelten ließ / e§ iu(ie$ / baß bie ©unbe ii)ren ganzen ©rimm über 
i()n ergoßy i()n t)erfo(gte unb felbft feinem irbifc^en ^\>txi burd^ 
ben fd^md(;(id^ften / qua()?oUften Sob ein Q^nbe madf^te/ wir wiffeu/ 
X>^% er ferner biefen 5Berfo(gungen, biefer J^errfd^af t ber if)m frem« 
ben @unbe nid^t ausgefegt ifh iDlei^r a(§ einma( war e6 ber ^in« 
fterniß nid(^t t>erftattet biefe Sölad^t über il;n au^juuben, mit feinet 
9f uferftef^ung ift et in fein eigentf)um(id(^ed ^errfd^ert)er^i(tniß wieber 
eingetreten^ f ul^rt er ein g6tt(id^e§ geben*— gwar xixi^i fo, baß er fortan 
fi<^ mit ber funbigen SBe(t nid^t weiter befaßte; nein/ bix% ift fein 
je^ige^ g6tt(id^e6 SebeU/ XiO^% er fortwdf^renb ber f)u(f6beburftigen 
SRenfd^^eit ftd|^ friftig annimmt/ bie ®(^i((fa(e eine§ 3^^^n a(fo 
otbnet unb (eitet/ baß 3^^^m auf feinem ®tanbpunFte ba^ ju 
S(;ei( witb weffen et bebatf um \yx geiftiget @efunb()eit/ jum wal>« 
ten geben ju ge(angen. ^ 9(6et a(ö ^etrfd^er (enf t er bie 2Be(t 
}um 4^ei(e; i()n/ ben ju ber ^errlid^feit bed äSaterft (Sr(;obenen/ 
fann bie SDlad^t ber @unbe nid^t mef^t etteid^eu/ bet Sob/ bad 



143 Aap. VI. 1-11. 

S^( t)at ^nfort feine 9}Ia(^t u6er t(>ii* @r ftarb 9(eid>fam ber 
®itnte, iporb l^urc^ feinen ll:ob ben ä3erfoIgungen ber .93odf)eit 
entnommen^ n>arb frei \>on i()r* — ®o aud) if)r/ acl(^ret eudE^ tobt 
finr btc ®ttnbe/ aber lebenb für ©oft in 3tfu5 (0)riftu5. Dbglcii^ 
i^r nod^ lebt in ber SBe(t ber ©unbc/ il)ren SodFungen n>ie i(;ren 
SDerfofgungen audgefe^t fepb; obgleich it)r auf bem @cl^au)}(a^e ber 
®i<l^arfeit ju eignem ^eil nod^ vern^cilen mu$t/ um ferner geläutert 
unb ganj rein ju toerben : ad^tet euc^ bennod^ tobt für bie ®unbe/ 
laffet nie ho^ 93öfe in eud^ ^errfc^aft gewinnen , mijfet , ba^ t>a^ 
936fe au^er eudf^ (eine üRad^t l)at über euer too^red/ geiftige^ geben/ 
a<l^et eudf^ für folc^e / bte fd^on je^t einem i;b(;ern IDafe^n ange« 
^0un, lebet @ott in $i)riftud 3efud. 

J2—14. 60 ^crrfclie nun bie 6iinbe nicbt me^r in eurem 
13 üerblic^en ütibt, fo bafi i(r berfelbett gef^orc^et; gebet 
felN eure ®(ieber tiic^t ^tn at« SBaffeu ber Ungerect^rtgfeit 
ber 6Atibe : fottbern gebt tu<b @on ^tn ali ))om !lobe (St 
UnUnt, unb eure ®tUbet aM9Bafen ber ®erect)tigfett 
i4 Qiotu S>cim bie 6äube wirb eucb nicbt be^errfcben benu 
i^t fevb tiictt unter Um @efe(/ fonbern unter ber @nabe« 

2Der SCpofltel jetgt in biefen SOBorten^ n>ad in $o(ge beS @e« 
fagten t>on ©etten M a)tenf(^n gefd^el^en mu§* IDie ®unbe foU 
ttnb barf nid^t met)r il;r voriges «!g>errf(^erre<l^t über eud^ ausüben 
in eurem fterb(i(^en Seibe« £»bg(eid^ ber Seib in bem t(;r nod^ Übt, 
M $oIge ber ©unbe^ fterbtid^ ift unb il)t Sigcnt^um in gemiffem 
®inne/ fo foU bennod^ aud^ in it>m bie ®unbe nii^t met)r f>err« 
fdl^n / nad[^bem jener Seib ber ®unbe (93. 6.) bem Sobe über* 



/ 






12) fi^nfcfeiebrne Codd. j^obrtt xal^ ini^^v^iaiq a^ToiJ, ttai aber 
oobffdirinH(b frember Sufo( \i. 



Äai). VI. 12—14. 143 

geben ift unb ifjt bamit für bie @unbe geftorben fei;b» — ©leS 
tft Fein SBibcrfprud^ / n>enn xvix bebenfcn/ ^aiß bie SOtarerie/ ob« 
c^Uiöf (Stjeugnifi ber ®unbe/ bcnnod^ burd^ bie erlbfenbe ^raft 
fo geotbnct if^/ ba^ fte jum Wittd ber 9leiniguni) bienen foH/ 
unb aifo ber J^errfd^afr be§ ©eifted me(;r unb mti)t untergeorb« 
net n>erbem — 3(ud^ in bem fterbüd^en Seibe fonnt unb foHt 
it)t ©Ott (eben* — (Dürfen mir nid^t audf in biefer S5eiiet)ung 
an ba^ Seifpicl SI)rifH benfen ? 9(u(^ er lebte (;ienieben in einem 
Sörper, gebilbet \>on berfelben SOtaterie wie unfere Äcrper; aber 
fein reiner gbttlid^er ®eift bel^errfcl^re biefen Äbrjjer fo,. baß er 
nie SSeranlajfunfl werben Fonnte jur @ünbe ober SSerfseug ber* 
felben» gben )o follen audj^ wir, in bem ®?a§e wie wir rein 
unb Qbttüä) geworben fmb, fefbft unfere fiorper atö ber ^err= 
fc^aft ber @ünbe entriffen berrad^ten, nici^t (dnger in bem 2Baf)ne 
ftel^en, wir fepen gejwungen jur @ünbe, unfer ®eift tjermoge 
ntd^t volle J^errfd^aft ju üben über ben Äorper* — ®ebt aud^ 
nidfyt feige unjb träge ju, ba^ bie ®ünbe eure ©lieber, euren 
Körper, gleid^fam al^ ^ttvai^ ba^ ihr nic^t ju ^>ert()eibtgen im 
®tanbe wäret unb il)r gejwuugen preiö geben müßtet, miß* 
braud^e ald SBaffe in il;rem Kampfe gegen b<i^ IKei(^ bed Sid^« 
te§; fonbern gebt ganj euc^ @ott f)in, atö jum neuen, gottlid^en 
IDafe^n @elangte, unb übergebt S'^m in bem Kampfe, ben b^% 
JEHd^t gegen bie ^infterniß fü()rt, au(^ eure fieiber atö SBaffen ber 
®ete(^tigFeit* Ueberlaßt eu(^ @ott unb fteljt ate rüftige iJimpfer 
burdj^ feine ;$Sraft auf ber @eite ber SBa()r()eit unb bed ^Kec^td! 
IDenn bie @ünbe l;at fein Stnrec^t met>r an eu<^ , fte wirb nid^t 
t^errf^, wirb nidS^td ^)ermbgen über eud^, i()r bürfet bed Aräf« 
tigen ®d^u^ed eure5 neuen ^errn gegen biefelbe gewiß fe^n, benn 
il;r ftei^t nid[^t met^r unter bem @efe^, burd^ beffen S>afei;n aud(^ 
iugletd^ bie J^errfd^aft ber @ünbe anerfannt war, fonbern tt)r 
ftei^t unter ber ©nabe/ mit beren S^afepn auc^ {ugleid^ b^h @nbe 



144 Aap. Vh 12—14. 

ber ^ttf^aft btt ®unbe gefeit ift tt^r ganj (Bett bwtd) Sf)rtfhid 
angef^ort 

iRidJ^t a(fo gering fd^d^en^ t)erna<^(dfftgen ober gar ertobten 
foQen tDir ben irbifd^en Sorper, a(6 ob bad ha^ 9)tttte( todre/ um 
)u einem geiftigen/ gottlid^en geben ju gelangen / fonbem frdftig 
er(>a(ten folten mir it)n/ um if)n (rdftig anjumenben im iDtenfte 
@otted* S)enn obgleid^ ol;ne ben geiftigen %oXi aud^ unfer ma« 
terieller Sorper nic^t n>dre ^) , fo folgt barau§ feine6n>ege^ / ba^ 
berfelbe etn>a§ 93erd<l^tlid^e6, SBegjuioerfenbed fep. @ott felbft i)at 
i^n auf bie n>unben>oUfte SBeife un6 bereitet/ bamit mir in if)m 
unb burd^ it)n gereinigt mürben unb bie oerlorne S*rei^eit mieber 
erlangten/ unb ben Sorper \>tTa^tm, f)ei§t bie 93eranftaltungen 
@otted veralten / bie er ju unferm J^eit getroffen I;at« konnten 
mir auf anbere SBeife aß im Sbrper ju unferm S^^k ()ingefu^rt 
merben"*^^)/ fo mürbe @ott i(;n un6 ni<^t gegeben i;aben; merfen 
mir i()n t)on un§/ ober verträumen mir in mußiger Sontempta«» 
tion ba^ un^ ju t^oi^m gmecfe t)er{ie(;ene Seben in ber Körper« 
melt/ fo fmb mir xoa^xliif nod^ nid^t in bem guftanbe/ oon me(» 
dj^em ^au(u^ i)ier rebet/ in metd^em mir ruftige Dampfer fe^n 
foUen für bie ®ad^e ber 3&al)ti)6t — S)urd^ ben @eift/ nid^t 
buxif ben Körper / foUen bie SBerfe bed ^(eifd^e^ getobtet mer« 
bem (8/ 13.) 

$(ber ma^t nidl^t ^aulu^ t)ier eine ju meit getriebene %o> 
berung an bie SDlenfd^en? Z\t felbft berjenige/ ber mit innerer/ 
(ebenbiger Ueberjeugung von ber ©öttlid^Feit bed (£()riftentl;umd 
fid^ bemfelben anfd^Iießt/ baburc^ iugleid^ tobt für bie ®unbe/ 
ober jeigt nid^t me(mei)r bie tdgli(^e Srfat^rung/ baß aud^ ein 



*) 60 mie Übarn in feinem parab<(ifc6en Urnaffanbe o6ite 
ftecb lieben; alfo obnc marerieOen/ jtörper gefcbUbert wirb. 

**) öetgl. oben 6. 99. 



Ärtp; VI. 12— 14. 145 

fold^er mä) mand^en fd^iDeren ^ampf ju U\M)cn l)at gegen bie;* 
felbC/ unb ba^, ftrcng genommen, feiner, fo (ange er 9!)lenf<l^ i|>, 
bie SÖIad^t ber ©ünbe nid^t nod^ ju fur(f)ten ()abe? Xlnb foH 
niemanb »on fid) fageh Ecnnen, er ftel^e in bem Swft<Jrtbe ber 
®nabe, be§ ^riebenö mit ®ott,^on bem ber Stpoftel rebet, ber 
ncd^ . fol(|)en Äampf ju befte()ett fyatl — 2Bir muffen ermdgen, 
ba^ ^au(u^, obgleich) er i;ier eine 9(ufforberung an bie SDIenfd^ir 
mad^t, bod^ (jauptfdd^lic^ jur 9(bfid^t ()at, bcn ©egenfa^ ber bei^ 
ben guftdnbe fd^arf ju bejeid^nen; ju jeigen, ba^ ber giiftanb 
be§ voHenbeten g-riebenö mit (Sott bie ^errfd^aft ber @ünbe »ofc 
lig auSfd^üeft, wie benn ba^ fc^on auö bem frufjer ©efagten 
l)er\)orget;t , bo§ jebe 3(rt be§ Unred^t^ ©Ott burdf^au^ juwiber ift 
unb alfo in feinem 9lei(t)e nid^t jugelafjfen n^erben fann: (£r 
fteltt ba§ S^wl biefeö Suftanbe^ auf, in dbnlid^er Söeife wie 
(£f)riftud ba^ Sbeat ber fittlid^en SöoUenbung in ben SSorten 
aufftjellt : ©epb t>oUfommen , wie euer 5Bater im J&immel »olt 
fommen ifh IDenn obgleid^ man glauben fonnte, eine ^lilberung 
ber $orberung in ben S[Borten ju ftnben : bie ®unbe () e r r f dE^ e 
nid^t in eud^, unb obn)o(;( ber fd^on unleugbar in bem Buftanbe 
beö S'«^benö mit ®ott fi(^ bepnbet unb bie fefte Swv^'rfid)t ber 
einftigen äSoUenbung be§ in if)m angefangenen 2Berfe6 (;at, in 
bem baö @ottlid^e entfd^ieben bie jOber()anb gewonnen l)at unb 
ber bie Wlaäft ber ®unbe afö eine frembe, ufurpirte J^errfd^aft 
betrachtet, nid^t a(§ eine fold^e, ber er red^tmdjiig unterworfen 
unb ju btenen \)er))f(id^tet ift: fo ift e^ boc^ Rar, ba^ ber9(pofite( 
feine ^orberungen viel J)bl)er ftettt, inbem er will, ba^ wir n\(f)t 
einmal nad^gebenb ber ®unbe e^ geftatten foHen, unfere ©lieber 
in it)rem Kampfe gegen baS @ute aU SZBaffen ju gebraud^en, 
fonbern ung aufforbert un§ ©ott ganj I^injugeben unb frdftig 
auf bct guten (Seite ju ftreiten* Sin fotd^eö ^b^al ber aSolU 

10 



146 Stap. VI. 12 — 14. 

ctibung M menfdj^lid^n Scben^ immer wx SCugcn ^u l)aim ift 
für und von bcr grogfen SBid^tigfctt/ bamit xDtt, in bemfelben 
und f)H(gclnb/ tcmutl;tg crfennen/ wie mi nod^ {u ti^un übrig 
ift unb immer met)r bie bargebotene J^ülfe und aneignen: Skiin 
bie @unbe fo(t nid^t l)errf(l[^en über und* ~ SQBer aud bem 
@kbiet M @efe^ed übertritt in bad'@ebtet ber ©nabe^ ber ift 
nidl^t (»lo^lid^^ mie burd^ rinc el;eme Wlaixtt, gefd^ieben. \>on jenem 
@kbiete^ er ift ber äierfolgung M nad[^fe^enben ^rinbed nod^ 
ntilj^t gan) entronnen/ aber er erfennt ii)n ald ^rinb^ ftrritet ge« 
gen iljn / räumt it;m frine Jg»errf<l(^erred{^te dm 3tR 3bea( aber/ 
in ber ÜBoQenbung/ fmb bribe Gebiete t>bUig getrennt unb (eine 
93ermif^ung von beiben mel>r niöglid^* — 

SEßie aber — bied ift rine wid^tige ^rage, bie I;ier unfere 
9Cufinerffamfrit in SCnfprud^ nimmt/ obg(eid(^ ^aulud ni<^t un» 
mittelbar barauf ()inldtct — n>ie fann ber Slpoftel überall ben 
iOIenfd^n ju eigner £t)ätigFeit aufforbern/ tia er bod) )}ort;in ü)m 
alle dgne Siraft ium @bttlid^en abgefproc^eu/ ii^n )>on 9Iatur M 
ium @uten untauglid^ gefd^i(bert unb und be(el)rt bat, bai toit 
n>ie ben SInfang/ fo ben Sortgang unb bie 93oUcnbung unferer 
(Srlöfung dnjig ald @nabe &l;rifti ju eni))fantiKn t)abcn, bai @ott 
tah SBoKen n^ie ha^ äSoIlbringen in und mirfe ? Stuf biefe gdnj« 
li(^ eigne Unfäi;igfcit bti 3)tcnfd^en grünbet ber 9(t)oftet feine 
ganje Sel)re von ber (Srtbfung; aud) im 93erfo(g biefed SSriefed 
fi^iibert er ben SPtenfc^en a(d gebunben unb in Sncd!^tf(^fc ber 
@unbe/ alfo unfrd im f)bd^ften ®xahc, ftettt bie Sriofung bar 
a(d dne 93eranfta(tung @otted/ um bie 3)lenfd^en aud biefer 
Aned|^rf(^aft jur $rei()eit I;injufui)ren/ wobd 6>ott alled ge« 
fd^(o(fen/ an fefte Siegeln gebunben l)aU, um [i6) 9(Ucr iu er« 
barmen (ii/ 52)/ fo bai nid^td babd von ber SBiUful)r bt^ 
SNenfd^n abt)ange (9/ i6)/ fonbern aViA von bem im 93oraud 
feftgefe^ten ^(ane ©otted/ alfo von unabänberlid[^en/ notl;n>enbigen 



Aap VL 12 — 14. 147 

Siegeln / ba bcr ®ott ber Srbnunj (lÄcr* i4, 33) unmogßd^ 
oljne S^tbnung unb Siegel \)erfa()ten fann, fonbern fein fSÜHc, 
aU ber dnjts befte/ voUFommene unb unmanbelbare eben bte 
t^ä^c Siegel tft • «Pou(u§ be()auptet olfo bie Urtfreif;eit M ü&tU 
Icn^ unb ba§ Oebunbenfe^n beö SDtenfc^en an ein ®efe^ ber 5Rort>» 
loenbigfeit fo befHmmr^ a{& irgenb ein ben ©efe^en ber Saufalirdt 
nad^fbrf^enber ^(jilofopl) e^ je be(;auptet I^at*)* — Unb bo(^ 
fpric^t er i^ter ju bem 9)lenf(l^en/ afö i^änge e6 von if;m ab^ fei' 
nen eignen 2BiUen ber ®unbe entgegen ju fe^en unb ftd^ it)ren 
gforberungen ju entjiel;enl iDod^ lagt er überall fo manche Srmat)« 
nungen unb 9(uff orberungen erge(;en/ bie bod^ bie SDtoglid^Peit it^nen 
golge JU leiften vorauöfe^en; bod^ forbert er an einem anbern 
DtU un§ auf, mit bem größten Sifcr unfcre ©cligPcit ju befdf^af* 
fem — 2Bie laffen fic^ nun biefe beiben anfc^einenb fic^ wiber* 
fpredj^enben Slnfld^ten ))ereintgen? — ^auluö laßt fid^ auf bie 
Söfung biefer ®d^n)ierigfeit nid>t ein, n)eil er ftd^ )}ertaffen fann 
auf bad eigne 93en>ußtfevn be^ ni^t burd^ einfeitige SSerftanbed« 
ndS^tung an fic^ felbft irre geworbenen 99U'nf(^cn. IDiefeS Se« 
u>ußtfe9n laßt bcn SDleufd^en, n>enn er ä5ofe6 tl^ut, nid^t ^totiftln, 
er felbft fep ber Jg)anbetnbe gewefen, benn er Ponute fonft nic^t 
^äfdm unb 9leue über feine Zt)at empfinben; unb auc^ wenn 
er gut gef^anbelt t^at weiß er, felbft bei ber ed^t (^riftlic^ften lieber* 
jeugung ))on ber SBirPfamfeit @otted in it)m, ba^ bennod^ eine 
eigne :^afr in it)m in 2:(;ätigfeit gefegt n>orben ift, benn wa^ 
gani aUein ein Ruberer burd^ i()n atö £)rgan ben>irfte, ba^ Fonnte 
unmöglich il)m felbft bah @efüt^l ber Bufriebenl;eit unb M 2Bo()t« 
gefallend geben^ Unb eben fo wirb ber ©enf er , ber burd^ 33er» 
ftanbedfdl^lujfe fic^ bal;in gebracht f;at ftd^ al6 ein leibenbeö £>rgan 



*; 95etöl. obrn ©. 7i. 



14S Aap. VL 12 — 14. 

M $afumd o()nc eifern SOßitlendfraft ju bctrad^ten , iDcnit er in 
&tfat)x gfratt) / feiner eignen £(;eorie jum Sro^^ bie in if)m felbft 
liegenbe Sraft in i£(>ätidFeir fe^en um \id) aud terfelben ^u be« 
freien. — Obwol;! aber fpaulud fid) nic^t barauf einjulaffen 
brandete/ ©djwierigfeiten biefer 5irt fd^utgered^t ju lofen — benn 
ba§ (S))an(;elium maö er \)crfunbi9t ift nid^t Ü)letap()vfi6, fonbern 
Äraft ®otteö jur ©eligfeit — fo l;at er bennod^ anä) in biefer 
J&infid^t für un^ gcforiit, bie wir auf unferm ©tanbpunfte un§ 
biefen Unterfud)ungen nid^t entjiefjen Eonnen. ©ie Sef^re t>on ber 
SWotl^wenbiöfeit in ber SGBelt ber grfd()einung mmtid); für welche 
n>ir bie boppelte 3lutoritdt ber Offenbarung unb ber 23ernunft 
I;aben , unb bie trir affo fel)r verfeuerter SOBeife ju umgel)en unft 
beinül;en würben , erjeugt nur bann pl;itofopl)if(^e ober rcKgiofc 
Ungel;euer *} , wenn wir \)on ber 33orau6fe^ung auögel;en, t^a^ 
ber ®eift be5 SDlenfd^en mit feinem Sorper jugleid^ bei ber p()t)ftfc^en 
erjeugung juerft inö ©afepn gerufen werbe, ju weldf^er %nnai)mc 
aber weber Offenbarung nod> SBernunft unö bered^tigen**)* ^äu* 



*) fQlinUü Saturn; ober Orrprtmg tti Q36fen aui ®ott; oUt 
tintn mit ttm guten ®ott gldcb müd^ti^tn unb einigen böfen^ott; 
ober einrn (Bott/ t>on htm »tr auf brr einen @ette jugeben er feQ 
bie ^ieh(/ auf ber anbern aber bebaupteu/ er babe autf eignem 
SODobloefaflen bte meinen St^enfcben |u ewigem €(enb berpordebcacbt; 
ober Hi $o)}u(iren einer menfcblid^en ^ceibeit/ beren Unmögltd)» 
feit nacbdemiefen ii/ n. bergC. 

**) ®er ®e<ft bei neugebornen Äinbeö td offenbar eint gebun» 
bene £raft ober ein ^ggre^at oonltrdften/ aUSInUgen/ bte im 
f^tbtn fid) entn)icfe(n follen; bie @ntmidfe(ung aber til vom ertlen 
Slugenbfid'e an bebingt burtt A'ugere Umflänbe/ aU £)rttf*/ 9tatur# 
unb SeitoerbdCtntife / Sftern/ Sr^ieber/ i^eben^oerbältniffe unb 
&ö)\dfaU aOer S(rt/ bie fämmtlid) nicbt oon bem {u Sntwicfefn« 
htn abbAngeu/ fonbern in (elfter Sntfani \>ün ber gdttftcben SBor« 
febung. lS)ie erffe S^anife^ation alfo ber @erb0tbtftiofeit bei SCin* 
be0 iü notbtvenbtge ^oTge tbeiU ber Innern ^efdiafTenbeit feinet 
geifitßen ^CDefend bei ber ®eburt/ tbeil0 ber äugern Umffdnbe^ unb 
wirft felbS entwidfefnb auf ben ®tift M SinM* @ine aweite 



Aap. VI. 12-14. 149 

Iu§ aber l)at un6 be(cl)rl; ^ ba§ mir nid^t atö 3Befen wie mir \Kfjt 
ftnb^ angcf()an mit bem Seibc bcr ®unbe^ in n)dd^em n>ir/ n>ie 



6e((0t5dl^tdfett fann ttteba nur bettitgt feon hutd^ hie innere 
f23ef(f)Aff(n6eit bed ®ei0(tf / nac( ber ^uc<6 hit erfte bemirfteti (Snt* 
tvicfelung/ unb hnv<b bit du§ern/ ni(6t t>on beni Kinbe nbb^ndrn« 
Den Umilänbe. ^afTdbe ^ilt t)on ieber ncKbW^tnhtn ^.tlhitUti^» 
feit ober ^anblung bed SPlenfcgen bur<6 fein ganir^ ü&cben/ ttoit 
benen aifo uht bebtngt iü von ben oor^eroegenben/ alfo jaUl^t von 
ber innern l!3efcbaffen6eir ober ^nfage brd ®ettlctf bri bcr ®eburt 
betf i02enfd)rn / u n b oon ben auf ibn wirfenben ouger t6m Ue« 
QcnUn UmßA'nben. SODdre nun tene/ fo n>te biefe offenbar ed finb/ 
auc6 t)on einer auger Um SDIenfcben bcftnbHcben Ü^ncbt ^t^thtttf 
ober mit anbern 9Ü3orten/ wht ber ^eifi becf ßinbe^ in fetner ber« 
maliQen Q3efct)affcnbeit juerf} ooii ®ott ind ^afepn gerufen/ fo 
folgte unleugbar/ ha^ hie ganje 9?etbe ber ©ntmicfelundcn hti 
SylenfAenIcbentf einzig oon bem ^iütn bed SAcipfer^ ab^noia unb 
ber SPtenfcb nur feibenbetf £)rgan ber ®ottbett w&tt, fo hai ber 
Wltnfdb oQe^ Q36fe n)a$ er tbutnotbwenbig unb bem ^iütn (Bot* 
tci Qtm&i tf}&tt/ ma0 ofenbarer tinitnn iß/ »eil ®ott Urbeber betf 
S36fen n>A're. 3u nocb fcf)(tmmern Sofgen märbe bte Sfnnabme füb« 
ren/ ba§ ber 9S}iQe betf SP^enfcben eine etgent()t}mficf)e/ von ben 
tfibrigen (SigenfAaften feinet (Btiüt^ unb oon ben auf biefen roir* 
fenben äugetn UmOänben unabbAngige i^raft feo. 2)emi btefer 
SGDiUe bliebe/ ali ein oon ®ort unmittelbar ®eaebene0/ Ixxb mtebec 
ein Organ- ber (Bottbtitf unb fönnte/ tva$ bai^ Sd^d'mmtle »Are/ 
bann felbf} nicht burcd bte übrigen im SOtenfcben n^irfenben 
Gräfte no<b burci) @rfaOrung ^um Q3cfferen bingefttbrt »erben. .— 
CS)er ®eii/ bei ber Geburt bed Stinhcif ii alfo/ nie ed au<( au« 
ber «ebre $auli folgt/ 9{efu(tat eined frubern freien S)afeond; oQc 
feine fp&ttxhin ftd entn)i(re(nben £rdfte finb üdOig/ obgleich ge« 
bunben unb »ie im .9eime/ fc6on in i^m enthalten/ unb er n»irb 
i>on ber erliffenben ^raft in hie für i6n geeignett^en ^ebentfoerbält* 
nitTe gefegt/ bamit hai in tbm oorbanbene/ burcti eigne frtibere 
<ci1)U(b entflanbene $8ofe / btnmeggefdjafFt n?erbe/ unb er $ur $?ret« 
J^dt gelange. — (Bo bleibt iebe Xbat hti SDIenfchen feine 
eione/ auä feinem Snnern beroorgegangenc/ obmobf fte notbiven* 
big i0 in ber SOelt ber (Sntwicfelung. (So »irb ti erfiärltcb/ wie 
ieber bur(6 eigne @cbu(b nnb ju feinem fQtütn feiben fönne/ audi^ 
»enn hit @ci)u(b nidbt in feinem iej^igen £eben nac6sun>eifen itl; 
wie ber Sußanb hei SO^enfc^en nacb feinem Xohe abbängtg feon 
mtlife oon ber innern Q3efc6affen6e{t feinet ®eifletf beim iBerlaifen 
biefed £eben^/ unb nicbt hloi oon ber Uebereinfltmmung feiner 
ipanMungen mit bem ®efet^ ober feinem (Bemiflfen. (@. oben @. 



150 Aap, VI, 12—14. 

er fagl/ y>cn Ttantr unfdt^ig jum ®\ittn, unter ter Jf^rrfd^f t ber 
®tinbe fin&/ mit 3*retl)ett un9 ber @unbe t^inqegebcn lyobtn, loet* 
d^ ein offenbarer SSibcrfprud^ n>äre : fonbern ha^ bie& von und 
in einem frut)ern geiftigen iDafepn 9ef(l^e{;en ift/ in n>e(<l^m n>tr 
bie und gegebenen gbttlid^n Gräfte mit $rei()eit mi^braud^ten« 
IDenn eigne @d^u(b fe^t not()n>enbig $icei(;eit ))oraud* — StUer« 
bingft belehrt un^ ^aulud nic^t über bie 93ef<^ffent)ett biefeft 
unferS frut^ern geiftigen S^f^^nbeö/ unb eS bleibt auäf fo nod^ 
für jle|t un§ bunfet/ n)ie ber gut erfd^affene @eift au5 eignet 
2Bal)( ft(^ ))on bem @uten abn>enben fonnte. 9Cber bem @ebiete 
ber irbifc^en !Rott)n>enbig(eit -finb mt entrücft^ unb eft ift F(ar/ 
H^ eine^ Zf}AÜ bie )>on bem @ebiet ber ®innenerfa{;rung ab« 
fhrai^irten Siegeln nid^t ann?enbbar finb auf bem rein geifittgen 
©ebiete; unb anbern S()eitö/ bai toix ni<i)t bur^ eigne SKac^t 
und iurudPt>erfe^n (önnen in bad ®ebiet aud weld^em wir ge» 
falten finb burdb eigne ®6)\Ab, mit ben burd^ biefen %cXi ge« 



39 f.) Co fAOt alfo au<b hit fflüthv^ttihi^teit weg/ eint tin^tbiU 
bttt Sftiitit bei SE^riifibett tu voüülirtn, um bit Büxtäinun^ifähi^ 
feit unb batnit hie Wlovat lu br^rönben. 2)tr ^oxal ii bfgränbet 
in brr ernten £)rbnung ®ottetf/ unb tiirmanb/ brr birfer n<<bt ge« 
m4§ lebt/ fann gfitcflid) feon. 8'be Sbnxtcbuno von berfeCben wirb 
iiotbnxnbig bcAraff/ mao bie nrfa<be ber 9lbioei(bung in biefem 
ober in einem frflbern 2)afeon {u fncben fr^n. S)ie (9o(cie aber 
ober Strafe bei Q3dfen/ bie ibtet ^atut nacb unaufborliiäb feon 
würbe/ weit bai M Uihü überlaffene (Qbfe notbwenbig gleicbetf er« 
leuQt/ ift Derwanbelt burcb bie döttitcbe erlofenbe i^raft in ein 
(BeflTerunotfmittel / itatf jur Q3ernief)tung bed SBöfen felbft im SDien« 
(eben unb bamit iu fetner Q3efeft<)ung btnfubrt. (6. 73 f.) ~ 
iteine {frage a(fo/ baS aucb ntenfcbficbe ©trafen/ wenn ber SHenfcb 
®ott nathjuabmen fucbt/ nicbt von htm ^rin^ip ber ftacbe ffir 
begant^ene^ t1nred)t ausgeben foDten/ fonbern von bem $riniip ber 
OefTerung bei 93etbre(bertf. 

60 oieC bielten Wir notbwenbig über biefe eben fo wicbtige aU 
fcbwierige snaterie bier beizubringen. Satf leitete bleibt einer an« 
bem (Beledenheit oorbebalten. 



Aap. VI. 12 — li 151 

iitfmttn Sttäfttn, fonbern ba^ loir jenem @eMete und nur wit» 
btt merbcn m\)€m fonncn nad^ 9)la§()a6e tcr tviebcr crlattgren 
g6rrlt(^n %rafr^ ber innern 9(etnt)ett; bai nut/ mie (Sf^riftud fagr^ 
n>er reineS .^erjenft i\t, ®ott unb bad @ottItd^e fcl^auen tantu 
@o alfo pnb n)ir/ ti^aS aud^ fc^on etmaft fcf)r 2Bi(^rtgcd ift übet 
bie Urfad[^e unfern 9ti(^tn>tfjcn6 be(et)t^ — SBo^ ober un^ ju« 
ndd^ft fner angeht ift biefe^/ ba§ unfere urf^runglic^ geifKgen^ 
gbnlid^n ^räfre burd^ bin %a\l nid^t fonnten vmA<i)M merben, 
benn nidl^tö ®onIi(^ft (ann »emid^tet n>erben*)/ fonbern nur 
gebunben/ gefangen gehalten burd^ bte@unbe, 3n bem ^blltg ge« 
bunbenen Buftanbe^ bcr imfer natutlid^er gen>orben mar, marett 
loir bur(f^au$ unfal;tg )um @uten/ )ur Stucffel^r ju ^ei(;ett unb 
@lüdf beburften a(fo etned (Sribferd ber aud^ bm erften SCnfang 
unferer Befreiung mad^re« IDiefe S3efreiung fonnte nun aUerbing^ 
nid^t aHein burd^ Unterridl^t über unfern guftanb befd^affr n^er^ 
ben , n>ie benn aud^ je^t nod(^ bie tiqfx^t .@rfai)rung jeigt/ bafi 
tver einer fd^äblid^n Seibenfd^aft ftd^ (eingegeben nid>t Mo^ bmäf 
93e(e()rung über bie 92a<^tl)eile berfelben f ann gei)eilt merbeu/ fon« 
bern ba$ baju 9)lirre( mand^er 3(rt geübten ^ audl^ eigne fc^merj« 
(t(^e Srfai)rungen ber bbfen $o(gen bed Safterd* $Cber Se(;re unb 
Unterrid^e fmb bo(^ aud^ mitn>irfenbe er(bfenbe :^raf te^ unb muf« 
fen eft notJ)n>enbig fepn bei urfprunglid^ fefbftftdnbigen , »ernunf-^ 
rigen aSBefen, bie nid^t anberS afe mit Srei()eit, alfo mit SCnmen« 
bung unb SinfHmmung ber 25ernunft, fbnnen jur Sreil;eit ju- 
rurfgeful,>rt werben» Unb, um ba^ fo treffenbe SSifb be§ ®efejfe(- 



*) (Si verbjent iitx an^tfiitt $u werben, hai aticb Omtnth 
hei bet "^Btt^UiibünQhtt beihtn eteütn 8of>. 12, 27, unbSob. 13/ 21/ 
anmtttt/ er gäbe äberoU in ber @cbrift gefunben/ ba§ ^v;^>7y 
@ee(e , genau nnterf(tieben n>erbe V9n vtvivita , ®eiil. 8en< 
reo etn^atf WlittUtc^ß waS Xugenb unb Saäer tufnebmen fdnne; 
ber &eii im SPIenfdien hinc^t^tn Hnnt Hi SSofe nicbt aufnebmen. 
T. IV, 433 , ed. d« la Rue. 



1S2 Aap. VI. 12 — 14. . 

Un nodl^ einmol anjutDenbr n : fo tvie ein lange in en^en 95anten Qk^ 
i>a(tener fo entn>tf;nt ift t)on bem eignen @ebrauil^ feinet @(ie« 
ber/ ba^ er eine6 ermunternben ^duruf^ bebarf, ben entfeflfeften 
Strm »ieber ju gebraud^en ju eigner J&ülfe, fo beweifet fid^ au(^ 
von biefer ®eite bie @rma()nun9 atö noti)n>eribig unb -mitmirfenb^ 
Sie voa^xfya^t wieber frei geworbene Äraft wirb aber nun/' iJ;rer 
92atur na^, auc^ eine fe(bf^tt)(ltige werben^ unb ha auf ber einen 
©eite bie ^ulfe ganj 9on bem er(ofenben @o(t ausgegangen ift^ 
unb aud^ bie für tia^ @ute wieber tbatig geworbene innere :%raft 
beS 9)tenf(^en eine urfprunglid^ gbtdid^e ^raft ift^ fo ift eS bud^- 
^bl\4f wal;r/ ba^ wir nid^tS jum @uren )>crmogen afö allein 
burc^ &ctU 3(uf ber anbern @eire aber ift eS aud^ eben fo 
wai)r/ bag/ ba btefe gottlid^e Sraft in und eine un6 fefbft ver« 
ltel)ene/ unfer wat)red eigentliche^ ®elbft ift/ wir aud^ fe(bftti}dtig 
wtrCen/ baß a(fo ber an und erget^enbe 9Uif; fd^affet baß i()r 
filig werbet/ nid^t ein (eerer ©df^aU ift/ fonbern eine Stimme 
(Sorten / eine mitwirfenbe jvraft ju unferer &Iofung* S)arum 
alfo ift ^ele(;rung über ba^ toaS ju t(;un ift unb Ermunterung 
baju fo unumgdnglid[^ nott^ig/ barum finb im £(;riftentl;ume 
^f(id^ten(e(;re unb @faubend(el)re fo unzertrennlich mit einanber 
))erbunben/ baß i(;re ®onberung nid[^t of;ne ä3er(e^ung bed Se« 
bend))riniip§ beS ©anjen mogfid^ ifh 

?flai) biefer/ wie eS und fd^ien t;ier nott)wenbigen / ^bwet« 
d^ung febren wir ju ^au(u6 iurüdP* ©ein J&auptjwedf war/ ju 
{eigen / ba^ ba^ @ebiet ber @nabe wefentlid^ gefonbert ift \)on 
bem @e6iet ber @unbe unb bed ©efe^ed/ ba^ ber Suftanb ber 
@nabe ein wefenttidf) neuer ift/ unb wir nid^t t()ei(d bem einen/ 
tt)eil6 bem anbern fonnen angefroren wollen* Um biefen if;m fo 
wid^tigen ®a^ red^t anfd^aulid^ ju mad^eu/ bebient er [i^ nod^ 
jwcier aud bem fieben I;ergenommener SBeifpiete* 



Aap. VI. IS*— 23, 153 

15—23; 3Bie nm, foHen mir iiltiMgeti tottt mir tiicfet tititcr 
(em @efe^ finb fonNrti unur ber @nabc? S)a< fco femt! 

16 SSiifet i^r nid^t/ bag mem i(r eucb M Xnt^tZinm @e^ 
l^orfam üNrge^t i^r beffett ^ne4te feib unb i(^m gc^or^^ 
clety f€9 ed ber 6ttttbe (um Xobe/ ober Ui ®c^otfam( }tit 

17 Serecdtigfcit? Siber S)an( fe« @ott ba$ i^r .Knecbtc tir 
6änbe gmefen feib/ aber 9on fersen ge^orfam gemorbtn 

18 bem Urbilb ber Seigre ber ibr fibergebeu feib. S)a ibr 
ttttti frei gemorben feib von ber @iinbe feib ifir ber &€0 

19 recfttigfeit bieni^bar gemarbeti. ^<b rebe »ac& menfed" 
lieber SQ^eife um ber 6(6ma(t»beit eured S(eif(6ed miSeti. 
6o mie ibr nun eure eiieber ju 6f(aben ber ttoreinleie 
unb Unorbttung l^ingegeben WM, tum ^mät ber ttU' 
orbttung/ fo gebet im eure ^lieber {um S)iettft ber ®o 

20 redbrigfeit ^iu; )uut S^<(f< ^^^ ipetllgteir. S)eon a» t^r 
^uecbte ber 6ünbe maret ba maree ibr frei in SJejug auf 

21 bie ®ereebtigf eit aSelcbe ^rudbt bartet ibr nun bama(i ? 
[folclie] beren Oft tutb Uit fcöämet/ bcnn ibr Sobe i# 

22 Job. nm i^r aber frei feib bou ber eflnbe/ aber Sne^u 
®0uefl gemorbeu/ ^abt i^r bie.gruc&t ber ig)eiHgfeit bttfcu 

23 gnbe emigefl geben ift. ©eun brr ©olb ber ©önbe ift Xob/ 
bie ®abe @0tui <^Ux emige« Seben in S^rijtu» Sefu« uufirm 
i^errn. 



17) oTt ?T8 JovXot. S)cr Sipoftel »ttt ntcbt blotf fa^en: ©aitf 
fct) ©Ott öa§ ibt/ obiDobl ebemal« Änccbte ber SunN/ j^bt u. 
f. ww (onhtxn mii tiefe Seit Der Änecbtfcbaft eine notbwenblge 
S)urd)danftöpetiote wat , fo U^t er auf bftö gewefen afle« 
SftacfcDrucf; 3)anf feo ©Ott ba§ biefe Seit ber Äned)tfdiaft »or* 
über ift, — vjt^zxovcraTe Si x. t. X fo oie( fll« e*$ o»' tvwov 

feib Der Äefere überaebett/ in tie Äebre gegeben/ Meö iß bie 
göicfung pon äugen; ibr babt ober »on $eraen/ ouS freiem 



154 Xav. yi. 15 — 23. 

3I;r fctb nidi^t unter htm ®efe|/ fonbern unter ber Snabe^ 
nniren bte (e^en SBorte bed Sfpoßett gewefen* ^otltn mt nun, 
f&(;rt er fort, funbigen/ meit wir bte Strenge M ®efe(^ nid^t 
mei}r tu furd^ten i^aben? ©agen wir ttwa 0ar un( (od t>om 
®efe(/ um ungeftraft funbigen ju fonnen? Unmöglid^)! 9l%dft 
df€t wirb ber Wlm^df frei t)om @efe$ bift er aud^ frei ift \>on 
ber ®unbe« ®unbe unb ®efe^ get;bren ein unb bemfelben 3u« 
ffainbe atu — !Dem ©eredg^ren, I)ei9t eft, ift fein @efe| segeben, 
fonbern bem Ungered^ten« — @o (ange wir a(fo in bent Qn» 
ftanbe ber Ungered^tigfeit, ber @unbe bleiben, flnb wir bantit 
auäf bent ®efe$ unterworfen* SOBer a(fo frei ift »om @efe^ ber 
mu^ iugleic^ frei \>on ber ®unbe fet;n, er muß in einen gan) 
neuen guftanb übergetreten fe^n in weld^em er nid^t mei^r Fann 
funbigen wottem — Um biefe gän^Hdi^e 93erfd^iebeni)eit ber beiben 
Bttftdnbe aud^ bmt gemeinen 93erftanbe re(^t anfd^au(t<^ ^u 
müd^en ))erfonifijirt ^auluft bte ®unbe, bie Xbweid^ung oon ber 
g&ttlidEKn iDrbnung, bie Unorbnung; auf ber anbem @eite pct* 
fonifiiirt er auä^ ba^ Stetste, ba^ @ott(id^, bie £)rbnung unb 
nennt bie (e|tere mit tiefer 95ebeutung ben @e(;orfam )ur @e» 
red^tigPett, um anjubeuten, ba^ in biefem ©ebiete burc^ud nidft 
9BinFuI)r, SugeHoftgfeit , @unbe, b* f)* Stbweid^ung von ber 
xoci)tm £)rbnung ftatt ftnben fonne. SDad @btt(i(|^e ift aber bie 
aUen>onfommenfte ;Drbnung unb Harmonie bie gar feine Kb« 



TtUhtf fud» bem Sinbrucf hin^t^tUtif babt gfeicbram bai Qe« 
prd^e h(^ Uxhtthci anoenotnmrn/ frib ftdtvtQta tlntergcbene 
h€t C9rborfam^/ ber £)rbnung genorben/ R»ie ibr foitft Unter« 
({ehtnt htv Unorbnuna/ birr @änbe ivarrt 19) av^QSmvov 
Xiyai Id) hihitne mtcf) Q3egriffe unb ^uihtüit ht^ 0fmrinen 
^thtn$ um m<c6 tn<h IverftdnbUcb iu macben* — tii ^4^ avo» 
liiav — «1$ dyiacTfidi». num Swecf; bie Unorbnung (prrfoni« 
ftsirt gcbocbt) (lat btn Smrcf/ gebraucbt brn SRrttf4)en M 
VUtttl bo|Ut u. f. n>« 



Stav. VI. 15-23. ISS 

ttm^ni iulapt; ein ftrafenbcd @cfe^ ftnbet atfo nur bantm i)t(r 
ni(^t ftatt/ tpeU ^u ipdd^e biefer £)rtnung i9ai;¥(}aft angc^tm 
bk 9lcde( in {id^ felfrer tragen« — ®mU alfo^ itnb 06tt(id|K 
£)rbnimg ftellt ^ulu§ M jmei ©ebietet ban unb fo wie ein 
SeiMsner nur einem Gebieter andet)bren tonntt, au» bent SDienfh 
beö einen ent{afl[en fepn mu§te/ e(;e er in ben befi anbem utertrolf 
bann aber ben ^efet)(en bed frut)ern ^errn burd^aud feinen @f« 
l;orfam nief;r fd^utbig war/ fo/ fagt er^ ge()0rt ber 9Renfc^ betn 
einen über bem anbern biefer J^erren a{6 (£tgent()um am (9Iienianb 
f ann jwei J^erren bienen.) 5C6er ©onf fe^ ©ott / f A^rt er forty 
bap bie geit \>cmbtt ift n>o H)t ©flaven ber ®uttbe wäret/ ha^ 
it)t nun )>en J^erjeu/ mit %tÄl)nt unb t>oUer/ innerer Ueberjeuguiig 
eud^ unter ben @eI)orfam/ bie£)rbnung 6esd>en l)abt; baß it^r 
bie eud^ geworbene Sel;re ate SCbbifb ber gottlid^en j^rbnung 
erfannt i)abt in weld^e eu(^ ju geftaiten if)r a(6 S5ebingung eufe§ 
^i(& erfennet. 2!()i^ f^i^ entlaffen au6 bem !Dienfte ber ®ttnb€ 
unb in b^n S)ienft ber @ered^tigfeit getreten. ^ bebiem mi<^ 
biefe» au$ menfd(^Ii^en 93er(;ä(tniffen t)ergenommenen SBilbe»/ fujH 
ber 3I)>ofte( l)iniU/ um euerer ftmtäd^n 9Iatur ju J^uife gu (om^ 
men / weldl^e e§ eud^ fd^r mad^t bie SBal(>rt)eit felbft au^iifof en. 
— 3n ber Zi)at ift biefeö 93ilb aud^ nur anwenbbor in fo fem 
ed ieigt/ ba^ ber SDIenfd^/ um @fott anzugehören/ frei fe^n mtt# 
t>om SDienft ber @unbe. {Denn nid^ in neue iDienftbarfeit i^ 
ber getreten ber ®ott ange()ort: wen ber (Sol^n frei madl^t ber ifl 
wat;rt)aft frei« @d (ann ndmtid^ für ben 9)lenfd^en feine anbeve 
wal;re Srei(;eit geben atö t>ah geben in ber gbttlid^en £)rbnung. 
au« freier J&ingabe. ©ie gottlid^e Orbnung iftr unb fte wirb 
ewig fepu/ eben weit fic gbttßd^ ift 3()t einjiger Swecf ift \)i^€ 
SBefeligung be§ ©unjen burd^ unb mit l;bd^fter SBefeligung jebe§ 
ginjelnen: alfo ta^ J&bd^fte. SGBer fie tiiäft anerfennt/ ber fenn^ 
fein eigenes J&eil nid^t unb ift alfo in ber Sinfterniß, unter be 



156 Aap. VI. 15 — 23. 

^crrfd^aft ber ®unbe^ unfrei ^ et teibet notl)n)enbtd n>ctt ba^ 
@tarf ere fid^ notbwcnbig gdtenb mad^t ; wer fid^ %t)t gejwunäen 
unterwirft, ber ift unter bem ®efe^, alfo auc^ noc^ unfrei; »er 
f« ate ba^ J^öd^fte unb 588unf(i^en6n)ert()efte anerPennt, auö (eben» 
btger Ueberjeuguni) unb innerem S:riebe ftd^ if>r anfd^tteßt^ i5er ift 
wa^rijaft frei, benn er l;ot mit gj^eü^eit biejenige Srbnung ju ber 
feinigen gemad^t über weld^e fymau^ e§ nid^tS Jg)bf)ered giebt unb 
noeld^e mi)t^ ^-rembartiged in if)rem @ebiete bulbet, a(fo burd^ 
nid^tö Pann geftort werben» — @o wie i(;r alfo , f dljrt ber SCpoftet 
fbrt/ frul;er eure ©lieber, eud^ fe(6ft, ber Unorbnung atö @P(a\)en 
übergeben fyaht unb il^ren gwecfen bienen mußtet, fo gebt jegt 
eure ©lieber, cuä) felbft, ber £)rbnung atö S)iener l;in, um bte 
SwedPe beS J&eifigen (unb eure eigne -Heiligung) ju forberm S>a= 
mM aß Ü)t nodf Sned^te ber ®unbe wäret gehortet if^r ganj, 
mit allen @liebern, ber ®unbe an, unb bte gottlid^e £)rbnung, 
bie ^eittgf eit i^atte gteid^fam Fein 9ted^t an eud^ , ben ®tla\ym 
rined onbern J^errn» Unb weld^e ^ud^te genojiet i^r im IDienfte 
Kneg.J^errn? ®o(d^e auf bie i^r je^t, nad^em if)r jur l)ei(famen 
SrFenntni^ gekommen feib, mit ®d^am unb 9teue jurudPfef^et ! 
£obe§frud^t! 3^^t aber feib i(;r frei, entlaffen mn ber ®unbe, 
)e|t gel)6rt ü)t &ott an mit eurem ganzen SBefen, unb bie %tuä)t 
bie if;r in biefem S>ienfte genietet ift Heiligung, fiebendfruc^t! 
@ie. burd^bringt eud^ mit ewig jugenblid^er Äraft, gibt eud^ wal)reö 
geben in ßwigPeit ! ©enn ber @olb ben bie ©unbe if;ren g-ro^nern 
$al^(t ift Job ; aber ba^ freie ©nabengefd^enf — nid^t Sot)n — 
tpaff &0tt ben ©einigen aud ber $ut(e feiner Siebe gibt, ift ewigem 
Äeben , f)6d^fte un^erganglid^e ©eligfeit in g()riftu$ 3efu6 unferm 
Jg)errn» 



Ärtp. VII. 1 — 6. 157 

©iebenteö ^apittl 

1 —6. Ober »igt j()r nl*t/ SJröber, (fd& rm )u eu* a« 

folgen bie iai ©cfeß fenacn) bag baö ©efef bett a)lenf(*cn 

2 be^crrfcöt fo lanfle et Ubtl Qo ift ein öer6eirat&ete«.2Bd6 
an ben a)?ann bei feinem geben burcö Hi ®efe& flebunben; 
»enn aber ber 2)Iann (lirbt fo iil fie frei uon bem ®efee 

3 be3 üHanneö. ©emnad^ »trb fie eine gbebrecfeerin genannt 
wenn fte eineö aiibern iOZanneü mirb fo langte ibr 9)2ann 
lebt; wenn aber ii&r 9J?ann flirbt fo ift fte frei »on bem 
®efe$/ fo Mi ite nic^t Sbebrec^erin itl menn fte cinti an^ 

4 bem snanned »irb* 6o feib aucfi ibr/ meine $rli^er/ bem 
®efe$ abgeilotben tnvd) ben SeibSbtiili/ auf Mi ibr eined 
anbern »erbet/ beS Dom ilobe Srtlanbenen/ bamit mir ®ott 

5 ^tuilit brinflen. ©enn ali mir im Sfeif* mareu/ H 
maren bie burd^d ®efe^ aufoeregten Süfle ber @ünbe mxU 
fam in unfern ®tiebcrn/ Um ZoU ^rucbt in bringen. 

6 9tun aber/ ba mir geHorben/ fmb mir frei »on bem ®eute 
mad un$ banb/ fo bag mir bienen im neuen SSefen bei) 
®ei(led unb nic^t im atten '3efen M '^uct^dabenö. 

fölit biefern jtoeiten S3t(be n)il( ber $(pofteI nod^ einmal bte* 
fdbe 2Ba{)ri;eit anfd^autid^ mad^cn , baß ber in bie neue ;Orbnung 



2) 2)€t iwtite ^ixi iü tticbt Q3mft^ ht^ im rrften au^gefproc^enm 
@a$e0/ fonUxn f&eiWtlf iQtit^ ba^u. /«p ifi bafter nic^f 
ben 11/ fonbern t>0(b ober fo. «gtl bocb ein oer^eirarbete^ 
SEÖeib** u. f. w. 5) tä ^tA tov v6^ov. gim itbereinfftm* 
menbüen mit ber 9^« 7 begtnnenben @ntiDicf(und benft man »obl 
aufgeregten btn^u. Sluf feinen S^aU entßanbenen. 
^enn burcbd ®efe^ fdOfte hie ®tinbe Ifreroortreten (5/2o); 
fdnnte etf 6finbe rntSeben macben hie uorber nicbt f<6on wefent« 
U<b/ wenn auit nur im Steimt/ oorbanben war/ fo Mxe etf 
felbft in ber XHt fiinbUcb. 



158 Aap VIL 1 — 6, 

Ctngctrerette feine »eitere aSetppid^tung f)at gegen bie ®unbe , ju« 

^eid^ aber feinen fruf^ern Stu^fprud^/ ba^ ein fold^er aud^ gegen 

^§ ®efe^ feine n)eitere SSerpflid^tung (jabe, in ein l^eltereft »t<^t 

fe|en* SBie f|)au(uö \)or(;in bie ©unbe mit einem J^errn »er« 

glic^n l;at/ ben 9}knfcl^en aber mit ^inem ®F(at>en ber burd^ 

ben 2:0b »on jener J^errfd^aft befreit wirb/ fo \)ergJci(l^t er I;ier 

bod ®efe^ mit einem @()emanne/ t>m iDlenfd^en mit beffen @atttn* 

S)ie 93erg(et(l^ung fd^eint nic^t genau / n>ei( nid^t bat @efe^/ ber 

Biaxin, ftirbt, fonbern ber 9}{enfd(>, bie^rau; wir muffen alfo 

genauer betrad^ten worauf fte ft^ grunbet« S)er 9(pofte( rebet 

t»on bem ganzen 9)tofaifd^en ©efe^/ in fo fern eS (wingenbe^ 

9)toti))/ Stntrieb )9on 9(ugen für ben 9)Tenfd^en war in welchem 

baft göttlid^e ©efe^ nod^ nid^t inncrtid^ (ebte^ \r>a^ a(fo auff)bren mu^ 

für ben SD?enfd(^en mit bem eintretcnbcn innern Seben» SOiefeö 

äußere ®efe^, fagt er, gilt nur für ba6 äußere Seben, f)ixt mit bem 

leiblichen Sobe auf* S3on biefem (aud) im S^almub au^gefprod^e* 

nen) @a(e fonnte er in feiner ^ltgemeint)eit naturlid^ Fein in bie 

@tnne fallenbeö SBeifpiel geben; er wd!)It atfo, aU baS am nac^ 

ften liegenbe, bie 23erbinbung jwifd^en 6{;cmann unb ©attin 'bie 

burd^ baft ©efeft für bie S^i^ ii)^^^ gtifammenfebenft feftgefteltt ift* 

Z>ä(^ten wir bie verftorbene ©attin un^ in einem Buftanbe worin 

fle ein neue« S()et)erl)dltniß eingefjen tonnte, fo würbe ^ nac^ ber 

Trennung bed erften burd^ ben Sob, it)r ein 9led^t ju bem jweiten 

nid^t fcnnen abgefprod^en werben. 3(ber ein fo(d^e6 S3er{)d(tniß 

nadf bem Sobe liegt außer unfemt 33ereid^/ unb barum gebraud^t 

^auluft ba« 93eifpiel juerft nur um ju ieigen^^ ba^ burd^ ben Sob 

M einen £t;ei(d. beibe i()rer gegenfeitigen S3erpflic^tungen entbun» 

tcn fmb. 3n fo fern aber ber 5Cpoftel nur ba§ gciftige 3ittt)Uu 

niß betrad^tet/ fonnte er aUerbing« bie 93ergleid^ung fortfe^en 

unb ber geftorbenen ©attin, b. l). I;ier bmi SOienf^en ber für 

ba^ ©efe^ geftorben ift , bah Siecht eine« neuen geiftigen (St)et)er< 



ÄÄP. VII. 1 — 6. 159 

i>d(ent^ed jufpredSKn* S)a6 ®rer6en bebeutet t^ter offenbar ha^ 
Uebergei^en in einen y>en bem fru()ern gdnjli(^ ^»erfd^iebenen Qu* 
ftanb, worin ber 9Rann für bie barin eingetretene $rau eben fo 
n)ol;( tobt ift/ atö bie ^au ftir ben SRann; n>o beibe aufget^irl 
i^aben für einanber ju leben. 93on einem neuen geiftigen 93er« 
i)a(tniffe ba& ber fpmboKfc^e Zob i)erbeifut)rt ift in beiben 93et« 
fpielen bie 9tebe^ fonft Fonnte in bem erften ber geftorbene @F(a\> 
eben fo wenig einem neuen ^errn angel)cren/ a(d in bem {weiten 
bie $rau einem anbem SDlanne. — @o wie nun bah Sßeib ber 
@trafe bed ®efe|eft ant)eimfdnt wenn fie/ e(;e nocl^ baf^ SBanb 
ber St)e bur(^ bin Zob aufget)oben ift/ eined anbem SDIanneft 
wirb / fo faUt ber 9)}enfd^ ber ©träfe bed @efe|e§ anl)eim / wenn 
er von feiner aSerpflidS^tung gegen baffefbe ftdE^ toSfagt elje er ber 
@unbe/ unb bamit aud^ bem nur in 93ejie(^ung auf bie ®unbe 
DortHinbenen ©efe^e^ geftorben ifh Unb wie bah SBeib frei 
wirb \)on bem ®efe| be6 9)lanne§ burd^ ben trennenben Sob , fo 
wirb ber SDIenfd^ frei vom @efe^ 'bwtdf ben Sob für bie ®unbe. 
3i)r aber feib bem @efe^e / mit weld^m i(;r el)ema(§ fo innig ver« 
bunben wäret ate bie @attin mit bem (3attm, geftorben burd^ 
ben geib (£(;rifH / inbem / fo wie S(^riftu§ f iir bie ®unbe ftarb/ 
fo i()r buxify bie Saufe auf feinen Zob mit il;m geftorben unb 
begraben feib/ (6/ 3.) unb bmify biefen euern Zob ift bah S3anb 
gelofet voah Um @efe|e eud^ ver))flid^tete. ^(ufgetaud^t aud ber 
Saufe feib it^r in ein neued iDafe^n getreten in we(d^em bte frul^em 
ä]krt)ä(tniffe eben fo tobt für eud^ finb alh \i)x für fie/ unb in 
biefem neuen JDafepn feib il)r bie Sraut eine^ anbern geworben^ 
nhnü^ bth Srftanbenen (£t)riftud/ unb bie %tn^t biefer neuen 
JBerbinbung wirb gottßd^e %tix(ift fei;n , ftatt baß bie ^rud^t jener 
erften SSerbinbung, in fo fem wir wi()renb berfelben nod^ ber 
@unbe onge^^örten unb biefe burd^ bah ®efe& angeregt würbe, 
£obetfru<^t war* IDamatö banb unb vevurtl;ei(te xinh ber Sduä)^ 



160 Stap. Vir. 1—6. 

ftabe be6 ®efe^& noeil mir/ a(S ^{eif^Itc^e/ tio^ ni<i^t unter ter 
J&crrfd^aft be^ Seiftet ftanben» Sefet aber, ba wir geftorbcn ftnb 
für bae ®efc| unb frei \>on feinen SBanben, lefcen/ wirfen, bieneit 
n>ir bem 2Befen/ t>cm ©eifte, b^m ©ötdid^en fe(6ft in fetnec 
n)a{;ren aScbeutung unb ()aben nidj^fö femer ju rt;un mit bem 
tbbtenben äSud^ftaben« 

S)er ^(poftel mar genbt(;i()t gemefen fid^ in bem 93orf)er4el)en« 
ben »on Steuern in ftarfen Sluöbrucfen fd^einbar jum ^laä^y^l 
M ®efe|e§ ju erfldren» ©ie ®ünbc folt eud^ nid^t mü)v Ul)ctv» 
fd^en, benn xi)t feib nid^t unter bem ©efe^, l;attc er im i4ten 
äSerfe be^ 6ten Sapitefö d^a^t^ unb in bem ju(e$t (^ebraud^fen 
@(eid^nijfe I)atte er ®ünbe unb @efe^ faft für gleid^bebeutenb ge« 
nommen unb gefagt, ber SDlenfdj^ muffe bem (entern abfterben 
um fid^ ))bl(id mit (£t)riftu^ ju t>ereinigen» (1^ mar ba()er notf>t()/ 
t>ai er ben iDtig))erftdnbniffen (uvorfam bie barau6 (eic^t entftet)en 
f onntem ©ie§ tl)ut er in bem S^olgenben auf bie allerbefriebigenbfte 
unb be{eJ)renbfte SBeife, inbem er in menigen aber triftigen S«9cn 
ben ©ang ber (£ntmi(f{ung beä gefallenen SDlenfd)en/ \)on feinem 
tiefften guftanbe an bid ju ber ))onftänbigen SBirfung bed @efe$e^ 
auf i(;n/ un^ t)i)r 9Cugen fteUt« 

7 — 13, 9Ba« foDcn »ir nun fagen? Sü >«ö ®efeß 6finbe? 
, ha« feo ferne I 6onbern * id tannu bte 6finbe niclft anbertf 

aU ^ertniuelil beS ®ef<$ed: benn id^ bStte bie ®eläitittig 
nicbt gefannt/ ^ätte nittt ba^ ®efe^ gefagt: (aß bic^ nicbt 

8 ^elttflcn. S)te 6mibe aber nabm SBerantaffung isnb mirfte 
in mir burcb iai fßctbot jcbe ®e[ttf}ung: benn o^ine ®efe^ 

.9 tft bie eiittbe tobr. ^cb nm lebte einfl obut ®efe$; a» 

10 aber M ®ebot fam rebte bie ©finbe »iebcr auf/ ' i* aber 

ilarb/ unb ti {cigte ftcb/ bag bai ®efe^ ium £e6en mir {»m 



Äav. VII. 7 - 13. 161 

11 ZoU gmic^re. S>etin iU &mU nabm aSetatitüfTttttgf oer«» 
i&f^ttt mx(b t>nt(b t>ai ®efeo mt> tottete mid) but(6 baire(6e. 

12 eo »ag atfo bat; ®efe$ MUfi ift; tttib bai ®e6ot (iei(ig 

13 itnb sered^t utib gut. — !jtl benn nun Hi ®ntt mit iom 
Sobe gemotben? jteineimege«! fpnbern bie ®finbe: auf 
bag bie @änbe etfc^eine aii butc^ ba$ ®Qte mir ben ilob 
(emirfenb; auf bag iit eünbe über bie 9Rai€ ffinbNft 
»ärbe burc^ bad ®ebot» 

S>er nd(^fte Bn>^cf be§ 9())ofte(S tft^ ^u itism, ba^ ba^ ®u 
ft^, obmoljl er öegen baffdbc I)atte fpred^en unb ben SDIenfd^en 
auff orbern muffen fid^ t)on tt)m (o^iufagen/ bennod^ feinedn^egeS 
enoaS 93ofed fep / fonbern t)ie(me()r etn)a§ J5et(fame6 unb ä3or« 
treff(id^e§; ein {)6d^ft n)irffame§ 9)ltttel in ber ^anb ber a3or« 
fei^ung, um ben gefallenen , burc^auö funbl>aft geworbenen ü)ten« 
fc^en über feinen guftanb unb bie Urfac^n feinet Slenbed ju be^ 
Ie(;ren; eine lOurd^gangdperiobe ^ burd^ meldte er notl)n>enbig ge« 
fu(;rt n)erben muffe , um ju bem i)6i)ern guftanbe für n>eld^en et 
befitimmt ift ju gelangen. Jg»at ber ^(poftel biefed barget()an/ fo 
ergiebt fid^ bamit jugleid^/ n>ie er unter ber ®unbe fepn unb unter 
bem @)efe^ fet;n aß gleid^bebeutenb ne(;men fonnre {6, i4); n)ic 
Der iDlenfd^ nid^t in bem @ebiete beS ®efe$e6 )>erb(eiben muffe; 



7) ^9ci&a?ftta jebe föntn<be Steigung. 8) xaTfcpydeo-aTo re^jte 
auf unb fe^ce in XHti(^Uit / btwixtte tai de $nr Xbat »urbe. 
13) (Stf oerMcnt btmtxh nu merben/ ba§ ouct)' bi^r ^ayaTo^« 
obwobl b^m wabren ^ebtn entgegm^effl^t (fo wie im lOteniOrrfe 
iyi) Sk &ni^avov) ofenbac ni4)t txoi^tn ^tiii^tn Xoh/ ribtge 
Trennung bon ®ott bebeutet/ fonbern einen ooröbergebenben 
Suffanb/ benn ber S(pofte( gei^t bier eben/ bag btefer ^b/ btefe 
£)iFenbarung ber@unbe/ ein notbwenbiger ^urcbgang war/ mel« 
eb^n iu bewtrfen bad ®efel^ bcabU(t)Udte; unb weiterbin/ t>ai 
voix autf biefem 8u(!anbe burtb (Sbriffutf erföfet werben. 

11 



162 Stuf. VII. r— 13. 

tote aber aud^ cirie ganj anbcre Sroft aM baö @ef<^ erfcrbtrltd^ 
fe^r um t()n in bad (bebtet bc6 l)6l)ern gebend unb ber tpaf^ren 
©lurffeligkit binuberjufut^ren. 

^au(u§ l>atee fruf)er gezeigt/ ba^ ba^ SBofe im SJlenfd^en butd^ 
feine eigne/ nid^t burc^ frembe ©d^ulb^^burd^ feinen geiftigen %a\i 
entftanben fep (5, 12 fO/ ba^ er eö alfc, fo wie er atö SDIenfd^ 
auftrat/ fd^on in ftd^ trug; ba^ bad936fe einen integrirenben S(^ei( 
feined menfd^Iic^en 2Befen§ audmac^e/ ungead^tet baffelbe fei« 
nem urfprung(id[)en geiftigen Suftanbe fremb n>ar/ unb/ obiecti)) 
genommen/ immer fremb bleibt/ xotUyalb ber S()>ofte{ mit Stecht 
f)>aterl)in (?, 17 — 20) bie ®unbe atö etioad \)on bem n>af)ren 
3d^ bed 9){enf(^en S3crf(^iebenel betrad^tet« Sr i)atte audbrudPii(l(^ 
gefagt/ bie ®unbe fep lange wr bem @efe( in ber SBe(t gemefen, 
(5/ 13) er brandete alfo nid^t ju befurd^ten ^ toenn er liier fagt 
"Ol)ne ®efe^ i|> bie ®unbe tobt'^ fo mi^verftanben )u n>erben / ald 
n>o{(e er fagen : n>dre fein @efe^ gegeben / fo n>dre a\x6) fein 95o« 
fM entftanben; benn n)oUte er t>a^ fagen / fo n>dre ja ba§ ®efe$ 
bie erfte Urfac^e bed äSofeu/ unb bad C$efe$ n)dre in ber 2:()at 
etn>ad ®unbl)af teö / n>o»on er bod^ gerabe ta^ 69egenti)ei( bel>au|)« 
ter« S>er SCudbrudP lann unb foH alfo nid^td anberS fagen att : 
ol)ne ®efe| n>ar in bem 95en)u^tfet)n bed SDIenfd^en bie @unbe 
tobt/ nid^t Dorl>anben unb anerkannt atö <^unbe; ber SDlenfd^ 
erfannte bie mit feinem SSefen fo innig verbunbene @unbe nid^t 
ate iMa^ ^rembartiged / feinem wal)xm 2Befen Sntgegengefe^ted/ 
fein UngludP Sßerurfad^enbed ; bie ©unbe war fo t)erfd^moljen unb 
ein6 geworben mit feinem SBefeu/ baj^ er fie nid^t atö etwad 
^rembed in 'it)m Sebenbed erfannte / fonbern if^red S^afepnd uber«^ 
t^aupt fid^ gar nid^t bewußt werben fonnte* %ux biefen ®inn bc6 
$(uöbrudF§ fprid^t aud^ ba^ 9Iad^bcrige : atö ba^ @ebot f am lebte 
bie ®unbe wieber auf/ weld^ed auf^ ^euttid^fte geigt/ ba^ niäft 
mit bem @efe^e bie ®unbe iug(ei(^ erft ind ^afe^n trat/ fonbern 



Aap VII, 7—U. 163 

f<l^on fru^r t)crl)onben war. 3<^ lebte etnft el^ne ©efc^ , fagt 
^auf ud / alfo in einem 3uf^anbe mie noir i(;n eben befd^rieben f)a« 
ben* ^a mu^te etn>a6 t)iniuFomnien n>oburd^ id) juerft von btm 
IDafepn ber @unbe/ M ^rembartigen^ u6erfu(;rt toüxbt, unb bied 
toav ^ai @efe$« Di)m biefed t)dtte id^ bie @unbe toeld^e iif be» 
^ing nid^t erfannt atö ®unbe; id^ \)atU in meinem t>erfe()rten/ 
orbnung^ « unb gefe^tofen Suftanbe nid^t 9en>u$r/ ba^ Sufte em>ad 
@d^äblid)e6 fmb/ I;dtre ba$ @efe^ mir nic^t gefagt: (aß bi(^ nid^t 
geluften* iDied n>at ber erfte 92u6en ben ba^ @efe^ für ben SIRen« 
fd^en in feinem tiefften Suftanbe fjatte, ba^ e^ in feinem 3nnern 
einen t)eilfamen gmiefpalt ermecf te ^ ba^ ed i(;m ju jeigen begann/ 
er feibft unb bie ®unbe feigen nic^t ibenrifd(^« 9to(^ aber fteUte bad 
@efe^ fid^ i(;m aß ehfpa^ $*rembartiged / $einbfe(ige6 entgegen, 
feine 9(bneigung^ gegen bie l)6i)ere £^rbnung tpar fo groß, baß 
alleft wa^ (u biefer it)n l)infuhrcn wcUte il)m ftbrenb unb gel^äffig 
erfd^ien. 3« feiner aSerfe()rtl)eit fal; er in bem @efe^/ nic^t in 
ber ®unbe/ bie £lueUe be^ ii;m Idftigen 3n>ief)>aU6/ unb er fein;* 
bete ba^ ®efe| an* 6ben n)ei( ba^ @efe| gemijfc S>inge xi)m un« 
terfagte/ anbere jur ^flid^t machte / fanb er fic^ angereiht bad 
Unterfagte {u tiyixn, ba^ Gebotene ju unterlajfen* IDie ®unbe in 
tl;m naf)m bie ÜQeranlaffung unb regte bur<^ bah @efe^ feine bofen 
Steigungen auf , fo ba^ eben burd^ bah @efe^ bie @unbe ftdrf et 
l;en)ortrat/ md(^tiger n)urbe* — SBer ernennt nic^r in biefer 
®d^lberttng ben Suftanb bed auf ber tiefften moralifdl^en @tufe fte()en« 
ben 9)tenfdl^en? ben a(fo ber^poftel 1)itt barftelten n>iIL IDenn fo 
bu(&ftdbltd^ / f f(^re<F(id^ maf^r biefe ©d^ilberung in SSejug auf 
fold^ SiRenfc^en \\t, fo fonnen tok bod^ toa\)tl\d) nidft fagen, ba^ 
biefer guftanb ber ^inbfeligFeit gegen bah ®efe^/ ber gefliffent« 
lidS^n Uebertretung beffe(ben / ber allgemeine unb bauernbe gu« 
ftanb aUer S)lenfd^en fet) bie ftd^ nod^ unter bem @efe$ befinben/ 
unb wenn er bah Koattf fo mußte man ja bem ®efe^ allen 9{u^n 



164 Aap. VII. 7 — 13. 

tut ^orberung M ÜKcnfd^en obfpred^eiu — 9tth ha^ @efe^ tarn, 
belebte fid^^ in mir bie @unbe bie bid bal;in tobt gemefen xoax: 
t9a§ mit mir @tn§ gcfd^ienen t)atte/ jetgte ftd^ M ein eignet !Da« 
fepn I)abenb; ma^ im :Seime i)or()anben gemefen toax, jetgte ftd^. 
in ber Sntmirftung. 3^^ ö6er ftarb. ©er in mir beginnenbe 
Smief))a(t gab mir Sobe^fd^merjen ; mein @en)ifTen ))erurtf>ei(te 
mi<l(^ ; ba§ @efe| brac^ über mxdf t>cn ® tab ®o alfo gemann e§ 
bad 9(nfet)en/ atö ob bad @efe^/ mad bo^^ ju meinem SBeften/ 
mir jum Seben gegeben mar/ gerabe bie entgegengefe|te $o(ge 
l;dtte/ mir Sob brild^e: benn bie ®unbe l^atte ben Unla^ benu^t 
bur<l^d @ebot mi<l(^ auf itireiten ^ unb marb mir ))erberb(id^ burd^S 
@efe^. ^at aber bie ®unbe mid^ \)erful)rt; fo ift nid^t bad @efe$ 
Urfad^ meinet 2:obe§/ meinet Unglucfg/ fonbern bah @efe^ ift 
t)ei(ig/ ift geredet unb gut in allen feinen Streiten. Sann i<^ nod^ 
fagen/ ba^ bah @efe^/ bah &utt, mir \)erberblid[^ gemorben ift? 
9li(^td menigcr. IRid^t bah ®utc, fonbern bah SBofe/ bie®unbe» 
S>ied mu^te gefd^et^en/ biefe SBirfung mujite bah @efe^ l;aben/ 
bmä) biefen fc^merj()aften/ tobd(;nlicl^en 3uftanb mu^te id^ gefut^rt 
mcrben: bamit bie ®unbe alh etmad fo Unbeilbringenbed fld^ mi.r 
ieigte/ toah fefbft bah @ufe jum SBerberben anmenbet; bamit bie 
®unbe in ifytct SntmidPlung red^t funbi)aft mürbe/ in-ii;rer gan« 
jen ®(^euglid^reit unb ^urd^terlid^feit ftd^tbar baftdnbe. ^ah 
®efe^ mirft @rFenntni§ ber ®ünbe ; ed bemirft fic^tbare^ / (eben^ 
biged J^eroortreten be§ ))ori)anbenen / aber im Seime ))erborgen 
gel>altenen Söfen. — 9Ran fonnte bm 9J?enfd^en in feinem ge^ 
faUenen/ tief fünbijaften guftanbe einem fd^einbar ®efunben , ftc^ 
felbft für gefunb ^altenben , \)erglei(|>en , in weld^em bah furc^ter» 
lid^e ®ift einer tobtlid(^en Sranf()eit verborgen liegt. S>er funbige 
8(rjt l&^t biefe^ ®ift nid^t im Söerborgnen fortmirfen unb bie Se« 
ben^ftrdfte jerftoren; er menbet frdftige SDtittel an um e§ nad^ 
9Cu^en ^u treiben ; unb nun erft mirb ber Seibenbe ftd^ feinet ge« 



Aap. VII. 7—13. 165 

f&^xi\i)m 5uftanbe§ re<l^ b^ton^t, er fu()(t [t^ jum Sobc franf/ 
glaubt fid^ bem Sobe naf)e : aber in bmt $Cugenb(i(f e feiner gcbi» 
ten ©d^merien/ feinet Sobe§gefu()tö/ ift er ber @efunbi)eit ni(>et 
atö ba er nod^ ftd^ felbft unben>u^t ben verftecften l^obedfeim in 
fid^ trug* 

SOßir moKen nod^ bemerfen/ ba^ ^au(u§ bei feiner @d^Ube« 
rung )ti>ar »orjuglid) bah 9)lofaifd^e @efe^ im 9(uge i)am, bafi 
aber bad @efagte aud^ feint ^(nn^enbung finbet auf bah ®e{e^ 
be§ @en)iffen§/ fo n>ie auf jebed l;ei(faine menfd^Iid^e @efe^* IDer 
93bfe (dmpft aud^ gegen fein erwad^enbed innere^ 93en>u$tfe9n/ 
er feinbet audl^ jebed du§ere @efe^ an xoah feinen ro(;en äSegier« 
^en entgegen tritt ^ aber bie SBirCungen t^on beiben ftnb bennöcf^ 
bie befd^riebeneu/ l;et(fanien 3n>i^fl>a(t in it)m ju erregen/ bie 
SCu^brud^ feiner n)i(ben Seibenfd^aft atö it)m Uni)ei( bringenb bar« 
jufteUen unb bah @>efuf)l in xt)m vorzubereiten ^ ba^ nur in ber 
;Drbnung J^ei( für ifyn ju finben ift. 

SCud^ burfen mir biefe @e(egent)eit nic^t unbenu^t (äffen auf« 
nterffam barauf ju mad^^en^ wie fel^r unfer gen>bf;nlid^e§ Urtf)ei(/ 
t>om ®d^ein ))er(ettet/ ber llBal)rf}eit entgegen ift/ n>enn n>ir »on 
einem iDleufd^en^ in meld^^em ttvoah J5ofed jum Uuhbtn^ gefom« 
mm ift xoah mt fru(;er an ii)m nid^t tannUn, bet)au|>ten/ er 
fe9 fd[^(ed^ter geworben. ®o wie jener ^ranfe^ wenn ber 9(ud« 
bru(^ be§ giftigen @tojfed ftd(^ fid^tbar jeigt/ frdnfer getDorben ift 
nad^ bem Urtf)ei(e be§ Unfunbigeu/ fo ift biefer in ber dugern 
Srfd^Kinung \d)Ui^Ux geworben naäf bem Urt()ei(e be§ äußern 
9tid^terd bem ed nid^t jufommt ben^eim ju beurt()ei(en/ fonbem 
allein bie $rudl^t: aber im Innern ift er ni(f^t fd^ed^ter gewor« 
ben. lt)a§ SBofe entftet^t nid^t im eigentlid^en @inne burd^ 
bie äußere 93eran(affung / eö wirb baburd^ nur jur ©id^tbarfeit 
geforbert/ bah fd^einbar Sobte jeigt fid^ (ebenb. SBdre ed nid^t 
im Seime / a(fo t>oUftdnbig aber unentipidfelt ^ ))orl)anben/ fo 



166 Aap, VII. r-i3, 

fbnnte eft Jburd^ (Stnn>trFung von 9Cu§en linmogtid^ in XI)drigFeit 
gefegt Yoerben/ fo n>ie nur ber ßeben unb SnnDtAungSfil^tgFeit 
in fid^ ttagenbc/ cbgleid^ fd^einbar robre/ ®ame bur(^ bie Sin« 
mirfung ber Skmente fi(^ entn>idPe(n fann, nid^r aber hah xoafyc* 
l)aft Sebfofc. SBdre bie§ nic^e fo/ fo enrf)ielte nid^t ber ®cmt 
bie ©runburfad^e ber funftigen ^rud^t^ fcnbern bie (Slemente/ bie 
todf t>t)nt ®amen bie ^ud^e nid^t ju erzeugen t)ermogen; fo 
n>dre/ mit ^au(u§ ju reben^ nid^t bie innere @unbl;aftigfeit be^ 
9)lenfd^en Urfac^^e ber ©unbe, fonbern t>a^ @efe^. iDer )u feiner 
SnnoidPfung unb ä3ereb(ung inö menfd^ßc^e iDafe^n »erfe|te @eift 
bebarf nun juerft einer gennffen 9Cu§bi(bung M £brperd/ bamit 
ber @eift burd^ il)n Sinfluffe 9on 9(ugen aufnei>men unb 9lu(f* 
n>irFungen du^ern Ibnm, unb ferner biefer (Sinfiuffe felbft ®o 
(ange biefe beiben 95ebingungen nid^t in einem gemiffen ®rabe 
erf uQt fmb ^ tonnen mir nidl^t beurrt)ei(en mie bie 9Cu§enmett auf 
i()n mirfen unb mel(^e Sntmicflungen fie l^^er^orbringen werbe/ 
unb ni(^rd ift naturlid^er aß bie Sdufd^ung )?erm6ge melc^er mir 
bcA fdb\t , u>^ ft(^ nic^t jrigte mei( eö fi(^ m(^t jeigen fonute, 
bi6 bat)in M nic^r \)or{)anben betra(|^tem S>em @efagten ftet;r 
feine^megeft bie unleugbare Srfat)rung entgegen/ ha^ ber 9)tenfd{^ 
ber fid^ btm Safter ergiebt ju immer größerer ^ertigfeit in bem* 
f elben ge(ange ober immet tiefer in bapbe oerfinFe / benn biefeft 
tiefere öerfmfen ift nid^td anbered aü fortgefeftte entmirffamg 
beft vori)anbenen S&bfetu — Um aber mbg(i<^tt ÜRigoerftdnb' 
ntffen unb falfdl^n Folgerungen ))oriubeugen / muffen mir (^inju» 
fugen/ erftlid^/ bai nidE^t jeber im 9)lenfd^n 9ort)anbene Seim fic^ 
mirNid^ unb fld^tbar entmicfelt/ fonbern viele berfelben nac^ bem 
unenblid^ meifen unb iiebe\)oI(en Sntmicfelung^plane ber ®ottf;eit 
nid^t burd^ bie Sebend))ert>d(tnitfe ju mirClid^er Entfaltung getan» 
gen/ fonbern auf fanfrere 2Beife/ burd^ ]t!ei)re/ 9Seif))ie( unb (Er« 
jiel^ung im au6gebe(;nteften @inne be« JBBorte«/ fd^on im £eime 



Aap. VII. 7-13. 167 

ctfticft tcctVm — xüM)alb btim toeifc (£tiiel;un9$ « unb Seffc 
rung^anftaltcn ate. n>at)re $otbcrund^mitte( te^ 9let(^cd @etteS 
)u betrachten finb^ bereit ä3en9oltfonimnun() tvir auf aUe SBeife* 
und inu({en angekgen fepn (aiTen* — 6>ant unbe)n>eife(t wirb 
iebet von und/ n>enn er feine frut^ern £ebend\)erl;ä(tnijfe reifü(^ 
cHD^dt/ jugefteben muffen/ t>a^ ntand^e Stetiung jum S3bfen/ bie 
auf bem ®tanbpunfte worauf er fid^ je^t beftnbet unfc^dblid^ an 
tt)m \)oruber9e()t/ it)n früt^er/ atö bie Sraft bed SBiberftanbed nod^ 
toeniger mddS^tic) in it;m geworben war/ überwältigt unb jur 
fd^Ummen Zt)at fortgertjfen 4)aben würbe* Unb weld^e Slujfor« 
berung ju fc^onenber ^eurtf;eitung bed @efaHenen/ bei t>ei(igem 
SCbfc^u gegen ba^ SBcfe felbft liegt in biefer .Setrad)tung ! SQBir 
traben nur bie ©üte ber 93orfet)ung ju preifeu/ bie und bewahrte 
Dor fo mancher ©efaf^r/ ber wir unterlegen l)aben würben, wenn 
fie und früf^r entgegengetreten wäre/ benn @ie war ed bie und 
bewal;rte/ nicbt unfre eigne ä(ug(>ett. $(ber nid^t t^ermogen wir 
gu beurtf^eiten ' ben ^(an ber i^bd^ften 3Beidi)eit/ we(c|^e anbere, 
aud^ in ber weifeften unb tiebevoUften 3Cbft<bt/ ba (; in gab ^en 
Steijungen t)or benen fte und bewa()rte* SBie füt)Un wir nun 
fo ganj bie :Bebeutfamfeit ber 2Bamung M SCpofteld/ nidl^t SCn« 
bere gu richten!— Bn>eitend bemerfen wir/ lai in biefer Slnficb^ 
bur<baud feine Stufforberung ober fein (£ntf(^ulbigungdgrunb ge« 
funben werben Fann / bem in und woi;nenben ä3bfen freien Sauf 
|u taffen* (Denn einmal ift ed @ad^e ber erfo^rung unb fte(;t 
im genaueften Buf^<>t)^n()<^nge mit biefer ganjen SCuffaffungd* 
weife/ ba$ bod iBofe immer unl)eilbringenb in feinen folgen ift> 
bai wir aifo/ faUd wir und ü)m l)ingeben/ notl;wenbig Seiben 
werben gu erbu(ben traben/ oon benen wir frei bleiben wenn wir 
2Biberfianb (eiftem Bn>eitend ftebt ber gang offenbar auf einer 
bbbem ®tufe innerer 9teinl)eit ber bei gleid^en du^ern 
83eran(affungen bem S&bfen SBiberftanb letftet/ ald ber we(« 



168 Xa». VII. 7-13. 

iftt i^ ttntcrficflt !Da aber Mcfe ®tufe bcA bebtngenbe 9Ra# 
ift unfcrcr tnncm @lu(ffdigfctt in btcfcm Scbcn unb unfcrcr ©e« 
Itgfetr in einem funftigen, fo fdUt bamit au(^ jeber SSonvanb/ 
jebe Sntfi^ulbigtuig ber @unbe (^nweg/ benn e& tji toefeiitlti^ 
eineriei/ )u fagen: loir toerben nnfetig fe9n n^( mir gefunbigt 
^ben; ober n>ir werben unfelig fepn n>etf unfer innerer gu« 
fitanb ein fo(^ tf^/ ber unS unfaf^ig ma^t jur @e(ig(at; 

S>ie Seigre be^ ^bfiofUÜ, bai baS @efie|^ im nmfeften Um« 
fange be^ SBorteS/ iwif<^eingetreten ift, bamir ba& SBofe atö 
bod fu|^ (eige/ unb bamit bie @unbe mdd^tig t^rvortrete/ mir 
atten barau§ fid^ ergebei^en Folgerungen/ Fann [eben fo n>ie bie 
iM)tt von ber 9fa)rl)n>enbigfeit ^ mir ber fie genau jufammen« 
t^ngr^)] nur bann Slnfto^ geben/ ober mu^ menigftend unver« 
ftinbüif bleiben/ menn man in htm 3rrrl>um befangen ift/ ber 
®eift be$ 9)lenf(l^en werbe bei feinem irbif^ StufrreTen juerft 
ind fDafepn gerufen: benn atöbann todre auc^ ber £eim/ ba^ 
JBofe felbft/ t>on @otr gegeben/ unb 9(IM n>dre ni<^t§ meirer aß 
furdS^tbar nor(;n)enbige Sntn)i(f(ung bed ©egebenen« @o aber 
fmb wir be(et>rr/ ba^ ber :Seim ted ä36fen ben ber 9){enf(l^ mir« 
bringr/ unb ber je nac^ ben und unbetannren SBorbereiTungdftufm 
bie jcber bereird mag burd^Iaufen f^aben / bei btn 93erf<^iebenen 
fet)r verfc^ieben fepn tanu, nic^r ein SBerC @orred ift/ fonbem 
'M SDlcnfd^en felbft; ba^ aber ba^ SBert beö er(6fenben @orte§ 
(ein anbered ift/ aK weifefte unb liebevoUfte/ bm Umftdnben 
eined jeben i)0(^r angemeffene/ SntwidPIung )u bem B^^^ ber 
S3ernid^tung be6 936fen/ jur SJefreiung unb iBefelipng SCUec^ 
bie burd^ eigne (^ulb einft unglucffid^ würben* 



*) Cergl. okrn e* i47 f. 



Stap. VII. 14 — 35. 169 

14 — 25. S)eiiti toit tüifTcn/ Hi ba« ®efe9 sdiHg t(i/ i<6 ü^cr 

15 (itt üetfctfUcf^/ unter ter 6fiitb( oerfauft. 3>cnn wa( ic^ 
wüimit toetg ic^ nic^t : Um nic^t matf idl^ miU übt itbf 

16 fonbern ma> iäi ^aflt iai t^e ic^. Sßetiti i(6 alfo tbtie 
»ae ictf nic^t »iO/ foflctlc^e i(t Um ®efc4;e tU; M ci 

17 fiut ii^. 9?tin abct Umittt nicdt i(6 biefet/ fonbem bU in 

18 mir »Pbnenbe 6unbe* S>tnn iib n)ei§/ ba$ la mir/ tat ifl 
in mtinm^Mi(bt, ntcdt batf ®ttte mo^^net: btnn mob( 
^abe i4 bai ^oüttif aUt Hi ®nu ))oKbrinfien bermag id 

19 nicdn Senn nicdt bad ®nte »a« id^ mifl tbne i(6/ f^nbem 

20 bat Sß9fe »ae tct» nic^t miO übe ic^. SBenn ic^ aber ba« 
tbue ma« tc| fetbfl nicbt mü, fo bemirf e nietet Id) biei/ fonbern 

21 bie in mir mobnenbe 0ttnte* 6omit ünbc idl^ bie« ©efe^/ 
bag mir/ ber i^ batf ®ntc tbnn mScbte/ ba0 95ofc anbfingr« 

22 3)enn tcft babe ^renbe am ®efe( &otM natb Um tnnern 

23 SRenfcben: icb febe aber ein anberetf ®efeb in meinen ®üu 
bern t»ai entgegenfSmpft bem ®efe$ in meinem ®emtitb. 
unb micb gefangen nimmt unter bem ®efe9 hai in meinen 

24 ®(tebern x9. 3cb e(enber 9Renfcb! mer mirb micb erlöfen 

25 i^on bem Seifte biefe« ZoUi ? 3fcb baute ®ott burcb 3fefu« 
Sbriflne unfern ^errn! (So alfa biene itb felftil mit mei# 
ntm ®emutb bem @efe$ ®ottei ; mit bem $(eifd^ aber bem 
®efee ber 6tin(e. 

93or()in l}atu ^au(u6/ n>ie mv gefe()en l)abm, ben SDlenfc^en 
auf feiner ttefften ®tufe/ in feiner größten Entfernung y>on @ott 
gefd^ifbcrt/ n>o ba^ SBcmu^tfepn feined eignen 3^ fo ganj unter« 
gegangen mar in ber @unbt)af tigfeit / ha^ er tiefet 3<^ von ber 
bamit (ur Sinf^eit »erfc^molienen ®unbc gar nic^t ju unterfc^ei« 
hm \>zxmo6)U, ha^ er nid^t fid^ a(6 einen ^flaoen ber ®unbe 
betradi^tete/ fonbern fe(bft ju l;anbe(h glaubte inbem bie ®unbe 



170 ««». VII. 14—35. 

tar<^ ifyn tftmMtt, S>ann i^atte ^cr Wfe^M m^st, mit bur«^ 
tte SBirfuflg M ®efe^ ba^ eigne "üdf von ber @unbe aUniä(>* 
(ig fk^ unterfd^bet/ il^re fM^terltc^en folgen onertennt^ aber 
iuu^ if)tc tprannifi^ J^ertfd^ft übet it)n fe(bfl> ber er na^eben 
muß/ obg(et(^ er fu()(t, baß er burd^ fie in itnnennbareft (Stenb 
gefturit wirb« (Sr f u()(t fein ^ fefl tunnamntert von ber ®unbe/ 
fut)(t biefeft 3<i^ fraftlo^^ vemic^re^ tobt — n>ie einen @<^in' 
tobten im @tarrFrampf im; ®arge (iegenb ^ mit bem äSemußtfe^n 
eignen gebend unvermogenb ba6 eigne fieben (u maniftftiren/ ge« 
)n>ungen aU einen S:obten ftc^ bei)anbe(n )u laffem — S>iefer 
Stiftanb/ ben f^aulud auc^ £ob nennt/ ift aber nid^t berjenige 
ber unmittelbar (um geben ful^rt/ ed ift gleid^fam eine Arifiö bie 
biefem vorangef^en muß* fDurc^ bie n>ai)re ©eifte^taufe/ von wtU 
iftt ^au(u6 )u Stnfang bed 6ten ftapitefö gerebet f)at, muß ber 
SKenfd!^ ber @unbe voUig abfterben / um in gan} neuem S>afe9n 
fi<l^ frei iu fut>len von ber ®unbe unb fein n>af;re6 fieben tu be« 
ginnen* — S)tefed Sewußtfepn ber gcfd^ebenen ^alingenefu/ bed. 
mirflid^en @eifte6lebend / muß in ber ®(^i(bcrung voraudgefe^t 
merben / bie ^autuft juerft von bem Buftanbe bed ®efe((ofen unb 
l;ier bxh )u Snbe bed SapiteK von htm guftanbe beffen maiftf in 
bem ba§ ®efui)( bed eignen 'Sdf im ®egenfa^ ^u ber ®unbe (eben» 
big geworben ift/ ber aber i()rer ^rrfd^aft {i(^ unterworfen fu^It 
unb feine eigne Sage nid^t begreift. 9lur bem fann bie SRatur bie« 
feö Suftdttbeft völlig begreifitd^ werben, ber ftd^ nic^t mef^r in bem« 
felben befinbet / fonbern über ti)m , ber gleid^fam von einer J^t)e 
t)erab baft SBergangene/ ben frub^ bur(^(aufehen 2Beg betrachtet. 
iDiefe 93emerfung ift von ber größten 9E3ic|^tigFeit ^um S3erftei)en 
beS 93ortrage6 beö Slpofteld/ weil man fonft nic^t ein{te()t/ wie 
fßauiu^/ ber/ um feinem ä3ortrage mel^r Sebenbigteit ju geben / in 
ber ^erfon bed in biefem 3uft<^nbe begriffenen SAenfc^ rebct/ 
biefem (ugleid^ eine fo wal^re unb innige £enntniß ber getftigen 



Äaj); VII. U — 25, in 

f5ef(i^ajf<n()eir unb Urfad^e ttefed Buftanbeö beilegt/ bte ein fold^ 
unmbgttc^ i;aben tantu — IDaft St(b bed lobten muffen mir 
falzten laffen / benn ber aß i)anbe(nb ^(^riebene lebt unb wirft 
in ber iu^ern SBelf/ obsteid^ er (>anbett in bem @(efu(^( ber Sned^t^ 
fd^aft unb ber 93ernid^tung beft eignen 3<^* 

SBir/ bte n>ir eingen>eif;et ftnb in bie i^M^ere Senntnig bed 
@anseS ber Srlefung/ mir }um Seben gelangten / fagt ber 3(f>ofte(/ 
iDttfen/ baß bad @efe$ geiftig \\t, \>o^ ed eine {)h\)m, gött(i<^e 
£)rbnung ber S>inge beabft<^tigt ; id^ aber bin / b. (> ber SRenfd^/ 
beffen Buf^^nb l)ier gefd^ilbert mirb^ ift^ feinem SBefen nad^ fleifd^ 
lid^/ gel;crt nod^ ber Unorbnung wi, ift unter ber ®unbe )>erfauft/ 
@fla\) ber @unbe» iDai)er ber SBiberftreit jmifc^en i()m unb bem 
geiftigen @efe^e voah it>n ju einer i(;m fremb geworbenen ()b()ern 
£)rbnung antreibt ^ in bie er aber nod^ nid^ fid^ %\x finben )>er« 
mag/ obwof)! er feinem innern SBefeU/ feinem maleren 3d^ nad^/ 
^erfelben anget)ort ; baber bie it;m fdbft unerHdrlid^e B^f iff^nt)eit 
feineft eignen SBefend, llBoö er »oUbringt/ ma6 er atö ®fla\) 
eineö fremben @ebieter( auöful)rt/ bavon n>eiß er nid^t xoah e$ ift 
unb n>te e6 gefd^t^t. ;Ot>ne eignen SBitten / ol;ne freiem äSemußt« 
fet^i 9on)ief;t er blinbtingS bie 95efe()ie bed ^erru/ n>ei§ nid^t 
wad biefer burd^ i()n auSrid^tet/ fut)(t nur ben @egenfa| bedBn>an« 
ged ju fetner urfprung(i(^en %xA\it\t, t)on ber n>enigftend eine 
bunHe 9(l)nung mieber in i()m ern>a(^t ift« S>enn nidl^t n>a§ er 
felbft will )>cUbringt ein fold^er/ fonbem bie frembe ^errfc^aft 
ift fo m&i^tig in il>m/ baß er ooUiiet^t mad er mißbilligt/ xooA 
if)m iumiber/ ja t)er()aßt ift -. S)ie§ (dßt eine bo)))>eIte 3(uf« 
faffung ju« (£ntmeber »erftel;t ber 9()>ofte( ()ier unter bem SSot« 
(en bie urfprunglid^ freie energtfdgye 9lid^tung be^ @eifted/ bie 
feiner 9latur nad^ auf t^h @ute ge()t/ bie aber in bem befdl^rie« 
benen Buftanbc nod^ gebunben ift/ unb barum ftatt 2:f)dtigfeit 
iu ubeu/ it)r SBorl^anbenfeyn nur burd^ hdh S)2ißbet)agen unb ben 



172 Aap, VIL 14-^25. 

gtttefpalt im @emur()e funb tt)un fann« !Dann xoiu bct @tnn : 
!Dad Sf^un eined fold^eu SRenfc^n \ttfyt im 9Siberfptu<i^ mit ber 
urfprunglt(^ unb n>a(;ren Senbenj feined SBefend« £)bet a6er 
^aulu^ t>erftet^t ()ter unter SBo((en bad unbeftimmte/» (raftlofe 
SBunfd^en ober iDlogen^ n>a§ ni^t jur Sf^at n>erben fann/ ki>et( 
ed get)emmt n)trb bur(^'entgegenn>irfenbe Gräfte ^ tpeil bie cner« 
gtf(^e Stid^tung M ©etfted, ber eigentäd^e SBille/ i()m fef)(t «). 
S)ann (;ei§t eS: (Sin folc^er 9)tenf(^ mb(^te n>ot)( bad SBeffere/ 
er fü()(t bo^ eft i)ei(fam n>äre^ aber bennoi^ bel)a(ten bie SSe^ 
Sterben unb bbfen Dtetgungen bie £^beri)anb / obg(ei(^ er {ie a(d 
unt)etlbringenb fennt/ fte t)a{fen§n)ert{) finbet unb gen>i$ ift bau 
Sfel unb 9{eue i(;re 93eg(eiter fepn n>erbetu — 9)tir fd^int bie 
Ie|tere SCuff ajfung bie richtigere ju fe^n: benn n>enn nic^^adud 
fi(^ in ben S3erfen t)om i8ten bid jum Elften oI)ne 9{u|en wk^ 
bert)okn foU/ fo muffen toit annel^meu/ ba$ er t>om i5ten bid 
i8ten bad eigne @efu()( bed SOIenfd^en/ bad eigne Urtt^eil beffef« 
ben über feinen Buftanb auSfprid^^t/ unb ba^ ^auluö »cm i8ten 
SSerfe an »on bem ^6t)ern ©tanbpunfte au§ bie (SrR&rung bie« 
fe6 Buftanbe§ folgen la^t — 3cl^ loei^ fe(bft nid^t n>a6 iif tf^ue 
unb mie iäf ba)u gelange / fagt ein fold^er SDtenfd^ ju [i6) felbft^ 
menn er über ftd^ nad^benft; n>a^ id^ n>ol;( mbd^te bci^ ful)re id^ 
nid^t au^/ im ®egentl)ei( t()ue i^ voa^ mir felbft jumiber ifk 
3d^ mu^ barum bem ©efe^e einräumen la^ e^ gut ift/ mei( e$ 
iu bem mid^ antreibt/ n>ad id^ a(§ ba6 95effere anjuerfennen mi(^ 
genoti^igt füi)Ie. 9(ber bie fSla^t ber bbfen triebe unb funbli(^ 
Steigungen ift fo gro^ in mir^ ha^ id^ ni(^t anber§ tann atö 



*) e« ift Schob«/ bag rvtr für btefed fc6»t)anfenbe^ frafrfofe 
9QDpfl<n fein eignet 9(Dort tu unferer @pra<be babcn. S>ir @dto- 
laftjfrr roacbtrn tafur bad ^ort velleitas« wacl bie ^ran^ofcn in 
velleiie htibtbalun bühtn. 



Xap. VII. 14 — 25. 173 

tt^nen gel^otd^tu — 92un folgt bie SrHärund ber Urfa(^e btefeS 
guftanbed t)on bem l)0t)cm ©eftc^töpuntte au& 2Bir n>t)Jcn butd^ 
ben Untetrtd^^t bed äCpoftetö/ ba^ ber urfprungUd^ rein unb gut 
au§ ber J^^anb bed (Sd^opferd t^et^orgegangene ©eift M IDtenfd^en 
burd^ ben %aU in bie ^tnn(i(l(^(eit l^erabgefunfen/ ba^ ber geifttge 
iDlenfd^ fleifd^lid^ gen>orben ift IDamtr ift aber in ber Zfyat 
f d^on bie Urfad^e ber boppelten Statur be§ ÜKenfd^en / ber innern/ 
t.einen^ geiftigen unb ber du^eru/ funbt;aften/ ffeifc^Iict^en^ gegeben/ 
unb ^au(u§ brandet nur auf bie du§ere (Srfd^inung jur 93eftd« 
Hgung i;iniun)eifen« ^^ n>ei§ e^ ia, fagt er/ ha^ in bem SDlen* 
fdj^en/ ndmlic^ in feinem %ki\<i)t, b« t)^ in fo fern er ein du^er« 
lid^eS/ ber @unbI;aftigFeit unb bamit bet finnlid^en Sbrperlid^feit 
untern^orfened SBefen ift/ nii^t t>a^ (Butt toofynU !Den grob ma* 
terieKen/ bem Sobe anget)6rigen Sbrper t)at er ja nur n)ei( er 
funbf;aft gemorben ift/ folglid^ fann ja in biefem unb in allem 
n>a6 nidj^t feinem urfprunglid^ reinen @eiftc n)efent(id(^ angel)6rt/ 
nid^t ba^ ©ufe n>o()nen ; biefe6 tool)nt altein in feinem @eifte/ fo 
tDie berfelbe juerft inö S)afet)n gerufen n^orben« S>er guftanb 
M iDIenfd^en / in n^eld^em bie geiftige 9iatur [xd) wkbtt ju ma« 
nifeftiren anfdngt/ jeigt bieö beutlid^/ benn nur fo n>irb fein ^w 
ftanb begreiflid^* @ine 9(nerfennung be$ ®atm, ein äSerlangen 
nad^^ bemfelben ift in ii;m ftd^tbar / aber ed ift ein f raf r(ofed 93er« 
langen* @r modere bad @ute ergreifen/ n^enn ed o\)m Sntfagung 
feiner Sieblingßneigungen unb @ekPol;n(;eiten gefd^el)en fbnnte; 
aber wiber feine bejfere Ueberjeugung, wiber feinen Prafttofen 
SBilten mu^ er ba^ Sntgegengefe^re tl)un; ni(^t fein eigentlid^e» 
3d^ / fonbern l>ie @ünbe , bie il;re aGBoI;nung in xl)m genommen 
l;ar/ ift bie Urfad^e feine§ J^anbe(n§* IDie^ erüldrt bie 9lorm unb 
Siegel/ bad ©efe^ feiner je^igeh gemifd^ren Statur: er mbd^te ba^ 
©Ute/ aber ba^ S&bfe wad ol5 ein mdd^tige§ ©en>i(^t il)m an« 
(^dngt/ ober al6 ein unuberfleig(i<^e6 J^inbernifl if>m im SBege 



174 Aap. VII. 14-25. 

(tcgr , l^tnbert btc 9(uifut>rung« ®ctn innerer 9)lenf<^/ fein n>a^ 
red geiftiged 3^/ ^< ^eube an ber gbuKd^n ;Ort)nung^ af)net 
ba^ in i()r allein @(u(ffeligfett )u finben tft: aber eine fetnbfeUge 
jtraft/ bod @efe| in ben@liebem/ bieSDlad^t ber@unbe/ fdmpft 
ienem t)b^cm @efe^ entgegen unb ift je^r nod^ ftdrfer atö jener 
^Kämpfer auf ber guten ®eire; ed nimmt biefen gefangen unb 
übt über il)n eine um fo f<l^mal)(id^ere unb brucfenbere @en>att« 
|)errf(^aft, a(d ber befangene im SBemu^tfepn lebt feiner fc^mpf« 
liefen @((a))erei* — 3d^ elenber 9)lenfc^/ ruft ber 9Cpofte( aud, 
ber fo (ebenbig fi(^ l)ineingeful)(t i)at in bie Sage be5 Ung(u(f« 
li<^n^ ta^ er fte wie feine eigne empfinbet/ loer n>irb mid^ er« 
Ibfen aud biefer furd^terlid^en @ef angenfd^af t ! aixh bem tbbtlic^en 
ä)erberben^ in bem ber Seib ber ®jinbe (6^ 6.) mi^ d^f^jf^tt 
^{x\ — Unb/ wie unmiUCuf^rßd^/ unterbricht er ft(^ burd^ einen 
Sludruf bed IDanfed gegen @)ott burd^ (£f)riftuS/ ber ja nid^t nur 
il)n felbft fonbem in ber Z\)at au(^ jenen Unglucflid^n fc^cn er« 
rettet l)at aud feinem Slenbe ; unb fd^Iieft nun mit ber allgemein 
nen Folgerung: 9((fo bient ber iDlenfd^ feinem innern SBefen 
nad^ bem ®efe^ ®otte§/ ber i)bd^fiten gbttlidj^en jOrbnung; bem 
9Ieif(^e nad^ aber bem ®efe^ ber ®unbe* 

S>ie S)li(^tigfeit ber mitgetl;eitten SCuffaffung bemeifet fi(^ au(^ 
baburd^/ ba§ ^aulu§/ nac^bem er in beii (e^ten SBorten ben 3u« 
^^iXi^ beffen {ufammengefa^t t;at/ ber bie SBirPungen bed ®efe|ed 
w^ fid^ erfdt)rt/ nun gieid[^ mieber t)on ft(^ felbft unb benen bie 
über bem @efe^e fteben \>on biefem i>bf)ern @tanb))unfte aud rebet. 
9SSire ed feine 9(bfid^t gemefeu/ bad ftufenwetfe $ortf<^reiten beS 
®efaUnen bi6 )u feiner aSoUcnbung f;inaud ju ieid^nen^ fo würbe 
^ fl^i^ftt t)aben/ n>ie nun auf ben S(udbruc^ bed quaa(t)oUen ®e« 
ftti)U beft eignen (K(enbe6 bie ^u(fe beft [Retter^ ft(^ i(;m genat^et 
l^abe/ ber UngfucFüd^e (;ingeful;rt fep ju ben %\x%tn tth Srlbferd 
unb burd^ bie ©eiftedtäufe mit \\)m «erbunben morben unb fic^ 



Aap. VIL 14 -25, 175 

frei sefiti)(t l)aU t>on ben $effe(n bet ©unbe« J^tte ^au(u6 an 
ftd^ fdbft biefe Stufenfolge fi^tlbern wollen^ xok man barau^ fo(« 
gern fönnte/ ba^ er in eigner ^erfon übet, unb jmar in ber 
vergangnen geit fo fange \>on bem @>efe^(ofen bie 9lebe ift^ in 
ber gegenn>drdgen / ba er ben ^arnpf be6 unter bem @)efe^e fte« 
i)enben fd^ilbert/ fo (;dtte er/ ber ft(^ fo gon^ in bem B^Nn^^ 
ber innigften ©emeinfd^aft mit S()riftud fut)(te/ eridt)(en muffen 
n>ie er in biefen burd) einen großen ©d^rirt gelangt fe9* Studio 
rebet er \)on ft(^ felbft im 2ttn ä3erfe bei 8ren ^apitetö ati t>on 
einem ber je^t ftd^ im guftanbe ber ^reit^eit \>on ber ®imbe be« 
finbe , fann alfo unmbg(i<^ unmittelbar vort)er fld^ felbft aU einen 
je^t niod^ unter bem @efc^ befinblid^en i)aben barftellen wollen/ 
ta er in beiben t)on il^m fo ftreng gefonberten guftdnben nid^t ju 
gleid^er gcit fid^ befinben fonnte* 9{m aUem>enigften (onnte ef 
ben ®ang bei eignen Sebeni, n>ad er aß ber SDlenfd^ f^auluft 
gefut^rt/ fd^itbern moUeu/ benn von biefem (onnte er nid^t fageu/ 
ba^ er einft ol)ne ®efe^ lebte / ba er anber6n)o von fi(^ felbft fagt 
ba^ er von jubifd^en (Siutn, alfo unter bem @efe| (9(pgfd^* 22/3.) 
geboren fep unb er immer fic^ beffiffen ftabe ein gutei @en>iffen 
ju l^aben vor ®ott («pgfd^* 23/ 1 ; 24/ 16)/ alfo bem ©efeft gemdg 
}u (eben* 

®eine Sfbfid^t a(fo noar ju jeigen / bag bai @efe$ gut unb 
l)eiiig fe^/ ba$ e6 aber ben iDlenfd^en nur bid ju einem gen>iffen 
fünfte (u fut)ren vermöge unb nid^t weiter. @r brid^t barum 
mit 9le<^t ba ab/ wo er biefe i5en>eiSfui;rung voUenbet l^^at« 
99$dt)renb berfelben aber rebet er in eijgner ^erfou/ um feiner 
9lebe mef)r Sraft unb Sebenbigfeit )u gebem 

Unb bennod^ fd^ilbert er iugleid^/ obgleid^ ei nid^t feine ^aupt« 
abfid^t war / bie @efd^idf)te feinei eignen geiftigen Sebeni unb bie 
eineft jeben ÜÄenfd^engeiftei / in gto^en J&auptjügen: aber nic^t bit 
@efd!^id^te einei einzelnen menfi^lic^en Sebenitaufei» dt bqeid^net 



«76 Aap. VII. 14 — 25. 

brct ^ati)>t)uftdnbe: hm ber @efr|(oft0Fett ober bet ^dnbfd^aft 
gegen ©Ott unb bah @uee; hm M @efe^itoanged ^ unb enbltd^ 
beti btt ^Befreiung t)on ®efe| unb @unbe« 3^^ gefallene @etft 
tann ntd^t anberö M butd^ btefe t)erf(|^iebenen guftänbe 9efu()re 
werben/ unb Mfy finben fte fid^ nii^t in jebem einjelnen 9)lenf(^en« 
(eben« S)enn ganj unleugbar giebt ed äRenfd^en/ bie auf ber 
®tufe ber ®efe|Ii>figfeit in btefe^ Seben eintreten unb aud^ bei 
if)rem SCbfd^iebe aud bemfelben nod^ nid^t fid^tbarltd^ ju ber bed 
^(famen 3n>i^P<^(tcö niit fld^ fe(bft unb ber innern 3(nerfennung 
be6 @efe|e6 gelangt ftnb ; auf ber entgegengefe^ten @eite aber aud^ 
@o((l^e/ bie von i()rer erften @ntn)idP(ung an, ungead^tet einer ge« 
n>iffen äJeimifd^ung von @unb{)aftigFeit \)on ber deiner fo (ange 
er SDlenfc^ ift ganj frei fe^n tann, bod^ eine fo entfd^iebene J^in« 
neigung jum @uten jeigen/ ba§ fte in. feinem SQbment i\)t^ ber« 
tnaligen menf(^Iid[Kn Sebeng ^einbe @otte^ genannt n)erben fon« 
neu/ fonbern im @egent()ei( fd^on t)om 3(nfange bejfetben an b^n 
JBoriuglic^ern/ ben ^reunben ©otted muffen iugeiäl;(t merben/ u. 
f. xo^ S>a ed nun g(ei<l^ gen>i^ ift^ ba^ noeber ein auf ber unter« 
ften ®tufe be§ innern 2Bertt)e^ ®te()enber in biefem 3uft<^nbe ))on 
©Ott fe(bft Fann juerft in§ SDafepn gerufen fepu/ n>ei( e^ unmog- 
(id^ ift/ bai ©Ott etn>ad 936fed/ baß er {id^ fetbft $*einbe er« 
i^a^t, unb ^aulu6 und be(ei;rt \fat, baß jeber burd^ eigne fru()ere 
®df^u(b bofe fe^ ; unb auf ber anbern @eite Feiner ju ber f)bt)vcn 
@tufe bed innern SBertl)e§ mit bem er fein je^iged menfd^tic^ 
geben beginnt anberd Fann gelangt fepn atö bur(^ bie ertofenbe 
gottlicl^e Sraf t / n>ci( ndmlid^ Wk a^gemid^en fmb / unb nur @in 
Crlofer ba ift für Wlc, fo folgt: ba^ 9(Ue bie fd^on ))on i()rer 
©eburt an auf einer I;6t;ern ®tufe bed innern SBertI)ed fid^ befin« 
ben / in einer frut)ern ^eriobe i()re$ SDafepnd burd^ bie ertofenbe 
;Sraft ju berfelben muffen gefu()rt fe^n; fe^ cd baß fte biefe 



Aap. VlI. 14-25. 177 

ä}orbcreitun9 in einet üormenfd^lid^en Sjriftcnj erfa(;ten i^aben^ 
o&cr in einem frul;ern ©afe^n alS 9)?enfc^en auf ber Srbe*)» 

©er ©taube an eine 9QBieberfef)r in ba§ menf(^li(^e ©afepn 
n>irb befanntlid^ nid^t nur unter mUn 93o(Fern be^ %iuttl)nm^, 
fenbern aud^ namentlid) unter bm 3uben angetroffen / unb felbft 
in ber ^ibel finben fid^ mand^e <^tdUn bie barauf ()inbeuten« @d 
j. S* n)urbe eö aH^emein erwartet, ba^ StiaS wicber a(§ SDknfdl^ 
auftreten muffe e()e ber SDteffiag fomme. @o fe^t aui) bie ^>on 
vielen au^efprod^ene 99Uinunc) , S(;riftuS fet) eben (£(iaS , ober ber 
)jon J^erobeö getobtete 3o()anne§ , ober einer ber alten ^rop(}eten, 
ben weit ijerbreiteten ©lauben an eine SRurffefjr ber aSerftorbenen 
tn§ Ccben vorauf, weif e^ fonft unbegreif lid^ wäre , wie bie SDien« 
fd^en eine foI(^e Söteinung \)on e(;ri|'tu6 l)attQn au6fpred)en fbnnen» 
©;riftuö felbft W;rt aUerbincjö nirgenbö auöbrucflid^ eine foIdE>e 
Slurffe^r ; benn feine SGBorte »id^ fage eud^ Sliaö ift fd^on ij'^f'^ni* 
men^' (äffen aUerbingd bie ©eutung ju, ba^ ^ol)Cinm^ bem (£(ia$ 
öI)nUd^ gewefen fei) unb auf gleidS^e aOBeife al§ jener gewirft ()abe* 
2lber fie fonnen offenbar aud^ wortlicf^ fo t)erftanben werben, baß 
ber ©eift beö düa^ in ber ^erfon be^ 3ol)anne§ wirHidE) wieber 
inö menfc^lidf^e ©afepn getreten fet)» SCuf jeben ^alt aber ift e6 
Rar, ba^ g()riftu§ biefe iOteimmg ber JRudfPeljr in6 menfd^lic^e 
geben nid^t für einen fd^dblid^en 3trt(;um gel^atten tjabe, fonft 
würbe er bei ber angeführten ©e(egen()eit nid^t unterlaffen traben 
ftd^ nad^brudfüd^ gegen biefelbe ju erfloren* 

(£§ gilt ubrigenö t>on biefem ©egenftanbe ganj baffeJbe voai 
t>ori;tn von ber Sef^re ber ^rae^ iftenj gefagt ift , mit weldi^er er in 
ber genaueften SSerbinbung ftel)t Sine beftimmte 9(nfidf)t baruber 
ift burd^au^ ni(^t not()wenbig jur Stufpaffung be§ S()riftentl;um$ 



*) Man üergf. btrmit \Hi oben 6. 106 f. ©efögt«. 

13 



178 Aap. VII. 14—25. 

in fdner inncrn Siefe unb feinmimnernBufamtnciif^ange; )>te(nict;r 
tft bad eben ein l^crrlid^ unb nic^t genug ju ^reifenber SSorjug 
bed Sl)ri|>enrl)umd / bai e6 erfaßt unb auf6 Sräftigfte benu^t wer« 
ben tmn, unab()ingig t>on ©pefulationen bie nid^t jebem ju^ 
gän0li(^ finb. Unb eben banim bleibt e§ ganj bem @efu(;( unb 
betn Ütadj^benfen jebed (Sinjelnen anl)eim gegeben / ben @egenftanb 
entmeber ganj bal;in geftellt fepn ju (äffen/ ober ftd^ für eine 
ber beiben gegebenen S(nft(l^ten ju entfd^iben« ^a6 aber mad wir 
au6 bem SBortrage bed 9())ofte(§ »on ben noefentUd^ ))erf(l^iebenen 
geiftigen 3uftänben M Wlm\ä)m f ))erbunben mit ben (Ergebntjten 
ber (£rfal;rung/ gefolgert t;aben: \i^% nämlicl^ bic SOtenfd^en fc^on 
von i()rer @eburt an auf beftimmten (Stufen ber innern 9leint)eit 
fte(;en/ tft von ber größten SBid^tigfeit für 3eben bem bie @r(an^ 
gung einer n>urbigen unb genugenben SQSeftanftd^t oxa ^erjen liegt« 
Sd n>irft große5 Sid^t auf mand^eS frut^er ©efagte, unb wirb 
ebenfo un6 in ber %ü%t fef)r ju ftatten fommen*)» Snbem eö 
uns auf einen toid^tigen @runb ber äSerf(i^iebent;eit ber menfc^ 
(id^en £i)ara€tere t)inn>eifet/ mad^r eS jugleid^ und auf ben @runb 
ber verfd^iebenartigen 93erf)dItnitJe unb i^agen aufmerffam worin 
bie 9}}cnfd^en von ber gotttid^en 93orfe()ung )u Xitm Sinen Sn^eif e 
ber (Sriofung gefegt werben* £)enn ungeadf^tet eS ber menfd^lidE^en 
ä3ernunft immer unmogKd^ bleiben mu^ ju begreifen , warum 
!Diefer meiter geforbert unb fd^einbar begunftigt ift^ ber 3(nbere 
jurucfgeblieben unb fd^einbar iurudPgefe^t; fo Connen wir bodS^ ein« 
fe(;en — unb bie§ um fo mel^r, jerid^tigere unb wuvbigere S3or= 
fteKungen n>ir l;aben von bem SBefen ber menfc^lic^en $reil)eit/ 
bie aud^ auf bem SBege unferer Sriofung unverk^t bleibt *— ba§ 
fo verfd^iebene geiftige 2Befen nid^t anberS a(S in verfd^iebenen 
Beitverf^äUnijfen unb äußern Sagen ot;ne Bn>ang ju i()rem wal;ren 



*) ©efonber^ in t>er erHÄrutig »on 9/ i — 18. 



Äop VII. 14 — 25. 179 

Jg)ct( Fbnncn l^ingcfut^rt toerteti/ fo ba^ hk un)>art()eiif(^e üitebe bcr 
föotrf)eie^ ungead^tct aUcr äußern 93erf(l^icl)cn()ete ^ für jeben ttc^ 
fe(be bleibt £)biPol)l namlid) ^au(u§ nur brei J^au))t}uftdnbe 
bed SOlenfd^n be^eid^ner / fc ift e^ etne§ £(>ei(§ bod) fe(;r benfbar/ 
baß biefe n>ieber^ ))ieHeid^r fetbft aud ganj anbern und unbefann« 
tcn Urfad^en / il)vc nKfenriid^en Unterabti)ei(uniien t)aben v anbern 
2l;etfö burfcn wir bad fru()er SBemcrFte nic^t »erfleffen , ba^ ndm* 
lid^ biefe ^uftdnbe/ obn>i>i)( ieber 9}?enf(l^ (u einer Bett fic^ n>efene« 
Itd[^ nur in einem berfelben beßnber/ bod^ nidj^t fo fic^tbar unb 
f^rof oefd^ieben finb/ ta^ bei bem Ueberitange in einen I)oI;ern 
atte ®puren bed frut)ern ^oqUü) verfc^wdnben. @d ift benFbar^ 
t>a^ bie 2BirFun(|en ber erlofenben ^raft aud^ auf iDlenfc^en beffef« 
ben J^aupfjuftanbed (fcp e§ baß fte )>on i()rer @eburt an fic^ 
barin befinben^ ober n>dt)renb ii^reS menfd^lid^^en gebend in benfet> 
ben übergingen) fo t)erfd^ieben finb^ bajß ber (Sine mti)t, ber SCn« 
bere weniger bed $((ten in ben neuen B^f^^^nb mit t)inuber nimmt* 
^aulud felbft leitet ju biefer Semerfung inbem er in ben f))dtern 
ivojMteln biefeö SBriefed bie ©tarfen im ©tauben auffcrbert> bt« 
nod^ ®dt^n>ad^cn im ©(auben, n)cld>e auf SBeobad^tung gewif« 
fer gefe|tii"ber 25orfd^riften nod^ großen SOBertf; legten, bie a(fo 
in einem gewiflfen ©inne nod> unter bem ©efe^ waren , bie er 
aber bennocb ate n>af)re SBrüber betrad^tet / mit ©d^onung unb 
Siebe ju bel;anbefm Unb fetbft ba^ bie ©tarfen fold^er Srmal;- 
nung nod^ beburf en jeigt beutlid^ , t>a^ än^ fic felbft nod) nid^t 
alle bm (>o(|^ften ©rab ber Siebe unb wal^ren geiftigen S*f«t^«t 
erlangt traben , aud ber ha^ richtige ÜOerf^alten gegen ©(^n)dd()ere 
von felbft f?er\)orget)en müßte* 

SBir biirfen nid^t untertaffen aud^ aß eine ^olge bed ©efagten 
bemerFlic^ ju ma^en, ha^ mt nid^t erwarten fonnen, von jund 
felbft bed 3<^it))unFted und bewußt ju fe^n unb benfeiben nad;wei« 
fen JU fonnen / in weld^em wir in ben Ijohern Suftanb übcr^ 



17S Aap. VII. 14 — 25. 

in feiner Innern Stefe unb feinem innernBufammenl)ange; »ie(mcl;r 
ift ^a^ eben ein l)err(i(^et unb ni(^r genug ju (»eifenber S)orjug 
be^ €t)riftenH)umd / bai ed erfaßt unb auf§ Srdftigfire benu^t n>er« 
den Fanu/ unabl)dndig t>on ®))efu(ationen bte nid^t jebem ju^* 
gänglid^ finb* Unb eben barum bleibt e^ ganj bem @efut)( unb 
bem 92a(l^benFen jebe5 (Sinielnen ani)6m gegeben/ ben ©egenftanb 
entn>eber ganj bal)tn geftellt fe^n ju (äffen/ ober fid^ für eine 
ber beiben gegebenen $(nft(l^ten {u entfd^iben« IDad aber xoa^ n>ir 
au6 bem Siorrrage M ^poftetö üon ben noefentttd^ üerfd^iebenen 
geifitgen S^R^nben be$ 9)tenf(l^en / verbunben mit ben ^rgebniffen 
ber 6rfai;rung/ gefolgert l)aben: ta^ nämlid^ bie iDtenfc^n fd^n 
von ihrer @eburt an auf beftimmten @tufen ber innern äleinl^eit 
[teilen/ tft von ber größten Sßid^rigfeit für 3<ben bem bie Srlan^ 
gung einer n>urbigen unb genugenben 2Be(tanftd^t am ^erjen (iegt* 
@ö n>irfr groM Sid^t auf mand^e^ frul^er @efagte/ unb mirb 
ebenfo und in ber $oIge fe()r ju ftatten (ommen^)* ^wbmt ed 
und auf einen wid^tigen @runb ber 93erfd^iebent)eit ber menfd^ 
lidE^en Sl^araetcre t)inn>eifet/ mac^t ed jugleid^ und auf ben @>runb 
ber \)erf(^iebenartigen ä3er()d(tnitTe unb i^agen aufmerffam n>orin 
bie 9}?cnfc^en von ber gottlid^en ä3orfef)ung ju bem @inen Qtocdlc 
ber Sriofung gefegt merbem !Denn ungead^tet ed ber menfd^lid^n 
ä3ernunft immer unmoglid^ bleiben mu^ ju begreifen, marum 
tiefer meiter gefbrbert unb fd^einbar begunftigt ift/ ber SCnbere 
jurücfgeblieben unb fd^einbar jurudPgefe^t/ fo Fonnen mir bod|^ ein« 
fel;en — unb bied um fo mel^r, je rid^tigere unb müvbigere SBor« 
fteKungen mir I;aben von bem 2Befen ber menfc^lic^en S*reit;eir/ 
bie aud^ auf bem SBege unferer Sriofung unverle^t bleibt — ba^ 
fo verfd)iebene geifttge flBefen nid^t anberd ald in verfd^iebenen 
j3eitvert)dlrnijfen unb äußern Sagen o(;ne Bn>ang ju it)rem mai;ren 



*) ©efonbertf in ber (grflÄrung »on 9/ i — i s. 



Äop VII. 14 — 25, 179 

^l Fbnncn t)tngefut^rr werben/ fo ba^ bk un)>art()etifd^e Siebe bcr 
C3otr(;eit/ ungead^tct alter äußern 93erfd^ieben()eit ^ für jeben bic^ 
felbe bleibt £)bn:»o(;( ndmßd^ ^au(u§ nur brei Jg^auptjuftdnbc 
bed SDlenfd^ be^eici^ner / fo ift ed eine§ i£i>ei(§ bod) fei)r benf bar/ 
ba^ biefc n>ieber / )7iellei<^t felbft au^ ganj anbern und unbefann« 
ten Urfad^en / t(;re n>efentli(l^en Unterabti;ei(uniieu traben v anbern 
2{;eite burfcn wir t>a^ frutjer Sßemcrf te nic^t verhelfen / baf ndin« 
Ud) biefe guftdnbe, cbxt>ol)l jeber aKenfd^ ju einer Seit fic^ wefent« 
(tif> nur in einem berfclben befinbet/ bod^ nid^t fo fic^tbar unb 
fd^rof ((efc^ieben finb/ ba^ bei betn Uebert^ange in einen t;t{;ern 
aUe ©puren be§ fruf;ern fogfeid^ t)erf(^n>dnben* d^ ift benfbar^ 
ball bie SBirfungen ber er(öfenben Sraft aud^ auf iDlenfc^en beffeU 
ben J^aupr^uftanbed (fei; ed ba$ fte ^en if)rer @eburt an fic^ 
barin beftnben^ ober n>dt)renb ii^red menfd^Iid^^en gebend in benfet* 
ben übergingen) fo ))erf (Rieben finb/ bajß ber Sine m^i)t, ber S(n« 
bere weniger bed Sitten in ben neuen B^ftanb mit t^inuber nimmt* 
^aulud felbft (eitet ju biefer SSemerfung inbem er in ben fpdtem 
SapiteJn biefeö Sriefeö bie ©tarPen im ®Jauben aufforbert> bic 
nod^ ©c^wa(^en im @(auben/ we{({)c auf ^obad^tung gewif« 
fer gefefcliiVr SSorfc^riften no^ großen SBBertf; legten/ bie atfo 
in einem gewiffen ©inne ttoä) unter bem ©efe^ waren , bie er 
aber bennod^ ate wafjre ©ruber betrad^tet / mit ©d^onung unb 
Siebe ju bel;anbe{n* Unb fetbft ba^ bie ©tarfen fold^er Srmal>- 
nung noc^ bebürfen jeigt beuttid^ / ha^ äud^ fie fetbft nod) ni(^t 
aUe bm l;bd^ften ®rab ber Siebe unb waC;ren geiftigen Sreit>eit 
erfangr ^aUn, aud ber ba^ richtige 23er()alten gegen ©d^wdd^e 
t)on felbft ()er\)orge()en müßte* 

SEBir bürfen nit^t untertaffen aud) atö eine $o(ge bed ©efagten 
bemerF(id(^ ju mad^^en, baß wir ni(^t erwarten fonnen, von oind 
felbft bed B^itpunfted und bewußt ju fepn unb benfelben nad^wei« 
fen iu fbnneu/ in weld^em wir in ben (;bl;ern guftanb über« 



180 Aap. VIL 14 — 2.5. 

gedan^eit fcnb / toenn mt tvittüäf und barin beftnben ; nod^ \>ie( 
toeniger aber und anmaßen türfen SCnbere in biefct J^inftd^t bc« 
uttl)riUn ju wollen* SRIe burfen wir und ))ermeflfen SCnberc ju 
rtd^^ten , nie und bered^tigt (galten Stnbern unfere SBelel^rung , unfer 
guted 93eif))ie( ^ unfere Siebe in jeber «^inftd^t^ ju enr$ie!)en unfer 
bcm S3om>anbe [ic fe^en nod^ nid^t fäf)i9 bajfelbe ju i()rem Stufen 
anjuwenben , benn nie t^ermcgen wir ju beurtl)ei(en wie weit ein 
SCnberer/ un,qead^tet feined fd^einbaren B^^^üdPbleibend ^ in bcr2:f)at 
fdj^cn vorgerücft ift; unenblid^ verfd[>ieben unb oft viel ju t)erbe<ft 
für unfere Seobad^tung finb bie inneru/ ®ott allein befannten^ 
guftdnbe b^ menfc^Iid^en @emütl)d/ unb bie 93orbcreitunc) Fann 
fo im SBerborgnen ()efd^e(;en fepn^ ha^ t\a^ xtya^ und in bem 
geben eined ü)tenfd[>en ein SRiefenfc^ritt, eine plb|lid)e Umwanb» 
lung ju fepn fd^eint/ in ben 9(ugen bt^ wal)rl)aft ((eiftigen 93e« 
obad^terd nid^td weiter ift ald ftufenweife, allmdl^lige ©ntwicfe* 
lung« konnten wir mit wal;rem @eiftedbli(f bad @emütb bc^ 
9)tenfd^en burd^fc^auen , wie oft würben wir erftaunen unb er* 
r6tJ)en über bie a3erfel)rtf)eit unferd ))on ber äußern Srfdj^einung 
irregeleiteten Urt()eild! — Unferd eignen S"f^anbed aber fonnen 
wir um fo gewiffer fepn, je mel)r wir füfjlen, ba^ bie fitebe ju 
©Ott unb iu unfern Srübern tebenbig in und geworben ift ; unb 
wenn wir bann aud^ juweilen nod^ bie fd^merjlidj^e (£rfal)rung 
mad^U/ ba^ nid^t alle ©puren bti alten S^f^anbed in und oer^* 
wifd^t finb/ fo bleibt und bennod^ ber triebe im Innern mit 
ber @ewißf)eit/ baß auc^ jene allmdf^Iig fd^winben werben / unb 
bai an ber S^anb unferd @rretrerd und Fein wa()red Uebel mef;r 
treffen Pann* 



Äaj). VIU. i — 11, 181 



^ (^ t e 6 Ä a P i t e L 

1 — 11« 00 ifi nun (eine SBerbammung für bie metcde in ^e^ 

2 futf Q^()riüu« ftnb.*) iDenn iai @tUt} M &tim ici io 
imi in ^efnd @(^ri|lu0 f^at mied frei o(niac()t von htm 

3 eefe^* ^er @itnbe uni Ui Xobed. S)enn — voai bem ®efe9 
unmögUcI^ joat/ meil ed entf räftet wart) \>üx(b tad ^(eifct» ~ 
@ott vernid^tete/ inbem er feinen @oOn in ter ©eftalt bc< 
fünbisen "SUiiib^i unb nm ber @ünbe wiUen fanbte/ bic 

4 @ttnbe im gfUifct^; bamit bai) ^lect^t bed @tU^ti in un0 
erfttdet mürbe / bie mit nicdt nact» bem SUifc^ n)anbe(n/ 

5 fonbern nac6 bem ®eiü. S>enn meiere nac6 bem S(eifc6 
iinb/ bie üreben nacf» $(eifc^(i($em/ bie aber M<b bem 

6 ®tiile/ nac6 ®eifli9enn iDaK Streben aber be0 ^leifc^e« 
iü !lob/ bad@treben beä ®eiM l^ingegen £eben unb triebe« 

7 S>a$ etreben nSmlic^ beiT ^leifcbed ifl ^cinbfcbaft miber 
®0tt: bcnn ti unterwirft i\(b nic6t bem göttlichen ®efe$/ 

8 unb Dermas ed an(b nietet : 2)ie a(fo bem ^(eifct^e ange^ 

9 ftfittn, fönnen ®ott nicbt gefaUetu 3&r aber gebort nic^t 
bem SUifct) an, fonbern bem (Seiile/ menn anberd ber ®eifl 
@otted in ett(A tDobnt« SBer aber ben ®ei|i Sbrifti nic^t 

10 ^at/ ber iit nid^t fein. Sil aber ^bnilnt) in euc6/ fo iü 
Ut Seib iwar tobt/ ber 6iinbe micn, ber ®eitl aber ift 

11 geben wegen ber ®erecbtisfeit. ®enn nun ber &(i\i bef* 
fen^ ber ^tim oon ben Xoben anferwecfte/ in tucb wobnt/ 
fo wirb er ber (Sbtiilui) auferwecfte oon ben lobten auc^ 



*) S)(r ^m^iniidit Xttt bat noA tett/ in liefen ^anbrcbrtften 
UiUnhtn/ unb tvenig^ntf ni4t mcfentlicben Sufab >»bie nicbt nac^ 
Drm S(etf4c manbeln/ fonbern nacb bem ®<ii}e.^ 



1S2 Aap. Vllf. 1— IK 

eure flerbUcticn Seiber Ubenbtg mac(^cn burc^ feinen in tn<b 
'n70t)ncnten ®(i\h 

^aulud itef)t nun , nad^bem er ben 8»^* "«b bie aSortreff« 
lic^Feit bed du^em @efe^e$, aber aui) bie @ren)e feiner SBirf» 
famfeit bar|}ed;an I;at/ bie befeligenbe ^clderuns aud bem ä3or« 
l!^erdel;enben: ISemnad^ giebt e$ feine SBerbommun^ für bie/ meld^ 
in €t)riftu§ finb^ n>e(d^e aufS 3nni()fte fid^ mit H)m t>erbunben 
Ijabcn, benn eine boJjcre Äraft att bie be§ ®efe|eö, ein i)bt>ered 
@efe^/ bad be& ®cifte§ bed gebend in Sbnf^^^ ^^t fie befreie 
von bem ®efe§ ber @imbe unb beS 2:obe6* — Mm bem ®e« 
banfengange M %po\Mi red^t ju fcfgen/ muffen mir auf bie 
verfd^iebenen ä^ebeutun^en ad^ten , in xod^tn er bad SBore @ e» 
fe$ flebraud^n a3or()in ()atte er flefagt (7/22), ber SDlenfc^ 
l^abe nad) feinem innern SQBefen $reube am ®efe| @otre6/ 
an ber f^odf^fteu/ geiftigften £)rbnung/ ber er biefem feinem innern 
SBefen nad^^ angef)6rr; ein anbered @«fe$ aber in bem Körper, 
eine entgegenmirfenbe feinbli^e £raf f/ t>a^ ®efe^ ber ®unbe unb 
M £obe6 miberfhrebe jener t)o()ern Orbnung* 3e^t rebet er ( SS. 
2) von einem @efe^ bed @eifted bed Seb^nd in, 3cfud 
(Sl;riftu6/ noaft und befreiet tyit von jenem ®efe^ ber @unbe 



i) natdufi^a fonn man üU S8<rtoimti«tt0öurt6eil/ n»«^ batf ©e* 
fe|^ au0fpri(bt/ nrbmenr unl> tiefe« baben tie ntcbt mebr gn 
fttc<bten/ t<e frei Unb »om ®efe(; ober aU roirlU(6 DoUiogene« 
nrt6ei(/ tln^iüd wa$ über bte (^efaUenen turd) ben SaO felbtt 
defommen iü f (^/ <6) ober aufdeboben burcb tiit 9S)ieberber0eU 
luR0. 3) xuTixpii^« %iiv äfia^Tiav iv i^ aa^xi er fpra4^ 
ba« 2:obe«-/ bad 93erntd)tund^urt(ietl autf ober ba« bdfe $rin« 
Sip felbfl <m SDlenfctien/ aber ba4 (Stfti^ ber €flinbe unb bed 
Zohti. 4) i^fxatco^a tov vöyiov tai siecbt bed ©efe^etf/ ber 
9te(bti$drunb / bfe 66<btle 3orberuit<) beffefben. ii) ^vriTo^ 
Utinu Mer aud^ Uit gut burcb geSorben / tobt/ öberfe^t wer« 
beti. (@. bie SrfUrung.) 



Aap. Vlll. l— II. 183 

unb MSobeS/ unb bamit auü) uon bem äußcrn®efc^ bcm 
wir untetwiMffcn fepn mußten, fo lange wir no(^ unter bem ®e* 
fe$ bet ©ünbe waren* ©iefeö geiftiiic ®efc(3 be§ Sebenö in (H)tU 
ftu^ ift biejenige erlofcnbe Sraft ei;rifti bie ba ju wirPen anfangt, 
n>o bie Sl^irffamfeit be§ äußern @efe^e^ auf()brt S>a§ äußere 
©efe^, übwol;! aud^ ein gbttlid^eö, fonnte feiner 9latur nad^ un« 
tiid^t jur Jrei^eit fiteren; ©rol;ungeh, JBerfprecl^ungen unb äußere 
@rimbe aller Slrt waren ju fd^wad^^ gegen bie Äraft be§ ©efe^ed 
ber ®nnbe/ würben gefd^wäd^t burd^ baffelbe, ^ermoc^ten nid^t 
biefe^ ju ut)erwinben. Sine bbl;ere Sraft alfo mußte ju .^ulfe 
Fommen unb tah bewirfen voa^ t>a^ äußere ©efe^ nid^t fonnte: 
Srtebtung be§ ©efe^eS bcr @ünbe, 9Sernid()tung be^ ^Vinjip^ ber 
®VLnbi in nn^f be6 fieibeS ber ©ünbe* ©amit biefe^ gefd^äl)e, 
unb fo, nad^ uberwältigtem SBiberftanbe, t^a^ geiftige 0)efe^ feine 
»oUe Äraft äußere, unb ber 59ienfd() wieber bem©efe| fcineö in^ 
nern SBefen^ gemäß in bcr gbttfid^cn ;Orbnung leben fonnte, 
mußte ©Ott ben in ber 9(e()nlid[^fe(t, ber ©eftalt be^ funb()aften 
^leifd^eö, unb um ber@unbe willen, um biefe fetbft ju befäm* 
pfm unb JU t>ernid)ten, in bie 2Belt fenben, ber in einem unenb« 
(id^ l;bi;ern @inne ®ein @ol)n genannt wirb al6 ber StuSbrudP 
je wn trgenb ©nern \)or ober nad^ l(;m gebraud^t worben ift! 

JDer JCpoftel fprid^t l;iemit ba^ tiefjte ©e()eimniß ber ertöfen* 
ben Jüiebe au^« Unb wof)l forbert e6 bie unenblid^e SBic^tigfeit 
beS ©egenftanbed, ba^ wir I;ier un6 fragen, wie wir auf bie wur^ 
bigfte SBeife betr erl^abenften aller ©ebanfen un§ anzueignen \)er=» 
mögen» ©enn e§ ift ein unenblid^er Unterfd^ieb jwifd^en bem 
vorwi^igen ^orfd^en mify bem toa^ unferer Söernunft unburd)* 
bringlic^ fet^n muß, unb bem bcmütl^igen SBunfd^e, auf bie un- 
ferm S3ermbgen angemeffenc reinfte unb erf^abenfte 2Beife ben 
tiefen (^inn bejfen in un$ auf iune(;men , waS wir in ber Offen« 
barung auSgefprod^en finben. 



i84 Äa». VIII. 1 — 11. 

SBenn n>ir bxt iDid[)H()e Se()rc bie tok ber SCnbeuhm^ bcd 
S(pof^efö ))erbanFcn/ von bcm cinfhnaUgcn freien unb fe(ti)cn gu^ 
ftanbc , In ml^m bie \)on ®ott inä ©afeon gerufene ©elfter« 
weit [ic^ befanb , bevor i(;r innere^ ©efc§ i\cl)tmmt xoat burd^ ein 
@efe^ in ben ©liebem, unb von bem ^^Ue berfelben burd^ frei* 
willige 3(6n)ei(^un9 von ber allein befeligenben gotrlid^n £)rbnung, 
jufammenfteUen mit ber erl)abenen SBal;rt)eit/ meldj^e/ atö von 
Sl)riftug offenbaret/ 3o()anned un§ mittl^eilr, ba$ ©Ott ein Sid^r 
ift unb feine ^-infterni^ in 3^)"^/ ( iSol). i, 5) fo werben wir 
burc^brungen von bem ©eful)I, ba^ feine ©emeinfd^aft fepn 
fonnte iwifd^en biefem ©ott be6 Sid^tcö, unb ber finfter gewor» 
benen SBelt 3(uf ber anbern ®eite fitl;(en wir aber auä), baß/ 
weil in ben ©efaltenen bennocl^ ein gbttlidj^er %ut\fc lebte/ ber, 
weil er gottlid^ ift, nie erlofrf^en fann* , ber ©ott ber Siebe bie 
nid)t im eienb (äffen fonnte bie feinet ©efc^lcc^tö fmb, unb wir 
Ijaben burdj^ Srfa(;rung bie freubige ©ewi6l)cit, bai Sr fid^ unfrer 
angenommen l;at» Stber ein un6 unburd^bringlidj^eö ©el^eimnifi 
ru!;et auf bem w i e biefer ^Bereinigung be5 fid^ Sntgegengefeftten. 
Sin aSermittelnbeö , 23erbinbenbe^ mugte eintreten äwifd^en bei* 
ben, unb biefe§ S3ermittelnbe fonnte nur ©ott felbft fepn« 3(ber 
nicf^t ©Ott in jener J^eiltgfeit, in jenem Sid^tglanje gebadet, vor 
bem nid^tö Unt)eiligeS, nid;tö finfter geworbene^ befteJ^en fann. 
(1 £im. 6, i6*) ©er ewig eine unb untl)eilbare ©ott trennte 
glei(l)fam ficf^ von fid^fclbft; gleid)fammit3urüef(afl[ungber@tral>» 
(en M verjel^renben Seuer6 feiner Jg^eiligfeit, fid^ felbft entaußernb 
be§ ©lanje^ ben bie ^erfinfterten nid^t ju ertragen vermod^t 
l;atten, lieg er vorI;errfd^en bea @tral;l feiner S8arml;erjigfeit in 
S()ri(lu§ bem SGBelterlofer. 3l;m, bem a5arml;er4igen, JSJeifen unb 
unenblic^ £iebenben übergab ©ort bie gefallene 2Be(t, bomit er 



') ^erjl. obtn @. üi. 



Aap. VlIL 1 — 11, 185 

orbncte ba6 Sl>aotifd^C/ (bfcrc t)a§ ©cbimbenc/ iurucffu(;rte ba^ 
SBcrfcrnc ju ^reif^cit unb ©eligFeit, bamit er fjerrfd^e bi§ alleS 
sBöfe, übcnDunbcn burd^ ßicbe, ju feinen ^wp^n '^^9^/ «nb er 
bann bem SSater übergebe bie ^errfcf^aft unb ©oft fei; aWe§ In 
altem. (iSor, 15, 24— 280 — 3(ber in biefem großen dlge» 
meinen SGBerfe ber Sriofung war no(l[^ ein befonbere^, alle menfd^« 
Itc^e Raffung weit uberftelgenbeS n6t(;ig, worauf ber Stpoftel- 
f)ier unö l^inweifet: g()riftu§ felbft mußte in ber ®eftalt be§ 
funbl;aften gleifd^eö auftreten in ber SBelt ber Srfd^einung. — 
iSonnte nid^t^ fo fragt ftd^ l;ier bie menfd^lid^e/ ncd^ nid^t in ber 
göttlichen 8iebe \)6Hig Krfenfte, SCernunft, fonnte nid^t ber er« 
lofenbe ©Ott mit berfetben 8(rt ber SBirffamPeit, mit ber er vor 
ber ü)lenfd^n>erbung unb nad^ berfelben bie SBelt ju i()rem 
J^eile lenFte, ba6 große SOBerf rjollenben oljne irbifd^e ßrfc^einung 
be§ erlbferft? Sonnte er nidf^t/ wenn bie SGBett \)hl)mx Offen- 
barungen beburfte, Si)lenfd[>en auöruften mit l;ö()erer Sraft unb 
9QBeiö!)eit, um \i)t biefetben ju ert()eilen? — 9GBer ful;lt nic^t 
bie t>erwerfK(^e 9(nmaßung einer fold^en^rage! ben wa()nfinnigen 
IDünfel ber menfd^lid^en 33ernunft^ bie von hcm ©tanbpunPte 
be6 gefallnen^ funbl;aften/ verfinfterten iStcnfd^en au§ bm ^lan 
ber etüigen 5EBei^()eit ju uberfd^auen unb ju beurt(?eilen f«^ ver* 
mißtl — ©aß bem menfd^lidl^en ®efd[)(ed^te ein unnennbarer 
©ewinn ju Si^eil geworben burd^^ bai^ ftd^tbare 9(uftreten Sl^rifti, 
in weld^em bie l)jol)e SBurbe ber menfdjlid^en Dlatur un6 in iljret 
ibealifd^en Jg»errlid^Feit vor 3(ugen ftef;t ; in weld^em wir erfenneu/ 
baß nic^t irbifdl^e ^o()eit^ 2Bei§f;eit unb Wlaä)t bie SBelt ju über« 
winben vermag/ fonbern allein bie ftd^ felbft entäußernbe/ ftd^ 
l;tngebenbe/ ber gottlid^en Orbnung fid^ freiwillig bid jum fd^mäf;« 
li(^ten Sobe unterorbnenbe Siebe; in weld^em ein 93orbitb un4 
geworben ift^ ba^ alle anberen 93orbtlber un§ entbel)rtid(^ mad^f/ 
ein Seigrer/ ber^ in ftd(^ felbft tragenb alle $ülle ber gbttlid|^en 



186 »A9, VIII. 1 — 11. 

fSM,U)^t, un( ntd^t itKi^r fragen . (dßt na^ l)bf)tt<t Unt<r< 
wetfung; bcr bte 2Bcfcnl)cit bcd göttlid^ SBalrend fo fi<^rbat 
un5 barftellt/ ba^ er »on fic^ fetbft fagen fonntC/ n>er mi<(> fie(;r/ 
htt ficl;t bcn äSater — tper ful;(te nid^t btcd aU^, unb bic Srafr 
ber 93ertunbtgung be& Sobcd unb bcr 9(uferftei;un() (£(;rifti? unb 
toer c6 fuf^It/ n^er mit ^etru^ au6rufe: bu bi\t St)rtfhte, bcr 
@ol)n be§ lebenbigcn @ottc^/ unb auf ftc^ felbft ann>enben Fann 
bte 9(ntn)ort bc§ ^errn: fcitg bift bU; benn nic^t $(ctf(^ unb 
' S5(ut/ ntd(^t 3rbtfc^^ I;at bU$ bir offenbaret/ fonbent ber ä3arer 
im J&imme(/ ber fragt aud^^ nidf^t tDeiter nad^ ber 9lot(;toenbig» 
fett ber (£rf((>einun9 (ii)t\\ti, fonbern er weiß burc^ biefetbe jDffen« 
barung auif, ba^ xoa^ nad^ bem ^(ane ber göttlichen SBciel^eit 
ftef(^ie(}t/ auit gefd^el^e auf bie etniig redete unb notl^ipenbiije 
SBeife. 

(Der 93erf affer bed äSriefed an ^rder giebt auf eine menfc^« 
(id^ fd(^6ne unb rul)renbe SBcifC/ bttblid^/ mit SerudPfic^tigung ber 
^atfungdfraft unb 9en>o()nten jQorfteUung^weife berer für bic er 
junad^ft fd^rieb/ einen @runb jener unbegreiflid^en J^rablaffung 
in ben SBortcn an: "S>at)er mußte er in aUem feinen S3rubern 
flleid^ merbeu/ bamit er ein mitleibigcr unb treuer J^of;crpriefter 
bei @ott toütUf um bie @unbcn bed 93oIfö ju t)erfoI)nen* IDcnn^ 
wie er fetbft gelitten I)at unb »erfuc^t worben , Fann er aud^ be« 
nen Ijelfcn, bic »crfud^t werben*'^ (2, 17. i8*) dt, ber in feiner 
^^ifigfcit/ in feinem Sichte toa^ feine JQerfinftrung fennt^ feine 
äSorfteUung i;aben fonntc \)on @unbe unb menfd^fid^er @d^n)ad^ 
I>eit/ mußte fic^ ()erab(affen ju hm 9)Unf(^en fetbft/ gleic^fam um 
äunbc ju net)men von htm SBofen unb ber ®ä)tDad)l)üt , bamit 
er ben @d^n>a4)cn auf()elfen/ ba^ 93ofe t>ertifgen fonne« (E$ ift 
ein 9}i(b/ x^ai barum nidj^t barf über feine redete (Srenic l^in^ 
au$geful;rt werben; aber xotld) ein rul)renbed/ aui^brudtevoUed 
Sitb I -~ Unb <^autu^ in unferer ©telte giebt olö bte SBirf uiig 



Aap. VIII. 1 -11. m 

htt (Srfc^tnung S(;rtfti an: /'@ott »ernid^tete btc ®unbe im 
^(cifd^^' er fprad^ baö 2^obe6« unb S^mid^tung6utr()et( aud 
(KaTsxfire) übet bad SBofe fclbft^ über bie ©unbe bie fid^ bdl 
SDtcnfd^Kn bcntäd^ddt i^atte unb in feinen @Iiebem ivolmte unb 
i>errfd^te^ bie \l)n mit bem Seibe be§ 2:obe§ umgeben t)attt unb 
barin o^fangen (;ie(r« S>urd^ biefed 33ernid^tung6urtt)ei( aber bie 
@unbe tpurbe aufi)ef)o6en ha% 93erni(^tung§urtf^ei( xüai einft htt 
%allf atö naturlid^ $o(<ie ber 9Cbn)eid[^ung \)on ber gotttid^en Orb* 
nun^/ auf bie ©efaltenen gebrad^t i)atUf fo bafi nun feine ä3er« 
bammung mef;r iftfur bie^ noelc^e in Sl^rifi^ud 3^fu§ fmb« SDurcf^ 
biefe gbtttid^e SQBirfung n>urbe DoHenbet n>aS ba^ @efe^ begonnen 
l)atu, mürbe ju (Stanbe gebrad^t mad jeneö/ meit bie @unbe im 
$*(cifcl^ nod^ lebte unb fid) miberfe^te/ nic^t fonnte jur S3oHenbung 
gctangem fDiefed g<^*f<^a(;/ fe^t ^au{u6 I;tnju / bamit bie(}od(^fte 
S'orberung be6 ©efe^ed erfuQt mürbe in un§ ^ bie mir nid^t nad^ 
bem $(eifd^e manbeln f fonbern na^ bem @eift« !Dad ®efe| ift 
ber9(u6bru(F bet @ered^tigf eit ; ba§ t)od^fte gottlid^e @efe^/ \)on 
bem t;ier bie 9lebe ift/ ift a(fo ber SCudbrucf ber l)bd[^ften gbttlid^en 
©ered^tigfeit : ©iefe aber, mie ^aulu^ un6 fd)on im 3ten Äapitel 
belel>rt t)at, jeigt fid^ unö im ©)riftcntl;am ate J&inmegriumung 
ber J^inberniffe bie unfeter ©ludPfetigf eit im SBege ftanben / oii 
9(uf()ebung unb S3ernid>tung be§ SSbfen felbft« ®o a(fo erfldrt 
un§ ()ier ber Sfpoftet, ba^ ju ban Bmecf biefer ä3emid^tung be5 
ä3bfen im 9)tenfd^n bie @rf(^einung (£(;rifti auf (Srben felbft not^^tg 
mar, unb ha^ hwtd) bie fortbauernbe SBirfung berfelben in benen 
bie nad^ bem ©etfte manbeln , bie {)bd^fte ^orberung ber gbttßd^n 
@ere(^tigf eit , ba^ t)ei^t na<^ unf erer S3orfteHung§meife , ber gbtt« 
Iti^n ©nabe, il;re äSDUenbung erreic^. -- tinb menn mir an 
und felbft bie befetigenben folgen biefer SBirffamfeit empfinben 
bun^ ben gottUd^en Rieben ber mieber bergeftettt ift. in unferm 
3imern , menn mir un5 erlbfet fu()(en von htm ISeibe be$ £obc^/ 



188 Stap. VIII. 1 — 11. 

(7/ 2k) t>on htm erlbfet $u werben ipir fo (ange (unb toie oft 
t^ieUrid^t unft felbft unbetüuf r) gefeufjt l;aben / f onnen n>ic bann 
nod^/ ))erdeffenb unferd eignen @tanbpunfte^/ unb ba^ n>tr ntd^tö 
traben atö n>aS n>it au§ @nabe empfangen ^aben / entioeber er- 
xoatUn aud eigner Sraft ba6 ®et)eimni§ burc^bringen ^u moUen/ 
u>arum (Sott auf biefe SS$etfe und erlcf^t t^df/ ober f orbern ^ ba^ 
er au(l(^ baruber und menf(i^(i(^ bete()ren foUe ? 9)ienfd^(id^ be(ef>ren 
über bad n>ad alle menfc^lid^e Raffung nott)n)enbig uberfteigt ? — 
SBir/ bie n>ir nid^t einmal begreifen n>ie ha^ S56fe in und ent« 
(teilen tonnte, toit foHten begreifen n)ie @ott bad SBofe )7erni(l[^tetl 
SBir^ bie n>ir nid^t einmal oerftei^en mie ein giftiger (Stoff in un« 
ferm Körper üerni^tet n>irb burd^ IS^eifenbe ®egenmite(/ foUten 
bie innere Statur M geiftigften J^eilmitteld begreifen ? 

Unb (ag nid^t ein tt)brid^ted @treben/ bie allergeiftigfte gbtt« 
lid^e Zfyat in bad ©ebiet btit menfd^lid^en S3erftanbed I^erabiu« 
(iet^eu/ n)enigftend aud^ mit jum @runbe / n>enn man ben Sef^rfa^ 
auffteHte/ (£(;riftud ()abe 9}lcnfd^ merben muffen um ben S3erfol^ 
tiungdtob ju leiben / unb biefer £ob fe^ not()n)enbig gemefen um 
ben erzürnten &ott ju befdnfrigen^ ober um ber gbttlid^en @ere{^« 
tigfeit 6)enuge ju ti)un/ bie für bie begangenen ®iinben burd^aud 
SBeftrafung forberte/ unb biefe/ ftatt an bem (Sd^utbigeu/ an bem 
fie freimillig uberne(;menben Unfd^ulbigen t^oK^og? ®tatt bie 
i^ol)e ÜBorfteUung bie ^au(ud und giebt ))on ber gbttlid^en @ered^ 
tigfeit fi(^ anzueignen/ ba^ fie fep eine ®e(igCeitdfdi>igmad^ung it^ 
SSlm\^m buti) äSernic^eung ber ®unbe im 9}Ienf(^en felbft n>ur« 
bigte man fte (;erab / tief unter bie @ered[^tigFeit eined eblen 9)len« 
iifytn I (Denn n>ürben n>ir ben einen Sblen nennen / ht^ megen 
erlittenen Unred^td nur befdnf tigt werben tonnte burd^ ä3lut l unb 
burdl^ ä31ut eined Unfi^ulbtgen ? — Unb n>ad f)at felbft ber S3er« 
ftonb gewonnen bur(^ biefe SrPldrung auf Soften M @efMl;ld? 
;%ann bie ®unb()afrig{eit bed iDlenfd^en ))ernt<l^tet werben burc^ 



Aap. VIII. 1 — 11. 189 

bcn Zob etne§ Unfd^ulbigen? ober fann ber fSRtn\äf mit feinet 

@unbl)afti9feit felbft im J^immet feltg fepn? .^ 

Sßit, bie tDir bie ©efammttoirFung ber (Sriofung S^tifH an 
und felbft erfat^ren burd^ ben ^rieben mit @ott ber und ju 2:i)ei( 
gemorben ift^ n>ol(en und innig banFbar erfreuen ber ()oI;en ©abe^ 
of)ne fie ju fd^mäd^n burd^ Verlegung in S3erftanbedbedritfe« SSic 
Fonnen nid^t anberd al^ bad menfd^fid^e ^(uftreten Sf)rifti )>reifen/ 
it)ei( ed und erfd^eint ald ein noti)n>enbii)er Si^eit feined ganjen 
(Sr(6funddn)erf d ; voit Fonnen nidE^t anberd d^ feinen S^ob preifeu/ 
nid^t b(od n>ei( mir ÄnUfym, ba^ er unjertrennlid^ t)erbunben mar 
mit feinem menfd^lid^n Srfd^eineu/ fonbern mei( mir in if)m 
ai)nen ben mic^tigften 9){oment bed großen SBerfed/ in mel(^em 
nad^ ber ge{;eimni§))oUen SDarfteUung ber ®(^rift/ nidl^t nur bie 
gefammte ©eiftermelt^ fonbern aud^ bie ganje 9tatur eine mdd^tige 
SBirfung empfanb — benn aud^ bie Statur bebarf ja unb ()arret 
ber erlbfung (SKom. 6, 19 - 22.) — meldte SOBirfung bie JBerid^t* 
erftatter jener (;ei}ren SBegeben(;eit mit tiefer Sebeutung buxä) 23er< 
finfhrung ber ®onne unb @rbbeben be^eid^nen. SBir moUen feiern 
biefe gro^e Xl)at, fo fte erfajjenb mie fie einzig murbig ift bed 
@otted ber Siebe ^ unb mie fte befeligenb in il^ren folgen ftd^ bar« 
fteHt für oHe ^vorangegangenen mie nad^fo(genben @efd^(ed^ter ber 
9)tenfd^en* 

^au(ud fe^t ben SBorten : @r t)ernid^tete bie ®unbe im 
5'eif(^ , bamit bie ^orberung M ©efe^ed erfüllt tpurbc , fe()r be* 
beutenb l)inäu: "in und, bie mir nid^t nad^ fem §IeifdE> manbcln, 
fonbern nad) bem ©eift./' Jg)ieburd(> jcigt er erftlid^ an, xoa^ leicht 
ft(^ ergif^t, ba^ bie l)b^^k SBirFung ber Sriofung ftd^ an benen 
erft offenbaren fonne, bie ju bem Swf^anbe bt^ ©eiftedfebend ge* 
(angt finb* IDann aber and), ba^ md^renb biefed guftanbed bc^ 
®eifted(ebend biefe SBirfung in und ftd^ fortfe^e unb t)oHenbe; 
morin ber gro^e Sroft für und entl;a(ten ift , ba^ mir bei ernfter 



190 Aap. VIII. 1 — lU 

unt ubmoiedcnber Hinneigung jum &tttü^m n)al}rt)aft in jenem 
©einleben fei)n f onnen ungead^tet ber un9 nod^ anf (ebenben SOMn* 
gel/ ))on benen miir eben in biefem Suftanbe but<^ bie t>6t(ige 
33erni(^tun9 ber ©unbe im ^(eifcf^ erft feilen unb fonnen crlofet 
n>erben« S)enn mtfy altem $rüt)ern bebarf ed n>oS)I faum nod^ 
ber 93emerfun9/ ba^, ungead^ter bie 2BirFun9 @orted burd^ S(;rt« 
fhift ''er vernichtete bie ©unbe im Sleifd^.* afö etn)a§ bereit« ®e* 
fc^el>ene« bargefteltt mirb, wie fie e§, objectiv betrad^tet, n>irPfi(l^ 
ift/ bennod^ in jebem Sin^clnen ficf) bicfe 9BirFun() in ber Beitent« 
noidPfung atö nod^ gefd^el^enb ern>eifct* !Darum bejeid^net ber 
SCpoftel bie beiben guftdnbe/ nid^t bur^ ein \)oUenbete§ ^e^n^ fon« 
bern burc^ bie Stidi^tung/ bad ©treben wa^ ftd^ in if^nen au^ 
fpri(^t (Da§ ©treben beS gleifc^^lidf^en geJ)t auf S-leifd^fic^e§, 
Srbifd^e«, ®unbf)afteS, mit einem SBorte auf bcn Job; e§ ift 
©Ott unb bem ©bttlic^en feinblid[> entgeflengefe^t , e§ unterwirft 
fid^ tAd)t ber göttlichen Orbnung, ber notljwenbigcn SBebingung 
ber ®(ucf feligfeit SCtter, \)crmag nid^t einjugel;en in biefe ©rbnung, 
unb fann barum unmoglid^ fid(> be§ gottlid^en Sßeifalte erfreuen» 
©aS ®treben M ©eiftigen l)ingegen ge()t auf ©eifrige«, ®hn* 
lic^e« , auf toai)x^ lüeben tmb innem ^rieben ; e« beget^rt einju« 
gef)en in bie gottlid^e ;Drbnuhg , in ber allein Seben unb $riebe 
ift« — 9lac^ biefem 9)ta^ftabe nun, will ber Sfpoftel fagen, meffel 
euc^ felbft* S^gt fid^ ber ©eift ©otte« in eudf) wirffam burc^ 
biefe§ ®treben nad) bem ©eiftigen, fo fet;b i(;r geifrig; wo nid^t> 
fo fci;b it)r nod^ uic^t wal)ri)aft \)erbunben mit Sirnftu«, fo fe^b 
it)r nod^ nic^t bie ©einigen geworben« ©epb il)r e§ aber , ift 
(£i;riftu6 in eud^, fo ift jwar euer irbifd^r Seib ber @unbc wegen 
tobt — ^auluft fagt nid^t er wirb fterben , fonbern er ift an unb 
für fid^/ weil er ein ^robuFt ber ©unbe ift, etwa« wefentlic^ 
2:obted — ber ©eift aber ift Seben, foH nidj^t erft jum. Seben fünf« 
tig gelangen, fonbern ift fc^on wefentlidf^ barin burd^ bie in eud^ 



ÄÄP, VIII 1 — 11. 191 

fid^ volienbcnbc ©ered^ttflfeit ®ctM. IDicfer ®cift aber ift eben 
bcrjenii^e/ ber ^c\\x^ ))on bcn lobten aufcrn^ecfr fyat, unb tocnn 
er au<^ in eud^ n)of)nt/ fo Fann feine SSBirFuni) anif in euc^ feine 
anbere fepn afö bie fte in St)rtftu§ n^ar: er n)irb auc^ eure fterb« 
(id^n Seiber Iebenbi() mad^en« — iDlan murbe^ nad^ meinem @e« 
fu^(/ biefe ® teile fet^r .mi{Jt>erftet)en / n>enn man fte auf »ne 
!unfti<)e allgemeine 3(ufcrftei)ung befd>rdnfen n>oUte* 9Cm aUer« 
n>enigften b^nCt ^au(u§ aber an eine 9(uferftel;un9 be$ funb()aften 
^(eifd^ed. !Da^ (|rob iOtaferieUe M Seibe^ l)at er ja für ^ttoah 
bet @unbe S(n()ei)brise§ unb barum n)Cfcnt(id) ZobU% cxtlitt, mad 
eben barum ber £i)ei(naf)me an bem magren Seben ganj unfdl^ig 
ifh ^u<^ UUt)tt er und in: ber jn)eiren ^ä(fre be§ i5ten Svapitetd 
bcd erften SriefeS an bie Sorinri;er au6füf;di(^, bafj nid^t ber grob 
niaterieUe Seib/ ber ind @rab gelegt n^irb^ auferfte()en folt^ fonbern 
ber geiftige j^eib ^ hah S3e{;icu(um bed ©eifted / ohne metd^en biefer 
in Feinem S^ftanbe gebac^t merben Fann* tiefer geiftige Seib 
nun/ ber jum ßeben gelangen foU unb mu^ n)enn ber @eift fi<l^ 
feines freien iDafepnS/ feiner ganjen SBirFfamFeit erfreuen foll/ 
war burd^ bie ©unbe \jerfinfterr, gebunben, frafttoS, elenb, fterb* 
Itd^ geworben/ ober ))ie(met)r er war tobt/ feineg üibm^ , feiner 
SBirFfamFeit \)erluftig geworben. @r wirb aber (ebenbig werben 
burc^ ben in eud!^ wo()nenben @eift ©otted« S)ie SBirfung biefeS 
(ebenbigmad^enben @eifted ift Befreiung be6 ©ebunbeneu/ Sr« 
(eud^tung beö Söerfinfterten , Srwecfung bcd Sobten, unb fce 
gef^iel;t burd^ S«'^'>'^'^d)"«g ^er S*«^lT<^I/ ^V^<^ J&inwegf(f)ajfung 
beffen toa^ bem Si(^te ben S^gang \)crfd^(o^/ burd) (Srtbbtung 
M ßeibeS ber ©irnbe/ ber ®\xntz felbft in bem Sorper. — @o 
wie ber FranFe Seib ni^t baburd^ gefunbet, bafj ber SranFljeitöftoff 
wrfteef t ober auf anbere Zt)ÄU M ÄbrperS geworfen wirb , fon« 
bern baburd^ baf^ jener ))ernid^tet wirb/ fo fott unfer geiftiger Seib 
gefunben burd^ 93ernid(^tung ber Urfad(^e feiner ^ranFl;eit/ ber 



192 Siah VIII. 12 — 17. 

®unt)€ unb il;re§ @rieugnitJc§^ unb fo bet @eift ^anj fid^ feinet 
ctneuetcn , Icbcnbigcn , juflenblicl^ f rdf tigcn ©afe9nö erfreuen. — 
@o wie alfo bie Sßirfung be6 Sobe§ S(;nfti in un^ ftart fin« 
bet/ baS ^rinjip beS Ungottlid^en in und \)erni(l^tet n>irb/ fo äußert 
bet (ebenbid ma^enbe [gbttUd^e @eift in un5 feine ^raft unb 
bewirft unfere waf)re geiftige Stuferftefjung , SSoUenbung» i— 

12- i7. iDarum nun/ 93rüber/ fmb mir niiitbeni S(eifc6e 

13 uerpfii($tet/ H^ mirnac^ bem3(etfc(^e leben mügten. ^eurt 

menn ibr nac6 bem %Mi(bt Übt/ fo miigt ibv ^ixbtnt 

mm i|^r aber invdt ben ®ei)l bie SSetfe be0 SUifc^etf 

i4 tübtet/ fo werbet \f)x leben. S)enii meiere i^om ®eiile ©ot«* 

15 ted fletrieben merbeti/ bie fmb @i>btie ®ottel 3bt aber 
^abt nicbt einen (Seift ber ^necbtfctfaft empfangen; baß if^t 
»ieber euc6 fürcdten foatet/ fonbern ibr babt ben @eiil 
bet ^inbfct)aft empfangen in melct^em mir rufen ^bU, 9^a^ 

16 ter! iDer @eifl felbil bezeuget unferm (SeijlC/ iai mir ^tn« 

17 ber ®ottei) ftnb. !Benn aber iKinber; fo aucb Srben: @rben 
n&mUd ®otted/ nnb 3)!iterben Sbriüi; menn gteicf^ mir 
mit (eiben um mit t)erberrlicbt {U merben« 

Se^t, nad&bem ber 2(pofte( ben iJ)m fo wid^tigen @a^ von 
allen (Seiten beleud^tet unb \i)n gegen jiebe moglid^e (Sinmenbung 



13) 'ngd^E^q tov GwyLaroi; trttf Wötf bte ©önbe burcb ben Wb 
ber @ünbe audfubrt; bie 'IDufund ber 6änbe auf unb burcb 
ben Äörper. — 16) av^yia^Tv^el ifi in ber einfacben löebeu» 
tung |u nebmen. (&^ iü \>on einem 3eagni§ bte 9tebe ba^ unfer 
®etf} empfangt. S)ted iS nicbt ein Seagnig neben anbern 
bie burcb bajfelbe etn^a uxüMt n^örben: ge^en ha^ Seugnig 
bti g6tt(t(ben ®tiilti oerfcbroinben ade anbern iBemeife« — 
17) eine^ fann bier mobl nicht aU IBebingung wenn anber^ 
genommen n^erben/ benn ber Suftanb un bem ber Sfpoftel bier fprtcbt 



Aap. VIII. 12-17. 19J 

gefld^tt \)at, ba^ ber In benguftanb ber ®nabc, brt Stieben« 
Uebergegangene w^mtliH) sef(l()ieben ift t)on bem ©ebtet ber ®unbe 
unb beS @efe|e«, jefet fpric^t et nodj^ einmal benfelben @afe au6 
ol» gotge alleö aSorJjetflegangenen: @o aJfo pnb wit auf feine 
aSBeife bem Stbift^en mef;r t>etppi<l^tet, eJ r;at butd^au« fein 
Stntec^t weitet an und^ mit ftnb \)o((i() enttaffen au§ feinem 
®f(a))enbienft Singefteten in ben fteien S)ienft be6 ®e()otfam9 
unb bet^ittlid^en £)tbnung/ (;a6en n>it nic^t mc\)t ju ad^ten auf. 
bie 35efef)Ie M ejjemaliaen J^etrn* ©enn ein gleic^ieitiflet ©ienfl 

gweiet >i^ettn fann nic^r ftatt ftnben« Snftoebet ii;t get)ott nod^ 

• 

bem alten ^^tttif bem 3rbifd^en/ bet @unbe unb bem ©efe^e 
an, unb \f)t bemeifet bM babutd^ bai H)x ben SBillen biefed 
J^ettn \>oUiie(;e/ ba^ i(;t nad^ bem ^(eifc^e Uf>t, ba^ bie fRid^m 
tung euteö @emut(;$ nod^ auf ba^ 3vbif(^e get^r / unb bann f)ait 
tf)t ben So{)n biefe« IDienfte« ju etn>atten: Zcb, SBetbetbeu/ 
(6, 21 ) ßeiben alter Slrt» Dber \l)x flc()ort bem ®6trii(^en an, 
bie 9tid^eung eure« danjen S93efen§ gef)t auf ba^ ^ot)ere/ unb 
\t)t bemeifet e« baburd^^ baß bie in euc^ n>ieber frei geworbene 
utfptuglid^ 9onlid[)e ^taft ftd^ bem SBillen beö alten J^ettfd^et» 
wibetfe^t/ Ü)n aK ^einb bef;anbelt unb bie in eud^ nod^ übet« 
gebliebenen Slefte feinet SDlad^t butd^ ben 0)eift ubenoinbet / tob« 
tet/ Ktnid^tet: unb bann ift Seben unb gottlid^et ^tiebe bie ^tuc^t 
biefet 9(nfitengung* S>enn bie auf folc^e 2Beife t)on bem @eifte 
0otted getrieben unb belebt fmb/ bie fmb @6t;ne ©otte« / fmb 
nti^t mif)x &m^U bie nid^t n>iffen wad il;t ^err t()ut/ fonbern 



f<blie6t ieben 8n»eifcl au^* ®ir ffnb Wlittthtn/ obnoM »ir mit 
Uibtn tntiifen. Satf tum SDlitDaberrlicbttrerb^n notbtvenbige 
fÜflitUittn barf und nid)t iweifdbaft macben. Q3ergl. i JTor.d/ 5. 
xal ^ap itnef tlal 'Ke^o^^voi deot bcnn obtrcbl etf fo genannte 
(Botter girbt. — Slucb bd $rofanfcribentcn f nbet ficb el^^ep =s 
Kai C4 = fclbft wenn gebraucbt. 

13 



194 Aap, VUI. 12-17. 

@6t)ne bc^ Jg^aufd / Me mit freiem 95ewu^tfevn ben SBiUen if^red 
aSafer^ t^cUjiei^eiv X>iefet in eu<^ tpafrenbe ®eift ift m<^ ein 
®eift ber j^ned^tfd^aft unb be^ 3n>anged ber euc^ t?on IReuem %wcäft 
bereifen fonnte; a ift ber @eift ber Sinbfd^aff^ ber eud|^ ®ott, ben 
H)x etnft ate ftrengen ©ebieter fd^etet / aU liebenben 93arer fen« 
nen unb ful;len lel>rt 3n biefem ®eifte nol^et \i)x eud^ \)oH freu« 
btger Bu^^i^P^^t ^^tn 93arer/ fprec^t breift unb laut ben SSater« 
nom^n au6« (Sd ift ein unmirtelbared / rein geifttge^ B^ud^ip/ ^ 
ift ba^ SBa(ten bed gottti^en @eifte§ in un§/ n)ad unfern &v^f 
unfer n>a()re§ 3^/ öwf eine innig ufcerjeugenbe , jeben anbern SBe* 
n>ei« tJoHig uberflufftg mad^enbe SBeife geroi^ mai)t, t>a^ wir Sinber 
@otM finb. (aSergf» 2. Stot. i, 22*) *) Unb mit biefem ©eifte^jeug* 
m^f mit biefer (ebenbigen^ anfc^auenben ®en>ifil;eit ift aud^ gegeben 
bie ©ewigfjeit ewiger, unwanbefbarer ©eligfeit ©enn M Äinber 
®etteft fmbwir aud^Srben* SBer foUre erben, wenn nid^t bleÄinber? 
•-- SrfuIIt wirb an und ba^ gro^e 2Bort ber 93er{)ei^ung , erfüllt 
bad grof e SBort beffen ber ed nid^t verf^md(;ete unfer SSruber $u 
werben , unb ber ba fprad^ "SBater, id^ wiW, baj^ wo i(^ bin aud^ 
bie bei mir fe^en bie bu mir gegeben f^aft/ ba^ fte meine J^errtid^ 
feit fe()e« bie bu mir gegeben f^oft,« ( 3ol> 17, 24. ) — ©iefer 
tmfrer 2:f)ei(na(^me an feiner Jg^errlid^Feit fiMb wir fd^on je^f gewi^/ 



^) (&i ift ttnmittelNre £)fFftt%arttng be^ gottCicben ®d#e^ in 
»nfer^ 9<ifte unb an lutfcrn ®ei(l n^eMe tm^ bie 9»QSe ^ewifi« 
beit Qicbt t^on bem fefigen ^ctbältntflFe in toefcbed n)tr niebec ju 
®0tt (tftretrn ffnb, S^ie fo erlongte innere «rtfcbiiuficbe U(brr$cu» 
guitg }9on Hefa wie t)on febfr onbern götclt<ben SODa()rbHt iü $u« 
^fcid) unmiderrprecbUcber Otmei^/ bag tvir fdbon »abrenb unfern 
£r6end in ber ^eir ber Srfcbeinung tin fttUn fübren in brr SS^elt 
ber ®ti9ttf benn fene Htt ber tleberteugung m^re pbne biefetf nicbt 
mdgUA; unb barum mocbt biefetf gftttHcbe Seugnifi ieben anbern 
SBewei^/ iebe ^rrflanbetfbemonSration^ bie uni aU ^orbereitting |um 
^bittn bienen nnb %)ertb H^tn fann/ bann fiberffAfüg / tt)enn wir 
f^bid geworben finb Hi Seugnig be^ gdttli^en ®eiftetf felbft in nn^ 
}u oernebmen. 



Aap. Vlll. 18 — 23» 196 

ob^Uiä) xoxx nod^ Selben unb ©rangfole mand>er Art ju erbutbe« 
l)aUn, bie toir ja fennen a(6 un9 nod^ nott^wenbige äSorbereitungdt' 
fhifen JU jener SSoltenbung* (5, 3 — 5*> 

18^23. iDenn ic^ bin gcmig/ ia$ bie geiDeu biefit 3!<^it 
nicdt toett^ ftnb genannt ju merben/ uergUdi^eu mit ber 

i9 $err(ic^feit bie an nnS foH offenbaret n)erben. ^enn ba0 
f<f)nfttcöt6öoDe i^arren ber ©cftßpfnnfl wartet auf bie^ffen* 

20 barung Ut 6Ö^ne ®otte$. S)enn ber Stic^tigfeit ifl bie 
SASpfung unterworfen worben/ nicbt freiwi((ig< fonbern 
bnrd^ ben ber iie unterworfen Ht auf $of nung. ®enn 

21 and> fu/ ixt Schöpfung/ wirb frei werben i^on ber ^nec^t" 
fct^aft M SS^rberbend unb tu ber (^errlic^en ^reibeit ber 

22 £inber @ottei^ gelangen. S)enn wir wiifcu/ iai lit gan}e 

23 @c()Spfung mitfeufset unb 2Be()en empünbet bii je^t. Unb 
nicbt aUein fte/ fonbern auc^ bie welcbe 1>h (SriKinge be$ 
®eiile$ empfangen Hi^ti, unb wir fel6il feufjen im ^n^ 
neru/ erwartenb bie ^inbfcgaft/ bie @rlöfung unferK Seibetf« 

aOBir I)abcn bie ©ewißl;eit Äinber ©otte§ ju fei)n, t)atte ber 
SCpoflel unmittelbar t)orljer gefagt, aud^ unter Setben* — S'^^^^^^e 
ed tod) ber Bnftanb ber @ef adenen f ba$ fclbft Sl)riftu§ / inbem 



18) Xoyt^o^at f, tbtn 3/ 28, — dt^io^ för Xoyov ä^iO(;, auA 

bei $rofattfcribent(n. ^ 19) xTiat^. (S^ i|t befannt tvel(be 
munniAfacbeti 3)eutu^gen t>a^ ^ort an biefer @teQe crbaftett 
bat. SUlan ftnbet iie mit MnUn^Uibtt $(n^fubrncbfeit in Dr. 
^9iuä^ e^mmcntar inUmmtn^tifUt ~ £P1tv bleibt au(( 
ni(bt ber leifefte SmiftU bog ber 9(po8e(/ ber einfacbAen unb 
geiDibnIi Allen Q3ebeututtg bed 'Borted gemAg/ bie ganie 9latur 
barutitcr verft^be. 83eweife (aifen ücb bariiber mettev nicbt ge« 
ben/ aU Ut einem 8eben ÜA aui bem CBefäbl betf innern 8u« 
fammenbangetf b^efer @teQe fomobl all ber ^on^tn Slnfcbauungd« 
i9eife bei Sfpoftell ergeben muffen, ^enn UM baranl/ bag in 
bev iöbtfcben S>ogmatif bte Q^orfteflung gcb finbet/ bie ^anse 
S^atnr fet) in ben Sau »erwitfclt morben unb anc^ ibr 0ebe in 
lim VlifÜalreicbe tint viUige ilmwanblnng nnb (ErneuHttg bebor/ 



196 Stav. VIIL 18—33. 

er ftd^ tl)rcr ouf bte fräfrigfte SEBeife onnaf)ni , nii^t anberft a(6 
^urd^ Setben wieber ju feiner Jg^errlid^feit eingeben fonnfe^ )u ber 
J^errlidl^feit bie er bei bem 93afer fd^on (>atte el^e bie SBett war* 
(3ol)* 17, 5.> Norbert e6 bodS^ aud^ unfer guftanb, ha^ n>ir burd^ 
Reiben, n>e(d^e bie SdUiebe unft nid^t erfparen fann, n>ei( wir fo 
nur )ur SSoKeitbung reifen f bnnen / unfrer Sleini^eit unb @e(igPett 
entgegen geful;rt werben« -— Unb nun ergebt ftd^ fein 93licf ju 
ber @r6ße M ©(udPeft bah in jener 93cttenbung un§ be\)orfte{)t SBie 
fo gar nid^tö, ruft er begeiftert au§, finb bod^ alle Seiben bie 
wir gu erbulben f;aben , im 23erg(eid^ mit ber «l^errlid^feit bie un« 
fer wartet in jener feiigen äSoQenbung ! ^enn SCIteö , bie ganje 
®d|)cpfung, wirb neu, unb i)ml\ä), unb frei unb glucflid^ fe^n 
in jenem feiigen Steid^e! — ^t^t ja ift aUeS no(^ in einem Bu' 
ftanbe M $arren§/ ber bangen, fel)nfud^tigen (Erwartung, ^ie 
ganje 9Iatur feufjet unb fielet t>erIangenö9oU ber äSoUenbung unb 



»firbe i(b nicbttf folgern / wenn mir nid^t tiefe i8orfleI(nng aa(6 
in bem gongen 09ßeme betf 66rt0en $aultt^/ be^ ^vofteU/ beut* 
Itcb entgegentrete« — Sllit becSluffaffung Ut ^riuiq bangt aucb 
genou jnfammen wen man unter ben t^v dwap;^^v to« wvc»- 
^aroq ixovreq im 23ten 93erfe ju vergeben öabe» 20) i«' 
i^nidt geboxt (u tem t^or6erge6en^en @at^e« S)enn ba§ batf Der 
9)i(bt<gfeit tlntf morfen»erDen ter 91atnr/ ibr }am .^eü gere idien 
werbe/ war ntebt Hoffnung bei bem ber fte unterwarf/ fonbern 
tblUit ®ewt6beit. ibbffnung wor etf fdr bie (bter perfonift* 
lirte) Statur / wie benn im 24ten ^erfe ber 9po0et ftlhft ton 
benen, hit f{eb ber Utbfitn ^irfungen ber (Sridfnng fetpn er« 
freuen fa weit ti in biefem Ittbtn nur mdg(t(b ifi, fagt hai fie 
in ib Öffnung felig <?nb. — 23) Unter ben t^v a^a^iiv 
▼o« nvtviiaTog ix^v^^^ oerffebe i(6 niAt/ Wie oiefe, bie 3lpo» 
itti/ hit 93ol(enbet0en im Sbriftentbume , fonbern bit wefebe hit 
txitn 9rfl(bte betf Qeiftetf wirflicb beffben , hit wel(6e bie wabre 
ITaufe empfangen baben, aber bod^ nod^ Sfnfdnger ünb« (iBergf. 
5/ 2.) 9(bon bie Cfteigerung fcbeint mir hit^ in forbern, in« 
bem ber Stpoflel juerft hit 9latur/ unb sulebt bie ®efdrbert0en/ 
fieb felbS mit eingefebloffen / nennt / woran« {u erwarten ift bag 
er unter htn in ber fiüitte genannten auA bie in ber mitte be» 
1lnbH4en oerftebe. »itebe ^eranlaflfnng foKte $auln0 baien 



ah VIII. 18-23. 197 

t)bUi9<n 9Bicterl()erftcUun9 bcr @o{;ne ©otted entgegen bie aud^ 
i()re SBtebert^erfteUung fet)n n>irb« @ie bie einft in i(;rer @(otie 
ba6 @ebtet ber geifHgen Zfyati^tit bet reinen unb freien @eiftet 
n>ar, bie, felbft geiftig — n>ie auö ®o«, ber ein ©eift ift, nur 
fleifttge^ , 3()«w \)em)anbte§ l)en)or9ef)en Fonnte — unb auf eine 
un^ in unferm je^igen Buft^<^nbe unbegreifliche SBeife innig »er« 
bunben mit ben reinen auf unb burd^ fte n>irfenben ©eifteru/ marb 
nott^wenbig t>ern)icfe(t in hm %o!ü. jener ©eifter unb mit t)inabge« 
jogen in i(;r 93erberbem (S^ toaxt tl^origt n>enn n>ir l)ier fragen 
lOoHten/ ob bie^Iatur, bie boä) l)ier atö mitempfinbenb bargeftelU 
rnirb/ ol^ne ©d^ulb an bem 93erberben ()abe £()ei( nef^men muffen« 
inid^tS @m)>fint^nbe^ Fann burd^ gottßd&en Seilten (eiben ot)ne 
@d^u(b unb anberö a($ ju eigenem J^ei(, auf J^offnung, wie 
fpauIuS fagt« 3(ber wie wdre ed und mbdÜd) je^t bie SSefd^affen« 
l;eit ber llrfd^opfung ©otted unb bie 9(rt i()rer ä3erbinbung mit 



ü(( hitv nid)tUn übrigen ^poffefn bet^ugefeürn ? 6^ wäre fair(6e 
(Qtidid^tnUit f unb btefe <ft i6m frcmb» SIlUrMngd nennt er 
einmal jtcb/ gletcbfam in einem SfnfaK von @c()nierj/ Oen leisten 
aller 9lpo0ef/ Ci ^or, 15/ 8 — lo) aber im ru&igen Vortrage/ 
|. IB. bei aaen Eingängen feiner (Briefe bröcft ßcb ba^ uode 
63emu6tfeon feiner 9Ipof}e(ivurbe aud/ bie ibm aud) nid)t febfen 
burfte wenn er war ber er mar/ unb wenn er »irfen foQte wie 
er «»irf te / unb einmal / wo biefe feine SlpoSetwurbe angegriffen 
war/ erflärt er aufd beSimmteffe, Hi er ftcb bcn boben SIpojieln 
voQfommen grei<b acbte« (2 ^or- ti/ 5.) — SIber aucb ber 
ganje @inn biefer ^tefle fc^etnt mir bit angegebene IBebeutung 
§u forbern. 6. hit fo(genbe Srfläruna. ana^x^ ({nb hie @rtf« 
lind^frucbte tit beim Opfer bargebraebt würben/ fie finb nicbt 
barum felbtl Hi 83e0e/ fanbern ium Opfer würbe pon ibnen 
ba^ fQeÜc au^gelefen. ^u(b iü bier ber Q3egrif be^ Opfernd 
gar ntebt angewanbt / benn bit STlenfcben pon benen bier bit 
9tebe ift werben ia niAt fefbft dna^x^ genannt/ fonbern e^ 
wirb Pon ibnen gefagt/ bai fie bit äna^^x^ baben« — @o 
beißt ancb (i6/ 5) dna^x^ pa (Srfie ber jum Sbrtffentbum 
übergetreten ift/ ober einer ber (Srfteit/ offenbar aber niebt einer 
ber S^oQenbetften/ ein 9(pofte(. (Sben fo bebeutet ba^ SGQort 
(1 Rot. 15/ 20/ 23} 16/ 15.) ben Srften ber Seitfolge na^. 



19H Aap* Vni, 18-23. 

ben Sföefcn bte wir jk^t 9)ttnfd^ngctftet nennen / iu etarunben/ 
ober audl^ nur ^u begreifen?) ^uä) bie 9latur/ nad^ tl^rem $aUe/ 
ivarb \)on bem Orbner unb (Sr(6fer be6 ©an^en ben @efe|fen / be( 
Drbnunci unterworfen bie mir )e|t in xl)x n>al!)rnel>meti/ bie, ob« 
n>oi>( l^eiifame/ )ut SBieberf^erfteUung fu()renbe @efe^/ benno<l^/ 
uom geiftigen @tanb))ttnfte au^ sefe()en^ einen Suftanb bet Stielt 
tigfeit^ ber äSergdnglid^Feit barfteUen/ eine S>urd^gan9d))erio^ finb 
unb Mi) erfuKretn ^v^cdt wieber auf()6ren muffen« 9{i4^t frei* 
ipiHig ging ^ie Statur ein in biefen guftanb bed OKoang^i^f be& 
@efe^ed bcm fie nun gef)ord^t; fonbern gejtoungen von ber (tebe« 
t)oUen lBeid{)eit M £>rbner§/ be^en gwecf fie nid^t (u begreifen 
t9ermo<|^te / ber aber fie unterwarf auf Hoffnung* fHüft für i^n 
war ed Hoffnung/ hai feine ^tn^rbnung jum ^ei( bed ^an^en 
gereid^cn würbe / fonbern getttid^e @ewi&(Hit» ^ber Hoffnung 
war ba^ @cfübl wa^ felbft ber emp^finbenben Statur mitgegeben 
würbe/ unb biefe «Hoffnung/ biefe ®e(}nfud^t fprid^t aud^ je^ in 
ibr fid^ au§. — 2Ber wirb nid^t ergriffen t)on ber 2Ba^rI;eit bie« 
fer ©c^ilberung ? ©prid^t nid^t in ber ganjen 9'latur bem %n^» 
(cnben fidE) au§ bicfe innige 93erwanbtfdE^aft jum 9)?enfd^en bef|en 
Körper nid^t gebitbet fepn fonnte au§ i(;ren (Stementen unb in 
iebcm 3(ugcnbIidPe i()rc innigften SBirFungen]empfinben/ o(;ne biefe 
aSerwanbtfc^ift? Unb begreifen wir nid^t loiel mel^r bie je|ige 
5Watur mit \l)xm ©rftarrungen, mit if)ren ©türmen, mit 
\f)tm Sdnber« unb S3b(fer\)erfd^(tngenben Srbbeben, atö ein fid^ 
wicber ©eftaltenbed, ein SRingenbe^, ein in ®eburt§fc^merjen be« 
griff eneö, wie «pauUiß fld^ auWrücft, aft bai wir fie erfennen 
foUten ate ein 33oUenbete§, ein mit allen il;ren je^igen Unt)olU 
fommen()eiten unmittelbar au§ berJ^anb bed ©otted ber £)rb« 
nung unb be§ 5ri<^^^"^ hervorgegangenem ? 3P Pe bem un\)erEun« 
ftelten 9)tenf(^n nii^t vielmei^r ein 9)lttlebenbe§/ a)litem)>ftnbenbed/ 
S)tit(eibcnbe§ , afö ein 5obtc§, 21;ei(naf)mIofe§ ? — O ber tobten 



«p. Vlll 18 -23. 199 

99BeiAi;eit bie ba mal;nt eine tobte / au^ bet Jg^anb be$ kbenbtgcn 
(Sottet l^cri^orflegangcne 9latur begreifen ju fonnen ! -. 9lein / ße 
(e&t/ fagt und ber SCpoftel/ fte gel)t i(>rer d(dn)enben Uinftaltung 
entgegen / [te wirb frei »erben »on ber Äne(fytf(i^aft ber SRtdS>tigfeit 
unb bed ä3erberbend/ fte ipirb mit gelangen tu ber i^errlid^en %ml)6t 
ber £tnber @Dtred/ n>irb einft n>ieber ba^ gludPlid^e £)rgan feiiger 
unb befdigenber ©eifter fei^n ! SBir märten eine§ neuen ^immefö 
unb einer neuen @rbe/ (^ ^etr* 3; 15; SfpoF* 21^ u) unb bie 
Statur wartet aud^ / unb fel;nt [iify nad^ biefer Srneuung« 

Unb fo n)ie bie 9latur/ bcwuiüoh, at)nenb^ f^ufjet unb nad^ 
Srlbfung ftd^ fe()nt^ fo and), [ü)on auf eine beftimmtere unb be« 
iDu^tere SBeife/ biejenigen n)e(d^e ben a3orfd^ma(f bed J^bl^ern 
genojfeu^ n>ei(fye bie Srfttingöfrud^te bed @eifte§ gefoftet (;aben» 
tlnb n)ir feibft^ bie nnr fd^on in einem i;o()ern WHa^^ bed geiftigen 
©epnd und erfreuen / bie mir fd^on bie @en>if ()eit ber Sinbfd[^af t 
@otted in und tragen/ feufjen bennod^ im tiefften Innern nad^ 
ber \)6Uigen £)ffenbarung biefer ^tnbfd^af t unb bem SSoUbeft^ un« 
fered @ludPed / ber bann erft ftatt finben f ann menn mir gan^tidE^ 
befreit finb 9on ben 93anben ber SDtaterie / von ber ®innenme(t 
moran unfrr ^tptt und nod^ feffett«. — £d ift merfmurbig unb 
fei)r beteid^enb/ ba$ ber SCpoftel in biefer Stufenfolge t>on ber 
bemu^Iofen @dS^pfung bid ju ben äioUenbetften t)\mujf biejeni« 
gen SDlenfc^en ganj uberfd^Idgt bie bem ^^bifd^en nod[^ fo ooUig 
angel;oren/ ba^ ße enimeber in i(;m it^re. t)M(ige ^friebigung 
finben ober bod^ nod^ ni<l^t fid^ erleben fonnen )u einer 3(l>nung 
eined @(u(fed mad jlenfettd ber ®p()<ire ber ®inn(i(^feit liegt SS^ie 
mai>r unb bebeutenb ift biefe 9(ud(a{fungl S)iefe Firmen/ me(d(^e 
fi^ felbft für reidl^ t^atten, a(;nen no^ nid^ eiimiat ben SDlangel 
beffea mad attein ii)rem tmiern 99Sefen mai)red/ ,bauernbed @Hu(f 
ff/mii>tm tonnte ; fte ^nb nod^ fo befangen hi ber 9Iid^g{eit/ bofi 
fein äSerlangen nad^ tmt J^o^rn ou^^ nur hm^ mm ®ettf)cr 



200 Xa9. VIII. 18- 23. 

fkl^ in Hynm au9f))rtd^n tlnt loenn fo(<^e aud^ in xt)xtt VrmuH; 
fldl^ arm fu(;(cn/ tvenn tt)re irbtfc^n SBunfd^e fid^ niöft ttfüUtn, 
fo trbftet aud^ bann m^t fie ein fci;nfud^t^\>oI(cr 95(i(F nadl^ ber 
lichten ^6l;e; in t()re Slid^tidfeit \>erfenft >)erlteren fte ftd^ in ft(^ 
fidbft in bumt^fet/ ftottet SSeriweiflund ! 

SBie fdifl/ fdbfl in ber 93erglei<^ung mit jenen farbtfd^ flefdttis« 
fen/ bie {;ier t>oHe ®enuge i)aben/ aber aud^ M äSorfd^adU/ ber 
3(()nuns bed ^6i)ern entbei)ren/ finb bie bebringten unb (eibenben 
Sinber ©ofted bie itoax erft in Hoffnung feiig finb unb no(^ 
warten auf M ßeibed Srlofung, bie aber unter Zfyc&mn unb 
innerem @euf jen bod^ gen>i^ finb / ia^ bie @tunbe ti^rer Srlof ung 
nai^et ! 

34—28« 3)enn in |)cfnttng fmb »ir feiig. Sinn aber ifl 
i^i^ffnung bie man fief^t ntc^t Hoffnung: S>enn wai 3emanb 

25 fiedt / mie (hoffte er Hi noc^ ? 9Benn mir aber hoffen n>ai 

26 »ir mir nic^t fedeu/ fo märten mir mit Oebnlb, 91«f 
flUicbe 9Seife (ommt and^ ber ®eifl unfrer 6c(macb^cit }u 
jE>ttIfe : S)enn mi mir beten foUen mie Mi flebt|(rt mifTeu 
mir niclit/ aber ber Oeifl felbü rebet für un« i^tt unatte^ 

27 fprecblict^cm Geuften. 3)er aber bie Serien erforfc^et 
meig mad bat SBerlangen bei Reiftet ijt/ bag er mie @otf 

28 e0 mia für bie Zeitigen rebet. SBir aber miffen/ ba§ benen 
bie ®ott lieben aSei tum Steilen bient/ bie tiac^ bem a$orfa(; 

"" berufen finb« 

ffudt^ bie ®efbrbertften feufien im 3nnern unter Srubfoleu/ 
obn>ol)I ü)t ®(^eri nie in laute £(agen au^bni^t, ober gar in 
unanftdnbiged SNurren gegen bie göttliche Senfung. äSor biefen 
ben>at)rt fie bie Ueberjeugung^ ba$ Zrubfal @ebu(b bewirft/ ®e« 
bulb aber f&aüH)xvmQ, SBemä(^rung /^offnung.. (5/ 30 £>arum 



Xap. VIII. 24—28. 201 

ftnb mr wol)l \^tzt fc^on fe%/ a6ct bod^ nur in J^offnung« X>av» 
über i)\na\xh fonnen mhr auf ber ®tufe bcr aSorberdtutig auf bet 
xo'xx }e|r ftet;en nid^t getangen. S>ad ®d|^auen/ ber SSoUgenu^ 
ber @eligfettr bie anf^auenbe/ t)oUe (Srfenntni^ be$ gott(id[^en 
SBalten^ fe^t ddnjlid^e 95efretung t)on altem 3tbtf(l(^en vorauf* 
Su biefer aber fönnen wir nid^t gefangen oljne »orf^er auf ber 
©rufe ber (Bmi^nt im ©tauben, in ber J&offnung , geftanben ju 
l!)aben; nid^t ol^ne ha^, obn>c(;I n>ir no^ nid^t fd^auen / e§ ben« 
nod^ un^ unumftoßlid^e 2Ba^rI)eit geworben ift/ baß @ott, wenn 
au(^ auf bunfeln SBegeu/ un§ immer jum J^eil füf)tt iDtefe 
3ntenfttdt be^ ©(aubend, ber J^offnung auf &^ttr if^bie f^&d^fe 
@tufe ber 93orbereirung jum ®d^auen, jum unmittelbaren ©e^n 
in ber 2Be(t ber feiigen ©eifter ; ed i^ gfeid^fam ber ©UberbKcT 
ber S&uterung, bie äleint^eit o()ne welche e^ unmbglid^ ift ®ctt ju 
fd^en* !Diefe§ i^c^fte/ reinfte hoffen wirft feinen Sid^tglan} {u« 
ru(f auf unfern bunfeln SebenSpfab unb me(;ret unb ftdrFt bie 
©ebulb/ au6 ber bieM^offnung felbft {uerft ()er\>orgegangen war« 9(ber 
immer nod^ ift eS Reffen unb ni(^t ®d^auen / benn mit biefem 
I^brt baft ^ofen auf. 3n weld^er jgeit aber unb burd^ weld^e 
SBege bie Srföfung un§ ju jener SBoUenbung f;infut)rt/'ba§ be« 
fd^eiben wir un§ nid^t ju wiffeu; eben weit wir no<|^ im hoffen 
unb nid^t im ©d^auen finb , unb barum t^arren wir mit wUiger 
Ergebung in ben SBiUen ©otte§. — Stuf biefelbe SEBeife nun wie 
in undy aß felbftbewußten unb bie gbttlid^e iOrbnung in ber SBeft 
ber Srfd^einung anerfennenben SGBefen , jener ©taube , jene J^ofl*« 
nung fid^ geftattet unb Seben gewonnen l)at, ift aud^ bad un\>er« 
änbertid^ @6trti(^e in und/ (nvt^na) wa§ burd^ b^n Seib ber 
®unbe «erbunfett unb gefeffelt war, wieber (u Sid^t unb ^reit)eit 
gelangt/ ift ben einftrai)tungen unb SOBirfungen M gbttttf^en 
©eifited wieber geöffnet worben, unb fommt ber @(^wad^I;eit beft 
in ber (Erfd^einung ftc^ bewu^en SDlenfd^en au ^ittfe. 2Bir aü 



302 Aap. VIII. 24--. 28* 

fi>(<^c / b. (> in fo fern mv unfet Sebcn unb unfore ®d^i((fale \>er« 
fte^en, miifcn gar titd^r einmal |u beten mtc fid^d 9ebu()rr/ tott 
erfaffen mit unferm 93erftanbe fo menig unfern Seben&weg unb 
bte ^lane ber ®ott()eit mit un^/ ba§ xo'vt ni^t im ®tanbe ftnb/ 
©Ott im ®ebet bcftimmtc SBunfc^e au9iuf|^re<l(^en« SBir finb fo 
unmiffenb über unfer n)a()re6 SSefte^ bai n)ir in.@efal>t ge« 
(at(;en mit jebem beftimmt au6gef|>ro(^en @ebet etn>ad £t)6rt^ 
Mf unferm n)at}ren JQÄi iutpibcr Saufenbe^ un§ {u erbitten: 
@otte^ SBeae fmb nid^ unfere SBege. — SQBeid^ äbifmerffame 
Ijittc nid^t oft an fld^ felbft unb an Stnbern bie Srfa(>rung ge« 
mad^/ bag bie SrfuHung ber fet^nlidl^ften SQßunfd^/ aud^ fotd^er 
bie wir na<^ bem 9)la^ unferer 6r(enntni§ unf(^(bi$e nennen 
muffen, mi unern>artete neue ®d^mer)en bereiteten / unb umge^ 
f el)rt / ba^ maö «vir \>tn unft abiun>cnben fei;ntid[^ft begeben, ju 
unferm maleren J^ei( auS})efaUen ift? — IDarum foHte iebeö 
Qkbet/ iebe^ Ueberiegen unftrer @d^(ffa(e unb unferer SBunfd^ 
t>or @ott, aud^ n>enn wir glauben ba4 Siedete unb &ott S&oi)U 
gefäOige )u nmnfc^en unb »it bofu feinen 93eiftanb erf(et)en, 
fU^ auflbfen in ba^Sine ©ebet: ^rrS>ein fE&ÜU gefd^et;e; jeber 
beftimmte äBunfd^ unterget)en in htm ^inen« Unb biefed eben 
iljt hoA tiefe innere ®euf jen bei @eifted , ber nid^t^ begei>rt ald 
Crlofung üon feinen 93anben/ bah kommen bed Üteic^eft @otteö« 
SBermogen toit e§ nod|^ nii^t im beioupten ®ebet unfere eignen 
SSBunfd^ ganj fo bem gottlid^n SBiUen unterjuorbnen^ fo ift bah 
fiäk @ettfien be^ ©eifte^ in und ber toa^xt S>onmetfcll^er unferd 
(Skbetd; unb ift ber du^ SDtenfd^ fo itpx^t, fo ratt)(od/ ba^ 
er ntd^t n)d§ toa& er fdbft wunfd^cn/ xoah er @ett im @ebet 
vortragen foU, t)erftumint er fdbft vor <9olt in fonem tiefen 
©d^mer^: fo ift bah fi^rad^ofe @eufien bth @eifibe§ in und bah 
berebetfte @ebet» ^v, ber bie Jg^erjen erforfd^t/ ber Feiner audge« 
fprod^nen 2Borte bebarf um iu erfa()ren n>a6 n>ir meinen, Sr 



Stap. VIIL 24 — 38. 303 

vernimmt bd(i iimere Seitfieti/ Sr nmf, bafi bc^ ®ei)ttcii unfct« 
n>at)ren 3^/ ^ ®6tt(id[^en in und/ ©ef^nfud^t nad^ (Srl^ung 
ift @c wet^ ba§ bad innerfte SBerlangen ber n>al;ren ^nget^origen 
bed ^i^n gerndf ift bem gordid^cn SBiHen« Unb barum finbet 
biefeid n>al)re/ innere @ebet aud^ jebedmal erl;6rnng/ eben weit 
ed gemdg tfk bem gotdidiKn äBiUen: unfer ganje^ £eben ift fort« 
n>dt>renbe dSr^rung biefed innern @ebere§« — SS^ir nun/ bte 
iDir e()rtffaiS angeiferen/ bie wir burd^brungen von ber Siebe 
@orted au<^ ^ine £iebe ernennen/ n^ir wiffen biefed; ed ift 
n>ai)re/ fefte ©(aubenSüberjeugung/ ba^ unfer innere^ @eber er« 
t}6rt ift aud^ tvenn ber äußere ^(nfc^ein bagegen rebet« 2Benn 
au(^ @ott und vcrfagt n>ad unferm ben>u§ten IDlenfd^en bo^ 
2Bunf(^enin>err(;e f(f^ien unb n>a§ barum ber ©egenftanb feined 
äußern @^UUt> voat, fo n>itjctf n>ir / t>a^ eben biefe äSerfagung/ 
n>a{)r()afte @rt>örung be6 innern ®ebeted ift; ba^ aUed load @M>tt 
vert>dngt ju unferm n)al)ren/ ivenn aud^ von und nod^ nid^t 
verftanbenem / SBeften bient IDad ift unfere fefte Ueberjeugung/ 
bie ba wurzelt auf ber ®en)iß(;eit/ ba^ wir nad(^ bem ewigen unb 
unwanbelbaren 9tatl)fd^Iuß @orted berufen finb jur @elig(eit — 
@an) gewiß muß aud^ alten Slnbcru/ bie nod^ nid^t biefe feiige 
Ueberjeugung tt)t\Un, aUed jum heften bienen wad @ott über 
fte ver()ängt/ unb nur wa^ fte felbft gegen bm SBillen (BotM 
unb gegen feine {^eilige £)rbnung vornef)men fann \t)mn Seiben 
bereiten — benn wie fonnte bie l^iebe felbft tttoa^ anbered ver« 
^ngen M toa^ it)rem SäSefen gemäß ift — aber ber unenbtid^e 
©ewinn ju wiffen, ba^ 9lUeS ju i()rem SSeften bienf, fann 
nur benen ju Zi)M werben / bie ftc^ aü Stinber ©offed fui)fen 
an ber J^anb bed (iebenben 93aterd* 9iur fte Fonnen a\xd^ unter 
Setben aufiauc^jen unb immer bie Ueberjeugung feft (galten/ baß 
wenn aud^ ifyx 9i>eg burd^ bai^ biintU Zi)al bed SobeS gc()t, pe 



204 Aap. VIIL 24-* a& 

b€tino(l^ mit jebem ^iftittt bct fdtgcn Jj^matt) nifyn gefu()rt 

29 --30« iDctttt bie (St im SBoran« Unmt, iU f>ai er oik^ 
im f&0taui ht^lmmt if^nUd^ )tt fe^tt Um 95t(be feine» 
6oi^tie4/ fo bag et ber Srügeiotne fe« nnttt vieTeti ä^tU'* 

30 betn* ®ie @r abet im 93otati0 beftimmte/ bie l^at (St aucf^ 
betttfeti ; un\> bie (St betttfen Ht/ bie (at (St aneft fletecfri 
gemacbt; bie et abet fletec^t gemacht Htf bie ^at et auc^ 
9et(ettlic6t. 



Scb titbmt bie SSdrtcr in i(ret cinfacbSen unb nardrltcbffett QBe« 
beutund/ um in biefe fo Diel befprücbene 6tefle niAtd binetniu^ 
legen ivatf nicbt notbwenbto Htin Hegt n^oyt'yv&axfD fann 
fretlj(b oucb oorber befcbUe§en/ oorber brßimmen beigen/ ober 
ed muß nicbt fo beigen. $au(utf fpricbt bier t>on ®ott in 
menfcbficben / geitHcben OSegrifen/ fonS fönnte ofenbar fiberad 
0on einem iBorber unb 9lad)ber in 9lü(f|t(bt auf dbn ni4)t (te 
9tebe fepn« SBei btefcr SorAeflundtfart m»g ober htm Oefiim« 
mrn not6n)enbi0 batf 90Diffen tforau^deben/ watf ieber eingefteben 
mug ber nicbt einem porgefagten ^ogma/ b. b. einer menfit« 
liAen SPteinung/ nu £iebe/ gegen ecbvift unb Vernunft/ (Sott 
ficb 0(0 ein ^efen brnft ba$ obne ®runb/ nocb £aune/ feine 
$Befd)ififTe fagt. S(Id ein folcbed 903cfen abrr (ebrt ^anlui untf 

. ®ptt nirgenb^ fennen unb gonj gewig aucb in biefer SteOe 
nicbt. S)te Q3rf<biuiTe ©otteo »erben oflerbing^ ni(6t pom 
Sleugern beftimmt/ fonbern geben einzig ou0 feinem 9S}efen ber* 
«or. SIber biefed ^efen tft fiiebe : unb nenn wir biefe / um 
unferer menfcbliiten @d)n>acbbeit wiOen/ in (Sigenfcboften ger« 
legen/ fo ift t>o<b bie SlOwiffenbeit notbwenbig eine berfeiben. — 
Slucb bliebe/ man mag bogegen einmenben wa^ man »iO/ immet 
eine Itautofogie/ wenn man öberfebt: hit er borber beBimmte/ 
hie beüimmte er dbniicb iu fepn u. f. w. 2)enn wenn ®ott iemanb 
porber beffimmte/ fo mugte er ibn |u etwa^ beftimmen' unb ha^ 
tr) fa eben bie ^ebnHcbfeit mit feinem (Bobne. — Q^ben fo wia# 
fubrficb unb t>orgreifenb geben tit §u Söerfe/ welcfte n^oyiyvA- 
orxetv burd) oorber lieben öberfeben. Senn/ obwobi bei ®ott/ 
auger ber Seit grbacbt/ ba^ JTennen unb £ieben nidit fann ge« 
trennt werben / fo gebt bocb bei ber 9lu0dfung in ieitficbe ißt* 
griffe/ wel(be $au(u0 bier anwenbet/ ba^ kennen bem Sieben 



Xap. VIII. 2d^dO. 305 

SDer 9())ofte1 f^md^t i^tet feine (ebenbtge Ueberieugung au«, 
ba^ ber S5efc^(u# ®otM un6 jut^eitgrdt ()iniufu()ren burd^ 
gat nid^td (onne mantenb gemad^t tverbem ®inb n>tr iDtrRid^ 
butd^ ftUe t)orbeteitenbe ©tufen (7, 9 f*) l;inauffleldutett worben 
btd ba()itt wo btt ©etft ©otted unferm @etfte ba§ fefte/ untDibet« 
f()ted^(t(^e Seugnt^ gicbt^ baß tüir @otM ^nber fitib/ Srben 
ber ®e(ig(ett unb SRiterben ^efu^ (8/ 16* 17«) fo fennen n>tr 
(eine %uxdft mel)r^ fo finb wir gemißt baß ber atatt)fd^(u$ ®ot« 
M an un§ ftd^ feiner (Erfüllung nai^e. ^nn biefer 9iatf)f<^Iuß 
@otted fielet gegrünbet auf feiner $CUn>iffen(;eit Sr (annte un« 
fern ^eim^ bcA innere/ ))erbi>rgene SBefen unfern ®eifte6/ nod^ 
et)e n>ir geboren waren; biefem feinem 33oraudn>i{fen gemdß^wieß 
Sr und unfere ®ttUm an in berSßelt ber@nnt>i(f(ung/ orbnete 
alle unfere 93erl)d(tni{fe ^ toußre toeld^e Sdmpfe wir ju be|le(>en/ 
n)e((^e @<^n>ierigfeiten wir ju uberwinben I;a6en würben/ unb 
fanbte und bie .^aft fie ^u uberwinbem !ni(^tö fann auf un« 
ferm Sebehdwege und aufftoßeu/ fep ed 3nnered ober SCeußered/ 
wad ©Ott nid^t t>oraudgefel)en unb in feinen großen ^(an mit 
aufgenommen l;atte: baß a(fo gar nid(^t6 ftd^ ereignen (anu/ wa§ 
unerwartet/ ftorenb . eingreifen Fonnte in feinen ^lan unb eine 
Sfenberung feined 9latf)f(l^(uffed n6t{;ig mad^n. $(Ued/ alled/ muß 
unter feiner Leitung f brbemb mitwirken ju unferm J^eil / atted 
und {um Seften bieneu/ bie wir nad^ göttlid^er SSoraudbeftim« 
mung berufen finb jur ©ettgfeit/ bie dt mä) biefer feiner g6tt« 
lid^ ^enntniß t>erauderfe()en I^at a(d folc^e/ bie je^t fät)ii wd« 



vorder. — TtaXilv i0 ganj aagrmriti einladen/ Cicrnfcn. (Bott 
bat bie fQefiimmUn aa<h berufen; er bat ben notbioen 9^af an 
ße ergeben laifen. Sß3ortn biefer 9luf beliebe lebrt ber 9(po0e( 
bier nicbt. Sffan i# a(fo gar nicbt befugt einfeidg entmeber 
hit Äußere üufforberung ober einen innern ®nabenruf {u ber» 
(teben. 



206 Map. VIII. 29-30- 

tm ftdS^ itt seftolten in bad Sben^tlb feine« @o{)ne6/ eind ju 
mrben mit t^m, ter Hebenb fic^ t)era6dc(affen i)at unfer SBrubet $u 
loetbctv ber juctfl eingegangen tft in bie J^mlidfl^t, in ba6 Srbc 
was et aK erfitgebovner JBruber mif und tl;eilen m\U ®etnet 
i>0rattdfd;enben/r gnabent>oUen fieining vetbanfen n>ir ed^ ba^ er 
an un§ ^n Stuf ergel;en ließ/ unb baß wir fd()ig maren btefem 
Stufe iu folgern <£r räumte alte ^inbcmiffe f^inmeg/ reinigte 
und t>on aUen @unben , bie und unfd^g machten jum J^iltg« 
ti[)um )u gelangen / mad^te un6 geredet/ fetigfeitdfäl^ig/ unb t>er« 
l>errti(l^te babur(^ f(|^on {)ier und in J^offnung^ mirb und »ert^err« 
liefen in feiiger S3oUenbung! 

S)iefe (;err(i(l^en Zroftedworte ruft ber 9lpo\td aUen ju bie 
burd^ t>a^ Seugntß bed @eifteg ®otted gennß fmb im ©(auSen^ 
anif unter Seibeu/ baß fte @otted ^nber ftnb* — SBie ift e§ 
moglidS^/ baß biefe Ueberftrommtg bed l>eißen/ von gbttlid^r Siebe 
gluf;enbcn J^erjend gemißbeutet n>erben fonnte in ein talM, 
graufent)afted/ bcA 2Befen ber Siebe 9erf)bl^nenbed S>ogma ber 
^rabeftination^ bad btn ®ott ber Siebe in einen Zuraunen / ben 
aUein SSBeifen in einen Saunenfraften t)ern>anbelt ber aud furcf^t« 
barer 2BiUful;r 9)tiUtonen tM>n SBefen^ t>on benen er n>ußte/ ha^ 
fie iifttm ®d^i<ffa(^ ®einem ®öfx^aU m^t entrinnen Connten^ 
iu ewigem, namen(ofen SSerberben beftimmte! — Sonnte ^au* 
lud ba^ uoraudfel^en, nad^bem er gele{)rt l^atte, baf @ott KKe 
burd^ gleid[ie ®d^ulb @efattenen o{)ne fparti;ci(u^Fctt/ ol^ne 3(n« 
fef;en ber ^erfon burc^ (E:f)riftud ben alleinigen (Sriofer erretten 
weite ? S)aß ed ber SBiHe @otted fei;, ba^ StUen ge{;oifen werbe 
unb ba^ Sr mdd^tig fe9 feinen SQßiUen ind SBerF ju fe^n? — 
3ft ed irgenb benfbar, ba^ «paufud in biefer Stufwallung t)on 
Siebe unb !t)anC gegen feinen 9letter/ im ®efü()( ber i()m unb 
allen it)m $(et;ntid^en nai)en @e(igFett/ einen I)ämifd^en @etten« 
blict geworfen l;atte auf bie je^t nod^ tiefer @tel)enben, baß er 



Aap. VIII. 29-30. 207 

tfyncn l)i>t)ntnb iu^crufen l;dm: SBtr werben errettet Durd^ bie 
unbeflreiflii^e aBtöfit^t M rit^el^aften ©otteS; it^r aber, t{)\xt 
ma« if)r »oltt, werbet ewig unfllucfKd^ ft^n nad^ feiner unab* 
dnberlidj^en SffiiUfufjr? — (Rein, \)bHtfl fremb waren fo(<^e ®e« 
banfen bem liebenben @eifte M ^pofteß, vblltg fremb muffen 
fie jebem fei;n, ber U)m unb feinem f;o^en ü)?eifter d!)nJi(^ ifh 
©eine sanit ©eele war »ott be6 ®ebonfen§: ®ott i)at un^, auf 
eine un§ fetbft unbegreifliche SDBeife, nad^ feiner unenbtidSKn Äennt« 
ni§ unfer§ innern 2Befen« Ijingefüt^rt ju ber 2(el;nlid^feit mit fei- 
nem @ol)ne» er, unb nic^t wir felbft, l)at an umft ben SRuf 
erge(;en lajfen, Sr ^at gemad^t ba^ wir i()m folgen Pennten, Sr 
l)at un$ gereinigt \)on unfern ®unben, Sr l)at nni gefd^mucft 
mit unt)eradng(i(^er ^errlid^f eit ! @ein SBerC attein ift bie ®e« 
(igfeit bie wir fd^on je^t empfinben unb ber wir ewig un^ freuen 
foHen! — Unb in biefem ®eful)l fliegt ber begeifterte ©trom 
feiner Siebe unauf()a(tfam fort: 

31 — 39* 9Ba< nun iUiht mi notb {u fagen übrig? 3ft 

32 ®ott für mi, wer Ift iDtber nn«? (gr/ ber feinen eignen 
&o^n nic^t i^orent^tten/ fonbern ibn für %üt ba(iingege« 
ben (at , wie foflte @r mit t^m und nicfit 9iae$ fd^enf en ? 

33 Sßer wirb bie 9(tt0erwä(^{ten ®otted auflagen? (30tt tt^u 

34 fertigt iie! » SBet Witt »erbammen? ©öriftn« ift geftorbeu/ 
ja nocb me(^r/ er ift aud auferßanben! (8v ift ia }ur 

35 9le((iten.®otte«; er fu^rt ia unfere Öacfte! SBer »ermag 
nni iu fc^iben von ber Siebe St^rifti? 3;viibfa(? ober 
«ngft? oberiBerfotgung? ober junger? ober »li^ße? ober 

36 ®efal{^r? ober 64^werbt? ■ (wie gefet^rieben fte^t: Um 
bdiictmiffen werben wir getobtet ben ganjen fCag: wie 

37 64{a(^tfc6afe ftnb wir gead&tet.) 9(ber in Um oSen uber^ 

38 winben wir weit bnrd^ iN/ Der mi ge(iebt ^at! S)enn 



208 Aap* VIIK 31 — 39. 

M(b Viidit 004 ®(»aluit/ mUt &tt!ttm&tüiti nod 
39 MnMiti, > »(bcr ^ifn m^ Zitft, noib fonft irgcnb 
cma< Stf^afemi/ itn< }tt febrilen t^ermag von t<r£U(< 
Oomtf/ W in l^^rUlo« Sftftt« tft »tifcm {^crrn* 

Sr()abene/ l^itnmlifd^ SBortC/ \>o\l ®etft unb £e6eti ! — X>ur« 
f en toit cd toagcn )u ii;ret (Stldutetung nod^ Smigef^ (Hniuiufe^n 



32) Tov Idiov viov o^H ifpeiaaTOf i9ttidi0nU/ fpartf/ vorenN 
bielt und i(n ni(6t/ ti »at i6m tti^t tu viel UM ihn l^inin« 
0<brm — nafiS&xBv^ ctf tft flar nic6t nörbtg «i« ÄdvaTov 6tn# 
SU|utctif €tt / (cnn (irr i0 oon Der OgcfSfund im SfOgetncliten He 
Ülete/ betf 2:o(ctf S(rifti wirb nad)6eK befoitbertf o^^A^b^* -* 
33) ixXiHToL fann man niAt beifer oU burdi batf n^ortHcbe 
9lutfcrwAl)(te ttietergeben/ obwohl 4l(t viele Stetten im 91. X* 
Attfieiden lieSeit/ nacfi betten man e0 (Seiiebte Abe^fe^en f5hnte. 
e^ ffnb biftenigeu/ bie^ na(b bem (iebfDoQen unb n^eifen $Iane 
eotM/ von allen SDlenfcben le^t/ in bem Slugenblidfe von bem 
$aultt0 rebet/ d^ei^fam au^erlefen finb/ um febon att ben böcb« 
0en efegnunden betf ^vandeliumtf 2:bet( jn nehmen. (SeUebte 
<IBatted (inb fte aQerbingtf/ aber nicbt vartbeüfcb ^or^eiogene 
ober afletn (Seliebte; benn 9ott bat alle geMebt aU aUc nocb 
Sunbrr »aren. Ueber biefe Seitfola^ in ber ^rlöfung lägt {tc6 
ber9fpofteI biet nicbt aul/ giebt aber roeiter^n bebeutenbe^tnfe 
batfiber. ^ier rebet er nur von benen unb lu benen / hit {u 
biefen tlutferwÄblten öeborten. — 34) iv ^e§ia. JS^atfgi^cn 
}ur 9{e(bten be^Jtbronetf »ar bdcbffe (Sbrenbeieigung. — 35) t/^ 
ftatt T^* ^aulutf perfonift|itt bie ^inberniffe um ber 9tebe noeb 
mebr Äroft )u geben. &ydnn toü p^^taTov Ht ^itht Cbriöi 
§u nntf. S)er Stpodef tro^t ni(6t auf feine eigne etfirfe / fon« 
bem febt binju: S)ur(t ibn überwinbcn »ir. 9lflerbtn0tf mug 
aucb unfere iKiebe su Um fo ftarf tverbeu/ hai nicbttf fit iu über# 
»inben vermag: aber hai fann fe nur/ menn wir gan| <n ibm 
leben unb er in un< f alio i9 an(( ba$ fein SSerf . • Sr iü ber 
iBoflenber »je ber ^nfdnger unfern ®(auben0. ^ergL bamit 
vben ni<mq*ln<yov Xpiato« 3/ 22, ff» 69. — 38. 39) ÄpX**» 

di7i^ecfi<i^ u. f. »• 6d i0 ganj vergebUcb bier nacbmeifen |u 
woOeu/ »a^ ^aufutf mit jebem einsefnen SDorte be|ei((ne. ®ott 
felbft it für und/ H^ ift fein groge^ 9frgument/ a(fo fann 
ni^ttf auf er ®ott/ fev e0 geiziger pber irbif^er Stator / untf 



Aap. VIII. 31 — 59. 209 

oI)nc $ur(^t i()re« ßnibrucf j« fc^wdd^en?— 23on ©ort, niii^t \>on 
und fetbft^ tft unferc Errettung aufgegclnden/ f^aftc ber $C)>ofM 
unmittelbar oott^et sescigt ; tDa§ folgt barauS ^ n>ad bleibt no(^ jn 
fagen übrig ? (Sr l;at unfere 9lettung befcl^Ioffen / n:>er Fann ber 
S3i)IIiie()un0 feinet SBiUend ftd^ n^iberfe^en? SSSäre unfere @r« 
Ibfung unfer SBerf/ fdme ed auf unfere Srdfte babei an/ fo 
fonnten wir fretlid^^ nid^t gemi^ fe^n , ba§ nid^t ^inberniffe und 
entgegen träten/ bie und unubern>inb(i(l^ n>dren. SCber ®ott ift 
für und! Sr Fennt Feine ^inberniffe/ unb barum Fennen n>ir 
ou^ Feine $ur(^t me(;r« (Sr i;at für und getl>an«n)ad alle $af> 
fung uberfteigt* ®einer Siebe n>ar ed Fein ju großed jDpfer fc(6ft 
bm eignen ®ot)n/ gteid^fam einen SI;eiI feined eignen SQJefend/ 
fid^ feibft für und t^injugeben* SBie toäre ed naä) fo(<l^em S8e^ 
n>eife ber Siebe und mogüd^ ju furd^ten/ ba§ er no(^ irgenb 
€t\m^ und ))orent(^a(ten foUte? 2Bi€ n>are ed benFbar/ baf'eine 
folc^e aSeranftaltung ©otted \t)H y>olU 2BirFfamFeit t>erfe(;Ien 
Fonnte? — ^au(ud gef)t je^t ju bem SBilbe bed ju ©eric^t fi^en« 
ben ©Dtted über. Sffier n>irb ed magen ald ;$i(dger gegen bie 
9(udern>d()(ten ©otted aufzutreten ? ©ott feibft l)at fte in ©ered^te 
umgen>anbe(t/ auf benen Feine ®d^u(b/ Fein 9)iaFe( mel)r (>aftet 
2Ber n>iU fte tKrbammen ? (£l;riftud/ ber SiiifM feibft/ ift ed / ber 
mit feiner bid in hm Zob unb über ben Xob t;inaud reid^enben 
Siebe fie gereinigt l;at/ unb aud^ in feiner J^errlid^Feit i()re @ad^e 
ful;rt* — 9Ber oermod^te von ber alfo begrunbeteu/ alfo ben>di)r< 
ten Siebe Si)rifH und (u fd^iben ? SBer Fonnte feine Siebe n>an« 



»erbetMicb n)rrben« 9m wtn\^9en H^U rr hti vif/csfta too^f 
an pbtfofop6if4e@))<fttlationen/ tic/ »enn fie tinUiti^ unb vec 
febrtcr 9(rt finb/ tvobi unfern Sugan^ fu S&riOud (cntinrn/ un* 
mtfgntb aber b<e }9on Um trennen f innen / bie $u bem £ebrn 
in Cbriiiutf gelangt finb/ unb von btcfen nur rebet bier ber 

14 



2fO Ä«^ VIII. 31 — 39. 

Unb matten? -^ SQBcnn Sirubfal/ SCn^ft^ 9[ktfo(dun() / 9)tangd, 
&tfat)x, ja £obedgefa(^t und treffen — ber 3()>ofte( fprid^r f^ict 
bte Srfa()run(|en fetned eignen Sebend auft — fbnnten mir jle g(au« 
ben, ba$ feine Siebe und ^erfaffen f^abe? ®inb nid|^e t)on jel;er 
alte treuen IDiener @otted ben JBerfoIgungen ber SBoM;eit audgefe^t 
gewefen? SBiffen mir ntd^t/ ba^ audE^ biefe Seiben ju unferer 
S3erl;err(id^un$ btenen muffen? Srfa^ren mir nid^t in feldf^en 
Kugenblicfen bie ^it)t feiner Jg)ulfe am fräftigften ? 3ft (Sr e§ 
ntd^t ber un§ jum @iege fu()rt^ unb ber felbft in bem SCugen« 
bii((e ber 9Iot(> und befdf)igt aufinjaud^jen ju i()m/ ben &ief>en« 
ben / ber unfere @tärfe ift ? — 9tein / unumftD^id^ gemi^ ift 
ed mir/ ba§ mie im Seben Feine irbifd^e SRad^r^ fo felbft im 2:obe 
Feine geiftige/ ba^ nid^t J^imme( nod) ^öKe^ nod^ mad fonft mag 
gebadet mevben/ je|t ober jcmatd und )u fd^eiben vermöge \>on 
ber £iebe mit ber @ott und (iebt in (£(;riftud 3cfud ! 



3u biefer feiigen J^bl>e, ju biefer unerfil^ütterlid^en ©eiDijjlKit 
ber unmanbelbaren Siebe ©otted unb ber barauf gegrunbeten (Sc 
ligFeit erf)ob ben SIpoftel bie ^raft feined Sebead in &)xijM. — 
über bcnnod^ mar toa^ feinen ©eift mad^tig em)>or trug über 
alle SBerbältniffe ber ©egenmart unb Suf^^f^A n>ie er unmittelbar 
i^oriKr fagte / nid^ ®eligFeit im @d^auen r im tingefitorten ^ un« 
manbelbaren &mui , fiNibem ®etigFeit in Jgyff nung* @r mti^e 
mieber l)erabfteigen in \)a% Seben ber ©egenmart^ ber SnhDkF« 
lung — unb "ta traf fein Sluge, neben ben t)er()dttni^mi^g SBe* 
nigen/ bie er gleich ftd[^ felbft ber SSottenbung na(K \a\), auf bie 
uniäl;l6are 9)tenge berer, bie nod^ fern ftanben vom SReid^e ®ot^ 
ted ; ed traf juerft auf bie geliebten S&lutd « unb ®tammedDer« 
manbteu/ bie/ geblenbet \)on bem ftot^en SQBa^ne bad SSolF @ot« 
x^, bie $tuderFo()rnen unter ben SRenfc^en )u fepu/ if>re Slugen 



Xdf. VIII. 31 -'39. 211 

verf<^(Dffeii ge^en bad Sid^t bat if)re $u§e (eiten fcUte auf ben 
SBe^ bed ^neben^« £tef erfd^ättert mirb fem (iebenbei @emutf> 
bei biefem Slnbücfe^ unb ®efut;(e unb SSetrac^tungen mand)^^ 
9ltt fteigen in %t)m auf« @(i^merj um bie Ungfitcflid^en bfmä(^« 
ti^t iuerft fid^ feinet @ee(e« SBie Fbnnte er felbft fettg fe^n je^t 
in J&offnun9/ xok Fonnte er felbft im Jg)imme( einft feiig fepn bei 
bem ©ebanfen/ t>a^ fo »ie(e bie er (iebt audgefd^^loffen fepn foU« 
ren für immer \)on bem @{u(Fe ma6 Ü)m unb ben SBenigen ju 
S(;ei( n>arb? — SEßie toat, \\>at er ie^t fal)/ ju vereinigen mit 
bet einftmaltgen / t^m auc^ gewiffen SBert^eißung ^ bie ®ott fei« 
nem 93o(Fe gegeben I^atte? SQSie mit ber Ueberieugung/ bie feft 
in feiner @ee(e ftanb unb bie er fo oft unb (uoerfid^tlid^ au§ge« 
f))rod^en^ St^riftuft fep ber (Sriofer aüer iDtenfd^en/ @ott n>one 
ba$ bur<^ ^l)n alit gerettet ir erben f oUren^ unb nid^td tonne ben 
äBiKen ber Siebe wanfenb mad^en? — ©iefe tiefen, jebem lie* 
benben @emi]tt)e fo unenblic^ mic^tigen fragen entmicfeft unb 
beantn)ortet ber 9(pofte( tjon l)icr bis ju Snbe M ii ten Sapiteld 
auf eine SBeife, bie b^m ®emut(;e beffen, ber @ott gefunben I;at/ 
gar nid^t^ mel)r ju wunfd^en übrig li^u Sin Sid^rg(anj, au§^ 
ftral>{enb oon ber jgiebe ©otted in (£t)riftu§/ erteud[^tet il;m bie 
fonft ben SDtenfd^en bunflen ^fabe be^ gottlidl^n SntmidP(ung§« 
ganged unb ti^t i(;n fd^auen im ©(anben n>a6 fein fterb(id^e^ 
9(uge bei bem Sid^te irbifd^ 9Beidf)eit ju fd^anen «etmag. 9C6er 
tnbem er bad ©efd^ouetc aud^ fo \nd ed mogKi^ ift unferm 
menfd^lid[^en 95en)u^tfe9n noi^e bringen nritt, tann er nid^t anber$ 
Ott und fuhren bmdf ben borntgten SSBeg menfc^lid^ Segriffe* 
ttnb o(^/ n>ie a3ic(e/ bte biefen SSBeg if)m nad^imoonbeln ftreb* 
tm, 9fyii€ bie ^raft ber Siebt bie aUtm alM Staue ju ebnen 
vermag/ l^aben i^ren §ug verftricft in biefe ©ornen ol>ne l;injw« 
gelangen tu jener S^ht)t, von loetc^er t^erab allein ber 2Banbfer 
ber befeligenben ^u€^fid^t frol; werben faam! 



212 Äai». VIII. 31 — 39. 

SBxx wollen cd t)erfud^ bem 9Cpcftd ja folgen/ unb toenn 
wir in ©efai^r gerart)en und }u verirren^ fo möge ha^ fefte SOBort 
wad er und juruft und leiten: Sd ift ixnmbgUiif, ha^ ®ott 
ungered^t fepl (9^ i4) IDie ©ered^tigreit ©otred aber ift eind 
mit feiner Siebe« 



9'le u nt e ^ Kapitel 

1 — 18* 3(6 fage bte SBabrbeit in ^ixiHnil i(b I8ge ni(bt, 

2 mein ®emiffen beicugt ed mir im heiligen (Seift! ®rofi ift 
meine Zuntt unb unabläfTtg ber 64imer} meined f>erienl 

3 3f(() fclbft münfcbte berbannt {u fe^n von Sbnüud ffir meine 

4 SBrüber/ meine Sßermanbten bem ^Uiidt nady. 6itib $e 
bocli Sfi^ae(itcn/ benen bie ^inbfdl^aft angebürt nob bie 
^errlictfeit/ unb bie S^unbrnffe^ nnb bie SefeQgebnng/ nnb 

5 ber®0tre0bienft/ nnb bie S8ei:beiSnngen ; benen itt SSter 
angeboren/ ^on benen and Sbtiftnd flammt nacb bem 
SIeifcb/ ter ba über SlOe ®ott ift^ f^o(bitlobi in @migfett! 

6 Mmen. iSi iü aber nictt möglich*): mei( andgegangen i0 
ber 6prttd^ @otted« S>cnn: nicbt SiOe bie ooti ^itatl ftnb/ 

7 ftnb 3frae(/' noct» mU fic 6amen 91brabamd ftnb/ $nb 
aOe ^inber/ fonbern : »in 3faaf foD bir ber 6atne genannt 

8 fetin/'' 1 iai ift/ nicbt bie leiblict^en jiinber ftnb ancf^ »in^ 
ber ®otted/ fonbern bie ^tnber ber SBerbeigung mxUn 

9 ftir 6amett gerecbttet. S>enn iai SS^ort ber Serbeifinng 
(autet a(fo: »Um biefe3cit merbe icb fommen/ unb 6ara 

10 roirb einen 6obn babcn.^ Unb nicbt biefed aOein/ fonbern 



*} mmlidif bdf i(b burcb Hgne Stufopfernng iebt bad 4>eil ber 
Snbcn etfaufe. 



ap. IX. 1 — 18. 213 

Mtb ^titda, ali fie 9oti Sinettt; 9on 3faa( itnferm 93(w 
il tet/ fcftmangcr »ar^). !Denn a(d fte [ixt Hinitt] no(d 
nid^t geboren waren / ml mUt ®uM noc& S6'iUi fiet^att 
(attcn (bamit tte SBorbcrbeftimmung ®otted nacd ter SBa^t 
(efle^e/ nic^t naci^ ben SBetfett/ foniern iiacb bem Sßiaeti 

12 be« S3erttfetibeti) »arb i^r gefagt: v^et @rS6ere foQ bem 

13 SUmtn iitntn^: ) t^te sef($rteb<n fic^t: »Sarob (abe i(6 

14 iiUtbt, @fatt babe <c6 gebagt.^ Saf fo^Oen mir nun fa^ 

15 flenl 3fl®ott «ttflcrec^t? ®a« fcp ferne!' 6o fpricöt 
er itt ^oUit SBem id^ gnäbig bin/ bem bin ic^ gnäbig/ 

16 unb meffen ic& mtc^ erbarme^ beffen erbarme icb mic^, Co 
bfingt ed alfo nicdt pon jiemanbeö SBoQen ober @i(en ab/ 

17 fonbern oon ®ottetf Erbarmen. &o fagt aucb bie @cl^rifc 
|tt $|»arao : 9i3>astt eben babe ic& bicb erioecf et/ bag ic& an 
bir meine 9}Iacbt jetge/ nnb bag mein 9lame auf ber gan«» 

18 len @rbe ber{unbet merbe/' 9((fo ifl @r gnäbig »em @r 
ttiQ/ nnb nxH^ttt »en Sr wia* 

Jiefer ©d^merj ift baS erfte ®eful;l n>aft ber SCpoftel auf- 
fprid^t bei bem Jg^inblicf auf bie große iDlenge feiner @rammed« 



3) avd^B^a clvai inb tov Xpiarov vnlf tmv Miktfuav {lov. 
5S)er <Stnn biefer otclbefprocbncn @teOe ttl oNe Snetfel: tcb 
mdcbte itlhft Dad ®cbtverß</ ba^ Unmö^Hcbf übtxntbmtn. tlm 
ben ftArfrn ^rbanfrn oatfuubrücfett m^blt $aulu0 au<6 ein Aar* 
fcd ®tlb. 91n eine ewige Verbannung oon äbrttlu^ fonnte er im 
(grnft ntcbt benfen/ ber unmittelbar vorher fo bef?tmmt feine 
lieber seugung au0gefprod)en batte/ ba§ nicbtl tbn iu trennen 
oermoge vonSbriSutf. @ber möcbte man an einen leicbtern/ eine 
Seitlang bauernben / ober hO(h mieber auf}ubebenben IBann ben« 
fen/ nnbannebmen $aultt0 babe f{<b bie Suben/ bilbUcb/ a(^ 



'') S^ tii biniutubenfen : ift ein {weitet / nocb anffaOenberetf 
IBeifoiel. 



214 Aap. IX. 1 - 18. 

gcnotJcn &ie nid^t fäbi^ ^ct^^n Zl)üi ju ne()men an bcn il;tun 
t)ari|cbotenen ©egnungcn M ®otte§ret(^c§. !Ri(^t etioa eine 
ougcnblirfüd^e Jtauer überfdltt i(;n, bercn er unter ben äSefd^df^ 
ttgungen unb Bcrftrcuungen M £eben§ fid^ balb entfcl^fagen l;äne/ 
fonbern bauernben / unau^gefe^ten ©d^merj em)>finber er für fte* 
Slud^ ni(^t (eerer/ mü^icier ^c^merj ift e^/ bcr it;n etn^a otö einen 
vat\)lo\mf gebanfenlofen Bufd^^^^^ bei bem il;n tief ergreifenben 



unter eitum foldben in ^^M^Nttg auf @6rtf7u^ ge^ad^t; ba «r 

ia aiietrticflid) nad)6er U^t, ba§ aucb ite nicbt für immtt t>pn 

tbm grrrennt fron tvert^rn. ^onn hit^t etf: ASnnte i<b de (iQr 

in meinen aeiAi^en ©tanbvunft Derfe^en/ fo märe id) felbA be« 

reit ftfltt (V3T^^) j()rev noch tn ber ^ntfernun^ von S^rttlu^ {u 

feon morin tu <{cb ie$t befinben/ olfo alle bie iSetben §ti aber« 

nebmen/ bie ein fo(d)er i^tanbpunft notbnenbig mit üd bringt. 

3)a^ n>Are wobi ber bod)äe f^emetd ber £Jebe/ ben iemanb ju 

geben fdbio feijn fdnnte! 6) 0«;^ ^^^^ ^^» ^"^^ ixweiiTo^eey 

6 Xdyo^ Tov Ö60V. — ^ic älteren Sludlegcr nebmtn h&^ olov 

al^ Adv., für G)q, wobei bann nacb ov btniujubenfen i0 rovro 

Xi^co^ ober bod) auf fi6nfid)e S8}eife/ »tc and) i^utber überfebt 

„3Iber nid^t fage idb fofcbetf / hai (BotUi ^ort barum autf fe«.'" 

SIQein btefe S^ufafTund ii ofenbar {u matt, nad) ber vorberge' 

gan^^enen aifectuollen 9tebe/ unb WMt ftd) aucb bem ifofgen« 

bin nidtt gebörig an. — S)aram öberfebten ^nbttt (unter bie« 

fen €r4^mud/ ^eja/ ®rotin^/ be ^ette) »e^ tS aber nid)t 

mogUd)/ bti§ ®ottetf !Oerbet§un^ (ober Stutffprud)) ungdftig 

merbe.* ^on ben grammatifd)en ®runben/ wtldbtS^x.l^uZbo* 

lud* bat^e^en bfibrtndt^ iü wobi ber nur erbebHcb/ ba0 ber ®e* 

braud) \>Dn otov ort mit fo((|fnbem temp. fio. 0art olov seq. 

inf. ntd)t erwtefen iß (gl (A§t ficb aber aucb geaen btefe lieber« 

febung nocbfageu/ ba§ ite/ obwobi bem Effect beri^ebevoOfornmen 

angemeffen/ bod) ntd)t fi(b bem Sorbergebenben unb 9lad>fo(geR« 

ben genau genug anfd^Iiegt. ^d) «tebe baber bie Ueberfe^ung 

be^ Safaubonu^ t^or/ n>e(d)er UnlnTtiv in ber (Bebeutung 

^au0 bem£P1unbe gebn/" nimmt/ unb (!(b babei auf 2Snaff. 6/8 

beruft/ wo biefed 9S)ort oon einem auecte^^angenen SBefebl ge« 

brAudtt toixb. €feiner Ueberfebuno: at id fieri non polest, nam 

a Deo profectus est hie sermo, fiebt burdtaud fein gramm. 

j{)inbetni§ entgegen/ (benn oIü<; u} mit olog t« mefentlicb 

einerlei/ tonnte aifo Ieid)t bamit oern)ed)fflt »erben. 6. Q3uttm. 

(Sramm. { td7/ unb iiriattbiA p. 896.) ({e fcblieit ftd) ferner 

bem vorbergebenben @ebanfen voQfommen m: Sd) mocbte 



Äa», IX. 1 —18, 215 

UngtucF t)itu in bumpfrt 5>a()mbratrn verfatten (affm, 9l«n, 
er ift bereit ju belfeit wo er fann, er ift bereit mir ber wHfom» 
menftcn SJufopferun^ feiner felbft, mit fldnjtid^er J&ingabe M 
eijnen S3ort(jeilß, ba^ Sleugerfte, m Unrnb^fic^e ju überne^^men 
für feine Sruber^ Unb mie red^tfertigt bie 2()ar biefe feine 
SBorte! @ein danjed Scben I;at ed ben)icfen mie fei;r bad 2Bob( 
feiined Ji3o(fe6 il;m am J^er^en (agi wie er an fie immer juerft 



hux(h^t\%m 9iufopferun0 bcn ic^ioen (Eintritt meiner 6ramme$* 
vermanDtrn etfaufen — ober e£f tf! unmö^Nch/ benn (Bottc$ 9fu^« 
fprucb (outet anbertf. Unb eben fo fcblfegt fte (i'cb bem ffo(# 
genben an/ an bte ^öttltdwn ^luöforücbe nämlt(t/ outf benen bie 
Unniöönd)fe<t betüorgebt. ( t SWof. 21/ 12. u, o.) ibr-l^r-tbolurf 
wenbet bagegen ein i) b(i§ ^oyoq bUt iOer^etguno bebeuten mfifTe. 
@r ^cigt aber nid)t/ n^arum bitx ber oO0em(tnere Stndbrucf »Slutf« 
fpruit '^ nid)t ftcitt finben fönne / ta H^ ^ort boc6 gleicb im 
280en 93erfe otfenbar 9Iudfvru<t ober SSefcblug bebeutet/ unb 
ebenfo an bieten anbern ^uüetif i« 95. i ^on* 8/ SG, $au(utf 
binöegen für iOerbetgunöea T<i Xdyia ^ebraucftt. 2) 3)o§ €x- 
Tvl^iTeei; nid}t »audgeben^* oon einem ß3efe61 ober £)rafel betfen 
fonne/ n>eü e5 Sof. 2i, 45; i .«ön. S/ 66, unb 2 Stön. lO/ 10/ 
unb im 91. 2:. oon fe()(fd)(a(|enben ^erfpredtungen Qebraudit 
»erbe. 9(0ein in ber LXX. Coon ber ttxb bier oQein ttit 9tebe 
feon fann) fonimt in oflen brct an<)cfubrten @teOen ha^ ^ort 
flar nicht oor/ fonbern in ber erlten iianinreiv y,in ber jmei» 
ten 8ta<(><DV€lv , unb in ber britten Ätw-fetr ilq t^v y:?»»,- im 
01« £• fommt e^ aber iiberaO nidjt mit 'koyoq ober einem äbn* 
lidien 9(Dorte perbunben oor/ olfo tocber i^on oetbanen nod) uon febl« 
aefd)Uaenen ^erfprecbunaen. S)adeden f. aber ben (Bebraucb oon 
iuninTiiv obn ae^ebenen ober ^efcb^benen £)rafeIforücl)en unb 
ber^L Perizon, ad Aelian. Var. Hist. 3/ 45. — ^e(d)e Ueber# 
fel^unc aber man tot^itf^en wiü, auf ben Sinn hti ©onjen bat 
ti feinen <Einfltt6/. fonbern nur auf pic SiuffafTund be^l Cf^eban« 
ftn(\(\t\<\ti bf0 '}lpot1e(5. Xer ^Aupt^ebanfe/ auf bem aQe£f {(oU 
Qtnhe beruhet/ ii: S)ie Sluffprficbe ©otte^ finb unnjanbelbar/ 
tein SP^enfeb Permaa tmai baran |tt finbern. Siber bte pon mit 
Oen^i^bite Ueberfe^una bebauptet einen entfd)icbenen ^orjuci por 
ben fibri^en / ttcil de bit ^erfnöpfung ber ®ebanfen ooBfom« 
men sctat/ inbem $au(utf imMS barauf au^^ebt barjutbun/ 
»arum nicbt bamaU fcbon afle 3uben |um (Soanii^elium anlangen 
fonnten. 



216 üap. IX. i~i& 

ba^ fBctt fetner Skrfunttguiig rU^ttt; tme et i^rer 9(rtnen itbcraU 
fo tfyiüi f(^ annimmt; toie et fe(bft buxify SBetFunbigung beft 
S)>ange(tmn^ untet ben Jg»eiben iDo^U^^dttg iutu<f}uti>ttfen fu^t ouf 
fein eignet 93oIt (t t, 13« tk.) -. ®inb fu/ meine SBrubet/ fagt er, 
glei(^fam ba6 Uebetmaß feinet Siebe tec^^rigenb/ finb fle bo(^ 
bieienigeny beten 9lame/ "9otfe^tto))fer/'' fd^n fie bejeid^net att 
einer f)ol)m SefHmmung gemurbigt! J^t^on (ie bod^ att feine 
eignen £inber geleitet unb if)nen fo t)ie( J^errlid^ei ju Sl^eil n>er« 
bcn (äffen ! ^at er bcd^ felbft mit il)nen nd()ere 93erf)d(tniffe an« 
gcFnupft/ ii)mn eigne @efe^C/ eignen @iotte^bienft angecrbnet/ {fy* 
ncn bie Fbfttic^ften ä3erl)ei^ungen gegeben! @inb fie ho^ audge« 
jcid^net bur(^ bie S3äter , bie Qiott eined fo innigen 93ert)d(mijfe§ 
n>urbigte ! ©tammt bod^ fetbft Sl;riftu^ feiner menfc^tic^n IRatut 
nad^ t)on ii;nen ab! dx, bcr feiner gciftigen Dtatur naä) felbft 
@ott ift/ \)oi) nl)ahm über, 9U(e/ (;o(l^ge(obt in Smigfeit! 
( 1 , 3. 4. ) 

(S§ ift aber nic^t moglid^/ fdt>rt ber 3(pofte( fort, ba^ meine 
innigen 2Bünf(^e/ mein eifrigeö ®treben für meine ®tamme&genof« 
fen/ )e|t f(^on Erfüllung fuiben foUten : benn ©Ott l;at gefpro(^ ! 
®ein SCu^fprud^ (autet anberd* Unmoglid^ aber Fann ein gott« 
lieber 3(udfpru(^ -^ mag er un§ broi;enb ober t)erl)ei$enb erfd^« 
nen -— je Fraf c(od n>erben ! 

3nbem ^au(u^ fid^ anfd^idPt eine Sl^eobicee im ert^aben* 
ften ®inne be5 SBortS (u geben, unb e§ barjulegen, mie ba^ 
je^ige SurücFbleiben beS jübifd^en 93oIFe^, worüber et feinen 
©d^merj au^brücFt, bem gottlid^en 9(udfprud[^e gemd§ fep/ aber 
bennod^ / tro^ bed f d^nbaren SBiberfprudi^^ , alle jenem 93oiFe ge* 
gebenen 93erl)ei^ungen auf eine I;err(i(^e unb unenvartete SQBeife 
n>erben erf üUt merben ; mie ba^ ®d^i(f fa( jene^ 93o(Fed munber» 
bar t)ern)ebt fep in bie (SntmicFtung beö ganzen menfcf^ic^en @e« 
. f(^(e(^td/ ftellt er jundc^ft bie wichtige / Qon vielen fo fe(^r mi^* 



Aap. IX. 1 — 18* 217 

verftanbene 9ßai)rl;dt auf ^ ta§ in bem großen ©ange bet Snt« 
n>i<nuns im Sebcn be§ Sinjetnen loie be§ ®anictt/ alled ber !Rot(>« 
nKnbigfett untertocrfcn ift^ aUe§ nad^ einem unabdnber(i<^en ^(ane 
ftd^ entfaltet/ ber nic^t burc^ n>iHful;r(i(^e^ Singreifen irgenb eined 
SBefend (ann gei^emmt merben« — 9i)t mt in feine tiefen äfrgumente 
eingef^en / toirb eft fei^r ber SiRu()e werti; fe^n aufmerffam barauf 
iu mad^Kn^ ba^ ^au(tf§/ ungead^tet feiner feften Ueberjeugung wn 
biefer unabdnberlid^en Stott^menbigfeit/ bennod^ nid^t aK ein mu^* 
ger guf^uer biefer 6ntn>idF(un9 iufiei;t/ fonbern ftd^ gebrungen 
iu\)lt, n>ie mit eben gefeiten l;aben/ felbft ti)dtig unb mit alter 
Straft feinet @eifted mitjumirfen ju bem wah er atö ba^ allein 
Jg»etlfame unb SBunfd^endwert(;e anerkennt« iDaraud folgt aber/ 
bai bie von it)m gele()rte 9lot()wenbigFeit unenblid^ ))erfd[)ieben ift 
wn bem $atalidmu6/ ber alted einer blinben 9lotf^n>enbigfeit 
unterioorfen xo&t)nt , ber bie 9latür mie ben iDtenfc^en felbft jur 
9)tafd^ine (;erabn)ürbigt bie nad^ med^anifc^en @efe|en/ fe(bft 
tvillenlo^/ bem (Smigen jum ®d^ufpie(/ bixi Srfd^affenen aber oft 
(ur £luaal / bie 9leii;en ber (Srfd^inungen be^ irbifd^en IDafepn« 
entfaltet« 2Be(d^er 2Bal>nfmn xoixz e& / in einer fold^en me(^anif(|^ 
nott^noenbigen SntwidFlung fetbft etn>a§ ju n>oUen/ fi(^ felbft att 
l()anbelnb ju betrad^ten! 3n ber t)on ^aulud ge(ef)rten go tt^« 
iid^en lRoti)n>enbig{eit ift jebed geiftige SEBefen »on ©Ott felbfi; 
ber be(fen 3nnere^ bur(^f(^auet« gemiß biefer feiner innem äSefd^af« 
fenl[^eit/ in bie für ed fetbfit n)ie für bol^ ©anje n>ot)(tf)ätigflen 
Sntn>i<Hungftt)erl)ältnitfe gefegt worben/ in benen eft nad^ btti jlebed* 
maligen ©efe^en feiner eignen / geiftigen Statur _ unb b* f> auf 
bem menfd^lid^en ^tanbpunfte mit $reif)eit — l)anbe(t 3^^^ ^^^^ 
be^ 9)lenf^n ift bemnod^/ meil er fie in bem ii)m angewiefenen Greife 
feiner bermaligen geiftigen 9latur gemd^ vollbringt/ feine eigne 
Sl;at/ wie benn bied bie $reube über b^% vollbrachte ©ute/ ber 
0d^meri über bot geti;ane ^\t, beutlid^ beurfunben« 9(ber ben« 



2lö ÄÄP. IX. 1 — 18, 

wäf ift jebe einzelne Jg^atiblung notf;n>mbis^ nm( fi« l)nwxotbt: 
att^ bem innern SOBefen M Wtmid^n, xoa^ in einem segtbenen 
SfugenUidPe ein beftimmted ift/ b. f)« fo ift n>ie ed ift unb mi^t ju« 
tileic^ aud^ anber§ fepn fann; unb dud ben äußern Umftanben 
toelc^e in betn gegebenen 9(ugenb(icfe fo finb wie fte fmb^ unb ntd^t 
|ug(et(^ au(b anber§ fepn Fbnnem 3ft aber jebe einzelne ^nblung 
notbwenbig/ fo ift au(b bie ganje äleit^e ber SntoicHungen notf^ 
iDenbig/ toeil fie aud (auter einjdnen J^anblungen be^ei>t^)* 
SSSenn a(fo g» 93« ^aulud^ aud Siebe )u feinen ®tamme6geno|fen^ 
bie größten ä}2ut)feIigFeiten unb @efat)ren übernimmt/ VDo^ii (eine 
äußere ^la^t H)n antreibt fonbern allein fein innere^ SBefen ^ fo 
ift bied feine eignelfreie Zfyatf loeil fte allein aud ber berma(igen 
fBefd^affeni;eit feinet innern 9QBefen6/ aud ber @efammtn>irfung 
aller feiner geiftigen Srdfte t)en>orget)t / t>ermbge n^dc^er er bie ge« 
gebenen Umftänbe fo unb nid^t anberft bemi^t, unb biefe aSBittend« 
rtd^tung ift e6 eben, n>e(d^e tl;n }um fßaulud maäft dt n>urbe 
berfelbe gen)efen fepn / auöf n>enn er burd^ SBanbe ober anbere 
^nberniffe abge()a(ten n)dre ju tt)un xoa^ er moUte« 9Ioti}n>en« 
big aber ift feine ^anblung n>ei( biefe felbige/ fo unb ni(^t anberd 
befdlKiff^e geifiige Sraft^ ^aulud/ unter ben gegebenen Umftdnben 
ntd^ anberd att fo mttm tonnte« @ottIi(l(^ ift biefe 9}otl)n>enbig« 
(eit/ weil ®ott burd^ fdne Stnorbnung hm vorhin fo ))id tiefer 
fte()enben @au(uft bal;in gefui^rt t)attt m fold^er ^aulud }u wer* 
beu/ rodl ®ett bie ni<^t \)on bem SBiUen bed ^au(u& abi;dngen« 
ben 93eri;dltni{fe fo georbnet l)atUf l^a^ beffen 2Bil{en#(raft biefe 
SBirfung f)en)orbringen Fonnte unb mu§te unb Fdne anbere* 

SDiefe S&etrac^tung ber 9lot()n>enbtgFdt/ wü^t, wie ^avAut 
wxijin gefagt I)at/ aud^ bie gan^e IRatur unterworfen ifit — wie 
benn bad aud^ nic^t anber^ fe^n Fann / wenn wir «id^t ti;brid|^(cr 



*) gjerfll ^ie imitt metc C. iiB. 



Rap. IX. 1 — Ib« 319 

SQSetfe un^ ^e Statur ate eine eigne @otrf)ett benEen iDoUen tie 
fcen ^Unen unferft ©otte« Jg)inberniflfe in bcn SSBefl legt —^ wir* 
und fet)r ju ftatten fommen um ben ^(poftel ju t)erftel[)en/ ba er 
nun und audbrucflid^ UUt)tt, bag aud^ jeber einzelne SDtenfd^ ber« 
felben 9loti;n)enbigfeit untern)orfen ift/ inbem noir eingefe()en i^aben 
ba§ biefe/ jum J^eil )ebe§ Sinjelnen wie bed ©ottjen^ erf orber« 
lid^e !Rott)n>enbigfeit voHfonimen beftei;e mit ber $reif)eit ber ^ 
bivibuen« S>enn eine fel;r verfei^rte S3orfteUung mu^te berjenige 
t>on ber SQBeiöf^eit unb Siebe @otted l;a6en/ ber einen 9(ugenbli(f 
glauben tbnnU, @ott I;a6e bie ))on i()m allein abf^dngigen du^ern 
a3erf)d(tniffe fo georbnet/ hai irgenb ein WH€n\^ babmä) jurü(F« 
gefegt/ ^ai bie (Entfaltung bed @uten in U)m gel)emmt iporben 
fei> 3ft freilid^ biefed gottlid^e Problem: bie ®d[>ic(fate fo t)ieler 
iWiltionen gefallener geiftiger SBefen^ in benen alfo fo i^iele f(4> 
entgegenmirfenbe unb ftorenbe Gräfte in i£()dtigfeit fommen muf« 
fen / fo ju orbnen / ^a^ jeber [xäf feiner Statur gemäß auf bie 
minbeft ftorenbe^ mbglid^ft forbernbe SOBeife frei entwicFeln tonnt, 
ift freitid^ biefed Problem ein fold(^ed/ ha^ ber menfd^^lict^e @eift 
bie Slufgabe felbft faum begreift , unmoglid^ aber bie 3(uf(ofung 
faffen unb erFennen (ann: ed ift ja t>a^ Problem ber gott« 
lid^en SQßeidi^eit unb Siebe^ ed ift ja gottli(^ed SBalten 
t)on bem wir mit ^autud hier reben, unerforf4^li(l(^ ber menfd^ 
Ud^en S3ernunft eben weil ed gottlid^/ unenblid^ ift! 

& war bie (Erwartung ber ^uben gewefen/ baß mit ber 9ixtß 
fünft bed lang erfe(>nten 3)leffiad eine mvit, beffere 3^^ für bie 
ganje Station beginnen/ ta^ unter bem ®ce))ter eined eignen mdd^ 
tigen unb weifen ^onigd fte nid^t allein frei fe^n würben wn duie» 
rer 93ebru(fung/ fonbern baß fte fid^ er()eben würben ju einer gu« 
t)or nie gefannten @tufe ber ^nerfennung unb bed ©lucf g« SBaren 
gleid^ bie J^offnungen ber Sinjelnen t)on bem SOteffiad/ je it)rer 



220 Stap. IX. 1 — 18^ 

fteiftigen »ef<^affenl)rit nad^, fel)t verf (Rieben gewcfen, f)dttm bie 
SRdften befonbetd nur auf crtn ©(an) unb dunerer @rof e entgegen« 
gefeiten, anbete me()t einer geiftigen Umftaltung unb ä3ereMung: 
baS I;anen n)ol;l bie SÖWften, wenn nid^t alle, enüarret, haj^ ba^ 
ganje 23olf mel)r ober weniger Sf^eil f)aben werbe an biefer glitcf* 
(td^n S3erdnberung. ®)>ra(l[^en bod^ nad^ bem (etUtd^en Zobc be§ 
€rl6fer6 feine eignen ©c^uIer ba§ 5rf;lf<^föä^" i()«^ Erwartung 
in ben SQBorten auS "SEBir aber l)offten et würbe S^rael erlofen ; « 
unb war ci bod^ ^ettud/ felbft nad^ bem wid^rigen (Steigniffe 
be^ ^pngftfefte^, nod^ f)^ft unettüatfet ba^ auä) Jg)eiben 21;eil 
neljmen folften an bem neuen SDleffiaöteic^e» (?l»®«Äap. lO. ) 
SBie naeutltc^ alfo, bof ju bet B^^t wo ^au(u§ biefen äStief 
fd^tieb/ wo nod^ ^etljdlmifimdfig fo wenige auö bem jubifc^en 
aSoIfe ftä) füt SlnJ^dnget €f)tifti etffdtt (matten unb nod^ wenigete 
ben xoabtm ®inri feine§ 3leid^e6/ xoaf> mi)t »on biefet JHJett ift, 
etfaft (;atten, bie ^age aud^ bie SSeffetn etnfHid^ befd^dfrigte: 
iSie ftimmt biefet Ctfolg mit bet SSetljeißung bie ©ott feinem 
aSotfe einft gegeben l;at? — ©et 8lpoftet mad^t juetft aufitjetffam 
batauf/ ba^ biefe 93eti;eißung, eben weil fte eine geiftige wat, nid^t 
Eonnte ju bcx Seit btx itbifd^en Stfd^einung beö SDlef- 
fia^ an bem gangen 23olfe etfullt wetben» St wiebetljolt juerft 
bah fd^on fru(;er ©efagte, (3, 28) ba^ nid^^t alte bie ber teiblid^en 
Xbftammung nad^ 9ibtat)amh ißad^fommen fepen barum aud[) 
;Sinber ber 93erf)eif ung fetten im geiftigen ®inne: nid^t um, wie 
man e6 wo(;l geglaubt i)at/ l;artndcfige gegen H)n bifputirenbe 3u' 
ben jured^t ju weifen — benn wie fonnte er glauben, ba^ baf* 
felbe Strgument ein jweited fOlai wieberl)olt fte mtt)t ald bah 
erfte ÜÄal überjeugen würbe? — fonbern um bie Unmogttd^Feit 
bth je^igen @inge()end bed ganjen jübifd^en 93olfeS in ba^ 9}}ef« 
fiaftreid^ anh bem gottlid^en ^(udfprud^e felbft barjutl^un, unb ben 
wid^tigen ®a$ baraud l;etiuleiten unb weitet ju füllten: Sttted 



Äft^ IX. 1 — 1». 221 

in btt 2Be(r entmicfett ftd^ nad^ Itm unabdnber(i<l^en <pianc/ 
nad^ bcm einigen 9latl)fd^(u§ be§ gotHtd^en SQBiUend^ ben fein 
©terblU^er ju burd^fd^auen ))ertnad! — 9lut bie getftig @ef6r« 
berun fonnen bte getfHse i(;nen bargebotene ®abe t)innet)men^ 
biefe geiftige ^tberung aber t)dn9r ntd^t ab von ber Ieib(i<|^en 9(b« 
ftammung : nid^^t aUe finb 3frae(iten im dd^en @inne bed fSiotM, 
bie bem ä3o(Fe ber Sf^^^U^en &u^ttiify angeI;oren; nic^^t aUe bie 
wti W)tQl)am ftammen fmb barum aud^ :^inber ber ä3er()ei^ung* 
®e(bft an ber du^ern £i;eofratte na(;men ja nid^t aU^ 9Iad^fom« 
tnen $(brat)am& Zt)üif fonbern bie ä3eri;eißung ging felbft in bie« 
fem @inne nur auf bie Slad^fommen Sfaac^« Unb aud^ nic^t 
biefe aUe^ fonbern nur bie Dtad^Fommen 3acob§* 9)lan fonnre 
fagen/ bie übrigen Sinber 9Cbra()amd fepen nid^t in ber 93er« 
l^ei^ung begriffen gen)efen/ n>ei( fie nid^t t>on @ara abftammten; 
aber 3aco6 unb Sfau iDaren SBruber t)on bemfelben äSater unb 
berfelben SDlutrer/ alfo beibe 9tad^Commen 3lbrai)am6 unb @arad/ 
unb bennoc^ maren @fau§ Slad^fommen auSgefd^Ioffen* S)a a(fo 
unn)iberf))re(^lid^ bie (eiblid^e SCbftammung nid^t einmal ein StedS^t 
auf bie £f)eoFrarie gab/ n)ie t>ie( weniger auf bie S3er(;eißung im 
geifKgen @inne. SBer an biefer Zi)üi traben toitb, nad^ n)e(d^ec 
;Drbnung bie iDlenfd^eiF baju gelangen / ba^ I^diigt offenbar nxift 
»on (eib(id(^er @eburt ab/ nod^ t)on menfd^tic^er Sinrid^tung ober 
fl&Xttütfx, fonbern ganj aHein \>on bem und unerforfd^tid^n SBiU 
(en ©otted/ t)on bem unabdnberlid^en 9latl)fd^(u^ beffeu/ ber aUeft 
\>oraudfal()/ aHe§ (enft 9Ufo aud^ nid^t t)on ben du^ern ^anb* 
(ungen ()dngt ed ah, bie ber SDtenfc^ atö 9)lenfd^ \)oUbringn 
(S>enn bie dugere Zf)atf in fo fern fie l^ervorget^t au5 ben dußern 
i^on @ott gegebenen SSert^dUniffen / Fann \>or @ott Feinen fSkttt) 
i)aben; in fo fern fie aber avA bem innern SOBefen bed SDlenfd^tt 
iKr9orgei;t tmb feine eigne Zfyat ift/ Fann fie iurudFgefu()rt n>er« 
ben «uf ben innern äBerM; ben ber @eifl M SKenfc^n bei beffen 



222 Stav. IX. 1—18« 

(Scbitrt Ifam, unb htm $emd§ ©ott tf>m feine @reHe in ber 
aSBelr anmied/ frei(td|^ aud^ mir 9)eru(fft<l()rigun() — n>enn ber 
menfc^id^ 9(u$bru(( erlaubt tft — ber 93erl;ä(tniffe bed ©anjen 
bie @ott aUein uberfc^auet !Da aber @otr tm Seim be§ 10len« 
f(^/ wie bie äußern äJert^dlmiffe bie auf i^n n>dl;renb feinet 
Sebenft einmirfen^ vor feiner @eburt fennt/ fo Pennt er aui) bit 
ganje Stetige ber SntiDicHunsen be§ 9Renf(l^en(ebend im 93oraud/ 
9or ber @eburt^ unb braucht nic^t biefe Sntn)i(nungen ober bie 
^nb(ungcn bed SRenfd^en abiumarteu/ um barnad^ feine ^ai^nn^ 
feine Siebe ju beftimmem) 93on biefer göttlichen Senntniß bed 
9Renf<^en »or ber @eburt/ unb von ber barnad^ gefd^el)enen 95e« 
ftimmung feiner Seben^\)er()ä(tniffe giebt un« bie @ef(^d|^te Sacobd 
unb SfauS^ ber gmittingibruber / ben uber^eusenbften S3en>eid* 
9{od^ ei^e bie ftinber geboren mareu/ el)e fie alfo M bie iDtetifd^en 
3acob unb @fau weber ®ure^ nod^ SBofeS get(;an i;atten/ mürben 
i(>re Seben§f(i^i((fa(e beftimmt/ a(fo nad^^riinben bie ganj allein ber 
9tnmiffenl;eit @otte^ begannt maren^ nad[^&ninben feiner SBeidt)eit 
unb Siebe ^ bie ber Wm\4f nur a(§ Slatl^fd^uß @otteS (u t>er« 
^tm t)atf meil jebe^ Urtl)ei( barüber fret)el<)afte Slnmaßung 
mdre« — Sd dnbert bie ®^ burd^u§ nic^t/ menn mir fagcn^ 
ber 9(u^fprud^ ''ber @rb§ere foH bem kleinem bieneiV' gei^e nt(^t 
auf Sfaii unb 2kicob^ fonbem auf bie SSMfer bie t)on il^nen ab« 
ftammlen« S>enn ta^ ©efagte gilt f&r bie Slad^omtnenff^ft 
gerabe fo mie für bie ®tammi^ter* 9iud^ bie 91ad[^mmeRf[^afr 
i>arte vor ber @eburt il;rer Stammväter fo menig @ute9 ober 
SBofed getrau att bie Stammväter felbft/ a(fo Ponnfe bie @dH^|ung 
@otte^ wnJb bie SScftimmung if^er @(^(ff<i(e nid^ von bem 
SGBettiK it^er 2:i;aten abl>ängen/ fonbem aUei» von bem SBertf^e 
i;;rer nur ^tt befiannten @)eifter« — Muä^ dnlert ef g<rr 
nid^ mcnn wir fagen / biefe a3or«ttlbefil4mmttng bejiel^e ^ nur 
auf bie iujkrn Sd^tcffafe; auf bie Sf)eiina()me ober 9{i«^ei(« 



Aap IX. 1 — !8. 223 

nai>me an ber Zfycottatic* S>etin au(^ ttefed/ n)a§ mit 9(eu$arcd 
nennen/ fann bod^ \)on @ott nur geotbnce werben ju getfHgen 
Bwecfen unb mäf geifH^en UrfadKn* — S)aß ber StuSbrucf 
''3<^c^& l^abe t(^ geliebt/ @fau Oabe id^ gef^affer^' nid^t wortlid^ in 
bem menfd^(icl^en @tnne \>on ^a^tn ju net^men \c\), bebarf n>oi)l 
faum ber @rn>ä(;nun9. yiiö^t nur n)et( bieJ^ebrder eine minbere 
Siebe in 3itt^Uiöf ju einer ftdrFern ^ a p ju nennen pfUet^en/ fon« 
bem befonber6 n>ei( ein {^affenber @ott ein fidf^ felbft miberfpre« 
^enber Segriff ifl unb fo me( f)ei0en mürbe a(6 eine t;affenbe 
Siebe/ Fonn baruber bei niemanb bie $rage fet^n^ ber ta mei^ 
ba^ ©Ott bie Siebe ifh 9(ber aud(^ eine mei>rere ober minbere 
Siebe ift in &ott ni<^t benfbar ol>ne einen ©runb ber in ber 
freien Zl)at beS @egenftanbe§ felbft liegt Unb mie e§ in ber 
2Beid()eit ®a(om* 1 1 / 24. fet)r fc^on l;eigt '^^Du (iebft olfed mad 
ba ift/ unb f>affeft nic^ ma§ bu i)ert>orgebrad^r (;aft; 
benn bu t)a^ nid^t§ gefd^ojfen maft bu l;ajfen fonnteft/^^ fo Ton- 
nen mir mit g(ei<^m JRec^r fagen : ©ort i)<it t\xd)t 6inige§ meniger 
(ieben^murbig gefd[^affen atö $(nbcred um e§ meniger ßeben ju 
muffen/ ber ©runb be5 SBenigeriieben^ ©otfe§ fann alfo nur in 
einer SBeränberung liegen bie in bem Srfc^affenen burd(^ beffen 
eigne 93erfd^u(bung vorgegangen ifh 

2Bie fbnnte maiy nac^ bem ©efogten/ nun nod^ bie minbefte 
J&irte ftnben iit bem mad ber $())ofte( ()ier vorträgt? mie finnte 
man munfc^en feinen SBorten eine irgenb veränberte S)eutung )u 
geben ? S>aft ^rre unb ttnmitrbige mad ä3ie(e t)ineingetegt t^abeU/ 
ba^ ©Ott nid^r nad^ feiner iUlmiffenbeit / 9(Umei6()eit unb Siebe bie 
®d^f(ffate ber lOienfd^en leite/ fonbem nad^ einer feinem SBefen 
miberf))red|^enben fB\\itüt)t viele )u emigem Unglud unabdnberlid^ 
befKmmf f^abc/ ifl bem %po^d eben fo fremb M &ott felbft« 
^u(uö/ bar ed erHAren milf/ marum )u berS^i^ von me(d^er 
er rebet nic^t olle Juben Sl^eiine^mer bei Snefftadrei^d merbeu/ 



224 Staif. IX« 1 — 18. 

ieigty ba$ &ott fo ttwai nie t>erfpro(i^cn t)aU, tag aber Me 5Be« 
fal;tgung ber SDlenfc^en ju ber Zl)6tnal)mt an ben i;b(i^ten getftt 
gen ®aben unb bie Einleitung baju butd^ bte an B^t, Dxt unb 
anbere SBerl^iltnifTe gebunbenen Sebendfd^icCfate bet gottttd^n 2Be(t« 
resientng unmbglid^ von ber menfd^tidf^en 93ernunfe fbnne erfaßt 
werben/ fenbern t)erei;rt merben mujfe ald 9taet)f(^(u$ @otted/ M 
9iefu(tat ber 9(an>iffent)eit/ 9CUn)ei6iKit unb SOUiebe» 

SBad foQen wir nun fageu/ fäl)rt ber SIpoftet fort^ tfl ®on 
ungere(|^t? badfe9 ferne« SQBie bunfel unb t>em>i)rren un6 bie eige« 
tten ober SCnberer Seben^pfabe erfd^einen mögen / wie wenig unfre 
JBernunft im @ranbe fepn mag ben ^(an ber gbttUd^ Siebe in 
ben @d^i(Ffa(en be§ Sebenft ober in ber ©efd^i^te iu ertennen ober 
au<|^ nur ju at)mn, immer bttoat)tt und bod fe(fenfefte 3Bort '/ e§ 
tft unmbglid^ baß®ott ungered^t ivf,» »or fret)eU;aft anma^enbem 
Urrl;ei(/ oor gweifeln an ber SBdSi^eir M S(Uweifett/ an ber 
Siebe M «Uliebenben. — £) fyittm manche 8Cu6Jeger biefer ©rette, 
biefen wamenben unb be(e()renben jBuruf M Kpoftett nid^e au§ 
ben 9(ugen/ auft bem J^erjen ))er(oren/ \>or we((l(^em graufeni^afren 
Slbwege wären fte bewai;rt geblieben ! — 

äRofed fagt (5/ 32. 4«) ''SCUe SDBege ®otte< fmb @ered^tig« 
Feit* Sin @ort ber Sreue, oi)ne falfd^, geredet unb grab ift er«'« 
Unb iu bemfelben SDlofed l^at @ott gefagt ^' SBein ic^ gnäbig bin 
bem bin idl^ gndbig, unb wen id^ (iebe ben (iebe i(^«'i (2/ 35* ig.) 
9((fo mu^ ber leerere SCudfprnc^ beftel)en mit bem erftern ; a(fo 
muß/ wenn ®ott Sinigen nid^t fo(<^e fidl^tbare SBeweife feiner Siebe 
giebt aU anbern / biefe S3erf(^ieben()eit bennodl^ vereinbar fepn mit 
feiner ©ered^tisfeit« !Die ®aben unb (Erweife ber Siebe 6)otreS 
alfo/ bie aud^ @aben unb Srweife feiner @ered^tigFeit fmb/ \)in* 
gen bur(|Km§ nid^t ab von h^m eigenmdd^tigen 2BoUen unb @tre« 
ben M SNenfd^en/ nid^t t>on bem waft nod(^ er felbfl ift/ loaS 
m^ ni(i^t wieber gbttlidl^ in i(>m geworben ift; ber SDlenfd^ lann 



Aap. IX. 1 — 18. 225 

iDcbct feine Sebcngf(l^icffä(e [lä) fd^affen/ nod^ Faun er bnti) fidf 
felbft unb feine ^anbtungen ftd^ bie Siebe unb 23Sol)U(jaten QiotM 
»erbienen, fonbetn allcö ift freie ©abe ber cjotriici^en grbarmung* 
Unb eben fo wenig fann auä) ber ftoljefte , mdd^tigfte Äonig burd^ 
fein o\)nmai)txiicf> Si;un Im ^(dnen ber gcttlid^en Siebe ba^ min« 
befte Jg)tnberniß in bm 9Be.q (egen. 3(ud^ n)a§ ein fold^^er^ hm 
gbtttid^en 6)efe^en jumiber/ t)oUbringt^ muß in b^t J^anb be^ aUeö 
leitenben ©otted jur ^eforberung ber gotrIidKn Slbfid^t bienen* 
©er unbeugfame ^()arao I^anbelte allerbingd fefbft, b* f> feiner 
oerberbten Statur gemdg , inbem er ben gotrlicl^en ^(ufforberungen 
ftd^ n)iberfe^te/ unb bennocl(^ war er nur ein SBerfjeug in ber 
^anb ©otteö, bejfen SSerberbtljeit fetbft bie SSorfefjung fid^ be- 
biente bamit ba^ gefcl^el>v «>a6 gefcl^el;en follte* ©drum habe xd) 
bid) erwecCt/ bid^ (;ingefteUt an biefen ^errfd^erpla^ / t)ei§t e§/ ba^ 
mit iä) an bir meine üDlad^t jeige unb mein S^ame \)erfünbigt 
werbe auf ber ganjen Srbe. @^ war ber SBiUe @orted/ ba^ ba^ 
jubifd^e 23c(C unter fo fd^wierigen Umftdnben / wiber ben SBiUen 
be& SbnigS^ ätegppten \>er(affen foHfe^ wo))on biefer eine ©runb 
wenigftend leicht in bie ^ugen iillt, ba^ biefem äSolfe ein ein« 
leud^tenber aSewei^ »on ber SDiad^t feineö &otM fottte gegeben unb 
fein nod^ fd^wad^e^ S3ertrauen ju bemfelben geftdrCt werben unb 
ba^ and) anbere fßbiUt aufmerffam werben feilten auf bie ©roße 
biefe^ Q)otteg« ©arum mußte gerabe ein fo wiberfpenftiger S!bnig 
auf bem Zt)ton 3(egt;ptend fi^en^ benn unter einem nad>giebigen 
tpdren biefe Srfotge nid^t l;erbeigefu(;rt werben* 9lber ©ott fd^uf 
nid^t ein wiberfpenftigeS^ ()atTengwertl)e3 SBefen unb fe^te eS jum 
Sonig über Slegt^pten um e^ I;ajfen^wert() ju ftnben unb ^u jud^« 
tigeu/ fonbern ©ott fe^te von bm \)ori)anbenen 9}ienfd^engeiftern 
gerabe einen fo(4)en ju ber geit auf ben £t)ron ; ba^ alfo bie bbfe 
Zi)at beö Sbnig6 beffen eigene Zt)at war, bie fegen§rei(^en Srfolge 
aber attein ber gbttlid^en $(norbnung }ujufd)reiben waren« — 

15 



226 Aap. IX. 1—18. 

SBJdc^ eincSef)te fiir Si;ranncn unb S5offert)crbcr6er! @ie »dienen 
in frechem tlebermutl; bie ®d^icFfa(e ber \t)tim preid<)cgebencn 
9)lenfc^(;ett ju knfen , unb ftnb bod^ nur ^ned^te bie toiUv xt)vm 
aSBIllcn bie ?(bfi(^ten M tl)nett unbefanntcn J^crrn bcforbern* ^i)tc 
^o6(;ett ift t()re eigne ^ unb ber unau^bteib(id[)e Sof)n berfelben cr^ 
toartet fte^ aber bie guten Erfolge/ bie fie nid^t beabfi^tigen aber 
nid^t vert^tnbern Fbnnen ^ finb @otted 2BerF* SBdl^rcnb biefe mit 
J^o(;n unb Söerad^tung l;erabfe()cn auf bie ©d^Ia^topfer if;rer 
@raufamFeit^ fpied^en jenein ihrem .i^erjen , wenn fce it>af)rf)aft 
(Sl)riftu6 an9et)6ren/ "S>u (;ätteft feine üDiad^t über mi(l(^ n>enn fte 
bir n\i)t gegeben wdre*', fro()lorfen in ifjrem 3»nern unb ftnb ge= 
tüiß, weil fie ®ott lieben, ha^ aucf) biefe§ Seiben ju il;rem SBeftcn 
bienen mufi, 

@o erflart fidS^ atfo ber (Sinn ber SEBorte ''®ctt tft gndbig 
wem er will, unb tjerl;drtet wen er will'/ ganj einfadE^ unb 
naturlid^« B"^ S3erftdnbigung M für ftc^ allein betrad;tet un§ 
alterbingö anftoßigen Stuöbrucfö ©ott »erl^drtet !)aben wir 
nur no<^ ju bemerfen, baß^nad^ morgcnldnbifc^ Frdftiger SBcife 
biefer Srfotg/ wie jeber anbere, mit Jg)inwegtaflfung ber 3wifd)cn* 
urfad)en , unmittelbar auf ©ott jurucfgefuf)rt wirb* ©ott l;at 
<|M;arao erf(^affen, wie aUeö Stnbre, ®ott \)at bie Umftdnbe (;er* 
beigeful;rt unter benen ber 2ro^ bed ^()arao immer gefteigerter 
I;er^ortrat, ha^ er atfo ben SDlenfd^en l)drter erfd^ien aW fte frufjer 
tf)n fennen ju lernen ®elegenl;ett gef)abt I)atten, baher ber furje 
Slu^brucf : ®ott ^jerljdrtete i()m ©aß ubrigenö biefer 2tu§brurf bem 
gleic^bebeutenb fe^: ^l;arao t>erl;drtete ft(^ felbft, er(;ellet beurlic^ 
au6 2 SÖH 8, Id. 32; 9, 34**) 

$(ber aud^ für ^()arao felbft unb feine Sned^te, bie wie er 



*) erbe Icfcn^ivertb ftnb hk &uütn mldit S^. Dr. 2:oIu(f 
bet bufem ^erfe au$ Ongenetf anföbrt. 



Aap. IX. 1 — 18» 227 

ii)v Jg^erj t)crf)drtcten, fonntc bcr nad^ gotriid^em 9lari)fc^(u§ über 
fie ()crbci3efu()rte Srfo(g unmcglid^ \)erbcrbli(l) n>erbcn im eigcnt« 
Itd^en ©inne» S2B a r b er nid^t in ber Zl)at fc^cd^tcr bat>mä) ba^ 
SDZofe§ mit i(;m rcbete, fonbcrn gab bie^ i()m nur aScrantaffung 
fid) fo f(l()(c(l^tiu i eigen afö er wirflic^ war, fo Fonnte biefer 
äußere Srfolg ü)m au6) (menfd^lid^ ju reben feine größere ®trafe 
jujiefjem 2Bo(;l aber Ponnte bie \)on xl)m nic^t I;erbeigeful)rte 
(Sntwidftung aud) il;m felbft l;ei{fam werben. 93Sar ndmltd> bie 
@rfa()rung feinet Se6en§ an i()m nid^t verloren, weJd^eö anjunel)» 
men mir ganj unmbglid^ wäre, fo mußte er nacl^ feinem 2:obe 
lernen wa^ er n>af)renb feineö Sebenö nid^t f)atte (ernen fönneu, 
ba^ e6 aOBal^nfinn fe^ wiber ®ott ju ftreiten: fein \)er()drtete^ 
J^erj mußte anfangen fid^ ju erwcidjen, wenn aud^ burd^ Seiben 
\)on weld^en wir feine Siorftettung (;aben fonnen. 

19—21. S>ti »trft nun mir ermtebern: %U fcf!u[bigt er Um 
tto* an? ©enn »er fann feinem SBiüen wibcrjieb««? — 

20 9(ber/ o SRenfcfi! mt bift bu/ baß in mit ®ott redl^uil? 
6pri(bt aucb ba$ ®ebilb jum ^ilbner: marum f>üft in 

21 mi* fo flcmacbt ? Ober bat nicbt ber SSpfer gj?a*t über 
bcn %bon, aui$ berfelben ^a^t ein ®efäß |tt cblem @ebrattdft 
iu fertigen / ein anbered in uneMem ? 

©ie 2el;re von ber 5JlotI)wenbigfeit wcld^e ^au(u§, feinem 
J&auptjwedfe gemäß, in ftarfen Umrijjen aber gan5 einfad; unb 
o^ne weitere grorterung l)ingefteUt unb nur mit ©teilen bee St. 2:* 
belegt l)at, fuljrt unfet)lbar b^n reflectirenben SBerftanb ju ber 
$rage: SBie fann benn, wenn alte§ nad^ b^m unabdnberlic^en 
SRatl)fd^luß ©otteö gefd^te()t bem nid^tä ju wiberfteben t)ermag, 
©Ott iugleid^ wollen , ba^ ittoai anbereö gefd)el)e ate xt>a^ wirf lid^ 
gefd^iel^t ? aSBie fann er bie Sötenfd^en jur Söerantwortung jiel^en 



228 Aap. IX. 19—21. 

Ü6er ta^ n>a^ fte tiefer Slotl^wenbtQfeit gcmdg voHbringcn? ©ie 
$rage brängt fid) iebem benfenben SOZenfd^en fo natürlich auf^ ba^ 
ber fetbft fo fd^arf benfenbe unb jum ©enfen aufforbembe ^auluö 
fie getoi^ niemanben jum 93ormurf niad[)t/ um fo tDeniger ta ja, in 
®efncl^t)eit feiner eignen SeJjre, fte in bem ber fie aufroirft not^- 
menbid entfte()t/ unb er dfo aud^^ biefer 9{otl;n)enbigfeit nid^t 
entgelten fann* — ©arum fonn id^ aud^ l?ier wieber nid^t, mic 
fo viele Sluöleger, an ()ortnacfii]e, bie SBorte beö SCpoftefö abftd^t* 
(td^ mißbeutenbe 3uben benfcn^ \}on benen ^aulu^ biefe i^ragc er- 
tDarfe unb bie er mit einer nur ablel^nenben Srtpieberung abferri- 
gen wolle, fonbern id^ glaube welmef;r, baß er fte fruJjer oft fic^ 
felbft oufgeworfen l;abe unb fie eben fo )>on mUn anbern aud^ 
SQBot)tmeinenben erwartet 3fu(^ ift, xcah ^autud gundd^ft ftatt 
einer Stntwort folgen laßt, feineöweg^ geeignet ben wiberfpenftigen 
3uben jum (Sd[)weigen ju bringen, benn biefe gleid^faltö auS bem 
«♦ Z* entleJ)ntcn ©dfee (3ef. 45, 9; »ergU 3ef*29, 16 u* 3er. 
18, 6) fpred^en nur benfelben ©ebanfcn in treffenben ©leic^nifjen 
ouf bie ftdrffte 938eife auö» SSoHte aber ber 3ube bie frül;er aiu 
gefuljrten ©teilen nid^t afö Seweiö gelten lajfen unb gab il;nen 
olfo eine anbere IDeutung, warum follte er^ mit biefen nid^t eben 
fo mad^en? Slbcr, xva^ bie *^au})tfadl>e ift, ein folc^er 3""^^ 
fprad) ja* feinem @ott feinet weg^ ba§ S3ermogen ab alled nac^ 
feinem aOBiUen ju lenfen, er bel)auptete bieö \)ietmel;r felbft »on 
!l)m, fe^te aber t)iniu, baß fein ©ott biefe§ fein SBcrmogen an« 
wenbe um i^n , ben 3"^^» / ^«>^ öllen anbern ü)tenfd^en ju fegnen 
unb JU begtudFen. ©iefe^ te^tere a5orurtf)eit war' e5 wa§^aulu§ 
bem 3«b^« benel)men wollte unb we§l)alb biefer il;n anfeinbete. 
Jffienn alfo ^aulu6 in bem @a$e: ber Jopfer \)at ^SHaifyt au§ 
bem 8el)m weld^e ©efdße er will ju bilben, aud^ bm ©ebanfen 
mit au§fpred^en wollte: ©ott i)atS)7ad^t aud^ bie .Reiben ju feinem 
Sleid^e l)iniufül)ren, fo Wugnete ber 3ube bie§ nid^t l;infid^tlid^ 



Aap. IX. 19 ^21. 229 

ber fBtai^t ©otted/ fonbern nur i;mfid^t(icl^ feinet 2BiI(cn6/ er 
()atrc atfo gar feine Urfac^e bie S5ef)auptung bed ^poftefö ju be« 
ftreiten^ ba^ aKed nad(^ bem unabänbertid^en SBiUen &otM ge« 
fc^e(;e. 

3Cn einen n>iberrebenben 3uben backte ^au(u6 a(fo t)ier fo 
wenig ate in ben frühem ©teilen feine§ aSriefeö n>o man berjjleid^en 
Ktmuti^et t)at unb i)atu and) Feine ä3eranlaf[unc) an i()n feine 
Snuieberung ju rid^teh^ inbem et ©laubigen/ mit Sl;riftud burdS^ 
bie ©eifte^taufe t)ereini9ten SBrubern, Unterweifungen über bie gött- 
liche SQBeitregierung ert[)ei(t bie nut fol(^e auf jufajjen unb ju xviix^ 
bigen im ©tanbe finb. %üt biefe aber ift bie neue J-rage, bie er ftatt 
^Beantwortung ber erften auf wirft/ eben bie aller belet)renbfte 
unb befriebigenbfte 3(ntwort* @ie ent()dtt bie gurucFweifung bed 
forf(^enben äSerftanbe^ in feine rid[^tigen ©rängen / welche }u über« 
fteigen i|^m/ feiner IRatur nad^/ ganj uo^oglid^ ift S)er ä3er« 
ftanb oermag ni(f)t6 weiter atö aud gegebenen ^rdmijfen / gemdf 
ben ©efe|en M fDenfend/ burd^ Kombinationen ©d^luffe/ S*olge« 
rungen (u 5ie(;en / unb je fc^drf er ber SSerftanb ift befto weiter 
fann er fortfd^reiten in feinen ^-olgerungem 9(ber \)ermoge eben 
biefer S>enFgefe^e Fann bah Slefultat nur gleichartig fe^n ben ^rd« 
miffem 93eridugnung be§ ä3erftanbe$/ SBal)nfinn alfo ift e^/ au$ 
irbifd^en/ enblic^en ^rdmiffeu/ überirbifc^e / unenblid^e Stefultate 
jiel;en ju wollen* S)em SSerftanbe aber^ al§ fold[)em/ bem irbifd^en 
9)lenf(^en, fel)Ien bie uberirbifd[>en ^rdmijfen/ folglid) Fann biefer au<f> 
burd^ bie Operationen feinet öerftanbeö nic^t ju uberirbifd[)en 9le- 
fultaten gelangen* S>ie uberirbifd^n ^rdmijfen aber Fann er nur 
t)emef)men/ in fo fern er burd^ 9lein()eit bed J^erjend wieberum 
SBürger ber uberirbifd^en SBBelt geworben ift; t)at er fie aber empfan^ 
gen fo Fann unb foU er allerbingd fte ftc^ orbnen naify ben ©efe^en 
be6 IDenFend um fie auf feinem menfd^lid^en ®tanbpunFte fid^ 
anwenbbar ju machen* SBoUte aber ber 3rbifd)e ftci^ bie l;imm» 



23J Si(iV* IX. 19 — 21. 

fifd^cn ^riimitTcn t)on ba(;er oerfc^affen n)ot)tn er neu) m<^t gcfan* 
gen tann, fo n>&re bad e6en fo t\)hxid)t M toenn er {id^ vorfe^te 
(Srfa()runden in einem anbern 9QSeIrfbr))er ju fammetn/ ju toeld^em 
ber Sutritt il;m tjerfa^t ifh — @o fann ber 5laturforf(^er t)on 
trbifd)en @rfa()rungen au§gei)enb unb biefe oerftdnbig ccmbinirenb 
bid jur SennmiH ber @>efe^e ber SBenoei^ung unb ber bat)on ab' 
l^dn^enben Sinrid^tuni) be§ 9Be(rgeb&ube§ l)inaufftei gen ; aber \)on 
ber gmccfmd^gteit ber Einrichtung be^ @an}en fann er n\d)t^ 
to\\jm, atö in fo fern er einen I}c4^ften ^totd babei »orau&fe^r« 
IDiefc S3oraudfe^ung aber Fomnit i(;m ))on einer ganj anbern @eire 
ate ber ber irbifd^en (Erfahrung unb ber 9lec^nung: bal;er aud^ 
g(ei(^ große älftronomen/ bei i^bUiger Uebereinftimmung i(;rer n^if« 
fenfd^aftlid^en SRefuItate/ ))on bem legten Bn>ccf M SBeltgebdubed 
bie abn>ei<l^cnbften 9){einungen i;aben; unb ni^t feiten übertrifft 
in biefer ^in{t(f)t ber unnoijfenfd^afriid)e ®auer b<^n gelet^rteften 
JRaturforf^er^ 

SBenben n)ir t>ah ©efagte auf bie ))orliegenbe $*rage an, fo 
ntug n>oI;( jeber fid^ ergriffett fu()(en von ber Sraft ber SBorte be6 
Stpoftefö: n>er bift bu !!){enf<^/ \>ai bu@ott jur äied^enfd^aft )ie()eft? 
9Be(([)er @nb(ic^^ fann fo ))erntetfen fepn bie ^)>(dne be^ Unenblid^en 
erforfd[Kn / burd^fd^auen ^ ja meiftern ju n^oKen ? — SQSaö fannft 
bu tvijfen über biefed @e()eimniß / M voah ed bzm (£n)igen gefdUt 
bir f unb ju tf)un ? Unb n>ad er bir f unb t(;ut t>on bem Unenb« 
Jidi^en, fann e5 gemetJen werben nad^ enbtic^em ^la^l — 
Ü)luß nic^t ein jcber, er mag fic^ nod^ fo weife bunfen^ eingeftel)en, 
baf) er ein @cbi(b ift be^ unerforfc^li(^en 39i(bner^? baß er auf 
bie $rage: warum bin id) a(fo gebitbet/ feine anbere 9(ntwort i)at 
unb au§ ftd^ fe(ber ()aben fann afö bie , baß ed bem S&ilbner alfo 
gefallen ()at? 2Beiß bodE) aud^ ber ge(e{;rtefte ^orfd^er ni(^r ein« 
mal bie @efe|e ber @ntftef)ung unb 33i(bung unferö irbtfc^en SSor« 
perS anzugeben; unb wenn er ed wußte / er würbe bod^ nur wif» 



Aap, IX. 19 — 2K 231 

fcn hai eS fo ift/ unb mi)t warum e§ fo tfh Unb er folUe fi^ 
t^ermeffeu ba^ Sfßarum bicfed SS>arum au§ eigner Sraft ju ci^mU* 
tdn/ foUrc mit ©ott rcd;t<n über ben »jMan feiner SSBeiä{;eit? — 
2Ba6 ift benn nun in biefer äiergleid^^ng beg 3())oftcIS / bie man 
fo furchtbar gefunben l;at/ ^urd^tbareS/ ha fie nid)t6 n>eiter an^ 
f prid^t a(6 ba§ xoa^ 3cber eingefte()en mu§ ^ ba^ n>ir @ebilbe ftnb 
einer l)öl)ern iDtad^t, fep e§ bafj wir biefe unerforfd^lid^e iDlad)t 
©Ott nennen, ober SSeltgeift, ober D^atur ? 3lirf>t in bem ©(eic^* 
ni§^ nid^t in ber S6at)ri;eit felbft bie eS au^fpricl(^t , liegt biefed 
^urd^tbare, fonbern aHein in ber $(rt unb äBeife wie wir fie auf» 
fa(fen unb bie allein von unferm geiftigen ®tanb)>unFte abi;dn« 
gifl ift* 2Ber ©oft m&)t Pennt bem ift biefe SZBa()rl;cit {urd^tbar, 
bcnn fte füt^rt if;n jum S*atali§mu$/ giebt if)n prei§ bem B^^oM 
cb^r einer i()m voUig fremben 9)la^u SBer ©ott nur afö einen 
SDtdcl^tigen fennt, bcn füfjrt fte ju fElavifdjer %md)t, ju abergldu* 
tifd^em ©ienft, burd) ben er ben S'W^^^tbaren fid^ geneigt ju ma* 
d^m fud^t/ ober jum SBaf)ng(auben an einen partl)eiifd^en , ober 
Iaunenl;aften ©dmon. 925er tm ©ott ber Siebe fennt unb im 
J^crjen (>at , ber fennt feine §urd^t , benn bie Siebe treibt bie 
gurd^t auö* ^\)m ift ber ©ebanfe nid)t allein nid>t fd^recfenb, 
ta^ ©Ott aUe§ nad^ feinem 93Sitten lenft, fonbern er pnbet barin 
gcrabe feine allerfeligfte Serul)igung. 3n wejfen Jg)dnben foUte er 
bie SBeltregterung lieber wiffen, atö in benen ber 3(lUiebe; wet 
d^em @dE)icffale, wetd^er jJlotl)wenbigteit foUte er vertrauensvoller 
ftd^ unterorbnen at§ ber gottlidE^en , von ber er weiß , ba^ er unb 
Sllleö i()r unterworfen ift auf -Hoffnung, um l)ingefut)rt ju werben 
iur gbttUd^en S''^ei(;eit unb ©eligfeit ? — 

!Die ä3crgleid^ung weld^e ber SIpoftel anwenbet, befommt einen 
noc^ trefjfenberen ©inn, wenn wir unter bem SBilbner bm erlofen« 
btn ©Ott und benfeu/ ber au§ ber SDtaffe, bem dfyac^ toa^ burd^ 
bie ®(^ulb ber ©efallenen entftanben war, nad; feiner unenblid^en 



232 ÄOP» IX. 19- 2L 

5©ei6l)ett alleft otbnenb btlbete, um e6 feiner ma{;ren geifHgen ^ia^ 
tut ent9egenjufü()ren* SEBir , bie n>ir bie jDrbnung in Unotbnunij, 
btc l;6l;ere Slatur in eine unqeftoltete SJaffe t)em>anbelt I)aben, ȟtt 
foUten ©Ott wrfd^reiben natS) welcher SRegel unb in weld^er ^ofge 
Sr bie Orbnung fjerftellen f oUe ? 93Jer anberö olö Sr Fonnte ben 
innern flOBertl; unb bie Sraud^batFeit eineö Seben ju ®cincm 
Swecfe fennen unb bem gemäß H)m %otm unb ©teHung geben, 
xt)n jum ©efdß ber St)re ober Unel)re machen ? 

aSoUfommen feftgeftettt hat alfo ber SCpoftel ben ®a^: 8(Ue§ 
in ber 9Be(t ber Srfd^einung enftDicfeft fid^ gemäß bem unenbtic^en 
fRati)\i)l\x^ ©otte^* Unb nun fd^reitet er fort in feiner (Sr* 
(äuterung« 

22—33. SSenn aßet ©Ott/ ttibetti er feinen So^n }eigen unb 
feine 9Rac(it fnnb ti^un müu, mit ifieUr Süngmut^ trug 

23 bie ©efäße be« Botni, bereitet intti ^Berberbeu/' feltfi 
um iit pae feiner ig)errltc^feit funb iu tbnn an ben ©e# 
f 5f en ber ©nabe bie er ))orberbereitete jur 'i^errUctf eit : 

24 — unter benen er aucb und berufen/ niddt aui bcn^u^en 

25 aOein fonbern aucff nutf Itti i^eiben: — mie er ancft im 
^ofeatf fpric^t: ,,^(p merbe wai nicbt mein93o(f ift mein 

26 93oIf beißen unb bie 9licfitgeliebte ©eliebte. ttnb ma^r^ 
licfi/ ti n)irb gefd^ebeu/ baß an bem Orte ba iK^nen gefagt 
marb/ i^r fepb nid^t mein ^o(f/ fte eül^ne Ui lebenbigen 

27 ©otteö genannt werben.« Sefaia« aber ruft atM über 
3ffraer: »SBfire bie 3«^ ber 6i(tne Sffrael »ie ber 6anb 

2S Ui 9)leereä/ bocd wirb ein Ueberrefl gerettet werben, ^mx 
ben 9}efc6(nß boOflretfenb t^ut @rd auct^ auf ftirießem SSege 
in ©erec^tigfeit; ia, fcfinea uoafu()ren wirb ber^err ben 

29 S3efd^(ttß anf ber ^rbe."" Unb wie ^efaiaS bor^er gefagt 
bat : nipfitte nicbt ber ^m S^bmif und 6amen übrig ge« 



Aap* IX. 22-33. 233 

laifcii/ mie 6eb0m to&xtn tvir gcmorteit/ ttti^ (Somottffd 

30 mSren iDtr &Wiä) gemorben/' — SGSatf merten mir imn 
fagen? $ei^en/ »dc^e tiid&t ti«* ©ere^tigfeit ßejlteJt 
()a6eii/ UUn Sered^tigfeit erlangt bie ®erec(ttgfett nfini' 

31 Ucf^ aud bem (»lanbtn. ^fvatl (hingegen/ ml<b<i einem 
®efc$ ber ®erecbtigfeit nacbflreftte/ ifl md nidEft jnm @e<» 

32 fe( ber ©erecdtigfett gelangt. SBarnm ? totil [ti fte er^ 
ftrebte} nic^t bnrcb ben Glauben/ fonbern burc& ba« ®efe9 
be^ i^anbeln^« 3>entt fte ßteßen an ben 6tein be« 9(m 

33 Mtif ' wie gefctirieben flebt: »0ie^e ic^ lege in 3ion 
einen 6tein Ui^nio^ti mib einen %ili M Strauchelnd: 
itnb mer an ibn glaubt mirb nic^t }u 6d!ianben merben." 

^ie \)axt Ffingenben SBorte ju Sinfang werben nad^ bem 
frufjer ©cfögten feine ©d^wierigfeit mad)en. 3orn ©otteft tft, wie 
wir früf)er gefeiten f)a6en, fein gänjlid^e^ SDlißfaHen am 99ofem 
©iefe Unvereinbarfeit bc§ SBofen mit ®ott bewirft in 3^/ ate 
Srlifer gebac^t, ber bie funbf^aft ©eworbenen wieber mit ft<^ 



23) xal^ nnter anbern SmecTen aucb Daju. 28) Xo^og htt Sutf* 
fprud) ®otte^ = fQtfdln^. @r fpricbt gleiAfam nur Datf Un« 
n)tberruf(t(6e aud. tlnt) inbem er ben fBefck(u§ DoOslebt/ c^w* 

. TcXcDi', tbut ettf juglel* auf bem ftirjefle« SEöege/ avyWfivfflv» 
(abfcbnetbenb.) @o fcbeinen mir btefe SDdrter in ibrer gemöbn* 
Itcben ^ebeutung ben ©um ber Stefle (gef. lO/ 22. 23.) om 
beften »ieber su geben« — (&i liegt aucb ^^tin eine (Be0A« 
tigung be^ @abetf: ®ott tbut oOe^ nacb feinem 9tatbf4itt6/ 
Pbne ^inrebe: aber mit Oerecbtidfeit. 30) $aulutf batte ben 
93er^ 22. anfangenben ©al^ nm ^nhc be^ 23flfn ^erfetf unter« 
brocben/ um ben 8n)if<()enfa^ : auA ba^ ift Sorberbeftimmun^ 
®ottetf/ au^iuföbren. (&v nimmt atfo bier tenen 6a( wieber 
auf mit ben Worten tl o^v ^povpcr. ^. bie ^rfUrung« S)ad 
oiv if aUo: bemnacb/ bemjufoige/ bann. *3i) vo^oq^ wit 7, 
23 / in bem ©inne Wegel / SDelfe. — 8n bem oin IcfSoae 
liegt: ift nicbt früber/ ntcbt fo ba(b aU bie anbern/ batu ge« 
fangt. 



234 Stav. IX. 22^33. 

Dercinigen xoiH, eine ®(l^eibung be^ 936fen ))om @uten/ ii>e((^ 
nid^t anterö a(d (deiner jhafc fe^n Fann^ unb toobei ba^ n>ad 
etgenrtkl^ Siebe @otted ift/ inbem e& ftd^ jefigt unb fd^meribaft 
etn)>funben n>trb/jatö ©träfe/ ate 3i>^n erfd^etnt^)* iDer 9(ud- 
brudF: @efdge bed gotnd/ ber ©nabe^ f^et^t i;ier ganj natürlich 
in $o(ge be& unmittelbar voriger gebraud^fen 6)(ei<^ni|Je6* ©efdgc 
be§ gornd finb bie, u>e(d^e ^efuHr fmb mit ber Urfad^e beS Bo^^nd, 
bem ä3ofen* !Dem SSerberben^ bem Unglucf/ aber md[)t einem 
en>iden/ ba)>on ift nirgenbd bie SRebe^ falten fie aUerbingd ani>eim/ 
n)eii UnglucC bie \)om S36fen unzertrennliche S*clge ift bereitet 
fmb fie alterbingd t)on ®ott/ in fo fern er i(}nen/ afö 93ilbner ber 
iDlaffe/ it)re je^ige %9tm gegeben {)at^ aber nid^t bie 9)tajje Oat 
ber jBilbner gemacht/ nid^t t>a^ SBbfe l)at @ctt gemad^t (Sr l)at 
gleid^fam ber »orbanbenen bofen SDtajfe bie feinen liebe\)oHen SCb« 
ftd^ten entfpred^enbfte ^orm gegeben , f)at aM jebem ba^ SSefte 



*) 9Ber ed ben ®cfirift0eG[ern bcd bleuen Xtüamtnt^ inm ^or« 
ivorf macben tvollte/ tag ile it)ieörr von 8orn (Bottti reben/ n<i(b« 
bem lle ®ott of^ ben unDeränberlld) i^ifb^nb^n barge^eQt baben/ 
ober mt aud folcben Sfudbrucfcn folgern n?oQte/ bag iie brnnoch 
@ott ficb al^ einen Sorntgen gcbacbt btUteit/ bec »ucbe undef^br 
fo oerfabren mt tin ©cbuUr ber Autonomie f ber/ nacbbrm tbm 
fcbon bargetban ivorben/ bafi nid^t bte @onne unb bie ivt^ilctne 
ibren Ort oeränbern/ fonbern bie fcbetnbare Ort^ueränberupg ber« 
felben in ber Q3eivegung ber Srbe tbrcn CBrunb iaht/ un^ ber 
nacbb^r bennocb ben £ebrer bon 8(uf « unb Untergang ber €onne 
unb bei €fterne reben borte^ baraul folgern woOte/ ber £ebrer tou 
berfo»ed)e flcb felbil ober er babc feine frfibere Slnftcbt geänbert. — 
iDon ber (Srfcbeinung mu§ o0cr Unterriebt ausgeben/ unb fo mufite 
aucb H4 ^lu ^effament feinen tXnttnidyt übet e^otr an htn ftnn« 
lieben SOlenfd)en oon bem in hie illugen faUenben/ ihm S3eoreif(tcbrn/ 
ausgeben loffen« 9^ad)bem notr aber belebrt worben finb/ hai aUt 
Q^erAnberung nicbt in ®ott/ Dem unoeränberlicb ßicbenben/ tbren 
®runb bahtf fonbern in untf; ben ^erAnberlicbm/ fonnen bcnnocb/ 
ber flütkt unb fr^fttgen iBei^etchnung roegen/ bte fruber QebraudUen 
Slutfbrutfe obne iSebcnfen heibtl^aUtn n)etben/ H eine SiTltgbcurung 
berfelben von bem (Stngeweibeten gar nicbt mebr i\x befürcbtcn ift. 



ap. IX. 22 — 33. 235 

^ gebUber, tocA barauS fic^ bi(ben (te^ -~ fÜHan mt^c^z übitf)aupt 
ni^t/ ba^ ed bc§ 9(poftctö Slbfid^t gar nid^r ift/ l;icr t)on bcn 
©trafgerici^rcn @ottc5, atö fold^en/ ju rcben^ fonbcrn baß fein 
danjcr gioecf bai)tn gei;t ju idgcn / tvarum in bem gbnlid^en 
(£nrn)icf(ung^(|ange ber 9)tenfd^(;eit/ jur 3^i( ^^t Srfd^einung beö 
ältefftad ntc^t alle 3uben jum Eintritt in fein äieid^ gelangen 
Fonnten* 

$eft unb unmanbetbar finb bie £ef(^lu|fe &etut , ()atre ber 
S())ofte( gefagt/ aber gegrunbet in feiner ^ered^tigFeit. £ein äDlenfd^ 
»ermag ed/ einzugreifen in ben @ang ber gotHid^en Sntwicffung/ 
Fein fterblid^ed 9(uge t)ermag e&/ (u burd^fd^auen ben gbrrfid^n 
fpian« SBir aHe muffen beFennen/ t>a^ rair ©efdße finb t)on 3i)nt 
5U feinem SroecFe gebilbet, SBerFjeuge in feiner Jg^anb* — SBenn 
aber bennocl^/ fdl^rt er fort^ in ber ^ntnoicFlung biefed gbttlid^n 
^(anc^/ in ber ®d^eibung bed @uten ))om S3bfen unb ber 9){a« 
nifeftation ber gotrlid^en iDIad^t in berfctben^ n>ir gen?a()r n>erben/ 
ba{3 fäott felbft bie Sofeu/ bie nic^t fäl;ig finb einjugel^en in t>a^ 
SHÄd) ber 2Bal)rt)eit unb ©(udffeligFeif / bie im 93erberben fmb 
unb bem SSerberben entgegen gel;en, nur großer Sangmurt) tragt? 
— @inen S3en)eig ber ®(^onung unb ^a6)[ii)t, n)e(d^ aud|^ hm 
©c^Ied^teften @e(egcn(;cit geben n>iU ju bereuen unb ftc^ jum 
©Uten ju menben/ mögen bie aBol;lgefinnten barin erFennen, aber 
ben tiefen ^lan ber aBeiöf)eit erFennen fle bamit nod^ nic^t. 3a 
mancbc mbd^ten wUeid^t voreilig fogar urtl)eilen, bajj biefefiang» 
muti) ©otteö mit ben SBbfen bie glüdPlid^e gntfd)eibung bej 
©d^idffalß ber ©uten t)erjbgere unb ii^nen nad^t(}eilig fei> SQBie 
aber/ wenn biefe Sangmut!; nid)t benen aHein gegen bie fie geübt 
wirb (jeilfam fepn foH, fonbern felbft ben ©efbrberten, ben er« 
n>al)lun jum ©egen gereid^en muß? («Pauluö bereitet [)ier \jor, 
waö er fpdterl;in auöfprid(>t, txn^ bie aSerftodPtl^eit ber Suben ben 
SBeffern unter ben Reiben jum ©ewinn werben mußte. SBie? 



236 XaV* IX. 22- 33, 

wenn ®ott aHt SDlenfd^cn ^ie bamatö fd{)ig xoatm in ba6 9ld(^ 
bed SRefftad einiU9ei)en/ unb nur folc^e/ atö ^fracliten t^ätte ge« 
boren n>erben (äffen, alte anbern aber atö Reiben ? Tonnen ni^t 
felbft wir einfef)en, nic^r aHein, ba^ ©efettfd^aften bie aix^ lauter 
bbfen SDiitflliebern beftdnben, benen aUe guten gef)ren unb guten 
/ iBeifpiele gefe()(t t^ätten, not()n>enbig I;dtten gel^enimt fepn mitten 
in bem ©ange i(;rer ^ntnoicf (ung ; fonbern audl^, la^ eine @efeH« 
fd^aft nur guter, aber boäf nod^ nid^t \>oHenbeter fonbern noc^ 
»eiterer SSereblung beburftiger SDlenfd^en, t)ieler i(;nen no(^ nott)' 
wenbigen ®etegent)eiten jur SCufregung unb 3(b(egung il;rer $et;(er, 
iur Uebung ber 9lad^f((l^t, ber @ebu{b, ber Srgebuna u. f* xt>. 
t}im entbel;ren muffen ? ®ott vertf^eifte, nad^ feiner unenblid^en 
SBeid{;eit, @ute unb ®d)U^U fo, ba^ jeber burd^ anbere wed^ 
felfeitig geforbert werben (onnte unb foKte* SDarum mußten aud^ 
unter ben Jg^eiben »iele fepn, bie fd()ig waren bie it)nen ange- 
botenen ©egnungen be§ S(;riftentf)um§ anjunel)mem 3« voit 
burfen wol^l ot>ne Slnmafiung t)injufe^en , barum mußten aud^ 
von biefen bamalS baju ^dtjigen unter Suben unb J^eiben no(^ 
mU in it;ren bi6i)erig^ dufjern 9leIigion§\)ert;ä(tniffen bleiben um 
in biefen für SInbere i;ei(fam ju wirfen, gewiß aber oi;ne i(;ren 
eignen 5Ba(^t(?eiL) ©iefe Srwd()(ten nun, ju benen aud^ wir ge« 
I;oren, befanben fid^ ja nid^t allein unter bm ^uben, fonbern aud^ 
unter ben J^eibem 2Bie benn aud^ biefe§ (unterbrid[^t ^id) t^ier 
ber StpofW) ubereinftimmt mit ben SSerEunbigungen, woburd^ 
@ott feinen ewigen 9{atf;fd^(u{3 un6 angebeutet t)at ^aben nic^t 
bie alten !;ei(igen @ef)er barauf l;in9ewiefen, ba^ aud^ foI<^e, bie 
nid^t JU bem SSolfe ber 3ffaeliten gef)6rten, eingefjen würben in 
ba^ 9}teffia§reid^ ? ^aben fte nid[^t aud^ bmtlii) gefagt, ba^ »on 
ben 3ffA^{i^<^n nur eine verI)dUnißmdßig fleine %niat)i baju ge< 
langen würbe? ja, ba^ ba^ ganje ä3o(f entartet fepn würbe, 
wenn ^nid^t ®ott felbft bafür geforgt l^dtte einen @tamm ber 



Äöp. IX. 22 — 33. 237 

©Uten unter tl;nen fottbeftel;cn ju laffen ? — fSknn nun wir 
fd^on tn bem unn>anbe(baren 9lat()f(l^(uß @otre§ fcld^c n)et§()eit^ 
»oMe Siebe erblicfen , toah foUen wir bann fogen ? 9)Zuß bann 
nid^t jeber B^^^f^h Kbe »orwi^ige grage \)erftummen ? Äann ein 
anbere§ @eftt{)( atö ba§ ber ^reube unb beS S)anFed übrig b(ei« 
6en baruber/ ha^ aUe^ nad^ bein unmanbelbaren 2BiHen (BotM 
geleitet wirb ? SrFennen wir nid^t in ber 9(u§wa()( unb ^üfy' 
rung ®otte6 wie einen un))erdnber{icl^en fo aud^ einen . geredeten 
9tatt)fd^Iu$ / ber nid^t auf parti;eiifc^e 93orIiebe/ fonbern auf 
^en innern SBertI) ber (£rwäf)(ten fid^ grünbet ? Jg^eiben^ bie nic^t 
nac^ ber @ered^tigfeit ftrebten^ bie nid^t eine fe(bfterbad[^te ^ \)on 
@e{6ftgefdHigfeit au^get^enbe/ ftclje ^eUigfeit fid^ beilegten/ \)abm 
bie wabre ©ered^tigfeit, ben SBertf) \)or ©ott erlangt* Sfi^öeliten 
l;ingegen/ welche einer !norm ber ©ered^tigfeit nac^ftrebteu/ traben 
jene waf^re 92orm ber ©ered^tigfeit nod^ nid^t erlangt« 2Barum ? 
SBei( \t)v ®treben nid)t aud bem ©tauben ^ au§ ber 9iein(;eit ber 
©efinnung, au6 bem wa^ \3or ©ott allein SBertt) l;at, I;enjor« 
ging/ fonbern weit e^/ aud irbifd^er SBurjet entfprojjeu/ auf 
eigenfud^tige ^xo^dc gcri4)tet war; weit fte fetbftgefätlig burd^ 
.§anbtungen unb Seiftungen fid^ ©ered^tigfeit ju erwerben t;off* 
tem ^ine fotd^e Slid^tung be^ ©emütt)^ mußte noti;wenbig ftd^ 
ftoßen an bem in gion (eingelegten %M ; fie fonnte nidE^t anberd 
al§ Stnftoß ne()men an bem/ ber/ fetbfterbad^ten unb fetbfterwor« 
benen SBertt) verwerfenb/ ©emutlj forbertC/ Slnerfennung ber 
eignen Unwurbigfeit unb Jg)u(popgfeit unb \)ertraucn\)oUe/ gläu- 
bige J^ingabe an ben rettenben ©ott» 9lur wer an biefen 5'^fö 
glaubt unb auf i(;n \)ertrauen^9oU ftdl) ftü^t/ wer ergriffen \9on ber 
aDBal)rf)eit feiner (;immtif(^en Sel)re fein ganjeö SBefen it)m willig 
tum £)))fer bringt/ nur ber allem fann nid[^t ju ®d^anben 
werben« 



23 S 



3 e ö u t e ö Ä a p i t e I. 

1 -*4« S^rübcr/ itt ®unfc6 meinet ^erjen^ unb mein &tbtt 

2 {11 ®ort für ^e^ iil auf i(r $d( abstiebtet. S)enn icb bei» 
jense ed it^aen/ baß fie Sifer um ®ott fxihtn, aber tiicf^r mit 

3 Srf enntnig : iDenn weil fte bie göttUd^e ©erecbtigfeit nicit 
fenueii un^ bie eigene Oerecdtigf eit geltenb ju machen fu4^cn/ 
finb fte ber gStt(ic6ett ®erec6tiflfeit tiicftt untertban »orbeo. 

4 ^etitt ia« ISnbe M Ocfe^ed ifi S^riflite/ {ur ßerec^tiflreit 
3ebem ber ba t^anit. 

3nbcm ber Stpoftel bie im 32ften SSerfc be§ vorigen Sapitcte 
anc|C9c6enc Urfad^e, wegen weld^er fo mU 3uben jurucfgeblieben 
unb nid^t jum 5D?cffia§reid[>e gefangt fmb , weiter au6fü(jren uiib 
bamit jeigcn will, t>a^ aui) bie§ nic^t \)on einer planlofen 20BilU 
fü()r ©otteö fonbern >)on ber S8efd)affen()eit ber 3!)tenf(l)en felbft 
abgel;angen !;abe, brucft er nocbmaK feinen I;erjlic^en, eifrigen 
25unfc^ au§ für ta^ J^eil feineö 95oIf§. dx rul;mt an i()nen roaö 
er rü{)men fann, Hagt fie nidjt an ber ©(ei(^gultigfeit gegen ©Ott, 
fonbern bejeugt i(;nen gern t>a^ pe Sifer für ©Ott fjaben, mug 
aber I^injufe^en/ t>a^ eä ein un^erftdnbiger, nid^t auö ber wahren 
Srfenntniß ©otte§ unb beS ©ottlidjen entfprungener Eifer ift, ber 
barum eine ))erFe()rte Slid^tung genommen l)at unb bah S^^l ^^*^* 
f eitlen mu^. ®ie »erPennen bie [göttliche ©ered^rigfeit, weld^e 
burd^ ^Reinigung unb ^Befreiung \)om 58bfen jur ©eligPeit l;inful>* 
renb auc^ Sleinl;eit ber ©efmnung unb wiltigeö, gläubige^ ?ln^ 



3) gtf fcbeitit mtr öem Sufammenbanoe t)lel angrmfiTener vwgfa- 
T^naav In ber geiDöbnfidjen pafftoen Q3ebeutung {u nebmen al0 
tbm bie inebiafe be<iu(egrn. - 



a». X. 1—4. 239 

/d^ttcßcn <tn bie gbttltd^e Srbnung fotbert @ic wölUn auf i(;tc 
eigne SBeifC/ ot^nc SScrlaffung t)e§ etflncn Sd^, burd[^ SOBerfc auÄ 
eigner dJla^t fid^ ©crcd^tigfeit unb ©cligfeit erwerben: unb barum 
f innen fie jur gotriid^en ©erec^ytigfeit nid^t gefangen, fonnen nidf^t 
aufgenommen werben tn bie göttlid^e Drbnung bte ba^ %ttm^ 
artige nid^t mit ftd^ ))ereinigen fann, fonnen nid^t tlnrertt)anen 
werben beö a)Ieffta§reid[)c§ toa^ biefe f)bf)ere Drbnung , bie gottlid(K 
©erec^tigfeit, barfteltt» ©enn g(;riftu§ ift t>a^ gnbe be§ ©efe^cö, 
ieber alten ffrbnung unb Seftrebung , für 3cben ber an ihn g(au« 
beitb ber neuen £^rbnung/ ber göttlichen ©ered^tigfeit wa()r{}aft 
angel)6rt. Srfannt t)aben ate alleinigen 3letter mu^ t{)n "^ch^t 
ber wat)rl)aft ber ©eine fer)n will, alfo audf enefagt l)aben jcber 
eignen SRed^tfertigung , jebem eignen SBerbienft vodh ftd^ auf .^anb^ 
tungen grunbet, abgeftorben fcpn mu§ er bem ©cfc^ um ganj ju 
leben in ber Siebe, in (£(;riftu6* — ©iefer t)od^ft einf adfje ®inn 
ber fo v)ielfad^ gebeuteten SSBorte ergiebt ftd^ ganj au^ bem 
Sufammenl)ange* SBeber ha^ 9)tofaif(!)c ©efe^, nod^ ba^ ©e* 
fe$ im ?(llgemeinen, follte mit S()riftu§ Srfd^einung auf()6ren: 
tmn e^ t)at wirftid^ weber bamit aufgel;brt, no(^ burftc e§ 
auf(;bren fo lange eft 5Dlenfd^en gab bie biefeS SuflcK nod^ beburf» 
ten» S^ giebt aber nod^ immer SDZenfd^en of;ne ©efe^ unb 
9)knfd^en unter bem ®efe§ (©♦oben i75f.) unb fo lange e§ 
folrf^e giebt ift baS ©efe^ not()wenbig unb fann ,nid()t auff^bren^ 
2Ber aber au§ bem guftanbe M ©efe^Iid^en in ben S"^^"^ w^^^^ 
bem ©efe^e gelangt, für hm ift Pein ©efe^ mehr, er ift frei \)om 
©efe^ weil er in S(;riftu§ lebt, für ihn ift G(;riftuö ba^ Snbe be§ 
@efe(ed* 

5—11. S)enn SRofetf fc^reibt von bet ©erect^tigfett mi Um 

©efc$: ,,iffielc(ier anenfct^ fte [bie®<fe$e] t^ut/ mtrbbarcf^ 

6 fte (eben.'' 2)ie ©ercc^tigfeit aber au4 bem ©lattben fpri^t 



240 5tap. X. 5 — 11. 

a(fo: v€i9ti^ ni4t in Uimm ^txitnt %tt Mirb in ben 

7 ^immtl fitiitnl^ ^ai l^tiit ^f^tim f>mif>oUn. nOber: 
!Bet wirb in htn 91bgronb binabücigeit?'' 3>a0 beifit ^ri^ 

8 9nd von ben Xobtcti beraufbolen« 6oiibertt wa< fprid^t 
itl «9labe ift bir bai Sßon in beinern 9Rnnbe nnb in bei^ 
nem ü>tntn''f bai iü iai ®ort bei ®(Attbend metcfre» mir 

9 verfunbigem S>enn menn bu mit beinern 9Rnnbe ben $errn 
3fefn^ htttmtif nnb in beinern ^er)en glaube ji bafi @oce 
ibn anfermedft ^at oon ben Xobten/ io mirü bn felig* 

io iDenn bnrcfi ben ®(anben Ui Serien« mirb man geregt 
nnb mit bem 9$efenntnifi be« SDlnnbeit n>irb man feiig* 

11 3)enn bie 6(btiU fagt: »Ser an ibn gtanbt »irb nic^t tn 
6cbanben »erben, '' 

®d)o\\ iDlofed^ fälytt ber SIpoftet fort/ l^at bm Unterfc^icb 
be6 ©efe^eft be^ J^anbelnd unb bed ®(au6en§/ ber ©cfinnung/ 
nad^getDtcfen^) unb auf bie ml bcfetigenberen Steigen be§ ße|tern 
aufmerFfam gemad^t: n>orau$ benn bert)orgeI;t , ba^ n>er ju ber 
\>Dnigen Segnung bed Settern gelangen n>ilt^ bo& ^rin^ip beffelben 
in fi(^ aufgenommen unb bem be& erften entfagt f^aben muß« 
93on bem gegebenen @efe^ (;et9t e6 '>[;a(tet meine ®a^ungen unb 
meine Siebte; wefd^er SDienfd^ pe ri)ut, ber wirb leben,-' (3*ü)lof» 
18/ 5«) SDie Uebertretung be§ @efe^eö n)ar i^duft^ mit2:obe€« 
ftrafe belegt/ alfo ift Seben iundd^ft ä3ermeibung ber Strafe, 
^eißtedaber im n>eitern @inne aud^ g(u(F(ic^ fe^n, fo nimmt 
boi) ^aulud l)ier e§ offenbar l)od[^ften$ al§ n)ot}(tt)ätige folgen 
erfal;ren/ nid^t aU l;o(l^fte ®eligfeit erlangen: fonft fiele ber ©e« 
genfa| ganj f;inn)eg, — 2ttö SOtofeö in ber ()errü(^en Siebe, bie er 
f ur) 9or feinem Sobe ju bem loerfammelten 33ot(e i;ielt , it)m bie 



') iDcrgl. batf oben ju HI. i _ 20« 6. 63 ®cfagtc. 



Aap. X. 5 - 11. 2ii 

$o($)en be^ UndcI)orfamö unb be^ ®e()orfamd/ $(ud^ unb ^egoi, 
))or ^Cugen geft^ellt unb i()nen ucrfunbigt Ijatu, ^a^ aud) nad) 9Cb« 
tpetd^ungen \)om ®efe$ unb barauf fofgenber g^i'f^P^una M 
ä3o(fö unter alle Stationen / bennod) @ott benen gnibig fet;n n>oUe/ 
bte mit ganjcm ^ctjen unb danket ®ec(e fid[> n>(eber ju 3(^ni 
n>enben n^ürbeu/ if^ncn ba5 t)er(;cigcne Sanb mieber geben unb 
ti)re Jg^erjen befd^neiben iDoUe^ t>a^ {te 6$ott Iie6en mit gonjem 
^erjen unb flanjer @eele, fugt er l;inju: (6, 30, ii — 14») «JOieft 
©ebot, n>a* \ä) bir f)mU flebe, ift nid&t verborgen vor bir, bai 
bu fagen mu^teft: wer ipirb in ben J^immel ftetgeu unb ed und 
^olen unb verf unbigen / ha^ mir ed t(;un ? 9{od^ ift ed jenfeit 
bed iDIeered^)/ ba^ bu fagen mufteft: n>er n>irb über bad IDIeer 
fa[;ren unb eö und ()o(en unb verfunbigen, ba^ mir ed tl>un2 
fonbern ganj na(;e ift ed bir, in beinern SDIunbe unb in beinern 
«i^erjen, ta^ bu e§ tf^ueft./' 9)tit großem fRcd)U nimmt ^au« 
lud bied für ben S(udfpru(l[^ ber ©ered^tigFeit ani bem @(auben/ 
für bie ©prad^e beffen, in mejien ^erjen ber tiefere @inn M 
gottlid^en @efe^ed atö @)efe^ ber Siebe (ebt. S)enn offenbar fonnte 
9){ofed nic^t von allen verfammehen 3ffae(iten fagen moHen^ ba^ 
ba^ gottlid^^e ®efe^ nad^ feiner tiefften 93ebeutung bereits in H)xm 
.^erjen (ebe: fonft rndre j[a bie (£rma()nung ed ju t)a(ten voUig 
uberfluffig gemefem @r n>il(/ nad^ fßaulud SCudlegung, bamit 
fagen: derjenige/ bejfen J&erj waf)rl;aft befc^nitten, ber alfo 
fA()ig ift in bad ßanb. ber 93erl;ei$ung im (;6(;ern @inne mieber 
einjuget^en/ ber fud^t nic^t me(;r mi) bem maleren göttlid^en ®e« 
fe^ meber im Fimmel nod(^ im $(bgrunbe/ fonbern ed tft in fei« 



*) 9anM fagt ftbgrutib 0att SDIeer/ feo t€ barcb eine 
)ufdfl(g€ ^erweditffuitg / nenn er ou0 bem 0etä(6tni§ cIHrte, ober 
abüditUd^ / um ber 9le(e npcb me^r Jtt<ift §tt geben. S)er Sinn 
btelbc berfelbe. 

16 



242 Äüp. X. S-11. 

nem SKunbt unb in feinem «i^erjem 3» feinem iDIunbe fuf)rt 
et ed tDeif eS lebt in feinem ^erjen* S>er S3ringer/ ber @e6er 
aber biefeft I)o<l^ften göttlid^en @efe^e§/ bed @efe|ed ber Siebe^ n>ar 
etnjig unb immer €()tiftu§* S)arum erflart ber Slpoftet ba§ 
^erab(>o(en ))om ^immet unb ba^ J^erauf(;o(en auh bem W^ 
grunbe biefed ()6(|»ften @efe^ed bur<^: S()riftu§ ))om ^imntet unb 
9on ben l^Dbren l;o(em 9Ser ii)n t;at/ ber fud^t ni<^r mei)r me« 
ber im «ig^immel nod^ in ber Siefe^ er t)at mad er bebarf in fei» 
Item ^erjen. fDad ift ba^ 2Bort be§ @Iaubend n)a^ n>ir t^er» 
tunbigen* SCufgeben mu^ ber 9)?enfd^ ba§ @efe| be6 Jg)anbeln§^ 
bm 2ol)nbienft/ um ju €()rifhtd ju gelangen; beudid^ ift a(fo 
marum bie nid^t ju i(;m gelangen bie jeneö @efe^ nod^ feft(;at 
ten» Jetten fie S){of<^ '^^ i^^^^^ 2:iefe verftanben *) , fie xoixx^ 
ben fd^on wn if)m e§ gelernt traben* 6i;riftu§ mit 9)lunb unb 
^erjen atö ben erlofenben &cttf ben einzigen 9ietter ju befennen, 
feft ubergeugt ju fepn^ ba^ bie ^raft @otted in Ü)m voatf ba^ 
fie xfyn t)0n ben Sobten ermecCte, ba^ fuf;rt ^ur l)0(l^ften ®elig« 
feit, ©iefe Jg^erjenduberjeugung gen>d{;rt ©eredS^tigfeit im l;ö<^ 
ften ®inne/ biefe^ SBefenntnig au& ))oIlem J^etjen ift ®e(igfcir. 
9(uf i(>n/ ben erlofenben @ott/ gel)t ber $(udfprud^ ber ®(^rtfr; 
"Seiner ber an i()n glaubt n>irb ju @c^anben n>erben*'' 

12— 2i. iDentt e« ift fein Unterfcbieb itoif(btn 3ftibeti unb 
etUdtai S)enti 3)<rfe(ae ift ^err «Oet/ reic| für 9(ae 

13 bieilin anrufen« S)enn »^feber ber ben 9lamen bed i^errn 

14 anruft foS felig tt)erben«^ 9Bie fjfnnen fte dber anrufen 



*) 9ßenn üben (Sfra fagt/ SDtofetf verbeige (enen rtvi^f ®fiter/ 
bie »ba^ ®ebeimni8 betf (Sefebed'^ fantiteit/ 5en andern idtli(6e/ f0 
if( nad) 9aului ia bad e^en (a^ (BtUimni^ ^ti (Btfti^ti / bafi e^ 
auf gffttlicbe ®((snnttng gebt/ |u Sbr<0u0 fäbrt unb in ibm feine 
SBpflenbung findet. 



Aap. X. 12 -21. 24i 

an Hn ^e nic^t ftlauten ? Un^ mU an beit itanitn un 
Um fte ni4t ithkt f^aUnl ®te aber föntien fte ^öteit 

15 ot^ne einen 93erfünbi0et? Itnb mte fönnen iie t)erfunM(ten/ 
»enn fte nicdt gefanit merken? &o wie gefc(^rie(en üe{ft: 
,,®te miafoinmen ftnb tie ^fige berer bie htn ^rieben 

16 oerfnnbigen/ bte ia gute 9$otfc6aft bringen!" HUx ni4t 
aOe de|)drc6tett ber got^n 93ütfc(^af^ iDenn 3^faia« fagtr 

17 »$ert/ mer glaubt unterer 93erfunbigung?^' 6o f^mmt 
alfo ber &Uub^ ^on ber S3crf ünbigung / bie SJerffinbigung 

18 aber burcb Hi SBort ®ottel '9lun frage icf^: ^aitn üe 
fte etma uicftt gehört? Stber «^n afle Sanbe ging ani ifyt 

19 6c^aa/ bii ani @nbe ber 9Be(t ibr 9luf.<' 3fc& frage fer^ 
ner: ^at Sfrael etma eö nicl^t gewußt? 9(ber fc^on SRo^ 
fed fagt: „3c^ wia eucb jur Siferfuc^t über ein SBolf batf 
fein 93ol( iil reisen / über ein unt^eril^nbigetf fi3oI( tviQ ic^ 

20 eudi jSrnen macben.<^ S^faiaä aber ge^t fo meit su fagen: 
n^<b U)erbe gefunben von benen bie mid[^ nietet fucbtem 

21 idl» merbe oiTenbar benen bie niAt'nac^i mir fragten.^ 93on 
Sfraet hingegen fagt er: n^tw ganjen Sag flretfe üb 

' meine^anbe and nad^ einem untenffamen unb loiberfpen' 
iligen fßolV 

Seiner ber an ii;n glaubt/ l)attt ber 9(pof(:eI gefagt/ (einer 
ber ben iSrlbfer ernennt für ba^ vi>af> er ift unb 9errrauen6\)oU ftd^ 
ju ii)m n)enbet — fo lautet ber SluÄfprud^ ber ^d^rtft foH ver* 
loren iDerbcn* iRtd^t auf bie 3uben allein ge()t biefer 9ludfprud^^ 



15) 8n &^aloq uti^melitn ficb bier hit OScbcutuiigcn ,,brr Seit 
gemAg/ §ettig^ anO »fcbün/ UMid^.^ S)<nn bie gcfttÜAe 18ot<> 
fd)aft fann nur bann »a^rbaft lieblicb/ erfreulicb/ mill# 
roramcii feo«; nxnn fie an gcKitigte/ bojtt t^orbfrcitete (Sc 
mütbcr gelangt. 



344 Aap, X. 12 — 21. 

fonbcrn eben fc aud) auf bic J^eiben, benn bet ©ne ®oee tft unfer 
dKer ©ott/ ber Sine SRetter unfet aller SRettcr« Sr tft retc^ genu^ 
um alle }u begludPen/ (Sr mu^ ni^t etma bem Sinen ent^te^en 
n>a§ @t bem 9(nbern mittl^eilt/ fein unenblid^er @d^a^ leibet feinen 
SIbgang baburd^ , ba^ dt ?llle befeligf. Seber alfo ber 3f)n an« 
ruft foll gefdttiat werben mit ber güHe feiner f)errlid^n @abetu — 
SUd^t etn>a tufdUig unb im S3orbei()et)en fommt ber 9())ofte( auf 
ben fd^on oft ^on il;m auSgefprod^enen @afe jurücf , ta^ bie Siebe 
@otte§ unb bie Srlofung nid^t auf bie 3uben ftd^ bef<^ränfe 
fonbem allgemein fet) für alte Sinber @otte& St fprid^t if)n ^in 
t)on 9leuem aud/ mei( er t(;m bier notl^m^nbig ift in bem ©ange 
feiner iDarfteltung* @r fonnte nid^t bart()un/ warum je^t fo »ie(e 
ber Swben auSgefd^loffen blieben von bem SDleffiaSreid^e, nod^ wel* 
d^eS ber fernere göttliche ^ian mit biefem S3o(Fe fep^ of)ne jugteic^ 
einen SlidF ju werfen auf ba5 ©anje be§ göttlid^en ^lane§ ^ ber 
bie SBefetigung 3fller umfaßt* 3a e§ ift xfym ^auptfad^e, ba^ 
SCllumfafJenbe bed (Srtofung^plane x^dft anfc^^aulid^ ju mai^en^ 
obgleid^ er jundc^ft \)on ber ^-uf^rung be§ Sfraelitifd^en aSolfeö 
ausgegangen ift unb biefe aud^. (;au))tfdd^li(l^ im 9(uge ju bei;alten 
fd[^eint* — ©ollen nun, fd()rt er fort, Sllte, ohne aSerudPfld^- 
tigung dunerer Umftdnbe, bie ben Slamen beö erlbfenben ©otreS 
anrufen, b» l> bie feiner firaft unb feiner Siebe \)ertrauen, befeligt 
werben, xoa^ muß bann gef(^el;cn? 31)« önrufen, ju it^m fid^ 
wenben Fbnnen fte ni^t ol)ne an it)n )u glauben, oi;ne tnm'g 
überzeugt ju fepn ba^ er e§ ift ber i(;nen i;elfen Fann unb will* 
SIber bie§ wieber fbnnen fie nid^t, ol;ne von i()m ju ()bren; il)r 
allgemeiner ©taube an ©ott, i(;r unbeftimmteS ®et)nen nad^ ^ulfe 
bebarf ber n^i)ern Untetweifung, ber J^inweifung auf ben be» 
ftimmten ©egenftanb berfelben; ^ingefu()rt werben muffen fie ju 
ber £luelle <iuS ber fie fd^bpfen Fbnnen ©nabe um ©nabe« Saju 
aber bebarf e§ ber öerfunbiger ; unb biefe SBerfunbiger gel^n md[>t 



ap. X. 12 ~2!* 245 

anff mi) eignem SBilten uni> @utbunFen/ fonbern ein gottlid^er 
Stuf iftö / bet fie ba()infu(;rt n)of}in ju gelangen e^ jebe§tna( an 
ber Seit iffc ©aruin fli(t von t()nen waS 3efaio§ faflt: (52, 7) 
SBillfornmen finb bie fdotm bie ben Rieben'/ bad ^di \>erfun« 
bigen. 2BiHfommen, jur redeten geit, etwünfd^t Fommenb fuib 
fie aber nur benen, bie mä) ber Joeitöbotfd^^aft ftd^ fei^nteu/ bie 
im 3nnem ^vorbereitet waren fie ju empfangen; ben Uebrigen 
konnten fie nid^t willfornmen fe^n; biejenigen metd^e nod^ fein 
aSerlangen trugen nad^ bem bargebotenen S*ri«öen, feine @efjn« 
fudl^t nad£^ bcm J^eif, fonnten unmoglid^ jene Soten aufnel)men 
afö 95ringer neuen ©lüdPeö* ©arum mußte auc^ 3^f<iw^ ö«^" 
rufen, J^rr, wer glaubt unferer 33erf unbigung ? — ©amit 
a(fo bie ®e^nfud^t beö Jg)er$en§ auf ii^ren redeten @egenftanb 
t)inge(enFt werbe, bamit ber @(aube an Si;riftug entftet^e, mu§ 
Sf)riftuö wrfunbigt werben» 2Bo unb wie er aber t)erEunbigt 
werben foUe, ta^ I;dngt ab t)on bem 9lufe @otte§, ber SQte^ 
lenft» — aSerfünbigt werben alfo mußte Sl;riftu^ unter 3«^^» 
unb J^eibeu/ weil unter ^uben unb Reiben fold^e waren, bie 
fä()ig waren bie 93otfd^aft beS ^riebend auf)une(;men unb bie 
nad^ bem gott(id[^en 9lati;fd^uß je^t einge()en foKten in t>a^ iDlef« 
ftaöreid^» — Unb ift nid^t Sfjriftuö alfo \)erFünbigt worben? 
Sonnen bie 3«^^« ^^^ f^^ beRagen, er fep if)nen nidj^t »er* 
f ünbigt ? . 3ft bodE> t)on iljrem ßanbe au^ ber ©d^alt ber SSer* 
funbigung ausgegangen in alle Sdnber! 9Iid^t a(fo SDkngel ber 
äußern @elegen()eit (Sf^riftuS fennen ju lernen fonnen fie ))or« 
fd^u^en; nid^t barum fmb fie ungläubig geblieben weil fie ettoa 
nid^t gei^ort f)ätten, fonbern einjig barum weil fte ben ^rieben 
nid^t wollten, weil fte ni^t ))ernef)men mod^ten bie SSotfdE^aft 
beS «ig^eitö toa^ it)mn bargeboten warb. iDie S3erFunbigung ift 
allerbingS not{;wenbig jum ©tauben, aber nid^t ha^ äußere >i^ren 
ber 93erfunbigung bewirft ben ©laubem «^ Un( ift ti ^twa 



246 Aap. X. 12--.21. 

Sftiiel fremb geblieben/ ba^ bte ^ebendbotfd^aft/ loenti ed fic 
t>on f{<l^ n>eife/ ju anbetn asbifem foUe setragen werben ? ^ft 
nt<^( fi^on in unfern (^eiligen S3ud^ern barauf l^ingennefen / bo^ 
bie^ erfolgen werbe? unb l;aben fie ein Sled^r fi(^ ju wunbern 
ober ju fiagen wenn ed nun wirflid^ erfolgt ift? ®d^on SDlofed 
fdgt: SEBenn if)r eud^ ju (Sottern wenbet bie nic^t ©ötter fmb,- 
fb wiB i<i^ eure Ciferfud^t rege mad&en burd^ bie SBewetfe ber 
Siebe bie i<l^ einem !Bo(fe gebe/ ba^ faum ein ä3oi( oerbient 
genannt ju werben. S>amit ift aUgemein audgefproc^en : SSknn 
tf)r auf meine ©limme nidE)t f)6rt, bie SBoten be§ ^iebenö »er» 
od^et bie iä) ju eud^ fenbe/ fo werbet i(;r erfafjre«/ baß fie iljre 
SBotfd^aft ju fremben ©bifern tragen* 3efaiaö aber, obwol)! 
feine freie @pra<^e il;m felbft ©efatjr brad^te, erflÄrt eö unum- 
wunben, baß frembe 23blfer auf bie gbttlicl^e ©timme a<fyun, 
wd(;renb ta^ 23oIf ju bem er gefanbt fep. Feinen ®inn l>abe 
für feine Seigre/ unb feinen eifrigen/ unauSgefe^ten 93emu()ungen 
5Berad()tung unb SBiberfpruc^ entgegenfe^e» IDaffelbe wa^ ha' 
mald gef(^()/ gefd^iel^t aud) no(^. £d ift ber \)or()ert>erCunbete 
unwanbelbare 9latt)fd^Iuß @otted/ ber in Erfüllung gei)t. 



eifteö ÄapiteU 

1 - 6» Wü« frage ic& : ^at benn ®ott fein ajott wtflofiett? 

S)ai fet) fertie I 9(tt4 tcd bin ja ein Sfraelit/ i^om 6amen 

2 9(bra(^amd/ aud bem 6tamme 93enjamin, @ott Nt fein 
9}otf nicbt verflogen / ma« er oorauderfa^* Ober toiit i^r 
nic^t mi bie 6ct)rtft fagt/ a(d 9üai fiber 3frafl gegen 

3 ®ott tiagte : >,$err/ beine $rop^eten Hitn ^ gelobtet/ 
unb beine 9i(täte itxi^'itt, itb aaein bin übrifi geblieben/ 



Aap XI. i:— 6. 247 

4 tttit üe tracbteti mir nadft Um ititnj^ ^M fagte i^m ia 
bie 0i)ttUcli^e ^Intwort ? „3c& (^a^e mir u6ri0 dctaffcn üeben 
Saufenb 3)taitii bie i(^re Mit nic&t t>or 95aat gezeugt Mett*'' 

5 (SNn fo ift aud^ in Der je^igen Seit ein Ue^errefl getoffen 

6 noc^ ter SBa()( ber ®nabe. SSenn a(er mi (3naU t Um 
iit ti nic^t nm ber SS^erfe miOen / fonft mSre (Snabe nic^c 
©nabe *). 

9}ad^eni.ber ICpofl^el t^inreid^enb bargetf)an {;at/ n>antm fo 
^ic(e Sfraditcn nid^t jum SSteffiadreid^e ^^ian^t fepcn/ unb n>ie 
aud^ biefe^ Butu(f6(eiben fo 93ietet ))bnig ubcrcinftimme mit ben 
9f ugfprud^en t>tx (;ei(tgen @d(^rif tcn / unb a(fo fein @egenftanb ber 
33ent>unberung unb bcd ^mx^zXn^ für ben fe^n Ihnm ber beo 
tiefen ®inn berfelben Fenne/ fommt er auf bie feinem ^erjen fo 
nat)e (iegenbe $rage über U^ (unftige @d^idFfa( berjenigen feiner 



i) ®aiii tviber htn @inn &e^ SpofteU iit etf / mcnn man lu bca 
9S}ortfn tov Xa6p a^Tov 6in§ubenft a^vai/xa ober oXov. 
9)i(6t nur tft e$ ber au0brücfHd)en i^e^re $ault ganj $umtber/ 
Hi ®ott irgenb umanb orrSogen fanne/ ba er ja eben $ei^C/ 
ba§ felbl} bad temporäre 3urü<fb(rt6en ntcbt an ®ott liegf/ 
fonbrrn an Un £D^enf(l)en felbS; fonbern er seist eben in biefem 
itapitel/ bag®ott/ unaeacgtet beö «Biberßrebend ber Quben H^ 
iixt ieMdc ^(eitnabme am SDleflta^idbe unrndoHcb maAte/ 
fie bennocf) alle babin fubren n^erbe. 2) Trpo^/yo. ^uc^ bi<r 
ift batf $u 8/ 29 bemerfte anmenbbar. ®ott bat fein ^olf/ 
H^ Q3o(f bem er fo au^geseic^nete IBeweife feiner gn^bic^en 3ub« 
rung ^t^t\itnf in welchem fo @ro§e^ unb S^ofgenretd^e^ ßdb 
entmicfeln foflt«; nidit DerOoSen/ glei<tfam al^ ob er in Uintt 
^abl (icb d^rrt b^tte. (Sr fannte \>ai ^o(f im ^orau^/ mu§te 
wie ed Ocb betragen »firbe/ unb bocb näblte er e0. — 'ITuf 
biefe i8e0immung ber Ofraeliten »erben n><r fpAter snrutf« 
fommen. 



*) ^er gen)obnficb< 2^<|t bat nocb ben in febr bieten i^anbfd)rif# 
ten feblenben Sufa^: „^enn ober um ber 9Derfe »iQen/ fo iff 
ti niÄt mebr (8nabe/ benn fonft itf ba$ SSDerf nt<6t mebr SSJer!.*" 



248 Slap. XI. 1 — 6. 

SBrutet/ bie jc^r ha^ ifynm dargebotene ^ei( \>on fid^ geiotefem 
aSU? fwflt er, l)at benn nun ®ott fein fßolt »erftopen? ^at 
er aufget^ort ft(^ berer aniuncl;men bie fru()er fo fi<^tbare Semctfe 
feiner Siebe unb feiner gndbigen ßeitung emf^fangen I;aben ? Un« 
tnodtid^! @ott ()at bad S3oIf / toa^ @r, bem bcc^ oUe funfrigen 
Erfolge im S3i>raud befannt waren, ®ein ä3otF genannt f^at, nic^t 
oerftc^en ! — S)er 3ufa^ : $Cud^ id^ bin ja ein 3ff <^cU(/ iß nidS^t^ 
n>eiter aK 9Cu6brucf ber Siebe, bie ben @ebanfen nid^t ertragen 
Fann, bai bie, n>e(d^e tl^m fo na()e angefroren, »on ©ott oem^or* 
fen fepn folttem*- @6 tft fe()r t>erFet;rt, aniunel>men bai ^au« 
(u6 f)ier t)on ben 2Suben aU fßolt, unb nid^t wn ben (Einjelnen, 
rebe, unb alfo fagen n>oUe, @ort t;abe bie Station, aü folc^e, 
nic^t oem>orfen. $Cn ein äußeret S'0^(K^^()^<t ^^^ Station a(§ 
eine^ 93o((e^ @otted in bem alten @inne, fonnte ^auIuS unmog« 
Ud(^ benfen, felbft bann nid^t, loenn er bie SBeijfagung Sbnfti 
t)on bem nat^e be^orftef^enben Untergange M 3ubifd^en ®tüaM 
nid^t gefannt t)ätte, benn bad n>tberfprad^e feiner ganjen 9(n{id^t 
von Sl;riftu§ atö bem geiftigen SDIeffia^ unb (£r(6fer, mä) beffen 
9(nFunf t bie ^uben , atö Station , (einen anbern SOtejfia^ me(;r ju 
ern>arten (;atten* Unb n)ad t;ätte e^ feinem liebenben J^erjen für 
Sroft gen>ä(;ren f onnen ju glauben , ba§ jn^ar ® ott bie Station 
im ©anjen ni(|^t oermorfcn (;abe , bc^^ aber bennod^ bie 3nbi)>i« 
buen, au^ benen biefe Station beftanb unb bie a(§ fold^e i^^m 
tt;euer maren, en>ig unglucFli^ fe^n mürben? @ben fo mentg 
rebet er l;ier von ben SBeffern unter ben 3uben, bie er vor(^in ben 
Sfrael im eigentlichen, geiftigen (Sinne genannt unb fte von ber 
großen 9)ta{fe ber Station unterfc^ieben l)atH. (9, 6« 7*> Sr rebet 
t)ier von bem ganzen S3o(Ce unb jebem Sinjelnen bejfelben, von 
Wim bie ber Station a(d (eiblid(^e Stac^fommen W)tat)amh anget)or* 
ten» (Denn unter biefen unterfd^eibet er auöbrucfßd^^ mieber bie 
S&effern, bie eckten ®otte&vere()rer, bk 9(uftma()l, unb rebet ipitct* 



Xap. XI. 1 — 6* 249 

l)tn y>m btntn bie iitd^t ju btefer 9Cudma{)( se(;6rem @eine ^age 
alfo ift: SBa6 xoxxb anh Mm iDtifsKebern feed Sfraelirifd^en 
aSolfed »erben bie bift ie|t (Sf^riftuft nid^t anerFannt unb ftd(> 
atö feine ^efenner (xfiivt traben? ®tnb biefe »ermorfen/ \)er» 
bren? ^inmeg mit einem fo I;eriierret^enben ©ebanfen! ruft 
er, ©Ott t)at fie, bie er ungead^tet il;re§ jje^igen Surucfbleiben«, 
einmal bie ©einigen genannt l;at/ nid^t )>ern>orfen! (Sr, ber ha 
mU, ba§ Seiner ))er(i)ren merbe/ unb ber mäd^tig ift feinen 
SBiKen inö SQBerC ju fe^en, n>trb fie jum ^eil leiten auf eine 
SBeife/ meldte bk (Srn^artung 9(Iter weit übertreffen n>irb* ~ 
guerft jeigt er, ba^ auS) unter benen bie je^t nod^ St>riftud ntd^^t 
erCannt/ ftd^ nid^t ojfentIid(^ für if^n erflärt f)abm, mit finb, bie 
bennod^^ ber (^eilfamen (Srfenntni^ nai)e fte(;en; bann eröffnet et 
einen f&liiS auf bie tiefen, bem menfd^Iid(Kn S(uge ))er6orgenen 
^ane ber g6tt(id(^en SBeltregierung bie aUed fo orbnet unb (enft, 
baß felbft ba6 n>ad und SRudPgang, SBertuft, UngludP ju'fe^n 
fd^int, bem SBof>( bed ©anjen wie beö Sinje(nen forberfid^ loer« 
ben mu^; unb enbfidj^ t)er()ei§t er in ferner guPunft aUen be« 
nen Slettung, bie jle^t nod^ ntd^t bafur empt^nglidl^ gen)orben 
finb* 

3u\>brberft a(fo mad^t er aufmerPfam barauf, ba§ \^n ieftt 
unter benen n)e(d^e bie oerFunbigte fpo(;e :iBotfd^aft )>on ftd(^ ge^ 
n)iefen ju i^aben fd^einen, bod^ S3ie(e fid^ befinben, bie na()e baran 
finb fie mit ganjem «l^erjen ju ergreifen* 9Iid^t einbringenbet 
Connte er ba^ t\)\xn afö burd^ sba^ S&eifpiel n>a§ bie befannte @e« 
fd^id^te @(ia§ it)m barbot S(ß biefer eifrige ©ottedfreunb gan) 
3fraet abtrünnig toifyntc unb ber einzig nod^ übrige 93erel)ret 
be6 n>al;ren @ittth ju fepn glaubte, erfui^r er, baß @ott nod^ 
fieben Saufenb ftd^ ben>at;rt l;abe vor bem allgemeinen S3erber» 
bem SBeid^ ein trbftenbed unb für alle Q^itm belet)renbe§ 2Bort ! 
Sroftenb, tnbem ed und ^eigt, baß aud^ in QuUn bed größten 



250 Stap. XI. 1 — 6. 

SSerberbend bie SCnja^I ^er Qä^tm ®omft«>ere()rct bod^ nid^t fo 
nein tft tote mancher f(einmut()ig ed befurd^ten IDenn n)a§ ^ati« 
(uS i)iniufu9t: ®o tote bamatö^ fo tft ed auc^ je|r^ baö gt(t für 
alle BAttn. ^mmtt gab e§ SDlenfc^n bie it)te Stnie ntd^t gebeugt 
i;aben »er ben ©b^en if)ter Seit/ benn jebe jB^t i)at i()re @o^etu 
SBe(e()renb/ inbem ed und aufmerffam mad^t/ tok bad Urtl;ei( 
®otted/ ber in bad ä3erbcrgene bed ^erjend fc^uet/ fo «erfdl^ieben 
tft von bem Mxü)vl felbft bed eiftigftcn unb n)ol^(meinenbften 
iDlenfc^n ; inbem ed un6 auff orbert nid^t mäf ben du^ern 3ei(l(^en 
unb ber 2:i;ei(naf^me ber iDtenfd^en an bem n)ad nac^ unferer $Cn« 
fld^t bie rechte @otred))eret)rung ift ju mti)tikn, fonbern^ n>enn 
toir ed t)ermogen/ ben innern^ auf gan$ anberem beru()enben/ 
SQBertf) ber 9)lenf(l^en )u prüfen/ ober n>enn bie @elegenl;eit baju 
und fe^(t/ bod Urtt)ei( @ott allein ju uberfaffem — @o wie 
bamald / fagt ber Slpofte^ ift au(^ jle^t eine %n^tt>al)i t)on S5effern 
übrig geblieben/ o6n)o()l noir fie je|t nod^nid^t Cennen« 9la^ ber 
S&al)l ber gbtrlid^n @)nabe/ fe^t er l^injU/ benn oUed tft göttliche 
iBa^l unb $ugung/ @nabe: nid^t eignet/ eriDorbened SBerbienft 
ber iDtenfd^en : benn Pbnnte ber SDlenfc^ aud eigner SDtoc^t @elig« 
feit ftd^ ern>er6en/ erarbeiten/ fo fönnte von gbttlid(^er ^l^rung/ 
93ori>er6eftimmung / ©nabe unb Sriofung nid^t weiter bie Siebe 
fe^m 

7 — 10. mt alfo? SBorna* 3frael flrebte/ ba* erlangte e« 

nic^t/ nur bie $(ndern)8blten erlangten eS/ bie öbtigen 

8 aber finb Ht9odt,* toU gefc^riebeben fffebt »Sott bat 
ibtten I gegeben einen ®eiü ber 6cb(affnc6i / 9(ttfien mit 
benen fte uic^t (eben/ nnb Of)ttn mit benen fie nicbt 

9 boren ^ btd anf ben beittigen ilag.^ Unb 3)a9ib fagt: 
)»Sbt Xifcb merbe ibnen ium ^aUtidl unb jur 6€b(inge 

10 unb tnm 9infloS unb }ur 93<rge(tting. ^mUi imn ibre 



Xap. XI 7 — 10. 2S1 

aOeieit! 

^angt alfo, fogt ber Stpoftel, ba§ ©d^cffal ber ü)lcnfd^en 
nid^t wn bem eignen ©tveben ab, fonbern allein t>on ®ot- 
red 9(notbnung unb gndbiger BoraudbefHmmung, xoa^ Tiixn^ 
ber, ba^ nid^t ba§ ganje 23olf bad erlangte, wornac^ e« ouf 
eigne \)erfe(;rte SEBeife ftrebte? ©ag nur biejenigen eS erlangten, 
benen @ott, alß baju 2u(|itigen unb Slu§eriPo(;rnen, it)U ©teile 
bem gemäß anwieß, bie Uebrigen aber \)erftocft finb? — ®ie 
angesogenen, l)art fd^einenben ©teilen a\xf> bem 3(lten Seftamente 
fonnen nad^ bem n>aö wir fruljer (ju 9, 1 — 18* ) angemerft 
()abcn, burd^aud nid^t mel;r auffalten« @crt gab i(>nen ©d^taf« 
fud^t, untud^tige klugen unb £)f>ren, ()ei0t ed, n>eil ®ott alled 
giebf, alfo nad^ menfd^tid^er äfuffajTungSmeijt auc^ ba6 S56fe 
von ii)m gegeben ju fetjn fd^eint* 3lber gemacht fann ©Ott ba^ 
asbfe nid^t l)aben, er giebt ed alfo nur in fo fern Sr il)m, bem 
fd^on 93orl)anbenen, nad^ feiner SBeidt)eit unb gnäbigen S3oraud« 
beftimmung feine ©teile ba ann>eifet, n>o e§ feinem, ^\)m altein 
überfdf>aubaren, 9CBeltregierung6plane nad^, am wenigften fd^bet, 
ja jur ^orberung beö ©anjen gereid^t unb felbft j^m SBejfern 
l;ingeful;rt wirb* — ©ie angeführten SBorte ©aoibö würben 
unertr&glidf^ felbftfud^tig unb gel^dffig fepn, wenn man fte 
afö aSerwünfd^ungen feiner pcrfbnlid[)en %mhc jur Slbwenbung 
it)m fetbfl broljenber irbifd^er ©cfal)r betrad^tete* Stber nid^t 
allein fmb fie gegen feine ^einbe nur in fo fern gerid^tet afö er 
biefe jugleid^ afö geinbe (Sottet betrad^tet (j- 95* fj>f« isg» SS* 
21» 22 u* a.)/ fonbern e§ erljellt auS ber ganjen Strt wie ^aulu§ 



8) Kaxdvvl^iq von waxd^oo , vivcD , uuto, mcfett / htfonUx^ 
im ©*lafi fAUffn. 



282 Map. XL 7 — 10» 

fie tn biefcm Sufammrnl^dnge onfui^n^ ba$ fie m^» noettet 
fagen att: ®e(6ft bic @t(^l}cit beim gafHid^en 9)ta(e inu§ bcn 
$etnben @otted iut SSereitfung if)rer gottlofen ^Idne seretd^cn; 
i^re nodi^ fo flug auögebai^ttn SCnfc^Iäge omDtrten ftd^/ ti>et( fte 
boft 2Bal)re ntd^t (u ernennen ^mnogetv if^te Sxaft fd^toinbet ba« 
l;tn« @ott aUctit^ unb nid^t ber ^^M)ttt, etgenioiHtse 9)Icnf(^/ 
fulfytt feine SlaH^fd^Iäge l;inaud , fetbft bad SBbfe mup 3^m aß 
unwillige^ SSBerFjeug bieneiu 

11 — 16« 9inn frage ic6: i^aben fte geftraucf^ett tim ju faffeti? 
S)a« fe9 ferne: fonbern burcd i^ren ^e^Urttt iil ben Reiben 

12 i^eit geirorbeti/ jenen {ur Stac^eifernng. 9Barb aber ibr 
Sebftritt ber SßeU ®eminn/ nnb t(re 93ermin(erunfl ber 

13 i^eiben ®eminn/ toU bie( me(r ibre boOe 3<^M! ^^«n iai 
fage i(b ettcb^i^eiben : mSbrenb idft ber Reiben Kpoftel bin 

14 preife ic^ meinSImt * tbenn {($ irsenbtbie meitie SBermanbten 
snr Slacbeifernng anreite ttnb einige berfetben jnm ig)eU 

15 ffi^re. — S)enn mSre i(re SBermerfung SBerfS^nung ber 
9BeIt/ »atf mSre bann bie 9lnna(me anbered aH geben ani 

16 bem Sobe? 6inb bie erlHinge lieirig/ fo ifl ti aucd iit 
SRafTc; nnb ifl bie SBurjet (id(igf fo ftnb ti anc^ bie Sn'eific, 



12) 2)ae ^TTQfia/ eben fo n>ie AaTTopa ^m Suffanb ber iBrr^ 
ringecnno/ ben Umtfonb bti WlinUtUnnif brietcbntn fonne/ 
fcbdnt mir nad) oQem »a^ barfiber gefaxt ifif feinem Stv<ife( 
nntermoffrn; t>ai birfr (Brbcutung bier ben beflen Sinn gtebt/ 
fäOt in bit Slu0en. SQ3(r benft ni^t biebei an H^ (BId(bm§ 
Sbrißi \>om ®Af}mab(/ tvo aucb eben ber Umfianb ber Q3crmin« 
berung ber Sau ber ®d0e burcb batf 9(utf bleiben fo t^ieler ur« 
fprfinglicb (Singelabener/ Urfacbe würbe bag ffrembe §um ®aS« 
mabl oflan^ten« S)a6 $aulutf benfelben ®ebatifen audbrücfen 
wiflr diebt ber ganie Safammenban^ / nnb namentUcb ber 25f{e 
SBertf. fjTTtiiia mücbte icb bier f(bon barum nicbt mit ^rn.' 
Dr. 2:bo(u(f burcb ^eroebm ober berabgefu nfener fitN 
lieber Sufianb öberfe^en (n)a0 e^ aOerbind^ in ber einiigen 



Aap. XI. 11 — 16. 2S3 

^au(u^ gei^t nun jur S5etira(^n9 be^ funfdgen @d(^i((fate 
berjentden feinet äSolfögenoffen über bie je^t nod^ in bem 3^« 
ftanbe ber ä3er()drtung ft(^ befinben ben er eben gefc^ilbert f)aU 
X>a^ er von biefen aUen rebet/ unb nid^t etn^a ))on ben ed^ten 
@ottedt)ere()rern meldte er mit jenen @iebentaufenb t)ergleid^t bie 
i()re Aniee vor f&aal ni^t gebeugt i;atten/ ift fd^on baburd^ Hat/ 
^a^ feine ^rage: i)aben fte geftraud(^e(t um ju faUen? um nie 
n>teber auf juftef)en ? werben fte unn)iberbring(id(^ verloren fepn? 
auf biefe gar feine 9(nn)enbung ftnbet« S)enn bad mürbe mol)( 
niemanb efnfanen^ ba§ @ott biefe feine mal;ren S3ere{)rer^ bie 



@t(ae wo ba^ 'KDort im 91. S:. nocb i^orfommt/ i Stou ^/ 7/ 
bebeprrt) weil ilttri^a (ann entwcber mit «^peäewTop« üoU 
«9 g(et4)bebcntenb/ ober aber aU tin deHnberer ^uihtud ^e« 
ttommett werben mu§te. Sm erffern Sade bätte Vaulutf gana bie« 
felbe €fa4e unnü^er Be<fe zweimal gcfagt; tm itveiten mfifite 
er bacf ^ort nafdnTtQiia |u 0arf gefunbett bahtn unb e^ mit« 
bcrn woQen; watf toobl niemanb glauben wirb. Ueberbem^ 
warum fottte $au(ud Hi 9Q}ort/ tn wefcbem bocb anf leben 3faD 
ber Q3rgriff ber Q3erminberun<| Hegt/ (ier ni4t eben fo in quan* 
titati&er ISe^tebung gebrauchen wie er e^ in iener @teOe/ aucb 
wob( obne erweidlicbe STutoritAt/ tn <|ua(itatiuer tbut? — 
9rXn^(9pa bat auf biefe SDeifeV wie b^tifig / ^it iBebeutung hai 
0anje. — 13) i<{>* oaov Durcb fintemal {u öBerfe^en/ febe 
icb gar feinen ®runb. $aulu^ röbntt fein $eibenapofte(amt 
ni4)t weil er $eibenapoSe( ift/ fonbern weil bietf ibm belegen« 
beit giebt aucb rucfwirfenb t>en 3uben hu nu^en. i<f> oaov 
fommt aucft imS^. 2:. nie tn berlSebeutung weil ober fintema( 
'vor; in berQ3tbentung wäbrenb aber Snattb.9/15 unb39etr« 
1/ 13; i(p* oaov xpovov mm. 7 / 1 unb 1 Äor. 7/39. — 
15) änoßoXn gÄnjlirtc ©erntAtung/ geiftlicfier 2Job. 6^ ift 
befannt ju wie oiefen abweicbenben / unbefriebigenben unb §um 
S:bei( tborigten Auflegungen biefer iSer0 93eranIaifung gegeben bat/ 
weif man immer sn n^oaXri^i^ fict avxcafr bin^ubacbte unb etf 
auf bie 8uben beüog. i^egt man ben 9la(6bru(r auf &no§okn unb 
nidbt auf itaraXkaYTi , watf bem feurigen Vortrage gan.) ange« 
meifen fÄeint/ unb beliebt «poo-Aij^J/cc auf bie Reiben/ fo i0 nicbt 
allein bie ganie 6<bwierigfeit geboben/ fonbern t^ tntüebt ber 
aOeroortreffUc^fte/ bem ganjen ®ebanfengange angemeffenfte 
6inn. 



254 Stap. XI. 11 — 16. 

er felbft au6 ^er großen iDIaffe ^r Unfoigfamen atö bie ®dnU 
gen au^efonbert (;ane^ foHte t>er(oren 9et)en lafjfem IRoc^ beut« 
li^ aber get;r e6 au^ bem ganjen Sufotntneti^ange unb aud 
bem im 32ften ä3erfe au^gefproc^enen 9tefu(eate/ tooju er l^ter 
vorbereitet^ t)irott, ba§ er von bem ganien93offe ber S^f^^Ii^cn 
rebet J^at @ott btefe 9CHe/ fragt er, fo geleitet ta^ fie fi^ 
fto^en mußten an bem l)inge(egten @tein be§ SCnfto^eS/ bamit 
if>r @trau(^e(n ein toirflid^er ^all n>urbe t>on bem fie nie n>ie« 
ber aufftei)en fcUten? $ern fe^ ein fold^er ®ebanfc* ä3ie(me()r 
foUte itpc ®trau(^e(n/ Ü)t gurucfmeifen be6 bargebotenen ^eifd 
S3eran(affungn>erben/ ha^ fd^^on ic^t anbere ä36(Fer ju bemfetben 
gelangten^ unb ha^ biefen }u Sf^eH geworbene ©(ücF foltte jurucf« 
u>irFen auf bie ^nbm, fte jur Stad^eiferung anregen, ^auluö 
fprid^t hm ©ebanfen, ben er fpätert)in auSfubrtid^ aud^ in 9lucF« 
fid^t ber S'olgen entn)idPeIt, l;ier nur in älücffccl^t be5 Bn>^cfed 
au§« IDiefe ermedPte Stad^eiferung nun fonnte auc^ bei benen bie 
je^t fd^on für ba§ 6!()riftent()um reifn^areu/ bie aber bur^ dunere 
Umftinbe abgel)a(ten n>aren ju bemfelben ju gelangen, ba^ URit« 
tel werben fie baju {;iniufu()ren ; we§f)al6 benn aud^ in SRucffic^t 
auf biefe SBirfung ^aulud fein ^Cpoftelamt an bie J^eiben (93* 
13« i4«) greifen fonnte, o()ne beM;al6 bie StucFwirfung feiner 
öerfünbigung unter ben Jg^eiben auf bie Snben ber bamaligen 
geit befd^rdnfen ju weitem — 2Barb ba^ ©traud^eln unb Qn* 
rürfMeiben fo 23tcler in if)rem Saufe, ©ewinn für fo viele 8(n« 
bere, warb bie äSerminberung ber Slnjal;! berer bie ba^ Siel er« 
reid^ten, fe^t ^auluö erlduternb l^inju, warb ber Umftanb, ba^ 
bie 5al)l jener fo Rein war, ©cwinn für bie Reiben, wie viel 
großer wirb biefe§ il;r ©lurf fepn, wenn einft al(e S^raeüten 
baran J(;eil nef^men! — (Seit ift reid^ genug für aUe, l)atu er 
frä<?cr gefagt; er ift nid^t einem irbifd^cn Jöater ju vergleichen 
wcld^cr bcnjenigcn Äin&ern bie er jur Srbfc^aft juldfit ein um fo 



ÄftIK XI. 11 — 16. 255 

grb^ered C£rbrf)et( f;tnter(afj[en fann je tnet^r ungcrarl^ne S^inber 
et enterbt; fein unenbttd^er 9let(l^tt)um n)irb nic^t baburd^ ge« 
ntittbert bag tedS^t tjiele 2l?eit baran nel;men* 3!^ nod^ mel)r, jeber 
btt 2:f)eUnet)mer wirb felbft um fo reicher, je großer i()re 3of){ 
i% — 3n ber Sljat, würbe nidt>t bie ©etigfeit foJd^er nid^t nur netb* 
{ofer fonbern im t^öd^ften @inne (icbenber SGBefen, mie biejenigen eft 
noti)n)enbi9 fet^n mütJen bie jur ()6(^ften ®e(igfett gelangen, yya- 
minbert n^erben bur(fy ben ©ebanfen, ba^f tva^renb fie ba^ 
I>6d^fte ©lücf genießen, fo mU ganjlid^ ba^jon- au^gcfc^Ioffen fe^n 
foHten? Unb n)enn bie äSorftellung wd6)c ber ^))ofte( fo oft 
annoenbet: £()rtftu^ ift ba^ J&aupt, bie ©einigen ber Sorper, 
mel;r aH Silb ift: fann bann bie ©efunbf;eit, ba^ ©lücf 
biefeö ftorperS afö \)oUenbet gebadet werben, be^or feinet 
ber ©lieber me(;r fel)(t, unb fo ba^ ^(äroma im eigentlid^ften 
@inne »or{)anben ift? — ©iefe l;6I)ere Stnfid^t wn bem ©inne 
be§ £()riftentljum§ mußte ben Reiben gegeben werben, nid^t nur 
benen bU je^t fd)on iDtitglieber ber ©emeine waren, fonbern 
allen bie aud^ funftig fcd^ i()r anfd^ließen würben, bamit fte be« 
n>at;rt würben vor bem cngf^erjigen , audfdg^üeßenben ®inne be§ 
3ubent<)um6, bamit fie a(fo uuc^ nid^t wdhnen mod^ten, bem 
9())oftel/ ber i()rer S3eFei)rung [\ä) mit fo großem @if«r wibmete, 
fep ba^ ©dj^idPfal ber 3wben gteid^gültig geworben bie er a(6 un* 
wiberbringlid^ verloren betrad(^te» IDarum wenbet er ftd(^ in bem 
i3ten unb i4ten 93erfe au^brücfßd^, feinen SSortrag unterbredf^enb, 
an bie Reiben; unb fc^on ba^ "(Denn^^ womit er feine SCnrebe 
eröffnet, ^eigt beuttid^ ba^ er in S3e5ie()ung auf ba^ eben ©efagte 
fpred^* /'S)enn ba^ fage id^ eud^ «i^eiben: wäl)renb, ju gleid^er 
Seit ba iify ber Reiben 3())ofte( bin, preife i^ boif biefed mein 
9(mt aud^ barum, i)afte id^ e6 für einen befonbern äSorjug bef« 
fdben, wenn id|^ irgenbwic baburd^ auf mein S3o({ juriufwirfc 
unb auüf fo bod SBerf^eug ©ötted werbe um einige von t(;nen 



256 Stap. XL 11—16. 

tem J^et( iUiufu(^rem ^aulud brucft fidf^ ouf bie befd^etbenfte 
unb iugleid^ jatrefte SBctfe au6 um auf ber anbem ®ett€ bem 
9)li^))erftdnbmg ))oriubeuflen/ aü liege bie äSefel^rung ber J&etben 
il;m nur in fo fern am ^erjen a(d baburd^ aud^ ba^ SEBof)( ber 
©einigen beforbert werbe* — SC(fc: fyxntoti mit bem/ eurem 
eignen J^eil toie bem @inne in wetd^em id^ mein ^mt atö ^i« 
benapoftet ))ern)a(te/ ganj iun>iber(aufenben ©ebanfen^ ba$ bie 
3uben n>e(d^e je^t jurucfbleiben mu^ten^ banüt U)t gerettet murbet, 
barum foKten für immer verloren fei;n ! SBdre ba^ bie SDleinung/ 
m&re burd^ jener gdnjlic^e ä3em>erfung unb geiftlid^en Zob eure 
Umftaftung/ euer Seben bewirft; mußten fie geiftfid^ fterben ba« 
mit il;r (ebtet: n>a6 n>dre bann eure 9(nnat^me/ euer Seben anberd 
ald ein Seben aud bem Sobe? 9(ber ba^ ift ctvoa^ Unmog(id^ed^ 
Unbenfbareö 1 (Der geiftlid[)e Zeb tamx nid^t ba^ SDUttel fe9n ju 
geiftfic^em Seben« ®ott/ ba6 Seben felbft/ fann nid^t ben Sinen 
geiftig tobten/ bamit ein 3(nbrer (ebe* — BurudPgeblieben ftnb 
jene/ aber barum nic^t venDorfen. @ie alle gefroren aud^ jegt 
nod^ bemfelben ©Ott ge{)ei(igten ä3o(fe an, beffen äSdter fo aud« 
gejeid^nete Sen>eife ber Siebe ©otted empfingen ^ fmb i3n>eige aud 
berfelben ©Ott gef)ei(igten unb ))on i()m geIiebten^SS$urie(/ unb fmb 
fo au6) je^t nod^ Ü)m lieb ; ©ott l)at fie ni(^t ))em>orfen l 

17 — 24. 6itib tittu einige S^üit abgebrochen morben unb 
btt; ein toilUt Oclbaum/ bift itoiidtn fie eingepfropft unb 
iift ber 9Bur)e( unb bti ^ette« bed Oelbanmetf t^eiltaft 

18 geworben/ < fo ttfitbt bi((i nicbt ftoii ( felbilgefSOig ) aber 
bie Steige; erdebfl tu bic^ aber [fo totffe] nicbt bo trfigü 

19 bie ^unti, fonberti bie SBurief bld). S>tt mirfl nun fagen : 
S>U Smeige fmb abgebrochen toorbeti/ bamit ic$ eingepfropft 

20 marbe. !Sa|ir ! Um M Unglauben« »iUen finb fie abge« 
brocdeu/ bu aber fie^efl um Ui ©fanben« wiQen, Ueber^ebe 



ÄflD. XI. 17 — 24. 257 

2i bicfr liiert/ fortbcrti fu& iid^ mob( ^or; S)enn niettn ®ott 
ber natürUd^en 3n>^idc nicftt fd^onte/ fo möct^te er aucti 

22 beiiter ni4t f^^onen. 93etrac^te nun tte ®nabe unl) beu 
(Srnil ®ott($. ®efl<n bie ©efaUcnen Un @rnil; gegen btcO 
bie 3nabe/ mofern bu in ber ®nabe bUibi, fonff möct^teil 

23 ati(b btt ai^gei^anen merbetu 9l6et auc^ jene/ »enn fte nt^t 
im Unglanben verharren/ merben eingepfropft toerben : benn 

24 ©Ott vermag fte mieber einiu^ropfcn» ^Denn menn bu von 
bem feiner Slatnr nac^ mtlben Oe(b<ium a(g(()auen unb 
gegen bie 9latur bm tbUn Otlbanm eingepfropft morben 
bifl/ ftie Diel mebr n?erben bie/ meiere oon Slatnr ibm an«' 
gei^9ren/ bm eignen Oelbanm eingepfropft werben ! 

!Der 3(pofte( ivirb babutd;/ baf) et bie eblen ä3ärer ber jubi« 
fd^en Station bie SBurjet^ t(;re Ttacl^fommen aber bie B^<^ig<^ g^' 
nannt l)atf barauf f;inge(eiret, ba^ ganje ä3oIf/ toa^ in ber go tt« 
lid^n £)efonomie eine fo mid^tige ä3eftimmung f)atttf mit einem 
eb(en Ddbaum, bie Reiben aber mit einem n>i(^en j^elbaum 
iu tKrgfeid^en * )♦ 3« biefer SBcrgteid^img füt;rt er ben oben 



*) ^otf ®tei(6nt6 fcbcint ntd)t gant pajfenb/ ba ia burcb bai 
^Einpfropfen tinei ebfen Sn>eigetf auf ben gemeinern Stamm bie 
^crbcffcrung bti ^aume^ iu gefcfiebcn pf!egt/ unb nicbt umge* 
febrr. Slucb tvirb ber @acbe niAt burcb bit pon $rn. Dr. Itbolucf 
angefübcten Stellen geboffcn (Colum, de rerast. 1. Y. c. 9, unb 
Palladius de re rust. I. XIV. c. 53 u. 54* ) nacb weld)(n b<e SIeffe 
betf »üben jOelbaumtf einen aus^getrotfneten eblen £)c(baum mieber 
grfinen macben. S)enn $aulud ttiH ia nidbt fagen/ bag ber burre 
Stamm bei Subenttiumd burcb bie Sttaft ber eingepfropften Uit^ 
ntfcben Sweige »ieber neu brtcbt wothtn feo/ fonbern iener abge* 
Irbtc Stamm »ar burcb bie firaft Sbrißi aOein mit neuem fiebett 
buriftbrungen toorben. — *&)lan f önnte aber etwa fagen : So toie 
nt(f)t jcbcr Stamm ber bocbffen ^Serebtung f^big iff/ fo babenicbt 
»iOfttbrlicb ieberSnenf<ben(iamm ba^u angewenbet tperben fönnen ber 

17 



258 Aap. XI. 17— 24. 

au^gefprod^enen H)m fo »td^tigen @a^ weiter au§, baß bie je|t 
un()(dubtgen ^uben feinc^iveged für immer t>er(oren fepen^ unb 
}eigt/ au§ bem menfd^Iid^en ©eftd^t^punfte betrad^tet/ tDorauf e§ 
ctnFomme/ baß fie be6 ®egen§ tt)ei(I)aft iverben ber xi)mn, nai) 
il;rer dußern ©tellung, am ndd^ften lag* 3n biefem ©inne fonnte 
er \)on i()rer 9Cufna()me ni<^t a(d ))on etwa§ 9Iotf)n>enbidem unb 
einft unfe()f6ar Srfolgenbem reben, fonbern atö abtjdngig t)on i()« 
rem eignen guftanbe, \Jon il;rem gortfd^reiten , wie benn auc^, 
nad^ altem 23ort)ergef)enben , offenbar fie ol;ne ^jorauögegangene 
©inne^dnberung nid^t fonnten ttjeilfjaft werben ber tjbd^ften gei* 
fHgen SBefefigung* S8efonber§ aber roenbet ^au{u§ bie fid^ Ü)m 
barbietenbe ©efegenf^eit a\i^ baju an, bie e(?emaligen ßeiben bar* 
auf aufmerffam ju mad^cn, ba^ axxä) xfyvc S()ei(nal)me an biefer 
SBefeligung nic^t etwa burd) ifjr dußere§ Sefenntniß be§ Sljriften* 
tl)umö geftd^ert, fonbern bebingt fei; burd^ bie SReinljeit unb ®6tt* 
Iid(>feit if;rer ©efinnung, burd^ ben ©laubem — @inb nun 
gleid^r fagt er, einige gweige M eb(en £)e(baum6 abgebrod^en, 
unb ift bie§ 93eran(a{fung geworben/ ha^ bu, ein Stei^ bed wi{« 
ben £^e(baumed, in jenen eingepfropft unb feinet Seben^fafte^ 



XtÜQtv tn bcrrficfeffen geifilgcn 53fr«?&furig ju trcrb^nr fonbern 
Dana Un Allein brr iüWö)t ^'tamm bet?tmmt gen^rfcn. ^o§ biti 
rotrfltd) gcfd)r6cn/ ift btflorifcb; nacb ber paulinifc^en ^ebre t7on 
brr göttiuien ^lotgn^enbigfeit bie in ber gattlid^en JTenntnig gc« 
grönbet i0 / f o n n te ed affo nicbt onbertf gefcgeben a(d r^ wrrf(id) 
gefdieben ifl. 2)er (Stamm alfo nar/ su ber Seit mo^aulu^ rebrc/ 
bereite üerrbelt , unb brburfte nid>t tvi biefer ^^erebiunfl uon 
oa§en. tlnb fo n>irb hie idemetfun^ bebeutrnb/ ba§ ber n>ilbe 
Oelbaum (ay^iiXaioq) jwar üon Sf^atur frud)tbar ift/ M fftne 
ffröc^te aber etft burd) bad Einpfropfen auf ttn eblen f(^macfbaft 
unb brau<tbar »erben, finf gleidbr ^rife wirb aOed e<bönc »a$ 
auger bem SbriSentbum ficb erjeugt (at crft wadtboft broud)bac 
fiir ba^ innere geizige lieben/ befommt ed)ten silDertb unb f&e* 
beutung/ wenn ti burcbbrungen wirb k)on bem i^ebentfvrtnitp 
CbriAi. 



Aap. XI. 17 — 24. 259 

t!>clhaft wurbeft, fo werbe bod^ bie§ nie bir 93orn>anb ju \M^ 
jcr Stnma^uncj gegen jene; vergiß nie beine urfprunglic^e, m^ 
tüttid^e ©Utiung gegen fte*)* "^8lHerbing6 finb jene atgebrodS^en 
tamit bu eingepfropft wurbeft — bieö ift in einem anbern 25i(6e 
berfelbe @ebanFe: if^r @traucl^e(n / i()r ^urucf bleiben gereid^te bir 
oum J^ei( — ober nid^t finb fie abgebrod^en um nie noieber ein« 
gepfropft ju werben« Slid^t oi;ne Urfad^e^ nid^t cttoa weit @ott 
aud 9QBiUFul>r unb außer gufammenbang mit bem ewigen 9iatf)« 
fdf^(uf) feiner SBeiM;eit unb Siebe ii^nen je^t feine @unft entjogen 
unb fte auf bid^ übertragen l;dtte/ ift bad gef(^et)en* @ie würben 
abgebrod^^en / fte gelangten nid^t ju t>an ^ei( ju weld^em niemanb 
gelangen Fann .al§ wer in ber baju erforberlid^en SSerfaffung be§ 
@emutl;S ift, weil fte in biefer SSerfaflfung nic^t waren, um it;re6 
Ungtaubenö willen. SDu getangteft baju, wofern bu anber§ wirf« 
lid^ baju gelangteft , eben um biefer @emutf)§t)erfaffung , um bed 
©labend wittern fBflit biefem aber ))ertrdgt ftd[^ nid[)t UebermutI; 
unb ftotje ®id^er()eit» ^rufe alfo bid^ wol;(, ob biefe in beinem 
3nnern nod^ wo|)nen , unb fep eifrig bemubet fte barauS ju mU 
fernen : fonft I^aft bu an bem äußern SBefenntniß be^ S()riften- 
t(;um6 gar nichts» 5^!;tt ber ©runb beiner 8(nna(;me, ber 
6)(au6e, wie follte bann bie SBirfung bleiben? SBie fonnteft bu 
erwarten , ba^ @ott fd^onenber gegen ben ^remben wdre atö gegen 
bm Singebornen? jDber \>ielmel;r, ba^ er part^eiifc^ für jenen 
wdre unb wiber biefen ? @rfenne t)iefmei)r in bem bir t)or Stugen 
tiegenben großen 93eifpiel , baf^ in ber SQ3eItregierung @otte§ ni^t 
SBtttfu()r waltet, fonbern ba^ (Strenge unb 9)ti(be mit gleicher 



*) ^ü<b bitt t^eraDgrmetn^rt $autu^ bit ^ntthi burcb ba^ ge« 
braudiCf 3)u« (Er ipxidbt nicbt iu einem ober {u btüimmten thtma* 
ligen $>fj^cn; b<i\tn er bitU ^»arnung ettva bcfoll^a^ ndtgtg er# 
ad)tec HtU/ fonbern jti Ubtm obne 9lfid'it(ht auf S^tt unb Ort 
ber ettoa ffeb öbrr^eben md4)te. 93ag(. oben €. 32. 



260 Stüp. XI. 25 — 32. 

aQBci^()eit in it)x abgemcffen fmb» ©eine ©trcngc erfaf)ren jene, 
o()ne 9lu(ffi(l^t auf äu^erUd^c ^tMum^, bie nod) ni^t fät^tg ftnb 
burd^ 9}ii(be ftd^ ju i()rem ^ei( leiten ju (äffen ; feine 9)Itlbc er« 
f al)rft bu ie^t an btr / aber bann nur n>enn bu fäf^ig bift fie ju 
f u(}(en unb ju benu^en ; wo nic^t ^ f o mußt aud^ bu notl)tt>enbid 
(Strenge erfaf;rcn* 9(ber audE^ jene werben nur ju if^rem eignen 
äSeften ftreng bel^anbeft ®cbalb bie Urfad^e auf()ört , l)btt aud) 
bie SBirfung auf* Sajfen fie^ bie burc^ &üu ftd^ nid^t ivoUten 
jur ®innedänberung leiten (afjcn / ftd^ burc^ Strenge baju (eiten^ 
\)er()arren fte nid^t im Unglauben/ fo noerben fte mieber aufgenom« 
men« 9SBie foKte ©Ott, ber bie fremben Steige bem ebkn £>tU 
bäum einjupfro)>fen \}ermo(^te / nid^t im ®tanbe fe^n ben eignen 
Steigen baffelbe ju tl;un ? SRein , fie finb nid^t tjerworfen l 

25 — 32. 2)enn id^ mü tt\ti); Sßrfibcr/ biefetf ©e^eimnii 
nicbt )?oretttN(tett^ bamit i^r nicbt eudS^ UM für einfic^ttf^ 
i^oü galtet: 93er)bc(t&ett iO einem Zfftil 3fraeI0 gemoN 

26 bell/ iii bie ^üOe ber i^eiben mtrb eingegangen fe^n: ttnb 
fo iDirb gani ^itatl gerettet merbeuA it)te gefcfirieben fielet: 
n^ui 3iot^ n^if^ ^et Sletter fommen unb abtvenben batf un^* 

27 güttlicbe SBefen i^on ^acob. Unb biei ifl mein SSuttb mit 

28 i(^nen / menn id if^xt 6flnben tilgen merbe ^ 3n 9{ticf« 
ftc^t auf ba$ @t)angetium finb fte ^einbe um envetwiaen ; 
in SRutfftc^t auf bie SrtoS^Iung aber ftnb ite geliebt nm 

29 bct 935ter wiOen. S)enn ®ottetf ®efc6enfe unb S^erufnng 

30 fifnnett i(»n nicftt geteuen. 6o tote ibr einil tingtäubig wa« 
ret gegen @ptt/ nun aber ®nabe gefunben l^abt burcfi ienev 

31 Unglauben: fo ftnb auib üene iei^t ungläubig/ auf ba8 fte 

32 Segnabigung finben bnrc|^ eure 95egnabigung. S>enn ®ott 
tiat Mt eingefc^Ioffen in ben UnglauNn/ attf baß er KOe 
begnabige* 



Aap. XI. 25 — J2. 261 

Snbern ber 9(pofte( ic|t jur ä3oUenbunc| M großen ®emä(te6 
etU f n>a6 er \)on bem ©ange ber gbttltd^en SScItregierung oor un« 
fer SCuge JjingeftelU tjat, wirft er nod^ einen Sic^tblicf auf baffefte, 
nod^ einen er(eud[)tenben @tral)( ber alled etn>a gebliebene S>unfe( 
auf()el(t unb bem aufmerffam ®d^auenben ed faft unmbgtidf^ 
mai)t ben redeten ©efid^t^punft ju verfef^Ien^ aud bem bad ©an^c 
aufgefaßt merben foU* 92od^ eine tpid^tige fS&al)tl)üt milt id^^ au^ 
fpred^eu/ fagt er / bamit xi)v niiyt im ä3ertrauen auf eigne (Sinftd^t 
nad^ t)orgefaßten DJUinungen meine SBorte mifibeutet unb bie gro:> 
ßen Sreigniffe mißoerfte()t ^on benen i|)r ^(ugenjeugen fe^b^ unb 
bie aud^ eud^ fo na()e angei;en« — 2Ba$ ift nun bicfe S0al)rf)eit/ 
bie ^au(u§ atö ^txoa^ fo 2Bid^tige§/ jum äSerftel^en be6 ©ariden 
fo 9tot{)n)enbiged/ anfunbigt ? @d ift ber unenblid^ tiefe unb xviä)^ 
tige ®a^ / ^a^ ©Ott alle ©efattenen barum tcm ®efe^ ber 92ot0« 
wenbigfeit unterworfen, ba^ Sr barum 9)ief)r * unb Ü)iinber*®ef6r* 
berte fo r^ert^etU/ jebem biei(;m unb b^m ©anjen jutraglid^fte ® teile 
angewiefen t;a6e, bamit SCUe nad^^ feinem ^(ane fid^ gegenfeitig fbrbern* 
unb entn>icfebv unb fo 9(((e oi)ne 9Cu§naI;me ju n>a(;rer ^rei^eit unb 
©(ucffeligfeit gelangen foUten« — SBir burfen nid^t ^^ergejfen/ ba^ 
^aulud biefe wid^tigfte aller 3Bat)r(;eiten, bie wir in unferer Srldu« 
terung ))on l)ier entle()nen mußten, unb bie barum unS je^t went* 
ger überrafd^enb entgegen tritt, nid^t an bie <S)>i^e ber IDarftellung 
fe^en konnte bie er im Qten Kapitel beginnt, weil er, bem 93e^ 
burfniß unb bem (StanbpunFte feiner Sefer gemäß, »on ber ©e^ 
genwart, von bem xva^ bamald Wie lebenbig befd^äftigte unb in 
beffen Ijiiftorifd^er Sntwicftung fie felbft begriffen waren, auögcl;cn 
mußte um i(;nen ju feigen, ba^ biefe SntwidFlung ben Sfu^fprud^en 
©otteö gemäß gefc^e()e, bie er auf bie geiftigfte 2Beife beutet 3n* 
bem er fie burc^ ba^ ftarre unb bem 9)?enfdt^en unerflarlid^e @e« 
biet ber 92oti)wenbigFeit fut^rte , Fonnte er nur fte auf bah unleug« 
bare S3ori;anbenfei;n biefer !not()wenbigfeit t^erwetfen, unb bei 



262 Aap, XI. 25—32. 

i(;rer Unbe9rciflt(l()Pdt auf bad feftcSßort: ed ift unmogtic^ tag 
©Ott ungcred^t f«> 3!« «^»^«" &and<i feiner iDarftellung war olfo 
^icfco {ulc^t ent(;uUre ü)d;eimniH be$ i|brt(id)en SBaltcnd tct er« 
{)AlmU Si(^tftral;{ ^ tie eigentliche (Sntnoicf lung M ©anjen« (£^ 
ift ber ®ci^(u{fe( ber fid^tbaren SBelt^ t>a^ Sanb n)a§ fie \)erfnü))ft 
mit ber unfi(^tbaren, f)>au(ud fprid^t biefe^ oft angebeutete üie» 
(>cimni§ ber gottUd^en i^ebe auf ^ah SUIerbeftimmtefte aug, aber, 
i^emd^ bem a3eburf ni§ feiner iSefer ; {undd^ft in 93ejiet)un() auf t>aft 
3ubif(l()e S3oIf , \)on beffen ©d^icf faidentwicf (ung er au^gegatiiien 
n>ar; bann aber in ber größten $(Ugemein(;eit in S5ejie(;ung auf 
bie ganje 9)lenfd^(;ein (£r i)atu unmittelbar t)or(;er bie funftige 
95efetigung ber je^t nodf) )>erftocften 2Suben alö etwad b(o5 iOIog« 
lid^ed / ))on i()rer eignen ®innc^dnbcrung 3(b(;dngenbe§/ bargefteUt, 
unb bie§ Fonnte oon Einigen fo ))erftanben werben/ a(d ob bie ?(n« 
nal;me jener bennod^ alfo für immer unterbleiben Ibnm, fallö fie 
für immer in i()rer SDerftocftf^eit, if)rem Unglauben bel)arrten* 
$rei(id^ fonnte ber 9(pofte{ ein fotd^e^ 9)?iß\)erftdnbniß nid^t t>on 
benen erwarten, bie in ben tiefern ®inn feinet fruf)ern 93ortraged 
eingebrungen waren, bie ed ))erftanben l)attmf ba^ SUIe ot)ne %\x^ 
naf^me, aud^ bie SSeften unb @(auben))onften, einft fern t)on @ott 
waren unb it)ren je^igen jguftanb, fo wie liyn enblic^ 93oU« 
enbung/ einjig ber @nabc be§ erlbfenben @otted \)erbanCen unb 
burd^aud nid^t i(;rem eignen äSerbienfte« (Diefe fonnten nic^ jwei* 
fe(n, ta^ biefefbe unwanbelbare gotttid^e i^iebe, wad fie einft für 
fte getl)an, aud^ für bie tt)un werbe, bie ie^t nod^ ftd^ ha befanben 
wo fie felbft e()ema{§. 3(ber in einer fo wid^tigen unb bem menfc^« 
Hd^en Jöerftanbe unauflb6lid)cn ^-rage , bie o(;ne eine tiefere Sin* 
ft(^t in ba^ wafjre SSBefen ber geiftigen ^reil^eit aud^ nid^t einmal 
gel;6rig begriffen werben f ann , wollte ber Slpoftel Feine Ungewiß* 
l)eit übrig laffen, bamit nid^t ungemeffener ^c^merj über ba^ 
mbglid^e ©c^idPfal jener Unglücflid[>en golge bicfer Ungewißljeit 



Äiip. XI. 25—32, 263 

bei Siniiien tüurbc / bei SCnbern aber t)ieHeid^f gar ti)bvi6)U Ueber* 
Ijebung über biefelbcn. ©arum fuijt er in b^n beftimmteften Stu^ 
brücfen l)inju: Scner 23erftocft()eit xt>ltb ni(f>t ewig bauern, fon« 
bern nur eine 3^i((<^nd> 0>^^ döttlid^e SBeid()eit unb Siebe l)at un* 
erf(^j>flid)e, iinfel;lbare öiittel , au^ ben SSerfjirtetften , obne fei« 
ner wahren greiljeit Eintrag ju t()un, ju feinem J^eiU l)in« 
julenfen) jene SSerrt^eiJung ber je^t S^J^iö^» w"^ 9licl^tfdt)i9en, 
iened 3ufi'tcf{>(^i(>cn ber Settern wirb nid^t allein auf()6ren wenn 
ber B^c^ ben bie g6tt(id)e 9legierung bamit beabftd^tigte erreicfit 
ift , fonbei n eben biefe 23err(;eilung , biefeS gurucf bleiben fefbft ift 
ba^ SDlittel woburd^ an^ jene jur red^ren Seit geforbert werben» 
Unb fo*) wirb ganj Sfrael gerettet werbem Sa6 ift ber 
®inn jener t^errlic^en SBeiffagung^ fugt ^aulud l^inju^ a\x% ^ion 
wirb ber 9tetter f ommen , ba^ wirb bie 2(rt feiner Slettung fepn, 
ba^ er ba6 Ungbttlid)e ^on 3aeob l)inwegt()ut* ©aö ift ber neue 
Sunb: il)re ©unben werben getilgt, \)ernid^tet werben» Unb um 
aud^ ni(^t ben (eif eften B^^^if ^l ^brig ju (ajfen/ ba^ er ))on aiUn 
Sfraeliten rebe, fugt er nod[) (>!«&«• feinbfelig jeigen fie ftc^ jeftt 
nod^ gegen ba6 (£\)angetium , unb jwar ju eurem @ewinn : aber 
bennod^ finb unb bleiben fie ba^ SBolf ba^ ©Ott erwählt fjat , um 
au6 bemfelben ba^ J^eil ber SCBelt l)er»orgel)en ju taffeii ; bcjfen 
äSäter &ott auf fo au^gejeid^nete SBeife geleitet; btm er für alle 
9ta(^fommen fo fegen\>otle S3er()eißungen gegeben t)at 3(ber ©Ott 
f ann nid^t irren in feiner 2Baf;l / feine ©aben unb ä3eri;ei$ungen 
(onnen ii)n nie gereuen* 

5rül)er (;atte «Pauluö auöbrudflic^ gefagt, ba^ nxi)t alle 
Sfraeliten wirflid^e Sfraeliten, nid^t alle SRad^fommen 2tbra()amft 
Sinber ber ä3er!^ei§ung fet)en; unb f)ier jäblt er eben fo audbrucf« 
lid^ alle 3fraeliten bem SSolfe ber grwd(;lung bei , betont bie 



) Sn bem oÜto Uegt htibt^f Seit uiiD 3ltt unb ^tift. 



264 ÄÄP. XI. 25 — 32. 

23crl)(i^ung auf alte o()ne $litdnai;me au§* 2Bte Id§t ftd^ biefcr 
anfd5>^*i"^"^^ SQBibcrfprud^ lofm? Offenbar, einjig unö 6efinc= 
bigcnt)/ inbcm mir crfcimen, ba^ ^au(u§ auf bie S^^old^/ ^<^ 
SnttDicflung in ber ^r)cl)cinung, 9{ucfftc^t nimmt, gum J^eil bc^ 
rufen fmb ällle, 9(He n)erben ed erlangen. $Cber niemanb Fann 
ed erlangen bis er cj^^eirigt ift; bi§ ba^ ©bttlid^e, ber @(aube fic^ 
in i(;m enrn)icfe(t \)at ; bis er ein ed^fer 3fi^<^^li(/ ein ed^ter ®oi)n 
Slbrat^amS im @)[auben geworben ift 92ur biejenigen bie jie^t 
fold^e finb fonnen ie^t jum ^ei( gelangen, bie anbern bann, 
wenn it)re SSorbereitung tjoltcnbet fepn wirb. @ie wirb aber 
unfel;(bar ^oUenbet burcl^ bie dntwicffung beS unwanbetbaren 
gott(icl[^cn 9kt()fd)(uffeS, worin felbft t>a^ fbrbernb wirft tt>a^ bem 
menfcl^(id(^en S(uge a(S .^cmmung unb unuberfteig(i(^eS J^inberni^ 
erf^eint. — ©aS wal;re ^fvaü, ba^ 23o(f ber Srwd()lung im 
f)b(?ern ©inne, au§ bem ba^ .^eil ber SBelt fic^tbar ()ert)orgef)en 
follte unb, wie bie QErfa()ruug eS beftdtigt l)at, wirflic^ l^eruor* 
gegangen ift, waren freilid^ nur bie 2luSgejei4>netften unb erija* 
benften jeneS 25oIfeS. ©iefe J)ie^en mit Siecht, unb nid^t auS 
ftofjem D^ationalwaI;n, baö iöolf ber erwdt)Iung, benn nad^ ber 
fo burd^auS confequenten Sef;re ^au(i gefd^iei)t alteS nac^ ber 
5ßJal)I, nad^ ber weifen unb unabdnberlid^en aSorauSbeftimmung 
©otteS. Stber nad^ eben biefer bem SJlenfd^en unerforfd^li^en 
aSorauSbeftimmung ©otteS, mußte jener eble ®tamm auc^ »iele 
uneble B^^^ige tragen, fo wie fe(bft bm unmittelbaren jungem beS 
J^errn ein 3uba6 beigefellt fepn mußte /^auf ba^ bie @<^rift er« 
füUt würbe,'/ b« I> wei( bieS in bem 9tat(^fd^(uß ber ewigen 
SBeiS()eit not()wenbig war. Übet biefe 93ermifcl)ung ber UneMen 
mit ben Sblen, woburd^ jene um fo met^r fid^ im na(f^t(;ei(igen 
Sid^te teigten, fpnnte i(;nen nad) bem ^lane ber gbttlid^en Siebe, 
bie fte bal;in gefteltt f)atu, niä)t }um yiaä)ti)Ak gereid^en. @te 
waren, wie^auluS fruf^ereS auSbrudPüc^ auSfprid^t , fd^(edS^tet afö 



• Aap. XI. 25 — 32. 265 

vie(e unter Den J&eibch, unb barutn mu^Un fte H)mn nad^ftel^en« 
3nbem alfo ^aulug fagf/ ba^ fie bennod^ ju betn ©tatnme ge« 
(>6ren, wdd^en ©ott gnabenvoUe Söerfjdßungen ertf^cilt J)o6e, wilt 
er l;ter tt)rem 9{ationaborurtf)ei( unb eingebübetem 9Bal;ne eben 
fo n)eni() ba§ SBort rebcn a(d er eö frut)er nx^t Qttt)anf fonbern 
nur bic oHgemeine ^al)xl)tit auf fie anmenbeu/ ha^ alte 93er« 
I)ei§ungen ®otM unfe()(bar in Erfüllung gef^en/ baß a(fo auc^ 
ii;nen einft bie @runbe be^ J^eild fd^fagcn merbet 

Jg^aben n^ir l;iemtt ben eben fo etnfad^en atö görttiä^ erl;a« 
benen @ebanfen be§ 9(poftetö rid^rig aufgefaßt/ fo folgt auc^ 
barau§/ ba^ mx unter bem 9(u^brucF im 25ften ä3erfe ^'bi^ bie 
gulle (TrXrJpofi«) ber Jg>eiben wirb eingeganflen fepn« garnid[^t 
bie beftimmte SBeiffagung }u fud^en I^aben^ bie t)ie(e barin ju 
finbcn glaubten / t>ai t>a^ ganje ißoli ber 3fraeliten bann erfl 
f((^ jum S{)riftent()um benennen iDerbe^ n>enn al(e J^eiben of)ne 
9(u$nai)me S3efenner bejfelben geworben fetten* Unter jenem 
Stuöbrucf t)erftel;t «Paufu« ol)ne allen 3«>«i^l «ne fel;r große, 
nad^ bem 9{atl;f(l^(uß @otted im 33oraud beftimmte IDlenge bet 
Reiben: ob er aber im bud^ftdblic^en ®inne alle barunter oer« 
fte{)e ober nur eine fel)r große 9(njat}(/ ha^ bleibt nad^ Um von 
il)m gen>äi;lten SBorte unbeftimmt/ unb Fann oi)ne unfern 92ad^« 
tfjeil fo bleiben, wenn wir nur gewiß fmb, ba^ weber J^eiben 
no(^ 3«ben enblid^ jurudPbleiben werben* ©aß bie große SKaflfe 
ber Suben fo lange in t)blliger S3erl;artung bleiben foltte, bid 
aud^ ber fiepte ber J^eiben ein wal;rer Sl;rifl: geworben fep, ift 
fdbon barum unwal;rfd^einlid(^, weil wal;re ®inned2nberung nie 
plo^lid^ , fonbern immer burd^ allmdOlige S^rtfi^ritte erfolgt. — 
2lm i2ten 93erfe biefed Sapitefö mußten wir baffelbe Sßort 
(nX^{»G)fia) in ber äSebeutung ba6 @an}e nel;men, weil ber 
@inn jener ©teile e^ unleugbar fo forberte« 



266 Stap. XI. 25 — 32. , 

©ag alfo jeber Sinjelne feinet öolfc^ ju feiner Seit 5Cnri;ei( 
nef;men tverbe an ten \)oUen ©egnunoen bed 9)}efftadret(^d fagt 
^auUie beftimmt SBIe aber foH bie grojje SDlenge berer baju ge- 
langen/ bie in ber g^ifd^enjeit in iijrem Unglauben bal)inf^erben ? 
n)a6 foU mit ben S3em>anbren unb ti^euren 9lnge(;origen iverben/ 
bie ^au(u^ felbft nod^ in einem fold^en guftanbe fterben fa()/ unb 
beren (Sd)'\ä\al it^m boc^/ nad) menfd^tid^em @eful)(/ no(^ nä(>er 
am J^erjen liegen mußte/ atö berienigen bie ^ieHeid^t nac^ ^cl^t^ 
taufenben erft noc^ geboren werben feilten? — @oM ber 2(u^* 
fpruc^ "fo wirb ganj 3f^ael gerettet werben« nid^t ein (eere§ 
SSßort fet^U/ unb betrachtet fßaulug bie Srbe atö einen ®c|^au)>Ia^ 
iur Steinigung ber gefattnen @eifter unb ju il;rer Sefdl;igung ju 
uberirbifd^er ®eligfeit: weld^e \)ermel)rte 2Ba{)rf(^einli(^Peit pnben 
wir bann f)m ber > 93ermuti)ung ju ber wir fd^on fru(;er burc^ 
bie SCeußerungen bed ^(poftefö ()ingeleitet würben ^)/ ha^ bie un))oIU 
enbet 3(6f<^eibenben/ »ielleid^t nad^ langem B^if^^nraume/ wie^« 
berum att 5Dtenf(l>en auftreten muffen um ha^ SBerfdumte nac^ju* 
t)oIen/ bah getl)ane Uebel unter gottlid^^er !i!eitung wieber gut ju 
mad)en ? ha Seiner entlaffen wirb / bid er aud^ ben Ui^tm Jg^elter 
beiai;(t i;at« (3)tattt> 5/26.) ^aulud brucft fidg^ (hierüber/ wie 
benn fein gwedf bad au^ nic^t erforberte/ auf Feine beftimmte 
2Beife au^; er begnügt ftd^ l;in)u ju fe^en: fo wie i()r/ einft Un- 
gläubige/ wiber euer Erwarten unb nid^t burd^ eigne Sraft/ fon« 
bern aUein bur(^ bie gbttlidE^e Senkung > jum J^eil gelangt feib/ unb 
jener Unglaube ba^ SDMtrel eurer ^crberung werben mußte/ fo 
werben au^ jene/ je^t nod^ Ungläubige/ burd^ eben jene göttliche 
Senfung J^eil finben / unb euer SSoranfd^reiten wirb in ber J^anb 
@otte^ ein 9}?ittel i()rer ^brberung werben. Unb nun fe|t ber 
Sfpoftel bem ©anjen feiner ©arftellung mit ben l;errlid^en/ infjalt- 



") 23eröl. oben &. 106 u. 177 f. 



Aap. XI. 25 — 32, 267 

f(^n>eren SBortcn bie Srone auf: ''@>otr t)at 9(Ue erngef^(oj|en 
in bm Xin^laxxbm um fic^ 3(Uer ju er6atmenw' Unglaube ift 
l;icr im tveiteften ®tnnc ttc felbftverfd^utbete Trennung t>on ©otf/ 
bic burd^ bcn geifitigcn $aH erzeugte Unorbnung/ n>e(c^c alle @e« 
faUncn emigcm Ungtucf t)ingcgebcn (;aben mürbe ^ n>enn bet er« 
(ofenbe©prt nii)t ind9)titte( getreten n)dre» @r befd^rdnfte/ um« 
fd^Iog g(eid}fam/ ba& 9ietd^ ber $tnfterniß unb äScrmirrung ^ un« 
rerwarf eft ben weifen ®efe^en feiner 9lotl;n)enbigPeit, orbnete 
Wich nad) bem weifen unb liebeuoKen ^kne feine§ unwanbeU 
baren 9latt)f(^(u|fe§ ^ auf ba^ auh ber ^-infterni^ Sid^t/ au§ ber 
tlnorbnung g6ttlid)e £)rbnung^ aud ber Unfeligfeit ®e(igfeit SCtter 
I)er\>cr9inge/ unb Sdted burd^ feine @nabe ft(^ gefta(te (u ewig 
l;armoniff^ t)erbunbener @cl^ön()eir, 93Sa()rl)eit unb ®üte*)J 

93erfenFt in bie S3etra(^tung biefeö SQBunber^ ber göttlid^n 
3Be(tregierung / bie hah @(^i(ffa( fo oieler iDIiUionen SBefen auf 
gleiit)er SBage wägt; bie jebem @inie(nen biefer SOBefeu/ unb in 
jebem 9(ugenbli(fe feinet iDafe9nö^ au§ ber $uHe bed gbttlid^en 
9lei(l^t()umd gerabe ba^ ertt)eiU waö ju feinem wa()ren SBeften 
bah einjig Siedete ifh bie auäf bei ber fd^einbar üerfd^iebenften 
9Cu§tt)ei(ung ii)rer ©nabengaben bod^ nie bem (£inen mti\c\)t um 
ben $(nbern ju begunftigen/ fonbern mit göttlicher Sennt« 
niß ber Sage unb beft S&ebürfniffeft eined ^tbm, mit unenb« 
lid^er gottlid^er 2Beid()eit auc^ Sebem feine ®teUe an« 
weifet unb, feinen Sebenßgang orbnet^ unb fo auf eine, alle 
menfd^Ii^e Raffung weit uberfteigenbe 2Beife/ bah 3ie( ber Siebe, 
bie 95efeltgung WUt, unfef)(bar erreid^t — bricht ber 9(pofteI in 
biefe begeifterten SBorte aud: 



*) Wltbttte S)onbfd!ciften iahtn im 320en !8erfe tiAtt rovq 
Ttivxaf^ rä wdvTu , »dd)f3 tintn voxttt9ii(b(n 6tnn gtebt/ 
wenn mir HUi (\n s, 20« 21« surücfDenfrn. 



368 Aap, XI. 33 — 36. 

33—36* OZitU Ui ^ti<bti}Vimi mi Ut SBeiideit unb Ut 
^enntnig &otMl Wt nnttitünilidb ftnb feine S3efci)Iuffe^ 

34 wie tttierfotfc^lic^ feine SESeae! 3Ber t>(it ben 6tnn be^ 
^errn erfannt? ober mer ifl fein Startfieber gemefen? 

35 Ober »er (at ^bm ju^or gegeben^ Mi ibni oergolten 

36 würbe ? 2)enn Don 3()m / ttnb bnrc^ 3fbn nnb in Sbm i|i 
9iael 3bni fe9 (Sbre in Smtflfeit! 9(men. 

3<k unergrunbtid^ ben ^orfd^ungen enbltd^et SBefcn ftnb bte 
tiefen ^(äne ber uncnblid^en SBei$t)eit; unerf))dl)bar bem irbtfc^en 
3(uc|e bieSBege auf benen bie emige Siebe 9(l(ed jum Biete kntil 
SBa§ wir aud^ »on biefem gbttltd^en SQBaltcn im eignen Sebcn 
ober in ber ©cfc^ic^te ber ü)tenfd>!;eit n)a()rnel)men (unb ad^, wie 
oft tduf(^t aud^ ba felbft ben 26o(;(meinenbften irriger (Sd^ein!) 
nie KrbanFen wir ber eignen ^orfd^ung bie wai)re Srfenntniß/ 
nie vermag aud^ ber fd^drffte irbifd^e ä3erftanb einen einzigen ber 
gottUd^en 9lat()fd^Iuffe ju entf)uaen : Siein (Sterbli(^er fa$ )e in 
bem lRatt)e ber ©otti^eit I SClteö toa^ wir wiffen^ xoa^ wir a(;nen, 
was wir gläubig I)offen \)erbanfen wir nur ber Sunbe bie eS 
bem Unenblid^en gefallen l)at über @i(^ felbft unb feine fS&^tu 
regierung in ben ^erjen offenbar werben ju laffen^ bie fällig ftnb 
in 9lein(;eit unb S)emuti) feine (Stimme ju t)ernei)men ! 92iemanb 
f)at ®ott je gefe()en, ber Sine nur, ber auf unerforfd^fic^e SBeife 
mit bem 23ater Sin? ift, ber i)at eö un§ »erPünbet! — Unb 
xoa^ er un§ giebt, an J^immeföfunbe , ober an ftd^tbaren ©aben 
bie jum .^immel fu(;ren foUen/ $(lle§ t)aben wir atö @efd^enC 
feiner @nabe ()iniune(;men : benn Fein äSerbienft ift e6 worauf 



32) x^ifia. ^ai bitx in feiner tieften SBebrutung angeivanbte 
^ort itir£t iSittt auf aOed tcai t>oxbct }9Qn t>en (Btxi<bttn unb 
9lat(fcbräifirn (SotM gefaxt a^orben t^. 



Aap. XL 33 — 36. 269 

wir trgcnb eine S'ö^^^^rwnfl beörunben Fönntenl SB^ t)attm %\M 
verloren huti) eigne (Sc^ulb^ unb $(((ed fd^enft (St und loteber; 
aber in ber golge unb Orbnung bie Sr feiner SGBei§l[)eit unb Siebe 
)>orbe()a(ren l)ciU äBof;! un$ ba^ n>ir @efd^opfe ©einer J^anb, 
(Sebifbe beö großen SBilbnerö fihb ! ba^ md)t unferer Älugt)«^ bie 
©c^icf fa(e anferö Sebenö anvertrauet finb, fcnbern göttliche SWotl;* 
n>enbigFeit in if)nen maltet S^ennSlKeg \>on 3()nt ^(umgegangene 
fonnte nur bu rd^ 3(}" fribft ju 3()ni iurücfgeful)rt werben, 
unb fo ben ®ipfe( ber SSoUenbung errei(f^en. 3^m, 3';»« allein 
bie (ii)X(l 



3n)6Iftcö Äapitel 

1—2. ®o enna(»ne i<| eucli nun/ 95rübeir/ ibei bem @r6aN 
men ®otM, tun Seiftet su weilten )tt einem leftenbigen/ 
^eiligen^ ®ottn)ob(defäOigen Opfer/ a(tf euern SrfenntniS' 

2 gemSjen ®otte^biettfl/ unb nid^t eucft Mtb biefer Seit ju 
gefiaUeu/ fonbern euc^ umgeflalten iu laffen/ tut (Srneue- 
rung eured @mmi^ti, fo bag i(^r erproben möget ma« 
ba fe9 ber 9Biae @otte0/'ba« ®ute/ SBo^lgefäOige unb 
SSoOfommene. 

©er Slpoftel f)atte t>a^ f;errlid^c ©emdlbe ber göttlichen 
SOßcltregierung bannt Ajollcnbet, ba^ er jcigte, (Srbarmung fep 
©runb unb le^ter unb unwanbeftarer S^ccf be§ gottlid^en 935at« 
ten§; eingefdj^loflfcn fe^ alleö gefaltne Seben unb unterworfen ber 
5Jlot(;roenbigf eit , bamit 2llte§ äurudPgefuf)rt werbe ju J&eil unb 



2) Scb folge fiier ber in Mtt ^inficdt t^orjügUciern i&rfeart 
cvaxm^^'^i'i^o^ai -^ — ^erafio^^ovadai . . S)tefe Snftn. 

bAngcn natiirU(6 »ort bem »orfefrgeöönö^w^n na^anoXm ab. 



270 ÄOP. Xll. 1 - 2. 

©eligfeit 95« biefetn gottlld^cn Srbarmen nun, bei biefem lyiyd^ 
ftcn unb befcUgenbften ©ebanPen ben ble 9)?enfc^enbruft ju f äffen 
loermafl, ferbett et feine SBruber auf, fid^ willig ünb gajfj t)in- 
jugeben biefer erbatmenben Siebe, unb nirf^t ferner ju I;cmnten 
tl)re begtücfenben SSBirPungen burt^ 35erfo(gung eigenliebtger, bem 
eignen noie bem 2Bo(;( be§ @onjen unb dfo bem gotHtd^en 
aOBilten entgegenftefjenber ^tdne»— 3" ^^^ Zt)at, wer waf^rijaft 
eingewei()et ift in biefeS tieffte ®e()eimniß ber gbtrtid^en Srbar* 
mung, wer burd^brungen ift von ber SrPenntnift/ ba^ eigenmilfig« 
SCbweid^ung von ber einen unb allein befeligenben gortlid^en £>rb' 
nung bie £luelte aller unferer fe(bftverf(l)u(beten Seiben war ; taj^ 
ba^ ä3erlaf]'en M einen SD^ittelpunfted , unb ba^ eigenfu<^ttge fi(^ 
felbft jum SÖ^ittelpunft mad^en ber 25ie(en> gwietrad^t fd^uf 
uttb (£()aod unb S*infterniß unb Jg)Mte; ba^ nid^t ba^ Si(^t ber 
SSerfinfterren un§ ben SQBeg erleud^ten fonnte jur Slucffet^t/ nid^t 
bie Äraft ber ©ebunbenen bie Setten jerbredf^en bie un§ gefangen 
i>ie(ten, fonbern allein bah £id>t unb bie Sraft be$ erlbfenben 
©otfe« ; ba^ Sr ber erlofenbe ©ott nit^tö für fid^ f onntc nel;* 
men wollen, fonbern nur geben, ba^ er von un§ nid^rö forbert 
aK bafi wir nef)men ; ba$ er mit unerfa^ltc^er , i)ingebenbcr Siebe 
ft(^ felbft, ben 93ollgenufi feifter göttlichen <Se(igfeit ung jum 
£)t)fer brachte, unb burd^ ®el)orfam, b. ()« burd^ unaMdfflge 
9lu$fu()rung be§ einen unb unwanbelbaren ^(aned be^ gbttlid^en 
ßrbarmenö bie SSelt ju Sid^t unb ©eligfeit jurüdFfufjrte — 
Pann , wer im tiefften ®emütl;e ergriffen ift von ber SGBafjrf^eit 
biefed (Svangeliumd , biefer Sraft @otte§ jum J^eil, ed nod^ ver» 
fud[^en wollen auf anberm SBege jum ^ei( ju gelangen atö auf 
bem bed gbttlid^en Erbarmend ? JSann er bmHf 93erfolgung eig:: 
ner ^(äne nod^ bem gottlid^en ^lane, feinem eignen unb Silier 
J&eile in ben SGBeg treten wollen ? Sann er <txt>ah anberd wollen, 
al§ ganj unb gar fi<^ (eingeben biefem gottfid^en grbarmen, a(§ 



Aap* XIL 1-2. 27t 

ftd) fdbft unt aUc feine SBunfd^e uitb J^offnuttv^en unbebin^t imb 
ganj n)etf;en jum OJegenopfer bet fid^ für il^n o^f ernben Siebe ? 
Sann er fid) 6ecinu()en nooHen ®nie(ne§ i^injugeben/ fein eis« 
ne§ 'S^ aber bel;alten woUen, ba biefeö Srgreifen unb %i^tt)aU 
ten M eignen 3(1^ Stnfang unb S-ortj^ang feiner Seiben mar? 
Sann er bur(l) ©arbringung tobter ©aben ober fold^er Opfer bie 
getobtet n>erben mußten / gleid^fam abrecl^nen n^oUen mit bem ber 
[i6) felbft für U)n jum Opfer brad)te? — SJJein, er feJbft^ mit 
SIHem n>ag er (;at unb ift/ muß fidE^ n)<i()en ju einem tebenbigen 
Opfer ; er muß nid)tö für pcl^ felbft a5eftel)enbe6 mel)r fepn xvoU 
kn ; feinen eignen Seib / aUeö moburd^ er ein Sigenti)üm(i(^ed ift 
muß er aufgeben bem 2Ba(ten ber $(H(iebe. @in reineS^ ()ei(iged/ 
ganj bem @ott(id^en gen)ei(;ete5 Seben tft bcLi> einzige @ott tDot;(gef d(« 
(ige Opfer burd^ bejfen ©arbringung ber 9}?enf4) allein )um S3oU* 
genuß bed H)m beftimmten ©lüdPed gelangen fann. lDiefe§ tft 
fügt ber $(poftel i)iniu^ ber einzige ber Srfenntniß/ ^u ber H)x ge« 
langt fei)b , roürbige ©otte^bienft ! — ©eftaltet bemnac^ eud^ ntd^t 
nad^ biefer SBelt ber jeitlid^en/ irbifd^en ä3er()ältniffc/ gebraud^et 
nid^t ben iDlaßftab ber <Selbftliebe/ be5 eignen vermeinten Stufend/ 
ber ISequemtid^Feit / be6 $(nfei)en^; iDotlet übert)aupt nid^t euer 
Seben unb @et)n felbft geftalten : fonbern lajfet eud^ geftatten — 
als $o(ge eurer gänjUi^en Jg)ingabe — jur ))otligen (Erneuerung 
eure^ SBefenS burd^ bie auf eud^ mirtenbe gbttlid[)e (Srlbfung. 
2Dann n)erbet ii)x erproben , erfa(;ren in \)ollem SDtaße ivad ber 
SBillC/ bie 9(bftd^t @otte6 an euc^ fei)/ ii)t merbet t()eil()aft mer« 
bin bed mai)ren Qintm, M (Srf reulid^eu/ bed S3ollfomntnen/ beffen 
ti)r nidl^t tt)ei(()aft werben Fbnnt fo lange \l)t burd^ eignen ^ von 
bem gbttlid^en verfd^iebenen SBtllen^ burd^ eigned ©eftalten eured 
Seben^/ unfdl)ig bleibt (u nehmen toaö @ott aud feiner S*üUe eudl^ 
barreid^t !Dann n>erbet i^r aud^ erproben n>a$ ber 2Bille @otteft 
an eud^ tft ; if^r fonnt bann ni(^t in Ungemißtyit barüber bleiben wad 



272 Äa^ XII. 1-2. 

in ieber £age cured Sebend ju tf)un eud^ ob(ie()t/ bcr 3BiUe@otte§^ 
taS s6(t(t€^e ®efe$, ba^ ©utC/ ©ott HBobldefdaige unb SScU^ 
fommne^ toirb in euer J^erj gefd^rieben fet;n* prüfen fotte \t)t, 
^orfd^en nad^ bcm SBiUen ®ottc^, aber nt(^t nad) bem 9)ta$ftabe 
tiefer SBelt/ ber Son\)enteni ^ bed eignen SSortbeifö ober eingebit« 
beter/ eigner SBeidOeit: nac^ biefen ftreifen ^f(i(^ten gegen ^f(i(^» 
ten, 3(bft(l^ten gegen Slbftd^ten^ unb baä n>af)ri)aft ®ute^ ba^ 
SSoUenbete mirb ni(|^t gefunben« ®onbern nad^ bem @runbfa^ 
ber ftd^ aufo)>fernben/ bem 2Bol}( be^ ©anjen ftd^ unterorbnen» 
hm Siebe , beS göttlichen ^(ane§ ber 3(Hbefe(igung. S>abei Fann 
(eine^ic^t einer anbern entgegentreten^ benn ed giebt nur @ine 
^flid^t/ bie ^orberung bed 9lei(^& @otted ; fein ^(an ben anbern 
ftoreu/ benn eft giebt nur Sinen^Ian, SSeglucfung bed ®an}en 
mit SCufopferung bed eignen SBiUen^. S)abei erprobt ft(^ bod 
Sted^te, bad ä3onfommne^ burd^ ha^ @eful>( bed gottlid^en $rie« 
bend f ber Siebe @otte6 bie audgegoffen ifl in unfere J^erjen« 

3—8. iDenn i<6 fage einem iebeu unter euc6/ vermöge ber 
mir t^erfiebcnen ®nabe , ba% tt nübt Wtt ^on (\(b itnU, 
ali ü4 }tt benf en gejiemt / fonbern fo mie ti m SJefcbei^ 
benbeit ffibrt/ fo mie einem ^eben &ott M ^ai M 

4 @lattben< »ugetbeilt bat. S)enn fo mte m^^ ^^ einem Sot^ 
»er Diek ©lieber baben / ntcbt aber aOe ©tteber btcfelbe 

5 SBerric^tung : fo fmb mir 93ielen @in Körper in (Sbrtüui/ 

6 unter einanbev aber ©Ueber / ' baben aber verfc^iebene 
©aben nacb ber unt gegebenen ©nabe: (Set) e< aBeiffa^ 
gottg [fo merbe fte gefd^ä^t] in ©emSfbeit M ©laubeni; 

7 fet) ti ein ^c(feramt [ebenfo nacb bem bemiefenen &lan* 
ben] im Kmte; fe« ti baß iemanb (ebret [ebenfo] im Seb^ 

8 ren ; ' fe« ti baf iemanb ermabnet/ im ermabnen. SSer 
ba mittbeilt [f<bä$e ficb uacdbem er ti tj^ui] mit tinf&U 



Stap. XII. 3 — 8. 273 

rtflem ©jttti-, mer ia \>tvmtutf [c&enfo] mit ©orafaft; 
wer Sdaxmf^ttmttit übt, mit ^uwiiQUit. 

©iefe flinjltc^ Jg^lngabe, biefcS fid) cjcftalten (aflfcn \)cn bem 
gorr(td[^en ©eifte^ ido}u ber SCpoftel aufforbert/ fc^t aber in bem 
iD}enfd(^cn ein riil^tigeö, bcf(^eibenc§ llrtf)cil über fid^ fclbft 9or« 
aud: benn n^er fid^ fclbft uberfcl^d|t/ ber i^emmt eine^t(;et(^ eben 
taburd^ bie göttlichen (£inn)irfun(ien auf fid^ , anbernt(;eiK ift er 
unjufrieben mit bem \\)m angewiefenen SGBirfungöfrcife unb fucl^t 
fld^ über benfelben ju erJ)eben, ober fein eigneö 3*^ i" bemfe(ben 
auf eine na(l[^t()ei(ige SQßeife geltenb ju mad^em IDarum fc^Iießt 
ber Stpoftel biefe Srinnerung an bie befd^eibene @etbftfd)d^ung ber 
au§gefj)rod^nen Srmaf)nung burd^ ein "benn» an, um anjujeigen, 
ba§ jener (Srma()nung biefe rid^tige @d^ä|ung jum @runbe (iege 
unb 0(;ne biefe(be feinen Eingang flnben fbnne. IDiefe ®e(bft« 
fc^ä^ung nun ift n>eit verfd^ieben uon einem 93crfennen unb @e« 
ringfd^d^en ber ©aben bie un$ mirftidf) ju Zi)^\l geworben fmb, 
benn biefe§ würbe nid^t allein un^ unfä()ig machen , fie auf eine 
würbige 2Beife in £t)ätigFeit ju fegen, fonbern cd würbe axxi) ein 
\)bHige§ aSerfennen ber :$iraft ber göttlichen Sriofung »oraudfe^en, 
wenn wir annet^men wotten, bafi fte bidt;cr gar nidE^td in und gc« 
wirft i)abe* ^m ®egentf)ei( foHcn unb muffen wir bad wieber« 



6 — 8) «tre ^pofn'^eiav x. t. X, ^it ßonflructton titUt @Ä6e 
<(} ah^thtodbtn un^ tvrcbfelitb. SIttf bloge l^efcbrctbung ber t>tu 
fdrtebenen ^ahtn na(t if)xtn ^irfungen iü hU ^ftrfle ni(it 
barcbiufubrcn / xoc^balb bte mtifttn Urberfr^er (Srmabnutiden 
Sur cicbtioen ^moenbung ober 8(u^ftti»rung baHn finben, unb 
bem QtmH bte entrpred)enben ^crba ftippttren« Witt fAtitit btc 
ohi^t Sluffaffung porstiglicber/ n)eil $au(u^ gcrabe bie ricbttge 
Celbüfeb^Nn^ nacf) bemSPla§ be^ erlaubend aftf ®ranb 
ber völligen i^ingabe fd)tlbert/ unb fo bie ^erg(etd)ung ber ber« 
fd)leben (Begabten nttt (^Uebern (Sined ^drper^ erti i6re baOe 

fBcbeittttng oewittnt« 

18 



274 Aap. XII. 3 — 8. 

erlangte @ute/ bte und \)erUel;enen @aben/ banf bar für bad er« 
Fennen xoa^ fte wtrFlid^ finb/ aber mir foUen (ie anerkennen ate 
etwaö \)on ®ott nur a3erfiel;ened , in @emd§I)eit beö ©angeö ber 
gottlid^^en SBetterlbfung unb bur<]^ unb für biefelbe und Sugemejfe« 
ned; unb n>ir feiten fie fd^a^en^ ibr n)ir((id^ed ä3ort)anbenfe9n unb 
i(^ren 2Bert(; abmeffen^ einzig nad^ bem ifftaß bed ©laubend/ b. 
I)* ber @ott in St)riftud jugemanbten unb in feinem 9iei(l^e unb 
für baffelbe wirf famen ©efinnung* ©iefed ()eiSt "benfen wie e6 
iur S3ef<^eiben()eit fut^rt/^ benn ed fdblie^t nid^t aUein aUm 
@e(bftrul)m aud^ fonbern ed erinnert und auäf, ba^ aUe @aben/ 
Äräfte, Jalente, aSermogen, eijre, fRvi)m u. f. w* nur bann 
JJBertI; l)abcn , nur bann ald wirEIic^e göttlid^e ®aben unb SSor« 
juge f onnen befejf en unb angefel;en , werben , wenn unb in bem 
SDtaße wie wir fie gläubig anwenben jur ^örberung bed 3lei(l(^d 
(Sotted« Sein anbered SDlag foKen wir t)aben für aUe (eibfid^en 
wie geiftigen (Suter^ ix\% bo^% wonad^ im Jg^immel gemeffen wirb/ 
bad 9)ta^ ber gläubigen/ f)ingebenben / liebevollen SBirffamfeit im 
9leidf)e @otted. ®ofern alfo ^emanb irgenb einen il)m iu S^l^eil 
geworbenen leiblid^en ober geiftigen ^eft^ in anberer 9tu(ffi(^t 
fd^ä^t ald in biefer / anbere SCnwenbung bat)on mad^t atd biefe/ 
fofern befi|t er baran nic^t eine wirFlic^ i)immlifd^ ®abe/ fon« 
bmi eine irbifd^e \)on ber er ftd^ lodmad^en / bie in eine f)imm« 
(ifd^e erft perwanbelt werben mu^ ; fofern benft er nid^t von fic^ 

felbft wie fic^d gebul;rt }u beuten ^aulud veranfd^aulid^t bie« 

fen ©ebanfen burd^ bie treffenbe 93erglei(^ung ber ©emeine S()rifti 
mit einem menfd^Iid^en S6r))er/ ber unter ber SBebingung aUein 
b^h volle 9}}a§ ber @efunb()eit unb Sraft geniefien Cann/ bag \tb^ 
einzelne ®(ieb bie ä3errid^tungen ju benen ed beftimmt ift voUfom» 
xam audubt* !Denfen wir und einen £6r{>er an weld^m lebed 
einjelne @Iieb/ wie ed bei bem geiftigen ©efammtforper wirflid^ 
ber Sali ift/ aufier bem gemeinfd^aftlid^en Seben nod^ ein eigen« 



Aap. XU. 3 — 8. 275 

ti)\miiiä)i^ betou^ted Seben fu(;rte/ fo voatc offenbar bann nic^r 
SBoi)(fc9n bc6 ©anjcn benfbar/ wenn einjetne @(ieber fid^ über 
bie anbern erf)eben/ jenen ben t(;nen beftimmten 9Ia()rund§faf r ent- 
steigen ^ ober gar fid^ \)on bem ©anjen trennen n>oUten; unb eben 
fo toenig n>enn anbere fid^ i^ernad^Iäffidt ober gering in ä3erg(et« 
6)unQ mit bm übrigen I;a(tenb^ mipmütf^ig ober tro^ig ben eignen 
S)ienft 9ern)eigern foHten* ^ah $(uge n>urbe nic^t nur/ getrennt 
win ©anjen, feine @et)Praft verlieren, fonbern aucl> in ber SSer* 
btnbung mit bem Körper tvurbe e^ nid^t fci;en fonnen n>a§ ed 
fei>en foU^ wenn ber %n^ [ii) weigerte ed auf hcn }ebedma( nötbi« 
gen @tanbpunft (einzutragen u. f. n>» @onbein nur bann tourbe 
ta^ ©anje pd^ eineö \)oHen, gefunben, Prdftigen Si^Un^ erfreuen, 
wenn jebed einje(ne ©lieb , mit ber Senntni^ be5 eignen ©efd^df t§ 
gu bem ed beftimmt i^t, jugteic^ bie lleberjeugung ))crbdnbe/ ba{i 
lebe^ auf bie weifefte unb liebevoUfte SBeife an bie ©teile gefe(5t 
fep, wo e6 bur^ freubige 9(u§übung feinet ©ef<l^dft$ unb burd^ 
willige Unteirorbnung unter ta^ ©anje bo^ eigne @(üdF wie t>a^ 
beö ©anjen auf bie einjig befte 9(rt fbrbern unb genießen fbnne. 
{S3erg(» iSoM20 ©abe unb ©nabe, nid^t eigne aSal^l nod^ eig* 
neö aSerbienft, ift aber bie StnftcUung unb Stuöftattung eine5 3e* 
ben, bejfen muffen wir un^, jur richtigen SOBürbigung unferer 
fdbft unb unferd S3er(;d(tniffe^ ju bem Sinjelnen wie ju bem ©an« 
jen immer mel^r bewußt werben* ©er Jtpoftel nennt t)on ben 
mancherlei ©aben ober 93errid^tungen ber einjcinen ©lieber bed 
geiftigen Sbrper6 einige beifpielweife , \)on behen er, wie eS fd^eint 
nidbt ol)ne S(bft(^t, fogar ed unbeftimmt ildgt, ob er offenttid^e 
ober ^ri\)at\?errid^tungen barunter \)erftei)t; wenigften^ fd^eint er 
aud^ burd^ bie t>ermifd^te ^olge in wetd^er er fte nennt ben J^aupt« 
gebanfen |u unterftu^en, bai fetner fein SCmt ober feine ©abe 
^bf)tt achten foU aK ftd^^ gebufjrt, jum 9lad)t\)6i ber Uebrigen» 
3ebe ©abe, jebe^ 2lmt ift nur ju fdj^d^en, l;at nur SSJertl;, ift 



276 Ä<ip. XIL 3—8. 

n>irni(l(^e @)0tte§()a6e/ in fo fern c^ angen^anbt n>irb in bem @eifte 
beS ©lauben^^ bcr ©Ott jugctoanbtcn ©eftnnung/ ber fid^ unter« 
orbnehben , ber ^orberung be8 Sleid^eö S()rifH fid^ gonj Ijincjebcn» 
ben Siebe* JEBeiflfagung , ©obe ber tiefen Srf äff ung unb ©eutung 
auSgefprod^ener göttlicher SGBa()rI)eiten ; ift für il;ren ^efi^er nur 
n>irf(id^ gottlid^e ©abe/ er barf ftcl^ nur fc^ä^en fie ju bep^eu/ 
in fo fern fie (hervortritt au§ bem reinen SQBunfcl^e ed^ter SBelei^* 
rung unb ^'orberung ber ©emeine unb nid^t aud bem unreinen 
triebe ber §6rberung be6 eignen 3Cnfef)en^ unter Sötenfd^en u* f» »♦ 
IDenn wie tonnte biefe unreine 93eimifd^ung be§ eignen 'jSif, voa^ 
bem ©otttid^en entgegengefe^t ift, eine gotttid^e ©abe fepn? SÖtag 
immerl;in aud^ eine in unlauterer %b[id)t audgefprod()ene gottlid^e 
93Jal)r()eit fbrbernb fepn fbnnen für ben ber fie mit reinem SBillen 
ftd^ aneignet: bie Sippen, n^eld^e fte au§fpred^en, n>erben baburd^ 
nid^t ge()ei(igt, fo wie ba^ SBIatt, auf weld^eS f)eilige a3Jal)rf;eiten 
gefd^rieben werben, barum atö f&latt, al§ Äorper betrad^tet, nic^t 
ein l^eilige« wirb* Sben fo, wem ein Jg^efferamt \)ertie(;en ift, ber 
i)at nid[>t an bem äußern SCmte eine gottlid^e ©abe, fonbern er 
fd^a^e ftdl^ für einen J^effer nur in fo fern er in bem 5Cmte ben 
©eift M ©laubenö beweifet* Sben fo ber fief)rer> ber SrmaJjner* 
SBer t)on feinem Vermögen SJnbern mittfjeift, ber fd^d^e fid^ nid^t 
al§ Sßeft^er ber ©dbe beS 9)tittf;eiten§ — benn aud^ ba^ Vermögen 
unb ber SBilte mitjutt)ei(en ift ja ©abe — in fo fern er fpenbet, 
fonbern in fo fern er e§ im ©eifte ber Siebe unb be6 ©laubenö, 
in einfältigem @inne, ol^ne alle unlauteren 9Iebenabf(d()ten t(;ut* 
®o ber Verwalter , nur in fo fern feine ©orgfalt nic^t au0 bem 
2Bunfd[^e ber SCnerfennung ober d(;nlid^en unlautern SCbftd^ten 
f)er)>orge(;t, fonbern einjig a\x^ bem ©tauben* @o i)alte ber ftd^ 
ni(^t für einen 93arml)eriigen, ber dunere ^anblungen bege(;t bie 
man SBerf e ber ä3armi;eriigCeit nennt , fonbern ber fid^ bai geug« 



$av. XU. 3 — 8. 277 

ni$ \)or &ott g^bcn tann , c^ fet) bcr burd(^ Siebe X\)hi\^t @(aube 
au§ bem feine ^anblung freubig ()er\)orgeganden ift 

SBenn mit \s>, einjig nacf^ bem iDla^ftabe bed @Iauben9/ un^ 
fern innern SBertJ) prüfen, toie wirb \>Qi unfere @elbftfc^a$unfl 
eine flanj anbere werben ! mie werben wir \:iO^ auf ber einen @eite 
finben wie fef)r wir nod^ ber Jg)üffe beburfen, wie werben wir 
aber auf ber anbern aud^ ben SSater im J&immel 4)reifen fiir \>^l 
wa§2 wir burd^ ihn wabrf^af t beft^en ! wie wirb bie erlangte @abe 
un^ Unterpfanb funftiger l[)6()erer ©aben werben! 

©er 2lpofteI lägt nun eine 3leil;e Furjer 2tuöfpru(I)e folgen, 
\}on benen ed ber (Sonftruction nad^ unbeftimmt b(cibt/ ob fie a(6 
©piegel jur ©elbftbefd^auung ober afö eigentlid^e SBorfclbriften 
aufgeftettt finb« ®ie finb beibe^, ie nac^ ben \)erf(l^iebenen @taub« 
punften ber SDtenfd^em @ft wirb fel;r ber 9)lul;e werft; fepn bie^ 
au§fit()r(id^er ju entwicfeln unb bamit fid^ über \>^% S3eri;d(tni§ ber 
d(^riftüdE>ert ^flic^tenleJjre jur ©taubenö(e()re ju \>erftänbigen* 

2Ber ))on und ben ii^i^a, >)oUftänbigen @(auben, in bem 
®inne wie wir if^n fru()er entwickelt I;aben, befäge, in bem würbe 
noti;wenbig aud^ au^ biefem @(auben bie ^enntniß ober \i^l "&%* 
wufitfepn beflfen xo(x% in jeber Sage be^ gebend iljm . ju tljun 
obliege unb bie Sraft e§ ju \)oU6ringen {)er\)orgeI;en/ fo wie aud 
bem gefunben , f rdftigen ä3aume bie ^rud^t fidl^ naturgemäß ^xiU 
wicfelt« 9(ber feiner t)on un^ \)(xi biefen ))oUfommenften ©tauben, 
unb audl^ ber ©(äubigfte wirb , mit bem freubigen 33eFenntnig 
feinet ©tauben^, jugleid^ aud^ bie ä5itte: ^err ftärfe un6 ben 
©(auben , au^fpred^em %yxx S(Ue alfo ift auc^ Xi^h ein l;errltd^er 
unb unentbef)r(idl^er SSorjug be6 (Evangeliums, \^(x% eS un$ in 
einfad^en unb Ftaren 3Cu§fpru(|^en bie reife ^rud^t be§ ©laubend 
t)ori)ä{t, bamit aud^ ber ©eforberte, f e i n e ©(auben§frud[^t mit 
benfelben \>erg(eid^enb, erfennen möge, weld^ed 9)^ag be§ ^\m» 
benS ii;m bereite ju £i)eU geworben fei; ; bamit er nid^t mel;r >}on 



275 Aap. XIK 3-8. 

fic^ benfe a(d ftd^ gcbui^n ju btntm, imb er forrbauemb ft<l^ nad^ 
bct fernem gctdtd)en .^u(fe fet)ne/ bie ba§ ^Daniienum t()m \>er» 
heijjt. — 9t6er nid)t SIHe bie bem au)5ern,SJ;riftent()um ange* 
{)bren ^ o^l^oren barum auc^ ju jenen (Seforberten. Sticht nur ^u 
ber %i\t ber erften SBegrunbung M Sl>riftent^umö gelangten 
93ie(e ju ber äußern @emeinf(^aft mit bemfelbeu/ bie ba^ tiefe 
SBefen teffefben ntd^t erfaffen unb ftd) aneignen fonnten, bie no^ 
nid^t mit (£t)riftu§ begraben würben unb auf erftanben ; fcnbern 
ganj \)oriugIid^ mußte bie6 ber %aH fe^n feit baä Si;riftentt)um 
9le(igion ber 336(fer n>urbe/ ju beffen dußerer @emeinfcl^aft bie 
SOtenfd^en fd>cn burd^ bie @eburt gelangten« Sd ift am Sage/ t>a^ 
e$ nid^t in bem ^(ane ber gbttüd^en SBeltregierung (ag, ba^ nur 
®otd>e jum äußern Si;riftentt)um gelangen foUten / bie fdt)ig ii>d« 
ren fogleic^ aud^ bah innere ju erfaffeu/ fonbern ba^ S3iele au^ 
in bem dußern 6l)riftent()ume bie »orbereitenben @tufen burcl^ 
laufen foJUen / \)on benen ^au(ud im 7ten Kapitel unferd SBriefe^ 
rebct/ fo n>ie ed unter ber jubifc^en 2:t)eo(ratie SBiele gab/ bie nic^t 
3frae(iren n)aren im eckten (Sinne be^ 2Sorte§« — (ih gilt alfo 
uud^ \7om St}rtftenti)um n>a§ ^aulud ))Qm 3ubentt)um fagt: 
(2/ 27. 29«) nid^t ber ift ein (Sf;rift/ ber dußerüd^ ftd^ bmt S5e« 
fenntniffe anfd^tießt/ ober am SSuc^ftaben i)d(t / fcnbern nur n>et 
))on bem @>eifte beffefben burc^brungen ift« $ur 9(He nun/ n>e(d^e/ 
in biefem ®inne/ nod^ unter bem @efe| fmb/ fmb aud^ bie ääor^ 
fc^riften, weld^e bah SJleue Seftament beftdtigt ober ert()eilt/ ®e- 
fe^/ binbenbe Siegel/ beren 9Iic^tbefo(gung ii;nen tt^re @unb()af« 
tigfeit \)or Stugen fteltt / beren SSefofgung fie übt unb \)orbereitet 
jur i;ot)ern £)rbnung* (Senn fie Fennen offenbar bah SBort bed 
Stpoftefö nod^ nid[)t auf ftd^ anmenben / '^ i{)r fe^b nic^t unter bem 
®efe$»'' aSBeit aber bie ©ebiete be§ ©efe^e^ unb ber ©nabe/ n>ie 
mir gefel)en I^aben, nid^t fd^roff gefc^ieben fmb im Sehen / fo ift 
jebe flar aih ber aGBille ©otteö auegefprodj^ene Siegel/ beren 



Aap. XII. y.— 8. 279 

JJncrfeftnung unb freie Sefolgung bei irgenb S^manb nod^ nid^t 
au§ bem ©tauben atö natudid^e ^v\xi)t l)crooxKicl)t , billig ®efe^ 
aud^ für it)n, obgteid^ er fu^ im Sß>efentlid)en auf bem ©ebiete 
ber ©nabe bepnbet unb ber ®eift bet Sned^tfc^aft unb %uxifyt 
\)on tf)m gewid^en ift — ©ie ?|>rebigt ber SSu^e gei)6rt alfo , auf 
bie redete SQBeife, eben fowofjl in§ S()riftentl)um, afö bie SBerfün- 
bigung ber ©nabe / unb n>ir mutJen e§ mit nod) größerem Siedete 
t)om (£t)riftent()um rü()men, ta^ e6 un6 ben JHSiUen ©otteö aud^ 
in StudPfid^t unferer fßftid^ten \>oxl)aU, afö ^au(u^ bie§ a(§ einen 
aSorjug beS 3«bentf)um§ ru(;mt (3/ 2; 9/ ^0 

SCbet auf feine SSeife fcnb bie Slegefn weld^e ^aufuS , unb 
u6erl;aupt baS SWeue leftament, t)orfd)reibt, ein neueö ©efe^ 
an ber ©teile be§ alten, burd^ befferi Sefotgung ber SDtenfd^ 
ftd^ ©ottn)oJ;(gefdUigfeit unb®e(igfeit erwerben fann unb foll/ 
unb in biefem ®inne muffen mir fageu/ ha^ feiner t>on un§ mei)r 
unter bem ©efe^ fte()en [olle* ©enn aud^ \>on ber ^oUfommenften 
@ittentef;re , wenn man fie afö ©efe^ betrad^tet, mürbe e^ gel- 
ten, ba^ burd^ ba^ ©efe^ M J^anbelnö niemanb geredet wirb» 
''SBäre ein ©efe| gegeben xoa^ (ebenbig mad^en fonnte,'' fagt 
^autu§, (®aU 3, 210 /^fo fdmc bie ©ered^tigfeit wirRid^ aii§ 
bem ©efe^»'' Unb wir fonnen fagen: fonnte ein foJd^eS ©e* 
fe| t)on iDtenfd^en / ja t^on ©ott felbft gegeben werben , fo wdre 
cfi nid^t n6t(;tg gewefen , ha^ ©ott feinen @ol)n in ber ©eftalt be§ 
fünbl^aften ^leifd^e^ in bie SBelt gefanbt l)&tu , um "t^oA ju tl;un 
xc><x% jebem ©efe^ u n m o g l i d^ ift , bie @ünbe im %\t\\if ju \)er* 
nid^ten» (Oben Aap* 8, 30 SS ift alfo bie au6brucf(i(^e Sef;re 
beS S()riftentl)um§ , \i^% fein SDlora(fi;ftem lebenbigmad^^enbe , er« 
löfenbe ^raft in f(d^ t;abe : alfo ift aud^ bie d^riftlid)e IDtorat ni^^t 
SBurjel fonbern S^ud^t, ^rud^t beS ©laubenö» £M;ne ©lauben 
tft e6 unmöglid^ ©ott ju gefallen» * 



2S0 Aap. XU. 3 — 8* 

!Dic§ jetgt aufd iDeutlid^fte ^ toU fo gattj bieKnigen baS SOBe» 
f^n be§ (S()nftentf)um6/ unb bamit aud^ iugleid^ bte 9{a(ur bd 
fOUn^6ftn, )}erfcnncn/ n>e((^e ftc^ embKbcn an ber mora(tf<l(^en 
(Seite beS (Si;riftent(;um6 genug 5U i;aben unb alled Uebrtge in 
bemfelben nur atö Srdger/ fep e§ einer cl^iftlic^en/ ober irgenb 
einer \>on i(;nen für bte befte gel>altenen 9}loral (über beren obetfte^ 
^rinji)) man aber big je^t nod^ nid^t einmal fi(^ i)at »ergteid[^en 
Fönnen) benu^en ju bürfem 3(6er alle big je^t erbad^tcn morali» 
feigen ®9fteme f)aben nod^ ben 3(ugfprucl^ ^auli beftatigf/ bag fein 
©efeg lebenbig mad^enbeSraft infi(i^l>abe, unbjebeg foU ' 
genbe tüixb not(;n7enbig biefen S(ugfprud> beftdtigen mujfen/ tueil 
eö in ber D^atur ber ®ad)i liegt ©ie d^riftlid^e fpflic^tentet)re/ 
wie wir gefeiten I;abcn, fd^reibt fid^ biefeSraft nic^t ju* Siid^t 
biefe/ alf> 33orfd}rift ober @efe^/ fonbern t>a^ @\)ange(ium ift 
Äraft ©otteg jur ©etigfeit; (1, 160 jeigt bm 2Beg unb 
giebt jugteid^ bie Sraft if>n ju wanbelm — Unb ein t)on 9)len* 
fd^en erfunbeneg @t)ftem foKte tjermogen wa§ ba^ gbtrtid^e fetbft 
fid) nid^t jufdjreibt? — Um bie gan^lid^e Slid^tigPeit eine§ fotdj^en 
3Ba()neg ju erFennen, bebenfe man auf ber einen @eite bm natur« 
ticken Buftanb be5 gefallenen @efd[^le(^t§ unb bie üerfd^iebenartige 
geiftige S3efd;affenl;eit ber ju iraenb einer 3^(t jugleid^ lebenben 
SDZenfc^en^ wie bie 93i6e( [ie un6 befd^reibt unb rdglid^ @rfa()« 
rung jebem (Se()enben fie beftätigt; unb auf ber anbern @eite bie 
()o()e / unenblid^e 95eftimmung be§ 2)lenf(^en bie Sf;riftug unb feine 
Slpoftel ung \)orl;atten» ^3"^ 5i^eil;eit \)at (Sott unö berufen ^ unb 
''Wir foUen \)ollfommen fepn wie unfer S3ater im J^immeU 9((fo 
mit $rei(;eit )>ollfommen fei;n. S(ug eignem innern SriebC/ ganj 
ol;ne irgenb einen äußern gwang^Vunb of)ne ba^ wir ferner bc* 
bürfen ba^ SÖienfd^en ung be(e()ren ( ^o\), 6, 45» ) follen wir einft 
nichts anberä ald bah ©ottlid^e wollen unb t()un fbnnen ; mit 
$rei(;eit unS unterorbnenb afö ©lieber beg großen geifHgen Scibed 



Aap* XU. 3—8. 281 

nid^tö anber§ moUert fonnen atö n>a^ an unfrer @tMt für ta6 
©anjc/ unb barum auc^ für und/ bad etniig Siebte ift«^ SBel* 
d^er @e(bft))enrrte/ alfo ber Suted^twetfung Seburftig«, wetd^er 
©eibfberftnfterte^ alfo bei Sid^^töSScburfttge/ n>iU ed bemnac^ n>aden/ 
fi(^ aud eigner 9}{ad!^tioonfommenf)eir an bie ®tette ber ®otü)tit 
ju »erfe^en unb ben f|Man bei @n>tgen ju erfaffeu/ bie unenblic^e 
iBefHmmung bc§ ganieu/ je^t ncd^ jum S(;ei( fo tief fte()en« 
ben ü)lenf(^engef(^Ie(l^rö ? 3cbem Sinjelnen ber jeftt fo aSerfd^^ie* 
beneS äBoUenben ba^ in iebem einjetnen ^alle if^m ju t{;un 
£)bliegenbe ju geigen / b. I)« bad t)b^\ic @efe^ ober SDloralf^ften^ 
aufjuftellen ? — Unb wenn er ei t)erm6(^te: n>eld^e§ foH bie 
jiraft fepn bie fo mannic^fad^en ^ntereffen in (£in§ umiuwan« 
Mn unb bem t)bc^ften @efe^e aHgemeinen Eingang ju oerfd^affen? 
®ne dunere ^rafr burfte e§ nid^t fepu/ benn fonft n>dre bad ®e« 
fe^ n>ieber nur ein ))orbereitenbed / gleid^ bem iDlofaifd^en / nid^t 
ein ))on 3nnen wirfenbei, lebenbig mad^enbeö ®efe§ ber ^^ei« 
l)eif« SCtfo etxoa bie firaft ber S3erftanbe$uberieugung? ^ber 
fein enblid^r/ irbifd^er ä3erftanb \)ermag bai I)od^fte/ unenblid^e 
Sntereffe ju begreifen; Feine 93erftanbe§bemonftration fann im 
Staube fepn jeben 9){enfc^en in jebem ^orCommenben %aVit ju 
bewegen/ ba^ wo^u Seibenfd^aft ober t)ermeinte eigne ^inftd^t ii)n 
antreibt aufjuo^^fern für ein nid^t oerftanbene^z fern liegenbed 
{)oI)ere§ @ut ; unb n>enn e§ mogtid^ wdre/ fo ginge bie Sntfagung/ 
bie SBal;( bei Seffern t)en)or aud bem Sigennu^/ ber ein gerin« 
gerei @ut aufopferte um ein grbgerei ju erwerben^ alfo nid^^t 
au§ bem einzig iuldffigen @runbe ber Siebe / unb n>dre folglid^ 
ntc^t bad ^bd^fte woju @ott ben 9)lenfd^en beftimmt — 9C(fo 
Ueber^eugung ber93ernunft? ber i)b(^ften Sigenfc^aft bed SOlenfd^en/ 
bie ba^ @bttlid^e ju erfajfen unb [ii) anjueignen oermag? $(ber 
biefed ^od^te^ ®6tt(i(^e im SDlenfdSKn ift ed ja eben n>ad burdj^ 
ben %cAl 9erbunFe(t n>urbe unb gefangen ge()a(ten burd^ bi^ 



283 ^ap« XIL 3 — 8. 

@unbe« IDicfe Skrftnftcrung eben ift eS bie \xnh unfdf^ig mäc^fe 
»cn 9Iarur @ott unb bad @ett(i(l^e ju t)ernel)meti/ unb bie jeben 
unter un6 in eben bem 93ett)d(tnitTe in iDeld^em fie no(^ in und 
vort^anben ift nod^ je^r binbert ba^ @orriid^e ju erfaffen* SBir 
foHren alfo gerabe ha^ voa^ jebem üDIenfd^en/ nur in fet)r 9erf(^ie< 
benen ©raben/ nod^ fe()(t/ bei 9(((en in gleid^em S)?a^e \)orau§' 
fe^en ? unb ^Ue foKten mit ber Sraft gerabe bie tf;nen fef;(e ba^ 
§el;Ienbe erlangen? 

Snfo/ nid^t allein fein menf^Iid^ed SDloralgefel^ fonbem au(^ 
Fein t)om J^immet gebrad^teS ))erma9 (ebenbigmad^enbe Srafr in 
ftd^ )u i)aben unb ben 9}{enf(f)en feiig ju mad^en« @$ Fbnnte 
nid^t fi(^ burd^ ftd^ felbft gettenb xnadfm, beburfte ber äußern 
Beglaubigung unb märe barum immer nur ein 9orbereitenbc§/ 
noorauf nod^ folgen mußte bie innerlich (ebenbig mad^enbe Sraft/ 
bad l;ei$t (£(;riftu§. 

S)ad (£f)riftent{)um tonnte alfo gar nid^t/ t>l)m ftd^ fe(bft ju 
nriberfpred^U/ ein |>ermanented abgefd^Ioffened iDtoralfpfItem / eine 
€afuiftif aufftellen wollen, worin ber üKenfd^ für jeben einjelnen 
%a\l bie beftimmte S3orfd|^rift fänbe, nad^ ber er f)anbe(n mußte 
um ba^ abfo(ut ^od^fte ju tl;un unb bamit bm SBeifaH ©otted 
ftdf ju erwerben« !Denn ed wiU ben {Dtenfd^en ju unenblic^er 
93oUfommeni)eit i;inaufbilben : bad Unenblid^e aber Fann nid^t in 
enblid^en Kegeln tjevfaßt fepn , fonbern jebe ()of)ere ©tufe trägt 
eine l)6()ere SRegel in [töf. Äonnte aber aud^ ba^ I;od^fte ®efe$ 
äußerßd^ bargeftellt werben; fo würbe e§/ um ft(^ @e(tung ju 
\)erfd^aff en / immer einer äußern ^Beglaubigung unb einer äußern 
Äraft beburfen» ©er SDlenff^ würbe alfo nie babur^ ju ber 
^ei(;eit gelangen Fonnen, ju ber, nac^ ber t)errIidfKn £ef)re bed 
S\)ange(ium6 / ©Ott ihn berufen \)aU SQßäre er aber nur ju 
einem unfreien ober felbft wiUenlofen £)rgan ber @ottl)eit be^ 
ftimmt/ fo wäre ber %oXL unb bie @unbe unbegreif(id[^/ fo wäre 



Aap. XU. 3^S. 283 

Me danje gottüd^e SriofungftanftaU unbegreiflid^: bann mürbe 
(Bott ^m 9)lcnf(l^en fo crfc^ajfen (;aben n)te er moUre baß et 
feyn unb bleiben foHte* 

^arum^ menn (S()riftuö fagt: tt)Vit meine Sei)ren, fo fe^t 
er nid^t f)iniu : fo merbet if;r burd^ biefeS S(;un eud^ bie ®elig« 
feit erwerben; fonbern: fo werbet i\)x inne werben ^ ba^ fie t)on 
@ote finb. S>iefe6 fortget^enbe 3nnewerben bed @ott(i(^en unb 
93efe{igenben ift ed eben xoa^ burd^ bie Sraft ber ^rlofung bie 
93ernunft wal)rt)aft itUu^ttt, ben eignen SBillen bed idienfd^en 
in ben göttlichen umwanbeft unb ü)n befit^igt einft mit reinem 
^erjen @ott ju fd^auen* IDenn t>at ber iOtenfd^ etwaS afö wa(;r* 
t)aft gotrlid^ in feinem innern SBefen ernannt/ atö ba^ voai i(;m 
feine wal;re Statur wiebergiebt/ oi)ne wetd^eft er nid^t g(udPli(^ 
fepn fanu/ wie foKte er bann nid^t eS fid[^ aneignen ? — IDarum 
ertt^eiU bad S()riftentl;um feine moralifd^en 93orfd^riften in $(u§« 
brucfen bie t)6()erer unb t)o()erer ^Deutung fdf)ig fmb/ unb forbert 
auf iur Siebe/ bie^ atö bad wa{;rt)aft Unenblid^e^ nic^t Fann in 
[Regeln »erfaßt werben. fDarum forbert ed auf jum prüfen/ weil 
oI)ne fold^e^ fein Srgreifen unb Stncignen mit ber ganjen SBiU 
lendfraft , mit %xüi)^it moglid^ ift , unb nur mit S'^^N^ bet 
menfd^iic^e SBiUe in bm gottlid^en fann umgewanbelt werben. 
SCber pmfm foUen wir/ md)t mit ber oon Seibenfd^aft get)Ien« 
beten/ von ber @unbe oerbitnfeCten S3ernunft/ fonbern mit bet 
burd^ @efe^ unb Sebenöerfa(>rung \)orbereiteten/ burd(^ ^olgfam* 
feit ium 3nnewetben M ©ottlid^^en angeleiteten unb wieber(;et« 
gefteUten 93ernunft/ ober wie ^aulu§ e§ audbrucFt: ein 3^dli<i^ct 
nad^ bem xt)m geworbenen iOlaß be§ ©laubend« 9Rit unferer/ 
wenn otid^ noi) fo geläuterten bod^ immer enb(i(f)cn äScrnunft 
werben wit alfo nie und anmaßen/ bie unenblid^e 93ernunft unb 
ti)re ^läne begreifen unb ooUftdnbig fennen ju woUen/ a(fo aud^ 
nie un6 anmaßen ein für aUe geiftigen SOBefen unb für immer 



284 Aap. XIK 3—8. 

guIHged ®efe| be^ J^anbclnd auf^ufteUen ; aber n>ir n>erbett mef^t 
unb mi\)t erfennen waft an und in icbem t>orf0mtnenben ^aUt 
bct 2BtUe @otred fep ; ba^ n>tr auf Feiner ®tufe unferd ^afepnS 
me(;r et)un fonnen afö n)a§ n)ir fc^utbig ftnb/ (SuLi7/ lO«) bap 
aber auf {)6()ern ®tufen unfer aud^ t)o^ere ^ffidj^ten loarren. 
Unb je mel)r n>ir bie edofenbe ^raft erFennen/ bie aUein un§ fo 
weit 9efut)rt l)at, befto ipiUiger n>erben n)ir ii)rer fernem Settuns 
un§ I)in9eben unb jum £)))fer n>et(;en / unb baburd^ immer tiief)r 
erproben n>a6 ba fep ber SBiUe ©otted« f&Utbt immerbin 
unfere Sinfld^t eine enblid^e/ fo n)irb bo(l(^ biefeS Erproben/ tiefe 
(Erfal;run9 burd^ Sebendtduterung — n>ie n>ir an einzelnen ah' 
gelegten $et)(ern gemaf^r n^erben^ ba$ unfere frut)ere Steigung ju 
benfelben ftd^ in 3(bfd^eu baoor t>em)anbe(te — und bal;in ful;« 
ren^ ba^ mir/ frei t)on alter ®unb()afti9Feit/ nur ®inn behalten 
für bie (^öd^fte/ gottlid^^e £)rbnung/ bafi mir biefer mit $reil;eit 
angei^oren unb fif^ig fmb ©Heber ju fe^n be6 geiftigen^ i;err« 
ü^m Seibed/ an me(d(^em ei)riftud ba^ J^aupt i(t^> 

2Bir laffen nun bie 9(udfprud^ bed 9(pofte(§/ ba fle nid^t 
fugßd^ in ber abmec^felnben ^orm bed £)riginatö fonnen miebet« 
gegeben werben, in ber ^orm ber Srma()nungen folgen: 



*) (Si btbatf wohl faum ber SBemerfung / ba§ bur(b bai ®e« 
fagte hai foßematifcbe fforfc6eit fiber Die menfdilidtn $flfi(btcn 
ntcbt foa oerbAcbtig grmacbt ober für übttfiüfU ttU&tt »erben. 
9lu<6 bit$ gebärt ^u Den nä^Iicben llebnngen bit toitf ein iebet 
auf feinem ^tanbpunfre/ {u treiben baben. — Sbec fein Slr^t 
fann grünbüd) bellen/ ber tiiAt ben (Bi(/ bit £>ueae bei UebeU 
fennt/ nodi felbft n^eif matf ®efunbbeit iS. ^ober bat Unf^f 
nfigenbe iebel nicbt d)rtf?Iicben WlotalMcmi» — tlm ober cbriS« 
lieb iu feon barf bie S^oraf nie von ibrer 9Q0ur|e( ficb (o^reifen/ 
no<b ibren @ranbDunft lyergeffen/ barf nie Safni^if n>erben» ober 
®efeb im alten @inne. 



Xap. XU. 9 — 21« 285 

9 — 21. iDie £ie(e feo oNe aktfleaung. fßmf>i(i)mt lai 

10 S}j>fe/ dangst im ®ituti an. 3n (er S6tuUttUf>t gegen 
einanbev fe9( ^er)Ucb. mt ^td^tung fommt einanter iuoor. 

11 3m Sifer feDb nnverbroffen^ 6e9b f enrigeo^ ®eiire0 ; bie^ 

12 net tem i^errn*). 6et)b fr&^lid^ in ^offnuHf llanbdaft 

13 in Srubfal; Ul^üttlid) im ®e(et S)en SJeturfniffen ber 
^eiligen fommt )tt i^ölfe. SSefleifiiget eudft ber @af}freunb<' 

14 fcbaft. 6egnet bie euc6 verfolgen/ fegnet/ unb fittcdet 

15 nid^t! 6e9b frö^Iid^ mit Un ^rSblic^en/ nnb meinet mit 

16 ben SBeinenben. ' 6e9b einträct^tig unter einanber. Stre- 
bet niddt nact^ |)obem / fonbern bi^ttet tu^ berunter ju ben 

17 9liebrigen. i^aftet encb nicfit felbfl für meife. * SBergeltet 
Sliemanben fStiiti mit 9$9fem. Sefleigiget eu(| bee Söb^ 

18 (icben Dor aOen aRenfcden. 3ü ei mügtict^/ fo biet an encfr 

19 (legt/ babt mit aOen 9)lenfcben ^rieben. Släebet eucb nic^^t 
fe(bil/ ®e(tebte/ fonbern gebt SRanm (weicbet) Um 3orn« 
S>enn ti (lebet g^fctf rieben: ,,3Rein iü ba0 6trafen/ id^ miO 

20 oergetten/ fprtcbt ber $err/' SBenn nun beinen ^einb 
bungert/ fo fpeife ibn; menn ibn bürüet/ fo trSnfe ibn. 
S)enn menn bu iai tbuü/ fo mirft bu feurige Noblen auf 

21 fein i^aupt bäufen« Sag bicb nicbt vom a^öfen ubertbin^ 
beu/ fonbern burcb bad Qntt übermlnbe H$. ^9fe* 

!Diefe fd^onen/ f)erslid^en SBorte be^ 9(pofietö ftnb ni(^tS an« 
bered/ Fonnen ntc^t6 anbetet fet;n/ atö Sntn>icF(ungen ber Siebe 
n>ie fie {t(^ barfteQt in ben mannid^facben S3er(;d(tnijfen be6 Se« 
ben§* dA ift bter feine falte/ ff^eibenbe 9(ufiäf;(ung Dcn $f(t(^« 
tcn, fonbern bie Srmabnungen ^erfled^ten [läf 5II einem gemifcb« 
ten ftranje/ toie bie 9(uff orber ungen bed £eben6 felbft gemifd^t 



*) «n^ere «efeart: 6<bi(f(t (U(b tn hit Seit. 



286 Stav. KU. 9 — 21« 

ftnb* Unb bod^ ift unter mannen ®a|cn/ obtDoI)! jcbct für ft(^ 
felbft etmn (et<^t au$ bem äScrangegangenen t)erftinbltc^en / aber 
mit ber Siebe nxid^fenben ®inn in ft^ f<9Iie$t^ eine genauere 95e« 
jiebung auf einanber un\)erFennbar* B^erft mad^t ber 3(pofte( 
aufmerFfam barauf/ ba$ nur bie ed^te^ \>on alter 93erfteUung 
freie ^ im Innern bed @emutl)d n)urie(nbe Siebe/ Siebe fe^« @ie 
mu^ ftd^ auf $nte erftredPeu/ menn fie ber gottlid^en df)n(td^ fepn 
folt/ aud^ auf bie SBbfeu/ benn ^au(u^ f)at und belef^rt^ baß bie 
göttliche Siebe 9(((ed umfa§t/ ba^ @)ott aud^ und geliebt t)ar <Ah 
mir nod^ @unber waren* 2lber fo wie bie reine , gottlid^ Siebe 
notl;n>enbig in fic^ f<i^(ie§t völlige Un)}erein6arreit mit bem SSofen, 
fo fann unb mu^ aud^ unfere Siebe beftel)en mit SCbfd^eu gegen 
bad S56fe/ fo foUen wir einjig feft I)alten am (9uten* ^nbcm 
wir bie 93bfen lieben muffen wir ha^ 93ofe \)erabfc^euen« — 3" 
ber näf)ern SBerbinbung mit benen bie a(6 95ruber/ ©eiflted unb 
@laubenöt}erwanbte und unmittelbarer angefroren/ bie an und/ 
unb an bie wir gteidf^fam junid^ft Derwiefen fuib/ fey v^orwaltenb 
bad SBerbdltnig ber J^rslic^f eit / eigcnttid^ elterlid^er/ finbtic^er 
unb gefd^wifterlid^er Siebe* (cf iXoaropytao @o wie gltern, 5Jin* 
ber/ ©ef(^wip"er, wenn fte ben Flamen verbienen/ il;r gegenfeitiged 
au^ered unb innered 2Bol)l fid^ angelegen fe^n lajfen/ jutr^ulicf^ 
unb offen gegen einanber fntb/ fo aud^ wir mit t>m SBruberm 
@o wie jened Söerl^dltnif gegrunbet fepn muß auf gegenfei tige 
SCd^tung/ jarte ®d^onung unb willige Stnerfennung/ fo follen 
aud^ wir unter einanber und barin gegcnfcitig jut)orfommen* — 
Srnfte/ unermüblic^e Slnftrengung erforbert jebed ©efd^dft unferd 
Sebend/ auc^ bad äußere; wirb ed im ®lauben geübt/ fo wirb 
ed aud^ jum innern : biefed aber erforbert feurigen ®eift / i|l 
©ienft bed J^erru/ SSerbreitung feined Keid^ed* — greubigfrir, 
fro()er Wl\xt\) unb 3u\)erfid^t ift ba^ Sigentl)um M waJ;ren an« 
l)ingerd 3efu/ bem fo große J&offnungeu/ fo unumft6ßli(^e gr* 



Aap XU. 9 — 21. 2S7 

tDartungen gegeben fmb^); ftanbt^aft/ gebultiig unb i)eiter ift et 
auify in ber Xvubfal/ metl er n>eiß ^a^ aud^ fie ju feinem ^ei(e 
bient; er trägt alle feine SCnliegen @ott im @ebet ^ov, uberbgt 
vor ii;m feine SGßunfd^e unb ^täne unb 93etummerniffe / unb 
über(dßt t;eiter unb rut^ig ben 3(u^gc^ng bem/ ber älHed ju fei« 
nem 93eften gereichen li^U 9(t(e Jg)u(fe Fommt vom ^errn, aber 
@r geftattet ben ©uteu/ giebt il;nen gleid^fam ^a^ fc^one äSor» 
red^t/ fid^tbarüd^ feine ©teile ju vertreten« Uebet biefed fc^Sne 
S3orre<^t/ ivogu befonberd in ben jegigen ^At^n bie bebrängte 
Sage fo mand^er @emeine eud^ aufforbert. Uebet aud^ bie fd^bne 
^fli(^t ber @aftfreil;eit« Uebet biefe 9}li(be gegen U\U, aud^ ge« 
gen bie/ bie eudE^ i^affen unb verfolgen* ®o n>ie bie SBirFfam:s 
feit ®otte§ (auter ®egen ift/ tok Sr @onnenfdf)ein unb Stegen 
@uten unb SSbfen angebei(;en (aßt/ fo ern)eifet unb n>unfd^et aud^ 
ti;r 3€bem nur &\xM\ nie entn)eif;e eure Sippen ein %l\x^, nie 
eure ^erjen ein (ieb(ofer @ebanf e ! — Unb eure 9)2i(be befd^rdnfe 
fid^ nid^t auf bie'@abe aUein; m€i)r a(^ ©abe erquidPt ber (lu 
n^eid inniger/ i)erj(id(^er 2^()ei(naf)me an ben ®(^idPfa(en $(nberer« 
2}erfe^t eud^ mit ungef unfte(ter / unverfteUter Siebe in bie Sage 
eurer ü)iitmenfd>en ; tl;ei(et von ^erjen itjre greubc mb i(;ren 
®d^meri* @e(;t aud^ noiUig ein in bie ^(dne unb ^bfid^ten S(n« 
berer/ opfert bereitn>iUig aud^ eigne Slnftd^ten auf/ mo ed o{;ne 
5Woc^t{)ei( beö ©anjen gcf(^e(;en tann, unb förbert fo Sin^eit 
ber ©efmnung. ©trebt nic^t barnad^ eud^ J&ol;e, SCnfel^en, ®e(- 
tung ju vejrfd^aff en / fonbern tvci(et befc^eiben in bem eu(^ ange« 
n>iefenen JHSirfungftf reife/ foHte e& aud^ ein fc^einbar nieberer 
fe^n. SDenn vor @ott ftnb 9(((e gleid^. IDie xoal)u J^o(k ^ox 
3{)m ift: ftd(^ in Siebe a(§ bienenbe§ @(ieb bem ©an^en anju« 
fd^(ieflen/ nid^t/ mit Ueberfd(^d^ung bed eignen 9Gßertf)e§ fid^ ge(« 



♦) 2Äor. 13/ 11 j $bi(. 3/ ij 4/ 4j I3:jeif. i/ i6. 



288 Ä<ip. XII. 9 — 21. 

tmb mad^en ju »ölten. — %^l)Ut nun ein Knberer gegen eu^, 
in tiefet ober in anberet J&infid^t, fo vergeltet ba^ erlittene Un* 
te^t ni^t tatut^ baß %i)t felbft Unred[)t tfjut; fonbern befttebet 
eud^ be§ Siedeten/ fo ba^ ed fid^tbar n)erbe unb ()ert)ortrete in 
alten menf<i^(id^en ä3er{;dltniffen. @o fe^b bereit/ fo ml e§ an 
eu(^ liegt/ fo weit e§ of^ne ä3ernad^(äffigung beß 90Saf)ten nnb 
3le<^ten gef(^e()en fann/ mit alten 2)?enfd^en in 5^^*^^" i« I^^^n* 
3n Feinem S'^W^ ober/ unb wÄret i()r nod^ fo tief gefränft, noä) 
fo unbillig bel)anbe(t n)orben/ laßt eud^ jur Städte f)inreißen. 
Slad^e ift ber SBunfd^ unb ba§ SSeftreben ben ©egner nid^t burc^ 
l)eilfame ©träfe jur SBefferung l^injuleiten / fonbern if)m SSofeö 
juiufugen: pe ift atfo ba^ offenbare ©egentfjeil ber Siebe, beS 
-©ottlid^eu/ unb fann nur tjerberbenb n>irFen* S(m alter^erber« 
benbften für ben ft(^ SRäd^enbeu/ benn bie StadfK ift Sntfemung 
üon ©ott^ — 8lber nid[>t^ SSof^ö bleibt unbeftraft. Fein frevel 
unt)ergolten/ ba^ folgt noti;tDenbig au6 ber £)rbnung ber göttlichen 
SBeltregierung bie wir Fennen gelernt [)aben. S)aö ©traf« unb 
©ergeltungöamt / fagt unö fd^on ba§ 3((te leftament, fyat ®ott 
^ä) vorbe{)alten* Sr übt eS mit liebevoller 2Beiöf;eit jum n>af)« 
ren SBeften alter Streik/ @r jud^tigt in bem redten 9}laße/ um 
ju befjfern. ©ebet atfo 9laum/ n>eid^et biefem gottlid^en 9(u§glei« 
d^ung^s unb S3ergeltungdamte/ greifet nic^t eigenmdd^tig ftorenb 
ein in ba^ gottlid^e 9lid^teramn Sured $(mted ift ed/ bur^ Siebe/ 
fo ml H)t e§ t)erm6get/ ben SBeleibiger jum ©efuljl feineö Un« 
red^tö unb ju l;eitfamer Sleue l;injuful;rem gntiief;t ü)m bat)tt 
n\ä)t eure J^uffe/ wenn er in 9iott; gerdtf)/ fpeifet unb tranFet 
ü)n, wenn if)n l;ungert unb burftet, bringt fo tf)n ju bem ©e* 
fül)t be§ l;eitfamen @dj)merje§ über ba§ eud^ jugefügte SBbfe. 
JßJet fid^ felbft rid^et/ ber überwinbet bamit nid^t ba^Sofe, fon« 
bem er felbft ift \)om Söofen überwunben worben. Jg)atte vorl)in 
bad Sofe ftd^ nur eine§ / be§ 93eleibigerd / bemeiftert/ fo bemeiftert 



$a9. XII. 9-21. 289 

a bux^ t)te fRa^ fid^ auäf M (SBelribigten^ a fdett itoet 
$riumyf;e ftatt etne^. , S)ur(|^ ba§ ©ulC/ burd^ bU Siebe aUetn 
ift ba^;S3ofe ju ubenptnben« 

&n ÜRittel in ber ^anb bet göttßdl^en SBelttegietund um 
ben SCudbntd^n bed S3cfen (u fteuern ober eS in feinem Saufe 
iu ^emmen^ oi)ne ba^ Städte ben S5eleibigten entflamme/ of)ne 
bai fein S^y ftd^ vetf daließe ber Siebe gegen ben SSeleibiger/ ift 
aud^ bie beftet)enbe fd^u^enbe £)brigfeit S>iefer Gkbanfe fd^int 
ben SCpoftel auf ba^ ^olgenbe ()iniuleiten* 



1 *- 7« Sin S^ber fei) ben boden Obrigf eiten untert^an» S)enn ci 

(ff feine iObrtgfeit o^ne von @ott/ tinb bie (efte^enben 

2 (Cbrigreiten) ftnb oon ®ott georbner. iBer alfo berObrig« 
feit ftc6 n)iberfe^t/ ber n)iberilre6t ®otte$ Orbnung; bie 

3 aber toiberjlreben/ n^erben ftc6 felbfl 6trafe iuiie^en« ®enn 
bie Obrigfeiten fmb nid^t ben guten/ fonbern ben böfen 
Saaten furchtbar« üSidfl bu nun o^ne ^urc^t feqn vor ber 
Obrigf eit , fo t^ue bai Stecbte / onb bu toirjl iicb bcn t^r 

4 empfangen: benn jle ifl ®ottetf SDieneriU/ btr {u gut. S^uf{ 



l) l^ovaLai 'bni^txoixrai^ potestates eminentes y erbabene£)6r(g« 
teittn. 3)atf fBcitvort ift bloger SfudDracT ber j^ocbacbtung / ebne 
büfi borin berfB<gnf betf eben ie^t im fdtft^U^tn^ bnWlaibtf 
aU ob barauf bit $0i4)t bed (Scborramtf (leb dtänbc/ b^roorge« 
boben »Are. 9GÖU benn »irepc^^oyT«? odritt auch für ohxi^ftit* 
liebe Verfonrn gebrauAt wirb / }. tB. Diog. Laert. VI. a. 1 1. S. 78 ; 
Plntarch. Pbilosopho esse cum princip. ni(bt toeit oom ünfang« 

19 



293 ÄÄP. XIII. 1 — 7. 

di^xi^tn ju einer ufurptrten/ aufgebrungetieti/ ober tprannifd^ iimIU 
tixf)xüd^, ttic^t ben @uten fd^u^enben unb beti SBofen ftrafimben/ 
alfo ber gottfid^en .Orbnung miberftrebenbeti obrigfeitlid^n @en>a(r/ 
berül)rt ber 9(poftet j;ier nic^t : eö todre alfo feljr \)erfef)rt, feine SSor* 
fd^rif ren unbebingt auf $dUe anjun>enben / bie er gar nid^t berucf« 
fid^ttgte. offenbar ift bah ä3eri;dltni$ ber Unterti>anen ju il)xct 
red^tmd^igen 9iegierung ein ganj anbereft atö bah ju einer miber« 
red^tlicl^ aufgebrungenen* 3^ned ift auf Siebe^^id^r/ ©egenfeittg* 
feit unb ®en)iffen gegrunbet ; n>ad ipdre aber bah für eine Siebe^ 
für ein ^flid^tgefu()t / xoah ftd^ \>en feinem redeten @egenftanbe un« 
bebingt übertragen lie^e auf Seben, ber ®(^(aut)eit ober SDlad^t 
genug befd^e / biefen ju t)erbrdngen ? — !Der 3(poftel fagt alfo alU 
gemein , ol;ne an ben befonbern S-all einer unred^tmd^igen ®en>alt 
iu benfeu/ bag th ^flic^t.fep; ftd^ ber £)6rigfeit unterjuorbnen/ 
loeil bah S3crt;dltniß jn^ifd^en Jg>aupt unb @Iiebern be§ Staats ein 
oqn @ort georbneteö ä3er()dltni^ fep^ folglid^ SOBiberfe^ung bagegen 
ein ftrafbarc§ SSBiberftreben gegen bie gottlid^eiDrbnung fe^n n)urbe* 
!Die beftel;enben £)brigCeiten^ fugt er f^inju/ ftnb \>on @)ott »erorb«' 
net« ^ic& fycx^t entmeber allgemein : bah S3erl)dltni$ felbft ift ein 
t)on 6>ott 9erorbnete^ ; ober th gei>t auf bie j e ^ t beftet^enben £)brig« 
feiten unb bejief^t fic^ alfo auf bie £)brigFeiten \>on benen ^aulud 
rebet/ auf bie red^tmdßigem $rei(ic|^ gilt ed/ nad^ bem ganzen 
®9ftem bth Stpoftefö/ nad^ n>eld^em Sitten nad^ bem 9tatl;fd^(u^ 
@otte§ ftdj^ entmicfelt unb aud^ bie 2:t;rannen SBerfjeuge in feiner 
J^anb fmb^)^ bai aui) feinbfelige9!)U(^te/ xotli)t bie n>irflidE^ t>on 
©Ott oerorbneten 9legierungen umfturjen unb ftd^ an if^re @teUe 
fe^en^ in einem gemiffen ®inn t)on ®ott verorbnet ftnb« 9(ber fie 
finb ed nur auf bie SBeife/ n>ie jerftbrenbe %iutl)m, Sanbt>lagen/ 
!>eri)eerenbe ®eud^en/ benen noir »id^ti befto noeniger nadl^ aUm 



*) 6. oben e. ÄS 5. 



Äap.*xm. i — 7. 293 

ÄrÄfteti ju ftcuern fucf^en mutJen. SSon foI(^en Sbrigfeiten, bk 
felbft burd^ fd^Icd^te Staaten e6 würben/ gilt offenbar ni(^t> ba^ fte 
nur ben fc^fed^^ten Zi)<kUn furd^tbar fcnb* — @elir fd^on, nad^ 
meinem @efut)(/ gibt ^aufttd ani) t^ier ba§ im sren u» 4ren SSerfe 
§oIflenbe burd^ bi« verdnberre SCnrebe afö eine allgemeine Semer* 
fung ju erfennen, afö etwaö nid^t gerabeju an feine Sefer©erid^ 
UM: aCBittft bu ol)ne ^urd^t fetjn, baf> l^eißt will Jemanb o!)ne 
$urd^t fepn vor ber £)6rigPeit, fo t[;ue er ba^ JRed^te u* f* to. fSlm 
ber SBofe i)at bie ©ienerin ®otte§ ^u furd^ten, nid^t ber gf^rifl, ber 
au6 innerer Ueberjeugung t>a^ Siedete ju tl)un fid) angelegen fepn 
laßt 6in fold^er ift nid^t au§ %\ix^t untertl)an» SGBie t)ertruge 
e§ fi(^ mit ber ©efmnung eine^ fotd^en, nur au§ ^urd^t \>ot ®trafe 
fid^ ber gbttli^en Orbnung ju fugen? JEBie fonnte ber jur gottlidben 
%ml)(\t ^Berufene mit ®f (at)enftnn I)anbeln ? 2Bie Fonnte mit fot» 
d^em ®inn bie gbtttid^e £)rbnung wurbig bargeftellt werben ? (St 
fd^lief t ber Orbnung fi^ an auß Siebe jur Orbnung felbft , will 
aud^ in bem Äbrper be§ @taat§, um be§ ©ewiffenö willen, au§ 
innerer Ueberjeugung, nid^td anberd fepn, atö ein bem ©anjen ange« 
l)brenbe§ @lieb, xoah auf feiner ® teile bem @)anjen willig unb auß 
allen Ärdften bient— Seiftet barum, fugt ^aulu§ (jinju, aud^ mit 
S3ereitwilligfeit bie eud^ obliegenben S3erpf}idf)tungen, unb betradf)tet 
bie weld(^e eud^ baju aufforbern nid^t al§ @egner, fonbern afö ^anii=' 
l)aber beriOrbnung« @ebet willig einem ^ebem ba^ il)m ©ebubrenbe* 
(S§ Fonnte naturlid^ nid^t bie unmittelbare Slbfid^t be§ ^po« 
ftefö fepn , aud^ bie Stomifd^n ;DbrigFeiten auf i(;re ^fli^ten gegen 
bie Untertt)anen aufmerFfam ju magern Unb bod^ wie fd^bn unb 
einbringenb fmb biefe ^flid^ten allgemein au6gefprod(^en in ben SBor« 
ten: bie öbrigFeiten finb (Dienerinnen ®otteS, J^anbf;aber ber 
gbttli(^en Drbnung, bm ®uten jum @dbu$, ben SSbfen jur 
gud^tigung! 9lur wenn fie baff finb, fmb fie, im rechten ©inne, 
9on @ott )>erorbnete iObrigFeitem Unb wenn ed bie ^fiic^t bei (St^ri* 



294 ȟp. XIII. l-~r. 

fton iibt^awft ift, bte £)rbnuii0 ®otM, bm fictfttgen &6b, mo« 
9on S()riftnl M ^au^ tft/ aud^ im Seben fii^tbar unb tmmer 
voOrommnet bartufteUen / fo tft bie^ oI>ne %ta%z aud^ ^td^t ber 
d^rtfitlid^n S^bd^feit/ unb jebet toeife St^^, jebe ®}itmirfiing im 
SBege ber Drbnung mu^ t(>r baju mtUfommen fe9ii« ^d €{>ri» 
ftatti)iim ift alfo meit entfernt/ unS jmn tobten ä$ei)drren in bem 
äCben/ bartmt n>et( ed t)erFomm(ic^ tft^ auf $uf orbem / fonbern/ 
fo n>te ber ©njetne an^ bem ®tanbe be§ ®efei^jn>Ande6 ftd^ et» 
lieben foB ju ber ^eiftigen S'^eii^ett/ in meld^ et/ ba§ gottüd^ 
@efe^ im Innern tragenb/ aud innerer €rfenntni^ unbfiiebe ftd^ 
bem ®an)en unterorbnet/ fo foU auif allmdl^ttg boö &ben bed 
@ansen ft(^ gefTalten. Slud^ l;ier gKt/ ma» ber SCpbftel fagt/ 
baß iwar aud) ber biirgerlid^ Unfreie ein freier ift in Si)riftud/ 
baß er aber bennod^/ menn ei in ber iOrbnui^ <|efd^l)en tamt, 
\ud)m foU/ amd) iur äußern $ret()eit ju gelangen* (i* Sor« 7/ 2i.) 
SCber nur at^ bem SBege ber £)rbnun() / ber SBetd^^eit unb Siebe 
fann unb foU bie größere $reit)eit bei (Sinjelnen tt)ie be§ ®anjett 
flen^onnen n>erben/ unb immer mdre ei bem ®inn be§ S(>riften« 
t()umi jumiber/ fe(6ft unter ben brucfet^ften äußern IBeri>ä(niif« 
fen bai 93ofe burd^ äJöfei uberminben ju nooUeu/ n>ei( babifr<^ 
nur bai SBofe oerme()rt n^urbe unb biefei nur but^ bai @ute 
n^at)r(^aft fann ubermunben merben* ( 12/ 2U ) 

8 «- 10. 6eob 9ltemanben eiwai fcCmIbig / aM Mi 8i^ )ti 
ctnanber : betin mer Un anUtn Ikbt / ber im Hi &tUii 

9 crfäait. i&enn 3ene0: „!Dti foSü nicbt e^brci^en/ nkt^ 
^t^len^ (mdtt falfcbei 3<»0niß geben) M4 tiidftt selüßitt 
(afFen^ nitb jebei fontltde Seb^t/ wirb i n biefem 9lodf)Nr«4i 
iufammeagefaßt : » Si<(( betnen 9)4cbüett lole bic6 HM."" 

10 2Die £ieb< fugt im 9t&<b9in laMni IBAHi iu. eo ifl Htm 
bie Silbe bi< QMt M @efe)^c«« 



Xüh XHJ. S~tO. 255 

S)ie SBorte fd^en fk^ amtiimibdr an feae ißAr^Kirgf^iitii* 
^ttiu§ l^arte Smiebud genmtnl toa^ man ^bin. IsHe htm mgn 
e& [ifiM^ fe9/ ain^ er 9cta\ldßn(Auttt nun ben iSktMunfm: @Mit 
Äkt^oupt Sctem^ n)9i i^ tf>m {d^uüi^ fe^b; aber iinbem ii;t fp 
^le ^i4^ ber ©erecMijlfek <iv^ vOltommcnl^ über, fa l>kibert()r 
bennod^ nod^^ ®c^u(bncr in ber Siebe* IDetui bie Siebe , $mm) in fii* 
ner SSoUfommenf^eit Unerreicbbare/ (ann nie ^Uiäf einer ^flid^t 
«oQftdnbig erfuUt/ gleid^ einer ©d^ulb abgetragen n)erben/ barin 
fbunen mir nie genug tt)un, barin bleiben n>ir immer ©d^ulbner* 
iDa§ Xüci)ti, l)hi)^k @efe| finbet nur in ber Siebe Erfüllung« Aann 
gleich 9{iemanb biefe§ f)ocl^fte @efe$ erfuHeu/ fo erfüllen n>ir ed 
bo(^ in bem iOlaß aß n)ir lieben. 9(Ue in SBorten audgefprod)enen 
@efe^e fmb begriffen unb ftnben \t)xc t^bd^fte Deutung in bem 
@a$e : Siebe beinen S^äd^f^en aU bii) felbft %Ü hid) fetbft Sin 
großes ißJorrl 3cber roünfd^t xo^t, fo n>dt er eft erfannt t)at, 
fein eignet n)a(;re& 2Bo(;l, eß liegt atfo in ber ri(l(^tigen @dbft(iebe 
aud^ ba^ fortbauernbe ®treben nad^ @rfeimtniß unfer§ ipal;ren . 
3Bo()ß/ unb hai 33oriie()en beffen .n)ad baju fut>rt por allen 
®d|^eingutitrn bei^ Sebenft* ®o beftel^t a(fo unfre Erfüllung ber 
92dd|^ftfnliebe/ berSinber^/ @efd^n>ifter:'/ @attenliebeu.f.n>v ni^t 
in fd^mad^r^ unoerftanbiger S>arbringung beffeu/ nfad |ur bcn 
SlugenblicF baö ®en)unfd^efte^ ber SRejgung f(^eid^(nbfte \^, fon« 
bem in weifer Ermdgung unb wittiger JBefbrberung beffen, waSM 
ti>af)tCf bauernbe ©ludf unfrer @e(iebten <x\)bl)tU 9{ie biirfen wir alfo 
md) auft vermeinter Siebe ^u ben Unfern etwad tt)un n>aö wir 
t>or un5 fetbft nid^t red^tfertigen Cbnnen ; nie un^ fagen : für mid^ 
felbfl würbe id^ mir nic^t erlauben alfo )u i)anbeln/ aber aud Siebe 
)u ben SDleinigen will id^ e6 tl)m. ~ Unb in Ratten / wo in 93er« 
l)dltni(fen gu Slnbem baö Ked^te ju flnben unft f(^wer wirb/ Irite 
uns immer bie golbene Siegel: ^anble gegen ben Stnbern wie hn 
wunfd^eft bafi er in gleid^r Sage gegen bid(^ t^onbeln möge: benn 



296 ita^ XIII. 6 - 10. 

mttnev i9&nfd^n mit 90ti htm SCiibem mit Sirte be^Mt ju n>€r« 
^ ^ unb übet unfet lebeemaligeö 9Ka$ b(t Siebe l;inau§ Connen 
mt nie i)anbe(n* — S>ie JE^tebe fu^t nie bem SCnbetn erma^ 35ofe^ 
)u« Slber aud^ bad Unteriajfen bed ®ntm, xoa^ mit ti)un fonn^^ 
ten / tft SBofeö» — ®o a(fo ift Siebe bet ^nbegtiff unb bie t^c^te 
Seutung be^ ®efe<}e§« 

■ 

11 — 14. $(ucb bieS: mnn toit bie 3^it ermäsen/ Hi bte 
6ttinbe fut und ba ifi/ aud bem 6cblaf }u etma^en: — 
benn ie$t ifl unfer $eil näber alö ba toit [iueril] glaubten; 

12 ^ bie 9lacbt ifl vorüber unb bet Xag, nabet — fo laffet nun 
und ablegen bie SESetfe bet ^infletnig unb anlegen iit SlU' 

13 ftung bed Sicdttf. 9((d am Xage (agt und anfiänbig wan«* 
betn/ nicbt in nScbtIicbem @cbmStmen unb 3;rinfgelagen/ 
nicbt in Untuc^t unb Ueppigfeit/ nicbt in i^abet unb £et^ 

14 benf(baft(icbleit : fonbetn tiebt ben ^mn 3efnd C^^tifiu^ 
an, unb p^eget bed gebend nicbt fO/ bag Stifie tege metben. 

Uebetl)aupt/ fugt bet Stpoftet in ä3eiief;ung auf aOe \)otaud« 
gegangenen Srinnetungen t^injU/ (aßt un& bebenfeu/ baß n^it ni(^t 
mzt)t etfte SCnfdnget fmb, baß rolt fd^on Idnget un§ bet ©egnun« 
gen bet (jettlid^en Sef)te erfteuen , baß wit geit geJjabt f)a6en i()- 
ten SBertf) ju etptoben unb in @tFenntntß unb Heiligung fottju» 
f d^teiten / unb^ fo taffet bie§ aud^ in unfetm ganjen SCBanbel unl 



11) <S^ fcbdnt mir unnatötncb/ btefetf xal tovto auf ba0 im 
Sttn^itU »orongegongcnc iin^tvl ^ridiv bcpeLXite ju begiebeii/ 

. un» aniuntbrntiif $au(utf babe batf $(ld)fte n»aö er barSrOt unb 
»oiu er auffothettf Mt flieht f noch burcb tintn unter^rorbnetrn 
SBemrdgrunb t>ct9Mtn xooHtn. Dlac^ meiner 9(n(ict)t ba(t»te 9au* 
lutf an bte nabe SODteberfunft dixifii bitt gar nt(6t. $ätte er ben 
^ebanfen felbll a(tf 6er|(id)e Sluffprberund {um »iirbioen ^m« 
pfange be^ ba(b erwarteten Sreunbe^ benuben tcoücn/ fo rofirbe 
er etf auf eine gani anbere ®eife getban bübtn.. 



«af XIII. 11 — 14. 29r 

tt>ittg betDeifen. 9)i<|t Mttgcr ifl e§ dcit für üti^ ju f(^l«fen; bie 
SRad^/ bie Seit bet Untoijfenbeit tft »ergangen, berSag (k^^^^i^S^' 
{enntni^ ift für un^ angebrod^en« — ^au(u^ vern>anbe(t nun bad 
föilb be6 in ber Stad^t @(^(afenben in baS 93i(b berer, bie in ber 
ffla^t SBefc^iftigungen treiben / bie ba^ Sid^t fd^euem ®ol(^e 
aSSerfe/ fagt er, iiemen und ni^t (dnger/ (afit und a(S ruftige 
®treiter ber SBa^rt)eit, bed IHd^ted je^t und beraeifem > ia^t uni 
noanbelu/ n>ie ed bem (;eUen ICage angemeffen ifl, unb aUed mei« 
ben, n)a6 gern in !na<l^t unb SDunfel fid^ verbirgt. Sbriftud fe^ 
in SCUem euer 93orbiIb , in i^n oerfenFe fid^ euer gonjed SBefen* 
äCud^ in ber Pflege eured i^orperd beobad^tet n>eife 9}Ußigung , fo 
ho$ aud^ t)on biefer ®eite aUe 9(nretjungen )u Unmurbigem t)er« 
mieben werben« 



1 — 23« 3)etf Gcbwacben im ©(auben nebmet eucb liebreidb 

an/ fo bag nicbt 9(6urrbei(en übtx ®ebanfen entflebe*). 

2 S)er eine glaubt aQe^ effen ju bürfen/ ber 6cbn)acbe aber 

3 igt ®emüfe. SBer H igt/ fcbäße ben nicbt gering ber nicbt 
igt/ unb mer nicbt igt/ ricbte ben ni^t ber igt: benn®ott 

4 bAt ibn angenommen. 9Ber btf} bu ber bu eined 91nbern 
^necbt ricbteft? 6einem $errn üebt ober fSOt er; er toirb 
aber fieben; benn ®ott oermag ibn ftebenb }u erbalten» 

5 2)er Sine acbtet einen Xag vor bem anb<rn/ ber 9(nbere 
bingegen acbtet aQe Sage gleicb* @in Sf^ber feo in feinem 



*)£)bec aucb: fo tfa% niAt 8n>iefpalt fiber Slletttun^ 
gm entfiele / entn)e^er ber $art()eten unter einander/ ober im 
(Bctoiffen btt einselnni. 



296 Äa». XIV. 1 — J3- 

6 timn®mütfn gmii: 9Bcr attf^age Uiv in HU iax* 
auf itmiptttni ntA mt ni<ftt4rtf Zaa l&d/ ttt HU 
lU4t batMf ((m i^tttn, Uni mt t|t/ ^ t§t l^em i^crrn^ 
»ctiit er Httffaset 3«tt. liiib tD<f »icfit üt, itt üi Im 

7 i^ttu nidbi i wi Nnfet (&m. S>iM ^faeotdub t^on nn$ 
b (f6i ü^ felto/ tin> Sttcmanb fitirbt fi4 (elkt. SSei^eit xoix, 

Ca lebe» ttir bem ^tttn^ ititb (lernen u^t/ fo futbtn mir 
tciti $f rrn. SSitr icfteii ntt» Diter mir f^eritn/ fo itn» toir 

9 tcj ^rro. 3)ftiti barttut lit iS^ritu^ ^^exb^n vaA intf 
Scbeti ein^eflandc«/ Hi er ber ßeftorbttten imb ter Sebett' 

10 teil $err fei). S>u abct/ tDütom ti4rieft tu betnen ä^ra« 
ter ? ober bit/ morum i^etAcf^tefl i^ ^i«^ S^ritber? 9Bir 

11 »erben fa 9iae oor ben 9lid^terfiub( Sbtifit treten, S^enn 
e« ^ebet gefcbrieben : n^o »abr icb lebe/ fpricbt ber ^err^ 
iDIir foOen aOe ^tiie ftc^ beugen / unb aQe Sungen ®ott 

12 befennen/ 3)emna((^ mirb 3feber ))on und für ficb felbfl 

13 ®ott 9tec6enfc(^iift geben« gaffet onl alfo ni(6t einanber 
Hebten/ fonbern bnranf oie(mtbr richtet eure 6orgfa(t/ 

14 bem S^ruber feinen %ti^o% ober Slergernig an g^ben. 3cb 
»eiS/ unb bin getoig in bem $errn Sefud/ bag 9}i(tftd an 
ftc& unrein ifl; nur wer tmai für unrein HU/ bem ifl etf 

15 unrein« Senn aber burcb 6peife bein 93ruber gefrfinft 
mirb / fo »anbelft bu nicbt vM\iX nacb ber Siebe« 93rtnge 
niebt bnrcb beine Gpeife ben vx 6cbaben/ ffir melcben 

16 €bti9tte geflorf en ift. &o gebet nun nicbt euer ®ut ber 

17 SSfteruttg preitf« S)enn Ui iReicb ®otte« beflebt nicbt in 
SfTen unbXrinfeu/ fonbern in @erecbtigfeit/ unb triebe 

18 unb ^renbe im beiligen ®eifi. SBer barin Sbriftud bient/ 

19 ber ifl®ott »obIgefSflig unb oon ÜRenfcben geachtet« S)arnm 
laffet mi bem nacbftreben ma« jum ^rieben bient/ »ad {ur 

20 gegenfeitigen ^brberung bient. Stiebt v^m Greife »iOen 



Äd», X!V. 1^23. tS9 

ittüixt Hi ^<tt 9hm. ^((M «i»<»r a ttin , üitf oer^ 

21 HtUMt »irb e< ^m an^nfct^eo )»cr ititit 91ttil«<i'') iii Wi 
fft ISMIdSi f€in ^<if4 m cfTeü; letnca {ßein {u ttmknf 
U(b übtxffMvt ttmi/ nman Mn SSmter lUifl^ «her 

22 ^o^mtf nimmt / ^bf v )i9eifeH»*ft t&itb. i^ »a Olaa« 
freti/ fo (»a^ il^n f fir Nc6 ^0t (9m. (SiMlitk tiHt titcbt 
fie6 fel^ft anftagt toi bmt WLi er fftr 9te4t flel^ti lUt. 

23 ®<r a6«r iMifeft/ mi to4 t$t/ her i^ fttafbax» »tu er 
ttkl^t m4 i^lmbiti f^nitlt: Unn aüti toai uidtt am Um 
&ianbtn fommt/ ii @diite. 

• * 

& erl;eifet au^ mid ))kfem Sf^etfe bed SBck^ teuütid^/ bog 
^iilit^ von viele« 9}t«i0(iebem bcr Stmtift^ ^emetnbe arajhe 
c^er mit @n»nb DO^audfe^n Immte/ ba# fk in Seigre unb SSon« 
bei fd^on betemenbr ^rtfd^ritte niUMift trotten./ tmb ba# er an 
tiefe voriu^ltsd^ feine 9lebe ri^t/ ob^feiil^ er ed atid^ntcl^an 
Unterrid^t für bie minber $ort^efd^itteiien f0tn Ui^L "9I«i>mt 
ber nod^ @(l^(||€n eud^ üebreid^ m^^ fast er ju 9(^^g beft 
j^lMtcte; ''«»k ®tarfern mujTen tit ^cl^d^n ber Unoev« 
moieiibtm tragen «^ l;eiSt ed in ber ^urtfe^ung beffdben (äcgen« 
ftanbei^ iSap* ts, 93* i; 'Md^ bin von eud(^ uberjmgt^ ba$ it^r 
fe(bfit ^BobtooUen unb (Kinfid^t beft^et^' (15, i4«) tu f* m^ Unb 
ba ber Qbfo^M viele ^meinbegüeber perfbnli<^ fannte/;kme man 
avA ben %tt$en im testen Kapitel beutii(^ ftei)t, fo ift et fei^ 
naturlii^ an)unei)men/ bag er an biefe^ bie toatycfätmüd^ felbft 
burd^ feinen Umgang fi{>r gemonnen l)attcn , bei ber Sttfoffmig 
bet abrieft voriuglicl^ hik<^tt* 



15) daroUve f. phtn |U IT«!^. 2^ ®. 12/ e. 37, 



*) Unbew/ o^cr ^^tf eignen <Bfr|^iif<ntf« 



300 Stüp. XIV. 1 — 23. 

S>t(fem Umftatibe s^obt^ ha^ 9au{u§ feinen SBortrag 6efon» 

berd an SRdnner tid^ten fonnte bie fdt)id waren in bie tiefern ®e^ 

l[^mniffe M Sf)nftentl;um§ mti^xonfyt ju werben^ unb ba^ et ni(^t 

genott^gt war »on befonbern fBorfdlten auSjugei^en unb biefen \}or^ 

iugttd^e ICufmerffamfeit ju n>ibmen/ vetbanft bieferSrief tag @n>^ 

artige in ber $(n(age unb bie 9Ci(gemeint)ett bie felbft in bm einzelnen 

Crma()nungen ftd^ audfprid^t« — 9lndf in benen bie ber Sfpoftel f)ier 

in 95esiel)ung auf gnoiffe S3orurtf)ei(e unb fOleinungen ertt^etlt f)a« 

ben xüiXf noie fd[^.on benterft worben^ Feine a3eran(affung anjunef^men 

hai fte au§ beftimmten SBeranlaffungen i)en)6rgegangen fmb. ^aulud 

fonnte/ na^ Un @rf al;rungen bie er in anbern ©emeinen gefammelt 

l^tte^ t)oraudfe^en/ ha^ dt^ntid^ Urfad^en aud^ dt)n(i^e SBirf ungen 

iKrvorbringen würben; ba§ ei^emalige 2!uben meKeid^t nod^ (großen 

SBertl) auf (Sntiniltung t>on gewiffen ®t>eifen bie ba^ jubifc^ 

@efe^ unterfogte/ ober t)om £))>ferffeifd^/ (egen würben ; bag SCn» 

bere affefif(^e Strenge fid^ afö 93erbienfl unb ^ommigFeit an« 

redten mid^tem & fd^eint mir baf)er aud^ gar nid^t not(;ig anju« 

mf)mm , wie ä3ie(e getl)an f)aben / ba^ ber SCpoftel entweber bie 

eine ober bie anbere 3trt ber ^bweid^ung audfd^(ie§enb im @inne 

gei^abt ()abe: er Fonnte fug(i(^ an beibe benFen unb barum Feine 

befonberd f>er\)ori)eben. 3ft ha^ iDMfte freilid^ fid^tbar in 93e» 

iie^ung auf bai $efti)a(ten an jiubifc^en ©ewo^nl^eiten gefagt / fo 

fonnen ber 2te unb 21 fte ä3er§ fügltdl^ auf bie afFetifd^e 9li<^tung 

belogen werben/ ba bo^ bie entl;a(tung t>om SBeiU/ bie ba^ 

2lubif<^e ®efe^ nid^t vorfd^rieb/ nid^t auf bad ^ftl)alten an 3ubt» 

fdJK« @efe|en gel[^en Fann* ®o erFldrt eS fid^ aud^ warum ^au« 

(uft l[)ier nid^t mit fold^er Strenge unb 9Seftimmt()eit bie ^eobac^ 

tung ber 3u^if<$(n ©ebrdud^e tabelt afö )« fö. im SBriefe an bie 

@a(ater/ fonbern f((^ barauf befd^rdnft/ feine eigne Ueberjeugung 

in biefer J^inftd^t beftimmt unb aü aud feinem lüeben in (£()riftu§ 

l;eroorgegangen au§iuf{>red(^en. (93« 14*) J^ier benFt er ft(^ nur 



Xap. XIV. l-2i* 301 

ben in6gKi^ $aH/ bort f)atu er bai bcfttmmfe Sactom unb 
5n>ar in großer S(u&bet)nung unb von ben nad^t^ettigften folgen 
begleitet' t)or flil^. 

^ie Urfac^e \>on beiben $Crten ber Stbmeid^ung ift im menf^ 
lid^en @emut(; biefelbe : iDlanget an innerer (SrFenntni§ be6 toäfy* 
ren SQBefen§ bed Sf)riftentl)um§ ; unb fo fmb aud^ bie $*olgen )>on 
beiben biefelben : (Singebilbete ^rommigCeit ftatt voai)xvtf geiftttc^er 
®to(i unb @eringfd[^ä|ung anberS (Denfenber/ Trennung unb S3er« 
n>irrung ber ©ennffen« ©egen biefe richtet ^aulud oorjugliil^ feine 
(£rmal)nungen« !Der @d^n>a(l^en ftd^ tiebeooU anjunel^men for« 
bert er bie ®tdrFern auf/ n)ie benn ba^ nur bie einzig richtige 
Stnnoenbung ber ©rdrfe fepn fann; nid^t fi(^ aufimoerfen gu 
9Ud^Urn ber ©ebanfen unb 9)leinungen/ ni^t Trennung unb 
unjeirige 3n>eife( ju erregen* SCud^ biefe Srma(>nung ift ganj im 
SCUgemeinen gebalten unb gegrunbet auf bie «bUige UniuU^tgteit 
be§ Stid^ten^ SCnberer^ n)ogegen ber 9(poftet fo- ernft unb n>ieber« 
i)ott )u marnen nid^t mube xoixb* 9tid^t ein Mm\äf ift ^err 
-eineft anbern 9)lenf(^en/ fonbern SlOe l)abm nur Sinen ^errn; 
biefer mirb aud^ ben @d^n>ad^en (galten unb befeftigen / benn bie 
»oUenbung SCUer ifl fein SBiUe. (93. 4.) SBir SCUe fmb, im S^ 
ben unb im £obe / bed J^errn , ber für un§ geftorben ift unb ber 
für und (ebt 3()ni allein/ ttidj^t irgenb einem SDlenfc^n, loirb 
3eber einft SRed^enfd^aft ablegen muffen von ben t>er6orgenften 
Sriebfebern feiner ^anbtungem (93« ? — 12«) ^^ber t)on und fe9 
bemna<^ in feinem eignen @emuti)e gen>i§/ t)anbU feiner jebeSmo« 
tigen Ueberjeugung gemd§/ fo n)ie er g(aubt baß ed rec^t unb bem 
^erm ioot)(gef dllig fev»(a3*6o — S>er SCpoßet ift weit entfernt bo« 
mit fagen ju n)oUen: n>er feiner bermaligen Ueberjeugung folge ber 
tt;ue bamit baö obfolut 9led(^te, jeber muffe alfo feft bei^arren bei 
bet je^igen i&leinung unb ieber bef|ern Ueber^eugung fein ^t 
9erf#<ien» SBie beftdnbe bamit bot $ortf<|^reiten tu bem l)o^ 



302 Ä«p. XIV. 1 — 23. 

ften 3i<(^ ^^ aSoabmttienDttt mtA ^ntud^ unt bat €^rtfteiu 
ft^nm tii>€t{}afl^^ nnh wtf}Ht'l SBie fottte ^r^ Nr burd^ feine 
®inne§n>eife beutüc^ an ben Sag legt tag er nod^ unter 
bem @efe|e/ in gennffen 93cjiei}ungen menigftend^ \Ul)tf niä)t 
fud^ fr{t bat>on tu n)erben unb jur trotten ^reif^dt ber fttnber 
&9tt^ iu getangen )u ber nur aUe berufen finb ? 2Bte fonnte 
^aului feine eigne Ueberjeugung über biefe @egenftanbe fe be« 
fHmme audf^rec^en^ »enn er nid^t xoün\i^u, ba^ 9flte nad^ unb 
nad^ Mi^ barin it)m glei<^ werben moderen? *- 9(ber fo lange 
ber iOtenfd^^ in irgenb einem ®rücfe ne(^ nic^t jur voUenbeten 
Oinfid^t gelangt ifit^ n>a$ Fann er anberd t1)\xn, ald feiner (Sin* 
fid^t^ htm \f)m jugemeffenen ü){a§ bed @(auben^; gemäß l;anbe(n? 
^rbert nid^ auä) bai bie $reif)eit ? Stuf biefe SBeife allein bleibt 
er in jebem SCugenbti^e nur ^ned^t feinet J^errn Sdottte er nad^ 
eined Stenfd^en 9(utoritat fid^ rid^eu/ fo mürbe er S:ned^ biefe^ 
i9fenfd^en merben. 9(ber ^au(ud fagt: »» ^tyc fe^b tt^euer erfauf t^ 
merbet ni(^ ber 9}lenf<^n Sne<f)te. «^ ( i JCor. 7/ 25. ) SBei^ atfo 
feiner eignen Ueberjeugung gemäß t)anbe{t/ mit bem SQSunfd^ ba§ 
jn tf^un n>a6 b^m J^errn angenel;m ifJ/ ber f^anbeft tc^t auf feine 
SSeife unb nad^ feinem ®tanbpunfte/ unb Fein 99Ienfd^ borf ft^ 
anmaßen it)n beM^aib ju \)erad^en aber ju rt<|iten* — ^errli^^^ 
berttl)igenbe ßefjre, otym mddJK ber IDtenfd^ nie bie 9iuf;e be« 3»* 
nern Utüafyttn thttnUf ba ja Seiner t>on fid^ glauben barf ba§ ^b6ffit 
gu f ennen unb ^u t)onbringen* i^annft bu g(eid^ / no^ bem f(^« 
nen ®(ef d^niß im eoänge(imn ^ mit bem bit ant^ertrauten ^f unbe 
nod^nid^t je(;n onbere gewinnen^ unb fannft bit oifo nii^t er« 
tparten ürber se(;n ®tAbte gefegt ju werben / fe^ getreft/ au(^ bai 
eine ^unb ba9 bu mit treuem @itin etmarSft wirb bir t^ergolten 
werben^ SHt t^aft mei)r att bu (^attefl/ unb n>er ba f^oi/ bem 
wirb gegeben auf baß er bie %vllli {;abe* ^ 9ßer ober {«Mifeb 
unb bo^ l^inbelt/ wer Mi^tflnnig M ))erafcfiumt bie Smftc^t fid^ 



Aap- XIV. 1— 23* 303 

ju t>erf(^a{fen bte er in feinet Sage ftd^ t>^ erwerben tonnutf 
o(>ne ober n>iber Ueberjeusung i)anbAt, bet ift ftrafbar/ benn er 
od^tet nid^t auf bie &dmmt be6 ^errn/ (ä^t ed nid^t ftd^ ange« 
(egen fepn ben 2BiKen beffelben )u fennen unb ju \>oHbringen/ 
ftef;t alfo tiefer at$ ^berienifle ber ben aOBilten beS »^rn fo gut er 
H)n erfannt f)at QU0iUfu(;ren ftrebt« SQSad ber 9}lenf(^ ot)ne ober 
n)iber Ueberjeugung tt)ut/ (benn bad ^eipt I;ier 6>(aube) iii ift für 
il;n ©unbe» (33* 230 

SDartitn !^anbe(t aud^ ber nid^t mi) ber Siebe ^ aud^ toenn er 
in J^tnfid^t ber ®a(^e felbft t)on ber bie 9lebe ift eine richtige &n» 
ftd^t f)aben foUte/ ber^ ftatt ben ©d^noäd^ern mit (iebenber @c^o« 
nung ju bet)anbe(n unb mit ;n)eifer 93erudfftd^tigung ber Umft&nbe 
i(;n allmdhlig jur beffern Ueberjeugiing t)iniufuf)ren ^ burd^ fein 
aSetragen iljn entweber erbittert unb ju liebfofem . Urtl;eit reijt, 
ober aud^ if)n veranlagt auf (eid^tfmnige SBeife oi;ne beffere lieber« 
jeugung ober gar wiber Ueberjeugung t>a^ ju tfynn toa^ er ben 
SCnbern . tf^uti ftef)t unb »or fid^ felbft nid^t verantn^orten Fonn« 
dt n>irb iut6) SOlangel an Siebe / an jarter ©d^onung unb SCuf* 
tnerifamfeit/ 83eran(affung )u fremben (Sünbem — SBringe alfo^ 
f e^t ber $(pofte( M bie fd^onfte / ruf^renbfte SCuff orberung t)in)tt/ 
bringe ben nid^t in <Sd^aben burd^ beinen 9)lange( an Siebe/ für 
ben @;(;riftu« bie größte Siebe ben)iefen {^atl ©ebet baö fofttid^e 
@ut ber d^rifttidS^en S*rei(^eit ni^t falfd^er Deutung px6&, inbem 
it)t e6 geltenb mad^et jum 9lad^t(^( SInberer« Sd ift mir aOeft 
erlaubt/ fagt ber äCpoftel anber^n^o / aber e§ frommet ni(^t aUe^« 
9ttd^t in ber dußem ^eit^eit beftef)t \a hcA SReic^ ®otM^ fonbern 
in ©ered^tigfeit/ triebe unb ^reube im ^eiligen @eiflt« SBa» 
baf)in und unb SCnbere mel;r unb mef)r fuf)rt/ bem laßt unft 
treulid^ nad^ftreben ; bann ben)at)ren tDir bie innere Srei()eit vor 
©Ott/ au^ wittn mir avA Siebe unfere dunere %t^)üt bef(|rdn(en« 



304 



1 — 13.*) "Bit/ Ut toir flarf ftnb/ mßffen bU ®titt(bUiff- 

feit ber 6c(^raac6en traseti/ unb nic^t und fclbil}tt ®efaaen 

2 lebem Sin ^eber von un0 (ebe bem 9lac6ilcn {tt ®efaaen/ 

3 ibm sunt Sinken/ }ttv ^i^i^^^runj. 3)tnn auc^ SMflutf 
tebte nicbt ficd fclbfi }n ®efaOen/ fonbern/ wie sefctrieben 
Hebet: »Sie 6c(imäbungen berer bie bidf fcbmSben flnb 

4 auf mic( gefaUen.^ Bai aber jnoor gefc^rieben ift/ bad 
ijl und }ttr 93e(ebrung gefc^tieben/ auf bag mir burc^ bie 



*) ®a hU Eobpreifung XVI. 25 — 27. in frbt »leim S^anb* 
fArtftrn ücb am (Snbe oetf i4ten jtapiteld htHnUt, in anbcrit 
abet am Stbiuffe tctf Manien/ unb »icber in anbern an htiben 
etrOen; fo bleibt c0 swdfelbaft/ mricbe euüt fie urfprdndltcb 
gebabt bat. IB e r t b o ( b iBerrnntbung / ( Ginleit. VI. $« 7is.) 
lAt it in fv&utet Seit vom (Snbe brtf i6ten ItapitcU an ba$ G^nbe 
bed l4tfn drröcft n)orben fei)/ »eit man bd 6ifeiit(ic6eR iBorUfun« 
gen bie ®vu6e ntcbt mit orlrffit babe unb bocb brn id^btitn @d>lu§ 
nicbt bab€ nnbenobt iaüen n)oQen / bag man biefen aber ni(ftt un« 
mittelbar vor ben ®rö§en babe frben »oOen^ »et! bafeibft (t(b 
ftbon etwatf tfebnitcbetf befinbet/ (XV. 35«) würbe viel SE^abrMein« 
licbleit baben/ minn nt<bt bie i^obprrifung ie$t an einer eteOe 
t&nhtf wo 9t ben Sufammenbang offenbar unterbricbt. $atte $au(u^ 
ffe ttitflxib antf €nbe betf i6ten Sa^ittU gefegt/ wo ibr bann aueb 
feb^n ein 0e^n0n»unf<b unmittelbar oorautfgebt/ fo foimte »ab! 
ber {bnlicbe 6egendwunrcb im legten SSerfe be0 üten SaoittU 
fein ^inbernifl werben fie babtn }u (eben. — ^aii febe nocb j^errn 
9linf I ^ermutbung in bejfcn Lucubratio critica in Acta Apost. etc. 
Bas. iSSoy p. i35. — gcb litbt ei vor mit $rn» Dr. Xbolni 
antunebmen/ bafl ^aulutf ben eioentiidten IBrief mit bem i4tfn 
ifapitel §tt fibliegen beabücbtigte / hai aber ber fcb^ne Cbcbanfe/ 
^ ttobureb tt Hi unmittelbar oorber CBefagte nocb bon einer anbrm 
6eite einbringlicb macben fonnte^ tbm {u einer 9la(bfd)rift iBrr» 
Attloffung gab. — 84 febe bennocb ietie brei Q^erfe antf Cnbe M 
0anien / um ben Sufammenbang nicbt in unterbrecben. 



Ä«p. XV. 1— «• 305 

®9tt üttt Ut QSihnlb ttit betf ZMti uxMU mcft gegeo 
cioanttv gleitet 9c#iiiittn9 }tt fC9ii tiacb ei^Mni 3efttf r 

6 auf bai i^r dnmfir^ifl onb mit d^ttiem 9Rtttib€ ®ott itttb beii 

7 Ißaut mferl {>etrii 3fefa Sbrifli pfeifet Saturn ntimt 
tintt bei MUtn Hd> iktnUb Mf flUic^mie S6riü«0 tud> 

8 Mitnmmtn ttat )itv ^erHi^feit eottti. 3fd& fa^e nSm#^ 
Ii4^/ 3efu« S^riftnl tottrbe ein 2)ietiet ber S^efct^neiboog 
um Ut ®a^r^eit ®omi »iSen/ jttr Seftätignttg ber 9}ev# 

9 ^ignngen ber ißJSteir; bie 4>eiben aNv preifeit ®oct um 
bev 9$armberii9f ett miOen / mie gefd^rteben flebt r i,3>atfttm 
tt>ia i(9 bicli rfibmen ttmet ben SBSIfetn ttnb beinern 9)«^ 

10 meti lobütiflen*«* Unb »iebernm bcift e«: 9,3trob(otfet ibt 

1 1 ^ilUt mit feinem SBoIfe*^ Unb mieberntn : ,iS0bet ben 

12 i^etrn aOe Seifet; nnb preifet ibn aBe Stationen«'' ttnb 
miebernm fagt 3fefai(i«: n^it Snriel ^feffe'! mivb bdi* 
Rieben ^ nnb 1t<6 erbeben bie 9)}I(er in beberrfcben: anf 

13 ibn «werben bie 9}&((er boffen.'' -- S>er eott aber ber 
^ofFnnnd erffiSe end(» mit aler Srenbe unb ^rieben im 
®(attben/ ^nf btff ib» retd» f^vb m ^iffnunqr in b<r 
Jtraft bei beiüsen @eiflel. 

9{od^ einen n)i(l^gen ©runb f&gt ber %)flel feinet 9(uffer<* 
bernng jur liebetwUen SBerucfftd^tigunQ ber ®<l^n)a^^etten Stnberer 
i)iniu: (£i)Yiftuö f)anbe(te aucf^ a(fo« SBit ®tätlttn {inb f^(btg/ 
fogt er^ aud^ in bcm, oaf nnr aß an fid^ rec^t ernennen unb 
wcA voit alfo ju t^un htx^ti^t mären/ nnnn n)ir bobei auf unft 



5) xaT^t X^iorbv 'Inorcvv. otäcb <bm / Qtm&% feinem ^orbiCbe« 
8) Xiyc» iL siefetf «i ffl^tt ittifltf anf ba# »eifpiel SbeWis 
Cr nämticb n)arb Siener n« f. m. 

20 



306 Aap* XV, 1 — 13. 

{Ob^ oHeiit Stucffid^r i» nd^meii ^mn, ten Suftanb ber ®<^a« 
^^ tu bemdFfU^ifeti/ unt fo tu (yanbeln wie e§ bicfeti iur 
Sorberung im @ulcn g^U^t. S>jmn aud^ S^rtftu) l)mMtt niäft 
mit StucfftdE^t orttf fid^ felhft^ fonbern mit StucFft^t auf bie 
®(lM<^e ^ <)u(fabeburfügm 9Renf(l^f;eit/ fo fel;r, baß er felbft 
bie sdnjlid^e 93etf ennting . unb Siftenttid ber @m unb hah @6et« 
lid^ üerfennenben unb Idftembett ÜRenfd^en ertrug/ um i^ncn 
t^ulfreid^ ju toerben« (£r trug unfere @(6nm<l^t;eit: nid^t fO/ ba§ 
er bie S3erfet)rt{)eit I)dtte ungerugt ()inge()en (affeti/ um ben ä3er« 
feierten ^u gefaHen^ fonbem fo/ baß er mit (iebenber ®^on\xtiQ, 
{id^ unferm ®tanb|)unfte ndi^ernb/ imferm §6eburfniß fi(i^ fugenb/ 
attmd()(ig und für ba^ SSeffere gen>anm Unb fo foUen auc^ mir 
m<^t fo bem Tldc^ten ju gefaUen fud^en/ ha^ mir feine ä3or^ 
urt^eUe begünftigen unb ndt;ren^ fonbem fo/ t>a^ mir auf eine 
für ü)n mal)rl)aft forbembe 9QBeife \fyn mit ©anftmutf; bat^on 
a1bnd()tig ju befreien fud^m ^aului finbet biefed ä^eifpiel ber 
tragenben ©ebMib (Si)ti\ti f(^on angebeutet in ben ®tel{en> bie er 
oiid ben i)eiligen @d^riften anfui;rt/ fo mie bed Srofted ber barin 
(i^t/ ba§ biefe @)ebu(b und mai;r(>aft forberßc^ gemorbeu/ unb 
baß S()riftud feine 9(bf(d^t baburd[^ mal)rbaft erreid^t ()abe/ unb 
aud^ bur(^ und/ menn mir Ü)m d(;nli(^ mirfeu/ ferner erreid^en 
merbe/ unb nennt fte barum fet;r be^eid^nenb bie @ebulb unb 
ben £roft ber ®d^rift/ m meld^er aud^ unfere «Hoffnung ftd^ 
ftdrCen unb befeftigen folU S>er @ott/ ber in ber ganzen $u[>« 
rung unb (Sriofung bed menfd^Iid^n ©efd^Ied^td ftd^ und a(d ber 
Q^ott ber @ebu(b unb bed Srofted bemeifet/ verteilte eud^/ fugt 
er i)iniU/ 6>(eid[^()eit ber @efinnung gegen einanber/ na($ bim, 
SBeifj)iel «(jrifti, im Jg)inMicf auf i^m (SBergt dbu 12, 1 — 30. 
Cr gebe/ baß i()r gegen einanber fo gefmnt fe9b/ mie S(;riftud 
ge^en einen S^ben von eud^: auf bai einftimmig au^ SlQer 
9)lunbe bct& fiob b^^ f)immlifd^en 93aterd ertönen m&ge/ bed ä3a« 



Aap. XV; 1—13. 307 

ttti 2!efu (Si)ti^ @6 tote bkfet ftd^ iinfct aiinaf^ni unb utt§ 
I)tnfui;rte ju bet J^enrltd^Pett M ißater^/ fo nel^tnet au«^ eud^ 
einer bed anbem am (St 'oev^d)mii)ttc e^ nt(^r^ {um iDienft beret 
bie unter bem ®efe$ waren, fid^ bem @efe^ ju unterwerfen, unb 
erfüllte fo bie ben 93itern geti^ane JBerf^ei^ung« Unb inbem et 
alfo ben Statfy^^in^ ©otteft t>oUfui;rte/ warb er jugfetc^ Slettet 
Snier aSMfer unb erfultte bie auf biefe fid^ be)ie()enben SBerfun« 
bigungen @otte§, warb bie Jg>ojfnung $CKer Stationen« — !Det 
©Ott aber, von bem aUe Hoffnung audgei)t/ auf hm aOe Jg»off< 
nung geri(|^tet ift, erfülle eud^ mit @nabe unb ^eben, bet 
^rud^t ber auf i()n gewanbten Hoffnung, M ©(aubend, tmb 
mad^e eure Hoffnung uberfd^wenglic^, in ber ^aft be^ (^eiligen 
©eiftes. — 

14—21. ^(b (abe itoat felbfi )tt end^ bad Jßettranen/ meine 
S^rfibet/ iai ancb i1)t ooO Itebretcber ©eftnttung fepb/ er^ 
füOt mit aOet erfenntniS unb fSi^tg eucb einanber ju er# 

15 mahnen. (Dtnnod iabt itb eud^ freimätbig gefc^riebeii/ 
tum S^ei(/ nm eu4 }tt erinnern/ oermöge ber mir von 

16 ©Ott oerlte^enen ©nabe/ '^Diener ju fe«n 3^fu S^riiH 
unter ben i^eiben unb ttn (eiHgen 3)tettfi am SoangeHum 
®otte0 }u bermalten / auf bai hH Opfer ber Reiben tooiU 

17 gef^iOig fei»/ gezeitigt butcb ben heiligen ©eifl. 0o HU 
icb tiun bejfen icb midft tüfmt in S^riftu« Sfefu«/ ®itu 

18 lidfti. S)enn nicbt werbe ic^ mir anmaßen etmatf tn fagen 
toai (S^riflnd nic6t burct^ mic^ bewirft ^at *) m Solgfam^ 

iS ttit ber ^eibeti burd^ 9Bort unb Xf>atf ' bttrc^ ^raft ber 
Seid^en utib SSutibet; burcd ^raft be< (eiligen ©eiM/ 



*) S. {. Vttbert^ ju ncnntn, (mir sujueißnen) aU »a^SMftutf 
»irfUA burcb nii<b bttoixtt bat. 



308 Müh XV. 14 — Sl. 

f0 ha% idf »0ti Sttufaft« «ib ri«gf ««(er Ml in 9MrtcK 

20 hai (StHiii«e(tii» 6(ri dt aMlgeferciiet ffabt , f« ic^Mi ba§ 
icf^ flirtr angcUflC« fe«ii (icfi tit4^t H io iKi(it»bcii »o 
C^riiK Kamt fcf^oii fectannt mr/ fe^inii t<( tii4t a«f Xiu 

21 barer 9twl hmtttf ' f^nbcni/ Mrie gcfc^üftcn ftc^ti »3>e^ 
ncn nicbrt bavon vertfinbigt mar; bie »erben ef itktn, 
Mb bie ttic^ei bavon gebSn babes/ bie tDerben el ncr^ 
ttebmett ^ 

£er Sfpofiet redS^ferttgt fid^ f>ter auf bie »artete Sßetfe übet 
bieientgen ®teKeit feinet SBriefed bie wettek^ in (ämgen ben 
8krba<^e l^dtren erregen Fonnen/ att moBe er {td^ eine 9(utorirdt 
anmaßen über bie nic^t 9on ti)m geftiftete 9loniif(be @emeine/ ober 
att betrad^re er fie n>irni(^ aß eine ))on it)nt geftiftete/ ba fle 
9iel(ei(l[^t bunl^ feine ^O/ijkt begrunbet n^on 3d^ felbfl, fagt cr^ 
traue eud^ bie (iebet^oUe @e{tnnung unb bie SrPenntni^ }fx, t>er^ 
mtttetft tnetd^er tl)r eu(b unter einanber emia(;nen fönnt/ unb 
Ol f)dtte in biefer J^nfld^t meiner Srmai^nung nid^t beburft* 
über bennp(|f entf>i(t ein £i)eU meined Sriefed freimut(>ige Sr» 
innerungen/ 3uru(frufungen be6 ©ewu^ten in euer @cMb^t$; 
idi^ f&f)(te ntic^ gebrungen bajU/ weil i(^ iDiener (£()rifti unter 
ben Reiben ju fe^n gemurbigt bin/ unb atö fold^/ gleid^fam afö 
^iefter beft neuen SSunbed ber feine anbem ;D)>fer fennt a(d 
bot be6 @ott pd^ barbringenben 9)lenf<ben fdbft mi(b t>eq>f(i(l^tet 
fubk/ biefe jO))fer ju (^eiligen unb ®ott n>of)(gefdaig ju ma^n* 
SMefrt gottUd^^e @efd^ft ift mein [Ruf)m/ unb burdj^ ®^tt^ 
<l$nabe l;abe id^/ beffen \6i mid^ ruf^men fbnne. @r b^^ burd^ 
feine ftraft meine SBirffamfeit jur äSerbreitung beS @oangeUum§ 
n?eitl;in gefegnet/ unb fern ift ed t>on mir/ ba$ xocA (£()riflu§ 
burd^ $(nbere gen^irft f)at a(^ meine 3(rbeic ju betrad^tem S3ieU 
mel)r (;abe ic^ immer meine €i)re barin gefegt, b^f^ Soangeßum 



Ä«». XV. 14 -2h 309 

m^t etwa auf ben wn 9(nbeni stlqjtcn Orimb )tt bauen unb 
bann tnid^ att ben ä3oUftti;rer beft SBauei ju. betrodM^en« (SSergL 
2^r« 10/ 13 fO 

$(ttd bem Cücfa^ten ert)enet au(^^ n>e(cl^ ISrCenn^ e^ t^z 
bie ^au(u& im i^ren SSerfe benJRemern beilegt/ unb bg# er 
(etnedwegd fagen n>iK/ fte t)attm aud^ wo^( bnrdj^ eigne Stnftc^t 
e^ vetmod^t bad fltofe/ l;errlid^e ©ebeimniß ber äBelnreftierung 
@otteS ju erfennen / n>a§ ber erfte Zt)vl fetnit SSriefei auf eine 
fo wunber\)oUe SBeife entfa(ret / unb n>a§ / toenn irgenb ^ttocA in 
ber SBeir ^ eine Offenbarung ©otfet genannt )u werben ))erbienf* 

22 — 33. S>atum *) bin icd (^4ufig berbinbert m«rben/ ju euc^ 

23 SU (Dmmefi. 9inn aber / ba icb in biefen ®egenben (eine 
®elefien|eit mtit (^abe/.feit biekn Sauren aber ben MulU 

24 cbco Sunf^ ^ege/ in ett<|^ p fommen/' fo ^ofe i(b/ auf 
meiner S)urc^reife nacb 6panien eucf^ tu fe^en / unb von 
euc^ bort^in geUitet }u merben / nacbbem icb {uuor an tudf 

25 mieb einigermaien gefättigt f^aU. 3ebt aber reife icb nacb 

26 3erufalem $ um beu i^eiUgen f)ii(f(et0ttog in bringeu. ^eun 
Vlaeebonien unb Slcboja baben ficb geneigt finben (afe»/ 
für bie Urmen unter ben Eiligen )u 3<tufa(em eine fbtU 

27 ßeuer }tt famme(m 6ie boben ftcb geneigt finben laffen # 
ttttb ite maren ti ibnen m^ fcbulbig. 2)enn H bie {reiben, 
an ibren geizigen ©urern Zf)tii genommen/ fo (tnb fte 

28 fcbulbig / ibnen aucb mit ben (eiblicben beijuiie^^en. ^obi 
tcb nun biefetf oottbracbt unb biefe Srucbt ibuen ^dftt }ttge# 
üeHt/ fo merbe icb burcb eure ®tabt nacb (Spanien reifen. 

29 3c& »eifi aber / bag / mcnn icb lu eucb f omme ; icb mit 



*) ^UU4 4u$g<l>cctteten 9S)ittiino0frcifcd balbtt. 



310 Aap» XV. 22 — 33» 

(ein t^oOm 6eg(n M fg^an^tünmi S^ri^i fommeti VDtvlt 

30 3c6 bim eucb aber / fdtüUt, itx mUm ^ttvn^tMditu 
ßud/ tttib bei itt £iebe be<®eift(tf/ bag ibt mit mir ringet 

31 im ®ebet ju ®ott für mic^/ bag ic6 mSge errettet merbeti 
i)Dn ben ttitflISttbigeti in^fob^a/ unb baS bie ftir ^ttüfalm 

33 beftimmte $ä(f(eiihtttfl ben i^eiligen tDOblgefSaig fet)/ auf 
bag icb nacb €otte« SBiUeti mit ^reuben }tt tn<i f omme unb 

35 micb mit encft erquicfe. ^er @ott bed ^rieben« fe« mit ette^ 
9l((cm («menO 



Sir bifr erwibitten ttmft£n&e / Ut ^eOeiiDund ber (9ef(6Aft€ hei 
^VOÜtU in Untn (St^tnUn^ Uint$ 9Ianed mit einer ^tfammtU 
ten iBetSeuer nact Serufalem unt» bann na<b ^om ^u reifen/ ber 
CSefdbrr bie er in gerufafem abnet/ wenn man tie {ofammenffeQt 
mit Upgefcb. 19/ 2i; 20/ 3 unb 22 f«; i Sox. i6; 2 jTor* 8 
u. 9/ machen ti böcb^ wagrfcbeinttcb / ba§ tiefer iBrief van 
itorintb au^ im Qabre 60/ etwa in ber SQttte bed 5,3a5red ber 
Üte^ierund 9^ero*l/ gefcbrieben feo* &. $ua'^ (SinLII, $. 117; 
unb bte Sctttafel @. 325. 5)e «GDette'ö Sinf. §. 137 j 
t bofucf'tf Sln^r. be« iSrtefel an lit mmtx @. 5. 



^au(u$ forbert jule^t nod^ bie 9)titg(ieber ber dlbmifd^en ©emeine 
bringenb auf, ftd^ mit tt)m im @ebet ju ))eretmgen , ta^ ®ott bie 
iu 3erufa(em ü)m brD()enbe ®efaJ)r t)on i()m abwenben möge* 
9tt(l^t atö ob er nic^t t^oUfommen bereit fep^ ba6 ju erbulben^ n>a$ 
na(^ bem fRatt)fä)i\x^ @otte§ bort tf>m be))orfteI)en mod^te« S)enn 
atö feine ^reunbe in Sdfarea i(;n bereben moUten/ nid[^t nac^ ^e« 
rufalem ju ite(;en / fprad^ er : fixift nur mtd^^ binben ju (ajf en^ 
fonbern auä) ju fterben in Serufalem , bin id^ bereit für htn 910* 
men 3efu St^rtfti; (SCpgefd^* 21/ 13) nod^ a(§ ob er geglaubt 
^tte/ ba^ ber emige 9tatt)fdS^(u^ @otted burd^ SSitten ber ÜDIern 
fd^en geanbert n>erben f onne : S)enn in biefem gan jen SBriefe i)at 
er un$ belef^rt/ baß fein ^Itnfi^ auf irgenb eine SBeife ben ^(an 
@otted ju dnbern )>erm6ge* ®onbern er felbft betet unb forbert 



a^ XV. 22 — 33.. 311 

uf ium @e6et/ fd^on barunt/ wtH nid^W me{>r im @tanbe tft 

nfetn SBiUert unb unfre (Sntfd^Iuffe ju reimten/ unfern SDtutI; unb 

nfrc (Stgebung ju befeftigen/ unfre Siebe gegen unfre 93rubec ju 

crmet^ten/ afö bte ftnblid^ fromme IDarfegung unb Ueberlegung 

mferer unb 9(nberer Stngelegent^eiten unb $(dne t>or ben SCu^en 

Sottet« Unb bann: o6mol)I bte S5ef^(uffe @otte^ unn>anbe(bar 

tnb unb unmoglid^ eine Slenberung ertdben Fonnen burd^ irgenb 

Setnanbed Jg)anb(ungen ober ^ebete^ fo fmb baburd^ gerabe bie 

Kot(;fd[^(u{fe @oned fo unenbüd^ n^eife unb (iebet^oU/ ba^ fte bad 

innere 2Befen ber 9)tenfd^en/ feine ^reif^eit auf feinem jebe^maltgen 

©tanbpunfte/ nid^t befd^rdnfen^ fonbern ta^ biefeS mitaufgenom« 

men unb bered^net ift (menfd^tid^ unS au^jubrudPen ) in b^m gott« 

ttd^en ^tane* ©iefer, würbe anberß fe^n, wenn ber SD^enfdj) felbft 

aiiberd xüäxi, menn er anberS t^anbelte^ anber§ betete* SBer biefen 

großen @ebanfen erfaßt/ ber meiß aud^^ ha^ er in jeber Sage fei« 

nee Sebeng f)anbeln muffe , atö wenn t)on feiner ^anblung felbft 

ber Erfolg abl)inge/ bei ber feften Ueberieugung / ba^ WLc& nur 

yycn bem SBiUen ©otted ab()ängt; ba^ er beten muffe^ aii ob fein 

@ebet im 92amen Sf^rifti Urfac^e be§ ®egen^ werbe ober ber Üb* 

wenbung beg Uebe(§/ bei ber (ebenbigen ©ewiß^eit t>on ber Unab« 

onberlid^feit bed gottüd^en ^(ane^* 



1 -2d. 3cb empfehle tü<b Wobo unfre e<bm9tv, m\(bt^iU 

2 feritt ber ©emeine in Aencdreä ifl; bai i^r fte aufnehmt in bem 
^errn/ mt ti ^eiligen getieft/ unb ibr beilie^t in 3(aem 
mtin fte eurer bebarf : benn audi fte ifi 93ieler ^firforgertn 

3 getDefen / unb aitdi bie mmigt. &tHtt bU $ri«ra unb 



312 XAp. XVK 1-^20« 

4 itn 1fir«UM, mtftie SRirarfeitcr lii SfeftM S^H^</ * meiere 
ffir min Mtn i^eti eiflncn^üt» O€mogt HUtif wetzen 
(<& ai(6t aOf in 3>atif ((fmttifl Mn ^ fotitem attc^ aHe ®e* 

5 mdnett ant itn S^tihtn. Or&Set att(f^ bi< ®cmdne in t^rcm 
i^nfr. Orfiict ben Spünetutf/ meinen ®e(ie(ten/ melAer 

6 b<r eriHinfl. «fien« in (S^rifin« ift.*) (Srttfiet Otam/ bie 

7 «cineilftalNii fi4 (• oie( gentfl^et Nt ®rii8tt ben Slnbro^ 
niftt« nnb ben ^nuMf meine Sermanbte**) nnb 9Ritse# 
fangne ; bie ben SC^offetn vö(^mlid^ befannt finb trnb anc^ 

a »0r mir Sbriften tDurben. ®tUtt ben 9Cmi>(iaf/ meinen 

9 Geliebten in bem $errn. @rfi$et1trbann0/ meinen 9RiraN 

10 beiter in^f^tiH^, wi&tadni, meinen beliebtem ©rufet 
«peOe«/ ben in (Sbrifin« S3e»5brten. &tUtt bie Seute Ici 

11 Kriftobnlnl * @rfif et i^erobien/ meinen SOiermanbten* ^tü^ 

12 iet Me geute bes fflareiffu«/ bie im i^errn finb* @rtt§et 
bie Ztxipltfina nnb *!{;rt)pbofa / bie M fiemübet b<^ben in 
bem $errn* ® rufet bie geliebte $erfi«/ bie ^d) Piel ge^ 

13 mfibet bat in bem i^errn. ®t&Ht Ütnfntf / ben ^nitvto&iU 

14 ten im ^errn^ nnb feine nnb meine 9)lutter. ®rnfet 
Stfottfrittti/ ablegen / ^tmai, ^attobaif ^ttmti unb 

15 bie SJrfiber bei ibnen. Srfiget ^bitolognd nnb bie ^nüa, 
ben 9tereu0 nnb feine 6cfimefter/ nnb ben CIpmpatf nnb 

16 aUe i^eitigen bei ibnen. ®ru|et einanber mit bem beiligen 
Ani fSi grfigen encb aOe @emeinen (Sbtifii. 

17 no(b etmabne id tnd, meine Srfiber/ tuib Por benen 
}n bfiten bie 3tt)iefpa(t nnb Errungen erregen / ber Sebre 
vMUf bie ibr gelernt babt/ nnb b^^Itet end^ fern von 



*) Ser im pro(onfurarif<b<n Mffen ba (Srfte i«ar im (Blaubcn 
an 6btMlu0. 



Stap* XVI. 1 — 20. 313 

18 üntiu S>enn iol^t Menen nic^t tinferm ^txtn/ fonD^n 
i^rcm eigtten Sban(btf unb iutdf S^mtidttUUn uni fc^öne 

19 SBoru verffilftren üe Ht ^mtn Uv ^rglofen* (Sttre ^0(8'* 
famUit ift Stßcn (nnb geworben/ Htum freue ic^ tni(6 
üier eitclft; ic(^ »finfc^e ober iai ibv toeife fepl) sunt ®uteti/ 

20 abev einflKtifl {um Siöfeti. iDev ®i)tt bei griebettd n^irb 
aber ben &atm unter eueren pfien {ertreten in ^urtem* 
3)ie ®nabe unfern |)errn Sfefn Sbriiit fep mit end^* 

^au(ud bmcft ftd^ fe()t unbeftimmt über bie 3tr(e(;rer unb 
BkPietrad^tfHfret auS^ gegen bie er I;ier rvarnt; mif ber (Bi)iU 
berung aber bie er von i()nen entn)irft ift eS n)a()rf(l^ein(i(l^ / ba^ 
er t)or jüglid^ biejenigen im @inne l)atu , weld^e fic^ angelegen fepn 
ließen \io^ jubifd^e Seremonialgefe^ in Slnfet^en ^u er(;a(ten unb 
au^ bie S(;riften au§ ben Jg)eiben bemfelben ju unterwerfen. 9(ber 
eben bie ttnbeftinimtf;eit unb $CUgemeint}eit ber SBarnung (dfit 
»ermut^en/ baß fßaulud au<^ t)ier nid^t in $o(ge beftimmter 9tad^ 
rid^ten rebet bie er \)on 9lom über ba§ S>afepn folc^er 3^rle()rer 
l)atte/ fonbern \io^% er \)orau§fe^te fte n>urben audf^ bort/ n>ie fonft 
überall/ fid^ eingeftellt i^aben. Sr (obt bie ^olgfamfeit ber @emeinc/ 
nwnf^t aber/ \><k% fie mit 9QBei^()eit t)erbunben feyn möge jur 
Unterfd^eibung unb 3lnna(;me beffen maS ber n>al)ren Se(;re gei* 
maß ift unb alfo jum @uten fui^rt; \i^% aber tf)r einfadlKT/ 
fcl^tid^ter ®inn fte ben)al;ren möge t>or aQem a3erfel)rten* 95ei 
fcld^er ©ejinnung/ fugt er t^injU/ n^irb ber @ott bed ^riebend 
©paltung unb %x6\%\x^icii unter eud^ nid^t auffommen (affeu/ 
wirb fi«/ unb ben Urf)eber berfelbeu/ ju 93oben treten* 

21 — 27. @tf grüßen encb Simotbeud / mein Mitarbeiter / unb 

22 Sueiu« unb 3i<ifon unb 6oitpater/ meine 93ertt)anbten. ^^f 
\txWVi%i grfiße vxiif ber biefeuS&rief gefcbrleben/ in bem 

21 



314 ÄaD, XVL 21 — 27* 

2P^mn. (8i grägt euc^ Sajttd/ mein mh bet s^njert ©c* 
meine SBin^* <S« grügt endt^ (Sraftud/ Ut Staimmalutf 

24 unb ber 95rnbet £lttattu0. ^ 3)ie @(ttabe nnfer« ^tvtn 
3efn Sbvifti fe« mit enc^ Mtn ! 9Cmen. 

25 3>em aber/ ber encb in frSftiflen vermag/ nac6 meinem 
eDangeltum nnb ber Sßerftinbigung i^on^efndSbriftu«/ nact 
ber (^mbäOnng M ©ebeimniffed \>ai feit ett)iaen Seiten üer^ 

26 borgen gemefen/ * ie$t aber an hai Sidbt gebracht morben 
ift/ au((^ bnrcd bie propbetifcden 6c^riften/ [unb] na4 bem 
Statbfcbmg bed etuigen ®otte0/ fnnb getban jurSinnalyme 

27 bed ®(aubend unter aOen Golfern : [^bm fei)] bem aUein 
n)eifen (Sott burcti ^efnd ^f)ti9ni (Sin in (Swigfeit! 
Simen* 

3n bicfen er(;abenen @d[)Iußtt>otten faßt ber Stpoftcl nod^ 
einmal eö iufammen: haf> fep ber Inbegriff ber SBerfünbigung 
t)on Sf)rifiuö unb feiner SCu^tegung berfelben, tia^ alte 3(ufri(i^- 
tung unb ®tdrFung, aUe Jg)u(fe altein t)on'@ott fommt burc^ 



Sic (Sonffruction ber (e^tfn brei^erfe ift umottttif aUt btt &nn 
ni(bt fcbiver. SS)ai ^titimmi iü burcb t>ie (Srfcf)eütang Sbritlt 
(titböQet/ $au(u$ fann alfo nicbt fagrn moQen/ ba§ etf b(o^ 
burcb bie propbetifcben 6Arift(n ie^t entbfiOet fep. 9(ber aucb 
biefe/ bereu @tnn nit Übt voQfommner t^erfteben^ baben {u 
ber SntbäQung beigetragen. — gcb trenne borum (pavefo- 
^iyxoq Sh vvVf t^on ben fofgenben SEDorten 9id Te ypaqJcov 
9rfo(^)7Tix<D)'. — Slucb fann $au(u^ nicbt fagen woQen/ ba^ 
bte anitrbeiCung an ade SDdlfer burcf» bie propbettf^en @(6rtften 
attejn ober ancl» nur bauptfAcbHA gefcbeben feo. — 27) 4 ^^bte 
$aulutf/ wenn etf fiberafl fleben foOte/ ivabrfcbeinliA 0att airfa, 
nie auf dbnUcbe ®eife (Spbcf 3^ 21« a^Tcsf faff äberfIfi<Tid 
0ebt SlOerbtngtf entifanb babnrcb eine Stoeibeutidfeit/ inbem 
man bod ^ aucb auf ^I'^^- XptaT. belieben fönnte. 

£)bd(ei(b etf nicbt unmittetbar bieber gebart/ fann i4 bo4 
nl4lt umbin anfmerffam barauf {u macben/ bt^9 Mt fBerbinbung 



Aap. XVI. 21—27. 315 

3cfu§ €()rifhi§* ©aft, fagt er, ift ber 3nl;alt brt gtofen @e- 
i>eimnttTe$ ber SBritetlofung, be^ emtgen Stati^fd^Iuffe^ ©otM, 
auf tocld^ed bte ^ro)3l)eten i)ingebeu(et haben unb n>ad barum afö 
@tn @ebanFe ©otted ftd^ Funb t()ut ^) / ma^ aber je^t entl;ul(et 
ift bur(^ S^fud S()riftud unb nun (nnburd^bringt ju allen 9361« 
fern/ auf ba^ ber SBiUe @otte§, bte SBefeligung 9CUer, erfültet 
werbe. — 

©iefe burd^ Sif^riftud un6 gen)orbene äBei^f^eir f)at beftanben 
unb ftei;t feft unb unerfc^utterKc^ bei bem Sntftel)en unb ä3er^ 
fd()n>inben aller 9}{enf(l^n>ei0(}eit in beren n)e(l^fe(nben formen/ 
n)ei( fie bie S£Bei§i)eit be6 aUein 2Beifen ift S>a6 
ift ter alleinige @runb n>arum fo mU Slnfeinbungen menfd^« 
lieber ä3erCef)rt(;eit/ fo ))iele3ufd^e unb a3erunfta(tungen nienfd[^(i(l^en 
2BaI;ne§ mä)t tjermod^t I)aben fie ju tjerbrdngen ober bie gbtt« 
lid^e Sraft ju fd^dd^en bie in U)x Übt unb mdd^tig fid^ erweifet 
an S^bem ber mit n)af)rem 93erlangen nad^ Sid^t unb Jg)u(fe \t)t 
ftd^ ndl;ert. 



von al6vLoq mit XP^^^^ vmwibtxft^u^iid) jetgt/ tag bie 91. X. 
e<bxiftitUtt mit aiSviog gar nicbt t>cn metapbofifcben Q3egriff 
t)on emig, aU ber S^it entgegengefe^t/ not6n>enbig Derbinbeti/ 
fonbern H% ber iebedmaltge Sufammenbong etf geigen mu§/ ob 
Ite langbauernb ober ewig tm eigentHci)en @tnne barunter t^er* 
fielen. @ine ewige Seit iü tin ftcb felbS toiberfprecdenber 
fBegrif / wenn man ewig im eigentncf)en @inne nimmt/ unb 
Sltemanb wirb behaupten woOen/ man muffe/ ber gefunben ^er« 
nunft $um Zvoi^/ annehmen/ $aulu^ fage \>on ber Seit/ lai 
üe emtg feo/ weil er im folgenben ^erfe ®ott U^ 9rdbi(at 
al&viog beilege/ ha (Bon botb unleugbar ewig feo. £ann man 
aber mit mebrerem ^td^tt behaupten/ xoXaaiq aiivioq^ Sl^attb. 
2S, 46/ mäffe notbwenbig barum ewige 6trafe bebeuteu/ weil 
iaii ai&viog unmittelbar banel^en genannt wirb unb biefe ion 
hoäi unleugbar ewig fep? 



*) 93ergl. oben i/ 2. 



316 Äap^ XVI. 21 — 27. 

;D m^te ed b^ immer met;r erfannt merbett/ ba^ btefe 
^tmme(§n)<i&(^ett a((e& in ft(^ fd^Iicgt mad je t>tt 9Kenf(^ be« 
burfen tann, um mit 3ut)erfi(l^t unb ^reubigfeit ben 2Beg ju 
»anbeln ber allein i(>n jut feiigen J^eimati^ fu{)ren fann ; ba^ 
e^ bie Stufgabe ed^tet meufd^lic^Kt 2Bei§f)eit ift ni^t einen andern 
2Beg ju finbeu/ fonbern nur bie ^inberniffe aller $(rt l[)inn)eiuu« 
räumen moburd^ 9)lenfd^eni)änbe biefen 2Beg ä3ie(en nod^ unju« 
gdnglid^ gemad^t ober erf(l^n>ert t)abem iDZöd^te fo ber eri;abene 
@inn be^ Studfprud^^ immer tiefer geful)lt/ immer Rarer bem 
SSemußtfepn merben: ha^ in feinem anbern ^dl, ba^ fein an« 
berer yiam^f feine anbere ^raft/ unter bem Jgyimmel bem SKcn:« 
fd^en gegeben ift n^oburc^ mir fonnten feiig merben^ aß alUin 
3efu5 (Ef^riftu^; ba^ t)or 2!i)n) <)H^ ^nie ftd^ beugen unb alle 
Bungen befennen foHen, ba$ Sr ber J^err ift, jur Sf;re (Bctt^ 
M 93atere! 



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DATE DUE 




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